3. Februar 2025

Ohne „toxi­sche Männ­lich­keit” gäbe es die gesam­te Gat­tung nicht mehr.

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Eine lite­ra­ri­sche Öffent­lich­keit, in der Gesprä­che über Bücher fast aus­schließ­lich deren Inhalt und so gut wie nie deren Form und Stil betref­fen, darf getrost als vul­gär bezeich­net werden.

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Zum Kul­tur­be­trieb gehö­ren in der Regel die­je­ni­gen, mit denen sich kein Kul­ti­vier­ter an einen Tisch set­zen würde.

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Das Haupt­ar­gu­ment für Frau­en­quo­ten bzw. Quo­ten­frau­en in der Poli­tik lau­tet bekannt­lich, dass nur Frau­en die Inter­es­sen von Frau­en ver­tre­ten könn­ten; eine unge­deck­te Prä­mis­se, sobald man dar­über nach­denkt. (Die Fol­ge­for­de­run­gen wer­den zunächst auf all­ge­mei­ne, dann auf aus­dif­fe­ren­zier­te Migran­ten­quo­ten hin­aus­lau­fen, auf Quo­ten für Que­e­re, Analpha­be­ten und weiß der Him­mel was noch.) Ich habe hier schon gele­gent­lich ange­merkt, dass der­glei­chen kei­nes­falls aus­ge­macht ist und Män­ner eben­so gut weib­li­che Inter­es­sen ver­tre­ten kön­nen, zumal wenn es um Sach­the­men geht, wäh­rend gera­de unter Frau­en die Miss­gunst auf ande­re Frau­en ver­brei­tet ist. Woher kommt aber die­ser Gedanke?

Er stammt aus der Iden­ti­täts­po­li­tik. So wie angeb­lich kein Wei­ßer nach­zu­emp­fin­den ver­mag, wie sich ein Schwar­zer fühlt, wes­halb er sich z.B. nicht beim Fasching als Schwar­zer ver­klei­den oder einen Schwar­zen auf der Büh­ne spie­len darf, kann er angeb­lich auch im Par­la­ment nicht die Inter­es­sen von Schwar­zen ver­tre­ten, egal wie qua­li­fi­ziert, gebil­det, sen­si­bel und empa­thisch er auch sein mag. Aber ein Schwar­zer kann es per se. Wür­de sich die­se iden­ti­täts­po­li­ti­sche Prä­mis­se durch­set­zen, wäre das Resul­tat eine voll­kom­men frag­men­tier­te Gesell­schaft, in der Grup­pen­zu­ge­hö­rig­keit jede Qua­li­fi­ka­ti­on und jede Fähig­keit eines Nicht­zu­ge­hö­ri­gen sticht.

Und woher kommt wie­der­um das? Aus der mar­xis­ti­schen Klipp­schu­le, mit der unser­eins jah­re­lang trak­tiert wur­de. Das Vor- oder Urbild des pri­vi­le­gier­ten Grup­pen­zu­ge­hö­rig­keits­stand­punkts ist der Klas­sen­stand­punkt der Mar­xis­ten (für des­sen man­gel­haf­te Aus­prä­gung in mei­nem indi­vi­dua­lis­ti­schen Inne­ren ich in der Schu­le regel­mä­ßig gerüf­felt und geta­delt wur­de). Die­ser Klas­sen­stand­punkt besaß zwei zau­ber­haf­te Eigen­schaf­ten: Er wur­de jedem auto­ma­tisch und unab­än­der­lich gemäß sei­ner sozia­len Her­kunft zuteil (die Tran­szen­den­tal­pro­le­taie­rer Marx und Engels aus­ge­nom­men), und wer den pro­le­ta­ri­schen Klas­sen­stand­punkt ver­trat, hat­te immer recht. Schlau­er­wei­se hat­ten die Genos­sen die DDR in einem Maße pro­le­ta­ri­siert, dass prak­tisch jeder den pro­le­ta­ri­schen Klas­sen­stand­punkt ein­nahm, obwohl soge­nann­te Arbei­ter­kin­der in mei­ner eli­tä­re­ren Klas­se pri­vi­le­giert wur­den (es gab genau eines). Der pro­le­ta­ri­sche Klas­sen­stand­punkt war gewis­ser­ma­ßen der Feld­her­ren­hü­gel, von wel­chem aus der End­auf­ge­klär­te die Batail­lo­ne und Regi­men­ter der ande­ren Klas­sen­stand­punk­te über­sah und sei­ner über­le­ge­nen Artil­le­rie über­ant­wor­te­te. Egal wie dumm jemand war, kraft des rich­ti­gen Klas­sen­stand­punk­tes steck­te er die Genies des Klas­sen­fein­des mit ihrem „objek­tiv” fal­schen Bewusst­sein in die Tasche. Dar­um kann auch im Sin­ne der Iden­ti­täts­po­li­tik jeder ein­zel­ne Ver­tre­ter für sei­ne Grup­pe spre­chen: weil er den rich­ti­gen „Klas­sen­stand­punkt” ver­tritt, und der ist prak­tisch objek­tiv festgelegt.

