Ohne „toxische Männlichkeit” gäbe es die gesamte Gattung nicht mehr.
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Eine literarische Öffentlichkeit, in der Gespräche über Bücher fast ausschließlich deren Inhalt und so gut wie nie deren Form und Stil betreffen, darf getrost als vulgär bezeichnet werden.
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Zum Kulturbetrieb gehören in der Regel diejenigen, mit denen sich kein Kultivierter an einen Tisch setzen würde.
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Das Hauptargument für Frauenquoten bzw. Quotenfrauen in der Politik lautet bekanntlich, dass nur Frauen die Interessen von Frauen vertreten könnten; eine ungedeckte Prämisse, sobald man darüber nachdenkt. (Die Folgeforderungen werden zunächst auf allgemeine, dann auf ausdifferenzierte Migrantenquoten hinauslaufen, auf Quoten für Queere, Analphabeten und weiß der Himmel was noch.) Ich habe hier schon gelegentlich angemerkt, dass dergleichen keinesfalls ausgemacht ist und Männer ebenso gut weibliche Interessen vertreten können, zumal wenn es um Sachthemen geht, während gerade unter Frauen die Missgunst auf andere Frauen verbreitet ist. Woher kommt aber dieser Gedanke?
Er stammt aus der Identitätspolitik. So wie angeblich kein Weißer nachzuempfinden vermag, wie sich ein Schwarzer fühlt, weshalb er sich z.B. nicht beim Fasching als Schwarzer verkleiden oder einen Schwarzen auf der Bühne spielen darf, kann er angeblich auch im Parlament nicht die Interessen von Schwarzen vertreten, egal wie qualifiziert, gebildet, sensibel und empathisch er auch sein mag. Aber ein Schwarzer kann es per se. Würde sich diese identitätspolitische Prämisse durchsetzen, wäre das Resultat eine vollkommen fragmentierte Gesellschaft, in der Gruppenzugehörigkeit jede Qualifikation und jede Fähigkeit eines Nichtzugehörigen sticht.
Und woher kommt wiederum das? Aus der marxistischen Klippschule, mit der unsereins jahrelang traktiert wurde. Das Vor- oder Urbild des privilegierten Gruppenzugehörigkeitsstandpunkts ist der Klassenstandpunkt der Marxisten (für dessen mangelhafte Ausprägung in meinem individualistischen Inneren ich in der Schule regelmäßig gerüffelt und getadelt wurde). Dieser Klassenstandpunkt besaß zwei zauberhafte Eigenschaften: Er wurde jedem automatisch und unabänderlich gemäß seiner sozialen Herkunft zuteil (die Transzendentalproletaierer Marx und Engels ausgenommen), und wer den proletarischen Klassenstandpunkt vertrat, hatte immer recht. Schlauerweise hatten die Genossen die DDR in einem Maße proletarisiert, dass praktisch jeder den proletarischen Klassenstandpunkt einnahm, obwohl sogenannte Arbeiterkinder in meiner elitäreren Klasse privilegiert wurden (es gab genau eines). Der proletarische Klassenstandpunkt war gewissermaßen der Feldherrenhügel, von welchem aus der Endaufgeklärte die Bataillone und Regimenter der anderen Klassenstandpunkte übersah und seiner überlegenen Artillerie überantwortete. Egal wie dumm jemand war, kraft des richtigen Klassenstandpunktes steckte er die Genies des Klassenfeindes mit ihrem „objektiv” falschen Bewusstsein in die Tasche. Darum kann auch im Sinne der Identitätspolitik jeder einzelne Vertreter für seine Gruppe sprechen: weil er den richtigen „Klassenstandpunkt” vertritt, und der ist praktisch objektiv festgelegt.
Mit anderen Worten: Das Bewusstsein, der richtigen Klasse bzw. Gruppe anzugehören, führt verlässlich zur Anmaßung, im Recht zu sein, danach in die Verblödung, und ganz am Ende ins böse Erwachen. Und so immerfort.
