21. April 2022

„Point de bon­heur sans liberté.”
Wap­pen­spruch der Schopenhauers

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Neu im Cha­rak­ter­lar­ven­sor­ti­ment: der kon­for­mis­ti­sche Rebell.

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Er war ent­zückt beim abend­li­chen Anblick geschenk­ter Men­schen, die von dem Wunsch vibrier­ten, die­ses Land voranzubringen.

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Wor­an erkennt man einen Deutsch­land­feind? Dar­an, dass er die deut­sche Ener­gie­ver­sor­gung auf eine siche­re Grund­la­ge stel­len will? Dass er ein mili­tä­risch ver­tei­di­gungs­fä­hi­ges Deutsch­land wünscht? Dass er dem Land eth­ni­sche Segre­ga­ti­on, Ghet­tos und die Katak­lys­men mole­ku­la­rer Bür­ger­krie­ge erspa­ren will?

Wahr­schein­lich gilt Madame Le Pen im Sprin­ger-Sati­re­ba­tail­lon auch als frankreichfeindlich.

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Im glück­lichs­ten Fall unter­bricht der Tod irgend­ei­ne Gewohnheit.

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„Wenn jemand ein bedin­gungs­lo­ses Recht auf eine mate­ri­el­le Zuwen­dung hat, etwa ein Zuwan­de­rer auf Teil­ha­be am Sozi­al­staat, muss es jemand ande­ren geben, der eine Pflicht hat, die­se zu erbrin­gen, und zwar ohne dafür irgend­wel­che Rech­te zu erhal­ten, da sie ja auf der ande­ren Sei­te bedin­gungs­los sind. Ein sol­ches Pos­tu­lat ist nicht nur recht­lich, son­dern auch mora­lisch ein äußerst frag­wür­di­ges Unterfangen.”
(Titus Gebel)

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Xavier Naidoo möch­te wie­der bei den Guten mit­spie­len dür­fen. Wir wer­den die wah­ren Hin­ter­grün­de sei­nes Sin­nes­wan­dels nicht erfah­ren, aber man kann sie sich denken.

Wel­che Ver­schwö­rungs­theo­rien mag der san­ges­freu­di­ge Irr­gän­ger mei­nen? Viel­leicht dass wir alle dem­nächst rund um die Uhr und egal an wel­chem Ort elek­tro­nisch über­wacht wer­den, und zwar zunächst per App, spä­ter ver­mit­tels von Chips, die in unse­ren Kör­pern instal­liert sind, um die Volks‑, ja Welt­ge­sund­heit zu schüt­zen? Dass bald auf die­se Wei­se auch die indi­vi­du­el­le Kli­ma­bi­lanz der Men­schen – Men­schen, so nennt man sie doch noch? – von staat­li­chen Stel­len kon­trol­liert und regu­liert wer­de? Und dass Coro­na den Staa­ten, gleich ob auto- oder demo­kra­tisch ver­fasst, einen lan­ge gesuch­ten und end­lich will­kom­me­nen Anlass für die Eta­blie­rung der tota­len Kon­trol­le lieferte?

Genau die­se The­sen ver­tritt der bekann­te, die Sach­buch­best­sel­ler nur so her­vor­krei­ßen­de Autor Yuval Hara­ri ange­le­gent­lich eines offen­bar von der New York Times ver­an­stal­te­ten Podi­ums­ge­sprächs – also, wie man­che Schwurb­ler mei­nen, direkt im Her­zen der Fins­ter­nis (wobei Hara­ri aus die­sem Her­zen immer­hin kei­ne Mör­der­gru­be macht), aber außer­halb von Ver­schwö­rungs­theo­re­ti­ker­krei­sen. Statt­des­sen unter Ver­schwö­rungs­prak­ti­kern? Gemach. Wenn etwas so offen aus­ge­plau­dert wird, ist ja die gan­ze Ver­schwö­rung futsch.

Mir wur­de das Video mit dem Kom­men­tar zuge­schickt, die „WEF-Mario­net­te” Hara­ri plä­die­re dafür, dass „Men­schen durch Algo­rith­men ana­ly­siert und non­stop über­wacht wer­den sol­len, damit man zu jeder Zeit weiß, was wir den­ken, pla­nen, wol­len, füh­len. Alles! Und Covid soll das Gan­ze ein­lei­ten. Sie sagen es uns ins Gesicht, immer wie­der! Es ging nie um unse­re Gesundheit!”

