16. Mai 2021

Chris­ti­an Thie­le­mann wird nur noch bis zum Som­mer 2024 die Staats­ka­pel­le Dres­den lei­ten. Die säch­si­sche Kul­tur­mi­nis­te­rin Bar­ba­ra Klepsch (CDU) gab bekannt, der Ver­trag des Chef­di­ri­gen­ten wer­de nicht ver­län­gert. Peter Thei­ler, der Inten­dant der Sem­per­oper, soll zum sel­ben Ter­min abschieds­hal­ber lei­se Ser­vus sagen. Müssen.

Die­se Nach­richt ist zunächst ein­mal völ­lig unver­ständ­lich. Thie­le­mann ist einer der bedeu­tends­ten Diri­gen­ten der Welt, der legi­ti­me Erbe der gro­ßen deut­schen Kapell­meis­ter­tra­di­ti­on, im spät­ro­man­ti­schen Reper­toire kon­kur­renz­los. Wenn man das Enga­ge­ment eines sol­chen Hoch­ka­rä­ters aus­lau­fen lässt, ist das unge­fähr so – man ver­zei­he mir den abrup­ten Gen­re-Wech­sel –, als wenn Man­ches­ter City bekannt gäbe, den Ver­trag mit Pep Guar­dio­la nicht zu ver­län­gern. Da ist, wie Herr Jac­k­opp in Eck­hard Hen­scheids „Voll­idio­ten” wie­der­holt moniert, „ein Bruch in der Logik”. Bezie­hungs­wei­se es gilt offen­kun­dig eine ande­re Logik, der man auf die Spur oder Schli­che kom­men muss.

Neh­men wir an, Man­ches­ter City, um bei die­sem nicht zufäl­lig gewähl­ten Gleich­nis zu blei­ben, gäbe außer­dem bekannt, man tren­ne sich vom der­zeit bes­ten Trai­ner der Welt, weil man vor­ha­be, in Zukunft eine ande­re, zeit­ge­mä­ße­re Art Fuß­ball zu spie­len, diver­ser, viel­fäl­ti­ger, nach neu­en Regeln und für neue Ziel­grup­pen, nicht nur mit den Stars, son­dern unter Ein­be­zie­hung von Frau­en, Behin­der­ten, Trans­se­xu­el­len, Geisteswissenschaftler:innen, Hob­bits und Über­ge­wich­ti­gen, für ein moder­ne­res, bun­te­res Publi­kum. Das nen­ne sich „Per­spek­ti­ve Man­Ci­ty 2030” (im Ori­gi­nal „Per­spek­ti­ve Sem­per 2030”). Im Übri­gen ist sogar das nicht unwahr­schein­lich; die­ser Tage mach­te eine Mel­dung die Run­de, wie sie absur­der kaum sein könnte.

(Was sogar Frau­en­na­tio­nal­mann­schaf­ten gegen männ­li­che Schü­ler­trup­pen aus­rich­ten, sieht man hier oder hier.)

In ihrer Pres­se­mit­tei­lung spricht die säch­si­schen Kul­tur­mi­nis­te­rin Klepsch von der „Chan­ce, einen neu­en Chef­di­ri­gen­ten oder eine Chef­di­ri­gen­tin zu beru­fen” – ich tip­pe auf Vari­an­te zwei –; die Rede ist außer­dem von „neu­en Publi­kums­schich­ten” und „digi­ta­len Ange­bo­ten”. Und wei­ter die Kul­tur­kam­mer­che­fin: „Eine Oper in zehn Jah­ren wird eine ande­re als die Oper von heu­te sein: Sie wird teil­wei­se neue Wege zwi­schen tra­dier­ten Opern- und Kon­zert­auf­füh­run­gen und zeit­ge­mä­ßer Inter­pre­ta­ti­on von Musik­thea­ter und kon­zer­tan­ter Kunst gehen müs­sen.” Eine Minis­te­rin, die von der Hoch­kul­tur bei­na­he so viel ver­steht wie Anna­le­na B. vom Völ­ker­recht, stößt der Staats­ka­pel­le und der Sem­per­oper Bescheid, wel­chen Weg sie gehen „müs­sen”. Es ist der­sel­be anfangs leicht abschüs­si­ge und zuletzt steil abfal­len­de Weg, den nach den Vor­stel­lun­gen der grün­schwarz­bun­ten Spitz­bu­ben, denen die­ses Land nicht ganz unver­schul­det in die Hän­de gefal­len ist, sämt­li­che kul­tu­rel­len Insti­tu­tio­nen, aber auch Schu­len, Uni­ver­si­tä­ten, Unter­neh­men, Ver­ei­ne, Stif­tun­gen gehen „müs­sen”: der Weg in die post­na­tio­na­le, post­kul­tu­rel­le, post­tra­di­tio­nel­le, geschlech­ter­ge­rech­te, okzi­den­to­pho­be und tri­ba­lis­ti­sche Idio­ten­welt von Iden­ti­täts­po­li­tik, ras­sis­ti­schem Anti­ras­sis­mus und jener wun­der­vol­len Diver­si­ty, deren Resul­ta­te wir der­zeit auf den Stra­ßen von Jeru­sa­lem, Köln, Ber­lin-Neu­kölln, Gel­sen­kir­chen und in Per­ma­nenz in den Vor­städ­ten von Paris bestau­nen dürfen.

