3. Oktober 2023

„Einen schö­nen Tag der Deut­schen Ein­heit wün­sche ich Ihnen. Es ist und bleibt ein Glückstag.”
(Leser ***)

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Bei mei­ner fei­er­täg­li­chen Rad­fahrt nahm ich als blin­den Pas­sa­gier eine Spin­ne mit zum Starn­ber­ger See, die in der ver­gan­ge­nen Nacht ihr Netz zwi­schen den Dräh­ten der Bow­den­zü­ge am Len­ker gewebt hat­te und kei­ner­lei Anstal­ten mach­te, die­se Blei­be auf­zu­ge­ben, nach­dem die plötz­lich mobil wur­de. Sto­isch hielt sie stun­den­lang aus und sich fest, obwohl sie in ihrem Gespinst ent­ge­gen der Fahrt­rich­tung saß, sich also sowohl der Kräf­te der Träg­heit als auch des Fahrt­win­des erweh­ren muss­te. Zum Lohn gin­gen ihr ein paar klei­ne Flie­gen ins Garn.

So hat­te denn auch Taran­tu­la ihr Nationalfeiertagspläsier.

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„Lie­ber Herr Klo­novs­ky, ken­nen Sie den?”, fragt Leser ***.
„Ich wün­sche Ihnen einen schö­nen Tag der offe­nen Moschee und grü­ße herz­lich aus der sexy Shit­ho­le City an der Spree!”
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Wer trat 1990 wem bei?
Ich kom­me aus der DDR, ich kom­me aus der Zukunft. Von jener lässt sich kün­den, indem man aus die­ser zitiert.
Die aus einer gewis­sen Per­spek­ti­ve köst­li­chen Maxi­men und Auf­ru­fe wur­den kom­pri­miert und ver­öf­fent­licht in der Samm­lung „Losun­gen der Woche”, die nach dem Hin­schied der DDR als stän­di­ge Rubrik in der anno 1996 dann selbst fried­lich ent­schla­fe­nen Ost­ber­li­ner Wochen­post erschien.
Mer­kel, Göring-Eckardt und all die ande­ren Karya­ti­den der bes­ten deut­schen Demo­kra­tur ever haben das heu­te noch drauf. Ein poli­ti­scher Appa­rat, des­sen Sprech­pup­pen Phra­sen wie „Wir schaf­fen das!”, „Bunt statt braun“, „Viel­falt statt Ein­falt“, „Wir bekom­men plötz­lich Men­schen geschenkt“, „Schei­tert der Euro, dann schei­tert Euro­pa“, „Mensch­lich­keit kennt kei­ne Ober­gren­ze“, „Wir wol­len kein CO2 mehr“ daher­plap­pern, ist so unglaub­lich infan­til und ver­blö­det, dass sich noch der letz­te Zonend­ödel wie­der hei­misch zu füh­len ver­möch­te, so er denn mögen thäte.
„Wir stei­gen aus Kern­kraft und Koh­le­ver­stro­mung aus, weil wir es kön­nen.” – „Wir brau­chen 400.000 Zuwan­de­rer pro Jahr, um unse­ren Wohl­stand zu hal­ten.” – „Die Ener­gie­wen­de wird ein Exportschlager.”
„Wir wol­len, dass in den nächs­ten vier Jah­ren jede Bie­ne, jeder Vogel und jeder Schmet­ter­ling in die­sem Land weiß: Wir wer­den uns wei­ter für sie ein­set­zen.” – „Die­se Betrie­be hören viel­leicht auf, zu ver­kau­fen, aber die sind nicht auto­ma­tisch insolvent.”
„Die­ses Land wird sich ändern und zwar dras­tisch, und wisst ihr was: Ich freu mich drauf!”
„Will­kom­mens­kul­tur ist der bes­te Schutz vor Terroristen!”
„Wir sind ein rei­ches Land.” – „Wir leben im bes­ten Deutsch­land, das es je gab.”
„Hass ist kei­ne Meinung!”
