12. August 2024

Und wei­ter, wei­ter, immer weiter!
(Olli Kahn)

Eben schrieb ich noch über das Hit­ler­tour­et­te-Syn­drom bzw. die Nazi­la­lie als Pri­mär­dach­scha­den deut­scher Offi­zi­el­ler und auch Inof­fi­zi­el­ler, da legt schon der Nächs­te nach.

Erfah­rungs­ge­mäß klingt die­ses Lei­den erst im Ruhe­stand all­mäh­lich ab, sofern sich der Pati­ent von den (a)sozialen Medi­en fern­hält. Das Kol­lek­tiv* des VEB Klei­ner Eck­la­den wünscht dem säch­si­schen Minis­ter­prä­si­den­ten des­halb einen geruh­sa­men Lebens­spät­nach­mit­tag! Prösterchen!

* „Das kleins­te Kol­lek­tiv ist ein Schizophrener.”
(Hei­ner Müller)

***

Da sie die DDR nicht erlebt haben, fällt ihnen nicht auf, wie sehr sie sie imi­tie­ren. Also nicht, dass in der Ehe­ma­li­gen Poli­ti­ker viel mit Jour­na­lis­ten gespro­chen hät­ten (etwa der Genos­se Erich mit dem Genos­sen Karl-Edu­ard), aber die­ses sich-Anschlei­men vie­ler Medi­en­schaf­fen­der bei den poli­tisch Herr­schen­den hat in sei­nem for­schen Duk­tus und dem Durch­drun­gen­sein von der Idee, auf der rich­ti­gen Sei­te zu ste­hen, etwas Ostzonales.

Hal­ten wir uns an die­ser Stel­le nicht damit auf, dass man­che sogar das unfass­ba­re Pri­vi­leg haben, Zugän­ge zu legen. Mit Poli­ti­kern reden, das ist in Wirk­lich­keit eine fast immer öde und uner­sprieß­li­che Sache, weil die­se Leu­te, ers­tens, nicht frei spre­chen (kön­nen, im Sin­ne des Dür­fens), sich zwei­tens nur tak­tisch moti­viert äußern (resp. lügen), drit­tens nie etwas Geist­rei­ches zu sagen haben, weil sie, vier­tens, in den sel­tens­ten Fäl­len gebil­det, amü­sant oder erwäh­nens­wert kul­ti­viert, dage­gen aber oft nicht beson­ders klug, son­dern höchs­tens schlau sind. Das darf ich aus jah­re­lan­ger main­stream­jour­na­lis­ti­scher Erfah­rung eben mal so behaup­ten. Wer sich in Gesprä­chen mit Poli­ti­kern selbst­ver­wirk­licht, hat die Kon­trol­le über sein Dasein ver­lo­ren, sofern er (m/w/d) der­glei­chen jemals besaß. Gewiss, gleich und gleich gesellt sich gern, und vie­le Press­strol­che zögen ihrer zuneh­mend unsi­che­ren beruf­li­chen Exis­tenz einen Job als Regierungs‑, Minis­te­ri­ums- oder Par­tei­spre­cher vor, wes­halb sol­chen State­ments der Haut­gout einer Bewer­bung bei­müf­felt. Die Leu­te aus der Mann­schaft des alten Spie­gel, des Aug­stein- und Aust-Spie­gel, hät­ten allen­falls vom Pri­vi­leg gespro­chen, Poli­ti­kern auf die Fin­ger zu schau­en (und gege­be­nen­falls zu hau­en). Aber die ver­stan­den mit ihren sexis­mus­ver­ne­bel­ten Hir­nen ja noch nichts von Unser­er­de­mo­kra­tie.