Für Wag­ners Dresd­ner „Wun­der­har­fe” mit ihrem von Thie­le­mann favo­ri­sier­ten tra­di­ti­ons­s­at­ten deut­schen Klang ist die­se Zukunft ver­sperrt. Alles, wofür der Diri­gent steht, ver­setzt die Zeit­geist-Voll­stre­cker in sozi­al­hy­gie­ni­sche Lyn­chlau­ne: Er ist kon­ser­va­tiv, deutsch und ein Meis­ter, im Neu­sprech: ein wei­ßer Supre­ma­tist und Ableist. Wenn an den Uni­ver­si­tä­ten spe­zi­ell im angel­säch­si­schen Raum die wei­ße abend­län­di­sche Kul­tur als „ras­sis­tisch” und „kolo­nia­lis­tisch” abge­räumt wird und sogar Musik­pro­fes­so­ren im ehr­wür­di­gen Oxford sta­tu­ie­ren, die „wei­ße euro­päi­sche Musik aus der Skla­ven­zeit”, etwa die Wer­ke Bachs, Mozarts, Beet­ho­vens, mit­samt des „kolo­nia­lis­ti­schen Reprä­sen­ta­ti­ons­sys­tems” Noten­schrift soll­te nicht län­ger als lehr­plan­ver­bind­lich gel­ten, man müs­se statt­des­sen afri­ka­ni­scher Musik und Hip­Hop mehr Raum geben, dann wird es wohl nicht lan­ge dau­ern, bis die Staats­ka­pel­le mit Bon­go­trom­mel, Djem­bé, Kalim­ba und Ras­sel kul­tur­be­rei­chert wird – man sagt, dass die Zulu ihren Kampf gegen die Buren nur dank ihrer her­vor­ra­gen­den Tromm­ler gewon­nen haben –, der­weil auf den Gän­gen der Sem­per­oper schwar­ze Rap­per und pro­gres­si­ve Gra­fit­ti­künst­ler neue Ziel­grup­pen erschlie­ßen. Die Por­trät­büs­te von Richard Strauss ist bis dahin selbst­re­dend durch eine von Geor­ge Floyd ersetzt wor­den. (War ja eh ein Fall von Black­fa­cing, wie sämt­li­che Bron­ze­büs­ten wei­ßer Suprematisten.)

Der kul­tur­po­li­ti­sche Schie­nen­wolf befin­det sich im Ein­satz. Er folgt den Nero­be­feh­len einer Kanz­le­rin – Gott, wie ich die­se Ver­glei­che lie­be –, die ihre inne­re Lee­re, Gemüts­ver­gam­melt­heit und Zukunfts­lo­sig­keit mit dem stünd­li­chen Ablei­ern des glo­ba­lis­ti­schen Glau­bens­be­kennt­nis­ses zu kom­pen­sie­ren sucht. Man muss die fak­ti­sche Ent­las­sung Thie­le­manns und die berühm­te Deutsch­land­fah­nen­ent­sor­gung Mer­kels auf der CDU-Wahl­par­ty 2013 als ver­wand­te Ges­ten begreifen.

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Ich habe kei­ne Ahnung, ob die­se Mel­dung seri­ös ist, aber ich neh­me Wet­ten an, dass die Heim­su­chung aus der Ucker­mark ihren Lebens­abend, den der Teu­fel mög­lichst lan­ge aus­deh­nen möge, nicht in Kein-schö­ner-Land-zu-and­rer-Zeit ver­brin­gen wird.

