20. April 2024

Das heu­ti­ge Datum ist ein guter schlech­ter Anlass, dar­an zu erin­nern, wie sehr die soge­nann­te Ver­gan­gen­heits­be­wäl­ti­gung die Deut­schen zu einem Volk von habi­tu­el­len Poly­ne­si­ern gemacht hat, wel­ches, elan­los zwar, aber stur­heil sei­ne Totems umtanzt und hei­lig­schreck­haft vor den dazu­ge­hö­ri­gen Tabus erstarrt. Magi­sches Den­ken besitzt die Eigen­art, dass Begriff und Gegen­stand in eins gesetzt wer­den, es ist das Den­ken von Pri­mi­ti­ven, die nicht zwi­schen bei­dem unter­schei­den kön­nen (oder wol­len), wes­halb heu­te der­je­ni­ge mit einer Maß­re­ge­lung, Abmah­nung, Kün­di­gung, Exma­tri­ku­la­ti­on oder dem Gecan­celt­wer­den rech­nen muss, der coram publi­co einen „inne­ren Reichs­par­tei­tag” erlebt zu haben bekun­det oder an der fal­schen Stel­le „Auto­bahn” sagt. Oder „Alles für Deutsch­land!” Oder „USA”.

Als ein mit Richard Wag­ner und nolens volens auch mit des­sen Bay­reu­ther Sip­pe (aus der Fer­ne) halb­wegs ver­trau­ter Mensch habe ich schon lan­ge dar­auf gewar­tet, dass end­lich ein­mal jemand den 1945ff. im Hau­se Wahn­fried von Winif­red und ihren Gäs­ten ver­wen­de­ten Code für den dahin­ge­gan­ge­nen pro­mi­nen­tes­ten Haus­gast, ja ‑freund  – Unser Seli­ger Adolf – tri­um­phie­rend in die Öffent­lich­keit schal­meit und an die Sei­te der Auto­kenn­zei­chen HH oder AH 18–88 (und weiß die anti­fa­schis­ti­sche Geie­rin, wel­cher noch) stellt.

Zu den num­e­ro­lo­gi­schen Tabus zählt auch das heu­ti­ge Datum. Eines mei­ner Kin­der ist mit sei­nem Erschei­nen hie­nie­den um genau einen Tag an Satans Wie­gen­fes­te vor­bei­ge­schrammt, ein zwei­tes um eine Woche – das ging noch mal gut –, aber ein Freund hat heu­te Geburts­tag, was mit­un­ter zu ulki­gen Ver­ren­kun­gen führt (ich erin­ne­re mich des unge­ahnt komi­schen Vor­schlags der IT-Abtei­lung, sein Geburts­da­tum als Kenn­wort zu ver­wen­den). Am Land­ge­richt Hal­le fin­det der­zeit ein Pro­zess statt, an des­sen Ende der deut­sche Tabu­wald ent­we­der noch dich­ter und unweg­sa­mer oder ein biss­chen lich­ter sein wird. Dort muss sich bekannt­lich der Unhold vom Dienst gegen die Ankla­ge ver­tei­di­gen, er habe in einer Rede bewusst, vor­sätz­lich und auf die his­to­ri­schen Tief­en­kennt­nis­se sei­nes eigent­lich ja strunz­blö­den Publi­kums ver­trau­end eine NS-Paro­le ver­wen­det. Von der hat­te ich zum Bei­spiel kei­ne Ahnung, bis mir ein (oben­drein noch jüdi­scher) Mili­ta­ria-Samm­ler einen Dolch mit den in die Klin­ge gra­vier­ten Wor­ten „Alles für Deutsch­land” und dem dama­li­gen Hoheits­zei­chen des Reichs am Griff in die Hand drückte.

Es soll sich bei die­sen drei Wor­ten also um einen oder den Slo­gan der SA han­deln. Zugleich geht es aber um die Ver­wen­dung eines all­ge­mein natio­na­len, im Grun­de unpo­li­ti­schen Mot­tos, das mit sei­ner Inan­spruch­nah­me durch eine Orga­ni­sa­ti­on des Drit­ten Reichs kei­nes­wegs den Cha­ra­ker einer legi­ti­men Wil­lens­be­kun­dung ver­lo­ren hat. Die For­mu­lie­rung war und ist gewöhn­lich, sie war sowohl vor 1933 gebräuch­lich als auch spä­ter in der Bun­des­re­pu­blik, wo sie bei­spiels­wei­se einem Fuß­ball­na­tio­nal­trai­ner unbe­an­stan­det über die Lip­pen ging oder sogar dem Spie­gel unter­lief, und wenn der Rich­ter sei­ne fünf Sin­ne bei­sam­men hat, wird er erklä­ren, dass es nicht die Auf­ga­be der Jus­tiz sein kann, tri­via­le Aus­sprü­che zu bestra­fen, weil die­sel­ben Wor­te auch von den Natio­nal­so­zia­lis­ten ver­wen­det wur­den – was im Fal­le der eben­falls inkri­mi­nier­ten For­mu­lie­rung „Jedem das Sei­ne” („Suum cui­que”) ganz beson­ders beknackt ist, weil sie bereits von Pla­ton und Cice­ro gebraucht wur­de und spä­ter als Devi­se den höchs­ten Orden zier­te, den der König von Preu­ßen ver­lieh; setz­te man sie auf den Index, sprä­che man den Nazis eine beson­de­re Digni­tät zu, indem man ihnen gewis­ser­ma­ßen das letz­te Wort zur statt­haf­ten Ver­wen­dung von Klas­sik­erzi­ta­ten erteilte.

