7. April 2025

„Der letz­te Gedan­ke der aus­ster­ben­den euro­päi­schen Völ­ker gilt der Erhal­tung bedroh­ter Tierarten.”
Johan­nes Gross

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Das vier­te Flug­zeug vom 11. Sep­tem­ber 2001 ist ein pas­sa­bles Gleich­nis für die Situa­ti­on Deutsch­lands heu­te: Das Cock­pit wur­de geka­pert und ver­ram­melt, die Maschi­ne fliegt ins Ver­der­ben, die Pas­sa­gie­re flie­gen als Gei­seln nolens volens mit. Wobei die­je­ni­gen, die damals ver­sucht haben, das Cock­pit zu stür­men, in die­sem Bild die AfD verkörpern.

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Es war nur ein klei­ner Schritt für die Mit­glie­der des Ver­fas­sungs­ge­richts­ho­fes Rhein­land-Pfalz, aber ein gro­ßer Schritt für Unse­re­de­mo­kra­tie in Rich­tung unse­re Demokratur.

Was sie Trump oder Orbán vor­wer­fen, tun unse­re Demo­kra­ten statt­des­sen selbst.

Leser ***, Jurist im Staats­dienst, schreibt: „Der Ver­fas­sungs­ge­richts­hof Rhein­land-Pfalz erkennt in sei­nem Urteil vom 2. April 2025 im Organ­kla­ge­ver­fah­ren zwar die vom Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt schon immer bejah­te und her­aus­ge­stell­te ver­fas­sungs­recht­li­che Neu­tra­li­täts­pflicht der Exe­ku­ti­ve gegen­über den poli­ti­schen Par­tei­en an, sieht aber Grün­de dafür, daß von der rhein­land-pfäl­zi­schen Lan­des­re­gie­rung dage­gen ver­sto­ßen wer­den darf.

Der Kern­satz auf S. 19/20 lautet:

‚Der Ein­griff in das Recht der Antrag­stel­le­rin auf Chan­cen­gleich­heit ist aber zum Schutz der frei­heit­li­chen demo­kra­ti­schen Grund­ord­nung gerechtfertigt.

a) Ein Minis­ter­prä­si­dent, der gemäß Art. 101 ff. LV als rang­höchs­tes Ver­fas­sungs­or­gan das Land nach außen reprä­sen­tiert, und auch die Lan­des­re­gie­rung sind nicht nur berech­tigt, son­dern sogar ver­pflich­tet, für Grund­sät­ze und Wert­vor­ga­ben der Ver­fas­sung ein­zu­tre­ten und sich zum Schutz der frei­heit­li­chen demo­kra­ti­schen  Grund­ord­nung mit ver­fas­sungs­feind­li­chen Par­tei­en zu befas­sen. Auf die Gefähr­dung der frei­heit­li­chen demo­kra­ti­schen Grund­ord­nung abzie­len­de Angrif­fe dür­fen damit von die­sen Amts­trä­gern inner­halb des ihnen zuge­wie­se­nen Auf­ga­ben- und Zustän­dig­keits­be­reichs als sol­che benannt und die von den betref­fen­den Vor­gän­gen aus­ge­hen­den Gefah­ren für die Bevöl­ke­rung her­vor­ge­ho­ben und ver­ständ­lich erläu­tert wer­den (…). Eben­so sind die Amts­trä­ger in die­sem Fall befugt, kon­kre­te Hand­lungs­mög­lich­kei­ten in die­sem Zusam­men­hang auf­zu­zei­gen sowie Emp­feh­lun­gen und War­nun­gen auszusprechen.’

Zusam­men­ge­faßt darf die Exe­ku­ti­ve in Form der von einer Par­tei gestell­ten Regie­rung damit die Demo­kra­tie gegen den angeb­li­chen Angriff oder gar die angeb­li­che Gefähr­dung durch eine ande­re Par­tei ver­tei­di­gen, ohne daß dem ein Ver­fah­ren vor­aus­ge­gan­gen wäre, in wel­chem die von der Exe­ku­ti­ve auf­ge­stell­ten Behaup­tun­gen auf dem gesetz­lich dafür vor­ge­se­he­nen Wege ver­bind­lich fest­ge­stellt wor­den wären. Jedoch haben weder eine Lan­des­re­gie­rung noch ein Lan­des­ver­fas­sungs­ge­richt die Befug­nis und die Zustän­dig­keit, der­ar­ti­ge Fest­stel­lun­gen über eine poli­ti­sche Par­tei zu treffen.

