11. Januar 2025

Es wird immer ermü­den­der, sich zu den Mel­dun­gen des Tages irgend­ei­ne Mei­nung an- und danach abzu­quä­len. Zumal das Gros davon inzwi­schen wohl von irgend­ei­ner KI pro­du­ziert wird – also die Press­strol­che, Agit­prop-Refe­ren­ten und Fak­ten­che­cker benut­zen sie und brin­gen dann das von der KI „aus­ge­spuck­te” Ergeb­nis auf die jeweils gebo­te­ne poli­ti­sche Linie (anders kann ich mir die Uni­for­mi­tät der Tex­te nicht mehr erklä­ren) –, so dass es der­einst in den zeit­geis­ti­gen Gefech­ten zuge­hen wird wie auf den rea­len Schlacht­fel­dern der Zukunft: Maschi­nen kämp­fen gegen Maschi­nen um das Schick­sal der über­flüs­si­gen Men­schen. „Men­schen, so nennt man sie doch?” (Woo­dy Allen).

Der KI-„Prophet” Ray­mond Kurz­weil muss um der Recht­ha­be­rei zu Leb­zei­ten wil­len den Sieg der Maschi­nen als bereits gesi­chert dekla­rie­ren. Ich will mir gar nicht aus­ma­len, was die­se Wach­ab­lö­sung für Unse­re­de­mo­kra­tie und ihre natur­be­las­se­nen Eigen­tü­mer bedeu­tet. Kämp­fen dann Bots um die Swing-Sta­tes?

Der Gute ist Jahr­gang 1948 und gehört zu den soge­nann­ten Post­hu­ma­nis­ten, die sich auf irgend­ei­ne Wei­se von den Trans­hu­ma­nis­ten unter­schei­den sol­len, ich ver­mu­te unge­fähr so wie die Post­se­xu­el­len von den Transsexuellen.

Aller­dings hat er ein Wort ver­ges­sen. Es muss kor­rekt hei­ßen: 2045 wird der letz­te Letz­te Mensch geboren.

Bei­de, Post- und Trans­hu­ma­nis­ten, wol­len den mensch­li­chen Kör­per und damit die Sterb­lich­keit über­win­den. Man­che sagen, Nietz­sche sei der geis­ti­ge Vater die­ser phan­ta­sie­vol­len Zeit­ge­nos­sen, ande­re (zu denen ich gehö­re) hal­ten sie für Nach­kom­men jenes Men­schen, der als ers­ter zu sich sprach: Ich will so alt wie mög­lich wer­den und wer­de dafür auf alle Las­ter und Genüs­se ver­zich­ten, denn wenn das Leben schon kei­nen Spaß macht, soll es mög­lichst lan­ge dau­ern. Sowohl Post- als auch Trans­hu­ma­nis­ten has­sen ihren Kör­per (hier­in wie­der den Post- und Trans­se­xu­el­len ver­gleich­bar), mehr noch: den mensch­li­chen Leib an sich, und zwar wegen des­sen fata­ler Nei­gung zur Hin­fäl­lig­keit und zum schluss­end­li­chen Ver­fau­len. Es sind die größ­ten Ego­zen­tri­ker der Mensch­heits­ge­schich­te; sie wol­len, dass ihr Gehirn oder ihr Geist – an die See­le glau­ben sie nicht – unsterb­lich wird. Dafür soll eine Ein­heit von mensch­li­cher und künst­li­cher Intel­li­genz geschaf­fen und das mensch­li­che Bewusst­sein in (oder auf) eine Com­pu­ter­struk­tur implan­tiert werden.