Mit ande­ren Wor­ten: Das Bewusst­sein, der rich­ti­gen Klas­se bzw. Grup­pe anzu­ge­hö­ren, führt ver­läss­lich zur Anma­ßung, im Recht zu sein, danach in die Ver­blö­dung, und ganz am Ende ins böse Erwa­chen. Und so immerfort.

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Ich bin Jahr­gang 1962. Damals regier­te dort, wo ich auf­wuchs, ein gewis­ser Ulb­richt. 1971 folg­te Hon­ecker und blieb bis 1989. Das Inter­mez­zo Mod­row ist ver­nach­läs­sig­bar. Es über­nahm Kohl 1990 bis 1998. Sodann folg­te das Kabi­nett Schröfisch, also bereits eine Keh­re ins sozia­lis­ti­sche Ges­tern. 2005 leg­te sich das Ver­häng­nis im Hosen­an­zug wie ein Schat­ten aufs Land und ver­darb es bis 2021. Seit­her spielt die­se lus­ti­ge Per­son Scholz Kanz­ler, ein Mann ohne Gedächt­nis, aber mit ver­hal­ten­so­ri­gi­nel­len Minis­tern, die Mer­kels Zer­stö­rungs­werk fortsetzen.

62 Jah­re, davon 54 unter Kommunisten/Sozialisten, unter Schän­dern mei­ner Spra­che und Ver­äch­tern mei­ner Kul­tur. Gan­ze acht Jah­re regiert von einem Nicht-hun­dert-Pro­zent-Sozia­lis­ten, der immer­hin die Grund­rech­te unan­ge­tas­tet ließ und sein eige­nes Land nicht ablehn­te. Nicht einen ein­zi­gen Tag mit einer Regie­rung nach mei­nem Geschmack: frei­heit­lich, frei­sin­nig, ohne Wenn und Aber markt­wirt­schaft­lich, ohne Erzie­hungs- und Mis­si­ons­at­ti­tü­de, anti­so­zia­lis­tisch und bereit, die west­li­che Zivi­li­sa­ti­on zu ver­tei­di­gen. War­um, Klio?

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Das Kar­tell hat sei­ne gläu­bi­gen Getreu­en mobi­li­siert, auf die Stra­ße geschickt und über die ihm höri­gen Medi­en ver­viel­fäl­tigt, damit die Mehr­heit meint, sie sei die Min­der­heit – mehr ist am Wochen­en­de nicht pas­siert. Das Kar­tell ver­fügt über den Staats­ap­pa­rat, das Steu­er­auf­kom­men und gebie­tet über die staats­fi­nan­zier­te „Zivil­ge­sell­schaft”. Man konn­te stu­die­ren, wie schnell die Demos gegen „Rechts“ bzw. für die „Brand­mau­er” inzwi­schen deutsch­land­weit orga­ni­siert wer­den, also wie gut SPD, Grü­ne und Lin­ke über ihre NGOs in die soge­nann­te Zivil­ge­sell­schaft ver­netzt sind. Die Regie­rung gibt die­sen Leu­ten Geld, und im Gegen­zug demons­trie­ren sie für die Regie­rung, wenn die sie ruft; so läuft das bei Sozia­lis­ten, und das impo­niert einem, der in der DDR auf­ge­wach­sen ist, nicht son­der­lich. Wenn man in Rech­nung stellt, über wel­che enor­men Mög­lich­kei­ten sie ver­fü­gen, waren die Dar­bie­tun­gen sogar wenig ein­drucks­voll. Ich wür­de Wet­ten anneh­men, dass min­des­tens 95,6 Pro­zent derer, die am Wochen­en­de nicht mehr allein gegen die Schwe­fel­par­tei, son­dern nun­mehr auch noch gegen die CDU demons­trier­ten, vom Staat – also von Ihnen, geneig­te Eck­la­den­be­su­cher – bezahlt wer­den und zu 100 Pro­zent grün oder rot wählen. 

