22. Juni 2024

Der „struk­tu­rel­le” Ras­sis­mus ist der Yeti unter den Rassismen.

Gleich­wohl schei­nen von struk­tu­rel­lem Ras­sis­mus durch­setz­te Gesell­schaf­ten einen sire­nen­haf­ten Reiz auf des­sen poten­ti­el­le Opfer auszuüben.

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Neu­er Begriff: Bol­sche­wi­ki­pe­dia.
(Lei­der nicht von mir.)

PS: Das ist der wahr­schein­li­che Begriffspräger.

PPS: Leser *** schickt älte­re Quel­len.

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Der Kin­der­buch­co­au­tor und Trans­for­ma­ti­ons­mi­nis­ter R. Habeck ver­kör­pert die links­deut­sche Gesin­nung per­fekt: Die fami­liä­re Soli­da­ri­tät soll mög­lichst auf die gesam­te Welt, die fami­liä­re Schan­de mög­lichst auf das gesam­te deut­sche Volk aus­ge­wei­tet werden.

Womit wir beim The­ma wären.

Nichts Neu­es unter der Son­ne: Seit 1945 müs­sen sich die bra­ven Deut­schen zunächst von ehe­ma­li­gen Nazis und spä­ter von deren oft­mals links­extre­men Nach­kom­men dar­über beleh­ren las­sen, was für ein schreck­li­ches Volk sie sind und wie Demo­kra­tie rich­tig funk­tio­niert (1990 gesell­ten sich noch ein paar tren­di­ge DDR-Kom­mu­nis­ten zum natio­nal­päd­ago­gi­schen Anti­volks­sturm). Psy­cho­lo­gisch mag das ver­ständ­lich sein, einen NS-Funk­tio­när oder KZ-Wäch­ter im Stamm­baum zu wis­sen, ist äußerst unan­ge­nehm, süh­ne­be­dürf­tig und längst nicht so tole­ra­bel wie ein Tsche­ka-Mann oder Roter Khmer. Ich wüss­te nicht, wie ich dar­auf reagiert haben wür­de, wenn ich erfah­ren hät­te, dass mein Groß­va­ter bei der schwar­zen SS gedient hat. Ob ich ande­re oder am bes­ten gleich alle Welt mit mei­nen Distan­zie­rungs- bzw. Ver­flu­chungs­ri­tua­len behel­ligt haben wür­de, wage ich indes zu bezweifeln.

Ein­schub für Nase­wei­se: Mein Groß­va­ter eins müt­ter­li­cher­seits fiel 1943 als ein­fa­cher Sol­dat (Hee­res­grup­pe Mit­te) an der Ost­front, Groß­va­ter zwei müt­ter­li­cher­seits (also Omas zwei­ter Ehe­mann) zog als Land­ser bis Sta­lin­grad und wur­de mit einem der letz­ten Ver­wun­de­ten-Trans­por­te aus­ge­flo­gen; der Groß­va­ter väter­li­cher­seits arbei­te­te wäh­rend des Krie­ges als Kraft­fah­rer, kei­ner von den drei­en war Pg, kei­ner mei­ner Vor­fah­ren stand nach dem Zusam­men­bruch des Regimes vor irgend­ei­ner Spruch­kam­mer. Das ist der Nor­mal­fall. Im Jahr 1939 leb­ten 70 Mil­lio­nen Men­schen in Deutsch­land, die NSDAP zähl­te zuletzt 8,5 Mil­lio­nen Mit­glie­der (700.000 davon aller­dings in Öster­reich); da jeder Bon­ze, SA- oder SS-Mann auch zugleich Par­tei­mit­glied war*, sind sie in der Sta­tis­tik ent­hal­ten. Wir haben es also mit 8,5 Mil­lio­nen mehr oder weni­ger fana­ti­schen Anhän­gern der NS-Ideo­lo­gie zu tun, wobei sich natür­lich in der NSDAP eben­so vie­le Kar­rie­ris­ten, Mit­läu­fer und Hin­ein­ge­nö­tig­te ver­sam­mel­ten wie spä­ter in der SED oder unlängst bei den Demos gegen „rechts”. So oder so: Die ech­ten Nazis waren eine Min­der­heit im Reich, Funk­ti­ons­trä­ger, Beam­te in Repres­si­ons­mi­nis­te­ri­en, SS-Offi­zie­re, Schreib­tisch­tä­ter und schließ­lich Mas­sen­mör­der waren wie­der­um Min­der­hei­ten in die­ser Min­der­heit, wes­halb es heu­te zwar eine üppi­ge Schar von Nazi-Nach­kom­men geben mag, aber in der Mas­se der Unbe­las­te­ten bil­den sie nur eine Mino­ri­tät. Außer­dem exis­tiert eine Kol­lek­tiv­schuld eben­so­we­nig wie eine Erbschuld.

