a) mit der Schwächung eines Konkurrenten zu tun oder
b) mit der Rettung der Welt vor dem Klima und seinem Wandel oder
c) mit Geldverdienen durch Instrumentalisierung des Klimas und seines sündhaften Wandels oder
d) mit allem zusammen und irgendwie kreuzweise?
„Soros-Aktivisten werden routinemäßig in den Nachrichten zitiert, ohne als solche identifiziert zu werden. Wenn man in der Tagesschau der ARD Experten oder Aktivisten einer zivilgesellschaftlichen NGO präsentiert bekommt, sind George Soros und Open Society oft nicht weit.
Betrachten wir den 5. April 2020, einen Sonntagabend ganz zu Anfang der Coronapandemie. Zuerst hielt die Tagesschau im Brennpunkt ein leidenschaftliches Plädoyer, um wegen Corona mehr Migranten von der Insel Lesbos aufzunehmen – wobei es egal war, dass es zu diesem Zeitpunkt auf Lesbos weniger Coronafälle gab als in Berlin. Das Résumé durfte dann ein gewisser Gerald Knaus ziehen, der, wie die Welt schreibt, schon 2016 ‚die Blaupause für Merkels Asylpolitik erarbeitet’ hatte: ‚Es geht immerhin darum, eine humanitäre Katastrophe in Griechenland zu vermeiden.’
Doch sieht man genauer hin, so entdeckt man, dass Knaus Begründer und Vorsitzender der European Stability Initiative (ESI) ist, die seit 2009 von Open Society finanziert wird und 2015 bis 2017 einen Zuschuss von 300 000 Dollar erhalten hatte. Knaus ist also ein Lobbyist für den Mann, der 2015 im Soros-Plan laut Welt gefordert hatte, die EU müsse ‚in absehbarer Zukunft mindestens eine Million Asylsuchende jährlich aufnehmen’. Die Merkel nahestehende Welt hatte diesen Aufsatz von George Soros’ Website Project Syndicate eins zu eins auf ihre Kommentarseite übernommen. In der Tagesschau wird Knaus jedoch nur als ‚Migrationsforscher’ identifiziert.
Knapp zwei Stunden später berichtete das heute-journal über Pläne der Bundesregierung für eine Handy-App, die die Bewegungsprofile der angeblich freiwilligen Teilnehmer aufzeichnen soll – ein datenschutzrechtlich höchst umstrittenes Projekt, das schon damals laut heute-journal mindestens 50 Prozent der Bürger ablehnten. Dazu befragte Claus Kleber den ‚Datenrechtsexperten und Aktivisten’ Ulf Buermeyer, den er in höchsten Tönen lobt: ‚Er hat den Bilderbuchlebenslauf eines Top-Juristen an deutschen und amerikanischen Universitäten, war schon Anwalt, Menschenrechtler, Richter, Mitarbeiter an Verfassungsgerichten – ein Schützer der Bürgerrechte, speziell auch im Digitalen.’ Das perfekte Framing! Buermeyer durfte dann fünf Minuten lang erklären, warum die Bürger vor dieser Tracing-App keine Angst haben müssten. Misstrauen dürfte jedoch allein schon deshalb angebracht sein, weil Claus Kleber und das heute-journal darauf verzichtet hatten, darauf hinzuweisen, dass Buermeyer seit 2016 als Vorsitzender der Gesellschaft für Freiheitsrechte (GFF) hauptberuflicher Soros-Lobbyist ist.
Die Open Society Foundations finanzierten die GFF laut eigener Website von 2015 bis 2018 mit mindestens 105 000 Dollar. Das Luminate Omidyar Network des eBay-Mitbegründers Pierre Omidyar, das mit Open Society auch die linken Medienlobbyisten von Correctiv finanziert, unterstützte 2018 bis 2019 die GFF mit 250 000 Dollar. Die GFF arbeitet eng mit Soros-nahen Gruppen wie Amnesty International, dem Deutschen Journalisten-Verband, der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union, dem Journalisten-Netzwerk n‑ost, Reporter ohne Grenzen und dem ARD-Soros-Netzwerk Netzwerk Recherche zusammen. Im September 2018 beteiligte sich die GFF laut taz am Bundesverwaltungsgerichtsverfahren gegen das Verbot der linksradikalen Hetzplattform linksunten.indymedia durch das Bundesinnenministerium vom August 2017. ‚Laut GFF handelte sich bei linksunten.indymedia nicht um einen Verein, sondern um ein Telemedium, dessen inhaltliche Kontrolle im Rundfunkstaatsvertrag geregelt sei’, liest man bei Wikipedia.