Ich führ­te bei Focus in den ja immer­hin noch gol­de­nen 1990ern eine Inter­view-Rei­he unter dem Titel „Sagen Sie mal” – es folg­te der Name des Inter­view­ten mit der Ein­stiegs­fra­ge als Über­schrift (die bei Johan­nes Gross übri­gens lau­te­te: „War­um sind Ihnen Poli­ti­ker zu dumm?”) –, zu der ich mei­ne Gesprächs­part­ner in ein mög­lichst teu­res Lokal ein­lud, um wenigs­tens gas­tro­no­misch einen Kon­tra­punkt zum Elend der Welt bzw. zum deut­schen Mise­ra­bi­lis­mus zu set­zen, und als Aus­wahl­kri­te­ri­um für die Inter­view­part­ner galt, dass sie einer Mehr­heit der Leser bekannt sein muss­ten und zugleich etwas Inter­es­san­tes zu sagen haben soll­ten – dar­in bestand das a prio­ri sicht­ba­re Riff, an wel­chem die Serie irgend­wann zwin­gend zer­schel­len wür­de, denn zwi­schen Pro­mi­nenz und Intel­li­genz exis­tiert kei­ne beson­ders gro­ße Schnitt­men­ge. Es war in der Tat ein Pri­vi­leg, auf die­sem Wege Joa­chim Fest, Rudolf Bah­ro, Ernst Nol­te, Wolf Jobst Sied­ler, Peter Slo­ter­di­jk, Ire­nä­us Eibl-Eibes­feldt, Harald Schmidt oder den erwähn­ten Johan­nes Gross per­sön­lich ken­nen­zu­ler­nen (oder wie­der­zu­tref­fen), doch am Ende inter­view­te ich nur noch Politiker(*innen), weil die besag­te Schnitt­men­ge mei­ne Kan­di­da­ten­schar immer mehr ein­schränk­te und Groß­kop­fer­te wie Hans Magnus Enzens­ber­ger, Botho Strauß oder Ernst Jün­ger kein Inter­es­se an einem Gespräch mit Focus zeig­ten („Sagen Sie mal, Ernst Jün­ger, sind Sol­da­ten Mör­der?”, das wäre eine Traum­über­schrift gewesen).

Natür­lich war das poli­ti­sche Per­so­nal damals immer noch weit inter­es­san­ter als heu­te; ich sprach bei­spiels­wei­se mit Richard v. Weiz­sä­cker, Peter Gau­wei­ler, Otto Graf Lamb­s­dorff, dem wei­land noch von der Staats­macht unkor­rum­pier­ten Joa­chim Gauck oder dem gera­de­zu exzep­tio­nell lang­wei­li­gen Hans-Diet­rich Gen­scher, aber irgend­wann zwi­schen Andrea Nah­les und Gun­da Rös­tel ver­lor ich die Lust und setz­te die Rei­he ab. Beim heu­ti­gen Regie­rungs­per­so­nal fie­le mir kein ein­zi­ger ein, mit dem (oder der) ich mich, egal zu wel­chem Wein, unter­hal­ten woll­te, außer viel­leicht im pro­vo­ka­ti­ven Sin­ne, aber das Ergeb­nis wür­de dann, sofern die das Inter­view nicht sofort abbrä­chen, nie­mand dru­cken. Denn die jour­na­lis­ti­sche „Gegen­sei­te” exis­tiert ja auch nicht mehr.

Apro­pos Gesprächs­ab­bruch: Bei Weiz­sä­cker hat­te ich kurz die Sor­ge, dass er auf­steht und stif­ten geht, näm­lich nach mei­ner Bemer­kung: „Nun erwar­tet man ja vom Bun­des­prä­si­den­ten kei­ne Blut‑, Schweiß- und Trä­nen-Rede, doch bei Ihnen hat­te man oft das Gefühl, Sie woll­ten auf die Berg­pre­digt noch einen drauf­set­zen!” Aber er run­zel­te ledig­lich die Stirn und blieb sit­zen (und sag­te: „Sie soll­ten die Berg­pre­digt noch ein­mal lesen”). Er war übri­gens der ein­zi­ge, der mit einer (männ­li­chen) Gou­ver­nan­te anrück­te. Die muss­te ich dann lei­der fortschicken.

(Ein Teil der „Sagen Sie mal”-Interviews ist noch im Focus-Archiv zu fin­den, ein Teil nicht, und ich habe kei­ne Ahnung, war­um die einen ja und die ande­ren nicht.)

