Es folgt die schriftliche Version von Podcast Nr. 8 vom 18. August. Warum ausgerechnet 18. August? Wahrscheinlich darum:
Vor knapp drei Jahren, im November 2019, wurde die Prokuristin einer Leipziger Immobilienfirma von zwei vermummten Gestalten in ihrer Wohnung überfallen und mehrfach mit der Faust ins Gesicht geschlagen. Davor hatten Leipziger Linksextremisten Anschläge auf Baustellen verübt. Sie hatten drei große Kräne angezündet, Gasexplosionen ausgelöst und Anwohner in Lebensgefahr gebracht – ein Wohnblock musste evakuiert werden. Der Gesamtschaden erreichte eine Höhe von zehn Millionen Euro.
Auf der Antifa-Webseite indymedia rühmten sich die Helden danach ihrer Mannestaten: „Wir freuen uns, wenn sich der Bau von Luxuswohnung o.Ä. verzögert, denken aber, dass diese Aktionsform angesichts vollumfänglicher Versicherungsabdeckung nur symbolischen Charakter hat. Wir haben uns deswegen entschieden, die Verantwortliche für den Bau eines problematischen Projekts im Leipziger Süden da zu treffen, wo es ihr auch wirklich weh tut: in ihrem Gesicht.”
Ich habe den Vorfall damals in den „Acta“ erwähnt; ein tätlicher Angriff auf eine Frau, obendrein in ihrer Privatwohnung, samt Brandstiftung in Wohngebieten, das schien mir eine neue Qualität des linken Terrors zu markieren.
Die Adresse der Frau bekamen die Täter offenbar über eine ehemalige Angestellte der Uniklinik Magdeburg, aus dem Sympathisantensumpf, sie soll die Meldedaten übermittelt haben, berichtet vor kurzem die Magdeburger Volksstimme.
Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung, ein Sozialdemokrat übrigens, das ist in diesem Zusammenhang nicht unwesentlich, erklärte nach dem Angriff auf die Baustelle: „Das war ein Terroranschlag.“ Hätten Sie das gedacht? Drei angezündete Baukräne, mit ein paar Folgeexplosionen, ist das schon Terror? Dabei ist nicht mal einer der Kräne in ein benachbartes Wohnhaus gestürzt, was angeblich jederzeit hätte passieren können. Nach dem Überfall auf die junge Prokuristin warnte derselbe SPD-OB, es werde wohl irgendwann den ersten Toten geben.
Durch Hadmut Danisch bin ich dieser Tage auf die Webseite Ein Prozent aufmerksam geworden, die über den Prozess gegen die sogenannte „Hammer-Bande“ um die Linksextremistin Lina Engel berichtet, in den Worten des Blogs „die größte und wichtigste juristische Auseinandersetzung mit dem Linkextremismus seit dem Ende der Roten-Armee-Fraktion“. Ein Prozent, das ist etwas Rechtes, also etwas Böses, aber zum einen führt uns diese Tatsache mitten ins Opfermilieu des linken Terrors – und wir haben im Stahlbad der bundesdeutschen Vergangenheitsbewältigung gelernt, dass Opfer immer zu Wort kommen müssen –, zum anderen sucht man in den Wahrheits- und Qualitätsmedien von Zeit bis Spiegel und ARD/ZDF vergebens nach einer Berichterstattung über den Prozess vor dem Oberlandesgericht Dresden.
Seit November 2020 sitzt die Hauptangeklagte Lina Engel, 27, in Untersuchungshaft. Drei Mitangeklagte sind noch auf freiem Fuß. Engels Verlobter Johann Guntermann, 28, befindet sich auf der Flucht vor der Polizei. Den Angeklagten wird unter anderem zur Last gelegt, 18 Opfer – vermeintliche „Rechte“ – ausspioniert, überfallen, gefoltert und zum Teil lebensgefährlich verletzt zu haben.
Die meisten Medien zeigen sich an diesem Prozess herzlich desinteressiert. Gestern fand sich immerhin eine Meldung auf t‑online. „Im Prozess gegen die mutmaßliche Nazi-Jägerin Lina E. hat ein Insider ihr Umfeld schwer belastet. Offenbar wird eine Zeugin nun zur Verdächtigen.“ Die mutmaßliche Nazi-Jägerin. Also das mutmaßlich gilt der Jägerin, nicht den Nazis. Auch t‑online, zugleich eifriger und dümmer als beispielsweise Spiegel online, gehört letztlich zum Sympathisantensumpf.
