Wenn der Sommer vorüber ist, befällt mich Jahr für Jahr eine Untröstlichkeit, die etwas gemildert wird durch den schönen Münchner Brauch des Oktoberfests. Am Sonntag verbrachte ich, bei kaiserwetterlich blauem Himmel, bestrahlt von der Mittags- und frühen Nachmittagssonne, gemächlich vier Augustiner-Maß sowie den einen oder anderen Obstler in mich hinüberleitend, ca. dreieinhalb Stunden lang mitten im Glück, vielleicht sogar im Paradies, auch ein paar (im allerweitesten Sinne) Huris saßen trinkend und singend und vor allem im Dirndl am Tische, mit einem Satz: Wir haben hier auf Erden schon das Himmelreich errichtet, und wachsen uns Flügel nach dem Tod, so feiern wir droben ungefähr so weiter. Wer jetzt fragt, wie mein innerer Ästhet es bei diesen Saturnalien aushält: Der verträgt nix, ab der zweiten Maß ist er still und brav.
Der Sozialismus der Biergärten ist der einzige Sozialismus, der funktioniert, und die Wiesn ist praktisch ein multipler Biergarten, wenngleich gewisse sozialdarwinistische Auswahlkriterien dem Oktoberfestsozialismus vorausgehen; auch diesem nämlich ist ein Mangel eigen, allerdings ein aus der Attraktivität rührender: der an Plätzen. (Nein, ich sage nicht, wo ich saß, sonst beschnitte ich mir die Möglichkeit, dort auch fürderhin ein sonniges Plätzchen zu finden im allgemeinen Gedränge und Gewürge.) Die integrative Kraft der Wiesn über alle Stände, konstruierten Rassen, Kulturen und Gehaltsklassen hinweg stinkt unseren Linken natürlich gewaltig; alle Jahre wieder versuchen sie, diese XXXL-Kirmes zu schmähen, denn hier feiert, tummelt sich und gleißt, was Progressisten nicht leiden können: ein auf alles Elend der Welt pfeifender Frohsinn, weißengemachte Traditionen – man könnte sie denunzieren, wenn nicht Gäste aus aller Welt begeistert mittäten –, kulturelle Aneigung, die sich wiederum nicht anprangern lässt, weil sie falsch herum stattfindet, eine geradezu brachialbinäre Heteronormativitätszurschaustellung (aber auch ein Zelt, in dem die Homosexuellen feiern), schamlosester Sexismus, enthemmter Fleisch- und Bierverzehr, ewiggestrige Blasmusik mit zuweilen vorgestrigen Texten – und das alles bezahlt mit Bargeld.
So lesen wir denn jedes Jahr zu Wiesnbeginn von Stumpfsinn, Kotze, Gegröle, Bierleichen und natürlich sexueller Belästigung.
Am „Security Point” der Aktion „Sichere Wiesn” kümmern sich die Mitarbeiterinnen „um Frauen, die Hilfe brauchen – ob es um einen schweren Übergriff geht oder darum, dass das Handy verloren gegangen ist und man die Freunde nicht wiederfindet”, notierte der Süddeutsche Beobachter anno 2016; so richtig brand- und meldeneu ist diese Einrichtung also nicht, und wie überlebensnotwendig der Panic Point ist, lasse ich dahingestellt. Ob auch Kerle vorstellig werden, die ihr Händi oder ihre Freunde verloren haben, ist mir nicht bekannt.
Heuer warnte die Münchner Abendzeitung in einem (immerhin) Pro und Contra-Beitrag vor den Gefahren im Außendienst.
Nun, ein neutraler (statt z.B. Süddeutscher) Beobachter könnte auf die Idee verfallen, dass gerade angesichts der Vielzahl völlig enthemmter Besucher erstaunlich wenig passiert auf dem größten Tätervolksfest der Welt, doch lassen wir das. Die unerforschte, aber „extrem hohe” Dunkelziffer führt uns assoziativ ins bestens erforschte Dunkel der deutschen Geschichte. Auch da sind die Wolkenschieber der Abendzeitung auf dem Quivive.