Wieso sollte man seine Daten und Bewegungsprofile nicht einem ‚Experten’ anvertrauen, der sich für die gewalttätige und verbotene Antifa-Plattform linksunten.indymedia einsetzt?”
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Auch die Kommunikationsforscherin Elisabeth Wehling, die sich von der ARD für ein inzwischen legendäres 90-seitiges „Framing-Manual” 120.000 Euronen Münze für Münze in die Schürze zählen ließ, sei von Open Society-Stiftungen gesponsert worden, fährt McMahon fort, desgleichen Wehlings Doktorvater an der Universität Berkeley, George Lakoff. „Mit Wehling schrieb Lakoff 2012 einen Ratgeber für die Demokratische Partei in den USA. Herausgeber war die linke Stiftung Free Press, die von Open Society finanziert wird.”
Ein weiterer Adressat komfortabler Zuwendungen ist ein allseits geschätztes Checker- und Korrekturbüro.
„Correctiv wurde 2013 von David Schraven gegründet, der zuvor bei der Funke-Mediengruppe das Rechercheressort geleitet hatte, und von der Brost-Stiftung, die der Funke-Gruppe (WAZ) und der SPD nahesteht, mit drei Millionen Dollar finanziert. Außerdem erhielt Correctiv von 2016 bis 2021 446 398,13 Euro von Open Society. 2014 bis 2018 bekam Correctiv von der Brost-Stiftung 3 797 090 Euro. Ab 2019 löste dann die Luminate Omidyar Network Foundation des eBay-Gründers Pierre Omidyar die Brost-Stiftung mit 2 146 439,42 Euro in den Jahren 2018 bis 2022 ab.”
Vielleicht ist der Begriff Filz doch allzu statisch für dieses wimmelnd lebendige Myzel.
McMahon: „Wer genauer hinsieht, kann vor allem bei den öffentlich-rechtlichen Sendern, aber auch bei privatwirtschaftlichen ‚Qualitätsmedien’ wie Spiegel und Süddeutsche Zeitung, jede Menge Soros-Verbindungen entdecken. Es ist fast ein lustiges Suchspiel, das man mit einem Handy und ein paar guten Websites und Datenbanken wie InfluenceWatch und Discover the Networks spielen kann. Doch wie ist es möglich, dass ein einzelner Mensch so viel Einfluss über die Medien und Politik haben kann?
Das konservative Media Research Center (MRC) hat in seinem ausführlichen Bericht ‚Propaganda Avalanche’ (dt.: ‚Propaganda-Lawine’) festgestellt, dass George Soros weltweit 253 Medienorganisationen finanziert hat, und zwar zwischen 2000 und 2014 mit 103 236 632 Dollar und zwischen 2016 und 2020 mit 131 111 250 Dollar. ‚Der linke Milliardär George Soros nutzt seine gemeinnützigen Organisationen, um Verbindungen zu Hunderten von Medienorganisationen auf der ganzen Welt aufzubauen, die die Nachrichten beeinflussen und an aktivistischen Medien beteiligt sind. Soros unterstützt journalistische und aktivistische Medien-NGOs und beeinflusst damit die öffentliche Meinungsbildung auf praktisch allen Kontinenten und in vielen Sprachen’, haben Joseph Vasquez und Dan Schneider recherchiert.”