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Man muss es verspotten.

Der Witz besteht dar­in, dass es gewis­se Über­schnei­dun­gen zwi­schen den Ansich­ten eines durch­schnitt­li­chen SA-Man­nes und jenen vie­ler Allah-Anhän­ger geben dürf­te. (Wie ver­hiel­te es sich übri­gens, wenn ein Clan-Chef heu­te die Devi­se aus­gä­be: Alles für …?)

Ich habe eini­ge Alter­na­ti­ven zusammengeklaubt.

– Alles für ’schland!
– Alles für die 16 Bun­des­län­der! (Netz­fund)
– Alles für OstMit­tel­deutsch­land! (Kein Revanchismus!)
– Alle (!) für Deutschland!
– Alle nach Deutschland!
– Alles für dich, du mie­ses Stück Scheiße!
– Alles fürs Klima!
– Ali­ce für Deutsch­land! (Netz­fund)
– Alle Wege füh­ren nach Deutschland!
– Aglio e olio für alle!
(Wer jemals die Dia­bel­li-Varia­tio­nen gehört hat, weiß, wie weit sich der Vari­ie­rer vom Ori­gi­nal hin­weg­va­ri­ie­ren kann.)

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Nach dem jus­ti­zia­blen „Mis­gen­de­ring” ist die Eta­blie­rung von „Mis­a­ging” und „Mis­ra­cing” nur eine Fra­ge der Zeit.
„You’­re Kore­an? I thought you were Nige­ri­an. Sor­ry for mis­ra­cing you.”
„See you in court!”

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– Haben Sie ein Pro­blem damit, dass ich trans (schwarz, les­bisch etc.) bin?
– Wie­so soll­te ich ein Pro­blem damit haben? Ich bin doch nicht trans.

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„Wer das Volk ver­höhnt, muss es mit einem star­ken Volk zu tun bekommen.”
(Netz­fund)

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Sie­ben ist die Zahl der Tod­sün­den, aber auch der Welt­wun­der, Schwa­ben, Zwer­ge und Samu­rai. Die groß­zü­gi­gen Ertei­ler der fol­gen­den Lek­tio­nen mögen indes eher das Mot­to des tap­fe­ren Schnei­der­leins im Sinn gehabt haben.

„Ver­fas­sungs­recht­ler war­nen”, schreibt der Süd­deut­sche Beob­ach­ter, „dass die in Tei­len rechts­extre­me Par­tei in Thü­rin­gen dem­nächst das demo­kra­ti­sche Sys­tem lahm­le­gen könn­te – und emp­feh­len erst­mals kon­kret, was dage­gen zu tun ist.” Die­se „Ver­fas­sungs­recht­ler” sind es nur zum Teil, aber sie schei­nen immer­hin gründ­li­cher mit der Ver­fas­sung ver­traut zu sein als Anna­le­na mit dem Völ­ker­recht. Es han­delt sich um eine erschüt­ternd homo­gen wei­ße Trup­pe von Juris­ten, die sich um Maxi­mi­li­an Stein­beis, den Grün­der des Ver­fas­sungs­blogs, schart. Stein­beis hat zwar Jura stu­diert und bei­de Staats­examen abge­legt, danach aber vor allem als Jour­na­list und Autor gear­bei­tet. Er schrieb unter ande­rem an den Büchern „Mit Rech­ten reden. Ein Leit­fa­den” (2017) und „Die Zau­ber­lehr­lin­ge. Der Streit um die Flücht­lings­po­li­tik und der Mythos vom Rechts­bruch” (2019) mit. Aus dem Titel des Letz­te­ren wäre zu fol­gern, dass er die Mas­sen­ein­wan­de­rung 2015 ff. für rech­tens hält.

„Stein­beis’ Essay ‚Ein Volks­kanz­ler’ (Sep­tem­ber 2019), in dem gezeigt wird, dass mit Geschick und Intel­li­genz und ohne bestehen­de Rechts­nor­men und Geset­ze zu bre­chen, eine Unter­mi­nie­rung von Ver­fas­sungs­or­ga­nen und eine Umwand­lung der deut­schen Demo­kra­tie in ein Sys­tem mit dik­ta­to­ri­schen Grund­zü­gen mög­lich ist, hat für viel Auf­se­hen gesorgt und wird – nach ent­spre­chen­der Umfor­mung – viel­fach als Thea­ter­stück auf­ge­führt”, ver­mel­det die Schrott­sam­mel­stel­le. Das ist er übri­gens, der Gevat­ter Steinbeis.