Der Grund dafür ist so sim­pel, daß ihn sogar die Berufs- und Ehren­amts­rich­ter eines Lan­des­ver­fas­sungs­ge­richts wie das von Rhein­land-Pfalz ken­nen und dem­nach auch respek­tie­ren müß­ten: Er liegt in dem vom Grund­ge­setz ein­ge­rich­te­ten par­tei­po­li­ti­schen Wett­be­werbs­sys­tem, das nach der Idee des Ver­fas­sungs­ge­bers die Erstar­rung bestehen­der poli­ti­scher Struk­tu­ren und die Trans­for­ma­ti­on in ideo­lo­gi­sche Sys­te­me ver­hin­dern und statt des­sen die Abwahl ver­brauch­ter Regie­run­gen und damit per­so­nel­le und poli­ti­sche Erneue­run­gen ermög­li­chen soll. Hin­ge­gen zemen­tiert die Aus­schal­tung eines poli­ti­schen Kon­kur­ren­ten, vor allem der Oppo­si­ti­on, die bestehen­den per­so­nel­len und struk­tu­rel­len Verhältnisse.

Da den an der Regie­rung befind­li­chen Par­tei­en im Gegen­satz zum Mit­be­wer­ber der staat­li­che Macht­ap­pa­rat zur Ver­fü­gung steht, um den Kon­kur­ren­ten auf mehr oder weni­ger sub­ti­le Wei­se zu dis­kri­mi­nie­ren und ins Zwie­licht zu set­zen, ohne daß die­ser sich dage­gen weh­ren kann, hat das Grund­ge­setz in Art. 21 eine kla­re Rege­lung für die ein­zig zuläs­si­ge Vor­ge­hens­wei­se für den Fall getrof­fen, daß eine Par­tei tat­säch­lich und nicht nur den stän­dig wie­der­hol­ten Behaup­tun­gen der Regie­rungs­par­tei­en zufol­ge ver­fas­sungs­wid­rig wäre:

(1) Die Par­tei­en wir­ken bei der poli­ti­schen Wil­lens­bil­dung des Vol­kes mit. Ihre Grün­dung ist frei. Ihre inne­re Ord­nung muß demo­kra­ti­schen Grund­sät­zen ent­spre­chen. Sie müs­sen über die Her­kunft und Ver­wen­dung ihrer Mit­tel sowie über ihr Ver­mö­gen öffent­lich Rechen­schaft geben.
(2) Par­tei­en, die nach ihren Zie­len oder nach dem Ver­hal­ten ihrer Anhän­ger dar­auf aus­ge­hen, die frei­heit­li­che demo­kra­ti­sche Grund­ord­nung zu beein­träch­ti­gen oder zu besei­ti­gen oder den Bestand der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land zu gefähr­den, sind verfassungswidrig.
(3) Par­tei­en, die nach ihren Zie­len oder dem Ver­hal­ten ihrer Anhän­ger dar­auf aus­ge­rich­tet sind, die frei­heit­li­che demo­kra­ti­sche Grund­ord­nung zu beein­träch­ti­gen oder zu besei­ti­gen oder den Bestand der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land zu gefähr­den, sind von staat­li­cher Finan­zie­rung aus­ge­schlos­sen. Wird der Aus­schluss fest­ge­stellt, so ent­fällt auch eine steu­er­li­che Begüns­ti­gung die­ser Par­tei­en und von Zuwen­dun­gen an die­se Parteien.
(4) Über die Fra­ge der Ver­fas­sungs­wid­rig­keit nach Absatz 2 sowie über den Aus­schluss von staat­li­cher Finan­zie­rung nach Absatz 3 ent­schei­det das Bundesverfassungsgericht.
Damit maßt sich ein Gericht des Lan­des Rhein­land-Pfalz die im Grund­ge­setz ein­zig dem Bun­des­ver­fassuns­ge­richt vor­be­hal­te­ne Ent­schei­dung dar­über, ob eine poli­ti­sche Par­tei als ver­fas­sungs­wid­rig ein­zu­stu­fen ist (Art. 21 Abs. 2 GG), an.

