1. April 2025

Wie gesagt: Es heißt nicht mehr April, April, son­dern Merz, Merz.

***

Die Nach­richt des Tages ist natür­lich die juris­ti­sche Aus­schal­tung der fran­zö­si­schen Oppo­si­ti­ons­che­fin und aus­sichts­rei­chen Kan­di­da­tin auf das Prä­si­den­ten­amt wegen eines, jetzt wird’s hei­kel mit der Wort­wahl, im Par­la­ments­be­trieb übli­chen und des­halb eigent­lich Baga­tell­de­lik­tes. Im alten Preu­ßen hät­te man das anders gese­hen, ich weiß, doch ange­sichts der all­ge­mei­nen Kor­rup­ti­on, Steu­er­geld­ver­schwen­dung und Selbst­be­die­nung der poli­ti­schen Klas­se fällt es schwer, aus die­sem Urteil etwas ande­res als Macht­po­li­tik (und Macht­zy­nis­mus) gegen­über der Oppo­si­ti­on zu lesen. Zumal ange­sichts der Schwe­re der Tat die Stra­fe – elek­tro­ni­sche Fuß­fes­sel, Ver­lust des pas­si­ven Wahl­rechts – maß­los ist. Man muss eben zugleich schau­en, wer alles nicht wegen Ver­un­treu­ung von Steu­er­geld ver­ur­teilt wird. Ein belie­bi­ges Beispiel.

Jeder Abge­ord­ne­te im Bun­des- oder Land­tag oder im EU-Par­la­ment ver­fügt über ein fixes monat­li­ches Bud­get, um sei­ne Mit­ar­bei­ter zu bezah­len; ein MdB etwa über 25.000 Euro. TE schreibt: „Die­se Mit­ar­bei­ter die­nen zwar dem Abge­ord­ne­ten. Er sucht sie auch aus. Doch offi­zi­ell sind sie bei dem jewei­li­gen Par­la­ment ange­stellt. Die Arbeit für die Par­tei ist ihnen daher ver­bo­ten. Eigent­lich. Doch kaum ein Gesetz wird öfter und offe­ner umgan­gen als die­ses. Es sei denn, es han­delt sich um einen aus­sichts­rei­chen kon­ser­va­ti­ven Oppo­si­ti­ons­füh­rer. Dann grei­fen auch sol­che Geset­ze. In zwei von 27 EU-Län­dern ist es aus­sichts­rei­chen Oppo­si­ti­ons­füh­rern bereits ver­bo­ten, zur Wahl anzu­tre­ten. Ten­denz stei­gend. CDU, CSU und SPD berei­ten unter dem Vor­wand der ‚Volks­ver­het­zung’ ähn­li­ches für Deutsch­land vor. Han­delt es sich um lin­ke Poli­ti­ker, sind die glei­chen Vor­wür­fe kein Problem.”
(Wei­ter hier.)

Gera­de in den höhe­ren Rän­gen der EUdSSR gel­ten dop­pel­te Maßstäbe.

Im Fal­le von Madame Le Pen war aber die Gefahr ganz beson­ders im Verzug.

Pikant ist auch, wer das Urteil vor­be­rei­te­te, von wegen Vet­tern­wirt­schaft, Gewal­ten­tei­lung und vor allem Unser­er­de­mo­kra­tie, deren Wer­te wir gegen Russ­land dem­nächst mit Rake­ten, Pan­zern und in der Etap­pe agie­ren­den Flin­ten­wei­bern ver­tei­di­gen werden.