Weiter t‑online: „Der Prozess gegen die Studentin Lina E., die mit weiteren angeklagten Linksautonomen Jagd auf ebenfalls gewaltbereite Neonazis gemacht haben soll, ging bislang schleppend voran.“ – Belege für die Gewaltbereitschaft der Opfer liefert der Agitpropkanal nicht. „Umso spektakulärer mutete eine Razzia Mitte Juni an, über die bislang wenig Details bekannt wurden. Damals rückte die Polizei nach Leipzig-Connewitz aus, um im Zusammenhang mit dem laufenden Prozess – so viel bestätigte der Generalbundesanwalt – zwei Objekte zu durchsuchen. Ein Kronzeuge aus der Gruppe hatte angeblich die Grundlage dafür geschaffen.“
Die Taten haben die gar nicht so engelhafte Frau Engel in der linken Szene zu einer Art Heldin gemacht. Jutta Ditfurth etwa rief zu ihrer Unterstützung auf; wer nicht spendet oder wenigstens hüpft, ist wahrscheinlich ein Nazi. Ein Kronzeuge hat im Laufe des Prozesses seine ehemaligen Genossen oder, wie das Synonym von Genosse korrekt lautet, Komplizen jedoch schwer belastet – und damit Einblicke in die Vorgehensweise und Strukturen militanter Antifa-Detachements gegeben.
Ich zitiere aus der Darstellung von Ein Prozent: „Den Aussagen zufolge waren Lina Engel und ihr Verlobter die Drahtzieher eines bundesweiten Netzwerkes, das brutale Überfälle auf politisch Andersdenkende seit etwa 2015 regelmäßig trainierte, akribisch vorbereitete und durchführte. (…) Ziel sei gewesen, bei den Opfern ‚massiven‘ und ‚nachhaltigen‘ Schaden anzurichten. So etwa sollte mit Hämmern auf besonders verletzliche Stellen wie den Kopf, die Schienbeine, Knie und Sprunggelenke eingewirkt werden.
Das Risiko für die Täter hingegen sollte möglichst gering gehalten werden. Darum sollten die Überfälle kurz und effektiv sein, idealerweise nicht länger als 30 Sekunden dauern. Diese Zeit reiche aus, um massiven körperlichen Schaden anzurichten. Zur Absicherung gegen zu Hilfe kommende Passanten habe man immer große Pfefferspray-Flaschen mitgeführt, die am Ende auf die Opfer entleert wurden. (…)
Vorab soll Guntermann mögliche Zielpersonen über soziale Netzwerke wie Facebook und Instagram mit Fake-Accounts kennengelernt haben. Anschließend kundschaftete man Reiserouten oder das persönliche Umfeld der späteren Opfer aus. Auch während den Taten gab es demnach sogenannte Scouts, die Demonstrationsteilnehmer oder einzelne Zielpersonen beobachteten und ihren Standort über Wegwerf-Handys live an das ‚Zugriffs-Team‘ durchgaben. Dabei sollten unauffällige Verkleidungen wie zum Beispiel die Uniform eines Lieferservices zum Einsatz kommen. (…)
An den Tatorten habe man penibel darauf geachtet, keine DNA (etwa an Zigaretten) zurückzulassen. Die Antifas hätten immer Handschuhe getragen, Tatwerkzeuge seien in Plastikbeuteln transportiert und anschließend mit Chlor gereinigt worden. Dieser Hinweis lässt aufhorchen, weil er eine Querverbindung zu zwei besonders brutalen Einbrüchen in Eilenburg (Sachsen) und Erfurt im Jahr 2021 herstellt. In beiden Fällen drangen als Polizisten verkleidete Linksextremisten in die Wohnungen ihrer Opfer ein und verletzten diese schwer, bevor sie sie anschließend mit Chlor übergossen, mutmaßlich um Spuren zu verwischen.“
Wie gesagt, aus den Wahrheits- und Qualitätsmedien erfahren Sie über diesen Prozess nichts, denn die Opfer sind „Rechte“, also Personen, die nach Ansicht des journalistischen Mainstreams ohnehin ihre Bürgerrechte verloren, jedenfalls nichts anderes als Schläge verdient haben. Wären umgekehrt die Täter Rechte und die Opfer Linke, es gäbe einen ARD-Brennpunkt, eine Titelstory, einen Leitartikel nach dem anderen.
Nach den Aussagen des Kronzeugen sollen die Gewalttaten in regelmäßigen „Trainings“ systematisch vorbereitet worden sein, gelegentlich unter Beteiligung von Linksextremisten aus dem gesamten Bundesgebiet. In leitender Rolle seien Berliner Schläger angereist. Der Zeuge benannte explizit die Gruppierung „Berlin Straight Edge“ aus dem Umfeld der Rigaer Straße.