Das Argu­men­ta­ti­ons­mus­ter des Gerichts gleicht der Recht­fer­ti­gungs­schrift ‚Der Füh­rer schützt das Recht’ von Carl Schmitt in der Deutsche(n) Juris­ten-Zei­tung vom 1. August 1934, in wel­cher der Mord an SA-Leu­ten und Geg­nern der Natio­nal­so­zia­lis­ten eine bei­spiel­lo­se Recht­fer­ti­gung erlan­gen soll­te. Dies führ­te dann am 3. Juli 1934 zum „Gesetz über Maß­nah­men der Staatsnotwehr”. *

Damit liegt ein kla­rer Fall von Rechts­beu­gung nach § 339 StGB zum Nach­teil der antrag­stel­len­den AfD vor. Man erin­ne­re sich an das bun­des­weit bekannt­ge­wor­de­ne Urteil des Land­ge­richts Erfurt vom 23. August 2023 gegen einen Fami­li­en­rich­ter des Amts­ge­richts Wei­mar, dem die Anma­ßung einer ihm nicht zuste­hen­den Zustän­dig­keit, damit er eine von ihm für mate­ri­ell rich­tig gehal­te­ne Ent­schei­dung zuguns­ten einer Par­tei tref­fen konn­te, vor­ge­wor­fen wurde.

Nach Rechts­la­ge müß­te nun die Gene­ral­staats­an­walt­schaft Koblenz aktiv wer­den und bei sämt­li­chen betei­lig­ten Rich­tern, sofern die­se kein abwei­chen­des Son­der­vo­tum abge­ge­ben haben, den Anfangs­ver­dacht nach § 152 StPO beja­hen und Haus­durch­su­chun­gen, wie sonst beim Ver­dacht von Mei­nungs­de­lik­ten üblich, durch­füh­ren. Zur Ver­hin­de­rung von Abspra­chen wären auch Haft­be­feh­le wegen Ver­dun­ke­lungs­ge­fahr geboten.

Mit dem Urteil des Ver­fas­sungs­ge­richts­hofs sind die Bun­des­par­tei AfD und deren Lan­des­ver­band in ihrem aus Arti­kel 21 GG rüh­ren­den Recht auf Neu­tra­li­tät der Exe­ku­ti­ve ver­letzt. Die­ses Recht ist für das gesam­te Sys­tem des Grund­ge­set­zes und des Staats­we­sens nur dann von Wert, wenn man es als ein­klag­ba­res ver­fas­sungs­ver­lie­he­nes Recht der Par­tei­en gleich einem Grund­recht im Sin­ne von Art. 93 (1) Zf. 4 a GG ver­steht. Für die Frei­heit des Abge­ord­ne­ten­man­dats ist dies unstreitig.

Damit ist die AfD durch das Urteil des Ver­fassuns­ge­richts­hofs in ihrem Grund­recht auf neu­tra­len Umgang und Ein­hal­tung der ver­fas­sungs­ge­mä­ßen Zustän­dig­kei­ten ver­letzt und gegen die­ses Urteil als Akt der öffent­li­chen Gewalt zum Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt beschwer­de­be­fugt. Die Ver­fas­sungs­be­schwer­de ist bin­nen eines Monats zu erhe­ben und zu begrün­den. Die Frist beginnt mit der Zustel­lung oder form­lo­sen Mit­tei­lung der in voll­stän­di­ger Form abge­faß­ten Ent­schei­dung, wenn die­se nach den maß­ge­ben­den ver­fah­rens­recht­li­chen Vor­schrif­ten von Amts wegen vor­zu­neh­men ist.”

* Die im Auf­satz „Der Füh­rer schützt das Recht” geleg­ten juris­ti­schen Fun­da­men­te für u.a. die Grenz­öff­nung bzw. ‑offen­hal­tung anno 2015 ff. unter­schlägt der geschätz­te Acta-Gast­bei­trä­ger, wes­halb ich noch­mals an sie erin­ne­re: hier­mit.