(*PS: Ein Groß­teil der SA-Män­ner sei nicht zugleich Par­tei­mit­glied gewe­sen, lese ich in einem Arti­kel der JF, der sich mit der Ermor­dung von Röhm und der Ent­mach­tung der SA im Som­mer 1934 beschäf­tigt. Die SA wur­de danach aller­dings immer bedeu­tungs­lo­ser, ihre Mit­glie­der­zahl sank von 4,5 Mil­lio­nen auf unter eine Mil­li­on anno 1940.)

Für ein „Gefühl von Schuld”, zumal ein öffent­lich zele­brier­tes, muss man also prä­de­sti­niert sein, durch­aus auch im geschäft­li­chen Sin­ne: Es muss ein Ertrag dabei her­aus­sprin­gen. Man wird zwar nicht ermit­teln kön­nen, wie hoch der pro­zen­tua­le Anteil der­je­ni­gen ist, die ihre ver­meint­li­che Erb­schuld zur öffent­li­chen Ange­le­gen­heit machen, indem sie die­se gut völ­kisch ver­all­ge­mei­nern, doch ich unter­stel­le mal, auch der Aller­welts­lin­ke mit NS-Pedi­gree geht ungern mit den Unta­ten sei­ner eige­nen Vor­fah­ren hau­sie­ren und wenn, dann um deren Schuld öffent­lich stell­ver­tre­tend abzu­tra­gen, sich von ihr rein­zu­wa­schen, sei­nen mora­li­schen Hei­li­gen­schein zu polieren.

Nun gehört also auch Habeck offi­zi­ell zu jener aus fami­li­en­ge­schicht­li­chen Grün­den beson­ders patrio­pho­ben Sperr­mi­no­ri­tät. Aber spielt das eine Rol­le? Ist das eine Nach­richt? Doch, doch, durch­aus. Habeck fand zwar das deut­sche Volk „immer schon zum Kot­zen” und mach­te sich folg­lich dar­an, des­sen Wirt­schaft gemäß der Exor­zis­men des Hen­ry Mor­genthau jun. umzu­bau­en, doch wäh­rend sei­ne Grou­pies ihn für einen wei­sen Über­zeu­gungs­tä­ter hiel­ten, taucht jetzt der schnö­de Ver­dacht auf, er bewäl­ti­ge ledig­lich ein Fami­li­en­trau­ma. Als typi­scher Sof­tie hat­te Robert der Drei­ta­ge­bär­ti­ge die Ver­werf­lich­keit sei­ner Vor­fah­ren nicht auf der Zun­ge getra­gen – der Urgroß­va­ter war ein Ver­trau­ter von Goeb­bels, SS-Bri­ga­de­füh­rer (ent­spricht dem Gene­ral­ma­jor) und ver­ur­teil­ter Kriegs­ver­bre­cher, der Groß­va­ter SA-Ober­sturm­füh­rer –, was ihm nun von man­chen enga­gier­ten Ver­gan­gen­heits­be­wäl­ti­gern der 3. oder 4. Gene­ra­ti­on übel ange­merkt wird (ach­ten Sie bit­te auch auf „Rea­ders added con­text”).

Habeck und sei­nes­glei­chen set­zen das deut­sche Volk his­to­risch mehr oder weni­ger mit den Nazis gleich – irgend­ei­ne Betriebs­nu­del aus dem Ham­bur­ger Robert-Fan­club Die Zeit schlug mal vor, man möge künf­tig alle Deut­schen als „Men­schen mit Nazi­hin­ter­grund” stig­ma­ti­sie­ren –, wor­aus eben die grün­ro­te poli­ti­sche Devi­se folgt, die­ses Volk samt sei­ner wöl­fi­schen Sub­stanz sol­le nach umge­kehr­ten Nürn­ber­ger Ras­sen­ge­set­zen mäh­lich „aus­ge­dünnt” (Fischer­jo­ckel) resp. aus­ge­tauscht wer­den und der­mal­einst am bes­ten ganz ver­schwin­den. Manch­mal, in sen­ti­men­ta­len Momen­ten, den­ke ich mir, sie haben ja recht; ich muss mir nur anschau­en, wie sich gro­ße Tei­le die­ser Deut­schen in ihrem Meu­ten­bil­dungs­be­ha­gen, ihrer stre­ber­haf­ten Staats­fröm­mig­keit, ihrer Anpas­sungs­lust und ihrem laten­ten Sadis­mus sogar beim „Kampf” gegen „Nazis” wie Nazis auf­füh­ren, um an den unaus­rott­bar auto­ri­tä­ren Cha­rak­ter der Almans zu glau­ben. Wenn nur Habeck und sei­ne Cote­rie mit­ver­schwin­den! Ande­rer­seits: … – nun ja, Sie ken­nen inzwi­schen mei­nen Sermon.

