4. Dezember 2024

„Wenn ich vor­an­ge­he, folgt mir! Wenn ich zurück­wei­che, tötet mich! Wenn ich fal­le, rächt mich!”
(„Si j’a­van­ce, sui­vez-moi! Si je recu­le, tuez-moi! Et si je meurs, vengez-moi!”)
Hen­ri du Ver­gi­er, comte de La Roche­ja­que­l­ein (1772–1794), Anfüh­rer der Auf­stän­di­schen der Ven­dée und ganz offen­kun­dig ein aben­teu­er­li­ches Herz

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Als ide­al­ty­pi­sche ame­ri­ka­ni­sche Demo­kra­ten-Wäh­ler steht mir ein schwu­les Paar vor Augen, das eine Mexi­ka­ne­rin als Leih­mut­ter „mie­tet”, wel­che sich das von einem der bei­den Schwu­len in vitro befruch­te­te Ei einer les­bi­schen Freun­din des Paa­res ein­pflan­zen lässt, das Baby aus­trägt und dafür unge­fähr den Monats­ver­dienst der bei­den net­ten Papas ein­streicht, die einem Kind für alle Zeit das Ele­men­tars­te weg­neh­men, was es hat, sei­ne Mut­ter näm­lich, und die aus­schließ­lich Leu­te ken­nen, die für Abtrei­bung sind und mit denen gemein­sam sie gegen Trump demons­triert haben, weil der die Gren­zen dicht­ma­chen will und ein „kon­ser­va­ti­ves Fami­li­en­bild” vertritt.

Leih­müt­ter ste­hen übri­gens in ähn­li­chen Kate­go­rien zur Ver­fü­gung wie Hotelzimmer.

Ich fin­de das per­vers und gott­be­spei­en­s­wür­dig. Es gibt kein Recht auf ein Kind.

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Apro­pos Trump und Fami­lie. Ist es nicht ent­zü­ckend, wenn die Bol­sche­wo­ken ihre anti­ras­sis­ti­sche Mas­ke fal­len lassen?

Was uns die Flieh­kin­ne und Schafs­ge­sich­ter aus der Buce­ri­us­stra­ße sagen wol­len, lau­tet unge­fähr: In Trumps Umfeld müs­sen sogar die Juden und die Moh­ren arisch aussehen.

Tusch!

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Ob die deut­schen Wahr­heits- und Qua­li­täts­me­di­en dar­über berichten?

Der New Yor­ker Bür­ger­meis­ter Eric Adams, ein Schwar­zer übri­gens, erklärt, er sei offen für ein Tref­fen mit dem künf­ti­gen Trump-Grenz­be­auf­trag­ten Tom Homan, um Lösun­gen für den Kampf gegen ille­ga­le Ein­wan­de­rer zu ent­wi­ckeln, mel­det Fox News. An die Adres­se lin­ker Kri­ti­ker sag­te Adams: „Well, can­cel me, becau­se I’m going to pro­tect the peo­p­le of this city.”

Irgend­wo las ich heu­te – ich fin­de den Text nicht mehr –, dass der Anteil his­pa­ni­scher Wäh­ler der Demo­kra­ten von Oba­ma, der noch über 70 Pro­zent ihrer Stim­men erhielt, über H. Clin­ton und Biden bis zu Har­ris kon­ti­nu­ier­lich zurück­ge­gan­gen sei; zwar votier­te noch eine knap­pe Mehr­heit für die Demo­kra­tin, doch bei den männ­li­chen His­pa­nics habe Trump bereits vorn gelegen.

Es sind oft gera­de die eta­blier­ten Ein­wan­de­rer, die unter der ille­ga­len Migra­ti­on zu lei­den haben.

PS: „Ein Freund von mir war Päch­ter eines Hotels in Nähe des Haupt­bahn­hofs in Mün­chen. Da Sie in Mün­chen leben, muss ich Ihnen nicht sagen, wie es dort aus­sieht und dass da kei­ne alt­baye­ri­schen Geschäf­te mehr ansäs­sig sind”, schreibt Leser ***. „Beim regel­mä­ßi­gen Tref­fen der Inha­ber des Quar­tiers erfuhr mein Freund – damals noch zu sei­ner Über­ra­schung –, dass die gro­ße Mehr­heit sei­ner Nach­barn aus dem Osten, aus dem Ori­ent, aus Afri­ka, die deut­sche Staats­bür­ger waren (fast alle), zum aller­größ­ten Teil AfD wähl­te. Sie sahen sich als deut­sche Staats­bür­ger, deut­sche Unter­neh­mer, deut­sche Arbeit­ge­ber und deut­sche Steu­er­zah­ler. Mit denen, die auf Mer­kels Wunsch und Wil­le ins Land schnei­ten und Anspruch auf Voll­ver­sor­gung anmel­de­ten, hat­ten sie die gerings­te Sym­pa­thie. Im Gegenteil.

