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Zum Vorigen gehört natürlich auch die tägliche zwangssteuerfinanzierte Allkanalpropaganda gegen die Opposition.
„Da ich vermute, dass Sie kaum Krimis des ÖRR sehen”, schreibt mir Leser ***, „möchte ich Sie auf ein gestern Abend im ZDF gesendetes Machwerk aufmerksam machen. Kurz zur Handlung: Ein junges, von einem unbegleiteten Flüchtling geschwängertes Mädchen wird tot aufgefunden. Sie hatte kurz zuvor in einem alten Bergwerksstollen entbunden, wo auch der unterkühlte Säugling gefunden wird. Die Eltern des Mädchens werden bereits leicht hinterwäldlerisch geschildert, aber das Hauptinteresse des Films gilt dem Bruder des Vaters, der im Ort viel Einfluss haben soll und sehr agil ist. Es wird keine Mühe gescheut, ihm sämtliche ‚rechten’ Stereotype anzuhängen, bis hin zum versuchten Mord an dem schwarzen Kindsvater, nachdem er herausgefunden hatte, dass der eigentliche Mörder der Bruder des Mädchens war und verhindern wollte, dass nach dem Tod des Mädchens nun auch noch der Sohn verhaftet würde, und er durch das spurlose Verschwinden dieses Schwarzen den Verdacht allein auf diesen lenken wollte.
Das alles noch die übliche Hetze, aber wenn Sie einen Blick auf den Film werfen wollen, und zwar auf die Minute 23:10 bis 24:10, dann erleben wir, dass (für mich jedenfalls erstmals) ungeniert eine eindeutige Anspielung auf die AfD lanciert wird: ‚Aber wir wissen doch alle, für welche Partei sie im Gemeinderat sitzen.’ Der AfD-Gemeinderat als Rassist und nur knapp verhinderter Flüchtlings-Mörder – das hat eine neue Qualität.
In Sachsen sollte man sich die Mühe machen und mal den gesamten Film anschauen. Er strotzt nur so von vielen kleinen perfiden Unterstellungen und sog. ‚Framings’. Damit hat das ZDF mit den ‚besten’ Tatort-Folgen zumindest gleichgezogen, wenn diese nicht sogar getoppt. Hoffentlich erlebe ich noch den Tag, an dem Meck-Pomm, Sachsen(-Anhalt), Brandenburg und Thüringen aufgrund von AfD-Mehrheiten gemeinsam den Ausstieg aus der ARD verkünden.”
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Von den deutschen und nicht nur von den deutschen Medien nahezu unbeachtet, ging in der ersten Novemberwoche zu London eine Vortragsveranstaltung über die Bühne, die der stets sehr nüchtern urteilende, keineswegs im Ruch einer Neigung zum Überschwänglichen stehende Alexander Wendt, der für Publico und Tichys Einblick darüber berichtete, das „Ereignis des Jahrzehnts” nennt. Veranstalter der Konferenz war die „Alliance for Responsible Citizenship”, kurz ARC, und während der drei Konferenztage mit 1500 Gästen aus den USA, Kanada, Südamerika, Asien, Europa, Afrika und Australien, kurzum: aus der ganzen Welt, lauschten Konservative, Liberal-Konservative und Libertäre den Rednern und debattierten in den Pausen oder später beim Abendessen. Was Wendt zu dem Superlativ veranlasste, ist die Tatsache, dass sich „zum ersten Mal in der politischen und intellektuellen Welt des Westens einflussreiche Menschen zusammengefunden haben, um eine Gegenbewegung zur woken Welle zu etablieren”. Nicht nur habe er dort eine „hohe intellektuelle Dichte” registriert, sondern auch „Leute mit Geld”, Unternehmer, Investoren, darunter Paul Marshall, dessen Fonds Marshall Wace gut 60 Milliarden Dollar verwaltet, Alan McCormick vom Investmentunternehmen Legatum, der Vorstandschef des Energieförderung-Ausrüsters Liberty Energy Chris Wright und andere mehr; Jordan Peterson war da, der Historiker Niall Ferguson, der dänische Klimaökonom Bjørn Lomborg, die Autorin und Frauenrechtlerin Ayaan Hirsi Ali, der Physiker und Klimapragmatiker Steven Koonin, viele andere Forscher und Hochschullehrer, außerdem eine große Riege von Politikern, darunter mehrere Dutzend Parlamentsabgeordnete aus der angelsächsischen Welt.
Noch während der Konferenz sei das Wort vom „Anti-Davos” umgegangen, schreibt Wendt, „das es nicht ganz trifft. Denn die Veranstaltung verfolgte ja gerade den Zweck, über ein bloßes Gegenbild hinauszukommen.” Andererseits passe es zumindest soweit, als die ARC dem WEF in ihrer Struktur ähnele. „Das Leitmotiv der Konferenz lautete A Better Story; es sollte also darum gehen, eine bessere Geschichte zu erzählen als die Identitätspolitiker, die Kritischen Rassen- und Postkolonialtheoretiker von Berkeley bis Berlin, kurz, die Regressiv-Progressiven, die mittlerweile große Teile der Sinnproduktion im Westen beherrschen.”
Als die konservativen Oberhausabgeordnete Philippa Stroud, Jordan Peterson und andere sich anno 2022 daran machten, die Konferenz zu organisieren, „setzten sie sich erstens mit einem fundamentalen Irrtum und zweitens mit einem ebenso grundlegenden Unwillen unter den Nichtlinken auseinander. Deren Irrtum bestand darin zu glauben, Ideen wie die Bürgergesellschaft, Eigenverantwortung, freie Rede, Gewaltenteilung und vieles mehr besäßen von sich aus eine solche Strahlkraft, dass ihnen die Attacken der Illiberalen mit der Fortschrittsfahne nicht besonders viel anhaben könnten.”
(Den gesamten Bericht finden Sie hier.)
Dass die Konservativen den immer neuen Tränentrocknungsversprechen und Wolkenkuckucksheimverheißungen der Linken nichts entgegenzusetzen wissen als das Graubrot der „langweiligen bürgerlichen Vernunft und ihrer Tugenden” (Franz Josef Strauß), ist in der Tat ein großer Nachteil in Zeiten, da Politik massenkompatibel gemacht werden und sich dafür stets irgendwelcher „Narrative” bedienen muss.
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Wie gesagt, Beethovens Siebente ist Aufstandsmusik, Truppensammlungsmusik, Opferbereitschaftsmusik, schlussendliche Triumphmusik. Musik for a Better Story.