Es gibt aller­dings einen klei­nen Unter­schied zwi­schen den schwach­sin­ni­gen DDR-Losun­gen und den schwach­sin­ni­gen Paro­len und Sprü­chen gesamt­deut­scher Offi­zi­el­ler des Mer­kel- und Post­mer­ke­lis­mus: Er besteht in der nicht leicht von der Hand zu wei­sen­den Ver­mu­tung, dass beim Ver­zap­fen der Ers­te­ren hin und wie­der eine lei­se Iro­nie wal­te­te, denn die Ver­fas­ser die­ser meist denn doch unfrei­wil­lig komi­schen Pro­pa­gan­da-Flos­keln kamen aus der soge­nann­ten Mit­te der Gesell­schaft, das heißt, sie mögen unglaub­lich blöd sein, aber sie waren nicht zynisch. Bei ihren Nach­fol­gern indes han­delt es sich um blü­hen­den auto­ri­tä­ren, von oben nach unten gekü­bel­ten Schwach­sinn, bar jedes iro­ni­schen oder dop­pel­bö­di­gen Anflugs, ent­sprun­gen einem dreis­ten Zynis­mus der Macht. Womit ich jetzt prak­tisch min­des­tens zwei Regie­run­gen und drei Kabi­net­te auf ein­mal geschmäht hät­te. Haldenwang?
Nie­mand ähnelt heu­te, habi­tu­ell wie han­delnd, mehr einer SED-Vög­tin als unse­re Nan­ny für Inne­res, Nan­cy F. (Sozi­al­fa­schis­ten). Gemein­sam mit ihrem Adla­tus Hal­tungs­zwang (Mer­ke­lis­ten) hat sie den neu­en Delikt­be­reich „Ver­fas­sungs­schutz­re­le­van­te Dele­gi­ti­mie­rung des Staa­tes“ begrün­det, des­sen Neu­heit frei­lich eine rela­ti­ve ist; mengt man ihn zusam­men mit Nan­nys Ste­cken­pfer­den „Hass“ und „Het­ze“ und kne­tet alles elan­voll durch, ergibt es die gute alte „staats­feind­li­che Het­ze“ aus dem DDR-Straf­ge­setz­buch. In der DDR hat­ten die füh­ren­den Genos­sen, dar­in Nan­ny Fae­ser ähnelnd, nicht allein einen Soup­çon, son­dern auch einen Geheim­dienst gegen die när­ri­sche Idee, dass der Staat und nicht die Bür­ger an die Ver­fas­sung bzw. das Grund­ge­setz gebun­den sei­en, wes­halb nur Staats­die­ner und nicht Bür­ger ver­fas­sungs­wid­rig han­deln könnten.
„Das Bun­des­amt für Ver­fas­sungs­schutz ver­wen­det in sei­nem Bericht nicht nur den DDR-Straf­rechts­be­griff der Ver­ächt­lich­ma­chung, son­dern auch den Geist, der dar­in steckt: Der Bür­ger schul­det dem Man­dats­trä­ger Ach­tung, nicht umge­kehrt. Er darf ihn nicht ver­ächt­lich machen, auch wenn er sich noch so ver­ach­tens­wert ver­hält, und jede abfäl­li­ge Bemer­kung über einen Funk­tio­när trifft immer das Sys­tem als Gan­zes. Die herr­schen­de Kas­te wit­ter­te in der DDR auch des­halb an allen Ecken Dele­gi­ti­mie­rung, weil sie wuss­te, dass es mit ihrer Legi­ti­ma­ti­on ziem­lich schlecht stand.“

Schrieb Kame­rad Wendt (Publi­co) vor einer Wei­le und brach­te so die 540-Grad-Wen­de vom Ver­fas­sungs- zum Regie­rungs­schutz auf den Punkt. Der Bür­ger ist nicht mehr der mit Grund­rech­ten gegen Staat und Regie­rung aus­ge­stat­te­te Sou­ve­rän, die Poli­ti­ker und Staats­be­am­ten sind nicht mehr sei­ne Dienst­leis­ter, son­dern er schul­det der Staats- und Ein­heits­par­tei­en­füh­rung Devo­ti­on und Gehor­sam. Vor allem darf der Bür­ger Regie­rungs­ver­tre­ter nicht mehr kri­ti­sie­ren (dele­gi­ti­mie­ren). Die Instru­men­te zur Durch­set­zung die­ser Ver­bo­te sind der Ver­fas­sungs­schutz sowie staat­lich ali­men­tier­te Anti­de­le­gi­ti­mie­rungs­stif­tun­gen wie jene der schein­hei­li­gen Annet­ta K., die bereits bei jenem Inlands­ge­heim­dienst Erfah­run­gen sam­mel­te, des­sen Zer­set­zungs­me­tho­den heu­te noch sta­te of the art sind.

