Wahlergebnis Europawahlen: 5,2 Prozent. Brandenburg: 0,8 Prozent. Sachsen: 0,9 Prozent. Thüringen: 1,1 Prozent. Neueste Umfragen Bundestagswahl: 4 Prozent (Forsa), 3,5 Prozent (Insa).
Hätte Thomas Kemmerich im Februar 2020 als gewählter Ministerpräsident sein Amt angetreten und nicht auf Geheiß seiner kneifenden Parteiführung gekniffen, läge die FDP heute im Osten, speziell in Thüringen, sicherlich über fünf Prozent. Wahrscheinlich hätte die Heimsuchung im Hosenanzug damals versucht, als Strafaktion die beiden schwarz-gelben Landeskoalitionen platzen zu lassen, aber wer sich nicht traut, kann auch nichts erreichen.
Es gehörte vor drei Jahren keine besondere Prognosekraft dazu, den Freidemokraten diesen Niedergang vorherzusagen, als sie in die Ampelkoalition eintraten. Doch offenbar waren sie sich, wie so mancher Wähler, nicht darüber im Klaren, dass linke Parteien, wenn man sie lässt, linke Politik machen. Als ohnehinnige Partei der Kollaboration sind die Freidemokraten nun zu weit gegangen. Im Grunde ist die FDP tot. Sie hat jetzt zwei Möglichkeiten. Zum einen könnte die Lindner-Truppe sofort die Koalition platzen lassen und Neuwahlen fordern – SPD und Grüne werden es gewiss nicht tun –, womit sie zumindest im Westen ihre Aussichten erhöhte, von dem merkwürdigen Wesen namens deutscher Wähler wieder akzeptiert zu werden, speziell jener bürgerlichen Klientel, die grün gewählt und verstanden hat.
Die zweite Möglichkeit, erläutert Kamerad ***, der mir gegenüber sitzt und mir zuprostet, besteht darin, dass sich die FDP mit Blick auf ihre Gesamtgeschichte zum Bilanzselbstmord entschließt und sagt: Wir sind kontinuierlich immer entbehrlicher geworden und werden einfach nicht mehr gebraucht, lasst uns das Jahr noch vollmachen, die Pensionen einstreichen, und danach lösen wir den Laden eben samt Stiftung komplett auf.