Heute nur zwei Meldungen zu früher Stunde.
Eins.
Der AfD-Abgeordnete Jürgen Pohl hat Medienberichten zufolge erklärt, er wolle bei der Vertrauensfrage im Bundestag für Kanzler Scholz (SPD) stimmen, weil er den Sozi im Vergleich mit Herrn April-April (CDU) für „das kleinere Übel” halte.
Experten, Insider, Hauptstadtjournalisten und Haruspices erwarten bislang, dass lediglich die Fraktionen von SPD und Grünen für Scholz stimmen und der Kanzler damit abgewählt wird. „Sollte die AfD ihm aber ebenfalls das Vertrauen aussprechen, ergäbe das eine Mehrheit für den Kanzler – gegen dessen Willen”, unkt t‑online. „In der SPD gibt es daher bereits Stimmen, sich auf ein solches Szenario vorzubereiten und sich bei der Abstimmung eventuell zu enthalten.”
Genosse Scholz möchte lieber abgewählt werden, als mit den Stimmen der Schwefelpartei Kanzler zu bleiben. Er will lieber nicht regieren als mit den Stimmen der Falschen, also der von falschen Teilen des Demos ins Parlament entsandten falschen Abgeordneten. Das sind Rituale von totemistischen Primitiven.
Solche Leute bestimmen über das Schicksal des Landes.
Im Acta Eintrag vom 7. November hieß es übrigens: „Wenn Scholz die Vertrauensfrage stellt, juxt Freund ***, könne die AfD ja einfach für Scholz stimmen; dann müsste er nach den aktuell in Unsererdemokratie (noch) geltenden Regeln sofort zurücktreten. Umgekehrt müsste die Union in Kauf nehmen, dass die Schwefelpartei mit ihr gemeinsam gegen Scholz stimmt, was einem Einreißen der Brandmauer gleichkäme. Es stehen bei der Abstimmung also gleich zwei Brandmauern im Plenarsaal herum. Niedlich.”
Zwei.
Der sächsische CDU-Bundestagsabgeordnete Marco Wanderwitz, langjähriger Beauftragter „Fremde Heere Ost”, hat seinen Rückzug aus dem „Kampf gegen Rechts” angekündigt. Zum Ende der Legislaturperiode werde er aus der Politik retirieren, erklärte der im Felde unbesiegte, aber bei der demokratischen Niederwerfung Höckistans bislang gescheiterte 49-Jährige, um sich auf seinen dunkeldeutschen Latifundien dem Palisadenbau, der Bartpflege und seiner schnuckeligen Yvonne zu widmen, die sich ebenfalls aus dem Bundestagspräsidium nach Sachs’ne zurückzuzieh’ne versprach. Als einen Grund für seine von vielen enttäuschten Gegnern als Desertion empfundene Demission nannte er laut t‑online, „dass es die Zivilgesellschaft nicht geschafft habe, den Abgeordneten gegen Bedrohungen den Rücken zu stärken. ‚Die Angriffe der brutalen Schreihälse sind immer heftiger geworden’, sagt Wanderwitz. Hass und Bedrohungen gehörten zum politischen Klima, seit die AfD in die Parlamente eingezogen sei.”
Mit anderen, brutalen Worten: Der Schreihals ist ein Feigling. Nachdem er, unterstellen wir mal, persönlich ein paar Hassmails und vielleicht böse Sprechchöre erlitten hat, also einen Bruchteil dessen, was er der politischen Konkurrenz mit seiner Verbotsfuchtelei auf den Hals hetzt – Beleidigung, Bedrohung, Hass, Verfolgung, Berufsverbote, Hausverbote, Attacken der sogenannten Antifa –, greint er und kneift aus. Dann ist plötzlich Schluss mit Alerta, alerta!
If you can’t stand the heat, get out of the kitchen, könnte Jakob Augstein dazu sagen. Aber das tu’ ich doch, würde Wanderwitz replizieren.
Der Running Gag,
Nu ist er weg.
Beziehungsweise:
Oder eben auch:
„Der Begriff ‚Dummbart’ trifft es meistens.”
Johannes Gross
Tusch!