Wer den Aus­füh­run­gen des israe­li­schen His­to­ri­kers folgt, wird aller­dings fest­stel­len, dass er die­se Ent­wick­lun­gen zwar pro­phe­zeit, aller­dings rein deskrip­tiv und nicht ohne ein gewis­ses Gru­seln; er heißt sie kei­nes­wegs per se gut. Man könn­te sei­ne Wor­te sogar als War­nung verstehen.

Hara­ri spricht von einer neu­en tech­ni­schen Mög­lich­keit: dem „Hacken von Men­schen“. Die wich­tigs­ten Daten sei­en nicht, was jemand lese oder kau­fe oder mit wem er ver­keh­re, son­dern das, was in sei­nem Kör­per pas­sie­re. Wir erleb­ten der­zeit, wie die Info­tech- und die Bio­tech-Revo­lu­ti­on sich zum Paar­lauf ver­ein­ten; bei­de „ver­schmel­zen im bio­me­tri­schen Sen­sor“, der bio­lo­gi­sche Daten in digi­ta­le umwand­le, die von Com­pu­tern ana­ly­siert wer­den könn­ten. Dies sei einer der bedeu­tends­ten „Wen­de­punk­te” in der gesam­ten Gat­tungs­ge­schich­te; es gebe auf ein­mal einen „Schlüs­sel, um Men­schen bes­ser ken­nen­zu­ler­nen, als sie sich selbst ken­nen“. Die Covid-Kri­se sei dafür die ent­schei­den­de Weg­mar­ke gewe­sen, weil sie die Men­schen davon über­zeugt habe, die tota­le bio­me­tri­sche Über­wa­chung zu akzeptieren.

Mit den Schlüs­seln ist das bekannt­lich so eine Sache; irgend­wer bekommt sie in die Hän­de und darf über sie ver­fü­gen; die ande­ren wer­den ent­we­der ein- oder ausgesperrt.

„Ich bin nicht gegen Über­wa­chung”, erklärt Hara­ri, „sie ist ein wich­ti­ges Instru­ment zur Bekämp­fung von Epi­de­mien. Die Fra­ge ist nur, wer sie durch­führt und wie. Wenn man es Sicher­heits­diens­ten über­lässt, ist das extrem gefähr­lich. Zuerst benut­zen sie die Metho­de, um fest­zu­stel­len, ob Sie das Coro­na­vi­rus haben. Aber genau die­sel­be Tech­no­lo­gie kann auch her­aus­fin­den, was Sie über die Regie­rung denken.”

Zum Bei­spiel könn­ten die Herr­schen­den aus­wer­ten las­sen, mit wel­chen Gefüh­len jemand die Rede des Prä­si­den­ten oder des Füh­rers ver­fol­ge – die Rechen­leis­tung, um die gesam­te Bevöl­ke­rung jedes belie­bi­gen Lan­des in die­sen Test ein­zu­be­zie­hen, wer­de zur Ver­fü­gung ste­hen. Wäh­rend etwa der KGB, so Hara­ri, bei einer Sta­lin­re­de über die Beob­ach­tung der äußer­lich sicht­ba­ren Reak­tio­nen des Publi­kums nicht hin­aus­kam (kor­rekt muss es hei­ßen: das NKWD; der KGB wur­de erst nach Sta­lins Tod gegrün­det), wer­de ein Dik­ta­tor des 21. Jahr­hun­derts sei­nen Unter­ta­nen förm­lich in die Her­zen und Köp­fe bli­cken kön­nen. Das Ergeb­nis wäre „das schlimms­te tota­li­tä­re Regime der Geschich­te”. Und begon­nen habe es mit und dank Covid-19.