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Unlängst war ich des Lobes voll für den Offe­nen Brief der fran­zö­si­schen Gene­rä­le i.R. an die Regie­rung Macron, in dem die Mili­tärs den Zer­fall ihrer Nati­on durch Isla­mi­sie­rung, Iden­ti­täts­po­li­tik und die Angrif­fe der Lin­ken auf die fran­zö­si­sche Kul­tur anpran­ger­ten und die Regie­rung auf­for­der­ten, end­lich Maß­nah­men zu ergrei­fen, um den dro­hen­den Bür­ger­krieg zu ver­hin­dern. Wäh­rend jen­seits des Rheins rang­ho­he Mili­tärs die Stim­me erhe­ben, ver­hal­ten sich hie­si­ge Hohe Tie­re tra­di­tio­nell auch dann ser­vil zur Füh­rung, wenn die gegen die Inter­es­sen der Nati­on han­delt. Ein deut­scher Gene­ral wider­spricht nicht ein­mal im Ruhe­stand. Wenn­gleich man zuge­ste­hen muss, dass Frank­reich in der demo­gra­fi­schen Selbst­auf­lö­sung schon deut­lich wei­ter ist als sein eben­falls tal­wärts rau­schen­der eins­ti­ger Erbfeind.

Aber es gibt auch auf der rech­ten Rhein­sei­te Aus­nah­men, etwa die Gene­rä­le Ger­hard Schul­ze-Ron­hof und Franz Uhle-Wett­ler, die sich nach ihrer Pen­sio­nie­rung als Ver­fas­ser „geschichts­re­vi­sio­nis­ti­scher” Schrif­ten einen „umstrit­te­nen” Namen mach­ten – als geschichts­re­vi­sio­nis­tisch gel­ten sämt­li­che Befun­de, die Deutsch­land in sei­ner Erb- und Allein­schuld von 1914 bis 1945 ent- und sei­ne eins­ti­gen Kriegs­geg­ner belas­ten –, sowie zuletzt jene Offi­zie­re, die den Rubi­kon zur AfD über­quer­ten, wie Uwe Jun­ge, Rüdi­ger Lucas­sen oder Georg Pazderski.

Bei den kom­men­den Bun­des­tags­wah­len kan­di­diert nun ein veri­ta­bler Dreis­ter­ne­ge­ne­ral für die Schwe­fel­par­tei. Der Lan­des­ver­band Nie­der­sach­sen wähl­te Joa­chim Wund­rak, bis 2018 Gene­ral­leut­nant der Luft­waf­fe, zum nie­der­säch­si­schen Spit­zen­kan­di­da­ten. Der 65jährige tritt außer­dem gemein­sam mit der Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­ten Joa­na Cotar zur inter­nen Abstim­mung für das Spit­zen­duo der Bun­des­tags­wahl an

Wund­rak hat vie­le Jah­re im Füh­rungs­stab der Luft­waf­fe gear­bei­tet, er war ver­ant­wort­lich für die Luft­ver­tei­di­gung von Mit­tel- und Nord­eu­ro­pa sowie die Sicher­heit des deut­schen Luft­raums. Nach 44 Dienst­jah­ren wur­der er im Sep­tem­ber 2018 mit Gro­ßem Zap­fen­streich ver­ab­schie­det. Neun Mona­te zuvor war er in die AfD ein­ge­tre­ten. Ich bin gespannt, wie die poli­ti­sche Kon­kur­renz und die Genos­sen Jour­na­lis­ten einem Mann mit einer sol­chen Repu­ta­ti­on zu Lei­be rücken wol­len. Der­zeit behan­deln ihn die Medi­en ja betont zahm, wahr­schein­lich weil sie dar­auf spe­ku­lie­ren, dass er wegen sei­ner rela­ti­ven Unbe­kannt­heit beim Spit­zen­kan­di­da­ten­vo­tum unter­liegt und sie dann schrei­ben kön­nen: Schaut her, so ein mode­ra­ter Bür­ger­li­cher wird in die­ser Par­tei nicht gewählt, wir haben es doch immer gesagt.

Was aber, wenn doch?

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Apro­pos.