Ich fin­de Ster­ben seriö­ser, zum einen, weil kein Bewusst­sein so bedeu­tend wäre, dass es unsterb­lich wer­den soll­te, zum ande­ren weil es für mei­ne Begrif­fe kei­nen schreck­li­che­ren Zustand gibt als ein Bewus­stein ohne Kör­per, das ich mir nicht anders vor­zu­stel­len ver­mag als einen kom­plett gelähm­ten, in sei­nem bewe­gungs- und emp­fin­dungs­un­fä­hi­gen Kör­per ein­ge­sarg­ten Men­schen (es wäre, by the way, auch kein Bewusst-Sein mehr; zwi­schen bewusst und Sein läge ein Bruch, unge­fähr wie die abge­schnit­te­ne Ner­ven­bahn des hals­ab­wärts Gelähm­ten). Als kör­per­li­cher Mensch wür­de ich auf ein Bewusst­sein pfei­fen, das an kei­nen Leib mehr gebun­den ist, der ein Kind umar­men, vögeln, Wein trin­ken, rau­chen, im Meer schwim­men und den Mont Ven­toux hin­auf­ra­deln kann.

Natür­lich hat sich Elon Musk, wenn er gera­de mal nicht dar­über sann, wie er gemein­sam mit D. Trump Unse­re­de­mo­kra­tie zum Ein­sturz brin­gen und durch eine Demo­kra­tie alten, gewis­ser­ma­ßen vor­post­mo­der­nen Typs erset­zen kön­ne, auch über die­ses The­ma Gedan­ken gemacht. Und wenn sich so einer Gedan­ken macht, fol­gen rasch Taten. Zum einen auf der unmit­tel­bar prak­ti­schen Ebe­ne: Musk will Men­schen mit schwe­ren Hirn- und Rück­grat­ver­let­zun­gen hel­fen, wie­der in Inter­ak­ti­on mit ihrer Umwelt tre­ten zu kön­nen. Dafür hat er die Fir­ma Neu­r­a­link gegrün­det, die im ver­gan­ge­nen Jahr erst­mals Pati­en­ten mit Rücken­marks­ver­let­zung erfolg­reich einen Gehirn­chip implan­tier­te. Das lang­fris­ti­ge Ziel besteht dar­in, dass auf die­se Wei­se auch Men­schen gehol­fen wer­den kann, die unter Par­kin­son oder Demenz leiden.

Der Mil­li­ar­därs­vi­sio­när will aber mehr, als Kran­ken das Leben erleich­tern. Angeb­lich arbei­tet auch Musk mit sei­nen Trup­pen­tei­len an einer Sym­bio­se zwi­schen dem Men­schen und der KI (oder AI), also einer Ver­schmel­zung des Gehirns mit der KI. Das hyper­kom­ple­xe Netz der ver­mit­tels KI ver­ein­ten mensch­li­chen Gehir­ne soll wohl eine Art Evo­lu­ti­ons­schritt voll­zie­hen, der so zu einem Super­ge­hirn ver­ein­te Wil­le aller Men­schen die künf­ti­ge Welt steu­ern. Der, wie er immer halb nei­disch, halb ehr­fürch­tig genannt wird, reichs­te Mann der Welt – man muss die Kir­che im Dorf las­sen; sein Ver­mö­gen ist so hoch wie der Bun­des­haus­halt 2024 – hat im Dezem­ber 2020 anläss­lich der Ver­lei­hung des „Axel Sprin­ger Award“ erklärt, dass die KI nicht nur eine Ver­hei­ßung, son­dern „gefähr­li­cher als die Atom­bom­be” sei, eine der größ­ten Gefah­ren für die Mensch­heit. Bald wer­de es Com­pu­ter geben, die, Spie­gel-Redakteur:*innen auf­ge­merkt!, in jeder Hin­sicht intel­li­gen­ter sei­en als Men­schen. Des­halb müs­se sich die Mensch­heit unter­ein­an­der und mit der KI ver­net­zen, um dem etwas ent­ge­gen­zu­set­zen (ich hof­fe, ich inter­pre­tie­re das jetzt richtig).

Ich kann mir auf Erden nur wenig Schö­ne­res vor­stel­len, als mit den Köp­fen mei­ner Mit­men­schen über irgend­ei­ne KI fest ver­netzt zu sein. Gut, dass ich das nicht mehr erle­ben muss.

