15. Mai 2023

Die Mensch­heit, die­se zum Glück nicht wirk­lich begab­te Spe­zi­es, wird in einer wär­me­ren Welt gewiss glück­li­cher leben als in einer sozialistischeren.

Die Fra­ge dürf­te sein, ob die Glo­ba­lis­ten und deren woke Boden­trup­pen es schaf­fen, die west­li­che Welt ver­mit­tels der mul­ti­me­dia­len Angst­ma­schi­ne, die in der Coro­na­zeit ihren Pro­be­lauf erfolg­reich absol­viert hat, sowie staat­li­cher Zwangs­maß­nah­men in eine Art smar­te Öko-Sowjet­uni­on zu ver­wan­deln, bevor der Kli­ma­schwin­del auffliegt.

Wenn ich von Kli­ma­schwin­del spre­che, mei­ne ich nicht die Behaup­tung, dass der Mensch inzwi­schen sei­nen Anteil zum ewi­gen Wan­del des Kli­mas bei­steu­ert – da er Bestand­teil des Sys­tems ist, wird er es auch beein­flus­sen –, son­dern die Ver­hei­ßung, dass die Mil­li­ar­dä­re aus dem Schwab-Club und die Grü­nen und die Kli­makle­ber dar­an etwas ändern wer­den. Die­ser abson­der­li­chen Alli­anz aus Gier­häl­sen, Stu­di­en­ab­bre­chern und Kom­mu­nis­ten den Pla­ne­ten anzu­ver­trau­en, das ist, als wenn Sie Ihren Hund dem Tier­prä­pa­ra­tor überlassen.

Die Übel, die der Kli­ma­wan­del über die Mensch­heit bringt, wer­den gering­fü­gig sein im Ver­gleich zu den Ver­hee­run­gen, die sei­ne angeb­li­chen Bekämp­fer aus­lö­sen werden.

Ich sage Ja! zum Klimawandel.

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Nach­dem Deutsch­land in zwei Krie­gen gegen die rest­li­che Welt fast alle sei­ne Män­ner ver­lo­ren hat­te, schlu­gen sich deut­sche Quo­ten­frau­en, Les­ben, Schwu­le, Trans­se­xu­el­le und Grü­ne im End­kampf gegen den Kli­ma­wan­del acht­bar, unter­la­gen am Ende aber denk­bar knapp.

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Wahr­schein­lich ist es wirk­lich am bes­ten, den herr­schen­den Unsinn durch noch unsin­ni­ge­re Vor­schlä­ge zu übertönen.

Auch die Wehr­macht hät­te bis zum Win­ter 1941 durch ein Tem­po­li­mit gera­de noch ent­na­zi­fi­ziert wer­den kön­nen. Die Nazi-Paro­le „Freie Fahrt für freie Bür­ger” ist jeden­falls nicht län­ger aufrechtzuerhalten.

PS:

Spie­gel, Heft 26/1979

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Kei­ne der Bun­des­tags­vi­ze­prä­si­den­tin­nen macht bei Red­nern der Schwe­fel­par­tei ein zugleich so indi­gnier­tes und kogni­tiv über­for­der­tes Gesicht wie jene SPD-Maid, die irgend­wo in ihrem Par­tei­um­feld eine deut­sche Kul­tur dies­seits der Spra­che gefun­den haben will.

Aus die­sem Umfeld stammt auch der Genos­se Lindh, Hel­ge, den Jon­gen in sei­ner Rede zitiert mit den Wor­ten: „Wir müs­sen mehr Demut üben”, wor­auf­hin der Sozi ruft: „Recht hab ich!” (Minu­te 2:10).

Mensch Lindh, ver­gli­chen mit Ihnen besaß Kal­ten­brun­ner Schar­ping Selbstironie.