PS: Mei­ner Ver­mu­tung, in den nicht direkt staat­lich orga­ni­sier­ten DDR-Paro­len könn­te sich mit­un­ter eine sach­te Iro­nie arti­ku­liert haben, sekun­die­ren zwei Leser.

Eins: „1974 gab es ein Spruch­band an der Balus­tra­de am Thea­ter in Dres­den (gro­ßes Haus): ’25 Jah­re DDR, 25 Jah­re sozia­lis­ti­sches Thea­ter’. Lei­der habe ich davon kein Foto. Es müss­ten jedoch vie­le davon im Archiv der Staats­si­cher­heit geben. Die ermit­tel­te damals umfangreich.”

Zwei: „Beim Lesen Ihrer Samm­lung muss­te ich an die Losung den­ken: ‚Alle her­aus zum 1. Mai!’ – Ban­ner an der Zeit­zer Fried­hofs­mau­er (kol­por­tiert, nicht verifiziert).”
Nun, das Kol­por­tier­te und Anek­do­ti­sche ist oft nicht wahr im engen Sin­ne der „Fak­ten­che­cker”, aber über­wahr und damit reprä­sen­ta­tiv in den blit­zen­den Augen Klios.

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Die „Reichs­bo­gen­flag­ge“ (Netz­fund) hängt nun auch vor der Zoll­be­hör­de in Alt­dorf bei Lands­hut. Die nächs­te Bun­des­be­hör­de wird von der Regie­rung für poli­ti­sche Pro­pa­gan­da missbraucht. 

Im zweit­bes­ten Deutsch­land, das es je gab, sah das so aus.

Bei der Regen­bo­gen­be­flag­gung ist also noch Spiel­raum bzw. Luft nach oben.

Sogar die­je­ni­gen, die uns einst von den aller­eif­rigs­ten Fah­nen­auf­hän­gern der deut­schen Geschich­te (und der einen oder ande­ren Innen­stadt) befreit haben, erken­nen heu­te die Vor­zü­ge der NS-Ästhetik.

(So prä­sen­tier­te sich die Regent Street im mitt­ler­wei­le ja auch erfreu­lich bun­ten London.)

Das nicht­to­ta­li­tä­re Gemüt emp­fin­det es natür­lich als einen gewal­ti­gen Unsinn, ein und das­sel­be poli­ti­sche Sym­bol x‑fach zu zei­gen, spe­zi­ell wenn die Flag­gen­auf­zie­her oben­drein behaup­ten, mit ihrer Mono­to­nie der Viel­falt zu hul­di­gen. Begon­nen hat die­ser Unsinn, der den Sinn der Raum­er­grei­fung und Ein­schüch­te­rung in sich trägt, in der Sowjet­uni­on. Die Sowjets waren übri­gens auch die ers­ten, die den Brauch ein­führ­ten, den­sel­ben Orden mehr­fach zu ver­lei­hen. Das viel­fa­che Immer­glei­che, das ist der Marsch­block, die Baum­schu­le, die genor­me Mas­se – der Lieb­lings­an­blick des Sozialisten.

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Jemand muss­te Had­mut D. ver­leum­det haben. In einem sehr aus­führ­li­chen Bei­trag, dem ein Platz in der Kate­go­rie „Auf­be­wah­ren für alle Zeit” sicher ist, schil­dert Danisch, wie ein brei­tes gesell­schaft­li­ches Bünd­nis aus grü­nen und roten Poli­ti­kern, Staats­an­walt­schaft, Poli­zei, Ver­fas­sungs­schutz, Deut­scher Bank und „Initia­ti­ven gegen rechts” einen kaf­ka­es­ken Pro­zess gegen ihn ins Werk setz­te, der unter ande­rem dazu führ­te, dass die Bank ihm ohne Anga­be von Grün­den das Kon­to kün­dig­te. Es ist ein ent­lar­ven­der Bericht über die Kape­rung der Staats­or­ga­ne und die Zer­stö­rung des Rechts­staats durch SPD und Grü­ne, über die hin­ter­häl­ti­ge Funk­ti­ons­wei­se des rot-grü­nen Gesinnungsterrors.