Auch der Einsatz von Waffen soll fester Bestandteil des „Trainings“ gewesen sein. Wie der Kronzeuge einräumte, sei den Schlägern jederzeit klar gewesen, dass sie ihre Opfer womöglich töten könnten. So schien denn auch das Argument, die Antifanten hätten keine Tötungsabsicht gehabt, zumal sie Schläge mit Gegenständen auf den Kopf gezielt trainierten, den vorsitzenden Richter Hans Schlüter-Staats nicht zu überzeugen.
Unklar ist bisher noch, ob auch der anfangs erwähnte Überfall auf die Prokuristin in Leipzig auf das Konto der „Hammer-Bande“ geht.
Welche Taten den Angeklagten genau zur Last gelegt werden, las ich auf einem anderen rechten Blog. Zwei Beispiele. Am 30. Oktober 2019 überfielen fünf Personen mit Teleskopschlagstöcken den JN-Aktivisten Cedric S. auf dessen Weg zum Fußballtraining. Das Opfer saß danach wochenlang im Rollstuhl und musste das Laufen neu lernen. Nach Aussage des Opfers soll eine Frau den Trupp kommandiert haben.
Am 19. Oktober 2019 verübten etwa zehn bis 15 Personen einen Anschlag auf eine Gaststätte in Eisenach, die einem bekannten Nationalisten gehört oder gehören soll. Die Täter griffen die fünf Gäste und den Besitzer unter anderem mit Schlagstöcken, Hämmern und Pfefferspray an. Zudem zerstörten sie Fensterscheiben und Teile des Inventars. Ein Angreifer wurde durch den Besitzer in Notwehr verletzt. Die Blutspur zog sich dann bis zum Parkplatz, auf welchem die Angreifer parkten. Die DNA-Auswertung ergab einen Treffer: ein per Haftbefehl gesuchter linksextremer Gefährder. Bei dem Angriff versprühte wieder eine Frau Pfefferspray.
Zwei Monate später, am 14. Dezember desselben Jahres, griffen mindestens acht Linksextremisten nochmals den Betreiber der Gaststätte an. Diesmal hatten sie ihn zuvor observiert und bis zu seiner Privatwohnung verfolgt. Dort besprühten sie ihn mit Reizgas und traktierten ihn mit Schlagstöcken und einem Hammer. Drei Bekannte des Opfers wollten ihm helfen und wurden dabei selbst verletzt.
Eines der Fluchtfahrzeuge stellte die Polizei in der Nähe des Tatortes, eines wurde bis nach Hessen verfolgt und dort erst gefasst. Ein drittes Fahrzeug wurde auf der Flucht geblitzt. Lina E. und ihre drei Mitangeklagten wurden an diesem Tag verhaftet.
Aus Ermittlerkreisen will die Redaktion der NPD-Zeitung Deutsche Stimme erfahren haben, dass man mit der Leipziger Bande noch einige unaufgeklärte Fälle in Verbindung bringt, die allesamt demselben Muster folgen. In Rede stehen 15 bislang unaufgeklärte Überfälle auf „Rechte“ bzw. auf die Wohnungen und Geschäfte von „Rechten“, zum Teil in deren Abwesenheit, vor allem in Leipzig, im Zeitraum von 2014 bis 2021.
Zum Beispiel – ich folge hier den Darstellungen des NPD-Organs, weil ich keinen Grund sehe, sie für erfunden zu halten – drangen Unbekannte am 12. Dezember 2015 in die Leipziger Wohnung des LEGIDA-Chefs Silvio Rössler ein und zerstören in dessen Abwesenheit mit Hämmern das Bad und die Elektrogeräte. Danach versprühten sie eine bitumen-artige Flüssigkeit in der ganzen Wohnung.
Am 7. September 2018 überfielen ca. 15 Vermummte fünf Männer aus der rechten Szene im sächsischen Eilenburg. Die Täter schlugen mit Schlagwerkzeugen gezielt auf Gelenke der Opfer ein. Ein Geschädigter wurde 20 Meter mit einem Auto mitgeschleift.
Am 11. Juli 2020 klingelte ein als Postbote verkleideter Mann bei einem bekannten Nationalisten in Dresden. Als der die Tür öffnete, schlug der falsche Postbote ihm ins Gesicht; darauf stürmten mehrere Täter in die Wohnung und bearbeiteten ihr Opfer mit Hämmern, Teleskopschlagstöcken und Pfefferspray.
In Chemnitz brachen am 29. November desselben Jahres mehrere Vermummte einem Rechten mit Hämmern und Teleskopschlägern das Schienbein. Anschließend besprühten die Täter den am Boden Liegenden mit Pfefferspray.