PS: „Inter­es­sant, wie Sie Frau Ö. im Bun­des­tag bei Reden der AfD wahr­neh­men. Ich sehe dort eigent­lich regel­mä­ßig etwas ande­res, näm­lich eine den Äuße­run­gen der Schwe­fel­par­tei ganz offen­sicht­lich ange­strengt lau­schen­de, mit dem Fin­ger stets bereit über dem roten Knopf ver­har­ren­de Ordnungshüterin.
Die Stirn in Falten.
Ein Tiger auf dem Sprung!
Möge bloß kein fal­sches Wort die Ohren der Par­la­men­ta­ri­er erreichen.”
(Leser ***)

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Ges­tern frug ich via Twit­ter, ob Tes­sa Gan­se­rer wohl auch Mut­ter­tag feie­re, und neben ein paar wit­zi­gen und ein paar vul­gä­ren Repli­ken tru­del­ten auch die erwart­ba­ren und nicht uner­hoff­ten Beschimp­fun­gen aus dem Biwak der Woken ein. Offen­bar darf man über lus­ti­ge Per­so­nen kei­ne Scher­ze machen, wenn die­se einer spe­zi­el­len Kli­en­tel ent­stam­men, wobei das nicht mal ein Scherz war, son­dern ledig­lich eine Fra­ge, denn Gan­se­rer hat ja zwei Söh­ne. Ist „sie” immer noch deren Vater? (Wenn jemand meint, mit José­phi­ne de Beau­har­nais ver­hei­ra­tet zu sein, will man ja auch wis­sen, wie er zu Eugè­ne und Hor­ten­se steht.)

Beginnt die Into­le­ranz bereits mit Kinderfragen?

Na was denn sonst!

Kin­der­fra­gen sind ten­den­zi­ell gefähr­lich, wie Bernd Zel­ler illustriert.

Am Ende mün­den sie noch in den Aus­ruf, der Kai­ser sei ja nackt! Des­halb wur­de im Fal­le der Tran­si­den­ti­tä­ten der Straf­tat­be­stand des „Mis­gen­derns” ein­ge­führt, der, neben­bei, in einem Rechts­staat undenk­bar wäre – es gibt für die ein­deu­ti­gen Fäl­le die straf­be­wehr­te Belei­di­gung, alles ande­re ent­zieht sich der juris­ti­schen Beurteilung.

Inzwi­schen hat sich viel­leicht nicht die Mensch‑, aber doch die Deutsch­heit an die unsin­ni­ge Aus­sa­ge gewöhnt, jemand sei „bio­lo­gisch ein Mann” – als ob es noch etwas ande­res gäbe –, und im Fal­le Tes­sa Gan­se­rers, der auch juris­tisch einer ist, kommt eine Peti­tes­se hin­zu, die den Fall beson­ders macht: Der Gevat­ter ist Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­ter, also Gesetz­ge­ber (dass die meis­ten Geset­ze für Deutsch­land nicht mehr im deut­schen Par­la­ment beschlos­sen wer­den, steht auf einem ande­ren Blatt). Ein Gesetz­ge­ber kann nicht in juris­ti­schen Grau­zo­nen her­um­stö­ckeln und mal eben sei­nen Per­so­nen­stand ändern, das mag er für sei­nen pri­va­ten Umgang tun, aber eben nicht als Abge­ord­ne­ter und Volks­ver­tre­ter. Eine poli­ti­sche Klas­se, die dies den­noch zulässt, mag sich zwar wun­der wie tole­rant vor­kom­men, soll­te sich aber über Häme und Spott nicht beschweren.

Wer meint, es wer­de schon nicht so weit kom­men, kennt die Lin­ken nicht. Es geht nicht um Tes­sa Gan­se­res spe­zi­fi­sche Eigen­wahr­neh­mung. Es geht auch nicht um ver­meint­li­che Indi­vi­du­al­rech­te. Lin­ken geht es nie um Indi­vi­du­en und ums Recht. Sie wol­len Tabu­la rasa machen für ihren Gesell­schafts­um­bau. Sie wol­len die alte Gesell­schaft zer­stö­ren – nie­mand fra­ge, was der Sinn dar­an sei, das empi­risch gesi­cher­te Dass muss genü­gen. Dazu ist ihnen jedes Mit­tel recht, not­falls eben der Miss­brauch von ein paar Ver­hal­ten­so­ri­gi­nel­len oder psy­chisch Labi­len als leben­di­ge Geß­ler­hü­te für die Mehrheitsgesellschaft.