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Ich bin Jahrgang 1962. Damals regierte dort, wo ich aufwuchs, ein gewisser Ulbricht. 1971 folgte Honecker und blieb bis 1989. Das Intermezzo Modrow ist vernachlässigbar. Es übernahm Kohl 1990 bis 1998. Sodann folgte das Kabinett Schröfisch, also bereits eine Kehre ins sozialistische Gestern. 2005 legte sich das Verhängnis im Hosenanzug wie ein Schatten aufs Land und verdarb es bis 2021. Seither spielt diese lustige Person Scholz Kanzler, ein Mann ohne Gedächtnis, aber mit verhaltensoriginellen Ministern, die Merkels Zerstörungswerk fortsetzen.
62 Jahre, davon 54 unter Kommunisten/Sozialisten, unter Schändern meiner Sprache und Verächtern meiner Kultur. Ganze acht Jahre regiert von einem Nicht-hundert-Prozent-Sozialisten, der immerhin die Grundrechte unangetastet ließ und sein eigenes Land nicht ablehnte. Nicht einen einzigen Tag mit einer Regierung nach meinem Geschmack: freiheitlich, freisinnig, ohne Wenn und Aber marktwirtschaftlich, ohne Erziehungs- und Missionsattitüde, antisozialistisch und bereit, die westliche Zivilisation zu verteidigen. Warum, Klio?
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Das Kartell hat seine gläubigen Getreuen mobilisiert, auf die Straße geschickt und über die ihm hörigen Medien vervielfältigt, damit die Mehrheit meint, sie sei die Minderheit – mehr ist am Wochenende nicht passiert. Das Kartell verfügt über den Staatsapparat, das Steueraufkommen und gebietet über die staatsfinanzierte „Zivilgesellschaft”. Man konnte studieren, wie schnell die Demos gegen „Rechts“ bzw. für die „Brandmauer” inzwischen deutschlandweit organisiert werden, also wie gut SPD, Grüne und Linke über ihre NGOs in die sogenannte Zivilgesellschaft vernetzt sind. Die Regierung gibt diesen Leuten Geld, und im Gegenzug demonstrieren sie für die Regierung, wenn die sie ruft; so läuft das bei Sozialisten, und das imponiert einem, der in der DDR aufgewachsen ist, nicht sonderlich. Wenn man in Rechnung stellt, über welche enormen Möglichkeiten sie verfügen, waren die Darbietungen sogar wenig eindrucksvoll. Ich würde Wetten annehmen, dass mindestens 95,6 Prozent derer, die am Wochenende nicht mehr allein gegen die Schwefelpartei, sondern nunmehr auch noch gegen die CDU demonstrierten, vom Staat – also von Ihnen, geneigte Eckladenbesucher – bezahlt werden und zu 100 Prozent grün oder rot wählen.
Deutschland hat ca. 60 Millionen Wahlberechtigte, von denen war landesweit etwa ein Hundertstel auf der Straße – nach dem ebenfalls von der Regierung mitorganisierten Correctiv-Deportationskokolores waren es deutlich mehr; verlieren die Schranzen etwa die Lust? Aber mehr als jeder zweite wählt Union oder AfD. Sie können ihre organisierten Aufmärsche bis zur Wahl täglich veranstalten und ihre schwarzgekleideten Bodentruppen nunmehr auch auf CDU-Büros hetzen, ohne dass es auch nur eine Stimme mehr für Rotgrün wird; dieses neronische „Projekt” ist durch, die kommen zusammen höchstens noch auf 30, allenfalls auf 25 Prozent. Das erklärt die zunehmende Gereiztheit des Kartells und das crescendierende „Nazi!”-Geschrei seiner Claqueure.
In diesem Land wachsen derzeit ganz andere Mehrheiten, und die wählen garantiert nicht grün.
Die Parzen haben Friedrich Merz nun in die Verlegenheit versetzt, zeigen zu müssen, ob er ein Mann ist, mitsamt seiner verfeisteten und verfetteten Union, als deren Maskulinitätsideal vielleicht der kleine Herr Amthor gelten darf. Angegriffenwerden ist weder im Erfahrungsschatz eines Unioners verankert noch im Erwartungsprofil vorgesehen gewesen.
Wozu sollen die erst ihren Straßenpöbel schicken, wenn sie dann Anteilnahme zeigen? (Wobei, Verlogenheit gehört ja zu deren Kernkompentenz.) Als nach der Kemmerich-Wahl in Thüringen landesweit FDP-Büros und auch, wie diesmal, Privatwohnungen attackiert wurden, baten die Liberallalas um Schonung bzw. darum, doch statt ihrer die AfD anzugreifen; wir werden sehen, wie sich jetzt die Union schlägt.