Fürs ers­te emp­fin­det der Bun­des­wirt­schafts­mi­nis­ter also Schuld.

Ob Robert der „Nach­denk­li­che” (J. Kau­be) je die süh­nen­de Selbst­ent­man­nung erwog? Die Zeit wird es berichten.

Ich erin­ne­re mich gut, dass ich anno 1990, noch nicht ganz wie­der­ver­ei­nigt, aber auf dem bes­ten Wege, eine TV-Spiel­film­do­ku­men­ta­ti­on über den Ham­bur­ger Jour­na­lis­ten Die­ter Gütt sah, der unter der sich anbah­nen­den deut­schen Ein­heit der­ma­ßen gelit­ten hat­te, dass er, nach dem (im Film) wie­der­hol­ten Abmur­meln ger­ma­no­pho­ber Verwünschungen, von eige­ner Hand aus dem Leben schied. Der Tages­the­men-Mit­be­grün­der und stern-Vize hielt die deut­sche Ein­heit schlech­ter­dings für uner­laubt, wie der auto­bio­gra­phisch tie­fen­ver­lo­ge­ne G. Grass und ande­re Tos­ka­na­deut­sche auch, und er fand es folg­lich in Ord­nung, dass die Ossis auf der Pech­sei­te der Mau­er die deut­sche Schuld für ihn mit abtru­gen. In gewis­ser Wei­se rich­te­te sich sein Affekt gegen u.a. mei­nen Bei­tritt zur BRD – er wür­de es mir heu­te ange­sichts mei­ner fröh­li­chen Betei­li­gung an aller­lei Mikro­rechts­ru­cken wahr­schein­lich noch­mals bestä­ti­gen. Ich wuss­te damals noch nicht wirk­lich Bescheid dar­über, dass der Eifer, mit wel­chem jemand bei der soge­nann­ten Ver­gan­gen­heits­be­wäl­ti­gung mit­tat, ent­we­der die Zer­knir­schungs­si­mu­la­ti­ons­be­reit­schaft oder den aus tat­säch­li­cher Zer­knir­schung rüh­ren­den Dach­scha­den der betref­fen­den Per­son so ver­läss­lich anzu­zei­gen ver­moch­te wie ein Fie­ber­ther­mo­me­ter die Kör­per­tem­pe­ra­tur (und man im Ein­zel­fall nur noch her­aus­fin­den muss­te, um wel­chen der bei­den Typen oder wel­che Misch­form es sich han­delt); gleich­wohl schien mir Gütts Ver­si­on wei­land eine etwas übertriebene, aber irgend­wie auch kon­se­quen­te Art der Ver­gan­gen­heits­be­wäl­ti­gung zu sein. Sein Vater Arthur Juli­us Gütt, von Beruf Arzt, war in den zwölf maß­geb­lichs­ten deut­schen Jah­ren Minis­te­ri­al­di­re­kor, SS-Bri­ga­de­füh­rer und mit­ver­ant­wort­lich für das NS-Erb­ge­sund­heits­pro­gramm („Gesetz zur Ver­hü­tung von erb­kran­kem Nach­wuchs”) gewe­sen, und nur vor die­sem Hin­ter­grund gewinnt der Casus Gütt Plau­si­bi­li­tät. Es han­del­te sich um eines jener Fami­li­en­dra­men, in denen die Vater­an­kla­ge nach­träg­lich zur Kol­lek­tiv­ver­ur­tei­lung erwei­tert wur­de. Die Ver­grö­ße­rung des Schuld­kol­lek­tivs bedeu­te­te natür­lich, gleich der Ver­dün­nung eines Gif­tes, eine Ent­las­tung der eige­nen Tätervorfahren.

