Genaugenommen eine Leserin:
„Sehr geehrter Herr Klonovsky, Sie haben in der ‚Acta diurna’ einen Leser zitiert, dessen Meinung mich sehr ärgerte. Zunächst: Was Herrn Elsässer widerfahren ist, das ist von einer unfassbaren Niedertracht geprägt. Es wurde ja nicht allein diese Zeitschrift verboten – was ich falsch finde, aber aus Sicht der Verantwortlichen für dieses Tun etwas nachvollziehen kann. Was ich allerdings nicht nachvollziehen kann und was für mich jedes Maß übersteigt, ist die Art und Weise des Vorgehens. Morgens im Bademantel vor die Kameras der Journalisten gezerrt und dann auch noch j e d e s einzelne Stück des Büros und wohl auch des Hauses mitgenommen – sogar die Gartenstühle.
Wenn so etwas geschieht, sollte man sich in erster Linie mit dem Opfer solidarisieren, das gebietet schlicht die Menschlichkeit. Ein gutes Beispiel für diese Haltung kann ich Ihnen nennen: Roland Tichy. Wenn man ihn und seine Auftritte in Medien etwas kennt dann weiß man: Roland Tichy stimmt mit seiner Meinung überwiegend nicht mit der von Jürgen Elsässer überein. Herr Tichy ist eher auf Seiten der Nato als auf der Seite von Russland, und er ist immer auf der Seite von Israel – ganz im Gegensatz zu Jürgen Elsässer. Es war aber Roland Tichy, der sich als eine der ersten Journalisten vehement und absolut eindeutig im Fall des Compact-Verbotes auf die Seite von Elsässer stellte, und er vermied es, Elsässer zu kritisieren. Eine großartige Haltung. Diese finde ich auch immer wieder bei Roger Köppel. Gerade letzte Woche weilte er in Moskau, um die hier im Westen meist verschwiegene russische Seite zu Wort kommen zu lassen. Beide Journalisten, Tichy wie Köppel, sind k e i n e Extremisten und sind nicht an den politischen Rändern zu Hause – sie vertreten schicht eine andere Meinung als die meisten Mainstreammedien. Man muss sich da auch nicht noch einreihen. Die Zeiten ändern sich sowieso, und was heute eher am Rand steht, kann morgen schon die Mitte sein und umgekehrt.
Es gibt nun einmal verschiedene Meinungen zu den Krisen dieser Welt, und das ist ja auch in Ordnung. Wenn ein Mensch wie Jürgen Elsässer und wohl auch seine Frau und seine Mitarbeiter derart behandelt werden, sollt man zuerst einmal bedingungslos an deren Seite stehen.
Bravo Herr Tichy, bravo – wie immer – Herr Köppel!”
Aber selbstverständlich, geehrte Frau ***. Nichts anderes hat der vorwitzige Eckladenbetreiber ja getan.
PS: Er sei „sprachlos”, schreibt Leser ***, auf den sich die eben ziterte Dame bezieht. „Zum einen ging es mir um das Magazin, nicht die Art und Weise der Durchführung (des Verbots). Zum anderen finde ich es bemerkenswert, dass der Wolf auch noch von den Hühnern verteidigt wird. Die Leserin sollte sich klarmachen, dass Compact ein absolutes Zerrbild von AfD-Anhängern erzeugt. Letztlich fühle ich mich in meiner Vermutung bestärkt, dass Elsässer die AfD so framen will, dass sie wie ein Konglomerat aus Nazis, Spinnern und Esoterikern wirkt. Compact malt quasi das Zerrbild von einer Partei im Endstadium, wenn es nicht gelingt, die Schwachköpfe und die V‑Leute irgendwie unter Kontrolle zu bringen. Wer sich mit den Titeln und Thesen beschäftigt, wird sehen, dass er auf eine Schiene geschoben wird. Diese Schiene führt direkt zum Parteiverbot, Endstation Karlsruhe. Aus meiner Sicht ist das Compact-Verbot der Testballon für das Parteiverbot. Man muss einfach nur die Compact-Zitate in der Verbotsverfügung durch entsprechende Passagen aus Höcke-Reden ersetzen.