***

„Sehr geehr­ter Herr Klo­novs­ky, wir lesen aus­ge­spro­chen ger­ne Ihre Tex­te”, schrieb mir vor ein paar Tagen eine Lese­rin. „Aber was hat Sie nur dazu gebracht, in die Nie­de­run­gen von Twit­ter her­ab­zu­stei­gen? Ist doch eher pein­lich das Niveau.”

Ach was. Manch­mal ist es ganz amüsant.

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Das Bun­des­jus­tiz­mi­nis­te­ri­um beschäf­tigt aktu­ell 357 hoch­qua­li­fi­zier­te Juris­ten. Eine Klei­ne Anfra­ge der AfD-Frak­ti­on hat nun erge­ben, dass das Minis­te­ri­um kei­ne genaue Kennt­nis dar­über hat, mit wel­chen Auf­ga­ben die Juris­ten jeweils kon­kret betraut sind bezie­hungs­wei­se waren. Anlass für die Fra­ge war, dass unter der Füh­rung von Bun­des­jus­tiz­mi­nis­ter Busch­mann (FDP) seit dem Beginn der Legis­la­tur­pe­ri­ode im Herbst 2021 bis Anfang April 2023 erst 12 Gesetz­ent­wür­fe das Haus ver­las­sen haben. In der ver­gan­ge­nen Legis­la­tur­pe­ri­ode waren es im glei­chen Zeit­raum schon mehr als 30.

Ver­falls­sym­pto­me, wohin man schaut. (Also nicht, dass jetzt jemand glaubt, ich sei dafür, dass die mehr Geset­ze erlas­sen, im Gegen­teil, eine Regie­rung, die nichts tut, ist für ein Land stets erfreu­li­cher als eine, die zuviel tut; mir geht es um die wach­sen­de Schar steu­er­fi­nan­zier­ter Nichts­nut­ze und Beset­zer über­flüs­si­ger Stellen.)

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Ihre Steu­er­gel­der bei der Arbeit.

Der flu­ter ist ein „kos­ten­frei­es” (Wiki­pe­dia) – also auf Ihre Kos­ten pro­du­zier­tes und für lau ver­teil­tes – Jugend­ma­ga­zin der Bun­des­zen­tra­le für poli­ti­sche Bil­dung. Nach deren Aus­kunft möch­te die Gazet­te das Grund­ver­ständ­nis von Demo­kra­tie fördern.

Auch die ande­ren The­men des Maga­zins ori­en­tie­ren sich beson­ders an den Inter­es­sen sei­nes unfrei­wil­li­gen Finanzierkollektivs.

Raten Sie, wer beim aus­nahms­wei­se legi­ti­men Has­sen­dür­fen mit „wir” gemeint ist!

Immer­hin: Der Name Flu­ter ist tref­fend gewählt; wäh­rend sie vor der einen Flut Angst machen, hält nichts die ande­re auf.

Dane­ben war die SED-Pro­pa­gan­da nur ein Fürzchen.

PS: Zur flu­ter-Behaup­tung: „Nah am Was­ser […] In Viet­nam sieht man die Fol­gen glo­ba­ler Erwär­mung schon heu­te deut­lich”, bemerkt Leser ***:

„Wer sein Abi selbst unter den heu­ti­gen Bedin­gun­gen nur mit Ach und Krach schafft und zu blö­de für ein Medi­zin- oder Maschi­nen­bau­stu­di­um ist, geht halt auf die Hen­ri-Nan­nen-Schu­le für Sprach­s­pas­ti­ker und schreibt anschlie­ßend für die taz, das Twit­ter-Kon­to des WDR oder eben flu­ter. Ich hal­te ohne­hin das gan­ze Sozio­lo­gi­sie­ren in der Debat­te dar­über, war­um Poli­ti­ker, Jour­na­lis­ten und Wäh­ler däm­li­che Ent­schei­dun­gen tref­fen, für grund­le­gend falsch. Nur psy­cho­lo­gisch kommt man dem Rät­sel, wes­halb erwach­se­ne Men­schen ihre eige­ne Däm­lich­keit zele­brie­ren, auf die Schli­che: Die meis­ten sind nun mal die kul­tu­rel­len Affen, die sie auch bio­lo­gisch sind. So auch hier: Ein Kreis­klas­se-Jour­na­list ist kein Astro­phy­si­ker. Wor­über, wenn nicht über die Alpha­bet-Peo­p­le, Kli­ma oder Til Schwei­ger, soll er denn schrei­ben, wenn er schon die Grund­re­chen­ar­ten nicht beherrscht? Ich neh­me an, die Schrei­ber­lin­ge bei flu­ter betrei­ben nicht mal Recher­che; wenn doch, hal­ten die­se ihre Leser für noch däm­li­cher als sie selbst und nicht in der Lage, ein Kli­ma­dia­gramm zu lesen. Wenn näm­lich die ‚glo­ba­le Erwär­mung’ der­art hart in Viet­nam zuge­schla­gen hat, soll­te flu­ter viel­leicht mal die Tem­pe­ra­tur­da­ten für Viet­nam erklä­ren. Ich habe mal die Daten von 1958 bis heu­te für Hanoi zusam­men­ge­stellt. Ich wünsch­te, mei­ne Schwei­zer Auto­ma­tik­uhr lie­fe so prä­zi­se wie die Tem­pe­ra­tur­kur­ven für Hanoi:

***

Wie es aus­sieht, wird Net­flix an sei­ner eige­nen Woke­ness ersti­cken, weil das Publi­kum sich das nicht län­ger antun mag bzw. noch nicht so weit ist.

Köni­gin Char­lot­te, die Frau des eng­li­schen Königs Geor­ge III., der von 1760 bis 1820 regier­te, war übri­gens Sophie Char­lot­te, Prin­zes­sin von Meck­len­burg-Stre­litz. Die Unähn­lich­keit ist rein zufäl­lig und kei­nes­wegs beabsichtigt.

Auch der Dar­stel­ler von Geor­ge ist etwas nach­ge­dun­kelt; sonst fie­le sei­ne Ehe am Ende noch unter kul­tu­rel­le Aneig­nung der Frau.

Die so etwas cas­ten und dre­hen, stam­men aus dem­sel­ben Sozio­top, in dem sofort ein Geplärr anhebt, wenn sich ein Wei­ßer für die Rol­le des Othel­lo nicht nur schwarz schminkt, son­dern sie sich allen Erns­tes über­haupt kul­tu­rell anzu­eig­nen gedenkt – oder wenn Kin­der sich als India­ner verkleiden.

(Ich dan­ke Leser *** für den Hinweis.)

***

Was ist Kitsch? Zunächst ein­mal ein guter Vor­wurf, um einen Schrift­stel­ler oder über­haupt Künst­ler zu schmä­hen. Gia­co­mo Puc­ci­ni zum Bei­spiel, in des­sen Gesamt­werk es mit der Aus­nah­me des Fina­les von „Suor Ange­li­ca” kei­nen ein­zi­gen Takt Kitsch gibt, wur­de von der Kri­tik mit Kitsch­un­ter­stel­lungs­un­flat bewor­fen, weil der Mann aus Luc­ca ein­fach zu gut und vor allem zu erfolg­reich war. Zum Wesen des Kit­sches, gleich ob er sich sen­ti­men­tal oder pathe­tisch mas­kiert, gehört die inne­re Unwahr­heit. Im Kitsch wird das Gefühl falsch, das Süße süß­lich und das Erha­be­ne schwüls­tig. Wäh­rend der gute-wah­re-schö­ne Künst­ler „ech­te” Gefüh­le wie­der­gibt (und her­vor­ruft), han­delt der Kit­schier mit dem Kat­zen­gold des emo­tio­na­len Als-ob. Es gibt über­dies den gar nicht so sel­te­nen Ange­ber- oder Beein­dru­cker­kitsch, an dem so grund­ver­schie­de­ne Geis­ter wie Heming­way und Ador­no Anteil haben (man­che mei­nen, Heid­eg­ger zäh­le eben­falls dazu; ich tei­le die­se Ansicht nicht, akzep­tie­re aber den Vorwurf).