Typisch für die­se Kon­stel­la­ti­on war auch das Per­so­nal des soge­nann­ten His­to­ri­ker­streits, wo die Front­li­ni­en zwi­schen den Kom­bat­tan­ten ziem­lich exakt ent­lang der Ver­gan­gen­heit der Väter ver­lie­fen: Die Nazi-Söh­ne fühlten sich hin­rei­chend schul­dig, um jeden Zwei­fel an der ver­meint­li­chen Unver­gleich­bar­keit der NS-Ver­bre­chen für erstickenswürdig zu hal­ten, wäh­rend die fami­li­är unvor­be­las­te­ten Nol­te, Fest et al. meuch­lings nach einer ergeb­nis­of­fe­nen Dis­kus­si­on ver­lang­ten. Nicht die heh­re Auf­klä­rung soll­te schließ­lich tri­um­phie­ren, son­dern die ana­chro­nis­ti­schen Blutsbande.

Die Täter-Nach­kom­men behiel­ten die Ober­hand und erober­ten die Öffent­lich­keit. Wir haben es mit zwei bis drei defor­mier­ten Gene­ra­tio­nen zu tun, zunächst den Tätern sel­ber, die so gut wie nie Reue ent­wi­ckel­ten und sich auch bei den größ­ten Schänd­lich­kei­ten auf Pflichterfüllung und Befehls­not­stand berie­fen (wäh­rend unter ihren unbe­las­te­ten Zeit­ge­nos­sen vie­len Nach­kriegs­zeug­nis­sen zufol­ge bereits allent­hal­ben die Reue blühte), sodann mit den Kohor­ten von Kin­dern und Enkeln, die sich stell­ver­tre­tend schul­dig fühlen und mög­lichst die gesam­te Nati­on mit in Haft neh­men wol­len, wor­aus das muf­fi­ge und unfreie geis­ti­ge Kli­ma hier­zu­lan­de resul­tiert. Der Autor und Ver­le­ger Wolf Jobst Sied­ler, selbst aus unbe­las­te­ter Fami­lie stam­mend, bemerk­te ein­mal, man wer­de nie einen unab­hän­gi­gen, von Nebenüberlegungen frei­en Gedan­ken von jeman­dem hören, der sel­ber mit­ge­macht habe oder aus Ver­hält­nis­sen von Mit­ma­chern stam­me. Sie wer­den folg­lich von Leu­ten wie Robert Habeck oder Jür­gen Trit­tin, des­sen Vater als Ober­sturm­füh­rer bei der Waf­fen-SS dien­te, wes­halb der Fili­us sich den Mao­is­ten und Trotz­kis­ten anschloss, nie­mals einen unab­hän­gi­gen, von Nebenüberlegungen frei­en Gedan­ken vernehmen.

Dass es vor allem die Abkömm­lin­ge von NS-Tätern waren, die in Deutsch­land die Ver­gan­gen­heits­be­wäl­ti­gung als gesell­schaft­li­ches Kern­ri­tu­al eta­blier­ten, wäre übrigens nur dann ein impo­nie­ren­des Schau­spiel gewe­sen, wenn sie ihre öffent­li­chen Reu­e­dar­bie­tun­gen jemals gegen Wider­stän­de hät­ten durch­set­zen oder dafür Nach­tei­le in Kauf neh­men müssen. Statt­des­sen haben sie ver­sucht, mög­lichst auch die­je­ni­gen anzu­bräu­nen, deren Vor­fah­ren sau­ber – nicht „anstän­dig” (Himm­ler) – geblie­ben waren, und ihnen eine feh­len­de Schuld­über­nah­me­be­reit­schaft zu attes­tie­ren. Und natür­lich den Deut­schen gene­rell eine Rück­fall­ge­fahr zu unterstellen.