Was der Israe­li hier beschreibt, ist weder son­der­lich neu noch ori­gi­nell. Mar­tin van Cre­veld hat, um ein belie­bi­ges Bei­spiel zu nen­nen, 2009 in einem Inter­view das Bild einer künf­ti­gen Welt skiz­ziert, „in der jedem Neu­ge­bo­re­nen eine Kap­sel implan­tiert wird, die ihm ein Leben lang Psy­cho­phar­ma­ka inji­ziert, sobald sein Pegel an Aggres­si­ons­hor­mo­nen steigt. Gleich­zei­tig wür­de das Implan­tat jedes­mal einen Bericht an einen Zen­tral­com­pu­ter im Innen­mi­nis­te­ri­um sen­den, damit man dort infor­miert ist und die Metho­den der Gefühls­kon­trol­le wei­ter ver­bes­sern kann. Eine furcht­ba­re Visi­on, doch zumin­dest für man­che Men­schen, Kri­mi­nel­le und Geis­tes­kran­ke, wird sie bereits Rea­li­tät. Und ich befürch­te, in eini­gen Jahr­zehn­ten wird auch der Rest von uns an der Rei­he sein.” Tech­nisch wäre die Sache bereits damals rea­li­sier­bar gewe­sen, und es ist sei­ner­zeit ja ver­sucht wor­den, unter ande­rem von Herrn Dros­ten, die Schwei­negrip­pe zu einer ähn­lich gro­ßen Bedro­hung auf­zu­bla­sen wie heu­te Covid-19 (ich sage das ganz wert­frei bzw. schwur­bel­fern). Aber bis 2020 fehl­te der alle Beden­ken unter­pflü­gen­de gro­ße glo­ba­le Angst­aus­lö­ser. Ein für sei­ne Ver­hält­nis­se exzen­tri­sches Coro­na­vi­rus hat ihn gelie­fert. Die Mensch­heit steht kurz davor, in die Fal­le des letz­ten und totals­ten Tota­li­ta­ris­mus zu gehen. Der Schlüs­sel dafür befin­det sich in den Hän­den der glo­ba­lis­ti­schen Eli­ten, von der UN bis zur EU, von Goog­le bis Ama­zon, von der WHO bis zum WEF – und ver­ges­sen wir nicht die Kom­mu­nis­ti­sche Par­tei Chinas!

(Nein, Lui­sa, nein Xavier, die Glo­ba­lis­ten sind kei­ne Juden. Nur ein paar von ihnen. Nichts zu danken!)

Und es geht los.

Das „Pilot­pro­jekt“ beginnt in Bolo­gna – der Name der armen Stadt sym­bo­li­siert ja bereits die Nor­mie­rung und Nivel­lie­rung der euro­päi­schen Uni­ver­si­tä­ten – und nennt sich „Smart Citi­zen Wal­let“. Sich die dafür nöti­ge App her­un­ter­zu­la­den, heißt es, sei natür­lich frei­wil­lig; sie funk­tio­niert wie ein Sozi­al­kre­dit­sys­tem aus dem Lehr­buch bzw. Reich der Mit­te: Bür­ger, die ihren Müll tren­nen, die öffent­li­chen Ver­kehrs­mit­tel benut­zen, kei­ne Ver­wal­tungs­stra­fen kas­sie­ren – immer brav Mas­ken tra­gen, den Anwei­sun­gen der Behör­den Fol­ge leis­ten – etc. pp., wer­den „Punk­te” sam­meln; wel­che Beloh­nun­gen man für die­se Punk­te spä­ter ein­tau­schen kann, wer­de „der­zeit defi­niert”. Wenn es sich für den Ein­zel­nen lohnt und die Sache einen kol­lek­ti­vis­ti­schen Dri­ve bekommt, wird es künf­tig gute und weni­ger gute, tugend­haf­te und weni­ger tugend­haf­te Bür­ger geben. Wel­chem Teil die staat­li­chen bzw. „zivil­ge­sell­schaft­li­chen” Sym­pa­thien gehö­ren wer­den, kann sich jeder aus­ma­len bzw. in Chi­na studieren.

Aber sind Sie gegen die Klimarettung?

„Und im Hin­ter­grund läuft auf gro­ßer Ebe­ne das gro­ße Pro­jekt: das ‚Euro­pean Digi­tal Iden­ti­ty Wal­let’ – ein Pro­jekt der EU-Kom­mis­si­on und Ursu­la von der Ley­ens. Hin­ter all den Pro­jek­ten ver­steckt sich noch kein offe­nes Sozi­al­kre­dit­sys­tem wie jetzt in Bolo­gna, doch es ist ein deut­li­cher Schritt in die Rich­tung. Ein klei­nes ‚Fea­ture’ mehr auf der App und die Sor­tie­rung der Bür­ger durch die Auto­ri­tät kann begin­nen. Zugleich ent­wi­ckelt sich ein ver­deck­ter Smart­phone-Zwang: Zuerst kann der Füh­rer­schein digi­ta­li­siert wer­den, der ana­lo­ge Aus­weis wird aber noch akzep­tiert wer­den. Irgend­wann aber nicht mehr. Dann bedeu­tet das: Smart­phone-Aus­weis oder kein Führerschein.