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Was sie Trump oder Orbán vor­wer­fen, tun sie selbst.
Mit Gel­dern aus den­sel­ben Quel­len wur­de sicher­ge­stellt, dass die Bewoh­ner der EUdSSR aus ihren gewohn­ten Medi­en nichts über den Skan­dal erfahren.
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Irgend­wo in Dunkeldeutschland.
Bernd Zel­ler beruhigt:
(Das neue Senio­ren-Akrüt­zel ist online.)
Dass Merz mit der Schul­den­bil­li­on eine Schein­kon­junk­tur im Sti­le eines noch berühm­te­ren Vor­gän­gers insze­nie­ren könn­te, ist viel­fach ver­mu­tet wor­den. Jetzt mel­det die Ber­li­ner Zei­tung (Bezahl­schran­ke): „Deutsch­land muss Mil­li­ar­den für NATO-Auf­marsch gegen Russ­land zah­len. Fried­rich Merz woll­te angeb­lich Schu­len und Kran­ken­häu­ser sanie­ren. Nun zeigt sich: Brü­cken, Stra­ßen und Schie­nen sol­len kriegs­taug­lich gemacht werden.”
Ein kriegs­taug­li­ches Schie­nen­netz wäre natür­lich ein Traum für einen Viel­fah­rer wie mich. Aber ob der Iwan es ganz lässt? Noch ca. 1300mal schla­fen, dann wis­sen wir es, denn dann greift Putin Bran­den­burg an – wenn ihm die Deut­schen nicht, wie wei­land die Wehr­macht, zuvor­kom­men. Ja, ich mei­ne die Spe­zi­al­ope­ra­ti­on „Bar­ba­ros­sa“. Was denn sonst?
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In einer älte­ren online-Klad­de stieß ich auf die­sen Screenshot.
In der For­mu­lie­rung infan­ti­ler Mei­nungs­frei­heits-Nihi­lis­mus befin­den sich alle not­wen­di­gen Ingre­di­en­zi­en der adul­ten wer­te­ba­sier­ten Mei­nungs­he­ge. Infan­til bedeu­tet unzu­rech­nungs­fä­hig, unent­wi­ckelt, noch nicht stimm­be­rech­tigt, vor­mund­schaft­li­cher Len­kung durch die poli­tisch Erwach­se­nen bedürf­tig. Nihi­lis­mus meint hier: den „Wer­ten” Unser­er­de­mo­kra­tie gegen­über indif­fe­rent bis feind­se­lig ein­ge­stellt, aso­zi­al, womög­lich anti­so­zia­lis­tisch, staats­fern, indi­vi­dua­lis­tisch, nega­tiv. Und bei­des wird ver­klet­tet – neu­deutsch: gefr­amt – mit der Mei­nungs­frei­heit, die weder den kin­disch-Unrei­fen noch den unse­re Wer­te nicht tei­len­den Bewoh­nern die­ses Lan­des bzw. der Erde zusteht. Mei­nungs­frei­heit ist eine schlim­me Sache, wenn die Fal­schen von ihr Gebrauch machen. Ins Täter­volks­tüm­li­che über­setzt: Hal­tet das Maul!
Sagt wer?
Die leit­fos­sil­taug­li­che For­mu­lie­rung stand Ende 2021 in einem Gast­bei­trag von Caro­lin Emcke im Süd­deut­schen Beob­ach­ter.
Ich las nach, was die Zeit­geistschrott­sam­mel­stel­le zu die­ser Per­son zusam­men­ge­tra­gen hat (nur Posi­ti­ves!), die mich in mei­ner Eigen­schaft als Phy­sio­gno­mi­ker natür­lich auf den ers­ten Blick bezirzt. Ihr Leben böte den Stoff für eine men­ta­li­täts­ge­schicht­li­che Komö­die über die Bun­des­re­pu­blik, näher­hin über jenen die­ses Land prä­gen­den Men­schen­ty­pus, dem die Ver­bin­dung von „Gesin­nung und Brot­korb” bzw. „Demo­kra­tie und Heu­che­lei” (Gün­ter Maschke) zur zwei­ten Natur gewor­den ist und der „geld­gie­rig, sanft­mü­tig und schlau” mit sei­nem Rudel „in der mono­to­nen Step­pe des Plu­ra­lis­mus” heult (der­sel­be).