Aus­gangs­punkt war eine Kla­ge gegen den Blog­ger wegen sei­ner Tat­sa­chen­fest­stel­lung: „Ricar­da Land ist dick.” Wenn das Geschlecht eines Men­schen aber eine Zuschrei­bung ist, sind es die Lei­bes­ma­ße erst recht. Ricar­da Lang ist voll­kom­men nor­mal gewach­sen, für ihre Ver­hält­nis­se gera­de­zu schlank. Sie ist auch intel­li­gent. Wie Kat­rin Göring-Eckardt. Wer das Gegen­teil behaup­tet, ach­te auf sein Konto.

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Die Reichs­ra­ben­mut­ti hat bekannt­lich kei­ne leib­li­chen Kin­der. Nun ver­leug­net sie auch noch ihren ille­gi­ti­men Sprössling.

Das ist doch unge­fähr so, als wenn sich Erich der Ein­zi­ge gegen die Mon­tags­de­mons­tra­tio­nen aus­spricht (was er bekannt­lich auch tat) oder der Blitz Unver­ständ­nis über den Don­ner äußert.

Da will unser rang­höchs­ter Spalt­pilz­ex­per­te nicht abseits ste­hen. Den Tages­the­men gegen­über zeig­te sich der Bun­des­prä­si­dent, den sein Amt zur poli­ti­schen Neu­tra­li­tät, sagen wir: nötigt, „besorgt” über die hohen Umfra­ge­wer­te einer Partei.

Stein­mei­er ist indes nicht nur besorgt, son­dern auch von amts­we­gen gene­rös. „Nicht alle, die im Augen­blick in den Umfra­gen auf­tau­chen, sind Extre­mis­ten”, sag­te er – und ich dach­te mir: Ei der Daus, nicht alle, ja leck mich im Arsch –, „son­dern vie­le von denen wol­len ihre Unzu­frie­den­heit zum Aus­druck brin­gen, und ich sage zunächst mal: Ich hab ja Ver­ständ­nis dafür.” Unser güti­ger und nach­sich­ti­ger Bun­des­prä­si­dent hat Ver­ständ­nis für Unzu­frie­den­heit – reicht, Het­zer, euch das immer noch nicht? Doch Nega­tiv-Dis­kus­sio­nen brin­gen uns nicht wei­ter, Genos­sen. Die­se Men­schen besit­zen zwar das Recht, sich demo­kra­tisch ein­zu­brin­gen, zum Bei­spiel durch Ein­ga­ben an die Behör­den und Ver­tre­ter jener demo­kra­ti­schen Par­tei­en, deren höchs­tes und auch edels­tes Ziel es ist, den Bür­gern bei der Über­win­dung per­sön­li­cher Schwie­rig­kei­ten zu hel­fen, ihr Ver­trau­en zu den Staats­or­ga­nen zu stär­ken, ihre Bereit­schaft zur Teil­nah­me an der Lösung der staat­li­chen Auf­ga­ben zu för­dern und die sozia­lis­ti­sche Gesetz­lich­keit zu fes­ti­gen. Aber er, Pahl-Rugen­stein­mei­er, hat „kein Ver­ständ­nis dafür, dass man sei­ne demo­kra­ti­sche Stim­me gebraucht, um Bewe­gun­gen zu unter­stüt­zen, die auf der Grund­la­ge der Ver­ach­tung der Demo­kra­tie bestehen.” Also sprach Gevat­ter Stein­mei­er mit einem bewe­gungs­feind­li­chen Tre­mo­lo in der Stim­me. Frei­lich, dür­fen „Bewe­gun­gen” über­haupt bei einer Wahl in ’schland antreten?

„Des­halb plä­die­re ich sehr dafür”, plä­dier­te Stein­mei­er sehr dafür, das Beben in sei­ner Stim­me pro­fes­sio­nell hal­tend wie Car­lo Berg­on­zi am Schluss von „Cele­s­te Aida” das von Ver­di vor­ge­schrie­be­ne pia­nis­si­mo, „mit der eige­nen  Stim­me ver­ant­wor­tungs­voll umzugehen.”

