„Die Nichtwestler betrachten als westlich, was der Westen als universal betrachtet.”
Samuel P. Huntington
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Es ist – endlich – passiert. In seiner Rede zur Vertrauensfrage von Olaf Scholz hat Friedrich Merz die Partei gewechselt, ohne dies wirklich tun zu müssen; bei Minute 17.00 sagt er: „Wir von der sozialdemokratischen Partei Deutschlands, wir denken an die junge Generation, wir sorgen dafür, dass die junge Generation…” etc. bla bla bla.
Die Worte des gesichert in der Scholz-Nachfolge wandelnden CDU-Chefs bestätigen einerseits all jene, die seit langem behaupten, in dieser Republik stünden ohnehin nur sozialdemokratische Parteien verschiedener Rotschattierung zur Wahl, und zwischen den Altparteien existierten ungefähr so viele Unterschiede wie Farbnuancen auf einer Franziskanerkutte. Zum anderen sekundiert die Tatsache, dass sich ein mutmaßlicher Mehrfachmillionär, die übliche Verlogenheit parlamentarischen Sprechens eingerechnet, ins große sozialdemokratische Wir einreiht, recht anschaulich der These vom paarlaufartigen Langen Marsch der Reichen und der Woken ins nächste sozialistische Paradies (natürlich nur für die anderen).
Insofern wäre es auch falsch, von einer Freud’schen Fehlleistung des Gevatters mit der originellen Vorderhaupthaartolle zu sprechen. Dagegen spräche nämlich der gewählte Singular, mit dem Merz den Bundestag blackrockte. Er sagt ja nichts Geringeres als: Wir von der Union sind die echten Sozialdemokraten. Womit sich eine neue Subdifferenzierung innerhalb der Bundestagsparteien ergibt: Neben die Sonderung der demokratischen Parteien von der Opposition scheiden sich nun in der Fraktion Unseredemokratie die doppelplusguten Sozialdemokraten von den lediglich plusguten.
Wir berichten weiter.
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Während es Bleichgesichtern streng verboten ist, sich als Mohren oder Indianer zu verkleiden oder ähnliches Identitätsausleih-Allotria zu treiben, dürfen Schwarze sich in der Requisitenkammer der weißen Kulturgeschichte ad libitum bedienen, denn das ist das Mindeste, was sie als Entschädigung für den Kolonialismus der Weißen erwarten dürfen. Im Acta-Eintrag vom 12. Dezember applaudierte ich dem Blackfacing des Severus Snape – näherhin der Besetzung der Rolle des Hogwarts-Proffs mit einem schwarzen Mimen –, was ein Bekannter zum Anlass nahm, mich auf den Film „Macbeth” (Original: „The Tragedy of Macbeth”) von immerhin oder leider Joel Coen hinzuweisen, der zwar schon 2021 in Übersee Premiere hatte, mir aber völlig entgangen war. Wie jeder Bremer Zehntklässler weiß, spielt die Handlung von Shakespeares Stück, ohne historische Gültigkeit zu beanspruchen, im Schottland des 11. nachchristlichen Jahrhunderts, mithin in einer Weltgegend, wo es ethnisch vergleichbar unbunt zuging wie weiland in Zentralafrika. Nichts als Schotten – und zwar keine Passschotten –, so weit das unausgeschlagene Auge reichte! Im „Macbeth”-Film wimmelt es indes von Kolorierten: Der König selbst ist ein Mensch von Farbe, Denzel Washington übrigens, aber auch sein Widersacher Macduff mitsamt Frau ist schwarz – die arge Lady Macbeth ward bleich besetzt, die Hexen auch; so viel Diversity musste sein –; schwarz sind überdies Menteith, nobleman of Scotland (im Film aufgrund der großen afrikanischen Lautverschiebung: Monteith), und Seyton, an officer attending on Macbeth (hier können Sie die Besetzung betrachten).
Ist das ein Problem? Sind Sie vielleicht Rassist(*in)?
Am 29. April 2018 beschrieb ich in den Acta die BBC-Serie „Troy – Fall of a City” als ein musterhaftes Exempel für das Phänomen der mählichen Verdrängung der Weißen – genauer: des abendländischen Typus – aus der von ihnen geschaffenen Kultur (der Text ist nicht mehr online, floss aber in diesen Podcast ein und steht im Acta-Jahresband). Genau in diesen Zwist warf nämlich die BBC den Erisapfel, denn der Zuschauer musste verblüfft feststellen, dass Zeus (!), Achilles, Patroklos und Nestor schwarz waren, also von schwarzen Schauspielern verkörpert wurden. So sahen beispielsweise Achilles und Patroklos aus (als Rassist, der ich wohl nolens volens bin, kann ich Ihnen nicht einmal sagen, wer von beiden wer ist, weil die üblichen Attribute fehlen, etwa das blondgelockte Haar des Peliden).
