Wo wahre Medienvielfalt herrscht (!), darf auch das Weihnachtsfest nicht ausgespart bleiben.
Früher bescherte das Christkind, heute bringt der rassistische Onkel die Bescherung. Früher glaubte der Nachwuchs an den Weihnachtsmann, heute an den Feiertagsrassismus. Deshalb muss der deutsche Gute (m/w/d) nun sogar an Heilig Abend Haltung zeigen (Heilig Haltungsabend).
Die Schlagzeilen der Qualitätspresse deuten darauf hin, dass es um einen Generationenkonflikt geht – es sind durchweg die Älteren, die schwurbeln, hetzen und provozieren –, und ich wette, dass die Artikel allesamt von nachwachsenden journalistischen Fachkräften stammen. Was also tun, wenn Papa ausgerechnet an Weihnachten den Klimawandel leugnet? Ein Twitterer weiß die Lösung: „Direkt ins Gesicht sagen, dass man das nicht duldet, Zeug zusammenpacken, in die Zwanzig-Quadratmeter-Bude zurückkehren, in der man das restliche Jahr verbringt, anschließend jeglichen Zuschuss von ihm verweigern und ihn als Klimanazi beschimpfen.” Klingt plausibel. Vielleicht sollte noch hinzugefügt werden, dass auch zwanzig Quadratmeter zu viel Heizenergie verbrauchen, es aber bei KiK Fleecedecken inzwischen schon ab 2,99 Euronen gibt (ohne Versand; Selbstabholen wärmt auch).
Ein Sternsinger von der Hamburger Relotiusspitze – das ist er – hat sich zwar nur digital, aber immerhin nach Dunkelsachsen begeben, um bei einem offenbar in einfacher Sprache abgehaltenen Workshop gegen die binnenfamiliäre Weihnachtshetze zu hospitieren, den man, wäre der Claas noch beim Spiegel, glatt für erfunden halten könnte.
„Carolin graut es schon wieder, Weihnachten mit ihren Eltern zu verbringen”, hebt der Bericht unserer Edelfeder in statu nascendi an, denn, so Carolin: „Mein Vater glaubt krass an Verschwörungstheorien, leugnet Corona und ist hart antisemitisch.” Wie an der präzisen Adjektivwahl zu erkennen, ist Carolin 28, könnte aber auch 18 sein. Während sich der Leser noch fragt, ob der krasse Papa nicht wenigstens auch ein harter Rassist ist, wird ihm bereits Thessa vorgestellt (mit h, aber ohne Penis), der es „ähnlich geht”, nur eben mit dem Bruder, denn der habe früher „rassistische Sachen gedropt” (der Leser atmet auf). Bei Patricia wiederum ist es die Oma, die mit ihren krassen oder auch harten, jedenfalls „durchweg menschenfeindlichen Argumenten” unterm Weihnachtsbaum den Familienfrieden aufs Spiel setzt, nachdem sie, wie wir mal zu Großmamas Gunsten annehmen wollen, zuvor wenigstens das Essen bereitet hat.
„Carolin, Thessa, Patricia und 17 weitere wollen sich wappnen für die anstehenden Diskussionen mit der Familie an Weihnachten. Damit Verwandte sie nicht erkennen, sollen hier nur die Vornamen zu lesen sein”, notiert der Hospitant. Am online-Voodoo nehmen übrigens (fast) nur weiblich gelesene Personen teil. Falls jemand den Sexismus vermisst hat, wird der selbstredend noch vorstellig.
Kulturbüro Sachsen e.V., das ist ein kleiner Etikettenschwindel, mit Kultur im engeren Sinne hat diese Truppe wenig zu tun, und das e. V. suggeriert Finanzierung durch Spenden, während es doch wohl eher Staatsknete aus dem „Kampf gegen rechts” ist, mit dem sich dieser linke Süppchenkochklub finanziert (Sciencefiles hat mal geschrieben, dass der Verein vom Freistaat Sachsen und vom BMFSFJ unterstützt wird, also praktisch von den Steuergeldern des krass verschwörungstheoretischen Papas und des rassistischen Bruders; bei Carolin, Thessa und Patricia weiß man’s nicht genau). Weshalb der Chatsektenleiter, „Johannes Richter vom Kulturbüro”, recht zügig die erkennungsdienstlich relevante Frage aufwirft, wie man „Menschen mit einem geschlossen rechten Weltbild” identifiziere. Die Antwort ist simpel: Indem man sich ein geschlossen linkes Weltbild zulegt. Vereine wie das Kulturbüro helfen dann beim autosuggestiven Andressieren allergischer Reaktionen auf jegliche Abweichung. Die eigentliche Mission besteht darin, diese Dressur auch der Familie überzuhelfen. „Richter will gleich eine Erwartung dämpfen: Ein geschlossen rechtes Weltbild werde nicht durch ein einziges Gespräch geändert.” Das schafft ja nicht einmal ein verschärftes Verhör!