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Ges­tern auf den Tag genau vor 80 Jah­ren leg­te Geor­gi Schu­kow, Chef des Gene­ral­stabs der Roten Armee und stell­ver­tre­ten­der sowje­ti­scher Ver­tei­di­gungs­mi­nis­ter, dem Genos­sen Sta­lin einen Angriffs­plan gegen Deutsch­land vor. „Wenn man in Betracht zieht, dass Deutsch­land sein gesam­tes Heer ein­schließ­lich rück­wär­ti­ger Diens­te mobi­li­siert hat, so besteht die Mög­lich­keit, dass es uns beim Auf­marsch zuvor­kommt”, schrieb der Armee­ge­ne­ral. Das Wort „zuvor­kom­men” hat­te er unter­stri­chen. Schu­kows Plan sah Vor­stö­ße bis Königs­berg, Dan­zig, Posen, Bres­lau und im Süden bis nach Böh­men im Zeit­raum bis Ende August vor.

Das war fünf Wochen vor Beginn des deut­schen Angriffs.

Damals mas­sier­te die UdSSR an ihrer West­gren­ze die größ­te Armee, wel­che die Welt jemals gese­hen hat: 2,9 Mil­lio­nen Sol­da­ten, 15 000 Pan­zer und Sturm­ge­schüt­ze, 35 000 Geschüt­ze und 9000 Flug­zeu­ge. Im Hin­ter­land stan­den noch wei­te­re 9000 Pan­zer, 14.000 Flug­zeu­ge, über 100.000 Geschüt­ze und zwei Mil­lio­nen Sol­da­ten bereit. Die Rote Armee ver­füg­te 1941 über 1861 moder­ne schwe­re Pan­zer vom Typ T 34 und KW, die Wehr­macht über kei­nen ein­zi­gen (Zah­len aus: „Der Angriff auf die Sowjet­uni­on”, her­aus­ge­ge­ben vom Mili­tär­ge­schicht­li­chen For­schungs­amt Frei­burg, Fischer 1991; mag sein, dass sie inzwi­schen noch etwas prä­zi­siert wor­den sind). 

Offen­kun­dig ist Schu­kow mit sei­nem Plan bei Sta­lin nicht erfolg­reich gewe­sen. Der Gene­ra­lis­si­mus glaub­te nicht an den bevor­ste­hen­den deut­schen Angriff, über wel­chen sein fähigs­ter Gene­ral so gut im Bil­de war. Dass die Wehr­macht sowohl von der Mas­se des mili­tä­ri­schen Gerä­tes auf der Gegen­sei­te als auch von der offen­si­ven Auf­stel­lung der Roten Armee mit ihrer Kon­zen­trie­rung in den bei­den Front­bö­gen von Lem­berg und Bia­lys­tok über­rascht war, ist viel­fach bezeugt. Hät­ten die Sowjets sich ver­tei­di­gen wol­len, wären sie viel tie­fer gestaf­felt gewe­sen; die Wehr­macht hät­te in die­sem Fall nie­mals so schnell vor­sto­ßen, gan­ze Armeen ein­kes­seln und der­ma­ßen vie­le Gefan­ge­ne machen können.

„Für den Beginn des Krie­ges gegen Ruß­land glaub­ten wir mit einer tech­ni­schen Über­le­gen­heit unse­rer Pan­zer über die bis dahin bekann­ten rus­si­schen Typen rech­nen zu kön­nen, wel­che die uns bekann­te gewal­ti­ge Über­macht der Rus­sen an Zahl – wir gin­gen mit etwa 3200 Pan­zern in den Ruß­land­feld­zug – eini­ger­ma­ßen aus­zu­glei­chen ver­mocht hät­te. Ein eigen­ar­ti­ger Umstand mach­te mich aller­dings in Bezug auf das Pan­zer­ge­rät stut­zig: Noch im Früh­jahr 1941 hat­te Hit­ler einer rus­si­schen Offi­ziers­kom­mis­si­on aus­drück­lich gestat­tet, unse­re Pan­zer­schu­len und Pan­zer­fa­bri­ken zu besich­ti­gen, und hat­te befoh­len, den Rus­sen alles zu zei­gen. Hier­bei woll­ten die Rus­sen bei der Betrach­tung des Pan­zers IV nicht glau­ben, daß die­ser unse­ren schwers­ten Typ dar­stell­te. Sie erklär­ten immer wie­der, wir ver­heim­lich­ten ihnen unse­re neu­es­ten Kon­struk­tio­nen, deren Vor­füh­rung ihnen Hit­ler zuge­sagt habe. Die Zudring­lich­keit der Kom­mis­si­on war so groß, daß unse­re Fabri­kan­ten und Waf­fen­amts­of­fi­zie­re schließ­lich sag­ten: ‚Die Rus­sen schei­nen selbst bereits schwe­re und bes­se­re Typen zu besit­zen als wir.’ Der Ende 1941 vor unse­rer Front auf­tre­ten­de Pan­zer T 34 offen­bar­te uns die rus­si­sche Neukonstruktion.”
(Heinz Gude­ri­an, „Erin­ne­run­gen eines Sol­da­ten”, Neckar­ge­münd 1960,  S. 129)