Ein mir beson­ders lie­bes Exem­pli­fi­kat eines gegen Rechts und Frei­heit kämp­fen­den und sei­ne Auto­ag­gres­sio­nen auf den nicht­lin­ken Teil der Gesell­schaft umlei­ten­den Nazinach­kom­men ver­kör­pert der Jour­na­list Cordt Schnib­ben (Zeit, Spie­gel). Die Schrott­sam­mel­stel­le weiß: „Sowohl Schnib­bens Vater Georg als auch sei­ne Mut­ter Elfrie­de Schnib­ben waren über­zeug­te Natio­nal­so­zia­lis­ten. Erst nach dem Tod des Vaters erfuhr Schnib­ben, dass bei­de Eltern kurz vor Kriegs­en­de an einem poli­tisch moti­vier­ten Mord an einem unbe­waff­ne­ten Zivi­lis­ten betei­ligt gewe­sen sei­en, bei dem der spä­ter wegen Bei­hil­fe zum Tot­schlag ver­ur­teil­te Vater als Frei­wil­li­ger des ‚Frei­korps Adolf Hit­ler’ zu den Haupt­tä­tern gehört habe, wor­über Schnib­ben im April 2014 in einem aus­führ­li­chen Essay berichtete.”

Der Sohn tat, was man in den Krei­sen der Ursa­che-Wir­kungs-Ver­tau­scher eben so tat: Er trat jener Par­tei bei, deren Vor­gän­ger­trup­pe sich mit der NSDAP einen Wett­streit gelie­fert – und ihn ver­lo­ren – hat­te, wer wen in Lager sper­ren darf. Schnib­ben wur­de Mit­glied der DKP und stu­dier­te ein Jahr Gesell­schafts­wis­sen­schaf­ten in Ost­ber­lin, wei­land Haupt­stadt der DDR. GeWi galt in der Zone als klas­si­sches Arsch­loch­stu­di­um. Die­ses Stu­di­en­jahr wur­de Schnib­ben im Wes­ten sogar aner­kannt, denn der Bub mit dem Cha­rak­ter­kopf fand die Geis­ter, denen er glich, an der Uni Bremen.

Ein beson­ders schwe­rer Fall der Coac­ti­va memo­ria ist der Mor­bus Frank. Niklas Frank, Sohn des Gene­ral­gou­ver­neurs von Polen Hans Frank, wel­cher 1946 zu Nürnberg ver­dien­ter­ma­ßen durch den Strang vom Leben zum Tode beför­dert wur­de, prahlt seit vie­len Jah­ren damit, Nach­kom­me eines natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Groß­ver­bre­chers zu sein; er hat meh­re­re Bücher dar­über geschrie­ben (Dis­kre­ti­on sei heu­te des Wider­wort zu allem, notier­te Botho Strauß). So ver­si­cher­te Frank juni­or dem Publi­kum, dass er jenes Foto sei­nes Vaters, das die Alli­ier­ten unmit­tel­bar nach der Hin­rich­tung schos­sen, die Schlin­ge noch um den Hals, stän­dig bei sich tra­ge, um sich zu ver­ge­wis­sern, dass die Vater­bes­tie tat­säch­lich tot sei, wobei ihm das Bild zugleich ver­deut­li­che, dass er ihn nie los wer­de. Sein Schick­sal – ich mei­ne den Fili­us – ist bekla­gens­wert, er macht geschäft­lich das Bes­te dar­aus, und man soll ihm vie­les nach­se­hen, sogar in einer ohne­hin vater­lo­sen Gesell­schaft. Nur eines aller­dings nicht, näm­lich dass auch er recht unge­niert ver­sucht, aus der kon­kre­ten Schuld sei­nes Dad­dys und all der ande­ren NS-Vög­te und ‑Schläch­ter eine Schuld der Deut­schen zu machen, die sei­nen Dar­le­gun­gen zufol­ge sogar bis in die von ihm mit sei­nen Exhi­bi­tio­nis­men trak­tier­te Gegen­wart währt. Dass ein Nazi­sohn ein Nazi­volk her­bei­fa­bu­liert, mag, wie gesagt, ein psy­cho­lo­gisch ver­ständ­li­cher Vor­gang sein, inso­fern er sei­nen Gene­ral­gou­ver­neurs­pa­pa mehr oder weni­ger unbe­wusst teil­zu­ent­las­ten sucht, indem er mög­lichst vie­le Deut­sche mit auf die Ankla­ge­bank zu set­zen wünscht, aber das – da wer­de ich ganz unsen­ti­men­tal – müssen die Nazi-Nach­kom­men schon mit sich sel­ber aus­ma­chen. Die­se Jacke zieht sich unser­eins ganz gewiss nicht an.