Deutsch­land hat ca. 60 Mil­lio­nen Wahl­be­rech­tig­te, von denen war lan­des­weit etwa ein Hun­derts­tel auf der Stra­ße – nach dem eben­falls von der Regie­rung mit­or­ga­ni­sier­ten Cor­rec­tiv-Depor­ta­ti­ons­ko­ko­lo­res waren es deut­lich mehr; ver­lie­ren die Schran­zen etwa die Lust? Aber mehr als jeder zwei­te wählt Uni­on oder AfD. Sie kön­nen ihre orga­ni­sier­ten Auf­mär­sche bis zur Wahl täg­lich ver­an­stal­ten und ihre schwarz­ge­klei­de­ten Boden­trup­pen nun­mehr auch auf CDU-Büros het­zen, ohne dass es auch nur eine Stim­me mehr für Rot­grün wird; die­ses nero­ni­sche „Pro­jekt” ist durch, die kom­men zusam­men höchs­tens noch auf 30, allen­falls auf 25 Pro­zent. Das erklärt die zuneh­men­de Gereizt­heit des Kar­tells und das cre­scen­die­ren­de „Nazi!”-Geschrei sei­ner Claqueure.

In die­sem Land wach­sen der­zeit ganz ande­re Mehr­hei­ten, und die wäh­len garan­tiert nicht grün.

Die Par­zen haben Fried­rich Merz nun in die Ver­le­gen­heit ver­setzt, zei­gen zu müs­sen, ob er ein Mann ist, mit­samt sei­ner ver­feis­te­ten und ver­fet­te­ten Uni­on, als deren Mas­ku­li­ni­täts­ide­al viel­leicht der klei­ne Herr Amt­hor gel­ten darf. Ange­grif­fen­wer­den ist weder im Erfah­rungs­schatz eines Unio­ners ver­an­kert noch im Erwar­tungs­pro­fil vor­ge­se­hen gewesen.

Wozu sol­len die erst ihren Stra­ßen­pö­bel schi­cken, wenn sie dann Anteil­nah­me zei­gen? (Wobei, Ver­lo­gen­heit gehört ja zu deren Kern­kom­pen­tenz.) Als nach der Kem­me­rich-Wahl in Thü­rin­gen lan­des­weit FDP-Büros und auch, wie dies­mal, Pri­vat­woh­nun­gen atta­ckiert wur­den, baten die Libe­r­al­l­a­las um Scho­nung bzw. dar­um, doch statt ihrer die AfD anzu­grei­fen; wir wer­den sehen, wie sich jetzt die Uni­on schlägt.

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Apro­pos Union.

„Ste­cken alle unter einem Leder.”
Baron Ochs auf Lerchenau

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„… und dann kam es soweit, dass das gemei­ne Volk zu mur­ren begann, wenn es ihn erblick­te, und die Frau­en (die immer am dreis­tes­ten sind, weil sie am wenigs­ten zu befürch­ten haben) schrien ihm ihre Anschul­di­gun­gen ins Gesicht.”
Robert Lou­is Ste­ven­son, „Der Mas­ter von Ballantrae”

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Den täg­li­chen Poli­zei­be­rich­ten soll­te künf­tig eine Ban­de­ro­le bei­gefügt wer­den, auf wel­cher geschrie­ben steht: „Mit freund­li­cher Geneh­mi­gung von SPD und Grünen”.

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Das wür­de ich als eine Art Ehren­tref­fer werten.

Der 18 Jah­re alte Syrer war mit einer Grup­pe unter­wegs und hat­te sich eine ver­ba­le Aus­ein­an­der­set­zung mit einer ande­ren Grup­pe gelie­fert, die dann eska­lier­te, sag­te die Polizei.