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Apropos Union.
„Stecken alle unter einem Leder.”
Baron Ochs auf Lerchenau
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„… und dann kam es soweit, dass das gemeine Volk zu murren begann, wenn es ihn erblickte, und die Frauen (die immer am dreistesten sind, weil sie am wenigsten zu befürchten haben) schrien ihm ihre Anschuldigungen ins Gesicht.”
Robert Louis Stevenson, „Der Master von Ballantrae”
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Den täglichen Polizeiberichten sollte künftig eine Banderole beigefügt werden, auf welcher geschrieben steht: „Mit freundlicher Genehmigung von SPD und Grünen”.
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Das würde ich als eine Art Ehrentreffer werten.
Der 18 Jahre alte Syrer war mit einer Gruppe unterwegs und hatte sich eine verbale Auseinandersetzung mit einer anderen Gruppe geliefert, die dann eskalierte, sagte die Polizei.
Eigentlich nicht der Rede wert, aber quasi meine Heimatstadt; ich verbrachte dort die ersten knapp drei Jahre meines Lebens.
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Für diese Agitprop-Trompete von der Hamburger Relotiusspitze sind Tausende Verletzte, Geschändete, Erstochene, Totgeprügelte und Ausgeraubte pro Jahr samt der für die Willkommensfellatio eingesetzten Steuermilliarden ein „Narrativ”.
Jenseits des Narrensaums auf der äußersten Rechten ist niemand der Ansicht, Ausländer seien als solche gefährlich, was sich allein im Ausländeranteil bei den Mitgliedern und Wählern der Schwefelpartei zeigt. In Rede steht eine recht genau umgrenzte Klientel junger Männer aus muslimischen Ländern. Jeder weiß das, auch der garstige Gauch vom Spiegel, auf den die Bemerkung von Johannes Gross zutrifft, der Ausdruck „Dummbart” treffe es meistens. Aber das zuzugeben, würde das „Narrativ” des Qualitätskolumnenfaslers gefährden. Was sein Narrativ noch mehr ramponieren würde, wäre eine mit Asylanten aus Syrien und Afghanistan besetzte Etage in seinem Haus. Es müsste gar nichts passieren. Reine Präsenz.
„Als dieser rauschebärtige, glutäugige Einmann, der vor kurzem samt einer verschleierten Frau in die Wohnung über ihm eingezogen war, plötzlich vor seiner Tür stand und ihn mit wutverzerrtem Gesicht anbrüllte, weil er, wie sich ihm inmitten des rudimentär ans Deutsche erinnernden Sprachbrockenbombardements allmählich erschloss, angeblich zu laut Musik hörte, und ihm dabei bedrohlich nahe kam, da, ja da machte ein einziger Augenblick dreißig Jahre Suhrkamp-Lektüre zunichte.”
(Selbstzitat)
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„Bis heute basieren fast alle muslimischen Milieus auf der Struktur der Großfamilie, des Clans oder, wie man früher auf Deutsch sagte, der Sippe. Die Identität eines Mannes beruht auf seiner Abstammung, sein sozialer Background ist der Clan. Junge Muslime wachsen in Gruppen auf, die aus Brüdern, Halbbrüdern, Cousins bestehen, überwacht von Vätern und Onkeln. Sie sind möglichst nie allein”, schreibt Chaim Noll im aktuellen Cato. „In der Gruppe herrschen Rivalität und Stammesdünkel, zugleich gnadenlose Strafrituale gegenüber Schwächlingen und Verrätern.”
Die ständige Überwachung und Kontrolle wird vollendet durch Allah, den Allsehenden, Allwissenden. Die Frauen indes leben isoliert auf einem anderen Planeten, bis dem jungen Mann eine zugeteilt wird, die auch nie allein sein durfte.
Es ist ein Kollektivismus wie bei den Kommunisten. Was für ein Menschenschlag unter solchen Bedingungen entsteht, ist vorhersehbar: heilsdurchglüht, aggressiv, unreflektiert, voller „Ehre”, aber ohne Individualität.
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In der AfD-Hochburg Freiburg werden wieder Juden ausgegrenzt und beleidigt.
