* Korrekt muss es heißen: „Döp-dödö-döp, döp-dödö-döp”, wie mich Leser *** belehrt; „Döp döp döp dödödöp döp döp!” entsprang Herrn Hans-Peter Baxters alias „Scooters” Gehirn, werde zwar ebenfalls auf Tätervolksfesten in dessen Abwesenheit aufgeführt, aber bislang offenbar ohne Konnotation mit „rassistischem” Gedankengut.
Im Märchen „Ali Baba und die vierzig Räuber” markiert einer der Räuber das Haus Ali Babas mit einem Kreuz, damit seine Komplizen es später schnell finden können. Doch die kluge Sklavin Mardschana entdeckt das Zeichen auf der Tür ihres Herren, ahnt Übles und malt Kreuze auf sämtliche Haustüren in der Umgebung. Als die Banditen in der Stadt auftauchen, um Ali Baba den Garaus zu machen, stehen sie verwirrt vor den vielen markierten Eingängen und ziehen unverrichteter Dinge wieder ab.
An diese Geschichte aus Tausendundeiner Nacht musste ich denken, als ich las, dass nach dem Zivilisationsbruch zu Kampen auf Sylt, wo von enhemmten rassistischen Horden auf einer Party zur Melodie eines Disco-Hits die volksverhetzende Parole „Alles für Deutsch…”, nein, „Deutschland den Deutschen, Ausländer raus” gegrölt worden war, und, sobald die grauenhafte Nachricht die Runde gemacht und führende Vertreter der politischen Klassen mit aschfahlen Gesichtern ihren Abscheu in die Öffentlichkeit geächzt hatten und der Staatsschutz stracks zu ermitteln begann, sofort überall Nachahmungstäter wie Giftpilze aus dem zivilgesellschaftlich immer noch nicht hinreichend mit Schadgesinnungsbekämpfungsmitteln keimbefreiten Boden schossen, die das böse Lied wieder und wieder sangen. Beziehungsweise grölten.
Quatsch, das war die falsche Meldung, die haben doch gar nicht gesungen. Oder was anderes. Sonst hätte doch der Staatssicherheitsschutz ermittelt, und die Genossen Medienschaffenden hätten einen Skandal daraus gemacht! Wo leben wir denn?
Aber die hier, die haben gesungen. Beziehungsweise gegrölt.
Ja, und die auch!
Ob in diesem Falle der Anlass zur Sorge auch genutzt wird, um sich wirklich Sorgen zu machen – müssen Ausländer, die „Ausländer raus” rufen, raus? –, war bei Redaktionsschluss noch nicht bekannt.
Sorgenanlässe jedenfalls, wohin man schaut. Als Handy-Klingelton schoss, wie man sagt, das Lied auf Platz 1 der iTunes Charts.
Der Staatsschutz darf jetzt nicht alleingelassen werden. Die Zivilgesellschaft muss sich an den Händen fassen. Kirmes-Veranstalter reagieren bereits zivilcouragiert mit drastischen, aber der Bedrohung angemessenen Maßnahmen. Nie wieder ist jetzt!
Die Arbeitgeber der Nazis von Sylt haben sofort ein Zeichen gesetzt (die Täter von Hassverbrechen müssen, wie man sieht, nicht anonymisiert werden, da sei der Presserat vor).
Für die Gröler ist jetzt erst einmal Schluss mit Party und Sozialleben, strenggenommen überhaupt mit Leben. Die deutsche Demokratie ist wehrhaft!
Was aber, und damit zurück zu Ali Babas kluger Sklavin Mardschana sowie den berechtigten Sorgen, was aber, wenn nun überall im Land auf Partys und Volksfesten, in Kneipen, Büros, ja womöglich sogar auf den Gängen des Bundestags das Döp döp döp dödödöp döp döp! ertönt? So wie seit 24 Stunden in meinem Kopf? Und womöglich mit anderem Text? Etwa:
Deutschland den Deutschen, Grünschwätzer raus, Grünschwätzer raus, Grünschwätzer raus.
… Windräder raus, Windräder raus, Windräder raus.
… Antifa raus.
… Baerböcke raus.
… Rotlügner raus.
… Kriegstreiber raus.
… Hofreiter raus.
… Messerer raus.
… Kopftreter raus.
… Gangficker raus.
(Bilden Sie weitere Beispiele!)
Was, wenn plötzlich auf vielen, vielen Türen Kreuze auftauchen? So viele, dass weder der Staatsschutz und nicht einmal Sawsan „the brain” Chebli sie noch zählen können? Und man überall raunt, dass dieses Lied gar nicht von Nazis gesungen wird, die etwas gegen Ausländer haben, sondern von Leuten, die einfach nur dieser tiefenverlogenen, doppelmoralischen Gesinnungsgouvernantengesellschaft satt sind?
Döp döp döp dödödöp döp döp! Döp-dödö-döp, döp-dödö-döp, Grünheuchler raus! Verbieter raus! Döp-dödö-döp, döp-dödö-döp, Klemmärsche raus!