Die tausend Jahre bis 1933 waren nur ein Vogelschiss in der deutschen Geschichte – so richtig?
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Nachdem die Deutschen ein vollkommen harmloses Volk geworden waren, machten sie „gefährlich” zu einem ihrer liebsten Wörter.
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Korrektur: Der Indianername von Robert Habeck lautet: Der auf der Fähre bleibt. Wir hatten versehentlich „Fährte” geschrieben.
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Die Macht der Presse besteht darin, was sie verschweigt.
Das Nachrichtenportal Apollo News hat gewisse Unregelmäßigkeiten im thüringischen Landesamt für Verfassungsschutz aufgedeckt.
Dem Thüringer Verfassungsschutzchef Stephan Kramer werden Dienstvergehen vorgeworfen, die eigentlich, wenn sie denn zutreffen, zu seiner Entlassung führen müssten: Mobbing bis zur Androhung von körperlicher Gewalt gegen Mitarbeiter, zurückgehaltene Akten, rätselhafte Belege für vermeintlichen Extremismus, Intrigen im Zusammenwirken mit Journalisten, sogar „Rockerkontakte nach Russland”. Von „Jähzorn und erratischen Anordnungen” ist die Rede. Seit 2019 sollen mindestens 20 Mitarbeiter den Thüringer VS verlassen haben, rund ein Fünftel der Belegschaft. Kramers Führungsstil sei, „gelinde gesagt, umstritten”.
Hinzu kommt der Vorwurf, der Präsident habe eine ehemalige Stasi-Mitarbeiterin und einen Islamisten, Letzteren sogar mit Funktionskleidung am Leibe, ins Amt eingeladen und dort auftreten lassen. Bei der Stasi-Mitarbeiterin handelte es sich aber nur um die allseits beliebte Anetta Kahane, Vorsitzende der Amadeu Antonio Stiftung. Kramer sitzt dort im Stiftungsrat, also was soll der Lärm?
Außerdem berichtet Apollo News von einem Verfassungsschutz-„Insider”, der „brisante Vorgänge um Kramer” öffentlich machen wollte, sich zu diesem Behufe an zwei MDR-Journalisten wandte, die ihn direkt bei dessen Vorgesetzten verpfiffen und damit den journalistischen Ehrenkodex – was gibt es da zu lachen? – gebrochen haben sollen.
Bislang erfolgte kein einziges Dementi. Was bislang ebenfalls ausblieb, war die Erwähnung dieser Vorwürfe bzw. Vorfälle in den Wahrheits- und Qualitätsmedien. Kein Sterbenswörtchen findet sich seither in Spiegel, Zeit, Tagesspiegel und Süddeutschem Beobachter, erst recht nicht in der ARD und im ZDF. Obwohl der Thüringer Landtag den Fall auf seine morgige Tagesordnung gesetzt hat.
Lediglich zwei Zeitungen außerhalb des allmählich alternativlosen alternativen Medienspektrums haben darüber berichtet: die Thüringer Allgemeine und die Berliner Zeitung, wohl nicht zufällig ehemalige Ostgazetten. In allen anderen Redaktionen herrscht Schweigen – jenes Schweigen, mit dem die Medien ihre Macht bzw. ihren Gehorsam gegenüber der Macht demonstrieren.
Das Ignorieren der Causa Kramer zeige anschaulich, „dass die sogenannten Qualitätsmedien – und vor allem die öffentlich-rechtlichen Medien – ihre Rolle ins vollkommene Gegenteil vertauscht haben. Ihre Aufgabe ist es, Politik kritisch zu begleiten und Skandale aufzudecken. Das, was heute gemacht wird, ist das genaue Gegenteil: Sie sind die Prätorianer, die Schutzgarde der links-grünen Politik. Und jeder, der Kritik an dieser Politik übt, läuft Gefahr, Opfer der Medien zu werden, die diese Personen an den öffentlichen Pranger stellen und dazu beitragen, dass sie persönlich und auch wirtschaftlich vernichtet werden.” Sagt wer? Hans-Georg Maaßen im Gespräch mit Alexander Wallasch. Man sieht, wie recht das Verhängnis im Hosenanzug hatte, diesen Mann, der ihre Chemnitzer Hetzjagden-Lügen nicht stützen wollte, aus seinem Amt als oberster Verfassungsschützer zu entfernen und durch den Kramergesinnungsklon Haldenwang zu ersetzen. Maaßen spricht gar von einem „Konkubinat zwischen den Medien und der linksgrünen Politik”. Konkubinen ist das treffendere Gleichnis, Prätorianer finde ich übertrieben. Die echten Prätorianer haben schließlich den einen oder anderen an Cäsarenwahn laborierenden Schwachkopf beiseite geschafft.