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Soros gehört zu jenen Milliardärssozialisten, die von der Einen Welt und einer Weltregierung tagträumen (im oben verlinkten Acta-Eintrag habe ich versucht, die Motive dieser Leute zu beschreiben) und ihre eigene Oligarchenexistenz umstandslos mit den radikalsten linken Ideen verknüpfen: Abschaffung von Grenzen und sukzessive der Völker bzw. Nationen sowie des Privatbesitzes (nicht ihr eigener, nur jener der künftigen Car- und Flat-sharing-Ökohelotenmassen kann sozialisiert werden), Entmachtung der nationalen Parlamente, Auflösung der traditionellen Familie (es gibt keine andere) und der natürlichen Geschlechter (dito), LGBTI-Propaganda, Einschränkung der realen Bürgerrechte durch abstrakte Menschenrechte, und natürlich Klimarettungszwangsmaßnahmen jenseits jeder parlamentarischen Kontrolle.
Denn in Israel, dem Land der gebranntesten aller Kinder, ist Ahasver sesshaft geworden – und national –, während Globalisten alles Nationale als rück- und widerständig ablehnen. Warum der Judenstaat der globalistischen Klasse – in der es zwar Juden wie Soros gibt, die ihr Judentum aber nur dann hervorkehren, wenn sie ihren Kritikern Antisemitismus unterstellen wollen – heute auf einmal im Wege steht, habe ich Anfang 2020 in einer Rede im (nicht vor dem) Düsseldorfer Landtag dargelegt. Ich zitierte damals Alain Finkielkraut: „Das Image des Juden verändert sich, inzwischen ist er der Verwurzelte.“ Und fuhr fort: „Im tonangebenden woken Milieu wird Israel als ‚rechter’ Staat wahrgenommen. Dass die Israelis immer noch wie ein Volk agieren, das Wohlergehen der eigenen Landsleute wichtiger nehmen als das fremder Minderheiten und ihr Territorium rustikal verteidigen, widerspricht all den Buntheits-, Teilhabe- und Diversity-Vorstellungen der hiesigen Wortführer. In diesem Kontext gehört Israelkritik paradoxerweise zum staatsreligiösen deutschen ‚Kampf gegen rechts’, auch wenn man gerade den Rechten vorwirft, antisemitisch zu sein.
Da Israel stärker als alle anderen darauf beharren wird, ein auf Identität gegründetes Land, eben das Land der Juden zu sein, wird es wohl zum Feindstaat Nr. 1 der Globalisten und one world-Phantasten avancieren. Das heißt, man wird die Juden wieder hassen, diesmal nicht, weil sie überall verstreut, sondern weil sie in einem eigenen Staat leben. Aber sie werden Verbündete überall auf der Welt finden, vor allem in jenen Kreisen, die man heute als Rechtspopulisten bezeichnet.”
Zurück zu Uncle George, den auf der anderen, der antizionistischen Seite, dasselbe Problem plackt. „Wenn man sich ansieht, wie die Juden auf Verfolgung reagieren”, erklärte Soros anno 1995 (ich zitiere nach McMahon), „so haben sie zwei Fluchtmöglichkeiten: Entweder sie überwinden ihr Problem, indem sie sich mit etwas Universellem identifizieren, oder sie identifizieren sich mit ihren Unterdrückern und versuchen so wie sie zu sein. Ich komme aus einer Familie, die sich integrierte und habe den ersten Weg gewählt. Die Alternative ist der Zionismus, eine Nation zu gründen, in der die Juden in der Mehrzahl sind.”
Muss man an dieser Stelle erwähnen, dass die Juden wohl nirgendwo besser integriert waren als im Deutschland um 1930? Aber gut, das Deutschtum war wohl nichts „Universelles”.
Soros: „Ich glaube nicht, dass man den Antisemitismus jemals überwinden kann, wenn man sich wie ein Stamm verhält. Der einzige Weg, ihn zu überwinden ist, das Stammeshafte aufzugeben.”
Zumindest auf den Antigermanismus mag das dermaleinst zutreffen; die Deutschen waren ja immer sehr strebsam. Welche gruppenbezogenen Aversionen in der Zukunft der globalisierten Menschheit die nationalen ablösen werden, mag man sich gar nicht ausmalen. Ich sehe jedenfalls keinen Sinn im Verschwinden der – um die aktuelle Blödenterminologie zu strapazieren – bunten, vielfältigen, die Tracht ihrer jeweiligen Kulturen tragenden Völker im Einheitsdrillich einer Weltzivilisation.