Die EU-Kom­mis­si­on agier­te hier im Schat­ten der soge­nann­ten Coro­na-Pan­de­mie äußerst ambi­tio­niert. Laut der ‚Tha­les-Group’, die an der Ent­wick­lung der ‚Euro­pean ID wal­let’ arbei­tet, will die Kom­mis­si­on, dass bis Herbst 2023 jedem EU-Bür­ger eine sol­che App ange­bo­ten wer­den kann.”

Auch hier wird man die Men­schen sor­tie­ren: in jene, die eine sol­che App besit­zen, und die „Ver­wei­ge­rer”. Was das mit bio­me­tri­scher Über­wa­chung zu tun hat? Unge­fähr so viel wie ein Auf­klä­rungs­trupp mit dem Artil­le­rie­be­schuss: Das Gelän­de wird son­diert und vor­be­rei­tet. Ich erin­ne­re an die geflü­gel­ten Wor­te von Jean-Clau­de Jun­cker: „Wir beschlie­ßen etwas, stel­len das dann in den Raum und war­ten eini­ge Zeit ab, was pas­siert. Wenn es dann kein gro­ßes Geschrei gibt und kei­ne Auf­stän­de, weil die meis­ten gar nicht begrei­fen, was da beschlos­sen wur­de, dann machen wir wei­ter – Schritt für Schritt, bis es kein Zurück mehr gibt.”

Bis es kein Zurück mehr gibt. Schritt für Schritt. Land für Land.

Im Frei­staat Bay­ern zir­ku­lie­ren Plä­ne für ein ver­gleich­ba­res Sys­tem. Mit dem soge­nann­ten „Baye­ri­schen Nach­hal­tig­keits­to­ken” will das Staats­mi­nis­te­ri­um für Umwelt- und Ver­brau­cher­schutz das „öko­lo­gi­sche Ver­hal­ten” der Bür­ger bewer­ten und gege­be­nen­falls beloh­nen (hier ab Sei­te 92).

Stel­len Sie sich vor: aktu­el­ler Auf­ent­halts­ort, Impf­sta­tus, Kon­to­stand, Sozi­al­ver­hal­ten, poli­ti­sche Prä­fe­ren­zen, per­sön­li­cher Ener­gie­ver­brauch, alles auf einer App, ein­seh­bar für die Lau­ter­bach-Trup­pe und die Fae­ser-Trup­pe und die Hal­den­wang-Com­bo und das Finanz­amt, und wenn end­lich auch noch das Bar­geld weg ist und man Ihnen mit­tei­len kann, dass Sie im Sozi­al­punk­te­mi­nus sind, indem man Ihnen die Kre­dit­kar­te sperrt, obwohl sie sich dort im Plus bewegen …

Der Staat ist nicht Ihr Freund. Er ist das käl­tes­te aller kal­ten Unge­heu­er. Er hat es so oft vorgeführt.

PS: Lese­rin *** weist mich dar­auf hin, dass der Bay­ri­sche Land­tag im Dezem­ber einen von der SPD-Frak­ti­on vor­ge­schla­ge­nen „Öko­to­ken” abge­lehnt hat. Ob die­se Ableh­nung auch eine Zurück­wei­sung der hier ver­link­ten Plä­ne bedeu­tet, kann ich nicht sagen. Das Umwelt­mi­nis­te­ri­um wird seit Novem­ber 2018 von Thors­ten Glau­ber, Freie Wäh­ler, geführt.

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Apro­pos Chi­na. Ges­tern erzähl­te ein Geschäfts­mann, die tota­le Abschot­tung Shang­hais habe in ers­ter Linie mit einem Macht­kampf zu tun, die Kom­mu­nis­ti­sche Par­tei in Peking bekämp­fe das zu ein­fluss­reich gewor­de­ne Shang­hai­er Wirt­schafts­kar­tell, Coro­na sei nur ein Vorwand.

