Heute ist in rückständigen Teilen Deutschlands ein Feiertag, den keiner braucht und dessen Anlass erstens auf Fake history beruht und den, zweitens, niemand mehr kennt. Deshalb eine kleine Auffrischung.
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Große Aufregung herrscht in den sozialen Medien und ihren Unterorganisationen über … – ja, auch über die Hetzjagd auf Robert den Nachdenklichen, und wer den Schaden anrichtet, braucht sich bekanntlich um den Spott nicht zu sorgen. „Habeck sitzt gar nicht auf einer Fähre fest, er kann sie nur nicht verlassen”, höhnten Netznazis. „Ist der Bauer erstmal gallig, bleibt der Robert auf der Hallig”, hatzreimten andere. Dazu kommen wir gleich.
Zuerst aber möchte ich Ihr Augenmerk, geneigte Leserin, auf diesen Zwischenfall lenken.
Die Mitteldeutsche Zeitung nennt Geflüchtete „Flüchtlinge”, um sich bei den indigenen Rechten einzuschleimen, stellt aber immerhin noch klar und zeigt Haltung. Von bisherigen Hochwassern wissen wir, dass, von Helge Lindh vielleicht abgesehen, in den betroffenen Gebieten kaum Fremdlinge zu sehen waren, außer vielleicht um da und dort in verlassenen Häusern ein paar herrenlose Wertsachen sicherzustellen. Was war also diesmal geschehen?
Fragen wir die Mitteldeutsche. Sie schreibt: „Es ist ein Beispiel dafür, wie schnell sich Falschinformationen verbreiten und verfestigen können. Schon wenige Stunden nach der Abreise von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) aus dem Hochwassergebiet in Mansfeld-Südharz machten in den sozialen Netzwerken kurze Videos die Runde. Darauf zu sehen waren Flüchtlinge in orangefarbenen Westen auf dem Gelände der zentralen Sandsackbefüllungsanlage in Berga. Verbunden wurde dies mit der Botschaft, dass diese Flüchtlinge extra aus Nordhausen nach Oberröblingen gefahren worden seien, um mit Kanzler Olaf Scholz schöne Bilder zu machen.”
Solche Bilder kamen nicht zustande. Aus welchem Grund auch immer – warum hätte Scholz sich das entgehen lassen sollen? Weil das Gerücht schneller war? Oder die Hilfswilligen zu langsam?
„Ein Bild, auf dem die Ausländer zu sehen sind, wie sie – inzwischen ist es draußen dunkel – im Feuerwehr-Gerätehaus etwas essen und zwei von ihnen ein Feierabendbier trinken, wurde ebenfalls tausenfach geteilt und kommentiert. Was besonders auffiel: Die Gummistiefel der Männer sind sauber.”
Aber die Faktenchecker haben aufgepasst: „Die Flüchtlinge seien am Nachmittag gekommen, als der Kanzler schon weg war, und hätten ordentlich mit angepackt. ‚Die haben eine super Leistung gebracht’, sagt Hoffmann (der Leiter der Freiwilligen Feuerwehr Berga). Ihre Aufgabe habe darin bestanden, beim Füllen der Sandsäcke zu helfen. ‚Das ging bis abends, als es dunkel wurde.’ Und auch die Botschaft unter dem Bild, auf dem die Flüchtlinge essen, sei falsch. ‚Ja, die Gummistiefel sind sauber. Das liegt aber daran, dass wir eine Stiefelwaschanlage haben.’ Zu essen habe es im Übrigen Bockwurst und Kuchen gegeben. ‚Vor allem auf den Kuchen waren sie scharf’, sagt Hoffmann.”
Was soll man nun glauben? Dass dort, wo es eine zentrale Sandsackbefüllungsanlage gibt, auch eine zentrale Stiefelwaschanlage existiert, ist nicht ganz unwahrscheinlich. Und dass man Flüchtlingen, die zu nicht unerheblichen Teilen aus schweinefleischabholden Gefilden zu uns hereingeschneit sind, Bockwust anbietet, korrespondiert mit den aktuellen mitteldeutschen AfD-Umfrageergebnissen – deshalb waren die meisten ja auf den Kuchen scharf, wahrscheinlich mit Ausnahme der beiden, die Bier tranken.
Andererseits: Aus welchem Grund sollten die Flüchtlinge überhaupt dorthin kommen? Und warum erst am Nachmittag? Waren es wirklich freiwillige Helfer, die für ein Stück Kuchen Hand anlegten? Durften sie wenigstens die Stiefel behalten?