Natür­lich ist jede Defi­ni­ti­on, was schon Kitsch sei und was noch nicht, unscharf; natür­lich sind die Gren­zen vom Ech­ten zum Fal­schen flie­ßend; natür­lich unter­schei­det sich bei­spiels­wei­se ein Zyni­ker in sei­ner Kitsch­emp­find­lich­keit von einem soge­nann­ten Roman­ti­ker (ich sage „soge­nannt”, denn wer heu­te tat­säch­lich ein Roman­ti­ker wäre, der wür­de ja zum Zyni­ker). Dem zutref­fen­den Kitsch­vor­wurf ent­spricht der ver­fehl­te, und man­cher redet von Kitsch, weil ihm sei­ne eige­ne Ergrif­fen­heit pein­lich wur­de oder er bloß ein nei­di­scher Pro­gres­sist ist.

Die­ses kur­ze Prä­lu­di­um sei einem Kitsch­vor­wurf vor­an­ge­stellt, den ein Rezen­sent in der Zür­cher Welt­wo­che gegen mich erhebt. Es han­delt sich um eine freund­li­che Bespre­chung mei­ner unter dem Titel „Die schö­ne Apo­the­ke­rin” erschie­ne­nen Erzäh­lun­gen, in der ich die Bemer­kung fand: „Lei­der bewahr­te kein Lek­tor den Autor vor des­sen Hang zum Kitsch.” Als Beleg zitiert der Rezen­sent aus der letz­ten der sechs Geschich­ten den Satz: „Man kann doch nicht auf die­sem Pla­ne­ten gewe­sen sein, ohne Freund­schaft mit einem Baum geschlos­sen zu haben!”

Für sich genom­men, ist die­ser Satz tat­säch­lich kit­schig – man­cher mag sich an Alex­an­dras Schnul­ze „Mein Freund der Baum” erin­nert füh­len –, er ist dies aller­dings nur in neun­und­neun­zig von hun­dert Fäl­len. Doch wäh­rend ich nor­ma­ler­wei­se ein­fach nur so hin­schrei­be, was mir gera­de unge­ord­net durch die Rübe rauscht, habe ich in die­sem hun­derts­ten Fall ganz bewusst den verm­ein­lich kit­schi­gen Satz in einen Zusam­men­hang gestellt, wo er genau das eben nicht ist. Kit­schig oder nicht, das ist mit­un­ter eine Fra­ge der Tages­zeit oder der Lebens­si­tua­ti­on. Der besag­te Satz ist Teil eines Welt­ab­schieds, er fällt im inne­ren Mono­log eines Men­schen, der ent­schie­den hat, sich bin­nen der nächs­ten Stun­den das Leben zu neh­men, und mit ihm endet die fol­gen­de Pas­sa­ge (die Sze­ne spielt in einem Park):

„Er beschleu­nig­te sei­ne Schrit­te. Irgend­wann, dach­te er, folgt auf den Schmerz der gro­ße Stumpf­sinn und auf die­sen die Gewöh­nung. Die Welt war gewiss rand­voll mit Leu­ten, die ein gro­ßer Schmerz zu Gefühls­zom­bies gemacht hat­te und die ein­fach wei­ter­leb­ten, obwohl ihre Her­zen längst gebro­chen waren. Er lief schnel­ler, als wol­le er die­sen Gedan­ken abschüt­teln, er has­te­te nun bei­na­he durch das Spa­lier der Bäu­me. Sei­ne Schrit­te klack­ten auf dem Asphalt, und er begann zu schwit­zen. Man konn­te zum Bei­spiel schon vor­mit­tags mit dem Trin­ken anfan­gen, dach­te er, tag­ein, tag­aus, und irgend­wann starb man; Tau­sen­de taten es so.

