10. Januar 2024

Mein Her­zens­wunsch: irgend­wann ein­mal ganz umsonst gestor­ben sein.

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Ich kann mir bei vie­len Autoren der Gegen­warts­li­te­ra­tur nicht vor­stel­len, dass ihnen das Ver­zap­fen ihrer Tex­te Genuss bereitet.

(Aber wer weiß, die Göt­ter sind mit­un­ter gnä­dig. Gewis­ser­ma­ßen sogar fair.)

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Die Fak­ten­er­fin­der von Cor­rec­tiv – finan­ziert u.a. vom US-Olig­ar­chen Pierre Omidyar, von der Bun­des­zen­tra­le für poli­ti­sche Bil­dung (Ihre Steu­er­gel­der bei der Arbeit), zwi­schen­zeit­lich von Geor­ge Sor­os, der Brost-Stif­tung (Vor­sit­zen­der: Bodo Hom­bach) – schei­nen auch ein Recher­che- bzw. Spit­zel­team zu beschäf­ti­gen. Das Resul­tat sieht dann über­ra­schen­der­wei­se so aus.

Es ist erstaun­lich und zugleich ein bis­serl scha­de, dass sol­che Leu­te an ihrem Monis­mus nicht aus Lan­ge­wei­le ster­ben. Na, egal. Was unse­re extrem lin­ken Fein­d­auf­klä­rer zum Skan­dal auf­zu­blä­hen ver­su­chen, ist die doch eigent­lich recht erfreu­li­che Tat­sa­che, dass sich in einem Hotel am Ran­de Pots­dams „Mit­glie­der der AfD, ein füh­ren­der Kopf der Iden­ti­tä­ren Bewe­gung, Bur­schen­schaf­ter, Juris­ten, Unter­neh­mer, Ärz­te” und oben­drein auch „zwei CDU-Mit­glie­der” getrof­fen haben – „heim­lich”, wie die Kund­schaf­ter für die Woke­ness lüs­tern notie­ren –, um über ein poli­ti­sches Zukunfts­the­ma namens „Remi­gra­ti­on” zu spre­chen. Das heißt, sie spra­chen über die mög­li­che Rück­füh­rung einer vie­le hun­dert­tau­send Köp­fe umfas­sen­den Schar in Kein-schö­ner-Land ohne Auf­ent­halts­ti­tel – also ille­gal – her­um­lun­gern­der und deut­sche Steu­ern ver­spach­teln­der Migran­ten. Ich weiß die aktu­el­le Zahl nicht, vor ein paar Jah­ren hat­te eine AfD-Anfra­ge erge­ben, dass es damals um die 700.000 waren, was unge­fähr der Ein­woh­ner­zahl von Frank­furt am Main ent­spricht, und weni­ger wer­den es inzwi­schen nicht gewor­den sein (wenn­gleich das Gros der aktu­el­len Ein­wan­de­rer aus der Ukrai­ne kommt).

Die enga­gier­ten Zeit­ge­nos­sen, die sich in Pots­dam ver­sam­mel­ten, rede­ten – noch­mals also – über die Wie­der­her­stel­lung des gel­ten­den Rechts. Gegen das gel­ten­de Recht, sofern es das soge­nann­te bür­ger­li­che ist, haben Lin­ke bekannt­lich etwas, und wenn sie herr­schen und die­ses Recht ein­schrän­ken oder demo­lie­ren, schi­cken sie steu­er­fi­nan­zier­te Spit­zel aus und wer­fen ihre steu­er­fi­nan­zier­ten Pro­pa­gan­da­tur­bi­nen an, sobald sich die Fal­schen ver­sam­meln, um über des­sen Wie­der­her­stel­lung nach­zu­den­ken. Beson­ders ambi­tio­nier­te bzw. ver­lo­ge­ne Pro­pa­gan­dis­ten behaup­ten dann, dass eine Hand­voll Oppo­si­tio­nel­ler die Ver­trei­bung von Mil­lio­nen pla­ne.