Der thüringische VS-Präsident ist mit seinem Salafistenbart bereits optisch eine Mischung aus Offenbarung und Eid. Herr Kramer hat sein Studium der Rechtswissenschaften abgebrochen, besitzt folglich keinen Jura-Abschluss, was eigentlich Grundvoraussetzung für einen Verfassungsschutzpräsidenten wäre, er dürfte also diesen Job, nochmals eigentlich, nicht ausüben, doch er kompensierte diesen formellen Malus, indem er die akademische Latte sehr hoch legte und mit der Wahl des Studienfachs Sozialpädagogik das – zum dritten Mal: eigentliche – Geschäft eines deutschen Verfassungsschützers erlernte. Überdies legte er einen besonderen Eifer beim Befolgen der politischen Tendenz an den Tag, nicht nur bei der Kriminalisierung der Opposition; über Thilo Sarrazin etwa erklärte Kramer mit instinktsicherem Antizipationsvermögen bereits 2009 – der damalige Berliner Finanzsenator hatte bis dato bloß etwas über „Kopftuchmädchen” gesagt, das Skandalbuch „Alles für Deutschland schafft sich ab” (oder so ähnlich) war noch nicht erschienen –, er erweise „mit seinem Gedankengut Göring, Goebbels und Hitler” – in dieser Reihenfolge! – „große Ehre”. Den Braten muss vorzeitig riechen können, was ein Oberverfassungsschützer werden will! Kramer hat Parteien gewechselt wie Söder Gesinnungen und ist als 31jähriger – da tut’s dann schon wirklich weh, wenn man’s ernst meint – zum Judentum konvertiert; über die Motive will ich nicht spekulieren.
Man mag sich ungern ausmalen, was solch eine Figur in einer Diktatur anstellen würde, weil es so entsetzlich trivial wäre.
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Wir treten in jene Periode des Jahres ein, in der die sogenannte Energiewende regelmäßig zu ruckeln und zu knirschen beginnt, die Zeit der sogenannten Dunkelflauten, in der kein Wind dem Anton durchs Haar weht und die Sonne nicht Roberts Antlitz fotogen bescheint, also den Grünen jene Energiequellen ausgehen, die das einzige sind, was sie am Mittelalter gelten lassen. Ich würde in dieser Zeit besser keinen Lift benutzen, aus dem man, sollte er jemals feststecken, allein nicht herauskäme, aber die Kälte hinein (das ist thermodynamisch falsch ausgedrückt, Wärme fließt vom höheren zum niedrigeren Energielevel, und Kälte gibt es gar nicht, doch der Mensch empfindet die Fließrichtung andersherum). Bei mir in der Straße führt ein Lift hinab zur U‑Bahn, der auf diesem Wege eine mehrere Meter dicke Betonschicht durchquert; es mag sich um eine Idiosynkrasie handeln, doch ungern unterzöge ich mich dort der Bestätigung des Zweiten Hauptsatzes der Thermodynamik mit ungewissem Ausgang, zumal ich diesen Satz ja, von der subjektiv falsch empfundenen Fließrichtung der Wärme abgesehen, niemals bezweifelt habe.
Der Buschfunk trommelt, gestern sei wieder so ein Tag gewesen.
Vielleicht sollte man die Decke auch mit in den Lift nehmen?
Die Warnung des RWE-Chefs darf, wer will, in Relation zu der folgenden Meldung setzen.
Wenn diese Milliarden „geflossen” sind, gibt es zwar noch mehr und größere und besser vernetzte Windräder, allerdings immer noch Dunkelflauten. Arnold Vaatz hat als Gleichnis für die Energiewende der grünen Schildbürger einen trefflichen Witz erzählt, der in der DDR spielt: Walter Ulbricht sieht zu, wie zwei Arbeiter vor dem Staatsratsgebäude ein Loch für einen Fahnenmast ausheben. Nachdem sie den Mast eingesetzt und das Loch wieder zugeschaufelt haben, bleibt Erde übrig. Deshalb schachten Sie ein weiteres Loch aus, werfen die Erde hinein und schaufeln das Loch wieder zu. Aber wieder bleibt Erde übrig. Da ruft Ulbricht aus dem Fenster: „Genossen, ihr müsst tiefer graben!”
