28. Juli 2024

In Abwand­lung eines bekann­ten Bon­mots von Karl Lager­feld möch­te ich sagen: Wer vier­ein­halb Stun­den dafür her­schenkt, sich die Eröff­nungs­ze­re­mo­nie der Olym­pi­schen Spie­le anzu­schau­en, hat die Kon­trol­le über sein Leben ver­lo­ren. Aber jeder, wie er kann.

Nach­dem mich indes eini­ge Leser auf den – angeb­li­chen – Sata­nis­mus bzw. sata­ni­schen Sym­bo­lis­mus wäh­rend der Fei­er hin­wie­sen, habe ich’s zu reka­pi­tu­lie­ren ver­sucht und kann nur sagen: Bit­te nicht durch­dre­hen! Es gab ein paar Wider­wär­tig­kei­ten, wie sie der Zeit­ge­nos­se aber längst gewohnt ist, etwa von der Opern­büh­ne, nichts Neu­es oder gar Beson­de­res unter der zu Paris nicht ein­mal schei­nen­den Son­ne also.

„Unfass­bar”, fin­det Leser ***, „dass die­sel­ben Lin­ken, die eine neu­ro­tisch, über­stei­ger­te Sen­si­bi­li­tät gegen­über der unter kei­nen Umstän­den zu ver­let­zen­den Ehre frem­der Kul­tu­ren ent­wi­ckelt haben (‚Sarot­ti­mohr’, ‚Black­fa­cing’, ‚Zigeu­ner­sauce’), sich jede auch noch so kras­se Belei­di­gung, Ernied­ri­gung und Ver­höh­nung der eige­nen Kul­tur bie­ten las­sen? Stich­wort Eröff­nungs­fei­er bei Olym­pia, Abendmahl-Szene.”
Kor­rekt.
Mit Moham­med wür­den sie sich der­glei­chen Spä­ße nicht trau­en, gewiss – obwohl die Par­ty dann erst rich­tig abgin­ge im Paris des Jah­res 2024. Antro­po­mor­phe Schwei­ne nei­gen zur Blas­phe­mie, zugleich teilt der Volks­mund bekannt­lich den Schwei­nen das Attri­but fei­ge zu. Aber Satanisten?
Wer ver­spot­tet das Chris­ten­tum der­zeit mehr – abge­se­hen von der in die­ser Dis­zi­plin unein­hol­bar füh­ren­den pro­tes­tan­ti­schen NGO –, als wei­te Tei­le der euro­päi­schen katho­li­schen Kir­che, vor­an die deut­schen Katho­li­ken um den woken Kapaun Marx? Die soll­ten bes­ser vor den eige­nen Por­ta­len kehren.
Auch der angeb­li­che apo­ka­lyp­ti­sche Rei­ter, hum hum, ich sah einen Rei­ter eben. Einen Naz­gûl? Egal. Und dann war da noch die­se Obszönität:
Der abge­schla­ge­ne Kopf sang übri­gens das Revo­lu­ti­ons­lied „Ah! ça ira, ça ira, ça ira!” (zu deutsch etwa: „Wir schaf­fen das!”), und das ist in der Tat teuf­lisch. War­um, fra­ge ich mich bei sol­chen Gele­gen­hei­ten, stel­len sie dort nicht die Mas­sen­mör­der Robes­pierre oder Saint-Just mit ihren Häup­tern in der Hand hin; jenes von Robes­pierre könn­te die lin­ke Lei­er auf­sa­gen: „La terr­eur n’est aut­re cho­se que la jus­ti­ce”, das von Saint-Just die Paro­le der Euro­kra­ten, Glo­ba­lis­ten und Grü­nen ver­kün­den: „Pas de liber­té pour les enne­mis de la liber­té!”, und schon wär ich’s zufrie­den. Oder, wenn sie die arme Köni­gin immer und immer wie­der bloß­stel­len müs­sen, dann doch bit­te der Voll­stän­dig­keit hal­ber gemein­sam mit ihrem Sohn, den die Jako­bi­ner nach der Ent­haup­tung der Mama im Gefäng­nis ver­re­cken lie­ßen. Eine hin­ter Git­tern sin­gen­de zehn­jäh­ri­ge Bour­bo­nen­lei­che: Das wäre doch endkomisch!
In der Gesamt­schau gin­gen die­se Details eher unter. Die zwang­haf­te Anspie­lung auf Sexu­el­les und heu­er eben Que­ersexu­el­les ist das Tour­et­te-Syn­drom der west­li­chen Gesell­schaf­ten. Amü­sant fand ich, was ein Ver­wand­ter mir schrieb: „Toll war die Idee mit den Boo­ten oder auch dem Olym­pia­bal­lon – aber was den­ken sich die­se Völ­ker­ver­stän­di­ger eigent­lich, war­um haben sie denn nicht nur Schwu­le und Tran­sen auf­tre­ten lassen?”
Es gab auch Leu­te, die im Ver­gleich auf die über­le­ge­ne Schön­heit der Eröf­fungs­ver­an­stal­tung von Peking insis­tier­ten, etwa die­se Trommler.
