„Die Rechtsextremen haben einen Wahlkampf gegen Europa gemacht”, „Es herrscht Europaverdrossenheit”, „Die europakritische Partei liegt vorn” etc. ad nauseam pp.: Man sollte am Tag der Europawahl daran erinnern, dass „Europa” inzwischen ein fester Bestandteil der politischen Gaunersprache geworden ist. Was sich der durchschnittliche Eurokrat oder der Allerwelts-Ampelparteiler unter dem Kontinent vorstellen, der in den vergangenen 500 Jahren in jeder Hinsicht den Lauf der Welt prägte und den Namen jener Maid trägt, mit welcher Zeus die EU-Unterweltskommissare Minos und Rhadamanthys zeugte, will man sich am besten gar nicht ausmalen. Eine der zahlreichen Kampagnen im sogenannten Vorfeld der Wahlen gibt einen hilfreichen Wink.
„Was hat Europa für mich getan?”, schiene mir zwar die weit interessantere Frage zu sein, doch in diesem Zusammenhang wäre das semantische Bubenstück des Ineinssetzens eines Kontinents mit einer zentralistischen politischen Struktur, die überdies nicht einmal dessen geographische Hälfte umfasst, auch noch den Vorletzten aufgefallen („Was hat Europa für mich getan? Urlaub auf Mallorca”).
„Ein billigeres Lockangebot als abgeschaffte Roamingkosten, um bei der Europawahl ‚EU-freundlich’ zu wählen, kann ich mir kaum ausdenken”, notiert Leser ***, der mir das Foto sandte. „Drollig finde ich auch den Gedanken, ohne die EU sei ein Urlaub in Mallorca nicht ohne ein Visum möglich. Ich frage mich, für wie intelligenzbefreit das Bahnunternehmen eigentlich seine Kunden hält, und vor allem, warum ein Bahnunternehmen, fast wie in vorauseilendem Gehorsam, Werbung für die EU macht.”
Nun, vielleicht sollen sich die Passagiere ein paar südsonnige Gedanken machen, während sie auf den wie gewohnt verspäteten ICE warten? Ansonsten dürften die drei Kriterien offene Grenzen, Einheitswährung, kein Auslandsaufschlag beim Mobilfunk mit hoher Wahrscheinlichkeit das nahezu komplette Europabild der Generation Fester-Lang-Kühnert repräsentieren. Ich entsinne mich, dass Robert Habeck einmal auf die Frage, was Europa für ihn bedeute, irgendein grenzüberschreitend gültiges Bahnticket nannte.
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Wirklich erheiternd sind die enormen Zuwächse der Blauen und Verluste der Grünen bei den 16- bis 24jährigen. Im irrigen Wähnen, das Jungvolk sei per se grün, haben sie lange dafür getrommelt, dass auch Minderjährige wählen dürfen, und nun das! Tja, gerade die Jungen machen in der Schule, auf den Straßen und mit der Party- und Eventszene ihre einschlägigen Erfahrungen, die sie konservativ stimmen. Geliefert wie bestellt.
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Eigentlich wollte ich heute über die so penetrante wie stupide Wahlwerbung schreiben, mit der die Europawahlen angekündigt bzw. flankiert wurden, doch nun hat es Alexander Wendt bereits und mit der ihm eigenen Gründlichkeit getan, weshalb ich’s lassen kann. Gleich ihm fiel mir auch die immer aufdringlichere Duzerei auf, mit der sich das Establishment, egal über welche Mittelsmenschen, ans Volk wendet.
Von der Umkehrung der Tatsachen im Lande der Hausdurchsuchungen und der Gesinnungskontrolle abgesehen: „Das Duzen”, schreibt Wendt, „bewährt sich als wichtiges Stilmittel, wenn jemand Bürger anzusprechen wünscht; bei diesem Kommunikations-Du handelt es sich um die zeitgemäße Variante des Er im Sinne von: Höre Er jetzt gut zu.)”
Beziehungsweise: „Das trauliche Du wird immer noch/ An das alte Er erinnern” (Heine, „Wintermärchen”, Caput III).
Mir fiel außerdem auf, dass überwiegend Frauen auf den Plakaten für Europa werben, zum Beispiel diese beiden höchstrepräsentativ diversen Mägdelein, die sich auf irgendeinem Hügel die wärmende EU-Fahne umhängen, weil es zur Zeit wegen der Klimakatastrophe hierzulande erfrischend frisch ist.
Dass dieses EU-Europa sich vorwiegend weiblich lesen lässt, finde ich insofern nicht verwunderlich, als es ja auch künftig nach dem Willen der Progressisten Afrika und dem Orient die Beine öffnen soll.