Außer­ge­wöhn­lich ent­zückt, im Sin­ne eines inne­ren Reichs­par­tei­ta­ges, hat mich die­ser Passus:

„Es ist der Mor­gen des 25. Novem­ber, kurz vor neun Uhr, ein trü­ber Sams­tag. Auf den gepark­ten Autos im Hof sam­melt sich Schnee. Was sich an dem Tag im Land­haus Adlon abspielt, wirkt wie ein Kam­mer­spiel – doch es ist Rea­li­tät. Hier zeigt sich, was pas­sie­ren kann, wenn sich rechts­extre­me Ideen­ge­ber, Ver­tre­ter der AfD und finanz­star­ke Unter­stüt­zer der rech­ten Sze­ne mischen. Ihr wich­tigs­tes Ziel: Men­schen sol­len auf­grund ras­sis­ti­scher Kri­te­ri­en aus Deutsch­land ver­trie­ben wer­den kön­nen. (…) Womög­lich ist es auch Zufall, dass die Orga­ni­sa­to­ren gera­de die­se Vil­la für ihr kon­spi­ra­ti­ves Tref­fen gewählt haben: Knapp acht Kilo­me­ter ent­fernt von dem Hotel steht das Haus der Wann­see­kon­fe­renz, auf der die Nazis die sys­te­ma­ti­sche Ver­nich­tung der Juden koordinierten.”

Freund ***, jüdisch bis ins (min­des­tens) sieb­te Glied, war genau­so amü­siert und jux­te: „Es ist der Mor­gen des 25. Novem­ber, kurz vor neun Uhr, ein trü­ber Sams­tag. Auf den Tag genau 79 Jah­re zuvor – am 25. Novem­ber 1944 – äußer­te Adolf Hit­ler gegen­über sei­nem Leib­wäch­ter Rochus Misch, dass er ger­ne mal wie­der an einem See spa­zie­ren wür­de. Und just an die­sem Tag tref­fen sich füh­ren­de AfD-Mit­glie­der mit rechts­extre­men Akti­vis­ten zu einem kon­spi­ra­ti­ven Tref­fen an einem See. Zufall?”

So rich­tig strin­gent ist der Cor­rec­tiv-Ver­gleich nicht – dort schrei­ben ja kei­ne Vergleichs‑, son­dern Fak­ten­er­fin­der. Davon abge­se­hen, dass die im Gäs­te­haus Adlon the­ma­ti­sier­ten Remi­gra­ti­ons­be­stre­bun­gen auch der Sicher­heit der in Deutsch­land leben­den Juden die­nen wür­den, sind die bei­den in Rede ste­hen­den Kol­lek­ti­ve in ihrer Grö­ße und Leis­tungs­bi­lanz auch über jeden Ver­gleich erha­ben. Juden im Reich 1933: unge­fähr 500.000. Soge­nann­te Flücht­lin­ge aus Afri­ka und dem Ori­ent in ’schland 2023? Anno 2020 waren’s laut Sta­tis­ta allein 5,5 Mil­lio­nen Mos­lems. Neh­men wir die­se bei­den, Juden und Mus­li­me, als Ver­gleichs­grup­pen nach fol­gen­den Kri­te­ri­en: Nobel­preis­trä­ger, Pro­fes­so­ren, Ärz­te, Inge­nieu­re, Anwäl­te, Autoren, Unter­neh­mer, Selbst­stän­di­ge, Sozi­al­hil­fe­emp­fän­ger, Tot­schlä­ger, Mes­ser­ste­cher, aggres­si­ve Mis­sio­na­re, Analpha­be­ten, Ver­ge­wal­ti­ger (ein­zeln und in Grup­pen), Mit­glie­der kri­mi­nel­ler Clans. Nun? (Höchst erstaun­lich immer­hin, wenn auch nicht ohne jeden Kau­sal­zu­sam­men­hang, dass „die” Deut­schen die einen ver­trie­ben haben und die ande­ren willkommenheißen.)

Dass die­ses Pro­blem über­haupt exis­tiert, ist die direk­te Fol­ge der größ­ten Land­nah­me der euro­päi­schen Nach­kriegs­ge­schich­te, die von den Alt­par­tei­en zu ver­ant­wor­ten ist. Wie kann jen­seits von Will­kom­mens­jun­ta und Asyl­lob­by jemand ernst­haft gegen eine lega­le Remi­gra­ti­on sein?