Sol­che dres­sier­ten Kol­lek­ti­ve fin­de ich aller­dings genau so gru­se­lig wie die per­ver­sen Wol­lüst­lin­ge der Buntheit.
Auf den Keks ging mir die sen­ti­men­ta­le oder sen­ti­men­ta­li­täts­vor­täu­schen­de Anspra­che des deut­schen Funk­tio­närs Tho­mas Bach, Prä­si­dent des IOC und vie­le Jah­re vor der Flut ein­mal Olym­pia­sie­ger im Fech­ten. Er sprach – ein kri­ti­scher Pre­mi­um­jour­na­list schrie­be, so er denn höh­nisch sein woll­te: sal­bungs­voll – vom Bei­trag der Olym­pi­schen Spie­le zum Welt­frie­den und von der „olym­pi­schen Fami­lie”, zu deren Mit­glie­dern alle ange­reis­ten Sport­ler nun avan­cier­ten, als ob einen Ath­le­ten etwas ande­re­r­es an den Spie­len inter­es­sier­te als sein Abschnei­den, also das Nie­der­rin­gen der Kon­kur­renz, sowie, zumin­dest außer­halb West­eu­ro­pas, das Reprä­sen­tie­ren sei­ner Nati­on im Wettbewerb.
Paris ver­an­stal­te „die ers­ten Olym­pi­schen Spie­le mit vol­ler Geschlech­ter­pa­ri­tät auf den Spiel­fel­dern“, ver­kün­de­te Bach außer­dem. Wo herrsch­te die denn vor­her nicht? Die Mädels boxen und bol­zen doch sogar längst. Oder meint der Funk­tio­när die Trans-Wei­ber, die den bio­lo­gi­schen das zar­te Ant­litz ein­dre­schen und ihnen im Schwim­men oder Lau­fen locker ent­ei­len? Tat­säch­lich mar­kiert die­ser Ein­schnitt ja die begin­nen­de Zer­stö­rung der Geschlech­ter­pa­ri­tät und damit des Frau­en­sports. Dazu sag­te der Olym­piabon­ze natür­lich nichts.
Und noch­mals Bach: „Olym­pia-Teil­neh­mer aus der gan­zen Welt zei­gen uns, zu wel­cher Grö­ße wir Men­schen fähig sind. Also lade ich jeden ein: Träumt mit uns.“
D’ac­cord.
Auch wer nicht gewinnt, will wenigs­tens lecken. Oder eher doch: mau­seln. Gera­de der Schwar­ze schnack­selt ja gern.
Das olym­pi­sche Dorf ist sexua­li­siert wie ein Dating-Tref­fen. Wie denn auch sonst? Schließ­lich sind dort nahe­zu aus­schließ­lich per­fek­te Lei­ber ver­sam­melt (und irgend­ein Rin­ger wird auch die Kugel­sto­ße­rin abräumen).
Das waren die anti­ken Olym­pi­schen Spie­le natür­lich eben­falls schon.
Nimmt man die Rhe­to­rik von Olym­pia­fa­mi­li­en­frie­de, Inklu­si­ons­freu­de und Völ­ker­ver­stän­di­gungs­ei­er­ku­chen weg, bleibt von den Spie­len die Fei­er zwei­er Ele­mentar­t­rie­be übrig: Sie­gen und Sex.
Des­halb mag ich die gan­ze Cho­se sogar.
***
„Tho­mas Bach sag­te noch etwas Bemer­kens­wer­tes am Ende sei­ner Rede: ‚‚Vive les Jeux olym­pi­ques, vive la France.’ Ja, er sag­te: ‚‚Es lebe Frank­reich.’ Er pries die Nati­on, also die frem­de. An die­ser Stel­le frag­te ich mich, ob er, wenn nach Nan­cy Fae­sers Wunsch 2040 die Olym­pi­schen Spie­le nach Deutsch­land kom­men sol­len und wenn er dann noch im Amt sein soll­te, den ana­lo­gen Satz sagen wür­de: ‚‚Es leben die Olym­pi­schen Spie­le, es lebe Deutschland.’
Gleich­wohl, 2040! Dann könn­te es bereits wie­der gute Sit­te sein.”
(Leser ***)
***
In der Zeit vor der Flut (= Sint­flut) war eine ste­hen­de Redens­art in der Zeit vor Chris­tus. Sie sei hier­mit wie­der ein­ge­führt für die Jah­re vor der Flut 2015, die man ein­mal als die letz­te gute alte Zeit der Deut­schen erin­nern wird.
***
Gute Frau.
Und hübsch.

Zitat: „Zającz­kows­ka-Her­nik sag­te, von der Ley­en sei ver­ant­wort­lich für die Zer­stö­rung der euro­päi­schen Wirt­schaft, für die Armut der euro­päi­schen Bevöl­ke­rung und für die Tra­gö­di­en im Zusam­men­hang mit der ille­ga­len Migration.Von der Ley­ens Migra­ti­ons­pakt bedeu­te für Mil­lio­nen von Frau­en und Kin­dern, dass sie sich auf den Stra­ßen ihrer eige­nen Städ­te nicht sicher füh­len wür­den, sag­te Zajączkowska-Hernik.