„In einem offenen Brief hat die Israelitische Gemeinde Freiburg der Albert-Ludwigs-Universität in der Stadt vorgeworfen, sie unternehme nichts gegen den Antisemitismus, der sich auf dem Campus verbreite. Das Schreiben ging an die Rektorin der Uni, Kerstin Krieglstein, die baden-württembergische Wissenschaftsministerin Petra Olschowski sowie die Antisemitismusbeauftragten Michael Blume (Baden-Württemberg) und Felix Klein (Bund).
In dem Brief ist von einer ‚untragbare Lage an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg’ die Rede. Diese betreffe vor allem jüdische Studenten und solche, die sich gegen Antisemitismus engagierten.”
(Link)
Aber die Brandmauer steht doch!
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Leser *** sandte mir folgende Wortmeldung zur Lage der Nation:
„In Deutschland hat sich ein linker Faschismus herausgebildet – mit digitalen Einpeitschern, mit immensem Regierungsgeld, mit Zehntausenden bezahlten und unbezahlten Akteuren, mit Vordenkern, mit engmaschiger Vernetzung, mit Lichtgestalten und mit der Flankierung durch die Medien. Dieses System ist weit mächtiger und gefährlicher, als viele – mich eingeschlossen – es je für möglich gehalten hätten. Ich bin überzeugt, dass manche Abgeordnete der Grünen, der Linken und der SPD längst nicht mehr an das glauben, was sie öffentlich vertreten. Sie äußern nicht ihre tatsächliche Überzeugung, sondern sind selbst in diesem ideologischen Korsett gefangen. Ein Monster ist entstanden – parteiübergreifend, losgelöst von Vernunft und demokratischem Diskurs. Es kontrolliert die öffentliche Debatte, schränkt Meinungsfreiheit ein und lässt sich kaum noch aufhalten. Gott stehe Deutschland bei. Herr Merz hatte den Mut, sich erstmalig gegen das Monster zu stellen, und dafür zolle ich ihm und allen seinen Leuten, die ihn dabei unterstützen, allergrößten Respekt. Es ist ein entscheidender Moment, denn wer sich diesem Apparat entgegenstellt, riskiert nicht nur Diffamierung. Umso mehr verdient dieser Schritt Anerkennung, denn ohne Widerstand wird das Monster weiter wachsen und den demokratischen Diskurs endgültig ersticken.”
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Auf die Gefahr hin, heute den Defätisten Zucker zu geben, rücke ich nachfolgend eine kleine Fingerübung von Leser *** ein, seines Zeichens Universitätsprofessor und damit der Anonymität so bedürftig wie der Dachs seiner Höhle, die einen Artikel fingiert, der am 20. April 2025 unter dem Titel „The Road to Anywhere: Die Rettung der deutschen Demokratie – ein Rück- und Ausblick” im Spiegel erscheint:
„‚Mein lieber Olaf, es ist ein Skandal’ – mit diesen markigen Worten betrat die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel am späten Abend des 31. Januar das Büro ihres Nachfolgers. Olaf Scholz und ein paar seiner Getreuen aus Politik und Medien feierten gerade mit einem Glas Saft die gelungene Verhinderung der Machtergreifung eines faschistischen Parteienbündnisses in Deutschland – zweiundneunzig Jahre und einen Tag nach der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler.
Allerdings: Die kinder- und damit auch enkellose ‚Oma gegen rechts’ (taz) gab den party-pooper. ‚Was heute geschehen ist’, so die vom Ende her denkende Spitzenphysikerin und Weltpolitikerin, ‚kann jederzeit wieder passieren. Ich ahne, wovon ich spreche! Wir brauchen eine Stärkung, die die Menschen da draußen im Land in der Überzeugung bestärkt, dass unsere Demokratie gestärkt ist.’ Es wurde sofort still im Raum. Betroffenheit ob der spontanen Einsicht in die Wahrheit des gerade Gehörten straffte die Zungen der Anwesenden. Dann, endlich, nach fast 15 Sekunden, fand zuerst der Angesprochene wieder zu sich: ‚Du hast recht, Angela’, murmelte kaum hörbar Scholz, ‚wir müssen was tun für unsere Demokratie, sonst passiert hier noch Tünkram.’