Diese kulturelle Aneigung ist offiziell keine, aber dass es sich um eine Kampagne handelt, in der die weiße westliche Kultur täglich ein bisschen dunkler koloriert wird, was man vor allem in der Werbung studieren kann, wird niemand bestreiten.
Nun muss man extrapolieren: So wie die türkischen Gastarbeiter nach dem Krieg das deutsche Wirtschaftswunder vollbracht und die Moslems ein paar Sündenjahrhunderte zuvor die religiöse Toleranz nach Spanien exportiert haben, werden irgendwann Schwarze Troja erobert –, nein, Eroberung ist ja böse –, die griechische Demokratie und die Philosophie erfunden, die Sklaverei abgeschafft, die Physik revolutioniert, den D‑Day vollstreckt und die Gleichberechtigung der Frau durchgesetzt haben, mit tätiger Mithilfe nach je aktueller moralischer Erpressungslage noch zu ernennender anderer auserwählter fremdkultureller Kollektive.
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Was soll der Unsinn?, dachte ich mir, als ich im neuen Heft von Tichys Einblick die Überschrift „Frausein als männlicher Willensakt” las. Aber genau so ist die inzwischen gültige Rechtslage.
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Apropos: Was soll der Unsinn.
Wikipedia-Eintrag Königreich Norwegen.
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Alle Jahre wieder stehen Medienschaffende im deutschsprachigen Raum vor der Frage: Wie mache ich den tumben Toren da draußen im Land das Christfest madig?
Einsamkeit, vor allem an Weihnachten, gefährdet die Demokratie – hätten Sie das gedacht? (Quelle: Der Standard, Wien).
Das Kreuzberger Zentralorgan für alle relevanten Minderheiten hatte schon vor einem Jahr erkannt, wohin die in erzgebirgischen Klüften und Senken herrschende Einsamkeit führt.
Nichts kann die Geselligkeit aufwiegen, die sich im „Kampf” gegen „Rechts” einstellt.
Allez!
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Neue Nahrung erhält derweil die von Rechtsextremisten flatulierte Verschwörungstheorie einer angeblichen Islamisierung des Abendlandes.
Tatsächlich nimmt nämlich nur der antimuslimische Rassismus zu. „Der Verwaltungs- und Personalausschuß der Stadt hatte mit Stimmen von SPD, Grünen, Die Linke, Rosa Liste, Volt und Die Partei entschieden, von nun an jedes Jahr zum Ramadan eine Beleuchtung anzubringen, auch um ‚ein Zeichen der Sichtbarkeit muslimischen Lebens sowie gegen antimuslimischen Rassismus’ zu setzen”, notiert die Junge Freiheit. Diese Auflistung illustriert zweierlei: Erstens was für eine großartig tolerante Stadt München ist, zweitens welche Parteien – Rosa Liste! – in einem Kalifat dermaleinst leiderleider abgeschafft werden müssen.
Der Muslimrat München begrüßt diesen Beschluss als ein Zeichen der Wertschätzung und Toleranz, wenngleich dieses bedeutende Zeichen „nicht über die stärker werdende Muslimfeindlichkeit in der Gesellschaft hinwegtäuschen” könne.
Deren Gründe rätselhaft sind.
Manche wollen sogar die Kuh schlachten, pardon: schächten, die sie melken (Opferfest).
Aber doch nur symbolisch!
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Unter einem Twittereintrag von mir zitierte ein Leser Peter Rühmkorf, der am 24. Januar 1991 in seinem Tagebuch über eine gewisse Weltgegend geschrieben habe, sie sei „ein noch tief unter dem allgemeinen zivilisatorischen Verrottungshorizont anzusetzendes Fäulnissediment aus irrationaler Todessehnsucht und weltlicher Vorteilserschleichung, theokratischer Tyrannis und sinistrem Händlergeist, fundamentalistischer Halsstarrigkeit und irrlichterndem Emotionalismus, ethnischen Minderwertigkeitskomplexen und krankem Ehrgefühl, einem religiös kontaminierten Rechtsdenken und machistischer Frauenverachtung, Vetternwirtschaft und Bruderkrieg, eine Wahnsinnswelt, die man am besten sich selbst überlassen sollte.“
Ich dokumentiere das hier ohne Quellenüberprüfung – es scheint mir nicht erfunden zu sein – sowie dem Hinweis, dass insbesondere der letzte Halbsatz von tiefer Weisheit zeugt.
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Gleichfalls ohne Quelle, aber ebenso zitierenswert ist, was mir ein anderer Leser schickte.
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Die ersten Grünen bekommen die Medizin zu schmecken, die sie selbst angerührt haben.
Für alle halbwegs bekannten Politiker der Schwefelpartei ist das Alltag.
Mir ist vor vier Jahren Ähnliches passiert, freilich nur im Schlepptau des damaligen AfD-Vorsitzenden. Aber immerhin, ich musste ein Stammlokal aufgeben, welches ich naturgemäß nie wieder betreten habe.
Natürlich ist es kulturlos. Natürlich ist es asozial. Aber damit aufhören müssen halt diejenigen, die angefangen haben.