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Die Einstellung der Linken zum Bauernkrieg hat sich in den vergangenen Dekaden deutlich geändert, vergleichbar mit ihrer Haltung zu den Proletariern. Beide Kollektive sind für woke Linke inzwischen einfach zu deutsch bzw. zu weiß; die Gründung eines Arbeiter- und Bauernstaat würden sie auf restdeutschem Boden nicht noch einmal fingieren. Der Bundespräsident, der jederzeit eine historische Ruhmesrede auf Thomas Müntzers regenbogenbeflaggte Truppe abzuschnurren bereit wäre (unter besonderem Hinweis auf Florian Geyers „Schwarzen Haufen”), ist über den realen Zorn zeitgenössischer Bauern, die nach der weiland frühbürgerlichen nunmehr eine spätbürgerliche Revolution gegen ein neofeudales Establishment einzuleiten sich anschicken, „schockiert”.
Nicht nur nicht schockiert, sondern stumm wie ein Karpfen war Steinmeier beispielsweise, als ein Mob sich vor dem Haus des thüringischen Ministerpräsidenten Thomas Kemmerich (Christianpartei) versammelte und dessen Familie attackierte oder als tagelang das Privathaus von Björn Höcke (Schwefelpartei) belagert wurde. Ist eben ein bedächtiger, ausgewogener, niemals vorschneller Mann, der Genosse Pahl-Rugensteinmeier.
Leser *** schickte mir ein Foto dieser DDR-Briefmarke:
Und dazu den berühmten ersten Satz des Pamphlets „Der 18. Brumaire des Louis Bonaparte”, mit welchem der Rauschebart aus Trier die Zitierkompetenz ganzer linker Studentengenerationen prägte: „Hegel bemerkte irgendwo, daß alle großen weltgeschichtlichen Tatsachen und Personen sich sozusagen zweimal ereignen. Er hat vergessen, hinzuzufügen: das eine Mal als Tragödie, das andere Mal als Farce.”
Wobei für die Farce vor allem der Dreitagebärtige zuständig ist, im Gegensatz zu Herzog Georg dem Bärtigen, der gemeinsam mit Philipp dem Großmütigen anno 1525 die Ausrichtung der Tragödie organisierte, angefeuert von einem kampagnenerprobten Augustinermönch.
Wider die räuberischen und mistgabelmotorisierten Rotten der Bauern agitiert heute, wenn auch nicht ganz auf dessen sprachlichem Level, die Regierungspresse.
Die wird aber demnächst durch die KI ersetzt. Ob das der Regierung taugt?
(Ich danke Leser *** für die Zusendung.)
PS: „Lieber Herr Klonovsky, ich wundere mich ein wenig, dass Sie das Video der Vorkommnisse um Habeck aus Reichelts Youtubekanal nicht erwähnen (ebenfalls teilweise auf Nius.de). Wie aus den Schüttsieler Polizeiaussagen (auf der Webseite der Polizei Flensburg) hervorgeht, musste zwar an einer Stelle einmal Pfefferspray eingesetzt werden, um einige (ca. 25–30) übereifrige Bauern zu beruhigen. Aus dem Video geht aber ganz klar hervor, dass die Darstellung des Medienmobs, hier habe es einen schändlichen bäuerlichen Gewaltausbruch gegeben, wenn nicht Lüge, dann doch zumindest eine unverschämte Übertreibung ist. Würde Ähnliches wie in Schüttsiel die Norm für linke Demos sein, die Polizei würde sich nach jeder Demo bei den Linken für ihre Gewaltfreiheit bedanken.”
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Den Bauern wollen sich nun auch die Proletarier (männlich/weiß/deutsch) anschließen.
Das Motto „Mann der Arbeit aufgewacht/und erkenne deine Macht!” wäre aber vorgestrig; dafür dass alle Räder – mit Ausnahme der sich gelegentlich drehenden windbetriebenen – stillstehen, sorgen doch schon Ihre Grünen.
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Der wichtigste Adressat von staatlicher Propaganda war, ist und bleibt der Nachwuchs. Die Kinderseite des Weserkurier teilt mit:
„Der Kommandeur Lothar von Trotha erließ einen folgenschweren Befehl, alle Ovaherero umzubringen”, zitiert das Blatt einen Mann namens Matthias Henkel, der als „Leiter eines Museums in Berlin” (Hervorhebung von mir – M.K.) vorgestellt wird. „Daraufhin”, fährt der Qualitätsjournalist fort, „erschossen die deutschen Soldaten etwa 60.000 Menschen. Viele weitere ließen sie verdursten.”