***

Noch zum Vorigen.

Hen­ry Lou­is Men­cken schrieb vor hun­dert Jah­ren die wei­se-wah­ren Wor­te: „Der Durch­schnitts­mensch, wie groß sei­ne Irr­tü­mer auch sein mögen, erkennt zumin­dest soviel mit gro­ßer Deut­lich­keit, dass näm­lich die Regie­rung etwas ist, das völ­lig außer­halb sei­ner eige­nen Inter­es­sen und der Inter­es­sen sei­ner Mit­bür­ger liegt – die Regie­rung ist für ihn eine getrenn­te, unab­hän­gi­ge und oft feind­se­li­ge Macht, über die er nur sehr gerin­ge Kon­trol­le hat und die ihm erheb­li­chen Scha­den zufü­gen kann.“

So wie es zwei Arten von Kin­dern gibt, näm­lich die­je­ni­gen, die mit ihren Fahr­rä­dern einer Rau­pe, die sie über die Stra­ße krie­chen sehen, aus­wei­chen, und die­je­ni­gen, die sie absicht­lich zu Brei fah­ren, gibt es zwei Arten von Jour­na­lis­ten in ihrem Ver­hält­nis zum poli­ti­schen Estab­lish­ment: Die einen kri­ti­sie­ren die Regie­rung (jede Regie­rung) und rufen: Das ist Demo­kra­tie; die ande­ren agie­ren als Jubel­per­ser der Herr­schen­den und rufen dasselbe.

Am glück­lichs­ten ist das Land, in dem Poli­ti­ker die gerings­te Rol­le spie­len. Man merkt das, wenn ein (zivi­li­sier­tes) Land eine zeit­lang ohne Regie­rung leben darf, sei es wegen eines Rück­tritts, Wahl­patts oder nur wegen des Sommerurlaubs.

***

Apro­pos nicht vor­han­de­ne jour­na­lis­ti­sche Gegenseite.

Regie­rungs­kon­for­mer Hal­tungs­jour­na­lis­mus. DDR 2.0.

PS: „Die Aus­sa­ge des Nut­zers ‚Tom­Ba­y­ou’ über die Zeit ist ein Zitat von Max Goldt, der indes­sen die Bild damit cha­rak­te­ri­sier­te. Heu­te ist die Bild im direk­ten Ver­gleich eben Qualitätspresse.”
(Leser ***)

***

Es geschieht jeden ver­damm­ten Tag, immer und immer wieder.

Fra­ge eins: Wer hat die Krea­tur (und tau­sen­de ihrer Art) ins Land gelas­sen? In die­sem Fal­le – auch wenn unse­re Anna­le­na aus dem Völ­ker­recht Afgha­nen ein­flie­gen lässt, was die mor­schen Flie­ger her­ge­ben – war es Frau Mer­kel. Das Ver­häng­nis im Hosen­an­zug trägt die poli­ti­sche Ver­ant­wor­tung auch für die­ses Gemet­zel. Sie hat mit ihrer Poli­tik der offe­nen Gren­zen Bei­hil­fe geleis­tet. Wie eben­falls, im mora­li­schen Sin­ne, die gesam­te Willkommensjubelperserjournaille.

Fra­ge zwei: Was hat Cari­na, 23, sie ruhe in Frie­den, ver­an­lasst, sich mit einem sol­chen Wesen zu paa­ren, also sich voll­kom­men in des­sen Besitz zu bege­ben? Wer hat ihr die gesun­den Schutz­in­stink­te abtrai­niert? Wer hat sie des­in­for­miert? War­um wur­de sie nicht gewarnt?

***

Noch zum Vorigen.