Weiß jemand da drau­ßen Genaue­res oder gar Bescheid?

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Die Medi­en pro­du­zie­ren heu­te einen Regie­rungs­glo­ri­fi­zie­rungs­kitsch, wie ich ihn nicht ein­mal im DDR-TV erlebt habe.

Dass die Grü­nen end­lich wie­der in der Regie­rung sit­zen, ver­schafft die­ser Staatsfunker:_*In ein sol­ches Ent­zü­cken, dass ihr Drang, davon zu kün­den, unge­fähr so enorm wird wie jener ent­schie­den harm­lo­se­re, der sich im Bier­gar­ten spä­tes­ten nach der drit­ten Maß einstellt.

Eines glau­be ich sofort: dass Anna­le­na B. in ihrem täg­li­chen Ver­kehr sel­ten auf nor­ma­le Men­schen trifft und mit einer Rei­se nach Afri­ka die Wahr­schein­lich­keit dafür deut­lich erhöht.

Zwar gibt es für die­se The­se kei­nen belast­ba­ren Beleg geschwei­ge einen Beweis, aber ist es nicht ent­zü­ckend, dass eine deut­sche (eigent­lich: ame­ri­ka­nisch-satra­pi­sche) Außen­mi­nis­te­rin nigri­sche Inter­es­sen vertritt?

Eine kern­the­ma­tisch wer­te­ge­lei­te­te Außen­mi­nis­te­rin zum Abklat­schen und Anfas­sen – das hat­ten wir noch nie! (Darf man sie eigent­lich über­all anfassen?)

Denn dazu ist die Völ­ker­recht­le­rin der Her­zen beru­fen, befä­higt, begabt, begna­det und beschleimt.

„Sie machen Idio­ten zu Idolen,
das ist DDR konkret.”
Sang der DDR-Dis­si­dent Gerulf Pan­nach. Und überdies:

„Mensch, wir wer­den fett gefüttert.
Mit Kam­pa­gnen immer neu.
Und ich krieg das gro­ße Kotzen.
Mensch, ich fraß schon mas­sig Heu.”

Und nun freue dich, Berlin!

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Apro­pos. Leser *** ist der Ansicht, mein „anschei­nend tief­emp­fun­de­ner Wunsch nach dem Unter­gang des Lan­des auf­grund der Ver­rot­tung unse­rer poli­ti­schen Eli­ten” beru­he „auf fal­schen Vor­aus­set­zun­gen: Sie sind nicht wesent­lich düm­mer und dump­fer als die ande­rer Län­der. Was sich von ca. 1900 für Deutsch­land abge­spielt hat, hät­te wahr­schein­lich auch ein Bis­marck nicht ändern können.”

In der Tat – und fürs Ers­te mei­ne Zustim­mung –: Der Welt geht es gar nicht so schlecht, wenn man bedenkt, wer sie regiert (wie Don Nicolás höhn­te). Ande­rer­seits: War­um sind die his­to­ri­schen ita­lie­ni­schen Innen­städ­te noch da, die deut­schen nicht? War­um hat die DDR noch am Beton­so­zia­lis­mus fest­ge­hal­ten, als die Sowjets längst den Kurs geän­dert hat­ten? War­um ist der deut­sche Atom­aus­stieg – als Reak­ti­on auf einen Reak­tor­un­fall mit null Todes­op­fern in 10.000 Kilo­me­tern Ent­fer­nung – radi­ka­ler, war­um ist der deut­sche Will­kom­men­sa­mok­lauf irrer und auto­ag­gres­si­ver als alles, was ande­re Län­der sich auf­bür­den? War­um ist der Holo­caust der gründ­lichs­te, käl­tes­te und vor allem am meis­ten selbst­schä­di­gen­de Mas­sen­mord der Geschich­te gewe­sen? In wel­chem Land wur­de weni­ge Tage vor dem extrems­ten aller Staats­zu­sam­men­brü­che der Welt­ge­schich­te noch eine Steu­er­re­form auf den Weg gebracht? In wel­chem Land ver­ach­ten Regie­rungs­mit­glie­der das Volk, das sie ver­tre­ten, des­sen Geschich­te und Kul­tur mehr, als im bes­ten Deutsch­land aller Zei­ten (obwohl sie sie gar nicht kennen)?

