„Was der Mensch als Gott verehrt,
Ist sein eigenstes Innere herausgekehrt.”
Goethe
Ich wünsche allen Eckladenbesuchern Frohe Ostern!
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Das ist mir fast schon zu tief. Ich meine, es handelt sich lediglich um Islamophobie. Die Islamophilen sind ja tatsächlich islamophob. Sie haben Angst. Ramadanilluminierung und Karfreitagsverhöhnung tragen einen gemeinsamen Namen: Soumission.
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Auf die Unwort-Jury ist Verlass!
Auf den Verfassungsschutzpräsidenten nicht minder.
Das Problem ist das Innenministerium. Dort wirbt man ganz offiziell für Remigration. Offenbar weiß unter der Ägide von Nanny Faeser die linke Hand nicht, was die rechte tut.
(Link)
Mit dem Unwort des Jahres ist nicht die Abschiebung bzw. Rückführung von Migranten gemeint, die sich unerlaubt in ’schland aufhalten, sonst wäre ja der Kanzler selbst, zumindest in seiner Rhetorik, ein Extremist. Es geht ersichtlich um Zeitgenossen, die sich weder in ihrem Verständnis von persönlicher Verantwortung für den eigenen Lebensunterhalt, noch in ihrer Rechtsauffassung, noch in ihrer Art, die Weiber zu behandeln, noch in ihrer stammesgeprägten Alltagskultur recht in die westliche Welt einfügen wollen, so sehr die ihnen mit Pässen, Sozialleistungen, Ramadanbeleuchtung, Kreuzabhängungen und milden Strafen für Willkommensdankabstatter auch entgegenkommen mag.
Louise Meijer, Abgeordnete der regierenden schwedischen Moderaten Sammlungspartei, entschuldigt sich bei ihren Wählern dafür, dass sie früher eine Befürworterin offener Grenzen gewesen ist. In einem Meinungsbeitrag für Expressen schrieb Meijer, Vorsitzende ihrer Partei im Justizausschuss des schwedischen Parlaments, sie habe ihre „Meinung geändert“ und plädiere nunmehr für eine „noch strengere Migrationspolitik als die, die ich damals ablehnte“. Durch die Migration sei Schweden inzwischen „ein völlig anderes Land als Ende des 20. Jahrhunderts“ geworden.
Aber wer hätte das ahnen können? Außer Nazis?
Heute, fährt die durchaus wonnige Maid fort, habe mehr als ein Drittel der schwedischen Bevölkerung einen ausländischen Hintergrund – in mehreren Gemeinden sogar über die Hälfte der Einwohner –, was zu einem grundlegenden Wandel geführt habe („Verwesung ist auch ein Wandel”, sagt Don Nicolás): „Große Teile der Gruppe der Zuwanderer sind nicht autark. Menschen ausländischer Herkunft begehen überwiegend schwere organisierte Kriminalität. Die Kultur der Ehre, Separatismus und Islamismus sind einschränkend und gefährlich.”
Diese Aussagen sind dank der weltweiten Geltung von Art. 1 GG ein klarer Fall von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit bzw. Dingensverhetzung. Obendrein behauptet Frau Meijer, in Schweden habe so etwas wie ein mindestens mittelgroßer Bevölkerungsaustausch stattgefunden, womit sie die rechte Verschwörungsmythe der „Umvolkung” nährt (Bet, Kindlein, bet,/Morgen geht der Schwed’). Bekanntlich behaupten die rechten Alupickelhaubenträger nicht nur, dass ein Austausch der Bevölkerung überhaupt stattfinde, sondern dass er in höheren Rängen gewollt sei. Indem die Schwedin sich für ihre frühere Politik entschuldigt, erweckt sie den Anschein, es gebe politisch Verantwortliche, gewissermaßen Planer des von den Rechten herbeigelogenen Austauschs. Die Gute soll froh sein, dass sie in Schweden lebt, sonst holte sie der Haldenwang!
Ausgerechnet ein afrikanischer Politiker spinnt jetzt das Verschwörungsnarrativ fort.
Der Mann of Color verharmlost nicht nur die Ausländerfeindlichkeit der Deutschen und schiebt ihrem Rassismus rationale Gründe unter, er bedient mit der Unterstellung, die Migranten würden von der Politik ins Land gelockt, ebenfalls das Verschwörungsnarrativ des intendierten Austauschs. Undank ist der Welt Lohn, wird sich unsere Völkerrechtlerin der Rückerstattungen denken (und womöglich die Heimholung öffentlicher Frauentoiletten erwägen).