Das alles besä­ße eine gewis­se Atriden­taug­lich­keit, wenn die Söh­ne, Töch­ter und Enkel nicht so erschüt­ternd tri­vi­al wären. Die „Ver­gan­gen­heits­be­wäl­ti­gung” ist, von ein­zel­nen Fäl­len ech­ter Zer­knir­schung (ich blei­be bei die­sem Begriff) abge­se­hen, eine Show, ein poli­ti­sches Mit­tel der Lin­ken im Kampf gegen die Rech­ten und vor allem Geld- und Job­be­schaf­fung, eine Mischung aus Psy­cho­ana­ly­se, ABM-Pro­gramm und einem Drit­ten (dies­mal auto­ag­gres­si­ven) Puni­schen Krieg. Die schlau­en Instal­lie­rer der Ree­du­ca­ti­on haben sich damals gedacht: Lasst die Deut­schen die Sache mal selbst erle­di­gen, sie wer­den auch im Besiegt­sein die größ­ten Stre­ber aller Zei­ten sein. Und so ist es gekom­men. Die Ver­teu­fe­lung der Nati­on durch die deut­schen Wort­füh­rer ist ein welt­weit sin­gu­lä­res Phänomen.

Die Poin­te besteht dar­in, dass man aus Hit­ler die Ver­kör­pe­rung des natio­na­len Prin­zips gemacht hat, wo der Füh­rer doch immer nur an die Ras­se glaub­te, in Ras­sen­ka­te­go­rien dach­te, und 1945 dem deut­schen Volk, das sich dem „stär­ke­ren Ost­volk” als unter­le­gen erwie­sen hat­te, ent­täuscht den Unter­gang wünsch­te. In gewis­ser Wei­se erfül­len Habeck und Sei­nes­glei­chen Hit­lers letz­ten Wunsch, indem sie alles Deut­sche bekämp­fen, ob nun durch Mas­sen­mi­gra­ti­on oder Wirt­schafts­de­mo­lie­rung, als habe der Füh­rer es noch per­sön­lich befohlen.

***

Zum Vori­gen ergänzt Leser ***:

„Hier geht es in Wirk­lich­keit um eine ganz ande­re, hoch­in­ter­es­san­te und wich­ti­ge Fra­ge: War­um kom­men Men­schen in Füh­rungs­po­si­tio­nen? Anstatt über fami­liä­re Schuld soll­te man lie­ber über fami­liä­re ‚Kul­tur’ und Gene­tik nach­den­ken, die es meh­re­ren Gene­ra­tio­nen die­ser Fami­li­en ermög­licht hat, in ganz unter­schied­li­chen poli­ti­schen Regi­men in Füh­rungs­po­si­tio­nen zu gelan­gen. Die­se Bei­spie­le sind dafür beson­ders geeig­net, da es sich weder um pri­vi­le­gier­ten rei­chen Adel noch um her­aus­ra­gen­de Gewin­ner der gene­ti­schen Lot­te­rie handelt.
Im Grun­de wären die­se Fami­li­en her­vor­ra­gen­de Stu­di­en­ob­jek­te zur Unter­su­chung einer Fra­ge, die man sich im Klei­nen (Ver­ein, Betrieb, Gewerk­schaft…) und im Gro­ßen (Poli­tik) immer wie­der stellt: Wie kom­men gera­de die­se Per­so­nen an die Spit­ze, die weder beson­ders attrak­tiv, stark, intel­li­gent, gebil­det, cha­ris­ma­tisch oder reich sind? Wenn sich der Erfolg durch meh­re­re Gene­ra­tio­nen zieht, aber auf­grund his­to­ri­scher Umbrü­che nicht als Pri­vi­leg ver­erbt wur­de, son­dern von jeder Gene­ra­ti­on wie­der von Null erar­bei­tet wur­de, kann es sich eigent­lich nicht um Zufalls­tref­fer han­deln, ins­be­son­de­re wenn es eine gan­ze Rei­he sol­cher Fami­li­en Erfolgs­se­ri­en gibt. Jen­seits von gutem Aus­se­hen und mess­ba­rer Intel­li­genz muss es also ver­erb­ba­re Merk­ma­le geben, die den Auf­stieg in lei­ten­de Posi­tio­nen ermög­li­chen, also sowohl das Bedürf­nis zu füh­ren wecken, als auch die Akzep­tanz als Anfüh­rer durch die Her­de ermöglichen.
Brau­chen wir neben dem IQ noch ande­re Koef­fi­zi­en­ten um die tat­säch­li­che hier­ar­chi­sche Schich­tung unse­rer Gesell­schaft zu erklä­ren? Einen PQ (Pri­mi­ti­vi­täts­ko­ef­fi­zi­ent)? Einen VQ (Ver­schla­gen­heits­ko­ef­fi­zi­ent)? Einen TQ (Tef­lon Koef­fi­zi­ent)? Einen KQ und NQ (Kor­rup­ti­ons- und Netz­wer­ker Koeffizient)?”
Na was denn sonst!