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Bis aber die KI Unse­re­de­mo­kra­tie ent­we­der ver­nich­tet oder ablöst oder über­flüs­sig macht oder auf ihre spä­te Höhe führt, kön­nen wir uns noch ein paar Sün­den­jähr­chen den pro­fa­nen Din­gen wid­men, wie sie sich bei­spiels­wei­se im soge­nann­ten Rah­men des täg­li­chen deut­schen Nar­ren­fes­tes eräug­nen. Elon Musks Gespräch mit Ali­ce Wei­del dür­fen wir dabei kei­nes­falls über­ge­hen. Wie schön, dass es statt­ge­fun­den hat!

Sel­ten war ein Dia­log so neben­säch­lich, ver­gli­chen mit den Reak­tio­nen, die er aus­ge­löst hat – und zwar schon lan­ge, bevor er über­haupt geführt wur­de, und voll­kom­men unab­hän­gig von sei­nem Inhalt. Es war gleich­gül­tig, was die bei­den sag­ten, und es wäre egal, wenn sie sich über ganz ande­re Gegen­stän­de unter­hal­ten hät­ten, der Gei­fer war ihnen sicher. Es war der Gei­fer der Heuch­ler, der mit-zwei­er­lei-Maß-Mes­ser und Dop­pel­mo­ral­abon­nen­ten, die in dem Gespräch ein Sakri­leg sahen, eine Ein­mi­schung in die inne­ren Ange­le­gen­hei­ten des ansons­ten stets grenz‑, welt- und arsch­of­fe­nen ’schlands, und die Absur­di­tät ihrer Unter­stel­lun­gen bis zur angeb­lich uner­laub­ten Wahl­kampf­fi­nan­zie­rung aus­stülp­ten, die aber nie ein Pro­blem damit haben, wenn sich deut­sche Poli­ti­ker in aus­län­di­sche Wah­len ein­mi­schen – etwa gegen Jörg Hai­der 1999/2000, gegen Trump, den „Hass­pre­di­ger” (Außen­mi­nis­ter Stein­mei­er), anno 2016, Scholz gegen Le Pen und für Macron (in Le Mon­de sowohl 2022 als auch 2024), alle gegen Orbán (seit Jah­ren), alle für Kama­la Har­ris, zuletzt Stein­mei­ers Insi­nua­ti­on, die Wahl in Rumä­ni­en sei vom Aus­land beein­flusst wor­den und damit ungül­tig –, oder wenn die rich­ti­gen, die guten Mil­li­ar­dä­re in Euro­pa bzw. Fest­lan­d­eu­ro­pa Par­tei­en, Medi­en, GOs und Wahl­kämp­fe unter­stüt­zen (Gerald Grosz hat das Phä­no­men süf­fig beschrie­ben). Dass die EU ankün­dig­te, das Gespräch durch 150 Beam­te über­wa­chen zu las­sen, was eine merk­wür­di­ge Aus­sa­ge ist bei einer für jeder­mann zugäng­li­chen öffent­li­chen Unter­hal­tung und eine Frech­heit sowie­so, ver­leiht der Prä­gung EUdSSR eine sich mäh­lich ver­fes­ti­gen­de Plausibilität.

Der öffent­li­che Dia­log zwi­schen der AfD-Che­fin und dem Mul­ti­mil­li­ar­där, der als Ver­trau­ter des kom­men­den US-Prä­si­den­ten der gan­zen Sache den Cha­rak­ter eines semi­of­fi­zi­el­len diplo­ma­ti­schen  Gesprächs gab, hat jene Brand­mau­er schwer erschüt­tert, auf deren ande­rer Sei­te Fried­rich Merz sich mit sei­ner gan­zen Cha­rak­ter­zw­er­gen­kraft gegen den Ein­sturz stemmt, obwohl er nach dem 20. Janu­ar immer ein­sa­mer dort ste­hen und bis zur letz­ten Grü­nen­stim­me stand­hal­ten wird.

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Das Dilem­ma, in dem sich die auto­ri­tä­ren Cha­rak­te­re auf der Lin­ken befin­den, seit­dem Elon Musk mit dem urfa­schis­ti­schen Ramm­bock der Mei­nungs­frei­heit auf das Tor zu Unser­er­de­mo­kra­tie ein­rennt, schil­dert der treff­li­che Bernd Zel­ler in der neu­en Aus­ga­be sei­nes Seniorenakrützels.

