Alleinwohnsteuer: der Sozialismus in einem Begriff.
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Ein „völkisches Weltbild” dürften ungefähr 95–98 Prozent der Erdbevölkerung haben. Also praktisch alle Welt außer der Handvoll „Anywheres” in ihren jeweils gerade aktuellen großstädtischen Domizilen bzw. Golfclubs. Jedenfalls fast alle Migranten. Und die Ukrainer erst!
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Frickas Aufforderung „Erwache Mann und erwäge” gehorchend, überflog ich in den vergangenen Tagen die zurückliegenden Jahrgänge dieses Diariums, um zu erwägen, ob ich nun doch alle meine Ankündigungen feil in den Wind schlagen und ein „Worst of Acta 2022–23(24?)” destillieren solle, wie mir Leser immer wieder nahelegen. Ich glaub’, ich tu’s. Einstweilen will ich drei Zitate wiederholen, die ich mir eigens rauskopiert habe, weil ich sie so trefflich finde.
„Ich habe niemals verstanden, warum es ‚Gier’ ist, das Geld zu behalten, das man verdient hat, aber nicht gierig sein soll, das Geld eines anderen haben zu wollen.”
Thomas Sowell
„Du sollst dem Staat schaden, mit Deinem ganzen Herzen und mit Deiner ganzen Seele, damit es Dir wohlergehe und Du lange lebest auf Erden!”
Gustav Meyrink
„Selbst eine freundliche Übernahme hat verheerende Auswirkungen, wenn sie durch Schulabbrecher erfolgt. Dagegen wäre selbst eine unerwünschte Übernahme durch Genies eine Gnade für jedes Land.”
Gunnar Heinsohn
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Geht doch!
Ich frage mich lediglich, warum sie bei TE als Spitzmarke „Hardliner” schreiben. Schließlich existieren in Frankreich inzwischen ganze Stadtgebiete, wo du als Levantiner, Araber oder Afrikaner geboren wirst.
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Es gibt Meldungen, in denen für einen Augenblick ein ganzes Zeitalter aufscheint wie ein Gefechtsfeld unter einer Leuchtkugel.
Der brasilianische Urwaldstamm der Marubo, 2000 Seelen stark, erhielt über Elon Musks Starlink erstmals Zugang zum Internet. Seitdem ist dort nichts mehr wie zuvor. „Als das Internet ankam, waren alle glücklich”, sagt der Stammesälteste, aber nun sei alles schlimm geworden, das Internet habe vor allem die jungen Leute faul, pornosüchtig und sexuell aggressiv gemacht. „Die Marubo, bekannt für ihre Keuschheitsregeln, sehen ihre traditionellen Normen bedroht”, zitiert die Gazette. Das Internet habe den Stamm gespalten in diejenigen, die ihr Leben auf traditionelle Weise weiterführen möchten, und jene, die den Nachmittag lieber mit ihrem Händi verbringen. Einige Stammesmitglieder seien zudem Opfer von Internetbetrügereien geworden.
Und das Positive? Eines der Motive, sich dem World Wide Web anzuschließen, habe darin bestanden, dem abgelegenen Stamm in Notfällen einen schnelleren Zugriff auf Hilfe zu ermöglichen, und es sei auf diese Weise bereits „Leben gerettet“ (und womöglich wieder der Pornographie zugeführt) worden. Als Gewinn empfänden junge Marubos den neuen Zugang zu Informationen, etwa über ihre nähere geographische Umgebung, und zu Bildungsangeboten – als Beispiel wird einer genannt, der Zahnmedizin in Sao Paulo studieren möchte –; außerdem die Möglichkeit, mit entfernt lebenden Verwandten zu kommunizieren.
Die ganze Ambivalenz der technischen Entwicklung offenbart sich in dieser Stammesanekdote. Generell verhält es sich so, dass jede Technik den Menschen zuerst befreit und dann versklavt, wie Don Nicolás bündig zusammenfasste. Die Menschheit ist in die Falle des Internets und der Künstlichen Intelligenz gegangen, und es wird kein Weg daraus zurückführen, nicht einmal mehr in die Exile der Indigenen. Wie üblich befördern solche technischen „Sprünge” alles zugleich: das Gute und das Arge, das Nützliche und das Unnütze, das Geistvolle und das Vulgäre, das Kultivierte und das Obszöne – aber nimmermehr „die Wahrheit des Seins” (St. Martin). Und natürlich mit einem solchen Übergewicht des Widerwärtigen, Gemeinen und Dummen, wie es der Gattung eben eignet.