Alle nickten. Angela Merkel lächelte.
Diese Szene war der Ausgangspunkt für jene Bemühungen um die Rettung der deutschen Demokratie, die am heutigen Tag mit der Vorlage des ‚Wählerwillenbegrenzungsgesetzes’ (Bernd Zeller) die dritte und entscheidende Stufe erreicht haben.
Die erste Stufe wurde mit der Wiederholung der Vertrauensfrage beschritten. Die kurzsichtige und verhängnisvolle Parlamentsentscheidung gegen Olaf Scholz vom 16. Dezember 2024 konnte rückgängig gemacht werden. Wie war dieser Schritt rechtlich möglich geworden? Wir erinnern uns: Das unabhängige und gemeinnützige Medienunternehmen Correctiv hatte am 27. Februar bekanntgemacht, dass die Bundestagspräsidentin bei der Mitteilung des Abstimmungsergebnisses an den Bundespräsidenten die Zahl der Enthaltungen vermutlich nicht ganz richtig angegeben hatte. Aufgrund dieses Fehlers galten nun die Auflösung des Bundestages und die Ansetzung der Neuwahlen für den 23. Februar 2025 als hinfällig. Vor allem: Die Vertrauensfrage musste neu gestellt werden.
Und siehe da: Bei der für den 5. März 2025 anberaumten Sondersitzung sprach eine klare Mehrheit dem Kanzler das Vertrauen aus – keine Auflösung des Bundestags, keine Neuwahlen! Danke, Demokratie!
Weil bei dieser Entscheidung auch die meisten Unionsabgeordneten für Scholz votiert hatten, beruhigten sich innerhalb weniger Tage die landesweiten – überwiegend friedlichen – antifaschistischen Proteste, in deren Rahmen es in Einzelfällen auch zu mutmaßlichen Angriffen auf CDU-Einrichtungen gekommen sein soll. Der zivilgesellschaftliche Frieden war allerdings erst wiederhergestellt, nachdem Friedrich Merz, dem innerparteilichen Druck nachgebend, am 15. März vom CDU-Parteivorsitz zurückgetreten war. ‚Die Iden des Merz’, so hieß es in allen Medien, deren Schaffende die Künstliche Intelligenz nach einer schnittig-triumphalen Überschrift gefragt hatten.
Mit den ‚Iden des Merz’ war die zweite Stufe beschritten. Mit der heute betretenen dritten Stufe der Demokratieverteidigung wird der Blick in die Zukunft gerichtet. Es geht darum, alle kommenden Wahlen zum Deutschen Bundestag so zu organisieren, dass demokratische Entscheidungen nur von demokratischen Kräften getroffen werden können. Die unter Vorsitz von Angela Merkel seit Mitte März arbeitende ‚Zukunftskommission demokratische Demokratie’ hat sich vom Grundsatz eines großen Sozialdemokraten leiten lassen: ‚Opposition ist Mist’ (Franz Müntefering). Das bedeutet: Es darf keine parlamentarische Lage entstehen, in der die Stimmen der zur Demokratie nicht Rückholbaren eine relevante Bedeutung erhalten. Das Ergebnis der eindrucksvollen Zukunftskommissionsarbeit trägt daher den charmanten Namen ‚Wählerwillenbegrenzungsgesetz’. Damit wird strukturell ausgeschlossen, dass unsere Demokratie durch den Parlamentarismus gefährdet werden kann! Tschüß für immer, 1933!
Die Regelungen des Gesetzes sind so einfach wie klar: Es wird ein Bundestagssitzverteilungsschlüssel festgelegt – zunächst auf der Grundlage des Wahlergebnisses von 2021, aber natürlich unter Ausschluss undemokratischer politischer Kräfte. Die Fraktionsstärken sind durch diesen Schlüssel bereits fixiert; zukünftige Wahlen entscheiden dann darüber, welche konkreten Abgeordneten für die einzelnen Parteien ins Parlament einziehen. Mit diesem Ansatz wird nicht nur der ohnehin allzu komplizierte Unterschied zwischen Erst- und Zweitstimme hinfällig, sondern so unterliegt auch die Größe des Bundestages nicht mehr jenen wahlrechtsbedingten Schwankungen, die bei vielen Menschen das Vertrauen in die Demokratie beschädigt haben. Natürlich wird der Bundestagssitzverteilungsschlüssel von einer ins Leben zu rufenden Expertenkommission regelmäßig evaluiert und gegebenenfalls geändert. Und natürlich sind im Rahmen der so gegebenen Mehrheiten alle mehrheitsfähigen Koalitionsbildungen möglich. So geht Demokratie! Hoffen wir, dass das Wahlrecht für die Länderparlamente im selben demokratischen Sinn geändert wird!