Für die unver­meid­li­chen Esel*innen und ehren­amt­li­chen Schnüff­ler sei ange­fügt: Es geht selbst­ver­ständ­lich nicht um die Aus­wei­sung von Men­schen, die Deutsch­land als ihre Hei­mat betrach­ten, auf eige­ne Kos­ten leben, die deut­sche Spra­che beherr­schen und die hier­zu­lan­de gel­ten­den Regeln des Zusam­men­le­bens akzep­tie­ren – zumin­dest jene, die gal­ten, bis die Grü­nen kamen – bzw. sogar wert­schät­zen. Das sieht auch im poli­ti­schen Pro­jekt AfD nie­mand anders, viel­leicht mit Aus­nah­me von ein paar in uner­schlos­se­nen Mit­tel­ge­birgs­tä­lern sie­deln­den Spinnern.

PS: Der Quark wird eben sogar in der Haupt­nach­rich­ten­sen­dung der Tages­schau gemel­det. Auf der Web­sei­te des Deutsch­land­funks steht er auch schon. Es ist, als wenn sich eine Mafia gegen die Geset­zes­hü­ter zusammenschließt.

PPS:

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Noch zum Vorigen.

(Ich dan­ke Leser *** für den Hinweis)

***

Immer noch sehr zum Vorigen.

Unter dem Betreff „Das Schlach­ten hat begon­nen” schreibt Leser ***: „Bald geht  der Pro­zess gegen Akif Pirin­çci wei­ter, der ja nicht umhin kann, gewis­se Mus­ter zu erken­nen,  was die Gewalt­tä­tig­keit der Neu­bür­ger angeht. Da es wie immer an Trans­pa­renz bei der Bericht­erstat­tung man­gelt, muss man halt spe­ku­lie­ren und behaup­ten, was nicht berich­tet wird. Hier ein mög­li­cher ent­las­ten­der Sach­ver­halt aus der Pro­vinz für Herrn Pirinçci.


Das war nur eine klei­ne Aus­wahl. Das nörd­li­che BW ist nicht der Nabel der Welt. Des­we­gen habe ich den Mord­ver­such eines 16-Jäh­ri­gen auf dem Schul­hof, den Mord eines Afgha­nen an der schla­fen­den Ehe­frau und den Amok­lauf eines Man­nes in einem Mann­hei­mer Wohn­haus, bei dem eine alte Frau ersto­chen und ein Ehe­paar schwerst ver­letzt wur­de, nicht dokumentiert.”

Eben­falls nicht der Nabel der Welt, son­dern ein ande­rer Aus­tritt ist bekannt­lich die soge­nann­te Hauptstadt.

Gehen Sie wei­ter! Hier gibt es nichts zu sehen!

***

Apro­pos lin­ke Esel und dum­me Ver­glei­che schreibt Leser ***:

„In einem ‚Zeit’-Artikel wer­den Flücht­lings­zah­len in ver­schie­de­nen Regio­nen, z.B. in Sach­sen, mit denen in Jor­da­ni­en ver­gli­chen. Ein hoch­a­mü­san­ter Ver­gleich, der die Kennt­nis­se der ‚Zeit’-Schreiber in Kul­tur­geo­gra­phie und Geschich­te beleuch­tet.  Zunächst ein­mal könn­te man ja anmer­ken, dass die nach Jor­da­ni­en ein­ge­wan­der­ten Paläs­ti­nen­ser kei­ne Kul­tur­frem­den für die­ses Land sind. Zwei­tens wäre da noch an eine his­to­ri­sche Klei­nig­keit zu erin­nern, die sich 1970–71 in die­sem Land zuge­tra­gen hat. Näm­lich an den Jor­da­ni­schen Bür­ger­krieg, oft unter dem Stich­wort ‚Schwar­zer Sep­tem­ber’ ange­spro­chen. Die ein­ge­wan­der­ten Fatah-Anhän­ger (teils bis an die Zäh­ne bewaff­net) hat­ten näm­lich einen Staat im Staa­te gebil­det, der die Sou­ve­rä­ni­tät Jor­da­ni­ens bedroh­te. Von ihren Flücht­lings­la­gern aus, über die die jor­da­ni­schen Sicher­heits­kräf­te kei­ner­lei Kon­trol­le mehr hat­ten, führ­ten sie Angrif­fe auf Isra­el aus, das die­se mit Straf­ak­tio­nen auf jor­da­ni­schem Ter­ri­to­ri­um beant­wor­te­te. Um nicht in einen neu­en Krieg mit Isra­el gezo­gen zu wer­den und die Herr­schaft über das eige­ne Staats­ge­biet voll­stän­dig wie­der her­zu­stel­len, kämpf­te die jor­da­ni­sche Armee dann die bewaff­ne­ten Paläs­ti­nen­ser­kräf­te nieder.
Nur ein klei­nes Bei­spiel dafür, was pas­sie­ren kann, wenn man die Kon­trol­le über das eige­ne Land ver­liert. Aber das inter­es­siert die Geschichts­all­er­gi­ker von der ‚Zeit’ wohl nicht.”
***
Wir blei­ben beim The­ma. Das Maga­zin Capi­tal ver­sucht einen Spa­gat zwi­schen sei­ner Kos­tü­mie­rung als Wirt­schafts­ma­ga­zin und sei­nem der Woke­ness ver­pflich­te­ten Ver­lag Gru­ner und Jahr. Ehe da man­cher (m/w/d) einen Damm­riss ris­kiert, gibt das Wirt­schafts­ma­ga­zin nach.
Ich zitie­re: „Die zwei­te Hälf­te des Jah­res wird rich­tig hef­tig. So lau­te­te Anfang der Woche ein­hel­lig die poli­ti­sche Neu­jahrs­bot­schaft der Leit­ar­tik­ler des Lan­des. Im Herbst wird in Thü­rin­gen, Sach­sen und Bran­den­burg ein neu­er Land­tag gewählt. Dann dro­hen Wahl­sie­ge der AfD. Dann fei­ern die Nazis. Und im schlimms­ten Fall ist dann die Demo­kra­tie in Gefahr. Nun, die Leit­ar­tik­ler waren lei­der zu opti­mis­tisch. Das Jahr war noch kei­ne fünf Tage alt, da wur­de es schon rich­tig heftig.
Wüten­de Bau­ern haben am Don­ners­tag­abend im Nord­see-Hafen von Schlütt­siel eine Fäh­re blo­ckiert, mit der Vize­kanz­ler Robert Habeck aus dem Urlaub zurück­kam. Ein Gesprächs­an­ge­bot des Grü­nen-Poli­ti­kers lehn­ten sie ab. Die Fäh­re muss­te wie­der able­gen. Der Mob fei­er­te mit Silvesterfeuerwerk.”
Wer die Regie­rung kri­ti­siert, darf allen­falls wäh­len, ob er lie­ber dem Mob oder gleich den Nazis zuge­schla­gen wer­den möchte.
(Bernd Zel­ler)
Was wie­der­um die His­to­rie der Grü­nen betrifft, so ist sie durch­zo­gen von Gewalt, Pro­testran­da­le, ver­letz­ten Poli­zis­ten und aggres­si­ven Blo­cka­den. Die Tech­nik-His­to­ri­ke­rin (und AKW-Freun­din) Anna Vero­ni­ka Wend­land hat dazu auf X, form­er­ly Twit­ter, ein Gedicht ver­öf­fent­licht (mit klei­nen Hol­pe­rern in Stro­phe eins und sechs), das zu die­sem The­ma alles sagt, wes­halb ich mir heu­te die x.-te Wie­der­ho­lung verkneife.

Kin­der, war’n das schö­ne Zeiten!
Brok­dorf, Wend­land, Start­bahn West:
Dis­ku­tie­ren, kämp­fen, streiten,
Uns­re Demos war‘n die besten.

Wan­nen kip­pen, Mol­lies schmeißen,
Was im Weg steht niederreißen,
Stei­ne schleu­dern, Lat­ten schwingen,
Bit­ter­bö­se Lie­der singen.

Zwil­len, Transpas, pfei­fen, rempeln
Mas­ten sägen, Stadt umkrempeln,
Uni schwän­zen, Wald besetzen,
Gegen die Regie­rung ätzen.

Bul­len jagen, Cas­tor schottern,
bis die Groß­kon­zer­ne schlottern
Schei­ße wer­fen, Rei­fen plätten
Kämp­fend den Pla­ne­ten retten.

Fau­le Eier auf Minister
Ellen­lan­ges Strafregister,
Tages­sät­ze & Arreste,
Rich­ter, Roben, Kla­gen, Knäste.