Ich zitie­re: „Wer bei Hofe einen Pos­ten hat oder will oder nach wei­te­rem Auf­stieg trach­tet, kann es sich nicht leis­ten, eine men­ta­le Distanz zu haben, und hat auch kei­ne. Die Pseu­do­sphä­re darf kei­nen Riss bekom­men, durch die das Licht ein­fal­len könn­te. In die­sem Sinn schlech­te Nach­rich­ten, also Mel­dun­gen aus der Rea­li­tät, die nicht ins ideo­lo­gi­sche Mus­ter pas­sen, kön­nen nicht voll­stän­dig igno­riert wer­den, sind aber emo­tio­nal abzu­leh­nen und rhe­to­risch ein­zu­ord­nen als von den Dum­men und Nie­de­ren kommend.

Hier nun kann man sich gar nicht die Schmach vor­stel­len, die es bedeu­te­te, dass die Bewer­tun­gen über Olaf Scholz als untaug­lich und Frank-Wal­ter Stein­mei­er als anti­de­mo­kra­tisch tyran­nisch nicht aus der ein­schlä­gi­gen Ecke unzu­läng­li­cher Abge­häng­ter, son­dern von Elek­tro-Musk kamen, also aus Hof­sicht von Oben. Von einem Höher­ran­gi­gen. Nicht nur qua­li­ta­tiv höher­ran­gig wie hier von uns, son­dern in jeg­li­cher Hin­sicht höher­ste­hend, so dass die­ses ein­ge­bil­de­te Klein­volk so nied­rig wirk­te, wie es in der Tat ist.

Wenn das, was die selbst die gan­ze Zeit gemacht haben, die ande­ren machen, ist es faschistisch.”

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Jemand, eine Frau übri­gens, sag­te: „Ich habe viel über den aus deut­scher Sicht dum­men Feh­ler von Ali­ce Wei­del nach­ge­dacht, Hit­ler als Kom­mu­nis­ten zu bezeich­nen. Dabei kam ich auf einen sehr klu­gen Schach­zug von ihr: In Deutsch­land dif­fe­ren­zie­ren wir sehr prä­zi­se zwi­schen Sozi­al­de­mo­kra­tie, Sozia­lis­mus, Kom­mu­nis­mus, bezie­hungs­wei­se es wird sogar noch da unter­schie­den in Kom­mu­nis­mus sta­lin­scher Prä­gung, in real exis­tie­ren­den Sozia­lis­mus usw. Unstrit­tig scheint, dass der Kom­mu­nis­mus in den Grund­la­gen immer auf den Mar­xis­mus zurück­ge­führt wird. Aber auch dar­in liegt ein Denk­feh­ler. In der Phi­lo­so­phie der Neu­zeit mag das stim­mig sein, aber im Grun­de ist das Kon­zept gesell­schafts­theo­re­tisch bereits bei den Esse­nern (Beto­nung auf dem zwei­ten e 😉 – M.K.) nachzuweisen.

Ali­ce Wei­del ist durch­ge­hend psy­cho­lo­gisch rich­tig unter­wegs von Anfang an: Bei Nar­ziss­ten beginnt man am bes­ten jede Erwi­de­rung oder Ant­wort mit Bestä­ti­gung des Gesprächs­part­ners bezie­hungs­wei­se argu­men­tiert min­des­tens so, dass man in des­sen Sujet zu Hau­se ist – man spricht die­sel­be Spra­che, und das mei­ne ich nicht nur lin­gu­is­tisch. Indem sie die ame­ri­ka­ni­sche Per­spek­ti­ve auf den Sozia­lis­mus rhe­to­risch über­nimmt, hakt sie ledig­lich in die dort übli­che Sicht­wei­se ein; für Ame­ri­ka­ner ist das alles eins, zumin­dest fami­li­en­ver­wandt. Damit bedient sie Elons Sicht­wei­se, bestä­tigt ihn und macht ihn wei­ter­hin zum Freund und Unterstützer.”