Wie Sie immer so rich­tig sagen: Wer kommt und sei­ne Rech­nun­gen selbst bezahlt, ist herz­lich will­kom­men. Die ‚Migran­ten’ in unse­rem Freun­des­kreis wie Ita­lie­ner, Bra­si­lia­ner, Mexi­ka­ner, Ame­ri­ka­ner (schwarz!) sehen das übri­gens genau­so. Was nie­man­den wun­dern kann, der halb­wegs bei Ver­stand ist.”

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Hät­te der isla­mi­sche Extre­mist, der aus Afgha­ni­stan, dem Schwes­ter­land der Grü­nen, den Weg zu uns fand, den Herrn Stür­zen­ber­ger mit­samt dem Poli­zis­ten zu Mann­heim tot­ge­sto­chen, statt ihn bloß zu ver­let­zen, hät­te der Stür­zen­ber­ger nicht wegen sei­ner islam­feind­li­chen Behaup­tung, von Ange­hö­ri­gen der Reli­gi­on des Frie­dens dro­he Gefahr, ver­ur­teilt wer­den kön­nen. Bezie­hungs­wei­se müssen.

Bei­de Ereig­nis­se zusam­men wer­den den Herrn Stür­zen­ber­ger viel­leicht end­lich zur Umkehr bewe­gen. Und mit ihm all die ande­ren pho­bi­schen Almans (aber auch Bri­ten, Franz­män­ner, Ost­mär­ker etc.), um die sich die Zan­ge aus isla­mi­scher Gewalt­dro­hung und ein­hei­mi­scher Gesin­nungs­jus­tiz immer fes­ter schließt.

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Ich bin ganz der Mei­nung von „Bären­ju­de”. Und Sie?

Ein 19-Jäh­ri­ger, wie poli­zei­be­kannt auch immer, ist kein „Her­an­wach­sen­der” mehr; er darf Auto fah­ren, ein Kon­to eröff­nen und wäh­len; nach dem Wil­len der Grü­nen, bevor der Osten sie kurier­te, dürf­te er es sogar schon seit drei Jah­ren. Ein voll­jäh­ri­ger, aus­ge­wach­se­ner Kerl, der eine geh­be­hin­der­te Grei­sin zu Boden stößt und ihren Rol­la­tor auf sie schmeißt, soll­te, wie ich fin­de, in einer wirk­lich guten und gerech­ten Welt umstandslos …

Mein Vor­ur­teil, dass die sich in sol­chen Taten mani­fes­tie­ren­de extre­me Ver­ach­tung aus eth­nisch-kul­tu­rel­len Dif­fe­ren­zen stammt, darf mir gern aus­re­den, wer denn dazu imstan­de ist.

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Zum geis­ti­gen Zustand des deutsch(sprachig)en Journalismus.

Eins.

(Welt) *

Zwei.

(Das steht neben­ein­an­der auf ein und der­sel­ben Webseite.)

Drei.

Und zwar ersatzlos.

Vier.

Das Web­por­tal Spektrum.de, in der Print­ver­si­on Spek­trum der Wis­sen­schaft gehei­ßen, stellt die Fra­ge, war­um sich Redak­teu­re bei der Bild­aus­wahl – und zwar sehr viel öfter als „manch­mal” – irra­tio­nal verhalten.

War­um sich auch Tie­re manch­mal irra­tio­nal verhalten?

Fra­gen über Fragen.

* „Könn­te es sich – spon­tan gedacht – um Iro­nie han­deln?”, fragt Leser ***. „War­um soll­te die Welt nicht ein­mal frei­wil­lig komisch sein oder gar subversiv?”