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„Lin­ker Miss­griff, beim Begraben
Deutsch­land auf­ge­weckt zu haben.”
Marc Pommerening

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Nach­dem die Quo­ten­frau­en das Niveau an den Uni­ver­si­tä­ten nach­hal­tig ver­edelt haben, müs­sen sich die Quo­ten­mi­gran­ten kaum noch nach irgend­ei­ner Decke – nicht mal einer glä­ser­nen – strecken.

Einer von ihnen teilt via FAZ mit:

Klar, ich zum Bei­spiel. Aber es geht um den nach­ge­ra­de schon legen­dä­ren Tweet von Kat­rin Törin-Eckardt.

Vie­le Kar­tof­feln hiel­ten den Spruch näm­lich für ras­sis­tisch. Sie irren sich, sagt ein wirk­li­cher Exper­te für Rassenfragen.

Prof. Karim Ferei­doo­ni ist Mit­glied der „Lehr- und For­schungs­ein­heit Fach­di­dak­tik” an der Fakul­tät für Sozi­al­wis­sen­schaft der Uni Bochum. Sei­ne „For­schungs­schwer­punk­te”, bekennt er – Pro­fes­sor, man muss es immer wie­der beto­nen, heißt ja Beken­ner – auf sei­ner Web­sei­te, heißen:

  • Ras­sis­mus­kri­tik in päd­ago­gi­schen Institutionen
  • Schul­for­schung und Poli­ti­sche Bil­dung in der Migrationsgesellschaft
  • Diver­si­täts­sen­si­ble Lehrer*innenbildung

Ganz har­te empi­ri­sche Wis­sen­schaft also. Im FAZ-Gespräch erklärt er:

Von Deutsch­land (und den USA) viel­leicht abgesehen.

Das hier – der­glei­chen pas­siert jeden Tag über­all in ’schland – war kein Rassismus!

Es gibt kei­nen Ras­sis­mus gegen Wei­ße, denn es gibt kei­ne Ras­sen; Wei­ße haben Ras­sen erfun­den, um ande­re erfun­de­ne Ras­sen zu quä­len und zu ernied­ri­gen, und dafür haben Wei­ße letzt­lich auch den Film erfun­den. Unser Exis­tenz­hin­ter­grund­ver­edel­ter betreibt zwar nur auf einem Blöd­sinns­lehr­stuhl Migra­ti­ons­pro­pa­gan­da, aber so unge­bil­det kann kein in Deutsch­land lizen­zier­ter Proff sein – wobei mich manch­mal der Ver­dacht anweht, dass es nicht mal auf dem Ticket der NSDAP und der SED der­ma­ßen dum­me Pro­fes­so­ren gab wie auf dem Ticket der Woke­ness –, dass er nichts weiß vom inner­schwar­zen Ras­sis­mus, von der Aver­si­on der meis­ten Ost­asia­ten gegen­über Schwar­zen, vom Ras­sis­mus der Mus­li­me gegen­über den von ihnen ver­schlepp­ten Neger­skla­ven, deren männ­li­chen Teil sie kas­trier­ten und so zu Hun­dert­tau­sen­den töte­ten (hier, ein biss­chen scrol­len), um nur eini­ge Exem­pel aus der nicht­wei­ßen His­to­rie des guten alten Ras­sis­mus anzu­füh­ren. Mit ande­ren Wor­ten: Der Mann ver­tritt Inter­es­sen und belügt sein Publi­kum bzw. bedient des­sen eige­ne Verlogenheit.

Ferei­doo­ni hat die Bun­des­re­gie­rung (Kabi­nett Mer­kel IV) „zur Bekämp­fung von Rechts­extre­mis­mus und Ras­sis­mus” und das Bun­des­mi­nis­te­ri­um des Innern „im Unab­hän­gi­gen (!) Expert*innenkreis (!) Mus­lim­feind­lich­keit(!)” bera­ten (!). Sein Name weist dar­auf hin, dass er zu den Glück­li­chen gehört, denen offi­zi­ell Ras­sis­mus zuteil wird – jeden­falls theo­re­tisch, und struk­tu­rell dann in hohem Maße –, was in sei­nem Fall die gesam­te Kar­rie­re über­haupt erst ermög­licht hat. Ich könn­te jetzt sagen: Wenigs­tens müs­sen Sie ihn nicht finan­zie­ren, aber das stimmt ja auch nicht. Den­ken Sie stets dar­an, wenn Ihre Steu­ern in die Taschen sol­cher Figu­ren flie­ßen: Es gibt kei­nen Ras­sis­mus gegen Weiße.