Wer sind die Nar­ren Euro­pas seit ca. 1918? Wer hat sich zwei­mal mit der gesam­ten rest­li­chen Welt ange­legt und kriecht heu­te aller Welt for­de­rungs­er­fül­lungs­geil in den Aller­wer­tes­ten? Wer ist gera­de dabei, das Welt­kli­ma durch die Zer­stö­rung der eige­nen Indus­trie, Ener­gie­ver­sor­gung und Infra­struk­tur zu „ret­ten”, obwohl es für das Welt­kli­ma völ­lig irrele­vant ist? Wer wird am Ende der größ­te Ver­lie­rer des Ukrai­ne­krie­ges (nach der Ukrai­ne) sein? Wer schafft sich mit einer Begeis­te­rung ab, als hät­te der Füh­rer es befohlen?

Ein­spruch abgewiesen.

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Zum Coro­na-Block.

Eins.

Was prak­tisch alles erklärt. Aber Biden könn­te sich sowie­so nicht erinnnern.

Zwei.

Darf ich Ihr geschätz­tes soge­nann­tes Augen­merk auf Schwe­den lenken?

Drei.

Staat + Soli­da­ri­tät = Postdemokratie.

Der Autor die­ses Gast­bei­trags ist Prä­si­dent des Ver­fas­sungs­ge­richts­hofs Rhein­land-Pfalz. Sei­ne beruf­li­che Lauf­bahn begann er laut Schrott­sam­mel­stel­le als Refe­rats­lei­ter im Wis­sen­schaft­li­chen Dienst des Land­tags dort­selbst, zwi­schen­zeit­lich war er stell­ver­tre­ten­der Lei­ter des Wis­sen­schaft­li­chen Diens­tes, Ver­tre­ter des Par­la­men­ta­ri­schen Geschäfts­füh­rers und Jus­ti­ti­ar der SPD-Land­tags­frak­ti­on Rhein­land-Pfalz. Im Janu­ar 2007 wur­de er Direk­tor beim Land­tag Rhein­land-Pfalz. Steu­er­fi­nan­ziert von der Wie­ge bis zur Bahre.

Fra­gen?

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Leser *** ist bei der Lektüre von Tony Hil­ler­man: „Hun­ting Bad­ger” (eng­lisch­spra­chi­ge Taschen­buch­aus­ga­be, New York 2001, S. 324f.) auf die fol­gen­de Pas­sa­ge gesto­ßen, „die den Wahn­sinn unse­rer Zeit – ex nega­tivo – her­vor­ra­gend illus­triert”, unter ande­rem „die Tat­sa­che des Humorverlustes”.

Dem Roman ist ein Aus­schnitt aus Hil­ler­mans Memoi­ren bei­gefügt, und die Sze­ne, um die es geht, müsste sich in den frühen 1970er Jah­ren abge­spielt haben. An der Smit­h­so­ni­an Insti­tu­ti­on in Washing­ton war eine Abtei­lung for arti­facts from tibal histo­ry gegründet und ein Indi­an als Direk­tor ernannt wor­den. Die Abtei­lung war ver­tre­ten durch Ange­hö­ri­ge ver­schie­de­ner Stäm­me, Hil­ler­man durf­te als ‚mon­grel-Ame­ri­can’ teilnehmen:

„One of the first ques­ti­ons from the audi­ence was what title did the panelists pre­fer.” Zuerst ant­wor­tet ein Hopi: „He said his peo­p­le pre­fer­red to be iden­ti­fied as Hopis, but if you don’t know our tri­be, call us Indi­ans.” Dann mel­det sich ein Che­ro­kee und weist auf das Pro­ble­ma­ti­sche am Begriff „Indi­ge­nous Peo­p­le” hin: „Sin­ce the wes­tern hemi­sphe­re had no nati­ve pri­ma­tes from which huma­ni­ty des­cen­ded, that sug­gested we’d evol­ved from some­thing else – per­haps coyo­tes – …” Den Abschluss macht ein Nava­jo mit der Bemer­kung, „that all be hap­py Colum­bus had­n’t thoug­h’t he’d lan­ded on the Vir­gin Islands …”

 

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