Wer war immer mit dabei?
Das Per­so­nal der Grünpartei.
Nun sind 30 Jah­re um,
man sitzt im Ministerium.

End­lich was zu sagen haben,
Amt & Wür­de, Wache, Wagen.
Plä­ne, Pfrün­de, Geld & Macht,
Frau­en schmach­ten, Graichen lacht.

Doch im Vier­und­zwanz­ger Jahr,
Früh im kal­ten Januar
Ist nach kaum zwei Jah­ren Wende
Plötz­lich unser Geld zuende.

Fühlt das Volk sich schlecht regiert
An der Nase rumgeführt
Und benimmt sich gar nicht fein:
Brül­len, böl­lern, hei­ser schrein

Wüten, pfei­fen, pöbeln, rempeln,
Und das gan­ze Land umkrempeln.
Trak­tor­kor­so und Blockade
Bahn­streik, LKW-Parade.

Und der jüngs­te Großaufreger
Ist das Volk am Fähranleger.
Habeck denkt: das ist nicht fair!
Doch wo hat das Volk es her?

***

Der noch.

„Wie­so weiß man immer schon vor­her, wie die­se Typen aussehen?”
(Leser ***)

***

Wie­der­vor­la­ge.

„Ste­cken alle unter einem Leder!”
(Baron Ochs auf Ler­chen­au, „Rosen­ka­va­lier”, Drit­ter Akt)

***

Wor­an erkennt man einen „Schur­ken­staat”?

Viel­leicht dar­an, dass er kei­ne Angriffs­krie­ge mehr führt? Das auch. Aber es kommt noch übler.

Stel­len Sie sich das mal vor!

„Es spu­ken zur Zeit Hor­ror­vi­sio­nen durch die Pres­se, dass bei einem Sieg Trumps die USA aus der NATO aus­tre­ten und uns allein unge­schützt im Regen ste­hen las­sen wür­den”, schreibt Leser ***. „Das ist ein wei­te­rer Beleg für die scho­ckie­ren­de Unkennt­nis deut­scher poli­ti­scher Jour­na­lis­ten über poli­to­lo­gi­sche ‚basics’. Trump hät­te kei­ne rea­lis­ti­sche Chan­ce, aus der NATO aus­zu­tre­ten. Das geht nicht per ‚exe­cu­ti­ve order’ oder einer ande­ren prä­si­den­ti­el­len Maß­nah­me. Dazu müss­te er näm­lich erst ein­mal ein gül­ti­ges Gesetz außer Kraft set­zen, den ‚Defen­se Aut­ho­riza­ti­on Act’ von 2024.  Die bei­den Sena­to­ren Kai­ne und Rubio (Kai­ne ist Demo­krat, Rubio Repu­bli­ka­ner) haben gemein­sam ein ‚Bipar­ti­san Amend­ment’ in die­ses Gesetz hin­ein­ge­bracht, eben das ‚Kai­ne-Rubio-Amend­ment’, das ver­hin­dern soll, dass ein US-Prä­si­dent per ord­re de Muf­ti aus inter­na­tio­na­len Bünd­nis­sen der USA aus­tritt. Danach kann ein sol­cher Aus­tritt nur erfol­gen bei einer Zwei­drit­tel-Zustim­mung im Senat oder einem gemein­sa­men Beschluss bei­der Par­la­ments­häu­ser. Das ist aber ange­sichts der Mehr­heits­hal­tun­gen zur NATO in den Frak­tio­nen bei­der gro­ßen Par­tei­en nahe­zu ausgeschlossen.”

***

Die Ber­li­ner Mor­gen­post steigt eini­ge Meter in den Brun­nen der Ver­gan­gen­heit. Im Gegen­satz zu dem Hol­ly­wood-Geschichts­klit­te­rer Rid­ley Scott, des­sen His­to­ri­en­fil­me von Feh­lern, Unsinn und Kli­schees wim­meln, gibt es an dem Bei­trag his­to­risch nichts auszusetzen.