Aber wir waren bei der Remigration. Dazu hat sich Masisi nicht direkt geäußert, aber Madame Meijer. Sie fordert nämlich, dass sich die Migranten „an die schwedische Gesellschaft und unsere Werte anpassen”. Diejenigen, die sich nicht integrieren wollen, „sollten nicht in Schweden bleiben. Ausweisung oder Rückführung sollten dann eine echte Alternative sein.“
Wörtlich spricht sie von återvandring, „Rückwanderung” – vulgo: Remigration. Was die Deutschen zum Unwort des Jahres erklären, ist, wie immer, das Wort des Jahres.
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Diese Remigration soll, wenn ich’s recht verstehe, über Anreize in Gang gesetzt werden. In einem solchen Fall müsste man natürlich die Grenzen kontrollieren, weil es sonst wieder reihenweise Schelme gäbe, die sich die Anreize gleich mehrfach abholen wollen. Die Remigration von Menschen, die eine deutsche (oder andere europäische) Staatsbürgerschaft besitzen und oft bereits im Westen geboren sind, kann aber nicht erzwungen werden, das ist in einem Rechtsstaat nicht möglich. Was also tun?
Mein Vorschlag, ich äußerte ihn gelegentlich, wäre die Entmischung. Viele Paare, die es nicht miteinander aushalten, trennen sich ja auch, mitunter sogar auf afghanische Weise, aber so weit muss es schließlich nicht kommen. Psychologen empfehlen Paaren, die es nicht miteinander aushalten, ausdrücklich die Trennung. Dasselbe gilt für ethnisch-kulturell-religiös unvereinbare Kollektive. Menschen, denen die gesamte westliche Lebensart nicht passt, sollten auch nicht mit ihr behelligt werden. Wenn sie nicht gehen wollen, sollte man solchen Bevölkerungsteilen ein eigenes Land zur Verfügung stellen, wo sie nach ihren Vorstellungen leben können, ohne bei den anderen Anstoß zu erregen oder sie umgekehrt zu behelligen. Dieses Gebiet könnte als Sonderwirtschaftszone mit eigener Verwaltung anfangen und sich irgendwann zu einer autonomen Region mit eigener Regierung, Justiz, Polizei, eigenem Gesundheits- und Bildungssystem etc. – aber wegen der Einbindung ins europäische Territorium ohne eigenes Militär – entwickeln.
Aufgrund der bekannten Innovationsfähigkeit und Arbeitsmoral seiner voraussichtlichen Bewohner wird sich dieses Territorium zu einer blühenden Landschaft entwickeln. Um zu verhindern, dass kriminelle Deutsche oder religiöse Eiferer eindringen, sollte es mit einer hohen sicheren Grenzmauer geschützt werden. Es gibt sogenannte böse Zungen, die behaupten, dann würden eines Tages aus diesem Gebiet, gleichsam präventiv, Raketen auf die umliegenden Lande geschossen werden. Das ist aber bestimmt nur ein Vorurteil. Und irgendwas ist ja immer.
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Ein Freund macht mich auf einen erhellenden Vortrag über die verschiedenen intellektuellen Fraktionen in Russland und ihren Einfluss auf die Politik aufmerksam. Bei manchen davon wird einem ganz blümerant zumute, wenn man sich vergewärtigt, dass Russland eine Atommacht ist, auch wenn der Redner deren Marginalität betont. Interessant für Deutschland ist die dortzulande offenbar bereits offizielle Terminologie, statt von „Russen” von „Russländern” zu sprechen – Russland ist bei der Islamisierung ein gutes Stück weiter als die westlichen Nationen.
Ich frage mich, wann Baerbock, Habeck, Scholz e tutti quanti von „Deutschländern” zu reden beginnen. Mit „Deutschen” konnten sie doch eh nie etwas anfangen.
PS: „Es ist schon alt – ist halt imperialistisch – zwischen der staatstragenden Ethnie und dem ethnisch heterogenen Staatsvolk zu unterscheiden: Russisch = russkij, Russländisch = rossijskij.”