In den Worten von Don Nicolás:
„Reden wir nicht schlecht vom Nationalismus.
Ohne die nationalistische Virulenz würde über Europa und die Welt schon ein technisches, rationales, uniformes Imperium herrschen.
Rechnen wir dem Nationalismus mindestens zwei Jahrhunderte geistiger Spontaneität, freien Ausdrucks der Volksseele, reicher historischer Mannigfaltigkeit zum Verdienst an.
Der Nationalismus war die letzte Zuckung des Individuums angesichts des grauen Todes, der seiner harrt.”
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Die tatsächlichen und unbestreitbaren Opfer des Klimawandels sind heute schon all jene von der Propaganda kirre geängstigten Teenager, die so innig an das baldige menschengemachte kollektive Geköcheltwerden glauben, dass manche von ihnen psychologischer Betreuuung bedürfen. Es sind umgekehrte Kassandras – die Priamostochter warnte vor einer unmittelbar drohenden realen Gefahr, und niemand glaubte ihr; heute verhält es sich umgekehrt –, die ihre Schule, ihr Abi oder ihr Studium abbrechen, weil es ohnehin egal und hinfort keine Frist mehr ist, und mit zunehmender Verzögerung des eigenen Aussterbens werden sie in eine tatsächlich existenzbedrohende Situation geraten – es sind ja deutlich mehr Bildungsversager, als die Grünen theoretisch anstellen könnten, gerade wenn die Wählerzahl proportional zum Ausbleiben der prognostizierten Katastrophe sinkt. Und die Milliardärssozialisten, die momentan die Klimakleber sponsern, werden bis dahin irgendeine neue Klientel zum Gottspielen gefunden haben.
Wo Angst-Junkies in immer größerer Zahl auftauchen, gibt es naturgemäß Angst-Dealer.
Alexander Wendt (Publico) beschäftigt sich in seinem jüngsten Beitrag mit dieser eingeschüchtert und psychotisiert im Bockshorn klebenden Klientel.
Obwohl Deutschland zu den kühlsten Ländern der Erde gehört und die Bevölkerungszahlen in sämtlichen wirklich heißen Ländern explodieren, die Hitze die Menschen also meinethalben blöd, aber immerhin nicht gerade unfruchtbar und aussterbegeneigt macht, sollen die Almans wegen ein paar normaler Sommertage mit Temperaturen, wie sie in ihren bevorzugten Urlaubsländern herrschen, in Panik geraten.
Ein Scherzkeks auf Twitter erweitert das ARD-„Framing-Manual” um eine Idee.
Wie in vielen anderen Fällen auch, kann ein Blick in die Vergangenheit hilfreich sein.
(Quelle: „Der Freimüthige oder Berlinisches Unterhaltungsblatt für gebildete, unbefangene Leser”, Nr. 112, 6. Juni 1811, S. 466)
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Die Welt berichtet über Habecks aktuelle Tournee.
Klingt zunächst, als habe unser Spitzengrüner etwas begriffen: Ganze „Nazi”-Standarten lehnen den hypertrophen Staat ab und berufen sich ganz unnazimäßig auf ihre – in westlichen Ländern verfassungsmäßig und hierzulande grundgesetzlich verbrieften – bürgerlichen Abwehrrechte gegen dessen strukturellen Hang zum Übergriffigwerden. Aber Habeck produziert nur heiße rhetorische Luft. Tatsächlich will er den Bürgern den Staat, den grünen Staat, den autoritären Staat, den vormundschaftlichen Klimarettungs- und Weltvermögensumverteilungsstaat als jenen guten Hirten verkaufen, der den Schäfchen ihre jederzeit ins Perverse tendierenden Freiheitsvorstellungen austreibt und sie ins Gatter des Beplant‑, Betreut- und Gemaßregeltwerdens pfercht.
Andere gelehrige Adepten der globalistischen Klasse geben das weit ungescheuter zu.