Eigent­lich nicht der Rede wert, aber qua­si mei­ne Hei­mat­stadt; ich ver­brach­te dort die ers­ten knapp drei Jah­re mei­nes Lebens.

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Für die­se Agit­prop-Trom­pe­te von der Ham­bur­ger Relo­ti­us­spit­ze sind Tau­sen­de Ver­letz­te, Geschän­de­te, Ersto­che­ne, Tot­ge­prü­gel­te und Aus­ge­raub­te pro Jahr samt der für die Will­kom­mens­fel­la­tio ein­ge­setz­ten Steu­er­mil­li­ar­den ein „Nar­ra­tiv”.

Jen­seits des Nar­ren­saums auf der äußers­ten Rech­ten ist nie­mand der Ansicht, Aus­län­der sei­en als sol­che gefähr­lich, was sich allein im Aus­län­der­an­teil bei den Mit­glie­dern und Wäh­lern der Schwe­fel­par­tei zeigt. In Rede steht eine recht genau umgrenz­te Kli­en­tel jun­ger Män­ner aus mus­li­mi­schen Län­dern. Jeder weiß das, auch der gars­ti­ge Gauch vom Spie­gel, auf den die Bemer­kung von Johan­nes Gross zutrifft, der Aus­druck „Dumm­bart” tref­fe es meis­tens. Aber das zuzu­ge­ben, wür­de das „Nar­ra­tiv” des Qua­li­täts­ko­lum­nen­fas­lers gefähr­den. Was sein Nar­ra­tiv noch mehr ram­po­nie­ren wür­de, wäre eine mit Asy­lan­ten aus Syri­en und Afgha­ni­stan besetz­te Eta­ge in sei­nem Haus. Es müss­te gar nichts pas­sie­ren. Rei­ne Präsenz.

„Als die­ser rau­sche­bär­ti­ge, glut­äu­gi­ge Ein­mann, der vor kur­zem samt einer ver­schlei­er­ten Frau in die Woh­nung über ihm ein­ge­zo­gen war, plötz­lich vor sei­ner Tür stand und ihn mit wut­ver­zerr­tem Gesicht anbrüllte, weil er, wie sich ihm inmit­ten des rudi­men­tär ans Deut­sche erin­nern­den Sprach­bro­cken­bom­bar­de­ments all­mäh­lich erschloss, angeb­lich zu laut Musik hör­te, und ihm dabei bedroh­lich nahe kam, da, ja da mach­te ein ein­zi­ger Augen­blick drei­ßig Jah­re Suhrkamp-Lektüre zunichte.”
(Selbst­zi­tat)

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„Bis heu­te basie­ren fast alle mus­li­mi­schen Milieus auf der Struk­tur der Groß­fa­mi­lie, des Clans oder, wie man frü­her auf Deutsch sag­te, der Sip­pe. Die Iden­ti­tät eines Man­nes beruht auf sei­ner Abstam­mung, sein sozia­ler Back­ground ist der Clan. Jun­ge Mus­li­me wach­sen in Grup­pen auf, die aus Brü­dern, Halb­brü­dern, Cou­sins bestehen, über­wacht von Vätern und Onkeln. Sie sind mög­lichst nie allein”, schreibt Cha­im Noll im aktu­el­len Cato. „In der Grup­pe herr­schen Riva­li­tät und Stam­mes­dün­kel, zugleich gna­den­lo­se Straf­ri­tua­le gegen­über Schwäch­lin­gen und Verrätern.”

Die stän­di­ge Über­wa­chung und Kon­trol­le wird voll­endet durch Allah, den All­se­hen­den, All­wis­sen­den. Die Frau­en indes leben iso­liert auf einem ande­ren Pla­ne­ten, bis dem jun­gen Mann eine zuge­teilt wird, die auch nie allein sein durfte.

Es ist ein Kol­lek­ti­vis­mus wie bei den Kom­mu­nis­ten. Was für ein Men­schen­schlag unter sol­chen Bedin­gun­gen ent­steht, ist vor­her­seh­bar: heils­durch­glüht, aggres­siv, unre­flek­tiert, vol­ler „Ehre”, aber ohne Individualität.

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In der AfD-Hoch­burg Frei­burg wer­den wie­der Juden aus­ge­grenzt und beleidigt.