In zwei Fällen verkleideten sich die Angreifer als Polizisten. Am 11. März 2021 drangen sie in die Wohnung des JN-Vorsitzenden Paul Rzehaczek in Eilenburg ein, schlugen mit Hämmern auf Kopf und Füße ihres Opfers ein und besprühten es anschließend mit Pfefferspray. Am 28. Mai 2021 stürmten die falschen Beamten in Erfurt die Wohnung eines, wie es heißt, patriotischen Fußballfans, fesselten ihn und seine schwangere Freundin; anschließend schlugen sie mit Hämmern auf seine Füße ein und brachen ihm ein Sprunggelenk. Um Spuren zu verwischen, übergossen sie ihn und seine Freundin mit Chlor.
Ich musste das einmal in einer gewissen Ausführlichkeit darstellen, weil den wenigsten bewusst sein dürfte, dass ein planvoller molekularer Bürgerkrieg von links in unserem Land überhaupt stattfindet. Also mir zumindest war es in den Ausmaßen nicht ganz klar. Dass es sich bei den Opfern um Rechtsradikale oder Rechtsextreme, um NPDler handelte, ist in diesem Zusammenhang völlig egal, denn erstens ist es nicht per se strafbar, rechtsextrem zu sein, und zweitens herrscht hierzulande kein Recht auf Selbstjustiz. Im besten Deutschland, das es je gab, ziehen also politische Schlägertrupps durch die Städte, die im Stil des Rot-Front-Kämpferbundes oder der SA politische Gegner angreifen, schwer verletzen oder sogar zum Krüppel schlagen. Aus den Medien erfahren wir darüber so gut wie nichts. Bild ist eine Ausnahme, wobei fraglich ist, wie lange noch; hin und wieder steht etwas in der Lokalpresse, aber verglichen mit den Agitprop-Wellen, die über das Land rollen würden, wenn es sich um rechte Täter und linke Opfer handelte, ist das kaum mehr als ein Vogelschiss.
Zum Beispiel meldete Bild am 19. Mai: „Am Rande des Prozesses um mutmaßliche Linksextremisten kam es am Donnerstag zu einer handfesten Auseinandersetzung vorm Oberlandesgericht am Hammerweg.“ (Der heißt wirklich „Hammerweg“.) Laut Polizei war eine Gruppe von etwa zwanzig Besuchern des Prozesses vor dem Gebäude mit einem sechzigjährigen Fußgänger „in Streit geraten“. Zwanzig gegen einen. Polizeibeamte „trennten die Streit-Parteien“. Gegen zwei Linke wird nun wegen Körperverletzung beziehungsweise Widerstandes gegen Vollstreckungsbeamte ermittelt.
Man kann dieser Meldung immerhin entnehmen, dass die Linken für den Prozess eine Drohkulisse aufbauen, so wie man es von Gerichtsverhandlungen gegen Clanmitglieder, also eine andere Gruppe gemeinnützlicher sympathischer Mitbürger, kennt, um Richter und Zeugen einzuschüchtern.
Und das führt zum eigentlichen Skandal. Die Antifa ist ja nichts anderes als die rotgrüne Bodentruppe im „Kampf gegen rechts“, weshalb sich kein Konservativer oder Marktliberaler vor solchen Angriffen sicher fühlen sollte. Ich erinnere an die Attacken auf FDP-Büros und ‑Mitglieder nach der Wahl Thomas Kemmerichs zum thüringischen Ministerpräsidenten. Damals bekamen einige FDPler zumindest eine Ahnung, wie es ihren AfD-Kollegen ergeht, und die haltungsstärkeren unter den Freidemokraten schrien denn auch sofort auf, die Antifa möge doch bitte sie in Ruhe lassen und sich lieber um ihre eigentliche Aufgabe, die AfD kümmern.
Diese linken Schläger werden im Bedarfsfall auf jeden einprügeln, der rechts von ihnen steht, und sie werden auf tausend verschlungenen Wegen, materiell und ideell, von den Roten und den Grünen gefördert, sie sind ideologisch und personell Fleisch vom rotgrünen Fleische. Deswegen beklagt ein roter Leipziger OB zwar die Taten der Antifa als Terror, unternimmt aber kaum etwas, um diese Truppe nachhaltig zu bekämpfen – was ja für eine Kommune nur heißen kann: sie aufzulösen und zum Verschwinden zu bringen. Im Gegenteil: Der linke Terror gehört zum akzeptierten folkloristischen Hintergrundrauschen der woken Gesellschaft.