(Leser ***)
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Der erhobene Finger des deutschen Fußballnationalspielers Antonio Rüdiger erregte unlängst öffentliches Aufsehen. Leser *** teilt mit, dass sich der bayerische Verfassungsschutz zu diesem Symbol geäußert hat:
„Der ausgestreckte, nach oben weisende Zeigefinger steht im Islam für das Prinzip des ‚Tauhid’, die Lehre von der ‚Ein(s)heit und Einzigartigkeit Gottes’. Salafistinnen und Salafisten leiten daraus u.a. ab, dass Gott der alleinige Souverän und die Scharia das von ihm offenbarte und somit einzig legitime Gesetz sei. Demokratische, säkulare Staatsformen lehnen Salafistinnen und Salafisten folglich als menschengemacht und unislamisch ab.“
Der Finger bedeutet, dass Allah alles bestimmt. Auch die Abseitsregel.
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Womit wir beim Fußball wären.
Je gleicher die Menschen sind, desto mehr wird jeder Rest von Ungleichheit zum Skandal. Je weniger Rassismus innerhalb einer Gesellschaft existiert, desto stärker werden die Reste skandalisiert.
Und es höret einstweilen nicht auf.
In Rede steht ein Buch. Das Titelbild ist in seiner daherstiefelnden Primitivität schon wieder komisch.
Über den Autor nur soviel: Er heißt Ronny, aber erst seit 1981, kommt also nicht bewusst aus der Zukunft. Er gendert. Er hat Politikwissenschaften studiert. Er schreibt für den Süddeutschen Beobachter und die Zeit. Er hat bereits andere Bücher über bzw. eher um den Fußball verzapft; die Themen sind überraschend und im Grunde kaum zu erraten: Rassismus im Fußball, Schwule im Fußball, „Wie Neonazis den Fußball missbrauchen”. Das heißt, er hat schon vor ein paar Jahren irgendwo am Ende der einst reichgedeckten, inzwischen aber ziemlich abgespeisten Tafel der Antidiskriminierung und des Antirassismus Platz genommen und hofft, dass immer noch ein paar Brosamen für ihn abfallen, denn er ist vergleichsweise jung und braucht das Geld. Irgendwann werden Historiker wohl auch über diese Art der Prostitution Bücher schreiben.
Auf der Webseite miasanrot – müsste es nicht miasanrotgrün heißen? –, einem „FC Bayern-Blog”, heißt es: „Debatten um eine kritische Aufarbeitung des Kolonialismus und seiner bis in die Gegenwart reichenden Langzeitfolgen finden heute vornehmlich in der Politik und im Bereich Kunst und Kultur statt – wenn es etwa darum geht, geraubte Kulturgüter wieder an ihre Herkunftsländer zurückzugeben. Autor Ronny Blaschke öffnet in seinem neuen und inzwischen sechsten Buch ‚Spielfeld der Herrenmenschen’ eine weitere Perspektive auf diesen Prozess; man merkt schnell: Ohne Kolonialismus wäre die globale Verbreitung des Fußballs gar nicht möglich gewesen – und der Kolonialismus war hochgradig von der Ideologie des Rassismus geprägt.”
Hier stutzt die aufmerksame Leserin (m/w/d) schon. Ohne Kolonialismus wäre ja auch die globale Verbreitung des Mobiltelefons, des Computers, der Antibiotika, der Wasserspülung, ja sogar der Eisenbahn und der langen Hose nicht möglich gewesen; bei den Verhütungsmitteln hat es nicht so gut funktioniert. Ohne Kolonialismus wäre auch die Sklaverei in Afrika nicht (weitgehend) abgeschafft worden. (Für Debütanten im Kleinen Eckladen: Über die lichteren Seiten des deutschen Kolonialismus gibt es hier etwas zu lesen.)
Diese bis in die Gegenwart reichenden „Langzeitfolgen des Kolonialismus” scheint der Autor aber nicht zu meinen. Es geht ihm um negative Folgen, und die betreffen seltsamerweise immer nur einen Kontinent. In Asien sind sie nicht mehr zu finden (mit einer gewaltigen Ausnahme: Die Chinesen haben den Langnasen die nationale Demütigung in den Opiumkriegen nicht verziehen und werden es nie, aber das spielt in diesem Kontext keine Rolle). Für alles, was heute noch, ein Menschenalter nach der Dekolonialisierung, in Afrika nicht funktioniert – anders als in den einstigen asiatischen Kolonien –, soll also der Rassismus der Europäer irgendwie verantwortlich sein. Da er kaum mehr aufzufinden ist – die kollektiv gegen Weiße gerichteten Schmähungen schwarzer „Aktivisten”, aber auch weißer „antirassistischer” Trendsetter übertreffen an Gehässigkeit und Pogromlust inzwischen alles, was je in westlichen Fankurven gegrölt wurde –, haben ihn die Hochbegabten aus den Politik- und Sozialwissenschaften einfach zum „strukturellen” Rassismus erklärt. Um jenen geht es selbstverständlich auch im Buch.