Der Führer hat das Oktoberfest übrigens wegen gewisser persönlicher mentaler Schnittmengen mit der Generation Schneeflöckchen nie besucht. Über Vergewaltigungen berichtete die Presse damals nicht, aber die Dunkelziffer muss enorm gewesen sein.
Auch dieses Jahr ist es schon wieder ziemlich übel.
In beiden Fällen reagierte das Patriarchat schnell und recht ruppig: Gegen den Poklatscher „wurde Anzeige erstattet wegen sexueller Belästigung, es wurde ein Platzverweis ausgesprochen und weil der Tatverdächtige keinen Wohnsitz in Deutschland hat, sondern aus Österreich stammt, musste er eine Sicherheitsleistung in Höhe von mehreren Tausend Euro für den Hieb auf den Hintern bezahlen”. Der Hobbyfilmer wiederum, „ein 28-jähriger Italiener”, musste „mehrere Hundert Euro bei der Polizei lassen”; er hatte einer 23-jährigen Australierin mit dem Handy unters Dirndl gefilmt. „Auch dieser Mann machte Bekanntschaft mit der Wiesnwache. Gegen ihn wurde Anzeige erstattet wegen der Verletzung des Intimbereichs durch Bildaufnahmen.”
Bisweilen trifft das Unheil auch einen männlich gelesenen Gast: „Ein 39-jähriger Wiesnbesucher wurde laut Polizei unvermittelt niedergeschlagen. Er stürzte so heftig auf den Boden, dass er mit dem Verdacht auf ein Schädel-Hirn-Trauma ins Krankenhaus eingeliefert werden musste. Laut Polizei war der Mann bisher nicht in der Lage, zu erklären, was passiert war. Aufnahmen einer Sicherheitskamera hätten aber Hinweise auf sechs männliche Tatverdächtige ergeben, berichten die Ermittler. Alle seien etwa 1,80 Meter groß, geschätzte 20 Jahre alt und hätten eine kräftige Statur. Sie trugen laut Polizei keine Tracht, sondern T‑Shirts, Jogginghosen und andere Alltagskleidung.”
Offenbar eine mysteriöse „Gruppe”. Darauf mache sich jeder seinen persönlichen Reim. Immerhin scheint es nichts Sexuelles gewesen zu sein.
Die Mär, auf dem Oktoberfest seien die Mädels nicht sicher, kam nach der Kölner Konkurrenzkirmes Silvester 2015/16 auf, es war ein typisches linkes Propagandastück, nachdem Angehörige einer trendenden linken Hätschelklientel sich gegenüber Angehörigen einer auf Solidaritätsentzug gesetzten linken Lieblingsklientel schlecht betragen hatten, in die deutschen Stuben erstausgestrahlt via ZDF. Eine sogenannte Netzfeministin namens Anne Wizorek verbreitete dort ohne jeden Beleg eine „offizielle Dunkelziffer“ von 200 Vergewaltigungen pro Oktoberfest, die von der routiniert dunkelzifferleugnenden Polizei in den Bereich der Fabel abgewiegelt wurde. Tatsächlich liegt die offizielle Zahl der sexuellen Übergriffe, die ein unerwünschtes Betatschen übersteigen, auf der Wiesn mit ihren fünf bis sechs Millionen Besuchern regelmäßig im einstelligen Bereich. Im Jahr 2016, das mit der Kölner Spontan-Unterwäscheparty anhub, ereigneten sich 31 Sexualstraftaten, davon 22 damals noch als „sexuelle Beleidigungen” geführte sogenannte Grapsch-Fälle, vier Nötigungen, zwei exhibitionistische Taten, zweimal sexueller Missbrauch von „Widerstandsunfähigen” und eine Vergewaltigung. Festgenommen wurden 18 Täter. Zwei waren deutscher Herkunft, 16 nichtdeutscher. Sechs der 16 waren Asylbewerber. Es handelte sich also weit überwiegend um Einzelfälle.