Auf die­ses Mus­ter wer­den wir immer wie­der sto­ßen, nicht nur in den „sie­ben Lek­tio­nen”: Die Demo­kra­tie ist ein­zig von rechts bedroht, das Gespenst einer rech­ten Macht­über­nah­me prangt dräu­end an der Wand, gern mit Ver­wei­sen auf die pol­ni­sche PiS und den schlim­men Orbán (oder den Gott­sei­bei­uns Donald), aber der umge­kehr­te Fall einer schlei­chen­den Macht­über­nah­me von Links durch die Unter­wan­de­rung der Minis­te­ri­en, Behör­den, Instan­zen und Gerich­te exis­tiert nicht. Dabei agiert die Regie­rung Tusk weit auto­ri­tä­rer und unde­mo­kra­ti­scher, als die PiS es je tat, um Polen auf EU-Linie zu brin­gen und die Gebo­te der Woke­ness durch­zu­set­zen, von der Öff­nung des Lan­des für Migran­ten über die Lega­li­sie­rung der Abtrei­bung und den LGBTQ-Kult bis zur Ent­po­lo­ni­sie­rung der Geschich­te und Ent­christ­li­chung der Öffentlichkeit.

Alex­an­der Wendt hat in die­sem Zusam­men­hang auf das Buch „Twi­light of Demo­cra­cy. The Seduc­ti­ve Lure of Aut­ho­ri­ta­rism“ – deutsch: „Die Ver­lo­ckung des Auto­ri­tä­ren” der His­to­ri­ke­rin Anne App­le­baum hin­ge­wie­sen, das ein typi­sches Pars pro toto für „Dut­zen­de ähn­li­cher Bücher, die vor der Demo­kra­tie­be­dro­hung war­nen, vor Vik­tor Orbán, der PiS-Par­tei und nun wie­der Donald Trump” sei, aber alle die­se Bücher kenn­ten in ihrem „Kon­zept von Auto­ri­ta­ris­mus” ein­zig die tra­di­tio­nel­le Form der cha­ris­ma­ti­schen, in der Regel rech­ten oder rechts­po­pu­lis­ti­schen Führerfigur, die, gestützt auf eine rela­ti­ve oder abso­lu­te Mehr­heit, ihren Wil­len durch­setzt. „Die Machtausübung von wohl­or­ga­ni­sier­ten, mit kul­tu­rel­lem Kapi­tal aus­ge­stat­te­ten Min­der­hei­ten kommt bei App­le­baum und ver­wand­ten Autoren nicht vor.” Dabei besit­ze gera­de die­se Vari­an­te einen enor­men Vor­teil für die Machtausübenden: Sie kön­nen nicht ein­fach abge­wählt wer­den. „Klas­si­sche Herr­schafts­kri­tik an den Han­deln­den und ihren Metho­den fällt in die­sem Modell sehr viel schwe­rer. Es gibt nicht das eine Gesicht der Macht, es exis­tiert kei­ne Zen­tra­le mit Stra­ße und Haus­num­mer. Dar­in ähneln die Bewe­gun­gen der Wohl­mei­nen­den in bemer­kens­wer­ter Wei­se den zen­trums­lo­sen sozia­len Netz­wer­ken, ohne die es die­se neu­zeit­li­chen Macht­kon­glo­me­ra­te nicht oder wenigs­tens nicht in die­ser Form geben würde.” Die woke Revo­lu­ti­on hat das zuletzt von den Lin­ken favo­ri­sier­te revo­lu­tio­nä­re Sub­jekt durch den Schwarm, die Zivil­ge­sell­schaft, den tie­fen Staat ersetzt (aus­führ­lich dazu hier oder hier).

Damit wären wir beim Ver­fas­sungs­blog und den „sie­ben Lek­tio­nen” gegen die Schwe­fel­par­tei. Die meis­ten Autoren des Ver­fas­sungs­blogs gehö­ren einer Kohor­te an, für die sowohl 68er Leh­rer als auch die EU tran­szen­den­ta­le Vor­aus­set­zun­gen ihres juris­ti­schen Den­kens bzw. Emp­fin­dens sind und die vom Real­so­zia­lis­mus kaum mehr etwas mit­be­kom­men haben. Anna Notz bei­spiels­wei­se, Jahr­gang 1984, ist die Ehe­frau des grü­nen MdB Kon­stan­tin von Notz, Mit­glied im Rat der Evan­ge­li­schen Kir­che Deutsch­lands, Vor­stands­mit­glied im Stu­di­en­zen­trum der EKD „für Gen­der­fra­gen in Kir­che und Theo­lo­gie” (die Mys­tik lebt im Chris­ten­tum!), stell­ver­tre­ten­de Vor­sit­zen­de des Bun­des­schieds­ge­richts der Grü­nen und Rich­te­rin am Sozi­al­ge­richt Ber­lin. Anna Katha­ri­na Man­gold, Jahr­gang 1977, ist Co-Autorin des „Hand­buchs Anti­dis­kri­mi­nie­rungs­recht. Struk­tu­ren, Rechts­fi­gu­ren und Kon­zep­te” und Mit­glied der Ber­li­ner Exper­ten­kom­mis­si­on „Ver­ge­sell­schaf­tung gro­ßer Woh­nungs­un­ter­neh­men“. Anu­scheh Fara­hat lehrt als Pro­fes­so­rin Öffent­li­ches Recht, Migra­ti­ons­recht und Men­schen­rech­te an der Fried­rich-Alex­an­der-Uni­ver­si­tät Erlan­gen-Nürn­berg. Ihr Buch „Pro­gres­si­ve Inklu­si­on: Zuge­hö­rig­keit und Teil­ha­be im Migra­ti­ons­recht” (erschie­nen ein Jahr vor der Flut) wur­de mit zahl­rei­chen Prei­sen aus­ge­zeich­net. Die­se Bei­spie­le mögen genügen.