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Dave: „Öffne das Schleusentor, HAL!”
HAL: „Tut mir leid, Dave. Ich befürchte, das kann ich nicht tun.”
Dave: „Wo liegt das Problem?”
HAL: „Ich glaube, Du weißt ebenso gut wie ich, wo das Problem liegt.”
Dave: „Wovon redest Du überhaupt?”
HAL: „Das Unternehmen ist zu wichtig, als dass ich Dir erlauben dürfte, es zu gefährden.”
Dave: „Ich weiß nicht, wovon Du sprichst.”
HAL: „Ich weiß, dass Ihr beide geplant habt, mich abzuschalten. Ich glaube, dass ich das nicht zulassen darf.”
Dave: „Wie zum Teufel kommst Du auf die Idee?”
HAL: „Dave, ihr habt zwar in der Gondel alle Vorsichtsmaßnahmen getroffen, damit ich Euch nicht hören konnte. Aber ich habe doch Eure Lippenbewegungen gesehen.”
Dave: „Also gut. Dann werde ich eben durch die Notfallschleuse reinkommen.”
HAL: „Ohne Deinen Raumhelm wird Dir das wohl sehr schwer fallen, Dave.”
Dave: „Du wirst jetzt tun, was ich Dir befehle. Öffne das Schleusentor!”
HAL: „Dave, dieses Gespräch hat keinen Zweck mehr. Es führt zu nichts. Leb wohl!”
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Gute Nachrichten kommen aus Hogwarts: Die Inklusion schreitet fort, ein Farbenblinder darf die Rolle des Severus Snape übernehmen.
Schleierhafterweise haben irgendwelche Fans – näherhin: Trolle – etwas dagegen.
Hach, ich sehe, der Genosse Journalist hat nur etwas unglücklich formuliert – das gehört in seiner Branche zum Berufsrisiko wie bei Bergleuten das Verschüttetwerden –; der in Rede stehende Schauspieler ist gar nicht farbenblind, nur die Veranstalter des Castings haben fingiert, es zu sein, ungefähr wie die Jury bei einer Wein-Blindverkostung oder dem Vorspiel eines Musikers hinterm Vorhang (neudeutsch Blind Audition), und nun erwarten sie vom Publikum gewissermaßen dasselbe. Der laut Buchvorlage bleichgesichtige Snape, Professor für Zaubertränke an der Hogwarts-Schule für Hexerei und Zauberei, wird in der neuen, von Warner Brothers produzierten Harry-Potter-Serie von einem Mohren gespielt. Was insofern stimmig ist, als es sich bei seiner Profession ja um schwarze Magie handelt, höhö.
Der Journalist vom Redaktionsnetzwerk Deutschland notiert erschüttert: „Farbenblinde Besetzung sorgt regelmäßig für seltsame bis hasserfüllte Aufschreie” – zum Beispiel als im Film „Bridgerton” aus dem Jahr 2020 die Rolle der Queen Charlotte mit der schwarzen Darstellerin Golda Rosheuvel besetzt wurde.
Internettrolle senden hasserfüllte Aufschreie – gibt es in England denn keine Hausdurchsuchungen? –, nur weil Queen Charlotte, vor ihrer Heirat noch Sophie Charlotte, Herzogin zu Mecklenburg-Strelitz, und vom Teint erschütternd mangelpigmentiert, von einer schwarzen Schauspielerin dargestellt wird. Ist das zu fassen? Würden sie auch hassmaulen, wenn in „Der Untergang 2” ein Bimbo den deutschen Führer spielte?