***

Schlim­mer als sol­che Taten sind die Bil­der sol­cher Taten. Der Mit­schnitt des Poli­zis­ten­mor­des zu Mann­heim war ein Betriebs­un­fall, der sich nicht wie­der­ho­len darf. Stel­len Sie sich vor, die gan­ze Repu­blik könn­te zuse­hen, wie Mäd­chen von Gäs­ten der Regie­rung der Kopf abge­trennt wird, das wür­de doch die Bevöl­ke­rung total ver­un­si­chern! Ich habe den auf der Stra­ße lie­gen­den Kopf von Samu­el Paty und vie­le ande­re Scheuß­lich­kei­ten gese­hen, aber wenn sol­che Bil­der die Run­de mach­ten, könn­te das zu Ver­trau­ens­ver­lus­ten, ganz unbe­grün­de­ten Aver­sio­nen („Hass”) und damit letzt­lich zu Haus­durch­su­chun­gen füh­ren. Das wol­len die Regie­ren­den natür­lich ver­ant­wor­tungs­voll mit allen – auch juris­ti­schen – Mit­teln ver­hin­dern, zunächst aber mit War­nun­gen. Lei­ten Sie nichts wei­ter, fil­men Sie nichts, kom­men­tie­ren Sie nichts, hal­ten Sie den Mund, dann ist es, wenn es mor­gens klin­gelt, nur der Milchmensch.

Man begrün­det das mit dem Schutz der Per­sön­lich­keits­rech­te jener Opfer, die im Leben zu schüt­zen der Regie­rung nicht ganz so wich­tig war. Oder zumin­dest nicht gelang.

***

Macht hoch die Tür, ist das eine.
Schlagt das Inven­tar kaputt, das andere.

Am 16. August wer­den die Kühl­tür­me des Kern­kraft­werks Gra­fen­rhein­feld (Fran­ken) gesprengt. Nukle­a­ria e.V. hat sich mit einer Bestrah­lungs-Akti­on von den Tür­men ver­ab­schie­det. Die Akti­on ist ein Pro­test gegen die Ver­nich­tung aller deut­schen Kern­kraft­wer­ke. Am Tag der Spren­gung will Nukle­a­ria eben­falls am Ort protestieren.

Das Kern­kraft­werk hat in 33 Jah­ren mehr als 300 Tera­watt­stun­den sau­be­ren, regel­ba­ren, umwelt­scho­nen­den Strom erzeugt. Frie­de sei­ner Asche. Fluch über sei­ne Verderber.

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Damals beim Ost­ber­li­ner Mor­gen – wir schrei­ben das Jahr der Her­rin 1990 – stie­ßen mein jour­na­lis­ti­scher Kom­pa­gnon und ich auf Plä­ne von Sta­si und SED-Füh­rung, die Oppo­si­ti­on im Fal­le von Unru­hen in Lagern ver­schwin­den zu las­sen. Ent­spre­chen­de „Objek­te” waren samt Fas­sungs­ver­mö­gen, Aus­stat­tung (pro Häft­ling) und Lage detail­liert gelistet.

Wir stan­den in den „Pandemie”-Jahren nicht kurz vor einer Dik­ta­tur, son­dern mit­ten dar­in: in einer „Coro­na-Dik­ta­tur auf Zeit”, wie es Alex­an­der Gau­land vor dem Bun­des­tag nann­te. „Coro­na-Dik­ta­tur” wur­de 2020 bekannt­lich zum „Unwort des Jah­res” nobi­li­tiert (Gra­zie!), denn die „unab­hän­gi­ge Jury aus vier Sprachwissenschaftler*innen und einem Jour­na­lis­ten” ver­sucht abso­lut ver­läss­lich, das Wort des Jah­res in sein Gegen­teil zu verdrehen. 