Keu­chend blieb er vor einem Baum ste­hen. Es war eine Buche, leicht zu erken­nen an ihrer glat­ten Rin­de, ein herr­li­ches Exem­plar, bestimmt 15 Meter hoch, mit wuch­ti­gem Stamm und aus­la­den­der, herbst­bun­ter Kro­ne, die bereits die Hälf­te ihrer Blät­ter ver­lo­ren hat­te. Die Schön­heit die­ses Bau­mes traf ihn mit epi­pha­ni­scher Wucht. Er trat näher an ihn her­an und berühr­te den Stamm mit der Hand, zunächst mit den Fin­gern, dann mit der Hand­flä­che. Wie warm er war, wie leben­dig er sich anfühl­te… Er schritt um den Baum und betrach­te­te die Rin­de, die aus der Nähe zahl­lo­se Fur­chen und Run­zeln zeig­te, das Laub raschel­te unter sei­nen Füßen, und dann, in einer plötz­li­chen Auf­wal­lung, schloss er sei­ne Arme um den Stamm, so weit es eben ging, press­te sei­ne rech­te Wan­ge an die Rin­de, die an die­ser Stel­le beson­ders glatt war, und ließ die Augen­li­der sin­ken. Ich habe noch nie einen Baum umarmt, dach­te er schuld­be­wusst, ich habe kei­nen Baum als Freund, habe sie immer igno­riert, was mögen die Bäu­me von mir den­ken? Man kann doch nicht auf die­sem Pla­ne­ten gewe­sen sein, ohne Freund­schaft mit einem Baum geschlos­sen zu haben!”

Wer das oder irgend­ei­ne ande­re Stel­le kit­schig fin­det, kann mir das Buch aber jeder­zeit zusen­den; ich erstat­te den Kauf­preis samt Kit­sch­ent­schä­di­gungs­zu­la­ge zurück.

***

„Sehr geehr­ter Herr Klo­novs­ky, zur Zeit wird in Ber­lin eine Tour­nee des ehe­dem als ‚Cat Ste­vens’ bekann­ten Musi­kers Ste­ven Demet­re Geor­giou pla­ka­tiert, der sich nun­mehr ‚Cat Stevens/Yusuf’ nennt. Wäh­rend sich Künst­ler, die sich 2022/2021 gegen die unsäg­li­che Coro­na-Poli­tik des Staa­tes aus­ge­spro­chen haben, mit Auf­tritts­ver­bo­ten belegt und sozi­al ver­nich­tet wur­den, nimmt man es ‚Cat Stevens/Yusuf’ nicht übel, dass er, nach­dem er 1997 zum Islam kon­ver­tier­te, die Mord­auf­ru­fe des Isla­mis­ten Cho­mei­ni gegen Sal­man Rush­die unter­stütz­te und dies seit­dem auch nicht revi­diert hat.
Das ist erneut ein gutes Bei­spiel für die Prin­zi­pi­en­lo­sig­keit und Ver­lo­gen­heit, die – um den sehr tref­fen­den Aus­druck von Peter Slo­ter­di­jk zu ver­wen­den – als ‚Lüge­n­äther’ die Luft über dem Land Goe­thes, Hit­lers und Cheb­lis ver­pes­tet. Herz­lich grüßt mit einem flot­ten ‚Nehmt’s den Armen, gebt’s den Graichen’ Ihr ***”

***

Einen Netz­fund hab ich noch. (Fällt in die Kate­go­rie iro­ni­scher Kitsch.)

Nehmt das, Käß­mann, Bedford-Strohm und Marx!

 

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