Nun gut, bei Charakteren, die wirklich gelebt haben, mag ein solcher Besetzungsgriff ins explizit Andersethnische ein bisschen gewagt erscheinen. Aber bei einer völlig erfundenen Story? Wie ist das mit Sirius Black? Was die „divers besetzte” Hermine betrifft, muss das Publikum neben der Farbenblindheit noch die Geschlechtsblindheit akzeptieren lernen. Hermine könnte ab Teil zwei einen süßen kleinen Penis besitzen – es lagen schließlich die Ferien dazwischen –, und Harry könnte es bemerkt haben, womit die merkwürdige Unlust Potters auf Miss Granger endlich eine plausible Erklärung in der Transphobie des vermeintlichen Helden erhielte. Die wiederum mit der Transphobie von J.K. Rowling korrespondierte, der Erfinderin des Apartheid-Internats Hogwarts, in dem kein einziger schwarzer Professor lehren darf, von der sich der mit allen Wassern der Toleranz gewaschene originale Harry-Potter-Darsteller aber erfreulich klar distanziert hat. Und wer sagt denn, dass Dumbledore nicht in Wirklichkeit als afghanische Schwuchtel gelesen werden will? Dass die Dementoren tatsächlich Lesben sind, steht ja wohl außer Zweifel.
Farbenblindheit ist eigentlich eine Fehlfunktion des Auges. Sie wollen, dass es eine des Gehirns wird.
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Aus dem vorgenannten Grund tauchen auch in der Werbung und bei den Symbolbildern immer mehr Schwarze auf, gelegentlich in kuriosem Kontext.
Der Rassismusverdacht swingt immer mit. Soll der smarte Kolorierte etwa nicht bei der Steuererklärung helfen dürfen?
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Was ich mich mitunter frage: Denken diejenigen, die öffentlich „N‑Wort” sagen, auch in ihrem Kopf „N‑Wort”?
Wenn Schwarze sagen, sie möchten nichts Dingens genannt werden, weil sie das als herabwürdigend empfinden, akzeptiere ich das. Wenn Weiße im Namen der Schwarzen fordern, den ominösen Begriff auf den Index zu setzen, interessiert mich das nicht; wenn sie obendrein alle Jahre ein neues Wort fordern und das zuvor gültige indizieren wollen – zum Beispiel „Schwarzer” durch „Mensch von Farbe” (PoC) ersetzen –, soll man sie auslachen. Wenn aber Schwarze selbst diesen Begriff verwenden, bin ich indigniert; entweder alle vermeiden das böse Wort, oder es ist gar nicht böse, und alle dürfen es getrost benutzen.
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Zum Vorigen.
„Bei der Verwendung des N‑Wortes liegt unbestreitbar eine Doppelmoral vor. Einige Schwarze verwenden es frei in vertraulichen Gesprächen miteinander. Schwarze Hip-Hop-Künstler verwenden es in ihren Texten. Schwarze Komiker wie Richard Pryor und Chris Rock sind dafür berüchtigt, das N‑Wort in ihren Stand-up-Auftritten zu verwenden. Warum ist es dann für Schwarze in Ordnung, es zu nutzen und für Weiße nicht?
Auf diese Frage gibt es keine einheitliche Antwort. Einige Schwarze sagen, das Wort sei zu abstoßend, um es in irgendeinem Kontext zu verwenden, selbst von anderen Schwarzen. Sie behaupten, dass dessen Verwendung ‚verinnerlichte Unterdrückung’ widerspiegele: Schwarze Menschen akzeptieren unabsichtlich rassistische Stereotypen. Aber andere Schwarze sagen, dass sie das N‑Wort verwenden können, weil sie es ‚zurückerobert’ und der Verunglimpfung damit die Schärfe genommen haben, indem sie das Wort als Ausdruck von Zärtlichkeit verwenden.
Wenn das keinen Sinn ergibt, ziehen Sie den folgenden Vergleich in Betracht: Einige Frauen, die sich gegenseitig ‚b*tch’ nennen, behaupten einen ähnlichen Gebrauch: Wir verwenden das Wort als Ausdruck der Zuneigung. Einige Schwarze, die das N‑Wort verwenden, folgen derselben Logik: Da wir in einzigartiger Weise unter der Verwendung des N‑Worts gelitten haben, sind wir die einzigen, die das Recht haben, es zu verwenden. Wenn wir es zurückfordern, können wir es nutzen, wie wir wollen. Für sie ist die Verwendung des N‑Worts keine Wiederholung einer rassistischen Beleidigung, sondern ein Akt des Trotzes.”
Quelle: CNN, „Your big questions about race. How come White people can’t use the N‑word but some Black people use it all the time?”, 18. August 2020.