Der Arti­kel beginnt mit dem sach­dien­li­chen Hin­weis, dass Bona­par­te wäh­rend sei­nes Ägyp­ten­feld­zugs 1798/99 kei­nes­wegs die Pyra­mi­den von Gizeh und auch nicht den Sphinx – der Sphinx, Che­phren las sich als Mann, die ägyp­ti­schen Sphin­gen sind, im Gegen­satz zur grie­chi­schen Sphinx, fast immer männ­lich – mit Kano­nen beschie­ßen ließ, wie es im Film dar­ge­stellt wird. Wenn der Gene­ral die alt­ägyp­ti­sche Archi­tek­tur hät­te demo­lie­ren wol­len, war­um nahm er dann einen gan­zen Troß von Gelehr­ten und Zeich­nern mit, die den Auf­trag hat­ten, die kul­tu­rel­len Hin­ter­las­sen­schaf­ten des Pha­rao­nen­rei­ches mög­lichst lücken­los zu erfor­schen und zu dokumentieren?
Das Ägyp­ten­aben­teu­er war für die Fran­zo­sen ein mili­tä­ri­scher Fehl­schlag – die Bri­ten zer­stör­ten zuerst ihre Schif­fe und besieg­ten sie schließ­lich auch an Land (der Auto­kra­tor in spe hat­te sich bereits absen­tiert, der anste­hen­de Kampf um die Macht in Paris erschien ihm wich­ti­ger) –, doch für die For­schung ein Erfolg. Napo­le­ons Feld­zug schuf die Vor­aus­set­zun­gen dafür, dass die Ägyp­to­lo­gie als Wis­sen­schaft ins Leben tre­ten konn­te. „Einer sei­ner Sol­da­ten stieß näm­lich auf den Schlüs­sel zur Ent­zif­fe­rung der Hie­ro­gly­phen: den Roset­ta-Stein”, notiert die Mor­gen­post-Redak­teu­rin. „Heu­te ist er das meist­be­such­te Objekt im Bri­tish Muse­um in Lon­don. Doch aus Ägyp­ten kom­men immer wie­der For­de­run­gen, den bedeu­ten­den Stein zurückzuholen.”
Den Drei­spra­chen­stein ent­deck­ten fran­zö­si­sche Sol­da­ten im Mau­er­werk einer aus dem frü­hen 16. Jahr­hun­dert stam­men­den Befes­ti­gung in Rosette, ägyp­tisch Rasch­id, die sie nie­der­ris­sen, um dort ein neu­es Fort zu bau­en. Die Idee ist weit ver­bei­tet, dass die­ser Basalt­tor­so Jean-Fran­çois Cham­pol­li­on bei der Ent­zif­fe­rung der Hie­ro­gly­phen gehol­fen habe. Das stimmt so nicht. Dafür war die Inschrift zu jung – die Ste­le, deren zen­tra­len Teil sie bil­de­te, stammt aus dem Jahr 196 v. Chr. –, die Hie­ro­gly­phen der ägyp­ti­schen Spät­zeit tru­gen Merk­ma­le einer gewis­sen Deka­denz, allein ihre Zahl hat­te sich enorm ver­mehrt. Tat­säch­lich hal­fen Cham­pol­li­on vor allem die foto­gra­fisch exak­ten Zeich­nun­gen, die Napo­le­ons ägyp­ti­sche Kom­mis­si­on ange­fer­tigt hat­te, sowie sei­ne inti­me Kennt­nis des Kop­ti­schen bei der jah­re­lan­gen Tüf­te­lei um das Rät­sel der hei­li­gen Zei­chen. Aber der Stein hat­te ihm und allen ande­ren Inter­es­sier­ten immer­hin ver­deut­licht, dass sich eine pro­fa­ne Mit­tei­lung in Hie­ro­gly­phen schrei­ben ließ, dass es sich mit­hin um eine Ver­kehrs­schrift han­del­te. Das nur am Ran­de. Nach­dem die Bri­ten die Fran­zo­sen in Ägyp­ten besiegt hat­ten, nah­men sie ihnen auch sämt­li­che Kunst­schät­ze ab (mit Aus­nah­me der Zeich­nun­gen, die spä­ter in der pracht­vol­len viel­bän­di­gen „Descrip­ti­on de l’É­gyp­te” ver­öf­fent­licht wur­den). Des­we­gen befin­det sich der Roset­ta-Stone im Bri­tish Muse­um zu Lon­don. Das stört heu­te man­chen Ägypter.