So viel zu den Grundorientierungen des heute von der ‚Zukunftskommission demokratische Demokratie’ vorgestellten Gesetzes. Die Debatten darüber sind schon jetzt in vollem Gang. Und sie werden andauern. Entscheidend ist dabei: Gewählt wird erst wieder, wenn das Gesetz verabschiedet ist. Und das heißt: Unsere Demokratie ist jetzt wieder sicher, und das wird sie auch bleiben. Wir können ruhig schlafen. Und wenn wir Glück haben, erscheint uns im Traum Angela Merkel.”
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Das Mutterland der Identity Politics war und ist Ruanda.
Vom innerafrikanischen, innerschwarzen Rassismus haben unsere woken Wohlwollenswedler keinen Schimmer (und wenn sie ihn hätten, zerbissen sie eher ihre gespaltenen Zungen, als darüber zu sprechen). Dieser Artikel liefert einen interessanten Rückblick auf den mörderischen Konflikt zwischen den Hutu und den Tutsi, dessen Vorgeschichte etwas anders verlief, als es sich aus der Rückschau des Blutjahres 1994 darstellte. Mir war jedenfalls nicht bekannt, dass jenem Völkermord an den Tutsi anno 1972 ein nahezu vergleichbarer mit etwa 300.000 massakrierten Hutu voranging.
Zitat: „Die tiefen Ursachen dieses Konflikts und die größeren Konflikte, die Ruanda, Burundi und die Demokratische Republik Kongo verwüstet haben, gehen Jahrhunderte zurück. Sie betreffen unangenehme Wahrheiten über menschliches Verhalten und menschliche Gesellschaft, über die wir lieber nicht sprechen, denen wir uns aber stellen müssen, wenn wir sie verstehen und überwinden wollen. Die grundlegende Wahrheit ist, dass es Tribalismus in jeder Gesellschaft gab, die jemals existiert hat.”
Die Herero zum Beispiel, um zur germanozentrischen Sicht zurückzukehren, verdrängten auf der Suche nach Weidegebieten im heutigen Namibia die Nama (weiland bekannt als Hottentotten). Die verbündeten sich mit den Orlam, die aus der südafrikanischen Kapkolonie kamen, und bekämpften gemeinsam die Herero. Das gesamte 19. Jahrhundert war in Namibia geprägt durch ständige Auseinandersetzungen und Raubzüge zwischen Herero einerseits und den Nama und Orlam andererseits. Am 23. August 1850 massakrierten die Nama ungefähr ein Fünftel aller Herero an einem Ort, der noch heute „Mordkuppe” heißt. „Deutsche Missionare, Händler und Siedler”, schreibt der Historiker Bruce Gilley, „fanden ein Land vor, das in jeder Beziehung gesetzlos und gewalttätig war. Die unterschiedlichen Volksgruppen lebten hier in fließenden Gebieten ohne klar umrissene Grenzen. Das heutige Namibia war lange vor der Ankunft der Deutschen ein gefährlicher Ort voller Rinderdiebe, Sklaventreiber und Krieg.”
Davon erfahren europäische Schüler nicht einmal einen Halbsatz, bevor man ihnen erzählt, die deutsche Schutztruppe habe 1904 einen „Völkermord” an den Herereo und Nama verübt, für den man ausgleichshalber die Beweise schuldig bleibt.
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Ich bin übrigens noch mit dem Satz „Das sieht ja hier aus wie bei den Hottentotten!” aufgewachsen, mit dem mein Vater regelmäßig den Zustand meines Zimmers in Worte fasste. Ich fand den Begriff lustig – die Hottentotten schienen mir amüsante Gesellen zu sein –, und ich würde ihn gern heute noch verwenden, doch mein Jüngster bietet nicht den geringsten Anlass.