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Zu Wei­dels Bemer­kung, Hit­ler sei ein Kom­mu­nist oder Sozia­list gewe­sen, kann ich immer wie­der nur auf die­sen Text ver­wei­sen. Der Natio­nal­so­zia­lis­mus trug sowohl lin­ke als auch rech­te Züge. Wenn man aber die drei wich­tigs­ten Kri­te­ri­en für den Sozia­lis­mus anlegt – der Staat bestimmt über die Wirt­schaft, der Staat sozia­li­siert die Men­schen zu uni­for­men Unter­ta­nen, die Zukunft wird einem Plan unter­wor­fen, statt ein frei­es Spiel der Kräf­te zuzu­las­sen –, dann lässt sich die sozia­lis­ti­sche Ingre­di­enz schlech­ter­dings nicht bestreiten.

Eine lus­ti­ge Argu­men­ta­ti­on, die lei­der einen Satz zu früh auf­hört. Wie vie­le Men­schen der Ideo­lo­gie der Gleich­wer­tig­keit bzw. dem „Gleich­heits­ide­al” – dem Gleich­heits­alp­traum – zum Opfer fie­len, ist für deren spä­te Able­ger aber ein biss­chen peinlich.

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Medi­en­viel­falt heißt heut­zu­ta­ge, dass alle Zei­tun­gen das­sel­be Odeur ver­strö­men, aber in ver­schie­de­ner Inten­si­tät. Die „Zei­tung für Deutsch­land” ließ einen schwe­ren Stin­ker fahren.

Man muss dazu wis­sen, dass das Mili­tär in Myan­mar Face­book für sei­ne Agi­ta­ti­on genutzt haben soll/hat, als es vor acht Jah­ren gewalt­sam gegen die Volks­grup­pe der mus­li­mi­schen Roh­in­gya vorging.

„Face­book hat dem Hass den Boden berei­tet”, das ist ein biss­chen wie „Auto rast in Men­schen­men­ge”. Jeden­falls zei­ge der Fall, „wohin man­geln­de Mode­ra­ti­on im Inter­net füh­ren kann”.

Anstatt sich dar­über zu mokie­ren, dass die Biden-Regie­rung Face­book zur Zen­sur genö­tigt hat, wie Marc Zucker­berg vor ein paar Tagen der Welt mit­teil­te, also mit­ten im Herz­land des Wes­tens der Staat die Frei­heit der Bür­ger beschnitt, echauf­fiert man sich über einen acht Jah­re zurück­lie­gen­den Bür­ger­krieg am anus mun­di, der angeb­lich mit Face­book-Betei­li­gung zustan­de kam, und droht mit dem nächs­ten, bei dem dann, wegen Zucker­berg und Musk, wohl auch das FAZ-Feuil­le­ton aus­ge­räu­chert wird. Um die Aus­sa­ge des Arti­kels nach Hal­tungs­pres­se­kräf­ten zu kom­pri­mie­ren: Mei­nungs­frei­heit führt zum Völ­ker­mord. Dass aller­dings nur staat­li­che Kon­trol­le (i.e.: erzwun­ge­ne „Mode­ra­ti­on”) dage­gen hel­fen kann, ist ange­sichts des Bei­spiels einer staat­li­chen Min­der­hei­ten­un­ter­drü­ckung kein über­zeu­gen­des Argu­ment. Im Übri­gen steht nur eine Kla­ge wegen Völ­ker­mord im Raum, die Über­schrift müss­te also kor­rekt lau­ten: Ein­la­dung zur nächs­ten Kla­ge wegen Völkermord.

Mir ist Myan­mar schnurz, ich fin­de aber, wenn so etwas nach­weis­lich geschieht, soll man das gesam­te Medi­um eben in dem frag­li­chen Land abschal­ten. Aber das Argu­ment, dass in Myan­mar Men­schen ver­folgt wur­den, gegen die Abschaf­fung der Zen­sur bei Face­book hier mit­ten im Wes­ten ins Tref­fen zu füh­ren, ist so tie­fen­ver­gau­nert und ver­lo­gen, dass man dem Gauch sofort einen Jour­na­lis­ten­preis dafür ver­lei­hen soll­te. Und danach kräf­tig durchlüften.

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Apro­pos durchlüften.