Der miasanrotgrün-Blogger fährt fort: „Rassistisches Denken und struktureller Rassismus ist tief in der Fußballindustrie verankert, schreibt Blaschke: ‚Schwarze Fußballer sind als Spielgestalter, denen man Weitsicht und Intelligenz nachsagt, häufig unterrepräsentiert. Auf Positionen, die mit Kraft und Körperlichkeit verknüpft werden, sind sie überrepräsentiert.’ (…) Und es geht noch viel weiter: In Sportredaktionen, als Funktionär*innen, Trainer*innen oder Schiedsrichter*innen finden sich selten nicht-weiße Menschen. Zu diesem wichtigen Thema gibt es bislang kaum Studien, so Blaschke, und auch wenige Forschende, mit denen man darüber sprechen kann.”
Die großen Fußballvereine sind Wirtschaftsunternehmen. Ein solcher Verein würde niemals einen schwarzen Spielmacher nicht Spielmacher sein lassen, weil er schwarz ist. Das schmälerte die Siegchancen und wäre geschäftsschädlich. Es verhält sich ungefähr wie beim sogenannten Gender Pay Gap: Würden Frauen tatsächlich weniger verdienen als Männer, und zwar Informatikerinnen weniger als Informatiker, Ingenieurinnen weniger als Ingenieure, Managerinnen weniger als Manager (nicht Schwestern weniger als Ärzte oder Stewardessen weniger als Piloten), dann würden die Unternehmen nur noch Frauen beschäftigen. Wir haben es auch hier mit der Quotenideologie oder ‑idiotie zu tun, aus der die Vorstellung spricht, dass alle Menschen und Menschengruppen identisch begabt seien, wie langweilig. Wenn es weniger schwarze als weiße Spielmacher oder Trainer oder Funktionäre gibt, kann folglich nur struktureller Rassismus dahinterstecken. Es mag in der Tat keinen schwaren Pirlo, Xavi oder de Bruyne geben, vielleicht kenne ich sie aber bloß nicht, doch ich vermute, dass immerhin in sämtlichen afrikanischen Teams die Spielmacher schwarz sind. Gäbe es einen schwaren Pirlo, Xavi oder de Bruyne, dann hätte er bei jedem Spitzenverein einen Stammplatz. Dasselbe gälte für einen schwarzen Guardiola auf der Trainerbank.
Was nun die Sportredaktionen betrifft: Den Ronny durch einen gleichwertigen Kolorierten zu ersetzen, kann doch nicht so schwer sein? Man benötigt keine besondere Qualifikation, wohl aber eine gewisse Schamlosigkeit dafür – vielleicht findet sich deshalb am Ende kein Schwarzer? –, um niederzuschreiben: Was auch immer die Weißen tun, es ist falsch. Etwa: „In Mosambik rekrutierten portugiesische Behörden Schwarze (sic!) Männer für ihre Armee und ihre Fußballklubs, um im internationalen Vergleich als freundlicheres Kolonialreich durchzugehen.“ Diese Halunken haben versucht, ihren Rassismus durch die Rekrutierung schwarzer Kicker zu kaschieren! Aber Ronny B. ist ihnen auf die Schliche gekommen. Er schreibt „schwarz” übrigens als Adjektiv groß, weil das unsere hippen antirassistischen Rassisten eben tun, es ist eines ihrer Erkennungszeichen wie das Kreuz und die weiße Kapuze beim Ku-Klux-Klan, wie das Gendern oder das Apportieren des Deppenpartizips „Forschende”; der Bub ist halt ein unabhängiger Kopf.