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Die prachtvollste Kampagne aber kommt aus dem Land, in dem der Geßlerhut erfunden, dessen Kreateur aber auch vorzeitig in die ewigen Hatzgründe gesandt wurde (zu Bern wird der Passant ebenfalls geduzt).
Also das hängt doch sehr von den Brüsten ab. In kritisch-abschätzige Gespräche würde ich mich als wohlerzogener Sexist niemals einmischen!
Wer kennt sie nicht, die Würgegeräusche junger Paare bzw. Gruppen neben Schwulen, die sich küssen! (Mitunter machen auch afghanische oder arabische Pärchen Würgegeräusche, aber dann ist meistens Ruhe.)
Das ist mir zu rassistisch. Vielleicht möchte der Passagier nur seinen Willkommensdank zum Ausdruck bringen.
Na klar, in einem solchen Fall muss man helfen; wenn ein Zeitgenosse auf dem erotischen Holzweg ist, soll man es ihm mitteilen.
Tusch!
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Ist Ihnen, by the way, aufgefallen, dass das aktuelle politische Personal zwar gern von Menschenrechten redet, und zwar desto gerner, je grüner, aber man kaum mehr irgendwo das Wort „Bürgerrechte” hört und auch mit den „Grundrechten” äußerst sparsam hantiert wird? Mit den Menschenrechten geht es dem Demos an den Kragen. Die Menschenrechte sind das Schwert, mit welchem die Bürgerrechte enthauptet werden sollen.
Als wir sagten: „Sie werden nichts besitzen und glücklich sein” („You will own nothing and be happy”), vergaßen wir hinzuzufügen: außer Ihren Menschenrechten natürlich; die sind ja unveräußerlich.
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„Diejenigen, die an 72 Geschlechter glauben, ebnen jenen den Weg, die an 72 Jungfrauen glauben.”
(Netzfund)
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Monotonotheismus: Das schöne Wort von Nietzsche, man versteht es angesichts der Levantisierung ’schlands täglich mehr.
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Indem die Bundesregierung der Ukraine Abermilliarden Euro zahlt, unterstützt sie ein Land, dessen Regierung einen Volksbegriff vertritt, der in Deutschland zur Überwachung durch den Verfassungsschutz, zur Einstufung als rechtsextremistisch und gesellschaftlichen Ächtung führen würde.
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Erinnern wir uns: Frau Künast – das ist die junge attraktive Frau, deren Antlitz wie das eines älteren Mannes aussieht, der einen Antifa-Angriff erleiden musste – hat im Bundestag beklagt, dass die Antifa endlich „verlässlich” mit Steuergeldern gefördert werden müsse, und auch die souveräne Zweitplatzierte im Erich-Honecker-Ähnlichkeitswettbewerb hat sich zu den Schlägern bekannt.
Berlin ist aber nicht Weimar. Dafür sind die Rechten zu zahm.
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Willkommen und Abschied.
Im „Bleibergs”, dem ersten koscheren Restaurant Berlins, bleiben seit dem 7. Oktober die Gäste aus. „Plötzlich waren die Räume einfach leer”, sagt der Betreiber. „Deutschland ist kein sicherer Ort mehr für jüdische Menschen.“ Aber auch Berliner hätten seit dem 7. Oktober zum Teil Angst, in ein israelisches Restaurant zu kommen.
Es gibt für Antisemiten gute Gründe, die Ampelparteien zu wählen.
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Netzfund.
Was ist eigentlich innovativ daran, die Wohnungstür abzuschließen, Drei-Liter-Dieselmotoren mit Doppel-Turbo zu bauen, Thorium- oder Flüssigsalzreaktoren zu benutzen, um den billigsten und umweltverträglichsten Strom zu erzeugen, oder Kinder mit Mutter und Vater (statt mit zwei Vätern oder gar keinem Vater oder vier Co-Eltern) aufwachsen zu lassen?
Und überhaupt, was ist innovativ am Zähneputzen? Am Tragen von Schuhen? Am Wohnen in Häusern?
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Ich bin ganz Ihrer Meinung, gnädige Frau! Wenn die Erwärmung, sofern sie denn tatsächlich eintritt, die Deutschen etwas südländischer stimmte, ihnen den klemmärschigen Säkularprotestantismus austriebe und zu mehr Desinvolture verhülfe, wäre doch kulturell einiges gewonnen.
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Wetter ist so lange Wetter, bis zu oft Wetter ist; dann ist es Klima – ist das jetzt endlich verstanden worden?