***

Seit Donald Trump in der poli­ti­schen Sphä­re auf­tauch­te, macht der Begriff „Deep Sta­te” die Run­de. Der tie­fe Staat, das ist ein Gewirr aus besetz­ten Insti­tu­tio­nen und durch­ge­setz­ten poli­ti­schen Men­ta­li­tä­ten, ein Myzel, das sei­nen Anfang irgend­wann in Minis­te­ri­en genom­men haben mag und in Behör­den, Gerich­te, Geheim­diens­te, sozia­le Medi­en, Uni­ver­si­tä­ten, Thea­ter, Gewerk­schaf­ten, Kir­chen, Redak­tio­nen, Stif­tun­gen, Ver­ei­ne, NGOs bzw. GOs und selbst­ver­ständ­lich bis in die Neo- oder Anti­fa gewach­sen ist, schwer nach­zu­wei­sen, des­to leich­ter als Ver­schwö­rungs­theo­rie zu denun­zie­ren, aber an sei­nen Wir­kun­gen der­ma­ßen deut­lich zu erken­nen, dass ich mich nicht auf eine Dis­kus­si­on dar­über ein­las­se, ob er über­haupt exis­tiert (man darf den Kakao, durch den sie einen zie­hen, bekannt­lich nicht noch trin­ken). Der tie­fe Staat ist gewis­ser­ma­ßen der ans Ende gekom­me­ne und in einer filz­ar­ti­gen Struk­tur geron­ne­ne Marsch durch die Insti­tu­tio­nen. Der tie­fe Staat agiert in inter­na­tio­nal ver­netz­ten Insti­tu­tio­nen, er ist trans­na­tio­nal, post­na­tio­nal, ein Instru­ment der Glo­ba­lis­ten – nein, Lui­sa, Glo­ba­lis­ten ist kein Code­wort für Juden, wenn­gleich ein paar Juden dar­un­ter sind –, er kämpft gegen „Rechts”, gegen die Popu­lis­ten, gegen das Selbst­be­stim­mungs­recht der Völ­ker und Natio­nen. Die gesam­te woke Agen­da, der ver­meint­li­che Anti­ras­si­mus und die Mas­sen­mi­gra­ti­on wer­den vom Deep Sta­te gefördert.

Ein Mann wie Donald Trump, teils eine Robin-Hood- oder Rien­zi-Figur, teils ein Geschäfts­mann, der weder tra­di­tio­nell poli­tisch noch ideo­lo­gisch denkt, son­dern nach der Maxi­me „Let’s make a deal” han­delt und sich für das ame­ri­ka­ni­sche Volk ein­setzt, ist der natür­li­che Feind des Deep Sta­te. Man muss sich zum Beweis nur anschau­en, wer 2016 alles gegen Trump mobil mach­te und es heu­te wie­der tut: die halb­sei­de­nen Gestal­ten der Wall Street eben­so wie Glo­ba­lis­ten vom Schla­ge eines Sor­os, die Nivel­lie­rungs­bar­ba­ren in ihren Bürotürmen und NGOs, online-Rie­sen wie Twit­ter (inzwi­schen halb­wegs befreit) und Face­book, die kriegs­gei­len Neo­cons, die femi­nis­ti­sche und die Migra­ti­ons­lob­by, die soge­nann­ten Links­in­tel­lek­tu­el­len an den Uni­ver­si­tä­ten und die smar­ten oppor­tu­nis­ti­schen Fak­ten­ver­dre­her aus den eta­blier­ten Medi­en, die meis­ten Cha­rak­ter­si­mu­lan­ten und Lein­wand­kas­per aus Hollywood…

Sogar Pop­stars wie Tay­lor Swift agi­tie­ren gegen Trump. War­um? Rätselhaft.

Der oft­mals bizar­re Umgang des 45. Prä­si­den­ten der Ver­ei­nig­ten Staa­ten mit sei­nem Per­so­nal hat­te gewiss damit zu tun, dass sogar in sei­ner Amts­zeit der Deep Sta­te bis ins Oval Office reichte.