Erinnern wir uns. „Danke, liebe Antifa!“, überschrieb ein so infantiler wie devoter Fatzke im Tagesspiegel einen Kommentar – Unterzeile: „Sie gelten als Krawallmacher, Störenfriede, Chaoten. Dabei ermöglichen sie uns ein Leben, in dem Rechtsextreme die Rolle spielen, die ihnen zusteht: Nämlich keine.“ „Antifa bleibt Handarbeit“, echote eine Spiegel-Kolumnistin, die heute angeblich unter Long Covid leidet, aber schon immer für die Handarbeit zu schwach war, weshalb sie lieber vom Büro aus hetzte. Gute Besserung, Margarete! Dass Medien, die so etwas veröffentlichen, weder über linksextreme Gewalttaten berichten noch über die myzelartige Verflechtung der Linksparteien mit den Linksextremen, geschweige die Geldflüsse von SPD und Grünen, also inzwischen der Bundesregierung, zu den Extremisten recherchieren und skandalisieren, versteht sich von selbst.
Der Focus meldete nun immerhin, dass einer der vier Linksextremisten, die in Dresden vor Gericht stehen, in einem Projekt für Demokratieförderung und Extremismus-Prävention gearbeitet habe. Den Ermittlern zufolge soll der Mann für seine Tätigkeit Geld bekommen haben. Die grüne Abgeordnete Renate Künast hat am 13. März 2020 im Bundestag direkt eingestanden, dass die Antifa vom Staat finanziert wird; wörtlich tat sie kund: „Ich bin es leid, dass wir seit Jahrzehnten darum kämpfen, dass NGOs und Antifa-Gruppen, die sich engagieren, immer um ihr Geld ringen und von Jahr zu Jahr nur Arbeitsverträge abschließen können. Das reicht nicht. Sie müssen eine verlässliche Finanzierung haben. Wir sind es leid, dass einigen zwischendurch das Geld gestrichen wird, dann wird’s wieder angeglichen, dann reden sie über ein Demokratiefördergesetz; wir wollen dieses Gesetz endlich haben, es gehört mit in den Teil Bekämpfung des Rechtsextremismus.“
NGOs und Antifa: Eine solche Zusammenstellung nennt sich Framing. Umgekehrt hörte man sie zuletzt permanent in der Form: Querdenker und Rechtsextremisten. Neuerdings heißt es: Nancy Faeser warnt vor Demonstranten und Extremisten, die gegen die für viele unbezahlbaren Energiepreise protestieren werden. Es geht darum, mit der Nennung der einen Gruppe die andere entweder, wie Künast, zu verharmlosen oder, wie Faeser, zu stigmatisieren.
Auch die SPD-Vorsitzende Saskia Esken hat sich mit der Antifa solidarisiert. Sie twitterte Anfang Juni 2020: „58 und Antifa. Selbstverständlich.“ Die 58 meinte ihr Alter; der SPD-Vorstand hatte den Text mit dem Alter der SPD getwittert: „157 und Antifa. Selbstverständlich.“ Antifa und Sozialdemokratie sind im selben Jahr geboren, soll das heißen. Esken hatte sich nach eigener Darstellung mit der Antifa in den USA solidarisieren wollen, mit einer noch gewalttätigeren Truppe als deren deutschen Gesinnungskumpane, deren Verbot Donald Trump damals angekündigt hatte.
Kurz darauf, am 19. Juni, fand auf Antrag der AfD eine Bundestagsdebatte über ein Verbot der Antifa statt.
In der Debatte – sie würde sich heute zum selben Thema exakt so wiederholen, vielleicht noch eine Nuance selbstgefälliger und dummdreister seitens der Altparteien – lernten Millionen Zuschauer an ihren Volksempfängern nicht nur, dass eine feststellbare Struktur oder Organisation namens „Antifa” gar nicht existiere – ganz im Gegensatz zu einer Struktur namens „Flügel” in der Schwefelpartei –, sondern auch, dass die SPD „seit 157 Jahren antifaschistisch” sei, wie einer der Sozenredner, ein Oberpfälzer namens Uli Grötsch, versicherte, und wie es die SPD-Parteizentrale zuvor getwittert hatte.
Wer jetzt spontan an Frans Timmermans denkt, den niederländischen sozialdemokratischen EU-Vizepräsidenten und dessen Diktum, der Islam gehöre seit 2000 Jahren zu Europa, also ungefähr seit Jesus Christus, begibt sich vor die richtige Schmiede. Beziehungsweise Sonderschule. Immerhin hatte Gevatter Grötsch die Grantler und Greiner zur Rechten mit den Worten gerüffelt: „Sie hätten in der Schule besser aufpassen sollen, Antifaschismus hat nichts mit Linksextremismus zu tun.”