Bei seinen Reisen durch die rassistische Welt machte er „immer wieder überraschende Entdeckungen. In der ehemaligen deutschen Kolonie Namibia etwa gibt es eine kleine, sehr wohlhabende Minderheit, die auch vier, fünf Fußballvereine in ihren Händen haben (sic!). ‚Diese Vereine haben alle eine gute Struktur, aber das Nationalteam Namibia, für das ausschließlich Schwarze Spieler antreten, hat kein einziges vorzeigbares Stadion und muss in Südafrika spielen’, erzählt Blaschke. ‚An diesem Beispiel kann man sehr gut sehen, wie der Kolonialismus noch nachwirkt.’ ”
Der Kolonialismus – die deutsche Herrschaft in Südwestafrika endete vor über hundert Jahren – ist der Grund, warum die Nationalmannschaft Namibias heute kein Stadion hat und ausgerechnet dort spielen muss, wo die Apartheid bis 1994 währte. Kann das jemand erklären?
Um Fußball geht es unserem Ronny B. jedenfalls nicht. Das Vorwort – man kann bei Amazon hineinschauen – liest sich wie all die anderen antirassistischen Wegwerf-Jeremiaden, die derzeit auf den Grabbeltischen der Buchhandlungen wimmeln.
Davon abgesehen, dass ein Bekenntnis zu Kampfkraft und (ukrainischer) Heimat heute von den Grünen und dem Personal der Friedrich-Ebert-Stiftung bejubelt würde und die „Mitte-Studie” ungefähr so seriös ist wie das Corona-Management von Karl Lauterbach, stellt der Autor die richtigen Fragen. Haben Männlichkeitskult und Freund-Feind-Denken mit der Kolonialzeit zu tun? Na was denn sonst! Auf beides stießen die Kolonisatoren in Afrika im Übermaß. Aber das kannten sie schon von daheim. Vielleicht liegt es daran, dass heute so viele Schwarze erfolgreich in Europens Ligen spielen. Wenn die Integration überall so gut funktionierte wie im Fußball, wäre die Migration weit unproblematischer.
„Viele Fans und Funktionäre halten Rassismus erst für ein Problem”, warnt unser Rassismusdetektor, „wenn es zu Angriffen oder Affenlauten kommt.”
Apropos Angriffe: Den tatsächlich gefährlichen Rassismus (im Sinne von Aggressivität entlang ethnokultureller Grenzen) im Fußball zu thematisieren, der nicht nur in ’schland, sondern überall in Westeuropa existiert, der sich vornehmlich gegen weiße Europäer richtet, sich vor allem in den unteren Ligen austobt und sowohl Verletzte als auch, aber gaanz selten, Tote produziert (hier oder hier), jenen Rassismus zu thematisieren, sage ich, davor hütet sich Gevatter Blaschke selbstverständlich; es widerspräche seinem Geschäftsmodell. Außerdem haben die Herrenmenschen-Nachkommen nichts anderes verdient.
Und apropos Affenlaute: Nie gab es mehr davon – samt aufs Spielfeld geworfene Bananen –, als wenn Olli Kahn auflief, blütenweiß und biodeutsch.
Den Sensiblen unter meinen Leserinnen sei einmal mehr versichert, dass ich Rassismus für empörend halte und in meinem Umfeld nie dulden würde. Nur ist nicht alles Rassismus, was interessierte Kreise dazu erklären. Nicht jede Beleidigung eines Andersethnischen meint dessen Ethnie. Und von wegen Freund-Feind-Denken: Schauen Sie mal nach Dortmund, wenn Schalke gastiert (geht derzeit nicht, ich weiß). Fankurven in Fußballstadien sind überdies Sammelstellen dessen, was es offiziell nicht mehr geben soll: Dummköpfe, Harthirne, Asoziale, Unterschicht. Dort stehen natürlich auch Akademiker, allerdings verwandeln sie sich ebenfalls in Fans. Das Fußballstadion ist ein archaischer Ort. Auf dem Platz imitieren Männer das Jagdrudel von ehedem und kämpfen gegen ein anderes Rudel. Die Ränge bilden den Ort der emotionalen Parteinahme, der Enthemmung, der Triebabfuhr. Im Stadion hüten von den Medien sonst gern übersehene Normalos das heilige Feuer des temporären Menschenrechts, sich danebenzubenehmen, zu fluchen, zu höhnen, sich maßlos zu echauffieren und dem Gegner unzivilisierte Beleidigungen zuzubrüllen. Es sind selten die eigenen Spieler, die rassistisch beleidigt werden, und es werden auch gegnerische Kicker der eigenen Ethnie munter bepöbelt. (Ich hätte übrigens keine Hemmungen, dabei mitzutun; nur habe ich, als ich noch mit innerer Anteilnahme Fußball guckte, meine Invektiven fast ausnahmslos gegen Spieler derjenigen Mannschaft ausgestoßen, auf deren Seite ich stand.)