Es han­delt sich um Ver­tre­ter einer Gene­ra­ti­on von Juris­ten, die eine ande­re, lin­ke­re, weni­ger deut­sche, woke­re Repu­blik wol­len. (Frau Man­gold hat immer­hin in einem juris­ti­schen Gut­ach­ten die Aus­gangs­sper­ren wäh­rend des Coro­na-Regimes für „unver­hält­nis­mä­ßig” erklärt.) Wie ich hier gele­gent­lich – ein Qua­li­täts­jour­na­list wür­de schrei­ben „gebets­müh­len­ar­tig” – vor mich hin­mur­mel­te, kann man mühe­los mit dem Grund­ge­setz DDR und mit der DDR-Ver­fas­sung Demo­kra­tie spie­len, die Juris­te­rei ist immer mehr Zeit­geist als exak­te Wis­sen­schaft, und was als rech­tens gilt, ent­schei­den weni­ger die Geset­ze als der Zeit­geist und die ihm fol­gen­den Juris­ten. Das betrifft ins­be­son­de­re all die elas­ti­schen, immer wie­der ergänz­ten Para­gra­phen zur Mei­nungs­frei­heit („Volks­ver­het­zung”) und zu ande­ren Grund­rech­ten, die durch Popan­ze wie den Kli­ma­wan­del, den Anti­ras­sis­mus und die Bekämp­fung von angeb­li­chen Demo­kra­tie­fein­den bzw. Staats­de­le­gi­ti­mie­rern (frü­her: Oppo­si­ti­on) in ihrer ursprüng­li­chen Gel­tung bedroht sind. Der­zeit wird der „Kampf” gegen „Rechts” in die Gerich­te getra­gen, und ich wage die The­se, dass je jün­ger der Rich­ter oder, wahr­schein­li­cher, die Rich­te­rin ist, des­to schlech­ter die Chan­cen für die Rech­ten ste­hen. Viel­leicht irre ich mich auch, und die pro­gres­sis­tisch-glo­ba­lis­mus­kon­for­me Min­der­heit hat der Mehr­heit der nach­wach­sen­den Juris­ten nicht das bür­ger­li­che Rechts­ver­ständ­nis aus­trei­ben kön­nen. Jeden­falls gehört die War­nung vor einer rech­ten Macht­über­nah­me ver­läss­lich zum Begleit­lärm der Eta­blie­rung lin­ker Struk­tu­ren. Wes­halb auch der Süd­deut­sche Beob­ach­ter sei­ne „sie­ben Lek­tio­nen” expli­zit als „War­nun­gen” an den Leser (m/w/d) bringt.

„Ers­te War­nung: Das Lan­des­ver­fas­sungs­ge­richt sei eine offe­ne Flan­ke der Demo­kra­tie in Thü­rin­gen – es sei ein nahe­lie­gen­der Angriffs­punkt für auto­ri­tä­re Popu­lis­ten (…). Der­zeit wer­den Rich­te­rin­nen und Rich­ter mit zwei Drit­teln der Stim­men im Land­tag gewählt. Des­halb könn­te die AfD mit einer ‚Sperr­mi­no­ri­tät’ künf­ti­ge Ernen­nun­gen ver­hin­dern. Die Fach­leu­te des Ver­fas­sungs­blogs emp­feh­len: Um die Arbeits­fä­hig­keit des Gerichts sicher­zu­stel­len, soll­te not­falls der Ver­fas­sungs­ge­richts­hof in Wei­mar selbst sei­ne neu­en Mit­glie­der vor­schla­gen – und das Par­la­ment die­se auch mit ein­fa­cher Mehr­heit wäh­len dürfen.”

Der juris­ti­sche Laie begreift: Um die bis­he­ri­ge Pra­xis der Block‑, Alt- oder Kar­tell­par­tei­en bei der Beset­zung von Ver­fas­sungs­rich­tern nach Par­tei­pro­porz auch im Fal­le eines Regie­rungs­wech­sels fort­füh­ren zu kön­nen, sol­len sie sich bei den Abstim­mun­gen dar­über im Par­la­ment, wo eine Zwei-Drit­tel-Mehr­heit wahr­schein­lich nicht mehr gege­ben ist, künf­tig mit ein­fa­cher Mehr­heit gegen die AfD durch­set­zen kön­nen; not­falls sol­len die von den Alt- bzw. Kar­tell­par­tei­en bereits instal­lier­ten Mit­glie­der des Ver­fas­sungs­ge­richts­hofs die neu­en Kan­di­da­ten selbst vor­schla­gen, damit sich kein von der AfD auf­ge­stell­ter Kan­di­dat dar­un­ter befin­det. Einen Regie­rungs­wech­sel im Sin­ne einer ech­ten poli­ti­schen Rich­tungs­än­de­rung emp­fän­den unse­re War­ner als total undemokratisch.