Die Mor­gen­post zitiert „eine der schil­lernds­ten Figu­ren der Ägyp­to­lo­gie: Zahi Hawass, der schon als ‚India­na Jones der Ägyp­to­lo­gie’ beti­telt wur­de” mit der For­de­rung, die Tri­lin­gue müs­se nach Ägyp­ten zurück­keh­ren. Es hand­le sich um „eine Iko­ne der ägyp­ti­schen Iden­ti­tät”. An sei­nem aktu­el­len Ort sei der Stein „ein Bot­schaf­ter Ägyp­tens und eine Mah­nung an den Kolo­nia­lis­mus, dar­an, was man nicht tun soll­te“. Ja klar, der schlim­me Kolo­nia­lis­mus wie­der. Als ob die Euro­pä­er das Reich Muham­mad Ali Paschas in der ers­ten Hälf­te des 19. Jahr­hun­derts kolo­ni­siert hät­ten. Tat­säch­lich war es der Gou­ver­neur selbst, der sein Land nach euro­päi­schem Vor­bild moder­ni­sie­ren woll­te und des­we­gen den Kon­takt zu den Euro­pä­ern such­te. An dem Han­del mit anti­ken Kunst­wer­ken ver­dien­te die ägyp­ti­sche Regie­rung, deren Beam­te die­sen heid­ni­schen Relik­ten kei­nen ideel­len Wert bei­ma­ßen, kräf­tig mit.

Ich habe in den Acta schon dar­auf hin­ge­wie­sen, dass sich das Inter­es­se der neue­ren Ägyp­ter an den Über­bleib­seln der Alten Ägyp­ter erst reg­te, als sie bemerk­ten, das sich när­ri­sche Euro­pä­er dar­um ris­sen und damit Geld zu ver­die­nen war. Davor benutz­ten sie die Stei­ne der Tem­pel als Bau­ma­te­ri­al und die Mumi­en als Brenn­stoff. Kein Wun­der, es waren ja nicht wirk­lich ihre Vor­fah­ren, schließ­lich stam­men die meis­ten Ägyp­ter von den ara­bi­schen Erobe­rern des Nil­lan­des ab, für die das heid­ni­sche Groß­ge­rüm­pel eine von Ungläu­bi­gen geschaf­fe­ne frem­de Kul­tur ver­kör­per­te. Auch die Osma­nen, die sich Ägyp­ten 1517 für drei­ein­halb Jahr­hun­dert ein­ver­leib­ten, zeig­ten kein Inter­es­se an den Alter­tü­mern. Die Brü­cke zum Alten Ägyp­ten bil­de­ten und bil­den die Kop­ten, allein mit ihrer Spra­che, aber gewiss auch eth­nisch. Kop­tisch ist mit grie­chi­schen Buch­sta­ben sowie eini­gen unüber­trag­ba­ren Son­der­zei­chen geschrie­be­nes Alt­ägyp­tisch und hat mit dem Ara­bisch, das heu­te am Nil gespro­chen wird, nicht das Gerings­te zu tun. Kurz­um: Die Tra­di­ti­on ist eine nach­träg­lich angemaßte.

Wer hat die Hie­ro­gly­phen ent­zif­fert? Ein Fran­zo­se, im Wett­streit mit einem Eng­län­der, nach Jahr­hun­der­ten ihrer Deu­tung durch ande­re Euro­pä­er. Wer hat die Wis­sen­schaft der Ägyp­to­lo­gie begrün­det? Euro­pä­er. Wer hat das Pha­rao­nen­reich dem Ver­ges­sen ent­ris­sen, wem ver­dankt die Welt, dass man die Namen der Pha­rao­nen über­haupt kennt? Euro­pä­ern. Wer hat die Kunst­schät­ze, von der Mumie bis zur Pha­rao­nen­sta­tue, vom Obe­lis­ken bis zum Tier­kreis von Den­de­ra, gebor­gen, erforscht, beschrie­ben, kon­ser­viert, aus­ge­stellt, der Öffent­lich­keit und letzt­lich der Welt zugäng­lich gemacht? Europäer.
War­um soll­ten sie etwas zurück­ge­ben, das kei­nen recht­mä­ßi­gen Besit­zer mehr hat?
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