Es gab Zei­ten, da haben mich die ten­den­ziö­sen Bücher und Arti­kel über den Beginn des deutsch-sowje­ti­schen Krie­ges und das Kräf­te­ver­hält­nis bei­der Sei­ten – den angeb­li­chen „Über­fall” der Wehr­macht auf die Sowjet­uni­on – auf­ge­regt (ein Pit­bull kann einen Bären schwer­lich über­fal­len; er kann ihn nur angrei­fen). Ich war abge­sto­ßen von der unter west­deut­schen His­to­ri­kern ver­brei­te­ten Beflis­sen­heit, die Posi­ti­on der Sie­ger zu über­neh­men und die­je­ni­gen als Revi­sio­nis­ten, Rela­ti­vie­rer, NS-Ver­harm­lo­ser etc. pp. zu ver­un­glimp­fen, die bei die­ser Stre­be­rei in his­to­ri­cis nicht mit­tun moch­ten (es gibt in dem letzt­ge­nann­ten Detache­ment auch unap­pe­tit­li­che Figu­ren, Auf­rech­ner, Ver­harm­lo­ser, Kryp­ton­a­zis; das will ich nicht ver­heh­len). Heu­te ist es mir egal. Die Wahr­heit wird sich auch hier durch­set­zen, viel­leicht nicht dort, wo Grü­ne regie­ren, viel­leicht auch noch nicht in den nächs­ten Jah­ren. Aber spä­tes­tens, wenn Deutsch­land als Kul­tur­na­ti­on und Schick­sals­ge­mein­schaft nicht mehr exis­tiert, wer­den die­se His­to­ri­ker­moh­ren ihre Schul­dig­keit getan haben und gehen kön­nen (nein, das ist kei­ne ras­sis­ti­sche Anspie­lung, son­dern „Fies­co”), dann wird jene Art His­to­rio­gra­phie, die im Grun­de nur geschichts­po­li­ti­sche Sie­ger­sicht­fest­schrei­bung gewe­sen ist, nicht mehr gebraucht, dann kann das Schreck­ge­spenst des Vier­ten Reichs oder ande­rer deut­scher Wie­der­ge­bur­ten, an das nach die­ser Nie­der­la­ge ohne­hin nur Wahn­sin­ni­ge und intel­lek­tu­el­le Kre­tins glau­ben konn­ten, ein­ge­mot­tet wer­den. Und dann kön­nen His­to­ri­ker aus wahr­schein­lich ande­ren Kul­tur­krei­sen ganz unbe­fan­gen, unma­ni­pu­la­tiv, unauf­ge­regt und, so weit dies über­haupt mög­lich ist, wahr­heits­ge­treu die Geschich­te des viel­leicht abson­der­lichs­ten Vol­kes der Welt schreiben.

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Der Süd­deut­sche Beob­ach­ter ver­brei­tet Verschwörungstheorien.

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Anna­le­na Baer­bock erlang­te ihren ers­ten natio­na­len Berühmt­heits­durch­bruch mit ihrer nobel­preis­wür­di­gen Ent­de­ckung, dass unser Strom­netz Ener­gie spei­chert. Ich bin ein gro­ßer Fan des grü­nen Schnat­te­rin­chens und wür­de ihr, wenn ich dar­über ent­schei­den könn­te, die Türen des Kanz­ler­amts per­sön­lich auf­sto­ßen. Ich will, dass die­ses Land end­lich die grü­ne Imp­fung bzw. Infek­ti­on ver­ab­reicht bekommt. Ich will end­lich die Tal­soh­le sehen! Im Übri­gen kann ich mir wenig Komi­sche­res vor­stel­len als das ers­te Tref­fen von Anna­le­na mit Wla­di­mir Wla­di­mi­ro­witsch. Oder wenn sie das deut­sche Schiff mit ruhi­ger Hand durch die Finanz­kri­se steu­ert. Oder nach dem ers­ten Black­out vor die Pres­se tritt.