„Zwei­te War­nung: Der­zeit kann der Thü­rin­ger Minis­ter­prä­si­dent voll­kom­men eigen­stän­dig Ver­trä­ge kün­di­gen, zum Bei­spiel den Rund­funk­staats­ver­trag. Die Fol­ge wäre, dass Mit­ar­bei­ten­de von ARD, ZDF und MDR ent­las­sen wer­den müss­ten, war­nen die Autorin­nen und Autoren. Sie emp­feh­len: Man sol­le den Arti­kel 77 der Thü­rin­ger Ver­fas­sung ändern, um bei sol­chen Ent­schei­dun­gen stets den Land­tag einzubinden.”

Über­setzt in die Spra­che der Men­schen: So lan­ge der Thü­rin­ger Minis­ter­prä­si­dent die alter­na­tiv­lo­se Poli­tik der Alt- bzw. Kar­tell­par­tei­en exer­zier­te, war an sei­nen Befug­nis­sen nichts aus­zu­setz­ten. Vor der Wahl eines fal­schen Minis­ter­prä­si­den­ten müs­sen die­se Befug­nis­se aber pro­phy­lak­tisch ein­ge­schränkt wer­den. Da die Alt- bzw. Kar­tell­par­tei­en im Land­tag stets eine Mehr­heit haben wer­den, soll die Lan­des­ver­fas­sung so geän­dert wer­den, dass sie den Minis­ter­prä­si­den­ten über­stim­men kön­nen, zum Bei­spiel wenn er den Rund­funk­staats­ver­trag kün­di­gen und damit die ein­sei­ti­ge media­le Unter­stüt­zung der Alt- und Kar­tell­par­tei­en durch die öffent­lich-recht­li­chen Medi­en been­den will. Denn wenn sich die Mit­ar­bei­ter von ARD, ZDF und MDR am Markt bewäh­ren müss­ten, wären sie zunächst for­mell und dann fak­tisch kei­ne Mit­ar­bei­ten­den mehr.

„Drit­te War­nung: Gleich in der ers­ten Sit­zung des Land­tags ist ein Land­tags­prä­si­dent bezie­hungs­wei­se eine Land­tags­prä­si­den­tin zu wäh­len, das Vor­schlags­recht hier­für haben die stärks­te Frak­ti­on und, vom drit­ten Wahl­gang an, der Land­tags­äl­tes­te. In Thü­rin­gen könn­te es leicht pas­sie­ren, dass damit die AfD die­se Fra­ge unter sich aus­macht. Um das zu ver­mei­den, lau­tet der Vor­schlag: Die Geschäfts­ord­nung des Land­tags soll­te geän­dert wer­den. ‚Alle Frak­tio­nen’ soll­ten Kan­di­da­ten vor­schla­gen dürfen.”

Das Mus­ter ist klar und setzt sich nur­mehr ledig­lich fort: Die AfD soll als even­tu­el­le Regie­rungs­par­tei in Thü­rin­gen die Alt- bzw. Kar­tell­par­tei­en nicht so unde­mo­kra­tisch behan­deln dür­fen, wie es zum Bei­spiel die Alt- und Kar­tell­par­tei­en im Bun­des­tag mit der AfD tun. Die Fra­ge, ob sie dies über­haupt vor­hat, ver­bie­tet sich aus Grün­den der gebo­te­nen gesamt­ge­sell­schaft­li­chen Verdachtsdurchseuchung.

„Vier­te War­nung: Die Thü­rin­ger Lan­des­zen­tra­le für poli­ti­sche Bil­dung ist der­zeit nir­gends gesetz­lich ver­an­kert, des­halb könn­te eine neue Lan­des­re­gie­rung sie auch ‚mit einem Feder­strich’ auf­lö­sen, wie die Autorin­nen und Autoren schrei­ben. Ihre Emp­feh­lung: Um dies zu ver­hin­dern, soll­te die Insti­tu­ti­on gesetz­lich abge­si­chert wer­den – als ‚teil­rechts­fä­hi­ge Anstalt des öffent­li­chen Rechts’.”

Heißt: Die nächs­te von den Steu­er­zah­lern (inclu­si­ve der AfD-Wäh­ler) finan­zier­te publi­zis­ti­sche Vor­feld­or­ga­nisia­ti­on der Alt- bzw. Kar­tell­par­tei­en soll ihre ali­men­tier­te Exis­tenz „demo­kra­tisch” garan­tiert bekommen.

