Mehrere Leser haben mich auf dieses Video hingewiesen und gefragt, ob ich nicht etwas dazu schreiben möchte.
Nein, möchte ich eigentlich nicht. Danisch hat zu dieser dümmlichen Propaganda alles Nötige gesagt. Seinem Text ist eine große Verbreitung zu wünschen.
Im Kurzfilm, der in der Zukunft und irgendwo in Afrika spielt, erzählt die Oma ihrer Tochter, dass sie nach der Machtübernahme der „Blauen” mitsamt allen anderen Migranten bzw. Migrantennachfahren aus Deutschland vertrieben wurde und dieses Deutschland heute ein shithole sei, weil nach der Vertreibung der Fleißigen, Kreativen und Findigen nur dumme, faule Biokartoffeln übrig geblieben waren, weshalb in den Betrieben, Laboren, Bordellen und Arztpraxen keiner mehr die Arbeit machte und das zwischenzeitlich durch Migranten zum besten Deutschland, das es je gab, veredelte Dumpfdeutschland auf sein vormigrantisches Niveau zurücksank.
Danisch stellt dazu die richtigen Fragen; ich greife vier heraus.
1. Warum war dieses Deutschland vor der Massenmigration und speziell vor der großen Flut anno 2015 anderthalb Jahrhunderte lang eines der wirtschaftlich, technisch und wissenschaftlich führenden Länder der Welt (und ist es seither von Tag zu Tag weniger)?
2. Für welche Berufe brauchte Deutschland Hunderttausende Analphabeten als Fachkräfte (und warum haben die Deutschen Abermilliarden für diese Fachkräfte gezahlt und nicht die Fachkräfte wenigstens für sich selbst)?
3. Warum sieht es in diesem Deutschland im Video nach der von den Machern herbeihalluzinierten „Deportation” der Ausländer exakt so aus, wie es heute in den Herkunftsländern vieler Migranten aussieht?
4. Warum benötigen afrikanische Länder keine Einwanderung?
Zusatzfrage von mir: Welchen Job mag die Oma in ’schland gemacht haben, bevor sie zum Schaden der deutschen Wirtschaft vertrieben wurde? (Ich tippe: Assistentin bei einer Professor*in für Postcolonial Studies.)
Im Übrigen sind jene Blauen, die im Film alle anderen Parteien verboten haben, derzeit vom Verbot durch den Parteienblock der anderen bedroht; es verhält sich genau andersherum, als im Video suggeriert, was ja der Sinn von Propaganda ist.
Das einzige Stimmige wäre das Szenario, dass die Massenmigration Deutschland dereinst in ein shithole verwandelt hat und viele Nichtbiodeutsche weitergezogen sind, um sich einen anderen Platz zum Leben oder zum Beutemachen zu suchen oder in ihre Heimat zurückzukehren, denn sie haben ja noch eine. Wäre das so thematisiert worden, stünde freilich morgens um sechs die Polizei vor den Türen der Filmemacher und nähme sie samt ihrer Technik wegen Tätervolksverhetzung hopps. Offen bleibt noch die Frage, welche Weißen die futuristischen Häuser in Afrika gebaut haben, die der Film eingangs zeigt.
Einer der Macher dieses Streifens, den der Bock von Babelsberg mit einem wohligen Grinsen durchgewunken haben würde, ist der Autor Behzad Karim Khani. Es handelt sich wahrlich nicht um den einzigen Migrationshintergrundveredelten, der Indigenenschmähung als Geschäftsmodell erkannt hat, doch immerhin liegt er niemandem direkt auf der Tasche. Er ist ein Deutschenbeschimpfer und Märchenonkel – Verbreiter der „Einwanderer-haben-Deutschland-nach-dem Krieg-aufgebaut”-Mär – mit bedeutenden Umvolkungsambitionen.
In diesem Gastbeitrag für die Berliner Zeitung hatte er geschrieben: „Ich denke, wir sind jetzt an einem Punkt angelangt, wo wir den Dingen in die Augen schauen sollten. (…) Fangen wir dafür doch mit der einfachen Feststellung an, dass wir – Migranten, Ausländer, Menschen mit …, nennen Sie uns, wie Sie wollen – so einfach nicht weggehen werden. Und Sie, liebe Biodeutsche, auch nicht. Wobei, demografisch gesehen, gehen Sie durchaus weg. Sie sterben weg, und Ihr Land braucht für die kommenden 15 Jahre circa 400.000 neue Arbeitskräfte, das heißt ungefähr eine Million Einwanderer pro Jahr. Wir Migranten werden dieses Land wohl erben. Wir könnten hier also auf Zeit spielen. Auf eine Zeit, die Sie nicht haben.” (Mehr von seinem Migrationstriumphalismus, von mir einfühlsam mit Randglossen versehen, finden Sie hier.)
Was er auch weiland vergessen hatte, war die Antwort auf die naheliegende Frage, wer in diesem von Migranten aus Afrika und dem Orient dominierten Deutschland die Technik am Laufen hält, all diesen normalen infrastrukturellen Alltagskram wie Verkehr, Flugverkehr, medizinische Versorgung, Produktion technischer Geräte, Strom, Wasser, Warenversorgung etc., von Polizei, Feuerwehr und Notarzt zu schweigen, wenn die Deutschen weggestorben oder ausgewandert sind – im Gegensatz zur lüstern beschworenen Zwangsauswanderung der Migranten kehren viele Deutsche ihrem Land vor allem wegen der Migrationsfolgen den Rücken. Wer hält den Laden künftig am Laufen? Die Behzads und die Karims werden es wohl nicht allein schaffen. Also wer? Beziehungsweise: Wenn es keiner macht, was dann? Dann vielleicht Remigration aus ganz anderen Gründen?
Es sind nicht die Migranten, die Deutschland kaputt machen, im Gegenteil, es sind die falschen, die mutwillig falsch ausgewählten bzw. hereingelassenen Migranten, und es sind die richtigen, die integren, fleißigen Migranten, die versuchen, mit den restlichen Deutschen dagegenzuhalten. Wir werden sehen, wer gewinnt.
PS: Martin Lichtmesz nähert sich dem postapokalyptischen Zwiegespräch von der, wie man sagt, humoristischen Seite.