Schnell sind wir beim Problem Nummer zwei (Problem Nummer eins, das Riff schlechthin, ist für Linke immer die „rechte” Wirklichkeit): der Demokratie. Also beim tumben Demos, dem unmündigen Bürger und seinen gefährlichen Mitspracherechten. „Jenny schreibt in den Chat: ‚Die AfD ist für mich keine demokratische Partei, weil sie in mehreren Bundesländern als rechtsextremistisch eingestuft ist und verschiedene Menschengruppen abwertet.’ Yoni findet gut, dass Jenny die AfD klar einordnet. ‚Bei meiner Familie wäre das überzeugend.’ Die Einstufung des Verfassungsschutzes zu erwähnen, sei stark, meint Richter. ‚Das sage also nicht nur ich, sondern auch eine Behörde.’ ” Und dem, was eine deutsche Behörde sagt, das wissen gerade die älteren Sachsen, wird nicht widersprochen. Der Verfassungsschutz gehört zu Weihnachten wie Schild & Schwert zur Partei.
Was überdies noch in notdurftsnaher Dringlichkeit an den Weihnachtstisch gehört, darüber klärt Yoni* auf: „Ich benutze gegenderte Sprache, weil dadurch marginalisierte Personengruppen, die unter dem Patriarchat leiden und diskriminiert werden, mitgedacht und sichtbar gemacht werden.” Die unter dem Patriarchat Leidenden sichtbar gemacht zu haben, gerade in der Küche, und dabei anständig geblieben zu sein (schließlich sollen sie kochen), das wäre ein Ruhmesblatt für alle heteronormativen Haushalte! Weihnachten ist schließlich, auch wenn Yoni nicht an dex Heiland*:_In glaubt, das Fest der Marginalisierten. „Wenn ich meiner Oma mit ‚Patriarchat’ und ‚heteronormativer Zweigeschlechtlichkeit’ komme, dann wird es schwierig”, gibt Jenny indes zu bedenken. Klar, die Oma hat zeitlebens gearbeitet, Kinder und Enkel großgezogen und alle Tassen im Schrank beisammen gehalten; sie schaut betreten auf den dampfenden Weihnachtsbraten und denkt: Warum mache ich mir für diese Deppen, die angeblich nicht wissen, ob sie Männlein oder Weiblein sind, so viel Mühe? Die sollen sich doch ihr Essen wie ihr Geschlecht „konstruieren” oder Käfer fressen, damit es draußen nicht wärmer wird. –
Diese tristen Figuren, die selbst nichts können, nichts gelernt haben außer Zeitgeistphrasen und Wegwerfworthülsen und fast immer auf Kosten der älteren Generation leben, betrachten ihre Familien als gesinnungskrank und politisch infektiös. Sie halten sich für klüger, wissender, moralischer, für etwas Besseres. Auch und gerade an Weihnachten wollen sie den anderen ihr wokes Weltbild aufdrängeln und das in ihrem so überlauten wie überschaubaren Milieu als „Haltung” verkaufen. Auf die Idee, dass etwas an ihnen nicht stimmen könnte, kämen sie nicht im Tagtraum. Ihre woken Komplizen in den Medien steigen darauf ein und versuchen, aus der Mücke des gelegentlich stattfindenden innerfamiliären Ritzens den Elefanten eines tiefen Risses zwischen den Generationen zu machen. Sie wollen nicht, dass – wie unter Zivilisierten üblich – die Familie die politischen Differenzen überbrückt, sondern dass die politischen Differenzen die Familie spalten.