„In einem offe­nen Brief hat die Israe­li­ti­sche Gemein­de Frei­burg der Albert-Lud­wigs-Uni­ver­si­tät in der Stadt vor­ge­wor­fen, sie unter­neh­me nichts gegen den Anti­se­mi­tis­mus, der sich auf dem Cam­pus ver­brei­te. Das Schrei­ben ging an die Rek­to­rin der Uni, Kers­tin Kriegl­stein, die baden-würt­tem­ber­gi­sche Wis­sen­schafts­mi­nis­te­rin Petra Olschow­ski sowie die Anti­se­mi­tis­mus­be­auf­trag­ten Micha­el Blu­me (Baden-Würt­tem­berg) und Felix Klein (Bund).

In dem Brief ist von einer ‚untrag­ba­re Lage an der Albert-Lud­wigs-Uni­ver­si­tät Frei­burg’ die Rede. Die­se betref­fe vor allem jüdi­sche Stu­den­ten und sol­che, die sich gegen Anti­se­mi­tis­mus engagierten.”

(Link)

Aber die Brand­mau­er steht doch!

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Leser *** sand­te mir fol­gen­de Wort­mel­dung zur Lage der Nation:

„In Deutsch­land hat sich ein lin­ker Faschis­mus her­aus­ge­bil­det – mit digi­ta­len Ein­peit­schern, mit immensem Regie­rungs­geld, mit Zehn­tau­sen­den bezahl­ten und unbe­zahl­ten Akteu­ren, mit Vor­den­kern, mit eng­ma­schi­ger Ver­net­zung, mit Licht­ge­stal­ten und mit der Flan­kie­rung durch die Medi­en. Die­ses Sys­tem ist weit mäch­ti­ger und gefähr­li­cher, als vie­le – mich ein­ge­schlos­sen – es je für mög­lich gehal­ten hät­ten. Ich bin über­zeugt, dass man­che Abge­ord­ne­te der Grü­nen, der Lin­ken und der SPD längst nicht mehr an das glau­ben, was sie öffent­lich ver­tre­ten. Sie äußern nicht ihre tat­säch­li­che Über­zeu­gung, son­dern sind selbst in die­sem ideo­lo­gi­schen Kor­sett gefan­gen. Ein Mons­ter ist ent­stan­den – par­tei­über­grei­fend, los­ge­löst von Ver­nunft und demo­kra­ti­schem Dis­kurs. Es kon­trol­liert die öffent­li­che Debat­te, schränkt Mei­nungs­frei­heit ein und lässt sich kaum noch auf­hal­ten. Gott ste­he Deutsch­land bei. Herr Merz hat­te den Mut, sich erst­ma­lig gegen das Mons­ter zu stel­len, und dafür zol­le ich ihm und allen sei­nen Leu­ten, die ihn dabei unter­stüt­zen, aller­größ­ten Respekt. Es ist ein ent­schei­den­der Moment, denn wer sich die­sem Appa­rat ent­ge­gen­stellt, ris­kiert nicht nur Dif­fa­mie­rung. Umso mehr ver­dient die­ser Schritt Aner­ken­nung, denn ohne Wider­stand wird das Mons­ter wei­ter wach­sen und den demo­kra­ti­schen Dis­kurs end­gül­tig ersticken.”

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Auf die Gefahr hin, heu­te den Defä­tis­ten Zucker zu geben, rücke ich nach­fol­gend eine klei­ne Fin­ger­übung von Leser *** ein, sei­nes Zei­chens Uni­ver­si­täts­pro­fes­sor und damit der Anony­mi­tät so bedürf­tig wie der Dachs sei­ner Höh­le, die einen Arti­kel fin­giert, der am 20. April 2025 unter dem Titel „The Road to Any­whe­re: Die Ret­tung der deut­schen Demo­kra­tie – ein Rück- und Aus­blick” im Spie­gel erscheint:

„‚Mein lie­ber Olaf, es ist ein Skan­dal’ – mit die­sen mar­ki­gen Wor­ten betrat die ehe­ma­li­ge Bun­des­kanz­le­rin Ange­la Mer­kel am spä­ten Abend des 31. Janu­ar das Büro ihres Nach­fol­gers. Olaf Scholz und ein paar sei­ner Getreu­en aus Poli­tik und Medi­en fei­er­ten gera­de mit einem Glas Saft die gelun­ge­ne Ver­hin­de­rung der Macht­er­grei­fung eines faschis­ti­schen Parteienbündnisses in Deutsch­land – zwei­und­neun­zig Jah­re und einen Tag nach der Ernen­nung Hit­lers zum Reichskanzler.