Weiland schrieb die Süddeutsche Beobachterin:
Fast jede. Das wäre, über den Daumen gepeilt und eingerechnet, dass viele der Besucher mehrmals hingehen, immer noch eine siebenstellige Zahl. Belege dafür, dass Übergriffe längst normal seien, sucht man ebenfalls jahrein, jahraus vergeblich.
Stichprobe 2017. Bei Statista steht zu lesen: 1896 Mal rückten Polizisten zu Einsätzen aus. Dabei wurden 1161 Delikte zur Anzeige gebracht. Neben Diebstählen und Körperverletzungen wurden besonders häufig Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz festgestellt (ich glaube, das nennt man „Eulen nach Athen tragen”, aber jeder wie er kann). Die Anzahl der zur Anzeige gebrachten Sexualdelikte stieg damals im Vergleich zum Vorjahr um 97 Prozent, aber nicht wegen solcher Touristen, die nach Köln eine Abwechslung suchten, sondern wegen der Änderung des §184i: „Grapschen“ gilt seither nicht mehr als Beleidigung, sondern als sexuelle Belästigung. Insgesamt 67 Straftaten wurden 2017 in dieser Kategorie festgestellt, darunter vier Vergewaltigungen. Ich weiß nicht, wo so etwas passiert, habe aber, von wegen „Widerstandsunfähige”, einen Verdacht.
Auf der „Kotzwiese” liegen die Bierleichen; in Zeiten forcierter Emanzipation – das konnte sich im Gründungsjahr 1810 niemand vorstellen – auch Frauen. Wer sich an hilflosen Frauen vergreift, verdient weder Gnade noch Schutz, oder was meinen Sie?
Ein Fachblatt für Frauensorgen, Diätargumente und angewandte Abstinenz stellte im vergangenen Jahr die richtige Frage.
Zitat: „Weil man mit Argumenten hier nicht weit kommt, lieber zu den Fakten: 55 Fälle von sexueller Belästigung wurden auf dem Oktoberfest 2022 angezeigt, davon drei Vergewaltigungen – und das alles innerhalb von 17 Tagen. Natürlich waren es noch viel, viel mehr, denn wenn es um sexuelle Gewalt geht, ist die Dunkelziffer extrem hoch. Sexualdelikte gehören zum Oktoberfest dazu wie Dirndl und Maß.”
Es waren so natürlich viel, viel mehr, dass sich jegliche Beweiserhebung als überflüssig erwies.
Auch der Deutschlandfunk Kultur zog im Oktober 2022 ein erschütterndes Fazit.
Bei 5,7 Millionen Besuchern anno 2022 ist eine Vergewaltigung auf einer Bierzelttoilette ein erdrückender Beweis für die „Rape Culture”, die den Alltag im besten Deutschland ever prägt.
Die „mutmaßlichen” Täter laut Bild: Osman B., 21, aus Somalia, 10 Alias-Namen, polizeibekannt wegen Körperverletzung und gefährlicher Körperverletzung. Beide Verfahren wurden eingestellt. Boubarcar B., 22, aus Guinea, vier Alias-Namen, Haftstrafe wegen Drogenhandels, auf Bewährung wegen „schwerer Kindheit”. Sein Asylantrag wurde 2019 abgelehnt. 2021 wegen Drogenhandels verurteilt und vorzeitig entlassen, weil er im Knast als Friseur „zuverlässig gearbeitet” und einen Sprachkurs gemacht hat. Mountaga D., 22, aus Guinea, drei Strafeinträge (Drogen, Körperverletzung). Asylantrag abgelehnt, geduldet. Warum verschwimmen in Berliner Parks die Grenzen? Und landesweit in Freibädern?