Man erin­ne­re sich nur an die Kam­pa­gne einer angeb­li­chen „rus­si­schen Ein­fluss­nah­me” auf Trump, eine spä­ter völ­lig zusam­men­ge­bro­che­ne Unter­stel­lung, um zu ermes­sen, gegen wel­che medi­en­ge­stütz­te Über­macht sich der Prä­si­dent behaup­ten muss­te. Mein Bier­gar­ten­freund Col­lin McMa­hon, in Deutsch­land leben­der Ame­ri­ka­ner, Autor, Über­set­zer und Ver­fas­ser von Dreh­bü­chern, hat ein Buch dar­über geschrie­ben, wie die­se Kam­pa­gnen – vom soge­nann­ten Nunes-Memo bis zum angeb­lich von Trump ange­stif­te­ten „Sturm auf das Kapi­tol”, von der Muel­ler-Kom­mis­si­on bis zur mas­si­ven Instru­men­ta­li­sie­rung der Jus­tiz gegen den repu­bli­ka­ni­schen Prä­si­dent­schafts­kan­di­da­ten im aktu­el­len Wahl­jahr und und und – zustan­de­ka­men und wer sie insze­nier­te: „Trump gegen Deep Sta­te”, erschie­nen bei Kopp (Suhr­kamp woll­te wohl nicht). Dafür hat McMa­hon, der übri­gens ent­fernt ver­wandt mit Patri­ce de Mac-Mahon ist, Mar­schall von Frank­reich, Nie­der­wer­fer der Pari­ser Kom­mu­ne und zwei­ter Prä­si­dent der Drit­ten Repu­blik, zahl­rei­che Fak­ten, Daten und pro­to­kol­lier­te Äuße­run­gen zusam­men­ge­tra­gen, die er chro­no­lo­gisch sowie meis­tens unkom­men­tiert aus­brei­tet, wobei vor allem der deut­sche und sich auf deut­sche Medi­en ver­las­sen­de Leser von vie­len Vor­gän­gen noch nie etwas gehört haben dürf­te. (Ein kurzes online-Inter­view zum Buch fin­det sich hier.) Die unbe­greif­li­che Untä­tig­keit der Sicher­heits­kräf­te beim denk­bar knapp geschei­ter­ten Atten­tat auf Trump dürf­te eben­falls zu den Indi­zi­en für das Wir­ken eines Deep Sta­te gehören.

Auch in Deutsch­land gibt es den tie­fen Staat. Er tritt ins Sicht­ba­re, wenn bei­spiels­wei­se das Bun­des­amt für Ver­fas­sungs­schutz erklärt: „Soll­te die AfD nach den Land­tags­wah­len in Bran­den­burg, Sach­sen und Thü­rin­gen an einer der drei Lan­des­re­gie­run­gen betei­ligt sein, dann wür­de das jewei­li­ge Lan­des­amt für Ver­fas­sungs­schutz vom Infor­ma­ti­ons­fluss der ande­ren Ver­fas­sungs­schutz­äm­ter abge­schnit­ten. Eine ent­spre­chen­de Ent­schei­dung sei bereits getrof­fen wor­den, hieß es.” Schreibt das Redak­ti­ons­netz­werk Deutsch­land (RND), des­sen größ­te Kom­man­di­tis­tin, das wird wie­der­holt, bis es sitzt, die Deut­sche Druck- und Ver­lags­ge­sell­schaft ist, das Medi­en­be­tei­li­gungs­un­ter­neh­men der SPD.

Ein typi­sches Pro­dukt des tie­fen Staa­tes ist die Platt­form Cor­rec­tiv, eine staats- und stif­tungs­fi­nan­zier­te, staats- und stif­tungs­ver­filz­te Agit­prop-Com­bo zur Ver­brei­tung der woken Agen­da und Denun­zie­rung der Oppo­si­ti­on. Alex­an­der Wendt hat auf sei­ner Web­sei­te Publi­co die­se Ver­fil­zung im Fall des skan­da­li­sier­ten „Geheim­tref­fens” am Pots­da­mer Lehnitz­see mit allen Begleit­lü­gen detail­liert dar­ge­stellt.

Vor drei Jah­ren schrieb ich über die­sen unap­pe­tit­li­chen Hau­fen Folgendes:

(Acta vom 18. Dezem­ber 2021)

Zum Wal­ten des Deep Sta­te gehört auch, was Twit­ter gezielt zen­sier­te oder reich­wei­ten­mi­ni­mier­te, was die von gelenk­ten Medi­en akkla­mier­te EU der­zeit gegen X unter­nimmt und was Face­book so treibt, etwa die­se Sperrung.