Die­ser Meta­phern­halb­au­to­mat ist nicht nur ein glän­zen­der Selbst­por­trä­tist, son­dern Vor­sit­zen­der des Aus­wär­ti­gen Aus­schus­ses des Deut­schen Bun­des­ta­ges, SPD natürlich.

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Die­se Magd wie­der­um ist „Chef­re­por­te­rin Poli­tik” beim stern. (Man kann ihr auf X nicht direkt ant­wor­ten, dafür ist sie zu tolerant.)

Musk greift zwar da und dort nach dem Unmög­li­chen, doch den stern noch berühm­ter zu machen, das dürf­te sogar ihn an Gren­zen führen.

Medi­enster­ben von sei­ner schöns­ten Seite.

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Zu den Feu­ern in Los Ange­les fand ich die­sen Ein­trag auf X, Elon Musks Des­in­for­ma­ti­ons­platt­form, die drin­gend von der EU regu­liert oder gesperrt wer­den sollte.

Ich ken­ne den Herrn bzw. längst wohl Mis­ter nicht, zitie­re aber gleich­wohl: „Mei­ne Hei­mat­stadt von fast 11 Jah­ren brennt – die Feu­er sind auch inzwi­schen ganz Nahe mei­ner Woh­nung auf Lar­ra­bee in West Hol­ly­wood ange­kom­men. Ein tota­les Ver­sa­gen der ‚woken’ Behör­den. Wer sich wei­ter infor­mie­ren will (und nicht auf Aller­welts­kom­men­ta­re wie Kli­ma­wan­del etc. ange­wie­sen sein möch­te), hier eine kur­ze, direk­te Aus­ein­an­der­set­zung ohne Rück­sicht auf ‚poli­ti­sche Gefühle’. 
1. In Pali­sa­des und an ande­ren Orten waren/sind die Hydran­ten ohne Was­ser. Die LA-Times hat von den ‚lee­ren Hydran­ten’ zB. in Ven­tura Coun­ty schon im Herbst 2024(!) gewarnt. ‚Envi­ron­men­ta­lists’ haben sich gegen zusätz­li­che Was­ser­zu­fuh­ren aus dem Umland quer gelegt – Ideo­lo­gie bis zum Abwinken. 
2. Die links­wo­ken Stadt- und Coun­ty-Regie­run­gen haben Trumps War­nun­gen schon in sei­ner ers­ten Regie­rungs­zeit, näm­lich das gan­ze ‚Rena­tu­rie­rungs­ge­säu­sel’ (in die­sem Fall die abge­stor­be­nen Büsche und Höl­zer zu ent­fer­nen – ‚under­brush’) ein­mal zu igno­rie­ren und die gefähr­de­ten Wäl­der zu ’säu­bern’, mit der übli­chen Arro­ganz belä­chelt. Hat sich inzwi­schen auch wie­der als kapi­ta­ler Feh­ler her­aus­ge­stellt! Abge­se­hen davon war/ist dafür auch kein Geld vor­han­den; es steckt – erra­ten – in diver­sen (oft unsin­ni­gen) ’social pro­grams’. Wie bestellt, so geliefert. 
3. Damit zusam­men­hän­gend: Das Bud­get der ‚fire­de­part­ments’ wur­de von der Frau Bür­ger­meis­te­rin Karen Bass um rund 20 Mill. Dol­lar gekürzt (immer wis­send um die Jahr­zehn­te lan­gen Gefah­ren der ‚wild­fi­res’ dort). Gel­der aus dem gekürz­ten Bud­get wur­den Feu­er­weh­ren in der Ukrai­ne über­wie­sen. Es feh­len anschei­nend auch genü­gend Hub­schrau­ber zur Was­ser­auf­nah­me. Unfä­hi­ge Frau­en (noch dazu ideo­lo­gie­ge­trie­ben) haben genau­so wie unfä­hi­ge Män­ner in sol­chen Posi­tio­nen nichts verloren. 
4. Die ‚LGTBQ und irgendwas’-hörige weib­li­che Feu­er­wehr­kom­man­dan­tin ist stolz dar­auf, groß ‚Diver­si­ty’ auf ihre Fah­nen geschrie­ben zu haben. 
5. Dar­aus resul­tie­rend ein Zunah­me der weib­li­che Feu­er­wehr­leu­te ein­her­ge­hend mit einer Abnah­me der Vor­au­set­zungs­kri­te­ri­en. Gera­de bei der Feu­er­wehr ein kom­plet­ter Schwach­sinn. Sie ist in einem Inter­view auch stolz auf inzwi­schen vie­le ‚gay fire­men’ – zurecht mein­te ein Kom­men­ta­tor ‚who the f*** cares’. 
6. Die links­wo­ke kali­for­ni­sche ‚fede­ral state’-Regierung hat die Ver­si­che­rungs­sum­men deckeln las­sen (obwohl die Gefahr von Feu­er, auch Erd­be­ben, immer schon prä­sent war), daher haben vie­le Ver­si­che­run­gen Feu­er nicht mehr mehr im Pro­gramm – und vie­le Geschä­dig­te sind nicht mehr gegen Feu­er ver­si­chert –, eine Kata­stro­phe für die Betroffenen. 
7. Detail am Ran­de: Es gibt auch ‚moun­tain top came­ras’ – hat nie­mand beob­ach­tet, was sich am Anfang da schlei­chend noch, abspielt? War­um gab/gibt es nicht tau­send sol­cher Kame­ras (die Chi­ne­sen kön­nen das doch auch) – ok, Geld für dubio­se Sozi­al­pro­jek­te.… ver­ste­he.… Die­se größ­te Kata­stro­phe in der Geschich­te der Stadt fin­det nicht in einem Drit­te-Welt-Staat statt, son­dern im angeb­lich reichs­ten US Bun­des­staat, der trotz­dem immer zu wenig Geld hat und an der Infra­struk­tur spa­ren muss. Die­ses Behör­den­ver­sa­gen wird und muss bei einer Auf­ar­bei­tung eine gro­ße Rol­le spielen.”
Ich kann das weder veri- noch fal­si­fi­zie­ren, es klingt aber glaubwürdig.