Also mich hat er erreicht, der Bra­ve. Sogar sehr. Ich fin­de zwar die Kate­go­rie „Ver­ach­tung der Demo­kra­tie” etwas okkult – mit dem Ver­ach­ten ver­hält es sich wie mit dem Essen, man will schon was Reel­les zwi­schen die Zäh­ne bekom­men –, aber die Ver­ach­tung des Demos, die ken­ne ich gut. Wes­halb ich mit mei­ner Stim­me bei der Wahl hier in Bay­ern ver­ant­wor­tungs­voll umge­hen wer­de. Kei­ne Bewe­gung, die den Demos ver­ach­tet, wird sich ihrer erfreu­en dürfen.

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Alter kom­mu­nis­ti­scher Wein in neu­en Schläuchen.

„Wenn wir glau­ben, die Welt vor der Kli­ma­ka­ta­stro­phe zu ret­ten, betrü­gen wir uns selbst”: Die dtv-Klap­pen­text­au­to­ma­tin (m/w/d) ahnt gar nicht, wie recht sie (w/w/d) hat.

Vor einem hal­ben Jahr­hun­dert klang das so.
Harich, ein ortho­do­xer Kom­mu­nist, aber im pri­va­ten Umgang ein amü­san­ter Mensch, weil er im Gegen­satz zu heu­ti­gen Lin­ken gebil­det und bele­sen, also ein „wert­kon­ser­va­ti­ver Bil­dungs­phi­lis­ter” war, wie er mir gegen­über ein­mal spöt­tel­te, reagier­te mit die­sem Opus auf den ers­ten Bericht des Club of Rome: „Gren­zen des Wachs­tums”, der ihm einen ordent­li­chen visio­nä­ren Schreck ein­ge­jagt hat­te. Nur ein „öko­sta­ti­scher Welt­kom­mu­nis­mus ohne Wachs­tum” kön­ne die Mensch­heit ret­ten, mein­te er.
In sei­ner Aus­ga­be vom 27. Juli 1975 schrieb der Spie­gel, damals noch anti­to­ta­li­tär, Harich gehö­re „zu den weni­gen kom­mu­nis­ti­schen Phi­lo­so­phen, wel­che die ‚Gren­zen des Wachs­tums’ ernst neh­men und die The­se akzep­tie­ren, daß die Mensch­heit, wenn sie ihre jet­zi­ge indus­tri­el­le und demo­gra­phi­sche Expan­si­on fort­setzt, in 100 Jah­ren ihren ‚letz­ten Schnau­fer’ (Harich) tun wird. Auf jeden Fall ist er der ers­te nam­haf­te Kom­mu­nist, der ernst­haft die poli­ti­schen und phi­lo­so­phi­schen Kon­se­quen­zen der Club-of-Rome-Ana­ly­se über­denkt – und zwar mit dem Ergeb­nis, daß ‚enor­me Abstri­che’ am ‚alten Mensch­heits­traum Kom­mu­nis­mus’ vor­ge­nom­men wer­den müs­sen. Nach Harich wird die Gesell­schaft im Zustand des Kom­mu­nis­mus kei­ne ‚Über­fluß­ge­sell­schaft’ und kein ‚Para­dies’ sein. (…) ‚Scheuß­lich­kei­ten’ wie zum Bei­spiel die Ratio­nie­rung wer­den uner­läß­lich sein. Die ‚Pro­duk­ti­on von Men­schen’ (Engels) wird gere­gelt wer­den müssen. (…)

Die Abschaf­fung des Staa­tes, die für Marx, Engels und sogar noch für Lenin die Krö­nung des eman­zi­pa­to­ri­schen Kom­mu­nis­mus bil­den soll­te, ist für Harich eine schlich­te Tor­heit. Der Staat bil­det näm­lich, Harich zufol­ge, das unent­behr­li­che Instru­ment, um das durch­zu­set­zen, was ange­sichts der Gren­zen des Wachs­tums not­wen­dig ist: Kon­sum-Ver­zicht, Gebur­ten-Limi­tie­rung, Waren-Ratio­nie­rung, For­mung der mensch­li­chen Bedürf­nis­se, zum Bei­spiel durch ‚gesetz­lich ver­füg­te Mas­sen-Ent­zie­hungs­ku­ren’.” Nur so sei „die gerech­te Ver­tei­lung der von der Erschöp­fung bedroh­ten Res­sour­cen der Mensch­heit” über­haupt zu realisieren.