Zu deutsch: „Vor drei Tagen ent­schied der Ver­fas­sungs­rat, dass das Ver­bot der Prä­si­dent­schafts­kan­di­da­tur Le Pens nach einem Schuld­spruch in ers­ter Instanz (anstatt nach einem rechts­kräf­ti­gen Urteil) ver­fas­sungs­mä­ßig sei. Der Prä­si­dent des Ver­fas­sungs­ge­richts ist einer von Macrons wich­tigs­ten Ver­bün­de­ten und ehe­ma­li­ger Par­tei­vor­sit­zen­der. Richard Fer­rand trat am 8. März die­ses Jah­res sein Amt als Prä­si­dent des Ver­fas­sungs­rats an, nach­dem er von Macron ernannt wor­den war. Er war von 2016 bis 2017 Gene­ral­se­kre­tär von Macrons LREM-Par­tei und spä­ter Vor­sit­zen­der der LREM-Frak­ti­on sowie von 2018 bis 2022 Par­la­ments­prä­si­dent. Er gehör­te bis 2022 dem Vor­stand der LREM (dem wich­tigs­ten Ent­schei­dungs­gre­mi­um der Par­tei) an und war bis vor vier Mona­ten Mit­glied der LREM-Par­tei. In einem Inter­view mit ‚Le Figa­ro’ im Jahr 2023 for­der­te er eine Ände­rung der fran­zö­si­schen Ver­fas­sung, die Macron eine drit­te Amts­zeit ermög­li­chen würde.”

Die Fran­zo­sen haben auch ihren Har­barth, der das Recht nach dem Belie­ben der Regie­rung biegt. Bricht? Beugt.
Sie tun es ganz offen.

***

Applaus bekom­men die links­rhei­ni­schen Oppo­si­ti­ons­ex­or­zis­ten aus dem rechts­rhei­ni­schen Wahrheitsfunk.

Hart sei das Urteil des­halb, schreibt die in den Kader­schmie­de­feu­ern des WDR hal­tungs­ge­stähl­te Maid, „weil die Rich­te­rin in ihrer Begrün­dung davon aus­geht, dass die Gefahr einer Wie­der­ho­lungs­tat besteht. Sie traut Mari­ne Le Pen, der Favo­ri­tin für die nächs­ten Prä­si­dent­schafts­wah­len, zu, rück­fäl­lig zu wer­den und auch auf natio­na­ler Ebe­ne, erneut ein Sys­tem der Ver­un­treu­ung zu etablieren.”

Wo doch gera­de für die Sys­te­me der Ver­un­treu­ung längst gilt: Kei­ne natio­na­len Allein­gän­ge! Die EU hat immer Vorrang!

***

„Wenn das Urteil gegen Frau Le Pen eine ‚Lin­ke’ oder gar eine ‚Mus­li­min’ betrof­fen hät­te, hät­ten bereits in der ver­gan­ge­nen Nacht Städ­te (allen vor­an Paris) gebrannt, und die Rich­ter wären bereits an einem siche­ren Ort, weil tat­säch­li­che Gefahr für Leib und Leben bestün­de. Ein­fa­cher aus­ge­drückt: Das Urteil wäre dann ein­fach nicht ergan­gen”, schreibt Leser ***. „Das Urteil deckt eine gra­vie­ren­de Schwä­che der ‚Rech­ten’ auf, die ver­mut­lich in der ‚Intel­lek­tua­li­tät’ bzw. ‚Indi­vi­dua­li­tät’ kon­ser­va­ti­ver Men­schen begrün­det liegt. Es liegt ihnen fern, in der Mas­se auf­zu­ge­hen und mit­zu­joh­len. Das ehrt sie, ist aber gleich­zei­tig die Achil­les­fer­se. Es ist im Übri­gen ein Beleg dafür, dass Hit­ler ziem­lich ‚links’ war, denn sei­ne SA erfüll­te alle Kri­te­ri­en, die wir von der ‚Anti­fa’ ken­nen: jung, dumm und aggres­siv. Die ande­ren ‚Lin­ken’ in Wei­mar hat­ten auch ihre Sturm­trup­pen (Rot­front­kämp­fer­bund-KPD, Reichs­ban­ner-SPD). Die ‚Bis­marck­ju­gend’ der Deutsch­na­tio­na­len Volks­par­tei spiel­te hin­ge­gen nur eine sehr unter­ge­ord­ne­te Rol­le. Auch die AfD-Jugend spielt in den Aus­ein­an­der­set­zun­gen ‚im öffent­li­chen Raum’ kei­ne Rol­le. Die Jun­ge Frei­heit erlaubt sich heu­te einen maka­bren April­scherz, aber wenn es so käme, oder wenn das AfD-Ver­bot käme – die AfD hät­te dem nichts ent­ge­gen­zu­set­zen. Ich weiß nicht, wie vie­le AfD-Poli­ti­ker sich des­sen bewußt sind.

