Um zu verdeutlichen, welche Folgen solche Veröffentlichungen für die betroffenen Personen nach sich ziehen, rücke ich hier einen Katalog von Fragen ein, die Mario Müller Correctiv vor der Publikation beantwortete.
1. Was war Ihr Grund Ihrer Teilnahme an der Konferenz? Wie kam sie zustande, dass Sie dort einen Vortrag hielten und wusste die AfD-Bundestagsfraktion über diesen geplanten Vortrag und seinen Inhalt Bescheid?
Ich wurde zu der Veranstaltung eingeladen. Die AfD-Fraktion im Deutschen Bundestag hatte keine Kenntnis von meiner Teilnahme.
2. Sie sind mindestens zwei Mal rechtskräftig wegen gefährlicher Körperverletzung verurteilt worden und sind seit mehr als zehn Jahren in der rechtsextremen Szene aktiv. Aus diesen Gründen finden es Kritiker heikel, dass Sie als Mitarbeiter eines Abgeordneten im Bundestag arbeiten. Politiker und Fachleute, mit denen wir sprachen, sehen Ihre Zugänge dort als Sicherheitsrisiko. Bitte nehmen Sie hierzu Stellung.
Ich habe mich in Notwehr bzw. in Putativnotwehr gegen Angriffe von Linksextremisten gewehrt, weswegen ich die Verurteilungen als Unrecht empfinde. In beiden Fällen wurde einmal ich, einmal mein Wohnhaus attackiert. Unmittelbar nach der Attacke auf mein Wohnhaus stießen ich und ein Mitbewohner mit vermummten Zivilpolizisten aufeinander, die sich nicht zu erkennen gaben. Ich habe mich damals bedroht gefühlt und Pfefferspray in Richtung der vermeintlichen Angreifer gesprüht. Die Gewalt lehne ich aus Überzeugung ab. Von mir geht für niemanden im Deutschen Bundestag oder anderswo ein Risiko aus.
3. Sie berichteten in Ihrem Vortrag unter anderem davon, dass Sie in Warschau „erlebnisorientierte Fußballfans“ auf Johannes D. ansetzten, die diesen „handfest und sportlich konfrontiert“ hätten und dies der Grund sei, weshalb D. später in einem Gerichtsverfahren gegen die sogenannte Hammergruppe um Lina E. als Kronzeuge auftrat. Wir verstehen Ihre Aussagen so, als hätten Sie einen Schlägertrupp auf Johannes D. gehetzt und den Angriff somit organisiert: Könnten Sie bitte beschreiben, wie genau das ablief? Woher kannten Sie die von Ihnen genannten „erlebnisorientierten Fußballfans”, und haben Sie den Angriff auf D. konkret vorgeschlagen oder angeregt?
Hier sind sie falsch informiert oder verbreiten bewusst eine verzerrte Darstellung. Johannes D. war ein Mitglied der sogenannten „Hammerbande“, einer Gruppe von Linksextremisten, die für zahlreiche brutale Überfälle auf vermeintliche politische Gegner verantwortlich ist. Er fiel allerdings durch angebliche sexuelle Übergriffe in der eigenen Szene in Ungnade. Daraufhin setzte er sich nach Polen ab, wo er als Erzieher in Warschau tätig war. In meinem Vortrag habe ich ausgeführt, dass er nach eigener Aussage vor dem Oberlandesgericht Dresden zum Kronzeugen wurde, nachdem seine Anwesenheit in Polen bekannt geworden war. Dazu hat die Berichterstattung polnischer Journalisten beigetragen, mit denen ich mich über seine Anwesenheit ausgetauscht hatte. Von einer Konfrontation mit Fußballfans habe ich erst später aus dem Internet erfahren. Ich habe niemals einen „Schlägertrupp“ auf irgendjemanden angesetzt und verwahre mich ausdrücklich gegen derartige Anschuldigungen. Sie haben kein Recht, einen solchen Unsinn zu verbreiten, auch nicht, wenn Sie das nur als Gerücht o.ä. bezeichnen.
4. Sie bekennen auf der Konferenz außerdem, den X‑Account „Dokumentation Linksextremismus“ gemeinsam mit Herrn Dorian Schubert zu betreiben. Seit wann und mit welcher Intention betreiben Sie den Kanal?
Das ist falsch.