***

Darf man einen Poli­ti­ker, der die schu­li­sche Erzeu­gung von Schwach­köp­fen for­dert, einen Schwach­kopf nen­nen? Wenigs­tens einen Bar­ba­ren? Zumal der­sel­be Poli­ti­ker auch noch meint, man kön­ne in der Schu­le getrost auf Ortho­gra­phie-Unter­wei­sun­gen ver­zich­ten, denn dafür gebe es ja Recht­schreib­pro­gram­me. Der Mann ist immer­hin Minis­ter­prä­si­dent eines Lan­des, das ein­mal als Vor­bild für Tech­nik, wirt­schaft­li­chen Erfolg, Wohl­stand und also auch für Bil­dung galt, wenn­gleich die sprach­li­chen Limi­tie­run­gen des dort ansäs­si­gen Tüft­ler- und Kehr­wo­chen­völk­chens seit jeher sprich­wört­lich waren.

Statt­des­sen will Kret­sch­mann ein Schul­fach namens „digi­ta­le Medi­en­kom­pe­tenz” ein­füh­ren. Was für ein Men­schen­bild hat die­ser Mann? Wer auf Fremd­spra­chen ver­zich­tet, der ver­zich­tet auch auf die Viel­falt des Welt­zu­gan­ges und der Welt­an­eig­nung, die sich in die­sen Spra­chen abbil­det. Der ver­zich­tet auch auf Gedich­te, auf schö­ne Lite­ra­tur, auf sprach­lich geron­ne­ne Lebens­art, auf Kul­tur. Wenn die Völ­ker, mit Her­ders treff­li­chem Bild, die Gedan­ken Got­tes sind, dann äußert sich das Den­ken Got­tes in ihren Spra­chen. Wie mono­ton und öde wäre eine Welt, in der es nur noch ein Idi­om gibt – und dar­auf lie­fe es ja hin­aus, wenn die KI jedem alles syn­chron über­setz­te. Davon abge­se­hen, dass sich nie­mals ein kom­ple­xer Gedan­ke, eine schö­ne Meta­pher, ein lite­ra­ri­scher Satz – zu schwei­gen von einem Gedicht – eins zu eins in eine ande­re Spra­che über­set­zen lässt.

Wir brau­chen kein Ori­en­tie­rungs­ver­mö­gen, denn es gibt ja das Navi. Wir brau­chen kein selbst­stän­di­ges Den­ken, denn es gibt ja Apps und ChatGPT. Was Kret­sch­mann hier for­dert, ist ein (wei­te­rer) Schritt in Rich­tung Ent­dif­fe­ren­zie­rung und Pri­mi­ti­vi­sie­rung der Bevölkerung.

Als Stu­dent, wei­land immer­hin schon in der zwei­ten Hälf­te sei­ner 20er ste­hend, war Kret­sch­mann Mit­glied des Kom­mu­nis­ti­schen Bun­des West­deutsch­land „und stand dem Mao­is­mus nahe” (Wiki­pe­dia). Womög­lich schließt sich hier nur ein Lebenskreis.

„Wer wählt so was?” (Danisch)

***

Am sel­ben Holz wie das schwä­bi­sche Wasch­bretthirn wuchs und wächst, samt woker Kama­ril­la, ein auto­ri­tä­rer Beau im fer­nen Kana­da, des­sen poli­ti­sche Tage aber hof­fent­lich gezählt sind. Das eins­ti­ge Traum­land frei­heits­durs­ti­ger und aben­teu­er­lus­ti­ger Aus­wan­de­rer hat er in einen muf­fi­gen Gesin­nungs­pferch trans­for­miert, aus dem sol­che nord­ko­rea­nisch anmu­ten­den Nach­rich­ten dringen.

Aus pro­gres­si­ver Sicht sind 15 Jah­re Rück­schau auch voll­kom­men aus­rei­chend, denn für den ech­ten Fort­schritt­ler ist jede Ansicht von ges­tern bereits heu­te ver­al­tet und gehört, wie die gesam­te (patri­ar­cha­li­sche, ras­sis­ti­sche, sexis­ti­sche, min­der­hei­ten­feind­li­che etc. pp.) Vor­ge­schich­te, auf den his­to­ri­schen Son­der­müll. Für den Pro­gres­sis­ten schrumpft die gesam­te His­to­rie zum fins­te­ren, end­lich über­wun­de­nen Frü­her. Oben­drein pfle­gen in unge­fähr sol­chen Zyklen lin­ke Regimes ihre Ansich­ten, ihre poli­ti­schen Zie­le und auch ihr Per­so­nal grund­le­gend zu ändern oder aus­zu­tau­schen, der Genos­se Sta­lin hat es vor­ex­er­ziert bzw. ‑retou­chiert, und Geor­ge Orwell hat es beschrie­ben. Außer­dem blie­be sogar in einer wirk­lich woken Einen Welt immer noch ein Exil, ein Schlupf­loch in das Den­ken der Ver­gan­gen­heit übrig, wenn man ihre Lite­ra­tur übrig lie­ße. Das wider­sprä­che dem tota­li­tä­ren Anspruch.