Dem Spie­gel-Autor fiel auf, dass die von Harich skiz­zier­te Öko-Dik­ta­tur in meh­rer­lei Hin­sicht „ein Abbild des Staa­tes, in dem Harich lebt und der ihn einst ins Gefäng­nis warf, der DDR also” wäre.

Was auch immer sein japa­ni­scher Wie­der­gän­ger zu Papier gebracht hat: Kein Kom­mu­nis­mus wird je irgend­wel­che ande­ren Pro­ble­me lösen als die pri­va­ten sei­ner Anfüh­rer. Der Kli­ma­wan­del ist, ver­gli­chen mit einem kom­mu­nis­ti­schen Maß­nah­men- und Über­wa­chungs­staat, das deut­lich klei­ne­re Übel. Die der­zei­ti­ge Häu­fung sol­cher Schrif­ten illus­triert, dass die Beschwö­rung einer Kli­ma­ka­ta­stro­phe samt ver­such­ter Kli­ma­ret­tungs­man­dats­er­schlei­chung die aktu­el­le Masche der Neo‑, Kryp­to- oder Pseu­domar­xis­ten ist, um nach der Macht zu greifen.

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Heu­te geht, zu mei­nem Kum­mer, das Okto­ber­fest zu Ende. Die Bilanz: 7,2 Mil­lio­nen Besu­cher, 6,5 Mil­lio­nen geleer­te Maß Bier (ich bin unschul­dig an die­sem Miss­ver­hält­nis), 115.600 „sicher­ge­stell­te”, also heim­lich oder ver­se­hent­lich mit­ge­nom­me­ne Bier­krü­ge (wer zählt so was eigent­lich?), 1093 ange­zeig­te Straf­ta­ten, davon 268 Kör­per­ver­let­zungs­de­lik­te, in 29 Fäl­len mit einem Maß­krug als Tat­waf­fe. Es gab 73 Mel­dun­gen über „sexu­el­le Beläs­ti­gun­gen oder Belei­di­gun­gen”. In sechs Fäl­len wird wegen Ver­ge­wal­ti­gung ermittelt.
7,2 Mil­lio­nen zum Teil stark alko­ho­li­sier­te Besu­cher und sechs Fäl­le, in denen wegen Ver­ge­wal­ti­gung ermit­telt wird. Das Wiesn-Publi­kum scheint ein­fach nicht divers genug zu sein. Und wie haben unse­re Medi­en­schaf­fen­den das Okto­ber­fest auch dies­mal als deut­sche Alter­na­ti­ve zum Tahir-Platz bewor­ben! Allein das Hoch­be­gab­ten­por­tal t‑online alar­mier­te im Tages­takt und ver­hin­der­te so weit Schlimmeres.
Der TV-Star, der zugleich „Haupt­bot­schaf­ter des Wiesn-Cou­ra­ge-Prei­ses” ist, heißt übri­gens Ste­fan Murr, „ist vor allem durch sei­ne Auf­trit­te im ‚Berg­dok­tor’ und bei den ‚Rosen­heim­cops’ bekannt” und ein weit­läu­fi­ger Nach­kom­me des gleich­na­mi­gen Katers.
„Zivil­cou­ra­ge ist wich­tig, fin­det Schau­spie­ler Ste­fan Murr. Beson­ders auf der Wiesn.” Ja wo denn sonst! In Köln bzw. Neu­kölln ist ja kaum mehr was zu tun. Aber wie zeigt ein ech­ter Mann „im Wiesn-Kon­text” (t‑online) Zivil­cou­ra­ge ? „Bei mir im Innen­hof hat es einen Betrun­ke­nen auf dem Fahr­rad gewaf­felt”, so der Schau­spie­ler. „Dem habe ich dann auf­ge­hol­fen, habe mit ihm gespro­chen, ihm ein Glas Was­ser gebracht und gera­ten, das Rad ab jetzt zu schieben.”
Man muss sich schon einen Ruck geben. Zivil­cou­ra­ge ist nichts für Weich­ei­er. Denn es „bestehe die Gefahr, selbst zum Opfer zu wer­den, wenn man sich für ande­re ein­setzt”. Der Typ hät­te ihm ja das Rad auch über den Schä­del zie­hen können.
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Es gibt Über­schrif­ten, die so emi­nent sind, dass kein Chro­nist an ihnen vorbeikommt.
Ja.
Nein.
Weiß nicht.
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