‚Ich sage Ihnen von Frau zu Frau und von Mut­ter zu Mut­ter: Schä­men Sie sich nicht, einen Migra­ti­ons­pakt durch­zu­set­zen, der Mil­lio­nen von Frau­en und Kin­dern auf den Stra­ßen ihrer eige­nen Städ­te in Gefahr bringt?’ wand­te sie sich an von der Leyen.

Die pol­ni­sche Abge­ord­ne­te sag­te, die EU-Kom­mis­si­ons­che­fin tra­ge eine per­sön­li­che Ver­ant­wor­tung für jede Ver­ge­wal­ti­gung, jeden sexu­el­len Über­griff und jede Tra­gö­die, die durch den Zustrom ille­ga­ler Migran­ten ver­ur­sacht wur­de. ‚Sie laden die­se Men­schen nach Euro­pa ein! Ihr Platz ist nicht in der Euro­päi­schen Kom­mis­si­on, son­dern im Gefängnis!’ ”

Die Dame muss man sich merken.
***
Zur Doku­men­ta­ti­on.

Wor­um es geht, dar­über erteilt der Gemaß­re­gel­te hier Aus­kunft (es sind nur knapp sechs Minuten.)

Die Legen­de vom deut­schen Völ­ker­mord an den Here­ro wird all­mäh­lich Staats­dok­trin in Bestever­land; sie soll­ten ein Gesetz erlas­sen, das jeg­li­chen Ver­weis auf his­to­ri­sche Tat­sa­chen unter Stra­fe stellt.

(Zur Ableh­nung der Völ­ker­mord­the­se hier – ein biss­chen scrol­len – und hier.)

PS: Im Schrei­ben des Prä­si­den­ten (Brief­kopf) ist nicht ein­mal der Name des Abge­ord­ne­ten rich­tig geschrie­ben, moniert Leser *** zu recht.

***

– Was sagen Sie dazu, dass über­all im Wes­ten der Natio­na­lis­mus und Rechts­po­pu­lis­mus wächst?
– Gut so.
– Was sagen Sie dazu, dass die Reich­tü­mer der Welt unge­recht ver­teilt sind?
– Meinetwegen.
– Was sagen Sie dazu, dass es bei uns in den nächs­ten Jah­ren immer wär­mer wird?
– Hoffentlich.
– Was sagen Sie dazu, dass Men­schen in Deutsch­land unter struk­tu­rel­lem Ras­sis­mus leiden?
– Von mir aus.
– Was sagen Sie dazu, dass Frau­en nach ihrem Äuße­ren bewer­tet werden?
– Schön.
Und so weiter.
***
Aus der Rei­he: Epo­cha­le Fragen.
Die Zei­tung für Deutsch­land behaup­tet also, SPD und Grü­ne gehör­ten zur „Mit­te”. Die Wirt­schafts­de­mon­tie­rer, Land­schafts­zer­stö­rer, Gren­zen­of­fen­hal­ter, Migra­ti­ons­ver­ste­ti­ger, Mes­ser­män­ner- und Anti­se­mi­ten­im­por­teu­re, Bil­dungs­ni­veau­ab­sen­ker, Haus­durch­su­cher, Mei­nungs­frei­heits­ver­bie­ter, kurz­um: die Deutsch­land-Abschaf­fer sol­len die Mit­te jenes Vol­kes reprä­sen­tie­ren, das sie mäh­lich von der Plat­te zu wischen versuchen.
Tat­sa­che ist, dass im Osten erst­mals (wie­der) die Mit­te auch poli­tisch die Mehr­heit hat und davor steht, die Wah­len zu gewin­nen, wes­halb die Extre­mis­ten eine Brand­mau­er gegen sie eta­bliert haben.
***
Zum übli­chen die Öffent­lich­keit durch­wa­bern­den Gou­ver­nan­ten­ge­wäsch gehört die Fra­ge, wer die Schuld tra­ge am Auf­stieg von Donald Trump oder Mari­ne Le Pen oder der deut­schen Schwe­fel­par­tei. Gegen­fra­ge: Wer trägt die Schuld am Auf­stieg vom Biden, Kama­la Har­ris, Habeck oder Fae­ser? Wer hat Mer­kel zu ver­ant­wor­ten? Wie konn­te es gesche­hen, dass die Grü­nen ein Land regieren?
***
Am Ran­de der Geburts­tags­par­ty eines Freun­des erzähl­te mir ges­tern ein His­to­ri­ker, er lese die Acta diur­na allen­falls spo­ra­disch und eher ungern, und zwar kei­nes­wegs, weil er den Autor nicht schät­ze, son­dern wegen der trak­tier­ten The­men; er wer­de depres­siv, wenn er das regel­mä­ßig lese, obwohl ihm durch­aus klar sei, dass dort nichts Fal­sches stün­de. – Ich höre das bei­lei­be nicht zum ers­ten Mal. Es wäre rei­zend, wenn mir jemand par­al­lel dazu empföh­le, wor­über ich statt­des­sen schrei­ben soll.
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