Es kostet mindestens Wählerstimmen. Nochmal: Das rechtfertigt keine unverhältnismäßigen Maßnahmen, aber um die ging es mir auch nicht.”
PPS und zum Dritten (und nunmehr Letzten):
„Seit einigen Tagen findet in Ihrem ‚kleinen Eckladen’ eine Diskussion von Lesern über das Verbot des ‚rechten’ Magazins Compact statt. Diese Diskussion fand ich von Anfang an höchst befremdlich”, moniert Leser ***. „Irritierend auch, daß Sie Stimmen umfangreich Raum geben, die einer Einschränkung der Pressefreiheit unverhohlen das Wort reden, weil sie sich davon ein paar Stimmen mehr für die AfD erhoffen. Nun hatte heute eine Leserin dazu m.E. alles otwendige gesagt, dankenswerter Weise von Ihnen auch veröffentlicht, man hätte einen Punkt machen können.
Aber nein, es muß noch eine weitere, inzwischen rechthaberische und in der Wortwahl nahezu pöbelnde Antwort folgen, mit der Folge nun meinerseits platzenden Kragens. Eine Leserin mit ihrer von mir unterschreibbaren Meinung zu den ‚Hühnern’ zu rechnen (der ‚Wolf’ ist dann wohl der Herausgeber eines Magazins mit 40k Auflage?) und ferner von ‚Schwachköpfen’ zu fabulieren – was soll diese unsinnige und inzwischen fast pöbelhafte Debatte überhaupt?
Glaubt Ihr Leser ernsthaft, man könne Stimmen für die AfD generieren, indem man einer Einführung der Pressezensur das Wort redet? Und wer soll denn überhaupt diese zusätzlichen Stimmen bringen?Da kommt doch nur der klassische unzufriedene CDU-Wähler wenigstens theoretisch in Frage, der allerdings weder das Compact-Magazin liest, noch von dessen Existenz überhaupt je gehört hat.
Nebenbei, inwiefern Compact zu den ‚Richtigen’ gehört oder nicht, kann ich persönlich mangels Kenntnis nicht beurteilen, es interessiert mich auch nicht, da im Kontext völlig irrelevant.
Und diese selbsterklärten von Mansteins der AfD-Strategie sehen sich moralisch völlig auf der sicheren Seite, schließlich habe man sich ja von ‚unverhältnismäßigen Maßnahmen’ distanziert. Und nein, Herr Klonovsky, Sie nehmen sich nicht einfach dadurch aus der Schußlinie, daß Sie Ihrer Leserin erklären, „nichts anderes“ als die von der Leserin völlig zurecht eingeforderte Empathie und das Eintreten für die Pressefreiheit hätte „der vorwitzige Eckladenbetreiber ja getan“. Nein, hat er nicht, sondern, kaum daß der Bademantel wieder am Haken hing, einer schon recht widerlichen Diskussion Raum gegeben, das war sicher zeitnah genug und völlig angemessen, ja?
Wie man es richtig gemacht hätte, das können Sie bei Bedarf bei den von der Leserin genannten Tichy, Köppel und vielen anderen zumeist recht ausführlich und differenziert nachlesen, unter anderem auch bei Ihrem von mir hoch geschätzten Freund und Kollegen Alexander Wendt. Wie schon gesagt, potentielle zukünftige AfD-Wähler wird dieses Kasperle-Theater kaum betreffen oder auch nur interessieren. Menschen aber, die der AfD emotional und auch rational zuneigen, und zwar ausdrücklich im Sinne von Demokratie und Rechtstaat (!), werden Sie mit solchen unerquicklichen und schwer verständlichen Debatten eher vertreiben.”
Nur soviel zuletzt: Der Kleine Eckladen ist kein Parteilokal und kein AfD-Strategiebüro, sondern ein Ort, wo frei gedacht und diskutiert wird, natürlich unter dem strengen Blick des Betreibers.