Gehen wir das mal stich­punkt­ar­tig durch. Wohl­ha­ben­des, wenn nicht gar rei­ches Eltern­haus, der Vater Indus­trie­ma­na­ger bei Vor­werk und Reemts­ma (die Ziga­ret­ten­bu­de mit ein­schlä­gi­ger, die Toch­ter gewiss­lich moti­vie­ren­der NS-Sto­ry). Stu­di­um in Frankfurt/M., an der Lon­don School of Eco­no­mics sowie in Har­vard (Papa hat­te die Spen­dier­ho­sen an), natür­lich nichts Seriö­ses, son­dern „Phi­lo­so­phie, Poli­tik und Geschich­te”. Abschluss als Magis­tra Arti­um bei Jür­gen Haber­mas (die Glei­se in den nor­ma­ti­ven Eska­pis­mus und woken Wirk­lich­keits­hass sind gelegt). „Ihre Magis­ter­ar­beit behan­delt das Recht auf Wider­stand” (aber nicht den gegen „unse­re Wer­te”!). Sti­pen­dia­tin der Stu­di­en­stif­tung des deut­schen Vol­kes (gemeint ist das Staats­volk). Pro­mo­ti­on bei bzw. durch Axel Hon­neth, drit­te Gene­ra­ti­on Frank­fur­ter Schu­le (nicht zu ver­wech­seln mit drit­ter Gene­ra­ti­on RAF, die kommt noch).

Schrieb für den Spie­gel („berich­te­te aus Kri­sen­ge­bie­ten”; die könn­te sie als Ber­li­ne­rin inzwi­schen mit der U‑Bahn besu­chen, aber dafür stu­diert man ja nicht bei Haber­mas), die Zeit und den Süd­deut­schen Beob­ach­ter. Mode­riert seit vie­len Jah­ren das mit der Bun­des­zen­tra­le für poli­ti­sche Bil­dung ver­an­stal­te­te „Dis­kus­si­ons­for­mat” Streit­raum an der Ber­li­ner Schau­büh­ne („Streit” ist hier im habermas’schen Sin­ne der Vor­ver­stän­di­gung dar­über, dass nie­mals die Fal­schen ein­ge­la­den wer­den, zu verstehen).

Natür­lich grü­nen­nah. Natür­lich Sti­pen­di­en und Prei­se satt. Natür­lich les­bisch; ihre Part­ne­rin lei­tet das Ber­li­ner Künst­ler­pro­gramm des Deut­schen aka­de­mi­schen Aus­tausch­diens­tes (DAAD). Der DAAD ist eigent­lich eine gute Sache, bedürf­te aber inzwi­schen einer Aus­mis­tung im Sti­le Elon Musks.

2007 schrieb Emcke einen Text namens „Stum­me Gewalt”, in dem sie an ihren „Paten­on­kel” und Freund ihres Vaters erin­ner­te, den von der RAF (drit­te Gene­ra­ti­on) am 30. Novem­ber 1989 ermor­de­ten Vor­stands­spre­cher der Deut­schen Bank Alfred Herrhausen.

Die Schrott­sam­mel­stel­le weiß dazu Fol­gen­des mit­zu­tei­len: „Emcke plä­dier­te in der Ver­öf­fent­li­chung für einen gesell­schaft­li­chen Dia­log, an dem sich die Täter betei­li­gen soll­ten. Als Ersatz für die geschei­ter­te Auf­klä­rung des Ver­bre­chens im straf­recht­li­chen Ermitt­lungs­ver­fah­ren schlug sie nach dem Vor­bild der Wahr­heits- und Ver­söh­nungs­kom­mis­si­on in Süd­afri­ka vor, durch ‚Frei­heit gegen Auf­klä­rung’ das Schwei­gen zu bre­chen: Den Tätern wer­de unter der Bedin­gung Amnes­tie gewährt, dass sie ein umfas­sen­des Geständ­nis ableg­ten. Das impli­zie­re bei­der­seits die Bereit­schaft, auf Gewalt, Rache und Ver­ach­tung zu verzichten.”

Davon abge­se­hen, dass sie den Text, für den sie sogleich einen Preis erhielt – „Der Christ lebt mit der Bit­te um Ver­ge­bung, der Sozia­list mit der Bit­te, man möge ihm einen Preis ver­lei­hen” (Don Nicolás) –, dass sie, sage ich, die­sen Text nie geschrie­ben hät­te, wenn sie das Opfer nicht per­sön­lich gekannt hät­te, davon des­wei­te­ren abge­se­hen, dass der Vor­schlag, „bei­der­seits” auf Rache und Ver­ach­tung zu ver­zich­ten – die RAF auf Rache, die Ange­hö­ri­gen auf Ver­ach­tung? –, doch ein biss­chen degou­tant anmu­tet, wür­de ihr der­glei­chen im Fal­le rechts­extre­mer Mör­der nie über die Lip­pen kom­men. Sie wür­de ja nicht ein­mal eine Ver­söh­nungs­kom­mis­si­on unter Betei­li­gung von infan­ti­len Mei­nungs­frei­heits­ni­hi­lis­ten befür­wor­ten. So etwas weiß, wenn auch sonst nicht viel, sich selbst immer im Recht.