Bleibt als Fra­ge: War­um haben rech­te Par­tei­en kei­ne Anzie­hungs­kraft auf jun­ge, dum­me und aggres­si­ve Jugend­li­che? Ob man sie mag oder nicht – ohne die­se bleibt man vom Wohl­wol­len der herr­schen­den Eli­te abhän­gig, und die­se erkennt der­zeit zuneh­mend, dass man viel weni­ger Rück­sicht neh­men muß, als man vor­her dach­te. Und lei­der haben sie recht. Die Situa­ti­on ist sehr fra­gil, sehr vola­til und damit brand­ge­fähr­lich für die AfD.”

***

Was die deut­sche Schwe­fel­par­tei betrifft, zieht das Kar­tell jeden­falls mun­ter an den Schlingen.

Wer die AfD unter­stützt, dem (m/w) fehlt die waf­fen­recht­li­che Zuver­läs­sig­keit. Nennt sich Unser­rechts­staat. Aler­ta, alerta!

Mit freund­li­cher Geneh­mi­gung des Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richts ver­tei­len sich die Schmier­mit­tel für Unse­re­de­mo­kra­tie auch für­der­hin wie folgt:

Wenn man sich die­se gering­fü­gi­gen Sum­men anschaut, ist der intel­lek­tu­el­le Ertrag der kar­tellö­ku­me­ni­schen Stif­tungs­ar­beit höchst beacht­lich! Was die SED-Stif­tung mit ihren 320 Mil­lio­nen anstellt? Nun, so etwas zum Bei­spiel:

Was sie mit „poli­ti­schem Islam” genau mei­nen, zeigt ein Blick in den Inhalt:

Wenn die pro­gram­ma­ti­sche Ein­be­zie­hung been­det ist, dann ist nur lei­der Schluss mit dem sicht­ba­ren Pro­blem­po­ny (außer für den Besit­zer der Trä­ge­rin). Aber irgend­was ist ja immer.

Im Übri­gen sind Karls Enkel mit ihren maso­chis­ti­schen Dia­log­wün­schen nur Mainstream.

Und zwar am 15. März. Inter­es­san­tes Datum übri­gens: An die­sem Tag wur­den Cae­sar und Odo­aker ermor­det (sofern es nicht doch Wit­tichs Zau­ber­schwert Mimung war, mit dem der Ber­ner den Kon­kur­ren­ten eid­brü­chig im Zwei­kampf töte­te). Am 19. Dezem­ber – dem Gedenk­tag an den gro­ßen Gene­ral­ver­dacht wegen eines Lkw-Unfalls am Ber­li­ner Breit­scheid­platz – ist es näm­lich schon zu kalt für Gebe­te in der Öffent­lich­keit. Ich hät­te ja für den 7. Okto­ber (mas­sivs­ter Angriff mili­tan­ter Chris­ten auf Flücht­lings­chif­fe im Mit­tel­meer bei Lepan­to) oder den 12. Sep­tem­ber (Mas­sen­ab­schie­bung am Kah­len­berg vor Wien) plä­diert – der 11. Sep­tem­ber ist ja schon ander­wei­tig ver­ge­ben. Irgend­wann wird der Gedenk­tag von einem Bedank­tag abge­löst. Das erfah­ren Sie dann aber recht­zei­tig über Ihr zustän­di­ges Bezirksminarett.

Was einst­wei­len noch fehlt, ist eine jähr­lich mit einer Steu­er­mil­li­ar­de bezu­schuss­te Meh­met II. Fatih-oder Sul­tan Salah ad-Din-Stif­tung für kri­ti­schen Mono­log. Dafür muss zunächst aber die frie­dens­stö­ren­de Oppo­si­ti­on von der Plat­te geputzt wer­den, wie der Süd­deut­sche Beob­ach­ter zu recht fordert.

Dazu empföh­le sich auch eine Grund­ge­setz­än­de­rung, und zwar gleich im Arti­kel I: „Die Wür­de des Bun­des­tags ist unan­tast­bar. Sie gegen gewähl­te Chao­ten und Stö­ren­frie­de zu schüt­zen, ist Ver­pflich­tung aller staat­li­chen Gewalt.”

Denn so etwas geht gar nicht.