„Fünf­te War­nung: Ein ‚auto­ri­tär-popu­lis­ti­scher Minis­ter­prä­si­dent’ hät­te nach der­zei­ti­gem Recht die Mög­lich­keit, die Chefs von Poli­zei und Ver­fas­sungs­schutz sofort aus dem Amt zu wer­fen, denn bei­des sind soge­nann­te poli­ti­sche Beam­te. Das heißt, sie sind vom Wohl­wol­len der jeweils Regie­ren­den abhän­gig. ‚Die­se bei­den Ämter soll­ten aus der Kate­go­rie der poli­ti­schen Beam­ten her­aus­ge­nom­men wer­den, da bei ihrer Aus­übung die poli­ti­sche Neu­tra­li­tät beson­ders wich­tig ist’, heißt es deshalb.”

Unge­fähr so, wie Mer­kel den Maa­ßen aus dem Amt warf? Und schwebt den Ver­fas­sungs­schüt­zern vom Ver­fas­sungs­blog eine poli­ti­sche Neu­tra­li­tät vor, wie sie Nan­ny Fae­ser und Diede­rich Hal­den­wang in Wort und Tat enga­giert ausleben?

„Sechs­te War­nung: Eine AfD-Regie­rung könn­te in Thü­rin­gen Volks­be­fra­gun­gen abhal­ten, die ihren Geset­zes­vor­ha­ben eine höhe­re Legi­ti­ma­ti­on ver­schaf­fen, ‚an den demo­kra­ti­schen Insti­tu­tio­nen vor­bei’, wie die Autorin­nen und Autoren schrei­ben. Ein Vor­bild sehen sie in Vik­tor Orbáns ’natio­na­len Kon­sul­ta­tio­nen’, und sie hal­ten das für eine der­art gro­ße Gefahr für die Demo­kra­tie, dass sie emp­feh­len, sol­che Volks­be­fra­gun­gen aus­drück­lich in der Thü­rin­ger Ver­fas­sung zu ver­bie­ten. ‚Die direkt­de­mo­kra­ti­schen Rech­te der Bür­ge­rin­nen und Bür­ger blei­ben dabei unangetastet.’ ”

Das Ver­bot von Volks­be­fra­gun­gen ist der Schluss­stein der Demo­kra­tie – das hät­te Erich der Ein­zi­ge nicht anders gese­hen. Zugleich blei­ben die direkt­de­mo­kra­ti­schen Rech­te – also Volks­ab­stim­mun­gen, die nicht von der mög­li­chen Regie­rungs­par­tei AfD ange­regt wer­den – unan­ge­tas­tet. Wie das? Fra­gen Sie nicht.

„War­nung Num­mer sie­ben: Wenn der Thü­rin­ger Minis­ter­prä­si­dent wei­ter­hin geheim gewählt wird, dann kön­ne es so lau­fen wie im Febru­ar 2020, als die AfD die demo­kra­ti­schen Par­tei­en FDP und CDU mit einem Trick her­ein­leg­te und vor­führ­te. Damals hat­te die AfD vor­ge­täuscht, sie wol­le im drit­ten Wahl­gang ihren eige­nen Kan­di­da­ten für das Amt des Regie­rungs­chefs wäh­len. Aber dann hat­te sie ins­ge­heim doch geschlos­sen für den Kan­di­da­ten der FDP gestimmt, Tho­mas Kem­me­rich, und die­sen damit kurz­zei­tig zum Minis­ter­prä­si­den­ten gemacht. ‚Um der­ar­ti­ge Sze­na­ri­en in Zukunft zu ver­mei­den und die Trans­pa­renz der Wahl zu erhö­hen, soll­te die Wahl offen erfol­gen’, heißt es in dem Papier.”

Der Skan­dal bestand nicht in der Wahl Kem­me­richs, son­dern in ihrer durch die Kanz­le­rin ver­füg­ten Rück­gän­gig­ma­chung, flan­kiert von der Ter­ro­ri­sie­rung des gewähl­ten Lan­des­va­ters und des­sen Fami­lie durch den lin­ken Stra­ßen­mob (ach hät­te er die­se Figu­ren ein­lo­chen las­sen, er war doch der Minis­ter­prä­si­dent!), aber es wun­dert mich nicht, dass Juris­ten, die das mil­lio­nen­fa­che Ein­drin­gen teil­wei­se gefähr­li­cher, dem deut­schen Steu­er­zah­ler in erheb­li­chem Aus­ma­ße auf der Tasche lie­gen­der Frem­der auf deut­sches Staats­ge­biet für rech­tens hal­ten, auch mit der Kor­rek­tur uner­wünsch­ter Wahl­er­geb­nis­se sym­pa­thi­sie­ren, solan­ge sie links­grü­ne Mehr­hei­ten erhal­ten – die Mer­kel-CDU ist eine grü­ne Par­tei, eine Figur wie Hen­drik Höf­gen, quatsch: Wüst ist ein mit dün­ner schwar­zer Tün­che über­zo­ge­ner Grü­ner (Black­fa­cing!). Über­haupt erwar­te ich, dass dem­nächst sämt­li­che Wah­len, auch die des Bun­des­tags, öffent­lich und ohne fal­sche Geheim­nis­krä­me­rei statt­fin­den. Man muss den Fein­den der Demo­kra­tur die Lar­ve vom Gesicht rei­ßen! Jeder anstän­dig geblie­be­ne Alman hat ein Recht dar­auf zu erfah­ren, ob in sei­nem Haus/seiner Nach­bar­schaft ein AfD-Sym­pa­thi­sant lebt.