***

Zu mei­nen Scho­li­en über die Por­no­gra­phie (Acta vom 19. Juni) schreibt Leserin ***:

„Im Wes­ten gibt es Frei­heit? Der Witz war gut. Sicher gibt es sehr viel Frei­heit in bestimm­ten Din­gen – in ande­ren dage­gen viel weni­ger, und sie wird ja auch immer wei­ter ein­ge­schränkt, dar­über schrei­ben Sie ja selbst sehr oft. Inzwi­schen gibt es hier zahl­rei­che Mel­de­por­ta­le, und die Über­wa­chung bestimm­ter Leu­te muss sich hin­ter Sta­si­ak­ti­vi­tä­ten nicht mehr ver­ste­cken – sie kön­nen es genau so gut. Nur dass ein GV heut­zu­ta­ge wohl kei­ne Rol­le mehr spielt.

Habe schon kurz nach der Wen­de im Betrieb, wo ich arbei­te­te, gemerkt, dass man unter Kol­le­gen auch im Wes­ten nicht alles sag­te und genau so vor­sich­tig war wie zu DDR-Zei­ten. Kein Zuge­winn an Frei­heit, im Gegen­teil, Beam­te haben sich über­haupt nicht mehr poli­tisch geäu­ßert. Sicher gab es die Rei­se­frei­heit – das war auch das Bes­te an der Wen­de. Aber womit haben wir das bezahlt, und ich mag mir nicht aus­den­ken, womit wir das noch bezah­len müs­sen – womög­lich mit einem Krieg.

Sehr gut fand ich das Gespräch von Prof. Ulri­ke Gué­rot mit Phil­ip Hopf über die Tak­ti­ken der Pro­pa­gan­da. Was hier auf die­sem Gebiet abläuft, das über­trifft die DDR-Pro­pa­gan­da bei wei­tem. Genau­so wer­den Fak­ten ver­schwie­gen, ande­re dage­gen auf­ge­bauscht. Ich hät­te mir nach der Wen­de nie­mals gedacht, dass es mal so kom­men wür­de. Übri­gens gehört eine gute Bil­dung auch zur Frei­heit und ist viel­leicht wich­ti­ger als ande­re Din­ge. Und die hat­ten wir in der DDR sehr wohl. Das sieht man heu­te noch, wenn man die poli­ti­schen Erkennt­nis­se oder Wahl­er­geb­nis­se im Osten betrachtet.”

***

Der inne­re Phy­sio­gno­mist will das noch los­wer­den. Schau­en Sie in die­ses Gesicht. Was ent­de­cken Sie?

a) Red­lich­keit
b) Intelligenz
c) Humor
d) Schneid
e) Schläue
f) Verschlagenheit
g) Feigheit
h) laten­te Aggressivität
(Mehr­fach­nen­nun­gen nötig)

PS: „Kat­ge­orie i) fehlt: Abso­lu­te Leere.”
(Leser ***)

Leser *** ergänzt: „Bit­te berück­sich­ti­gen Sie bei Ihrer Fra­ge, dass die Ant­lit­ze die­ser Figu­ren lei­der durch eine com­pu­ter­ge­stütz­te Auf­ar­bei­tung lau­fen, die sicher über Pho­to­shop usw. hin­aus­geht. Dadurch dürf­te unser unter­schwel­li­ger Phy­sio­gno­mie-Instinkt aus­ge­he­belt wer­den. Mir war z.B. auf­ge­fal­len, dass der berühmt gewor­de­ne SPD-Kan­di­dat, der beim Pla­kateauf­hän­gen ver­prü­gelt wor­den war, auf älte­ren Fotos voll­kom­men anders aus­sah als auf sei­nen Wahl­pla­ka­ten. Der Ein­wand des Lesers, die Kate­go­rie ‚Lee­re’ feh­le, ist ver­mut­lich in die­sem Zusam­men­hang begrün­det. Die Bild­be­ar­bei­tung ver­nich­tet das, was ech­te Anzei­ger sein könnten.”

 

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