„Mehr und mehr wird deutlich, dass die Brandmauer gegen die AfD die Kerkermauer für die CDU ist.”
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Der gestrigen Regierungserklärung von Olaf Scholz entnahm ich, dass die Hamas sich bislang in Deutschland „betätigen” durfte.
Wahrscheinlich musste dieses Betätigungsverbot erst gründlich gegen die gebotene Bekämpfung des antimuslimischen Rassismus abgewogen werden, der sich vor allem im Netz austobt (wie ein Qualitätsjournalist schreiben würde), weil die Straßen und Schulhöfe inzwischen den Diskriminierten gehören, die sich dort gegen den strukturellen Rassismus der Einheimischen und anderer Nichtmuslime zur Wehr setzen.
Nicht nur im immer noch bestürzend deutschsprachigen Raum.
Der Bundeskanzler rief deshalb aus dem Fernseher „alle Bürgerinnen und Bürger” auf, gemeinsam für die Sicherheit der jüdischen Mitbürger zu sorgen, womit er aber einen rhetorischen Graben zwischen allen Bürgerinnen und Bürgern auf der einen und Bürgern mit Hamas-Sympathien auf der anderen Seite riss. Beziehungsweise aufwarf.
(Link)
Mit dem Problem beschäftigte man sich auch in der bisweilen flimmernden Herzkammer der deutschen Demokratie.
„Für die AfD wurde von Bundestagspräsidentin Bärbel Bas anschließend Alexander Gauland als Redner angekündigt. Zu diesem Zeitpunkt verließ offenbar die Vizepräsidentin des Deutschen Bundestags, Katrin Göring-Eckardt (Grüne), das Plenum”, notiert der Kölner Stadt-Anzeiger. „Später folgten ihr weitere andere Abgeordnete, unter anderem SPD-Politiker Michael Roth, wie im Livestream zu erkennen ist. Von Göring-Eckardt und Roth gibt es kein Statement dazu, ob sie den Sitzungssaal aus Anlass von Gaulands Rede verließen. Es ist jedoch naheliegend.”
Dass ausgerechnet Katrin Unser-Land-wird-sich-ändern Göring-und-zwar-drastisch-Eckardt-ich freu mich drauf retirierte, entbehrt nicht einer gewissen Folgerichtigkeit, denn der böse alte Joykiller von der Schwefelpartei will sich partout nicht mitfreuen. Dessen Israel-Rede war kurz und ließ doch kaum Fragen offen.
„Man muss den Terror an seinem Lebensnerv treffen: am Geld”, sagte der AfD-Ehrenvorsitzende. „Dass ein Teil dieser Raketen, ein Teil dieser von der Hamas eingesetzten Waffen womöglich mit deutschen Steuergeldern bezahlt wurde, ist ein unglaublicher Skandal. Wenn die sogenannte Staatsräson mehr als eine Floskel sein soll, müssen die deutschen Zahlungen an Palästinenser-Organisationen sofort aufhören. Die Außenministerin hat versichert, mit deutschem Geld werde kein Terror finanziert. Pardon, Frau Baerbock, die Vorstellung, das Geld fließe ausschließlich in humanitäre Projekte, ist bestenfalls naiv. Die Hamas kontrolliert Gaza. So sicher, wie ein Teil der deutschen Entwicklungshilfe im Fuhrpark afrikanischer Diktatoren ankam, so sicher landet ein Teil dieser sogenannten Hilfsgelder bei der Hamas.”
Sie sollten sich das unbedingt anhören und, wie immer, die Reaktionen der anderen Fraktionen studieren. Keiner von diesen stolzen Haltungsmenschen rührte einen Finger. Umgekehrt ein paar rechte Schleimer schon (aber das wird ihnen nichts nutzen):
Wenn jemand wie Gauland spricht, verlässt jemand wie Kaddor couragiert das Plenum.
„Immerhin”, schrieb mir ein vorlauter Jude, „hat Gauland keine Schüler, die zum IS gegangen sind.” Im Netz wurden derweil hetzerische Suggestivfragen gestellt.
Eine gesinnungsbefreundete Beutekartoffel – Kampfname „The Brain” – sprang Mad. Kaddor mutig bei, ward aber sofort vom rechtsradikalen Mob verbellt.
Ein anderer Nazi meldete sich aus den USA zu Wort, blieb aber allahlob von der unabhängigen Wahrheits- und Qualitätspresse unzitiert, so dass sich seine Hetze kaum verbreitete.
Wörtlich sagte der längst über die Zurechnungsfähigkeitsgrenze Gealterte: „Es war ein schwerer Fehler, so viele Menschen völlig verschiedener Kulturen, Religionen und Überzeugungen hereinzulassen, weil es Interessengruppen hervorbringt in den Ländern.“
Dabei soll es längerfristig keine verschiedenen Kulturen, Religionen und Gruppen geben, und KGE freut sich drauf!