Ein füh­ren­der SPD-Sym­pa­thie­trä­ger ist bereit, Fried­rich Merz ein letz­tes Stöck­chen für ver­trau­ens­bil­den­de Hop­ser hinzuhalten.

Da wer­den die Faschos aufheulen!

***

„Das Wahr­heits­mi­nis­te­ri­um – Mini­war, wie es in der Neu­spra­che, der amt­li­chen Spra­che Ozea­ni­ens, hieß – sah ver­blüf­fend ver­schie­den von allem ande­ren aus, was der Gesichts­kreis umfass­te. Es war ein rie­si­ger, pyra­mi­den­ar­ti­ger, weiß schim­mern­der Beton­bau, der sich ter­ras­sen­för­mig drei­hun­dert Meter hoch in die Luft reck­te. Von der Stel­le, wo Win­s­ton stand, konn­te man gera­de noch die in schö­nen Let­tern in sei­ne wei­ße Front gemei­ßel­ten drei Wahl­sprü­che der Par­tei entziffern:
Krieg bedeu­tet Frieden
Frei­heit ist Sklaverei
Unwis­sen­heit ist Stärke”.

Man­che mögen mei­nen, man kön­ne zunächst ein­mal die­sen Tweet zur Anzei­ge bringen.

Ganz falsch! Der fällt in die Mini­war-Kate­go­rie Satire/Parodie. Welche*:_r Depp*:_In wür­de schließ­lich glau­ben, dass die Erd­krus­te durch die durch­schnitt­li­che Erwär­mung des Pla­ne­ten um ein Grad inner­halb von 100 Jah­ren so weich wird, dass sich die Tek­to­nik ändert? Nicht mal ein Bre­mer Haupt­schü­ler mit Kli­ma­flucht­hin­ter­grund! Der glaubt ja nicht mal, dass der Vul­ka­nis­mus durch den Kli­ma­wan­del zunimmt. (Wobei ein Zusam­men­hang bestehen könn­te zwi­schen dem Kli­ma­wan­del und dem zwang­haf­ten Gebrauch des men­schen­ge­mach­ten sub­stan­ti­vier­ten Par­ti­zips For­schen­de. Müss­te mal jemand untersuchen.)

Ähn­lich liegt es im Fal­le einer bekann­ten schloh­wei­ßen Sturm­hau­ben­trä­ge­rin aus dem FDP-Haupt­quar­tier, die unlängst coram publi­co erklär­te, dass Putin „Hun­der­te Mil­lio­nen Men­schen unter die Erde gebracht” – also auf sei­nem fle­xi­blen Gewis­sen – habe, für die „Ver­schlep­pung von 700.000 ukrai­ni­schen Kin­dern” ver­ant­wort­lich sei und außer­dem ver­mit­tels „hybri­der Angrif­fe” u.a. auf den ukrai­ni­schen Getrei­de­ex­port vor­sätz­lich ver­hin­de­re, dass die Ukrai­ne, wie bis­her, „70 Mil­li­ar­den Men­schen” ernäh­ren kön­ne. Das alles fällt in die gera­de unter Fal­kin­nen beson­ders belieb­te Rubrik Zei­tungs­en­te.

Es ist ja nicht jeden Tag ers­ter April.

 

Vorheriger Beitrag

Was gesagt werden muss

Ebenfalls lesenswert

6. August 2023

Du sagst, was die Regie­rung sagt, nur radi­ka­ler? – Ganz richtig, Die Kul­tur­schi­cke­ria heißt mich mutig zum Dank. ***…

28. Februar 2023

Ich las zuletzt zwei Bücher, die ich schon vor 50 bzw. 100 Jah­ren hät­te lesen sol­len: „Wie­der­se­hen mit…

27. November 2022

„Wir müs­sen mit den Waf­fen des Geg­ners umzu­ge­hen ler­nen, doch mit dem gebüh­ren­den Ekel.” Nicolás Gómez Dávila „Ein pfif­fi­ger…

18. April 2023

Mein poly­glot­ter Freund *** sag­te: Im Spa­ni­schen ist „die Leu­te” ein Sin­gu­lar: „la gente”. Ich erwi­der­te: Nir­gend­wo auf der…