Nachdem zuletzt das ZDF die Lüge verbreitete, die Schutztruppe hätte bei der Niederschlagung des Herero-Aufstands Giftgas eingesetzt (Acta vom 30. Dezember), dickt nun das nächste Bezichtigungsorgan den Lügenäther weiter an. Weder ist die Zahl von 60.000 Herero auch nur im Ansatz belegbar – sie dürfte die Gesamtzahl der am Waterberg versammelten Viehzüchternomaden erheblich überschreiten –, noch haben die deutschen Soldaten außerhalb der Gefechte Hererokämpfer in nennenswerter Zahl erschossen – Nichtkämpfer (der Begriff „Zivilisten” wirkt hier irgendwie skurril) erst recht nicht –, noch hat von Trotha befohlen, alle Herero umzubringen. Die einzige korrekte Information ist die, dass viele von ihnen verdursteten, als sie vor der Schutztruppe in die Omaheke-Trockensavanne flohen, in der es übrigens Wasserstellen gibt (die den Durst so vieler Menschen, wie im August/September 1904 dort und obendrein mit ihrem Vieh ankamen, nicht stillen konnten). Die Omaheke war nie völlig unbewohnt, und durch das Gebiet führten seit alters her Wanderrouten, die auch die Herero kannten. Wie regelmäßige Besucher dieser Seite wissen, habe ich wiederholt über den angeblichen Völkermord geschrieben, hier etwa, ein bisschen scrollen, und hier (auch hier, allerdings hinter der Bezahlschranke).
Zur Propaganda gehört auch, dass dieser Kinderstürmer ein großes Foto der äußerst unwirtlichen Wüste Namib über den Artikel stellt, die mit den damaligen Geschehnissen nichts zu tun hat. Ein journalistisches Glanzlicht ist überdies der Kasten „Was sind Kolonien?”. Dort liest man: „Kaum vorstellbar, wie die Welt noch vor rund einem Jahrhundert ausgesehen hat. Autos waren gerade erst erfunden worden, ebenso viele der Maschinen in Fabriken. Das Internet gab es noch lange nicht. Die Menschen auf der Welt waren deswegen noch nicht so vernetzt wie heute. Sie hatten damals auch ganz andere Vorstellungen und Werte. In Europa zum Beispiel dachte man, man könnte einfach so Gebiete auf anderen Kontinenten erobern und besiedeln.”
Dass man einfach so Gebiete erobern und besiedeln könnte, dachte man auf anderen Kontinenten nämlich niemals. Man dachte auch beispielsweise im arabischen Norden Afrikas nicht, dass man einfach so Handelsschiffe überfallen und alle an Bord befindlichen Personen als Sklaven verschleppen könne. Die jungen Leser der Weserpostille sollen keinesfalls erfahren, dass der Kolonialismus als Reaktion der Europäer (und der USA) auf die muslimische Versklavungspiraterie entstand. Sie sollen auch nicht wissen, dass ihre deutschen Vorfahren in den Kolonien Häfen, Straßen, Bahnverbindungen, Schulen und Krankenhäuser gebaut haben. Dass die Herero bei ihrem Aufstand über hundert deutsche Zivilisten massakriert haben, erfahren sie ebenfalls nicht.
Den Titel Lügenkurier hat sich die norddeutsche Lokalgazette damit vollauf verdient. Man könnte sie die „Rattenfänger von Bremen” nennen, wenn es denn die dazugehörigen Ratten gäbe; die Konstallation scheint allenfalls umgekehrt zu bestehen.
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Interessanter Beitrag auf queer.de.
Ich schreibe ja seit langem darüber, dass die Zeitgeistverwalter des besten Deutschlands ever drei ihrer vormaligen Haupthätschelkollektive – Frauen, Juden, Homosexuelle – aus einer als „Willkommenskultur” kostümierten Islamophobie (= Angst vor aggressiven Moslems) wie die berühmten heißen Kartoffeln fallenlassen werden bzw. es längst getan haben, sofern die Gewalt gegen Angehörige der genannten Gruppen von eingewanderten Muslimen ausgeht.
Der 57-jährige Kölner Oliver L. wurde 2020 bei einem Messerangriff in Dresden schwer verletzt, sein aus Krefeld stammender Lebenspartner starb bei der Attacke. Der Täter war ein damals 20-jähriger Syrer namens Abdullah Al Haj H.
Zitat: „Als Opfer seien er und sein Partner aber ‚auf unsere sexuelle Orientierung reduziert’ worden. ‚Und die Gefahr, die von diesem Täter ausging, die von islamistischen Schläfern im Land ausgeht, wurde dadurch nicht gesehen’, beklagte L. ‚Der Täter war jahrelang wegen seiner Gefährlichkeit in Haft, er war gerade erst fünf Tage frei – und dann begeht er einen Mord! (…) Pläne, wonach in Dresden mit einem Mahnmal an die Opfer homophob und transphob motivierter Gewalt erinnert werden solle, lehnte er ab. ‚Ich bin dafür, dass es ein Mahnmal gegen islamistischen Terror gibt. Aber das traut sich anscheinend niemand.’ ”
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Der Trick der linksgrünen Öffentlichkeitsarbeiter besteht darin, aus Islamophobie Islamkritiker als „islamophob” zu bezeichnen.