Der Deep Sta­te wur­de eta­bliert, um die Macht der Alli­anz aus Glo­ba­lis­ten und Lin­ken in Zei­ten „rech­ter” Regie­run­gen zu ver­ste­ti­gen. Sein bevor­zug­tes Inco­gni­to nennt sich „Zivil­ge­sell­schaft”. Der Umgang mit dem Deep Sta­te gleicht des­halb einem Waten in tie­fem, kleb­ri­gem Schlamm. Es ist ermü­dend, ener­vie­rend und eklig – und genau so soll es sein.

***

Hach, die­se feuch­ten Träu­me in deut­schen Redaktionen.

Alle elf Minu­ten ver­liebt sich ein deut­scher Jour­na­list in Kama­la Harris.

***

Alle Ach­tung, Frank­fur­ter Rundschau!

Wenn in einer Gazet­te, die nun nach­weis­bar nie­mand mehr braucht – Schmidt erreicht wahr­schein­lich mit jedem belie­bi­gen Auf­tritt ein grö­ße­res Publi­kum als der jour­na­lis­ti­sche Zom­bie aus der Frank­fur­ter Hed­de­rich­stra­ße –, ein Press­ben­gel, den noch nie jemand brauch­te, einem der belieb­tes­ten Enter­tai­ner des Lan­des das Prä­di­kat Kann weg! ver­leiht, ist wem genau offen­bar über­haupt nichts mehr peinlich?

Kon­tro­ver­se Äuße­run­gen! Auf­se­hen! Tja, Rund­schau, das wird wohl nichts mehr. Und der Ruhe­stand, der folgt, wird sich neben jenem von Schmidt ziem­lich unge­nieß­bar ausnehmen.

***

Apro­pos RND.

Wir haben mit Sach­sen begon­nen, enden wir heu­te auch dort.

Eini­ge Details ver­die­nen, her­vor­ge­ho­ben zu werden.

Die­sem rät­sel­haf­ten Anstieg der Gewalt­ta­ten in Arzt­pra­xen tre­ten Sie am bes­ten mit einer Brief­wahl ent­ge­gen. Die ist näm­lich nicht immer frei, geheim und ter­min­ge­bun­den und damit das bes­te Mit­tel, „unse­re” Demo­kra­tie gegen die Fal­schen zu verteidigen.

Im „Frie­den” ist die Reli­gi­on des­sel­ben samt ihrer Ver­tre­ter prak­tisch bereits ent­hal­ten, wes­halb das The­ma Migra­ti­on nicht noch eigens und popu­lis­mus­brand­be­schleu­ni­gend erwähnt wer­den musste.

Die Trou­vail­le aber ist der Leit­ar­ti­kel, der sei­ne Kli­max, wie es sich schickt, zum Schluss erreicht:

„Oli­ver Rein­hard, stell­ver­tren­der Lei­ter Feuil­le­ton, schlägt im letz­ten Absatz sei­nes Leit­ar­ti­kels vor, einen ‚eiser­nen Vor­hang’ zu errich­ten, der die Guten von den Unbe­lehr­ba­ren bzw. den Unbe­irr­ba­ren trennt”, schreibt Leser *** aus Dres­den, der mir die Sei­te zuschick­te. „Ich hät­te nach 1989 nicht gedacht, dass ich eines Tages wie­der hin­ter (oder vor ?) einem sol­chen Vor­hang ste­hen wer­de – ver­mut­lich wie­der auf der fal­schen Sei­te. Wie frus­triert muss die­ser Mann sein.”

Eini­gen wir uns auf: So frus­triert wie ein SED-Bon­ze im Okto­ber 1989? Zu opti­mis­tisch? Na gut, sagen wir: August 1989. Ich weiß, Pes­si­mis­ten – Opti­mis­mus ist Feig­heit – mei­nen: Anfang August 1961.

***

Wo bleibt das Posi­ti­ve, Genosse?

Hier:

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