Die einzige noch offene Frage ist, auf welcher Seite des Vorworts erstmals die AfD auftaucht. (Erst auf der vierten.)
Als nächstes beschäftigt sich unser Agitprop-Ronny mit Rassismus beim 100-Meter-Sprint der männlich Gelesenen. Rassismus in Gang-Bang-Pornos wäre auch kein übles Sujet. Na los doch, da geht noch was!
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Die Mär vom „strukturellen Rassismus” ist eigentlich eine gute Nachricht, nämlich dass es echten Rassismus kaum mehr gibt.
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Wie ein Kicker, der die Rassismus-Karte nicht spielen kann, weil er fast so weiß ist wie Kahns Olli, mit Beschimpfungen aus dem Publikum umgeht, demonstriert recht vorbildlich ein Mittelfeldspieler des amtierenden Champions-League-Siegers.
Grealish wörtlich: „Ich muss es positiv sehen und als Kompliment nehmen. Etwas anderes bleibt mir nicht übrig.“
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Heute gab ich zwei recht merkwürdige Buchbestellungen online in Auftrag: Tolstois „Bekenntnisse” und die Autobiographie von Mike Tyson. Gestern Abend hatte ich nach der Lektüre von Johannes Saltzwedels großartigem Buch „Werthers Welt. Das Jahr 1774 in Bildern, Büchern und Geschichten“, einer eminent gebildeten literarisch-historischen Tiefenbohrung, mir als Osterlektüre „Dichtung und Wahrheit“ aus dem Regal gezogen.
Aber warum? Darum:
Ui!
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Was ich meine, wenn ich bisweilen den Begriff „Lumpenpresse” verwende? Nun, zum Beispiel dies:
Unser Hitlerjunge Quex 2.0 schaut so aus:
Bachelorstudium der Philosophie, Politikwissenschaft und European Economic Studies. Praktikum beim Süddeutschen Beobachter. Es war ein Irrtum zu glauben, man müsse klonen, um eine Klonarmee zu züchten
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Apropos.
Wie verhält es sich mit den Ziegen und Böcken eigentlich beim Menschen? Danisch hat dazu die epochale Frage gewagt:
„Wie gut, wieviel besser könnte es diesem Land gehen, wenn in den letzten 50 Jahren jede Frau, die Geisteswissenschaften studiert, aber dabei nichts Verwertbares gelernt und keinen vernünftigen Beruf erlernt hat, nur dem Steuerzahler oder den Unternehmen auf der Tasche liegt, und vielleicht noch mit Geschwätz und Aktionismus zusätzlichen Schaden anrichtet, stattdessen Hausfrau geworden wäre und mindestens drei Kinder bekommen hätte?”
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In meinem letzten Eintrag zitierte ich Karl Marx, der in seiner privaten Korrespondenz das mich affizierende Wort „Menschenkehricht” verwendete. Leserin *** weist darauf hin, dass der sublime Begriff auch bzw. bereits bei Heine vorkommt, im Gedichtzyklus „Neuer Frühling”, Nr. 44. Der Zyklus erschien im Jahre der Herrin 1844. Gut möglich, dass der Rauschebart das Wort übernommen hat; die beiden kannten sich ja.
Überhaupt ist dies Gedicht ein trefflicher lyrischer Kommentar z. B. zu den regierungsfrommen Massenaufmärschen an der Alster. Und überhaupt auf dieses triste Land in Zeiten der Ampel.
Himmel grau und wochentäglich!
Auch die Stadt ist noch dieselbe!
Und noch immer blöd und kläglich
Spiegelt sie sich in der Elbe.
Lange Nasen, noch langweilig
Werden sie wie sonst geschneuzet,
Und das duckt sich noch scheinheilig,
Oder bläht sich, stolz gespreizet.
Schöner Süden! wie verehr ich
Deinen Himmel, deine Götter,
Seit ich diesen Menschenkehricht
Wiederseh, und dieses Wetter!
Ich sage Ja zum Klimawandel!