Mancher wird sich noch entsinnen, dass ein großer sozialdemokratischer Theoretiker angelegentlich der G20-Kirmes zu Hamburg anno 2017 Ähnliches zu Papier und Gehör brachte, nämlich Ralf Stegner einen Kommentar in der Frankfurter Rundschau unter dem Titel: „Gewalt ist nicht links“.
Gewalt ist nicht links, auch wenn sie von Linken ausgeübt wird: Das liegt argumentativ und in puncto Gedankenschärfe sehr nah beim Diktum von MdB Grötsch.
Der Sozi, der pikanterweise Polizeibeamter ist, versuchte also, dem Auditorium weiszumachen, dass Antifaschismus und Linksextremismus zwei grundverschiedene Dinge seien, Antifaschismus sei gut, Linksextremismus nicht so sehr, aber, und dann sagte er den Satz der Sätze, der unvergesslich bleiben sollte:
„Alle Antifaschisten sind automatisch Demokraten, weil sie gegen den Faschismus kämpfen.”
Diese Worte wurden im Deutschen Bundestag tatsächlich ausgesprochen, und zwar noch bevor die erste Propagandistin der Linkspartei am Rednerpult Hammer und Zirkel auspacken konnte. Die ins weniger Verfängliche variierte Phrase „Jeder Demokrat ist ein Antifaschist” ertönte später noch mehrfach. Am Ende der Debatte hatte sich jeder zweite Redner der in ihrer Eigenwahrnehmung demokratischen Parteien explizit dazu bekannt, Antifaschist zu sein. Diese Parlamentarier verharmlosen und billigen den linksextremen Straßenterror, weil er nach ihrer Ansicht die Richtigen trifft – beziehungsweise jene Polizeibeamten, die bedauerlicherweise noch verpflichtet sind, die Falschen zu schützen.
Noch einmal: „Alle Antifaschisten sind automatisch Demokraten, weil sie gegen den Faschismus kämpfen.“
Es war eine FDP-Maid, blond wie Krimhild und namens Teuteberg, die sich eine Zwischenfrage erbat und die Erlaubnis dafür erhielt. Sie frug denn durchaus frivol: „Auch Stalin?”
Nein, Stalin sei kein Antifaschist gewesen, erteilte der Redner Bescheid. Der Begriff sei missbraucht worden, unter anderem vom Sowjetdikator selbst, aber auch von den DDR-Genossen. Mit der Inbesitznahme des Antifaschismus – der ja nach Ansicht des Redners anno 1933 bereits 70 Jahre lang Parteieigentum der SPD war – habe Stalin seinen „ganz persönlichen Faschismus” kaschieren wollen.
Stalin war Faschist. Sagte der SPD-Abgeordnete Uli Grötsch im Bundestag. Dann stehen derzeit in Dresden Faschisten vor Gericht, die andere Faschisten überfallen haben. Wunderliche Welt.
Indem sie versuchen, den „Antifaschismus” als Grundkonsens eines Milieus zu etablieren, das sich als konkurrenzlos demokratisch empfindet, nehmen die Sozis übrigens einen Kampfbegriff in ihr rhetorisches Arsenal auf, der von den noch Roteren viele Jahre lang gegen sie selber verwendet wurde, aber die Grötsches, Stegners und Eskens wissen von Geschichte wohl eher nicht so viel. Mitte der 1920er Jahre erfand das Moskauer Politbüromitglied Grigori Sinowjew den „Sozialfaschismus”. Die Bolschewisten hatten die Sowjetunion damals bereits hinreichend von Feinden gesäubert, um auf „Sozialfaschisten” fast nurmehr noch im Ausland zu stoßen. Mit diesem Etikett stigmatisierten sie alles auf der Linken, was nicht auf die stalinistische Komintern-Linie einschwenkte. Ganz oben auf der Proskriptionsliste standen die damals noch ehrenwerten deutschen Sozialdemokraten. Thälmanns KPD tat folgsam mit bei der Schmähung der hellroten Brüder. Aus Sicht der Kommunisten fungierte die Sozialdemokratie als linker Flügel der bürgerlichen oder der kapitalistischen Gesellschaft, die als äußerste Reaktion auf den Siegeszug des Kommunismus den „Faschisten” schließlich die Macht übergab. Erst später in der DDR sollte die Zwangsvereinigung mit den Kommunisten die Sozis von ihrem sozialfaschistischen Kainsmal befreien.
Nachdem Sinowjew ihn auf die Idee gebracht hatte, nannte Stalin Sozialdemokratie und Faschismus „Zwillingsbrüder”. Später ließ er Sinowjew hinrichten, um nicht in einen langwierigen Copyright-Prozess hineingezogen zu werden.