Weshalb auch die deutsche Außenamtsleitende zur Besonnenheit mahnt, kein Öl auf die feuerspeienden Mühlen der Rechtspopulisten gießt und sich durch tausend Massakrierte nicht vom klaren Kurs eines Völkerrechts der Herzen abbringen lässt.
Und nun freue dich, Neukölln!
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Eine Satireseite wird ernst.
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Kann es sein, dass die phantasievollsten unter den Globalisten davon träumen, durch allgemeine Vermischung auf diesem Planeten eine Einheitsmenschheit herzustellen, weil sie dieselbe Befürchtung hegen wie z.B. ich: nämlich dass die Zukunft dieser unseligen Gattung angesichts schwindender Ressourcen und explodierender Menschenzahlen in gewaltigen Rassenkriegen – pardon, ich meine: Auseindersetzungen verschiedener Menschenkonstrukte – bestehen könnte? (Ich habe ja gelegentlich darauf hingewiesen, dass man diese Leute womöglich besser versteht, wenn man ihnen, neben Geschäftssinn, eher gute Absichten unterstellt.) Wenn sich alle Welt munter durcheinander paarte und fortpflanzte, wäre diese Gefahr gebannt. Die Massenmigration bekäme dann einen Sinn.
Allerdings läuft die Sache mit der Dehomogenisierung der (auschließlich weißen) Nationen durch Einwanderer nicht so, wie diese Edlen es sich vorstellen. Eine ethnisch-kulturelle und am Ende auch genetische Vermischung findet in der Realität kaum statt – wenn, dann meistens in den sog. besseren Kreisen –, die verschiedenen Rassen, Ethnien, Kulturen existieren eher parallel nebeneinander, auch in den USA hat das „Konzept” des Melting Pot nicht funktioniert. Multiethnisch-multikulturelle Gesellschaften leben nur so lange friedlich zusammen, bis Konflikte ausgetragen werden müssen, meistens um Ressourcen; dann trennen sich die verschiedenen Gruppen voneinander wie das Öl vom Wasser.
Blut ist eben „ein besondrer Saft” (Mephisto).
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Viele derjenigen, die die Monarchie als zu zentralistisch und undemokratisch ablehnen, hätten mit einer Weltregierung seltsamerweise keine Probleme.
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„Ich will Ihnen sagen, was ich mit der Banalität meine, weil mir in Jerusalem eine Geschichte eingefallen ist, die Ernst Jünger einmal erzählt hat […]. Ernst Jünger ist während des Krieges zu pommerischen oder mecklenburgischen […] Bauern gekommen; die Geschichte steht in den ‚Strahlungen‘. Und der Bauer hatte russische Kriegsgefangene unmittelbar aus den Lagern bekommen, natürlich völlig verhungert – Sie wissen, wie russische Kriegsgefangene hier behandelt worden sind. Und [der Bauer] sagt zu Jünger: Na, dass das Untermenschen sind und wie das Vieh, das kann man ja sehen. Sie fressen den Schweinen das Futter weg! Jünger bemerkt zu dieser Geschichte: Manchmal ist es, als ob das deutsche Volk vom Teufel geritten wird. Und er hat damit nicht dämonisch gemeint. Sehen Sie, diese Geschichte hat eine empörende Dummheit. […] Der Mann sieht nicht, dass das Menschen tun, die eben verhungert sind, und jeder es tut. […] Eichmann war ganz intelligent, aber diese Dummheit hatte er […], und das habe ich eigentlich gemeint mit der Banalität. Da ist keine Tiefe, das ist nicht dämonisch, das ist einfach der Unwille, sich je vorzustellen, was eigentlich mit dem anderen ist. […] Ich bin nicht der Meinung, dass das deutsche Volk besonders brutal ist. Ich glaube überhaupt an solche Nationalcharaktere nur, ähm… Trotzdem, die Geschichte, die ich eben von Jünger erzählte, die ist spezifisch deutsch. Das heißt, dieses Unvermögen, wie Kant sagt, […] an der Stelle eines anderen zu denken […]. Diese Art von Dummheit, das ist, als ob man gegen eine Wand spricht; man kriegt nie eine Reaktion, weil nämlich auf einen selber gar nicht eingegangen wird. Das ist deutsch.“
Auch und gerade das Zeit-Publikum trägt diese Mentalität zur Schau und in die Zukunft.
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In der DDR, diesem ersatzvaterländischen Laufställchen, tranken so ziemlich alle von Erich Mielke, Margot Honecker und anderen Genossen geliebten Menschen, um sich den Daueraufenthalt dortselbst halbwegs erträglich zu gestalten.
Einer meiner Standardscherze, wenn ich damals wegen Trunkenheit gerügt wurde, lautete: Marx und Engels haben nirgendwo geschrieben, dass wir den Kommunismus nüchtern aufbauen sollten.
Die DDR hat sich übrigens offiziell mit den „Palästinensern” solidarisiert und den „Aggressor Israel” politisch bekämpft. Womit sich der Bogen für heute schließen soll.