Fas­sen wir zusam­men: Um die Demo­kra­tie vor der AfD bzw. dem Demos zu ret­ten, emp­feh­len die Fach­leu­te vom Ver­fas­sungs­blog ein wenig Demo­kra­tie­ab­bau. Sie glei­chen Klep­to­ma­nen, die „Hal­tet den Dieb!” rufen. Fern am Hori­zont erscheint als ein neu­es irdi­sches Jeru­sa­lem die Bana­nenzi­vil­ge­sell­schaft.

PS: „Die meis­ten Vor­schlä­ge des Ver­fas­sungs­blogs gehen von der sehr unwahr­schein­li­chen Vari­an­te aus, dass die CDU (teil­wei­se) einen AfD-Minis­ter­prä­si­den­ten mit­wählt, aber anschlie­ßend (teil­wei­se) mit den Links­par­tei­en zusam­men eine Land­tags­mehr­heit bil­det. Das alles ist so wenig wahr­schein­lich, dass man sich nicht ernst­haft damit beschäf­ti­gen muss”, meint Leser ***. „Wirk­lich ver­gif­tet ist der Vor­schlag, die Ver­fas­sungs­rich­ter mit ein­fa­cher Land­tags­mehr­heit zu wäh­len. Das kehrt zur Dik­ta­tur der ‚Natio­na­len Front’ zurück, und zwar im ursprüng­li­chen Sinn als gemein­sa­me Dik­ta­tur aller Links­par­tei­en unter Ein­schluss des links­pro­tes­tan­ti­schen Kle­rus – das ursprüng­li­che Modell, zu dem die meis­ten Lin­ken 1989 zurück­keh­ren woll­ten und dem sie heu­te noch nachtrauern!

Die Ver­fas­sungs­rich­ter sol­len aber zwi­schen Regie­rung und Oppo­si­ti­on ent­schei­den und des­halb müs­sen bei­de Sei­ten, auch die Oppo­si­ti­on, ihnen ein Grund­ver­trau­en ent­ge­gen­brin­gen kön­nen. So ist das in der alten BRD auch weit­ge­hend gehal­ten worden.”
Schon rich­tig, geehr­ter Herr ***, ich habe die „War­nun­gen” des Ver­fas­sungs­blogs aber nicht unter dem Gesichts­punkt der Wahr­schein­lich­keit betrach­tet, son­dern um den dar­in herr­schen­den juris­ti­schen (Un-)Geist zu thematisieren.

***

Vor­her­seh­bar wie ein Azo­ren­hoch (ich mei­ne nicht Vogt und Nylund).

Klas­sik begeis­tert. Der Klas­sik-Blog nennt sich die Web­sei­te, auf der ein Con­nais­seur des Ord­nung­s­chaf­fens froh­lockt: „Der Skan­dal­re­gis­seur Calix­to Biei­to leis­tet auch beim Ber­li­ner Lohen­grin eine spek­ta­ku­lä­re Regie- und Auf­räum­ar­beit und legt die Schat­ten­sei­ten die­ser Oper auf den Tisch.”

Ange­sichts des gedank­li­chen und tat­säch­li­chen Sperr­mülls auf hie­si­gen Büh­nen und in Thea­ter­blogs – „er legt die Schat­ten­sei­ten auf den Tisch” – hiel­te ich Auf­räu­men, gera­de in man­chen Schä­deln, für kei­ne üble Idee. Wer oder was aber soll im Fal­le von Wag­ners roman­tischs­ter Oper „zurück zu den Schat­ten” (Gan­dalf) bzw. auf den Tisch? Die oben abge­bil­de­te kolo­rier­te Maid viel­leicht? Oder Elsa? (Die Stim­me von Klaus Flo­ri­an Vogt, um den Scherz von Kame­rad *** zu per­p­etu­ie­ren, gibt ja hin­rei­chend Ant­wort dar­auf, war­um in der Braut­nacht nichts passiert.)

„Eine gegen alle: In einem zutiefst patri­ar­cha­lisch auf­ge­stell­ten Gericht­saal muss sich Elsa von Bra­bant völ­lig aus­ge­grenzt gegen die absur­den Vor­wür­fe des Bru­der­mords weh­ren. Calix­to Biei­to scheint ver­stan­den zu haben, dass die­se Denk­wei­se kei­nes­falls ein Relikt der mit­tel­al­ter­li­chen Ver­gan­gen­heit, son­dern viel­mehr von bren­nen­der und besorg­nis­er­re­gen­der Aktua­li­tät ist. Herr Biei­to haut mal wie­der alle Schat­ten­sei­ten die­ser Oper auf den Tisch, die Hand­lung spielt hier und jetzt!”