Warum? Weil sie, wie alle Linken seit dem Charakterlumpen Rousseau, der seine Kinder ins Waisenhaus gab (obwohl sie nicht einmal gegendert haben), und dem Charakterwrack Marx, die Familie hassen – Weihnachten ist und bleibt das Fest der Familie – und sie abschaffen wollen. „Nachdem die irdische Familie als das Geheimnis der heiligen Familie entdeckt ist, muß nun erstere selbst theoretisch und praktisch vernichtet werden”, statuierte Marx in seiner vierten Feuerbach-These (ursprüngliche Fassung von 1845; in der von Engels redigierten Version von 1888 heißt es „theoretisch kritisirt und praktisch umgewälzt werden”). Alle linken Regimes haben die Familie bekämpft und versucht, die Kinder zur Illoyalität gegen ihre Eltern bis hin zur Denunziation im Namen der staatlichen Ideologie aufzuwiegeln, ob nun die Bolschewiken, die Nationalsozialisten, Maos Rote Garden oder die Roten Khmer Pol Pots. Da die familiären Strukturen die konservativsten, resistentesten, störrischsten, egoistischsten und solidarischsten aller gesellschaftlichen Ingredienzien sind, ist und bleibt die Vergesellschaftung der Familie, die Herauslösung der Kinder aus der Obhut der Eltern, die Zerstörung der innerfamiliären Bindungen durch das Aufhetzen der Jungen gegen die Alten ein zentrales politisches Ziel der Linken.
Deshalb verachten linke Ideologen Weihnachten, das Fest der Familie – und ein christliches obendrein.
* „Die Maid heißt tatsächlich Yoni?”, fragt Leser ***. „Die Yoni (f., Sanskrit योनि yoni, wörtl.: Ursprung) ist der tantrische Begriff für die weiblichen Genitalien (Vulva, Vagina und Uterus) und wird auch im westlichen Neotantra verwendet.”
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Die Familien-Aversion der Woken erstreckt sich übrigens weder auf den Islam noch auf die Dritte Welt. Wenn der Prophet Mohammed sagt: „Kein Fundament findet die Zustimmung Gottes in höherem Maße als das der Ehe und Familie!”, haben unsere Linken daran so wenig auszusetzen wie am fidelen Walten der arabischen Clans in Berlin oder an der Bevölkerungsexplosion in Afrika, als deren Überlaufbecken sie Europa anbieten. Die Linken bekämpfen ausschließlich die Institution der weißen, westlichen, bürgerlichen Familie. Dass mit der Ausbreitung des Islam der muslimische Familien- oder Clan-Egoismus und damit die Blutsbande (wieder) in Europa heimisch werden, und zwar in einem Maße, das auf mittlere Frist den Rechtsstaat und die bürgerliche Gesellschaft gefährdet, ist diesen Wohlmeinenden schnurz.
Insofern passt auch dieser Kommentar der Aachener Zeitung, veröffentlicht einen Tag vor Heilig Abend, in die schrumpfdeutsche Weihnachtszeit.
Der Muezzin-Ruf ist kein Zeichen dafür, dass „verschiedene Glaubensrichtungen zusammenrücken”, wie die Kommentatorin sich die Wirklichkeit zurechtträumt, sondern dafür, dass eine ihren unverhohlenen Alleinherrschaftsanspruch ausweitet (ausführlich dazu hier, dritter Eintrag). Wie nahezu immer ist die mainstreamjournalistische Meinung nicht besonders repräsentativ.
Weshalb die Genoss*:_Innen Journalist:_*Innen nicht nachlassen dürfen in ihrem missionarischen Eifer!
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Hier ist nun der Punkt erreicht, an welchem der Kleine Eckladen die Rouleaus herunterlässt, weil der Betreiber sich der Herrichtung des Gänsebratens widmen muss, um sein vom Patriarchat marginalisiertes Ehegespons in der Küche unsichtbar zu machen. Selbstverständlich tut er dies nicht, ohne vorher allen Besuchern ein frohes, auch gesegnetes Weihnachtsfest zu wünschen, ein Fest der heiligen Familie als Geheimnis der irdischen Familie (und umgekehrt), umrankt von christlichen Weihnachtsliedern und Kirchenglocken. Der Muezzin möge dort zum Gebet rufen, wo er hingehört.