Die Bür­ger­meis­te­rin von Los Ange­les, Karen Bass, demo­kra­ti­sche Par­tei – klar, Kali­for­ni­en –, kehr­te 48 Stun­den nach dem Aus­bruch der Brän­de aus dem 12.000 Kilo­me­ter ent­fern­ten Gha­na zurück, wohin sie trotz War­nun­gen vor dem Feu­er zur Amts­ein­füh­rung des neu­en Prä­si­den­ten geflo­gen war. Ein Repor­ter fing sie ab und stell­te ihr die rich­ti­gen Fra­gen:

„Sind Sie den Bür­gern eine Ent­schul­di­gung dafür schul­dig, dass Sie abwe­send waren, als ihre Häu­ser brann­ten?“ – „Bedau­ern Sie, dass Sie das Bud­get der Feu­er­wehr um Mil­lio­nen Dol­lar gekürzt haben, Frau Bür­ger­meis­te­rin?“ – „Elon Musk sagt, Sie sei­en völ­lig inkom­pe­tent. Über­den­ken Sie Ihre Posi­ti­on?“ – „Den­ken Sie, Sie hät­ten Gha­na besu­chen sol­len, wäh­rend sich dies zu Hau­se abspiel­te?“ – „Frau Bür­ger­meis­te­rin, haben Sie den Bür­gern, die heu­te mit die­ser Kata­stro­phe zu kämp­fen haben, über­haupt nichts zu sagen? Kei­ne Ent­schul­di­gung für sie?“

Nein, hat­te sie nicht. Sie schwieg.

Die Lady erin­nert mich an Anne Spie­gel, Grü­ne. Die apar­te Maid war am 11. April 2022 als Bun­des­fa­mi­li­en­mi­nis­te­rin zurück­ge­tre­ten, weil sie, damals noch Umwelt­mi­nis­te­rin von Rhein­land-Pfalz, ein paar Tage nach der Flut­ka­ta­stro­phe im Ahrtal im Juli 2021 einen vier­wö­chi­gen Fami­li­en­ur­laub in Frank­reich ange­tre­ten hat­te, obwohl sie für den Kata­stro­phen­schutz zustän­dig war. Zudem wur­de ihr vor­ge­wor­fen, irre­füh­ren­de Anga­ben zu ihrer Abwe­sen­heit gemacht und auch sonst nicht gera­de ver­ant­wor­tungs­voll gehan­delt zu haben.