Johan­nes Gross notier­te im „Notiz­buch” vom 26. Okto­ber 1990 mit Blick auf den Jah­res­tag des Anschlags: „Die Ermor­dung von Alfred Herr­hau­sen war gut vor­be­rei­tet, nicht bloß tech­nisch, auch in den See­len einer Gesell­schaft, in der der Typus des öffent­lich sicht­ba­ren, öffent­lich han­deln­den Wirt­schafts­füh­rers längst als einer bezeich­net war, der, wenn schon einer fal­len muß, am ehes­ten besei­tigt wer­den darf.”
Dar­über zu reflek­tie­ren, ob und inwie­weit jenes Milieu, in dem sie stu­diert und publi­ziert hat­te, an der men­ta­len Mord­vor­be­rei­tung in den See­len der Gesell­schaft betei­ligt war, gehört selbst­re­dend nicht zum Geschäft einer streb­sa­men Opportunistin.
Sie hat sich schon früh nach allen Sei­ten abgesichert.
In die­ser Vita passt wirk­lich alles zusam­men. Kin­der dürf­te die her­be Maid nicht haben – sie ist ein*e Endverbraucher*:_In in jeg­li­chem Sin­ne. Es gibt Fäl­le, da emp­fin­det sogar unser­eins das schlep­pen­de Tem­po der Isla­mi­sie­rung als ärgerlich.
Selbst­re­dend hat sie sich auch der Kli­ma­sek­te angeschlossen.
Sie hat­te gesagt: „Die radi­ka­le Wis­sen­schafts­feind­lich­keit, die zyni­sche Aus­beu­tung sozia­ler Unsi­cher­heit, die popu­lis­ti­sche Mobi­li­sie­rung und die Bereit­schaft zu Res­sen­ti­ment und Gewalt wer­den blei­ben. Es wird sicher wie­der von Eli­te gespro­chen wer­den. Und ver­mut­lich wer­den es dann nicht die Juden und Kos­mo­po­li­ten, nicht die Femi­nis­tin­nen oder die Viro­lo­gen sein, vor denen gewarnt wird, son­dern die Kli­ma­for­scher.” Wer unter dem Applaus der Staat­s­a­li­men­tier­ten einen sol­chen ten­denz­kon­for­men Wort­hül­sen­sa­lat ablei­ert, gilt hier­zu­lan­de bekannt­lich als couragiert.
Ich bin nicht naiv, mir ist schon klar, dass die­ser Men­schen­schlag in sämt­li­chen Gesell­schaf­ten exis­tiert und oben schwimmt, und man muss akzep­tie­ren, dass sie mit ihren beschei­de­nen Talen­ten doch ver­gleichs­wei­se weit gekom­men ist und nicht der Gesell­schaft auf der Tasche liegt wie das Gros ihrer Gesin­nungs­ge­schwis­ter (m/d). Gleich­wohl ist das Per­so­nal, das die­se Repu­blik schock­wei­se her­vor­bringt, um es in Ämter und öffent­li­che Stel­lun­gen zu heben, das stärks­te Argu­ment gegen sie.
Apro­pos: Emckes mas­ku­li­nes Pen­dant – das war jetzt kein sexis­ti­scher Scherz, son­dern eine juris­tisch abge­si­cher­te Fest­schrei­bung –, mein schmerz­lich ver­miss­ter Lieb­lings­narr von ehe­dem Spie­gel online, hat end­lich wie­der in die Tas­ten gegriffen.
Das Wort „Wir” aus dem Mund eines Lin­ken ist immer eine Dro­hung. Wer in elf Zei­len vier­mal „wir” und drei­mal „wir müs­sen” schreibt, kün­digt den Ver­such einer Gei­sel­nah­me an.
Mit mir
Kein „Wir”.
***
Die Gewalt­ta­ten durch Migran­ten in ’schland kor­re­lie­ren ein­deu­tig mit dem Man­gel an Wohn­raum für Migranten. 
„Eine Mes­ser­at­ta­cke ist immer auch ein Hil­fe­ruf nach sozia­lem Woh­nungs­bau!” (Clau­dia Kipping-Eckardt)
(Netz­fund)
Die­se Memes sind mit­un­ter wirk­lich brillant.
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