Aller­dings: Die kin­der- und damit auch enkel­lo­se ‚Oma gegen rechts’ (taz) gab den par­ty-poo­per. ‚Was heu­te gesche­hen ist’, so die vom Ende her den­ken­de Spit­zen­phy­si­ke­rin und Welt­po­li­ti­ke­rin, ‚kann jeder­zeit wie­der pas­sie­ren. Ich ahne, wovon ich spre­che! Wir brau­chen eine Stär­kung, die die Men­schen da drau­ßen im Land in der Über­zeu­gung bestärkt, dass unse­re Demo­kra­tie gestärkt ist.’ Es wur­de sofort still im Raum. Betrof­fen­heit ob der spon­ta­nen Ein­sicht in die Wahr­heit des gera­de Gehör­ten straff­te die Zun­gen der Anwe­sen­den. Dann, end­lich, nach fast 15 Sekun­den, fand zuerst der Ange­spro­che­ne wie­der zu sich: ‚Du hast recht, Ange­la’, mur­mel­te kaum hör­bar Scholz, ‚wir müssen was tun für unse­re Demo­kra­tie, sonst pas­siert hier noch Tünkram.’

Alle nick­ten. Ange­la Mer­kel lächelte.

Die­se Sze­ne war der Aus­gangs­punkt für jene Bemühungen um die Ret­tung der deut­schen Demo­kra­tie, die am heu­ti­gen Tag mit der Vor­la­ge des ‚Wäh­ler­wil­len­be­gren­zungs­ge­set­zes’ (Bernd Zel­ler) die drit­te und ent­schei­den­de Stu­fe erreicht haben.

Die ers­te Stu­fe wur­de mit der Wie­der­ho­lung der Ver­trau­ens­fra­ge beschrit­ten. Die kurz­sich­ti­ge und ver­häng­nis­vol­le Par­la­ments­ent­schei­dung gegen Olaf Scholz vom 16. Dezem­ber 2024 konn­te rückgängig gemacht wer­den. Wie war die­ser Schritt recht­lich mög­lich gewor­den? Wir erin­nern uns: Das unab­hän­gi­ge und gemeinnützige Medi­en­un­ter­neh­men Cor­rec­tiv hat­te am 27. Febru­ar bekannt­ge­macht, dass die Bun­des­tags­prä­si­den­tin bei der Mit­tei­lung des Abstim­mungs­er­geb­nis­ses an den Bun­des­prä­si­den­ten die Zahl der Ent­hal­tun­gen ver­mut­lich nicht ganz rich­tig ange­ge­ben hat­te. Auf­grund die­ses Feh­lers gal­ten nun die Auf­lö­sung des Bun­des­ta­ges und die Anset­zung der Neu­wah­len für den 23. Febru­ar 2025 als hin­fäl­lig. Vor allem: Die Ver­trau­ens­fra­ge muss­te neu gestellt werden.

Und sie­he da: Bei der für den 5. März 2025 anbe­raum­ten Son­der­sit­zung sprach eine kla­re Mehr­heit dem Kanz­ler das Ver­trau­en aus – kei­ne Auf­lö­sung des Bun­des­tags, kei­ne Neu­wah­len! Dan­ke, Demokratie!

Weil bei die­ser Ent­schei­dung auch die meis­ten Uni­ons­ab­ge­ord­ne­ten für Scholz votiert hat­ten, beru­hig­ten sich inner­halb weni­ger Tage die lan­des­wei­ten – überwiegend fried­li­chen – anti­fa­schis­ti­schen Pro­tes­te, in deren Rah­men es in Ein­zel­fäl­len auch zu mut­maß­li­chen Angrif­fen auf CDU-Ein­rich­tun­gen gekom­men sein soll. Der zivil­ge­sell­schaft­li­che Frie­den war aller­dings erst wie­der­her­ge­stellt, nach­dem Fried­rich Merz, dem inner­par­tei­li­chen Druck nach­ge­bend, am 15. März vom CDU-Par­tei­vor­sitz zurückgetreten war. ‚Die Iden des Merz’, so hieß es in allen Medi­en, deren Schaf­fen­de die Künstliche Intel­li­genz nach einer schnit­tig-tri­um­pha­len Über­schrift gefragt hatten.