„Wir” schränken ein, so so. Aber nur für die Freiheit von morgen. Da es zwischen Figuren wie Diez und mir kein „Wir” geben kann, denkt er vermutlich nur an ein erweitertes „Ich”. Zeitgenossen, die sich dessen Kommissarsanmaßung nicht fügen mag, wird Robert der Dreitagebärtige dann als Diagnose zunuscheln, sie laborierten an einem pervertierten Freiheitsverständnis.
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„Was zwei Weltkriege nicht hingekriegt haben, machen die Grünen im Vorübergehen.”
(Leser ***)
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Das ist blanke Desinformation. Bzw.: Hetze.
Ich kenne den Verein ziemlich gut, aber ich kenne kein einziges Mitglied der Schwefelpartei, auf das die Unterstellung zuträfe, die hier über „die Partei” als solche verbreitet wird, vor allem die Infamie, „aus Sicht der AfD” besäßen „Passdeutsche” keine Grundrechte.
Wer solche brachialen Lügen verbreitet, kann schwerlich im Recht sein.
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Die FAZ widmet sich einem der großen Menschheitsprobleme.
Die südafrikanische Weltmeisterin und Olympiasiegerin im 800-Meter-Lauf hat am Ende eines langen Rechtsstreits gegen die „umstrittene” Testosteron-Regel des Leichtathletik-Weltverbandes World Athletics vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg obsiegt; sie sei diskriminiert worden, urteilten die Richter mit einer 4:3‑Mehrheit.
Wer den Artikel anklickt und das Konterfei der (zumindest vergleichsweise oft) Laufenden betrachtet, sieht dort – wie sag’ ich’s, ohne das Delikt des Misgenderns auf meinen grauen Scheitel zu laden? – einen Sporttreibenden, der einem Mann verblüffend ähnlich sieht bzw. ausschaut wie eine junge Athletin, die wie ein junger Athlet aussieht.
„Semenya ist eine intergeschlechtliche Frau, die bei der Geburt als weiblich eingestuft wurde”, belehrt uns die Wikipedia. „Sie besitzt XY-Chromosomen und einen natürlich erhöhten Testosteronspiegel.” Also, wenn ich es recht sehe: weiblicher Phänotyp, männlicher Genotyp. Bei Menschen solch seltener Artung – „Exoten” zu schreiben wäre wahrscheinlich wieder diskriminierend (eben!) – sind die primären Geschlechtsorgane inclusive der Gebärmutter weiblich ausgeprägt, jedoch werden wegen der männlichen Chromosomen keine Ovarien gebildet.
Wenn eine Frau ein Wesen ist, das (über eine gewisse Zeit) potentiell imstande ist, Kinder zu gebären, müsste Semenya als Frau durchgehen (sie könnte auf die Eizellen einer Spenderin zurückgreifen). Ihr Testosteronspiegel ist offenkundig natürlich und keine Dopingfolge; sie hat also auch nicht betrogen. Gleichzeitig war sie ihren Konkurrentinnen aufgrund ihrer Anomalie oder Besonderheit per se überlegen. Wir haben mit einem echten Problem zu tun, welches man daran erkennt, dass es nicht lösbar ist, weil zwei unvereinbare Perspektiven aufeinandertreffen.
Für meine Begriffe wäre es freilich doch lösbar: dadurch, dass man das Schamgefühl wieder zu Ehren bringt.
Ein ähnliches Problem wie Semenyas Konkurrentinnen hatten zuletzt die DFB-Mädels.
Hier weiß die Wikipedia nichts Näheres, lediglich dass Banda 2022 aus dem Kader für den Afrika-Cup gestrichen wurde, weil ihr ein zu hoher Testosteronspiegel nachgewiesen worden war. „Die Maßnahme wurde unter anderem von Human Right Watch kritisiert, die Geschlechtüberprüfungen seien eine Menschenrechtsverletzung und diskriminierend.”
Es war aber offenbar keine Geschlechtsüberpüfung, sondern eher eine Dopingkontrolle, wobei auch in diesem Fall das „Doping” wohl auf natürlichem Wege stattfindet. Aber macht das im Resultat einen Unterschied?