Der Ekel wächst: weh Dem, der Ekles birgt.
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Apropos Pornographie.
Die Liebe des Progressisten zu Beschmutzung, Hexensabbat, Blasphemie, Obszönität, diesmal in Gestalt einer von anderen kulturell impotenten Kretins „vielfach preisgekrönten Performancekünstlerin und Choreografin” namens Florentina Holzinger.
„Sancta“ – wie denn sonst? – nennt sich die Fotzengala. Wer kennt sie schließlich nicht aus seinem Bekannten- und Kollegenkreis oder aus der Shisha-Bar um die Ecke, die von Klerikern unterdrückte Nonne, die endlich ihre sexuelle Befreiung aus dem katholischen Glaubensgulag erdulden will?
(Link)
Diese Wichtel – ästhetisch frigide, in der Regel nonnenhaft kinderlos, unausgelebt, daseinssinnverödet, aussterbebereit – kommen sich wunder wie freigeistig, kritisch, emanzipiert und couragiert vor, dabei wagen sie sich nur an das Ungefährliche, Wehrlose, längst im Sturm des Zeitgeistes Zerknickte, während ihnen zugleich die Angst vor einem falschen Wort über die andere Religion aus sämtlichen Körperöffnungen mieft.
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Manchmal passt die Werbung zum Text.
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Osten erglüht
Rostock ist jung.
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Unlängst, schlaflos im Hotel, stieß ich in der Schatzkammer Youtube auf ein Interview von Roger Willemsen mit Joachim Fest. Der wahrscheinlich letzte Grandseigneur der deutschen Historikerzunft erinnert sich darin an seine Studentenzeit in Freiburg, einer heute nurmehr noch in woker Geistesfeindschaft und Illiberalität erstarrten Universität, an welcher zu studieren weiland eine Freude gewesen sein muss.
Fest entsinnt sich beispielsweise einer Vorlesung seines Germanistikprofessors über die „vier Phänotypen der abendländischen Literatur”: Don Quichotte, Don Juan, Faust, Hamlet. Wer sich ausmalt, heute träte in Freiburg ein Literaturprofessor mit einem solchen thesenstarken Vortrag ans Pult, hört förmlich das Aufjaulen des Feminats und der Poststrukturalisten. Aber es ist wahr.
Das ganze Interview ist hörenswert. Fest zählte noch zu jenen Historikern, die wussten, dass ihr Fach mehr zur Literatur als zur Wissenschaft gehört, dass letztlich immer Menschen und nicht Strukturen Geschichte machen, und dass die Sprache, das Einfühlungsvermögen sowie die Phantasie des Historikers eine Vergangenheit weit eindrücklicher zum Leben erwecken als Statistiken, Entwicklungsschemata, angebliche Kausalitäten und im jeweils angesagten Sinne gezogene „Lehren”. Wer „eine Zeit begreifen“ wolle, bemerkte er einmal, werde allein aus „pedantisch zusammengetragenen Materialhaufen kein lebendiges Bild gewinnen“. Auch dem „Konzept” Fortschritt stand er recht reserviert gegenüber; wenn er überhaupt irgendetwas aus seinen historischen Studien gelernt habe, sagte er mir gegenüber einmal, dann dass jeder Fortschritt mit enormen Verlusten bezahlt werde.
Joachim Fest glaubte nicht an die Aufklärung, ohne ihr völlig abzuschwören, das war die Lektion der Nazijahre. An seinem Beispiel kann man gut studieren, dass der Skeptizismus und mit ihm das skeptische, allen Bon Sauvage-Predigern und Wolkenkuckucksheimverheißern zutiefst misstrauende Menschenbild der recht eigentliche Kern des Konservatismus ist.
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Es wird ein schwacher Trost sein, aber immerhin ein Trost, wenn unsereins am Ende seines Lebens zu sich sagen kann: Wenigstens bist du nicht völlig trivial gewesen.
PS: Das „völlig” könne ich getrost streichen, meint Freund ***.