Mit den ‚Iden des Merz’ war die zwei­te Stu­fe beschrit­ten. Mit der heu­te betre­te­nen drit­ten Stu­fe der Demo­kra­tie­ver­tei­di­gung wird der Blick in die Zukunft gerich­tet. Es geht dar­um, alle kom­men­den Wah­len zum Deut­schen Bun­des­tag so zu orga­ni­sie­ren, dass demo­kra­ti­sche Ent­schei­dun­gen nur von demo­kra­ti­schen Kräf­ten getrof­fen wer­den kön­nen. Die unter Vor­sitz von Ange­la Mer­kel seit Mit­te März arbei­ten­de ‚Zukunfts­kom­mis­si­on demo­kra­ti­sche Demo­kra­tie’ hat sich vom Grund­satz eines gro­ßen Sozi­al­de­mo­kra­ten lei­ten las­sen: ‚Oppo­si­ti­on ist Mist’ (Franz Müntefering). Das bedeu­tet: Es darf kei­ne par­la­men­ta­ri­sche Lage ent­ste­hen, in der die Stim­men der zur Demo­kra­tie nicht Rückholbaren eine rele­van­te Bedeu­tung erhal­ten. Das Ergeb­nis der ein­drucks­vol­len Zukunfts­kom­mis­si­ons­ar­beit trägt daher den char­man­ten Namen ‚Wäh­ler­wil­len­be­gren­zungs­ge­setz’. Damit wird struk­tu­rell aus­ge­schlos­sen, dass unse­re Demo­kra­tie durch den Par­la­men­ta­ris­mus gefähr­det wer­den kann! Tschüß für immer, 1933!

Die Rege­lun­gen des Geset­zes sind so ein­fach wie klar: Es wird ein Bundestagssitzverteilungsschlüssel fest­ge­legt – zunächst auf der Grund­la­ge des Wahl­er­geb­nis­ses von 2021, aber natürlich unter Aus­schluss unde­mo­kra­ti­scher poli­ti­scher Kräf­te. Die Frak­ti­ons­stär­ken sind durch die­sen Schlüssel bereits fixiert; zukünftige Wah­len ent­schei­den dann darüber, wel­che kon­kre­ten Abge­ord­ne­ten für die ein­zel­nen Par­tei­en ins Par­la­ment ein­zie­hen. Mit die­sem Ansatz wird nicht nur der ohne­hin all­zu kom­pli­zier­te Unter­schied zwi­schen Erst- und Zweit­stim­me hin­fäl­lig, son­dern so unter­liegt auch die Grö­ße des Bun­des­ta­ges nicht mehr jenen wahl­rechts­be­ding­ten Schwan­kun­gen, die bei vie­len Men­schen das Ver­trau­en in die Demo­kra­tie beschä­digt haben. Natürlich wird der Bundestagssitzverteilungsschlüssel von einer ins Leben zu rufen­den Exper­ten­kom­mis­si­on regel­mä­ßig eva­lu­iert und gege­be­nen­falls geän­dert. Und natürlich sind im Rah­men der so gege­be­nen Mehr­hei­ten alle mehr­heits­fä­hi­gen Koali­ti­ons­bil­dun­gen mög­lich. So geht Demo­kra­tie! Hof­fen wir, dass das Wahl­recht für die Län­der­par­la­men­te im sel­ben demo­kra­ti­schen Sinn geän­dert wird!

So viel zu den Grund­ori­en­tie­run­gen des heu­te von der ‚Zukunfts­kom­mis­si­on demo­kra­ti­sche Demo­kra­tie’ vor­ge­stell­ten Geset­zes. Die Debat­ten darüber sind schon jetzt in vol­lem Gang. Und sie wer­den andau­ern. Ent­schei­dend ist dabei: Gewählt wird erst wie­der, wenn das Gesetz ver­ab­schie­det ist. Und das heißt: Unse­re Demo­kra­tie ist jetzt wie­der sicher, und das wird sie auch blei­ben. Wir kön­nen ruhig schla­fen. Und wenn wir Glück haben, erscheint uns im Traum Ange­la Merkel.”