5. Kritiker und Beobachter werten Ihren Kanal „Dokumentation Linksextremismus“ als Plattform, auf der Sie Ihre politischen Gegner mit Namen und Bild wie auf dem Präsentierteller liefern – auch als Opfer für mögliche körperliche Angriffe. Es ergibt sich der Eindruck, linke Aktivisten sollten bedroht oder eingeschüchtert werden. Bitte nehmen Sie hierzu Stellung.
Ich werte „Correctiv“ als Plattform, auf der politische Gegner mit Namen und Bild auf dem Präsentierteller ausgeliefert werden – auch als Opfer für mögliche körperliche Angriffe durch linksextreme Gewalttäter. In Folge Ihrer völlig überzogenen Berichterstattung muss sich nun der Staatsschutz um die Sicherheit zahlreicher Menschen und ihrer Familien kümmern. Kehren Sie also besser vor Ihrer eigenen Haustür.
6. Sie haben in Ihrem Vortrag vor allem darüber gesprochen, dass „die Antifa” bekämpft werden müsse. Im weiteren wirkt es aber nicht so, als meinten Sie nur linksextreme Akteure: Sie dehnen den Begriff auch auch auf Politiker, Journalisten, Zivilgesellschaftsakteure und zB Mitarbeiter der Amadeu-Antonio-Stiftung aus, und auf Gerhard Schröders „Aufstand der Anständigen”, zudem bezeichnen Sie die Antifa als „Staatsdoktrin” und Handlanger der Ampelkoalition. Für uns ergibt sich daraus, dass Sie mit „Antifa“ jegliche Akteure und Gruppen meinen, die sich den Rechtsextremisten entgegenstellen. Bitte nehmen Sie hierzu Stellung.
Ihre Wertung ist natürlich falsch und ergebnisorientiert. Anders als viele Linke halte ich nicht jeden Andersdenkenden für einen Extremisten. Ich engagiere mich gegen die gewalttätige, linksextreme Antifa.
7. Kritiker und Beobachter werten Ihren Kanal „Dokumentation Linksextremismus“ als Plattform, auf der Sie Ihre politischen Gegner mit Namen und Bild wie auf dem Präsentierteller liefern – auch als Opfer für mögliche körperliche Angriffe.
Siehe 5.
8. Sie sprechen davon, dass das LKA eine ihrer „Informationsquellen“ sei. Was genau meinen Sie damit?
Das ist schlichtweg nicht korrekt.
9. Inwieweit nutzen Sie Informationen, die Ihnen in Ihrer Rolle als Mitarbeiter in der AfD Bundestagsfraktion zukommen, für Ihren oben genannten X‑Account?
Siehe Antwort 4.
10. Nach Recherchen von Correctiv fallen Sie als Mitarbeiter von Herrn Jan Wenzel Schmidt kaum mit Sacharbeit im Kontext des Bundestags auf. Selbst innerhalb der AfD gehen Quellen davon aus, dass Ihre Aufgabe eher darin besteht, Loyalitäten für Herrn Wenzel in der Identitären Bewegung / der rechtsextremen Szene zu sichern. Wie bewerten Sie diese Einschätzung?
Diese angeblichen Vorwürfe sind substanzlos. In meiner Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter für Herrn Schmidt beschäftige ich mich im Deutschen Bundestag ausschließlich mit mandatsbezogener Sach- und Öffentlichkeitsarbeit. Aus meiner journalistischen Erfahrung heraus kann ich Ihnen nur raten, quellenkritischer zu arbeiten.
11. Nach unseren Informationen waren Sie früher in der Niedersächsischen Kameradschaftsszene aktiv, später bei den Jungen Nationalisten. Sie waren ein führender Kopf bei der Identitären Gruppe Kontrakultur in Halle und dem Hausprojekt der IB. Aktuell gelten Sie als Funktionär der Identitären Bewegung und sind gut in der internationalen rechtsextremen Szene vernetzt. Was genau ist derzeit Ihre Rolle bei der IB? Wie würden Sie Ihre Funktionen und Aufgaben beschreiben?
Auch wenn ich den gewaltfreien Aktivismus der Identitären Bewegung nach wie vor sehr schätze, bin ich seit Jahren an keiner Aktion mehr beteiligt gewesen.
Was Correctiv daraus machte, können Sie, nachdem Sie sich ausreichend Mentholpaste unter die Nase gerieben haben, hier lesen.