„Nach bisherigen Erkenntnissen sollen die jungen Männer (dreimal 16, dreimal 21, 22, 26) die Jugendliche gegen 18.20 Uhr im Wasser umringt, bedrängt und hochgeworfen haben. Beim Untertauchen soll ein in Köln lebender Iraker (16) dem Mädchen dann in die Bikinihose gegriffen haben! Die weiteren Tatverdächtigen seien in Köln, im Rhein-Sieg-Kreis, im Rhein-Erft-Kreis, im Rheinisch-Bergischen Kreis und in Bonn gemeldet. ‚Vier von ihnen haben die syrische und drei die türkische Staatsangehörigkeit’, teilte die Polizei mit.”
„Später kam es zu einem Einsatz auf der Bundesstraße 166 mit einem 25-jährigen Afghanen. Dieser wurde anhand des Fotos als der Tatverdächtige identifiziert.”
Oktoberfest ist überall! Sogar für Minderjährige.
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Wobei: Wie wir gesehen haben, genügt auf der Wiesn ein Schlag auf ein weibliches Gesäß, um sich im Polizeigewahrsam wiederzufinden und mit einer deftigen Geldstrafe die Heimreise anzutreten. In Lübeck aber:
Geldstrafe? Heimreise? Sind Sie Rassist oder was?
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Doch seht, die brave Polizei
Stemmt ’ne Kampagne schnell herbei.
Zwei autochthone Jungs, einer davon blond und gescheitelt, vergreifen sich an einem Mann und ignorieren die blonde Maid daneben. Ein Tätowierter mit Dutt greift beherzt zum Telefon. So geht es zu auf Deutschlands Straßen. Tu was!
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Eine der herzigsten und apartesten Grünen – George Grosz hätte sie gern gemalt – sorgt sich derweil um die Diskriminierung der Clans.
Die armen Clans! Man ist vor lauter deutscher Missgunst nicht mehr sicher bei ihnen.
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Wiedervorlage: Rechtsextremismus ist vor allem eine Frage des Datums.
„Am Ende stehen dann jene grausamen Straßenschlachten und Stadtteilverwüstungen, die an die brennenden Negerviertel der nordamerikanischen Großstädte erinnern. Ethnische Gruppenkonflikte in Ländern mit großen, nichtintegrierten Einwanderungsbevölkerungen können sich über generationenlange Zeiträume hinziehen und zu einer ständigen Quelle von Unstabilität und Unfrieden werden. So muß es mit aller Deutlichkeit formuliert werden: Ganze Bevölkerungsteile in Länder anderer Kulturbereiche umzusiedeln, ist kein tauglicher Weg für die Lösung des Übervölkerungsproblems der Wachstumsländer.”
(Quelle)
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Der Meister Urian aus Thüringen, der, dessen Name nicht genannt sein darf, muss sich demnächst vor Gericht dafür rechtfertigen, die Losung der SA verbreitet zu haben.
Helle Aufregung herrschte darob an der Hamburger Relotiusspitze.
Nun ist alles (auch für Deutschland) wieder feini.
In diesem Zusammenhang scheint mir folgende Klarstellung nicht unnötig zu sein.
Die Kleine Anfrage, um auch das zu wiederholen, hatte die Fraktion der SED gestellt, die heute „Die Linke” heißt, aber rechtsidentisch mit jener Partei ist, die auf Flüchtlinge schießen ließ, solange sie hinaus und nicht herein wollten.
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Gute Kampagne.
Gefunden hier.
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Sollte den Demokraten um Sleepy Joe Biden und ihrer zivilgesellschaftlichen Coterie jemals eine Wahlfälschung zuungunsten Trumps nachgewiesen werden, erhielte dann der „Sturm auf das Kapitol” nachträglich den Charakter eines demokratischen Freiheitskampfes? Nur so als Gedankenexperiment.