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Das Mut­ter­land der Iden­ti­ty Poli­tics war und ist Ruanda.

Vom inner­afri­ka­ni­schen, inner­schwar­zen Ras­sis­mus haben unse­re woken Wohl­wol­lens­wed­ler kei­nen Schim­mer (und wenn sie ihn hät­ten, zer­bis­sen sie eher ihre gespal­te­nen Zun­gen, als dar­über zu spre­chen). Die­ser Arti­kel lie­fert einen inter­es­san­ten Rück­blick auf den mör­de­ri­schen Kon­flikt zwi­schen den Hutu und den Tut­si, des­sen Vor­ge­schich­te etwas anders ver­lief, als es sich aus der Rück­schau des Blut­jah­res 1994 dar­stell­te. Mir war jeden­falls nicht bekannt, dass jenem Völ­ker­mord an den Tut­si anno 1972 ein nahe­zu ver­gleich­ba­rer mit etwa 300.000 mas­sa­krier­ten Hutu voranging.

Zitat: „Die tie­fen Ursa­chen die­ses Kon­flikts und die grö­ße­ren Kon­flik­te, die Ruan­da, Burun­di und die Demo­kra­ti­sche Repu­blik Kon­go ver­wüs­tet haben, gehen Jahr­hun­der­te zurück. Sie betref­fen unan­ge­neh­me Wahr­hei­ten über mensch­li­ches Ver­hal­ten und mensch­li­che Gesell­schaft, über die wir lie­ber nicht spre­chen, denen wir uns aber stel­len müs­sen, wenn wir sie ver­ste­hen und über­win­den wol­len. Die grund­le­gen­de Wahr­heit ist, dass es Tri­ba­lis­mus in jeder Gesell­schaft gab, die jemals exis­tiert hat.”

Die Here­ro zum Bei­spiel, um zur ger­ma­no­zen­tri­schen Sicht zurück­zu­keh­ren, ver­dräng­ten auf der Suche nach Wei­de­ge­bie­ten im heu­ti­gen Nami­bia die Nama (wei­land bekannt als Hot­ten­tot­ten). Die ver­bün­de­ten sich mit den Orlam, die aus der süd­afri­ka­ni­schen Kap­ko­lo­nie kamen, und bekämpf­ten gemein­sam die Here­ro. Das gesam­te 19. Jahr­hun­dert war in Nami­bia geprägt durch stän­di­ge Aus­ein­an­der­set­zun­gen und Raub­zü­ge zwi­schen Here­ro einer­seits und den Nama und Orlam ande­rer­seits. Am 23. August 1850 mas­sa­krier­ten die Nama unge­fähr ein Fünf­tel aller Here­ro an einem Ort, der noch heu­te „Mord­kup­pe” heißt. „Deut­sche Mis­sio­na­re, Händ­ler und Sied­ler”, schreibt der His­to­ri­ker Bruce Gil­ley, „fan­den ein Land vor, das in jeder Bezie­hung gesetz­los und gewalt­tä­tig war. Die unter­schied­li­chen Volks­grup­pen leb­ten hier in flie­ßen­den Gebie­ten ohne klar umris­se­ne Gren­zen. Das heu­ti­ge Nami­bia war lan­ge vor der Ankunft der Deut­schen ein gefähr­li­cher Ort vol­ler Rin­der­die­be, Skla­ven­trei­ber und Krieg.”

Davon erfah­ren euro­päi­sche Schü­ler nicht ein­mal einen Halb­satz, bevor man ihnen erzählt, die deut­sche Schutz­trup­pe habe 1904 einen „Völ­ker­mord” an den Here­reo und Nama ver­übt, für den man aus­gleichs­hal­ber die Bewei­se schul­dig bleibt.

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Ich bin übri­gens noch mit dem Satz „Das sieht ja hier aus wie bei den Hot­ten­tot­ten!” auf­ge­wach­sen, mit dem mein Vater regel­mä­ßig den Zustand mei­nes Zim­mers in Wor­te fass­te. Ich fand den Begriff lus­tig – die Hot­ten­tot­ten schie­nen mir amü­san­te Gesel­len zu sein –, und ich wür­de ihn gern heu­te noch ver­wen­den, doch mein Jüngs­ter bie­tet nicht den gerings­ten Anlass.

 

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