Im Kontext des bisher Ausgeführten ist die Frage übrigens nicht mehr leicht zu beantworten, ob Erich Honecker Antifaschist war. Er saß unter Hitler im Zuchthaus, als Kommunist, also als Mitglied einer Truppe, die vorher gegen die Sozialfaschisten und die Nationalsozialisten gleichermaßen Rot Front gemacht hatte. Die Armee des Faschisten Stalin hat ihn schließlich befreit. Warum sollte der Faschist Stalin einen Antifaschisten befreien? Fragen über Fragen…
Ernst beiseite: Der sogenannte Antifaschismus war die Staatsdoktrin und der Staatsmythos der DDR. Auf nichts beriefen sich die Genossen öfter und inniger. Die DDR war der deutsches Staatsgebiet gewordene Sieg Stalins über Hitler, aber nur die Amalgamierung mit dem Antifaschismus hat den Kommunisten in Mitteldeutschland eine Legitimation verschaffen können. Korrekt hätte es heißen müssen: Antinationalsozialismus, doch eine Art Inzestscheu verbot es den Roten, ihren braunen Brüdern diesen Namen zuzugestehen. Ohne die Nazis hätten die Genossen völlig nackt dagestanden, denn sie hatten ja, außer ein paar rasch platzenden Illusionen, den Menschen weder politisch noch wirtschaftlich noch kulturell etwas anzubieten. Zeit ihrer Existenz stand die DDR unter diesen ambivalenten Sternen. Derzeit erleben wir, wie die BRD sich anschickt, diese Konstellation wiederzuentdecken. Dass Staaten, die den Antifaschismus zu ihrer Doktrin erheben, irgendwann auf die permanente Ausfindigmachung und Bekämpfung sogenannter Faschisten angewiesen sind und immer autoritärer werden, darf als ein Weltgesetz gelten.
Alle Fraktionen haben den AfD-Antrag zum Verbot der Antifa damals abgelehnt, ein CDU-Redner mit dem Argument, man könne nicht auf der extremen Linken etwas verbieten, ohne parallel dazu auf der extremen Rechten ein Gleiches zu tun. Welche regelmäßig durch Gewalttaten und Gesetzesbrüche auffallende Organisation mit festen Adressen in besetzten Häusern auf der Rechten in Frage käme, führte er nicht im Detail aus. Stattdessen war im Plenum wieder viel von Hintermännern – pardon: Hinterfrauen bzw. Hintermenschen –, von geistigen Wegbereitern (-bereiterinnen) und vom „parlamentarischen Arm des Rechtsextremismus” die Rede. Beim Linksextremismus scheinen die oberen Extremitäten verkrüppelt zu sein, jedenfalls hat er keine Arme im Parlament.
Stellen wir einfache Fragen: Können Linke, Grüne und Sozis unbehelligt Parteitage und Kongresse abhalten, sich auf öffentlichen Plätzen versammeln, Hotels und Gaststätten mieten, oder werden sie von rechten Krawalltrupps daran gehindert? Wie verhält es sich im Gegenzug bei der parlamentarischen Rechten? Es gibt keine der Antifa vergleichbare Struktur auf der Rechten. Und es fließt auch kein Staatsgeld in rechtsextreme Substrukturen.
Die Antifa ist Fleisch vom Fleische des rotgrünen Establishments. Es sind ja oft buchstäblich deren Kinder.
Ich sagte gerade, dass die DDR-Genossen so eifrig ihren Antifaschismus herausgestrichen haben, weil sie den Menschen sonst weder politisch noch wirtschaftlich noch kulturell etwas anzubieten hatten. Mit den heutigen Antifaschisten verhält es sich genauso: Sie haben den Menschen weder politisch noch wirtschaftlich noch kulturell etwas anzubieten, nur ihre zähnefletschende Aggression gegen einen Zombie namens Faschismus. Der wird notfalls einfach erfunden. Sie haben es gewiss schon gehört, dass in Italien wieder die Faschisten nach der Macht greifen, nämlich die „Fratelli d’Italia“ unter Giorgia Meloni. Ein schlimmer Rechtsruck drohe dort, lesen wir. Ich wüsste nicht, warum ein Rechtsruck drohen sollte. Also mir droht er gewiss nicht. Deswegen kaufe ich auch seit vielen Jahren keine Gazetten mehr, die so etwas behaupten.