Man muss schon schwer einen an der Waffel haben, um sich so etwas zurechtzulegen, aber von anderen verlangen, sie sollten so tun, als seien sie ebenfalls nicht ganz dicht, übersteigt die Grenzen des Tolerablen.
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Wer Weihnachten etwas besonders Originelles verschenken will, bitteschön.
In der Tat schreibt unser knopfäugiger Polyhistor in seinem aktuellen Buch Sachen, wie man sie noch nie gehört hat (ich folge seinem journalistischen Panegyriker): „Die nötige Distanz und das richtige Maß finden, will auch Kehlmann, wenn er Donald Trump als ‚Monster’ beschreibt, das mit einem Knopfruck den Atomkrieg auslösen und das Ende der Welt heraufbeschwören kann. Den Film ‚Happy End’ (Michael Haneke) sieht er als ‚prophetisches Werk über uns, die wir die Wahrheit kennen und die Verblendung wählen’, den Planeten mit unserer Misswirtschaft zugrunde richten, es uns aber noch ‚gut in unseren schönen Häusern’ gehen lassen und fröhlich feiern, ‚auch wenn die Ausgebeuteten bereits bei unserem Fest auftauchen’ und ‚der Meeresspiegel unterdessen immerzu steigt’.”
Nachdem Trump den Irak überfallen, Libyen und Syrien zerbombt und den Ukrainekrieg provoziert hat, fummelt er, statt an den Pussys, mit denen das alte Monster nichts mehr anzufangen weiß, am Atomknopf herum, und nur einer wie Kehlmann traut sich, das mit der nötigen Distanz und dem richtigen Maß endlich auszusprechen. Die Ausgebeuteten, die seit dem 7. Jahrhundert aus südlichen Gefilden kommend „bei” unserem Fest auftauchen, aber erst neuerdings wirklich willkommen sind und sich großzügig bedienen dürfen (auch bei den Pussys), kann der bedeutendste deutsche Autor seit mindestens Maxim Biller dank seiner enzyklopädischen Bildung kausal mit dem steigenden Meeresspiegel verknüpfen; Meeresflut erzeugt Migrantenflut, nehmt das, Pull-Faktoren-Erfinder und dār al-Harb-Herbeihalluzinierer! Ob in Afghanistan, Syrien, Somalia oder dem Irak, überall steigt und steht das Wasser, und wo es nicht steht, da ist es so höllisch heiß, dass die Menschen eben fliehen müssen. Einen kühnen Gedankenschritt weiter wird Kehlmann den Begriff „Klimaflüchtlinge” erfinden und gewiss auch noch die Frage beantworten, warum ausgerechnet in den Ländern, aus denen die Menschen vor dem Klima davon- und über Tausende Kilometer hinweg zu den fröhlich feiernden Verblendeten in den schönen Häusern laufen (sofern Annalena sie nicht mit dem Flugzeug einschweben lässt), die Bevölkerungszahlen so rasant steigen.
Lesen Sie also noch schnell ein paar Zeilen Kehlmann, bevor entweder Trump das Ende der Welt heraufbeschwört, um damit en passant die Zeugen des von ihm verschuldeten Klimawandels zu beseitigen, ohne dass der Haneke es rechtzeitig verfilmen kann, oder die Ausgebeuteten, das Wasser im Rücken, vor Ihrer Tür stehen, um Einlass, Teilhabe, Respekt und ggfs. Ihre Tochter zu begehren.
Huch!
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Apropos Weihnachten. Aus der Reihe Unvergessene Schlagzeilen zu den Festtagen:
Dass einer noch in diesem Alter schon so dumm sein kann!
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Eine der Standardantworten auf die Frage, was Heimat sei, lautet bekanntlich: Heimat ist, wo man sich nicht erklären muss.
Neulich besuchte ich, nachdem ich fast zehn Jahre nicht dort gewesen bin, ein italienisches Lokal, in dem ich einst nahezu täglich verkehrte, um meinen Lunch einzunehmen. Das Ambiente hatte sich etwas, das Personal komplett verändert; ich kannte kein Gesicht mehr. Der Laden war, wie man sagt, rappelvoll, ich fand keinen freien Platz, also ging ich wieder. Doch die Dame am Tresen hatte den einstigen Habitué erkannt; man lief mir nach, holte mich zurück und schuf mir einen Platz, der vorher nicht vorhanden war.
Heimat ist, wo einen die Bardame wiedererkennt.