Ich habe mir noch ein­mal das ver­gleichs­wei­se legen­dä­re Inter­view vom Janu­ar 2018 ange­schaut, in dem die Völ­ker­recht­le­rin, vor­di­plo­mier­te Wirt­schafts­his­to­ri­ke­rin und Tram­po­lin-Ath­le­tin ihre phy­si­ka­li­sche Ent­de­ckung en pas­sant „her­aus­haut” (Die­ter Boh­len). Über­haupt haut sie dort eini­ge Zitier­wür­dig­kei­ten her­aus; im Gegen­satz zu Mer­kel hat ihr Stum­mel- und Phra­sen­deutsch noch den fide­len Pep juve­ni­ler Hart­hir­n­ig­keit, obwohl die won­ni­ge Maid eigent­lich schon damals erwach­sen war. Ich zitie­re mit Erlaub­nis des Präsidenten:

„Die­ses Land sieht eine Men­ge von The­men. Wir haben gro­ße Zukunfts­fra­gen in ganz Euro­pa, die ange­gan­gen wer­den müs­sen. Das ist mir total wich­tig. Ich bin lei­den­schaft­li­che Europäerin.”

„Aus mei­ner Sicht kommt es jetzt nicht dar­auf an, in wel­cher Quan­ti­tät man auf den Stüh­len des Bun­des­ta­ges sitzt, son­dern mit wel­cher Qua­li­tät man wirk­lich für sei­ne poli­ti­schen The­men strei­tet. Und dazu will ich mas­siv mit beitragen.”

„Ich bin lei­den­schaft­li­che Kli­ma­po­li­ti­ke­rin. Das habe ich in den letz­ten Jah­ren mas­siv hier bei uns im Bun­des­tag mit vor­an­ge­trie­ben. Euro­päe­rin vom Her­zen her. So bin ich auch dann bei den Grü­nen aktiv geworden.”

„Und das ist mei­ne Moti­va­ti­on, dass wir die­sen pro­gram­ma­ti­schen Pro­zess so füh­ren, dass es Debat­ten sind, die auch gesell­schaft­lich unter die Haut gehen und wie­der Men­schen auch mitreißen.”

„Und da müs­sen wir laut und deut­lich in der Spra­che sein. Ich tre­te daher für die Gesamt­par­tei an, wo alle Stim­men gehört wer­den müs­sen. Das ist für mich voll­kom­men klar. Ich war auch Lan­des­vor­sit­zen­de. So habe ich das immer gemacht.”

„Und ich hof­fe, ich mache es jetzt nicht zu kom­plex. Dazu neigt man manch­mal als Fach­po­li­ti­ke­rin ja.”

„Und natür­lich gibt es Schwan­kun­gen. Das ist voll­kom­men klar. An Tagen wie die­sen, wo es grau ist, da haben wir natür­lich viel weni­ger erneu­er­ba­re Ener­gien. Des­we­gen haben wir Spei­cher. Des­we­gen fun­giert das Netz als Spei­cher. Und das ist alles aus­ge­rech­net. Ich habe irgend­wie kei­ne wirk­li­che Lust, mir gera­de mit den poli­ti­schen Akteu­ren, die das bes­ser wis­sen, zu sagen, das kann nicht funktionieren.”

Eine Plat­ti­tü­den­dresch­ma­schi­ne, reflek­tiert wie ein Tele­tub­by, mit ande­ren Wor­ten: eine Ide­al­be­set­zung. Lei­der wer­den unse­re ika­ri­schen Grü­nen bis Sep­tem­ber wohl etwas an Umfra­ge-Flug­hö­he ver­lie­ren und nur als Juni­or­part­ner in die schwarz­grü­ne Koali­ti­on gehen; dann wird Anna­le­na womög­lich bloß Vize­kanz­le­rin und Außen­mi­nis­te­rin. Immer­hin das Tref­fen mit Wla­di­mir Wla­di­mi­ro­witsch könn­te trotz­dem stattfinden.

 

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