Was meine ich damit, die Rückkehr des Schamgefühls könne das Problem aus der Welt schaffen? Nun, das Schamgefühl könnte in diesem Fall das Prinzip des Fair play wieder einsetzen (ungefähr so wie ich mich schämen würde, wenn in meinem Rennrad ein kleiner, nicht bemerkbarer Motor mitliefe). Wenn ein Athlet weiß, dass er als Kind in den Zaubertrank gefallen ist, dann fordert er nicht gleiche Startrechte für sich bei so ungleichen Voraussetzungen; er (oder sie) ist ja quasi a priori gedopt. Was für einen Triumph kann einem Menschen ein Sieg bereiten, den er so erringt?
Aber diese Argumentation ist natürlich illusorisch. Die Vorteilsverschaffung durch Betrug ist allgemein üblich, im Sport heißt sie Doping, und das hat, vor einigen Jahren schon, sogar die Paralympics erreicht.
Nachtrag, zum ersten: Die DFB-Spielerinnen, lese ich, sind mit Regenbogenarmbinde aufgelaufen. Tja.
Nachtrag, zum zweiten: Sollten die turnierüblichen Verfahren der Geschlechtsermittlung an ihre Grenzen stoßen, kämen da noch die allgemein oder zumindest in beschwingten Weltgegenden üblichen in Betracht.
Die Sache hat allerdings einen Haken: Trainer sagen im Interesse ihrer Spieler oft nicht die Wahrheit.
PS: Bei Anabel Schunke lese ich nun:
Ich weiß nicht, welche Darstellung der Wahrheit entspricht. Aber nachdem ich das Finish von drei Quasi-Männern gegen eine zierliche Läuferin gesehen habe, bin ich dafür, diese Art Wettkampf für immer zu beenden, notfalls durch Publikums- und Läuferinnenboykott; es hat ja seinen Sinn, dass Männer und Frauen nicht gegeneinander antreten; sollen sie doch die Athleten in den Kategorien m – w – d starten lassen.
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„Der Volkssarkasmus blüht”, schreibt Leser *** und sendet dieses Kompositum.
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Leser *** wiederum „schnappte eine Phrase auf, die das Fernsehgerät aushustete: ‚Viele sind durch die Kölner Innenstadt gezogen’ (CSD-Parade). Ich muss gestehen, dass ich Kölner:innen Stadt gehört hatte – offenbar ist mir nicht mehr zu helfen.”
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„Ausgerechnet aus Berlin erreichte uns dieser Tage auch mal eine gute Nachricht: Die ‚Überstrahlung’ des Bibelverses an der Schlosskuppel, die Claudia Roth so gerne wollte, wird wohl nichts werden – aus Kostengründen, wie es heißt. Nicht so schön: Aus denselben Gründen wird nach jetzigem Stand die weltberühmte Bildergalerie von Sanssouci nächstes Jahr bekanntlich nicht mehr öffnen, weil 300.000 Euro für den Betrieb fehlen.
Da können wir ja froh sein, dass die fünf Millionen für das Museum in Nigeria gerade noch rechtzeitig aus dem deutschen Steuersäckel abgeflossen sind, bevor die Kassen so leer wurden. Sie wissen noch: Für das Museum, in dem die zurückgegebenen Benin-Bronzen ausgestellt werden sollten. Aus der Ausstellung wird bekanntlich nichts, weil die Statuen an den Nachfahren der Sklavenhändler als Privatbesitz gegangen sind. Das Metall für die Bronzen hatten dessen Vorfahren als Bezahlung für jene Sklaven erhalten, welche sie damals in alle Welt verhökerten.
Ein leeres Museum irgendwo in Afrika für fünf Millionen und eine geschlossene Galerie in Potsdam, weil 300.000 Euro fehlen. Manchmal schlagen sich die Prioritäten unserer Kulturpolitik erfrischend simpel nieder.”
(Preußische Allgemeine, 8. Juli)
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Das Schlusswort überantworte ich heute einem Internatsmitzögling des Schweizer Diplomaten und Historikers Carl Jacob Burckhardt:
(Carl J. Burckhardt: „Begegnungen”. Zürich 1984. Das Zitat bezieht sich auf ein Erlebnis aus der Zeit kurz vor dem Ersten Weltkrieg in einem Schweizer Internat. Ich danke Leser *** für die Zusendung.)