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Noch­mals zum Schwachkopf.

Lese­rin *** sen­det mir einen Aus­zug aus den Memoi­ren des Fürs­ten Bern­hard von Bülow, der, wie jede grü­ne Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­te weiß, nach dem Herings­na­mens­ge­ber, dem Capri­vi und dem Hohen­lo­he-Schil­lings­fürst der vier­te deut­sche Reich­kanz­ler war.

Das war eben noch ein Herr. Was aber ein anthro­po­mor­phes grü­nes Wind­rad ist, das säbelt und schred­dert die Doh­len ein­fach in Stücke.

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Schrott­sam­mel­stel­le, Ein­trag zu einem „ver­schwö­rungs­theo­re­ti­schen Autor”:

Hät­ten Sie das gedacht?

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Lese­rin *** schreibt mir, sie lese gera­de den Roman „Land der Wun­der“, der all­mäh­lich auch schon 20 Jah­re auf dem sprich­wört­li­chen Rücken hat. „Grund war die Emp­feh­lung von Mat­thi­as Matus­sek in einer sei­ner Sen­dun­gen mit dem Hin­weis, es sei das lus­tigs­te Wen­de-Buch, was er je gele­sen hat. Das stimmt so nicht ganz. Die Schil­de­rung der Bedin­gun­gen im Schnaps-Lager in Ost-Ber­lin sind ein Feu­er­werk, aber dann öff­net sich der Hades der DDR-Trost­lo­sig­keit in fast schmerz­haf­ter Weise. 
Ich bin ein paar Jah­re jün­ger als Sie und habe vor der Wen­de die DDR als gera­de Voll­jäh­ri­ge via Aus­rei­se­an­trag ver­las­sen. Die Sze­ne der Oppo­si­ti­on in Ost-Ber­lin rund um die spä­te­ren Grün­der des Neu­en Forums hab ich noch erlebt, Flug­blät­ter ver­teilt (immer in der Hoff­nung, end­lich als Stö­ren­fried abge­scho­ben zu wer­den), ein geschei­ter­ter Ver­such, über Ungarn zu flie­hen, dann spä­ter nach einer Ver­haf­tung wen­de­te ich mich an Rechts­an­walt Schnur (ja, haha!), um schließ­lich end­lich die DDR Rich­tung West-Ber­lin ver­las­sen zu dür­fen. Mehr Vita muss hier nicht sein.
Ihre Schil­de­run­gen die­ser düs­ter-mod­ri­gen Zeit und der völ­li­gen Ver­wahr­lo­sung – ich habe nachts im Nar­va-Glüh­lam­pen­werk am Band gear­bei­tet, sozu­sa­gen als Tage­löh­ne­rin, um mir was zu essen zu kau­fen –, also die­se Schil­de­rung, wie einem jun­gen, viel­leicht ehr­gei­zi­gen Men­schen Jah­re des Lebens im Nichts hin­weg­wa­bern, die haben mich plötz­lich so zu Trä­nen gerührt, dass ich mich ent­schlos­sen habe, das muss ich Ihnen ein­fach schrei­ben. All die­se Ver­bohrt­heit und trot­zi­ge Ago­nie eines unter­ge­hen­den Sys­tems, das fin­den wir gera­de wie­der. Mit den­sel­ben Aus­wüch­sen: Ver­fol­gen von Kri­ti­kern, Exis­tenz­zer­stö­run­gen, dem Unter­drü­cken und Ver­dre­hen von Tat­sa­chen… – ich muss es Ihnen nicht auf­zäh­len. Es ist mir ein­fach nur ein Bedürf­nis, Ihnen zu schrei­ben, wie sehr mich die­se Beschrei­bung der unter­ge­hen­den DDR ins Mark getrof­fen hat.”
Gra­zie. Aber geben wir auch die­ses Sys­tem der Lächer­lich­keit preis, die es verdient.
Wie der bra­ve Bernd Zel­ler zum Beispiel.
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