Enga­gier­te Jour­na­lis­tin­nen spran­gen der armen Anne, die ganz unmä­ßig unter den frau­en­feind­li­chen Druck minis­te­ri­el­ler Ver­ant­wor­tungs­über­nah­me gera­ten war, sogleich edel, hilf­reich und gut zur Sei­te. An deren Tete stand die bedeu­ten­de Akkord­ar­bei­te­rin Mar­ga­re­te Sto­kow­ski, die im Spie­gel die Fra­ge aller Fra­gen zu Frau Spie­gel stellte.

(Ich habe der Minis­te­rin a.D. wei­land in den Acta einen klei­nen poli­ti­schen Epi­taph errich­tet, hier, ein biss­chen scrollen.)

Das Pro­blem für Mrs. Bass besteht nun dar­in, dass sie sich ja irgend­wie auf einer Dienst­rei­se befand. Aber muss man sich beim Patri­ar­chat dafür ent­schul­di­gen, als Frau Dienst­rei­sen zu machen?

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Von den Flam­men bedroht ist auch das Tho­mas-Mann-Haus in Paci­fic Pali­sa­des. Eine Zer­stö­rung die­ser bedeu­ten­den Kul­tur­stät­te wäre eine „kul­tu­rel­le Kata­stro­phe“, sag­te die Kul­tur­staats­mi­nis­te­rin gewor­de­ne kul­tu­rel­le Kata­stro­phe Clau­dia Roth in Ber­lin. Der Kul­tur­mensch und Tho­mas-Mann-Leser befin­det sich nun in einem Zwie­spalt, den Freund *** in die Wor­te fasst, wenn das Feu­er die Vil­la frä­ße, „dann hät­te die Schän­dung Tho­mas Manns wenigs­tens ein Ende”. Dann wür­den dort nicht mehr deut­sche Polit­ker, die nie ein Buch von Tho­mas Mann gele­sen haben, sal­bungs­vol­le Reden für Unse­re­de­mo­kra­tie hal­ten. Dann könn­te nie­mand mehr im Namen des Dich­ters gen­dern – „Ich stel­le mich auf die Sei­te der Oppo­nen­ten gegen die­se geplan­te Ver­ar­mung, Ver­häss­li­chung und Verun­deut­li­chung des deut­schen Schrift­bil­des”, ant­wor­te­te Tho­mas Mann im Juni 1954 auf eine Umfra­ge der Zür­cher Welt­wo­che zu den soge­nann­ten „Stutt­gar­ter Emp­feh­lun­gen” für eine Ver­ein­fa­chung der deut­schen „orto­gra­fi” und setz­te den Grund hin­zu: „Mich stößt die Bru­ta­li­tät ab, die dar­in liegt, über die ety­mo­lo­gi­sche Geschich­te der Wor­te rück­sichts­los hinwegzugehen.”

Wenn das Feu­er die Vil­la frä­ße, gäbe es kei­ne „Tho­mas-Mann-Fel­lows” mehr wie den kolum­nen­fa­seln­den Denun­zi­an­ten Georg Diez, die Ex-Verfassungs(zugrunde)richterin Susan­ne Baer, die Ras­sis­mus-Heul­bo­je Ali­ce Has­ters oder das Spie­gel-Dumm­chen Susan­ne Bey­er (als einst­wei­len ledig­lich desi­gnier­ter Fel­low oder Fel­la) und was an der­glei­chen Frei­geis­tern, intel­lek­tu­el­len Schwer­ge­wich­ten und Wider­stands­kämp­fern gegen das Vier­te Reich dort­selbst noch resi­die­ren und sich aufs mög­li­che Exil nach der Macht­er­grei­fung der Rechts­po­pu­lis­ten in Deutsch­land ein­stim­men durfte.

Als Ver­eh­rer der Par­zen über­las­se ich die Ent­schei­dung den Flammen.

 

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