„Wir waren nie eine Bedrohung für die Demokratie und wir werden dazu auch jetzt nicht“, erklärte Signora Meloni vergangene Woche der ebenfalls rechtsruckfeindlichen FAZ, „wohl aber stellen wir eine Bedrohung dar für das Machtsystem der italienischen Linken, die seit Jahren an der Regierung sind, ohne zuvor die Wahlen gewonnen zu haben. Übrigens nennt niemand sie jemals postkommunistisch, obwohl sie historisch aus der stärksten prosowjetischen Partei im Westen hervorgegangen sind.“
Nun, das kennen wir, in Deutschland sitzt ja die SED im Bundestag – nicht deren Nachfolgepartei, wie man Ihnen einreden will, die Linke ist identisch, rechtsidentisch mit der SED –, und diese Brüder und Schwestern, die den kommunistischen Alptraum immer noch träumen, schleimen sich mit ihrem Antifaschismus bei jenem Establishment ein, das sie gern enteignen und abschaffen wollen wie ihre antifaschistischen Vorgänger.
„Wir sind eine Partei der italienischen Konservativen, wir glauben an die Freiheit der Person, an die zentrale Bedeutung der Familie, wir glauben an die italienische, europäische und westliche kulturelle Identität, an Privatinitiative und an soziale Solidarität“, fährt Signora Meloni mit ihrer neofaschistischen Schreckensvision fort. „Zu viele Jahre hat Brüssel seine Kompetenzen auf viele Aspekte unseres täglichen Lebens ausgeweitet und dabei versäumt, eine gemeinsame Außen- und Verteidigungspolitik zu entwickeln, unsere Energieautonomie zu sichern, die Wertschöpfungsketten zu komprimieren. Nun ich möchte ein Europa, das weniger tut und das weniger besser tut, mit weniger Zentralismus und mehr Subsidiarität.“ Außerdem fordert die Fratelli-Chefin „eine europäische Marinemission im Einvernehmen mit den libyschen Behörden und die Einrichtung von Hot Spots auf afrikanischem Territorium, um dort Flüchtlinge von Wirtschaftsmigranten zu trennen, den Menschenhandel zu beenden und die Sekundärmigration zu bekämpfen.“
Der Unterschied zu Deutschland besteht darin, dass diese Partei demnächst wahrscheinlich das Land regieren wird. Sie vertritt durchweg konservative Allerweltspositionen, die von Roten und Grünen, von der woken Hautevolee und linken Medien als faschistisch denunziert werden. Mit der Antifa haben diese Leute dagegen kein Problem.
Ein letztes, typisches Beispiel. Der Lyriker Durs Grünbein, mein Jahrgang und in Dresden geboren, ein Mitteldeutscher also, der es besser wissen müsste, sagte im Interview mit der FAZ: „Der Antifaschismus ist die wichtigste Bewegung des 20. Jahrhunderts.“ Diese Aussage ist natürlich in ihrer Verkehrung von Ursache und Wirkung historischer Unfug oder eben Agitprop. Das zentrale Ereignis des 20. Jahrhunderts war die Russische Revolution durch Lenins Bolschewiken, und der Faschismus bzw. die Faschismen entstanden überhaupt erst als Reaktion auf den roten Oktoberputsch. Der Antifaschismus ist zunächst einmal nichts anderes als ein bauernfängerisch ins Defensive umcodierter Kommunismus bzw. Internationalsozialismus; er geriert sich als Widerstand, obwohl er der Angreifer war, ist und sein wird. „Ich war, ich bin, ich werde sein”, spricht die Revolution im letzten Artikel von Rosa Luxemburg. Ohne Lenin kein Mussolini und kein Hitler.
Halten wir deshalb fest: Nicht der Antifaschismus, sondern der Antiegalitarismus bzw. Antitotalitarismus ist die wichtigste Bewegung des 20. und keineswegs nur des 20. Jahrhunderts, es ist die menschenfreundlichste aller modernen Bewegungen, gerichtet gegen die schlimmste Geißel der Menschheit, und der Schoß, aus dem das* 1917 kroch, ist fruchtbar noch.
* Leser *** moniert, jenes „das” beziehe sich grammatikalisch auf die „menschenfreundlichste Bewegung” des Antitotalitarismus/Antiegalitarismus, aber da es sich um ein Zitat handelt, in dem jenem „das” eine sehr pejorative Funktion zukommt und jenes ominöse „das” mit der Jahreszahl 1917 überdies genau definiert ist, halte ich die Formulierung so für zulässig.
PS: „Mit Chlor kann niemand übergossen werden”, korrigiert Leser ***. „Chlor ist ein gasförmiges Element. Allerdings sehr gut in Wasser löslich. Deshalb riecht es in Schwimmbädern auch immer so lecker. Die zur Desinfektion verwendete Chlor-flüssig-Lösung ist stark ätzend. Jemanden damit zu übergießen, kommt einem Mordversuch gleich.”