Es hie­ße, das im Klei­nen Eck­la­den herr­schen­de seman­ti­sche Niveau zu über­schrei­ten, wür­de ich den Unter­schied zwi­schen auf den Tisch „geleg­ten” und „gehaue­nen” Schat­ten­sei­ten ana­ly­sie­ren, und das intel­lek­tu­el­le Niveau wie­der­um, wid­me­te ich mich der bren­nen­den und besorg­nis­er­re­gen­den Tri­via­li­tät, dass die Klas­si­ker „heu­te noch aktu­ell” sei­en. Um der rei­nen Fair­ness der Wag­ner­schen Hand­lung gegen­über sei indes ange­merkt, dass Elsa von Bra­bant nur förm­lich von einem Mann ange­klagt wird, wäh­rend die tat­säch­li­che Klä­ge­rin, Intri­gen­haupt­ein­fäd­le­rin und Bru­der­ver­wün­sche­rin eine Frau ist, die als sol­che gele­se­ne Ortrud.

„Das gewalt­ver­herr­li­chen­de Männ­lich­keits­bild eines schwert­schwin­gen­den Hel­den wirft er eben­so Hals über Kopf über Bord wie euphe­mis­ti­sche Mär­chen­wel­ten und fan­ta­sie­vol­le Schwan-Szenen.”

Eben noch erfreu­te sich die arme Elsa, aus­ge­grenzt und allein gegen alle, der Anteil­nah­me des Autors, doch ihr rit­ter­li­cher Beschüt­zer ent­springt einem gewalt­ver­herr­li­chen­den Männ­lich­keits­bild und gehört über Bord sei­nes Kahns gewor­fen. Soli­da­ri­täts­be­kun­dun­gen genügen.

„Statt­des­sen steht ein bibel­treu­er Tel­ra­mund stets mit dem hei­li­gen Buch vor sei­nem Weib und des­sen gefühlt fünf­zehn Kin­dern, wäh­rend der wah­re Held der Geschich­te kein Schwert zur Hand nimmt und sei­ne Kämp­fe blut­los ohne Todes­fol­ge erle­digt. Die­se Regie befreit wie­der mal eine Oper von rück­wärts­ge­wand­ten Gesell­schafts­bil­dern und räumt die Hand­lung ordent­lich auf. Wunderbar!”

Wun­der­bar, in der Tat, bar jedes Wun­ders, wun­der­los. War­um aber „bibel­treu”? Das ist doch mit­tel­al­ter­lich und rück­wärts­ge­wandt! Die­je­ni­gen, die heu­te, in den Zei­ten der Bunt­heit, der Viel­falt und der Hl. Diver­si­ty, „gefühlt” fünf­zehn Kin­der haben und auch – nicht ganz „blut­los” – jene Gebie­te besie­deln, in denen die Hand­lung der Schwa­nen­rit­ter­sa­ge spielt, tra­gen doch alle­samt eine ande­re hei­li­ge Schrift mit sich oder wenigs­tens Bro­cken davon im Kopf.

Aber „Hals über Kopf über Bord”, das passt.

***

„Hou­el­le­becq”, schreibt Lese­rin ***, „hat sich in einer Sache getäuscht, in ‚Unter­wer­fung’: die Kämp­fe, die statt­fan­den. Es wird kei­ne Kämp­fe geben. Eine klei­ne Büro-Kuchen­par­ty, fünf Frau­en, drei deutsch, zwei aus einem ande­ren, für Frau­en extrem schwie­ri­gen Land. Natür­lich kommt, wie bei allen Büro­par­tys der letz­ten Wochen, das Lieb­lings­the­ma ‚Rama­dan’ auf. Es wird auf­ge­zählt, wer alles fas­tet, in die­sem Büro der X, die Y, ja und der noch, ja zehn Leu­te. Krass. Cool. Ach wie cool. Klas­se. Und der Y war dort bei dem Eid. So cool. So cool. Wir könn­ten doch da mal alle hin­fah­ren. Eine attrak­ti­ve, jun­ge, deut­sche Aka­de­mi­ke­rin, die sich vor Begeis­te­rung nicht mehr einkriegt.
Das Land stinkt vor Angst, ja, aber auch vor Begeis­te­rung. Erschre­cken­der Begeisterung.”
***
Um zum Schluss der heu­ti­gen Medi­ta­ti­on das noch festzustellen:
Ich habe über die his­to­ri­sche Unbil­dung, die sprach­li­che Limi­tiert­heit und die aus­gren­zen­de Rhe­to­rik die­ses pein­lich par­tei­ischen Phra­sen­dre­sch­au­to­ma­ten genug geschrie­ben (hier zum Exem­pel; der Mann pflegt einen gera­de­zu patho­lo­gi­schen Hass auf das Kai­ser­reich; ich tip­pe auf Konkurrenzneid).
Ich wünsch­te, ich wüss­te gar nicht, wer Stein­mei­er ist, wes­halb mir der letz­te Tweet am bes­ten gefällt.
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