27. Juli 2023

Auf bran­det Applaus! Wem gilt er? Die Insze­nie­rung war schlecht, mau die Mimen.
Hul­digt das Audi­to­ri­um dem eige­nen Sitz­fleisch nur?

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Kein Lei­des antun darfst du, Vega­ner, dem augen­tra­gen­den Wesen!
Also ist dir, du Guter, auch der Selbst­mord verwehrt.

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Leser *** schickt mir die­se Wer­be­an­zei­ge aus Dunkeldeutschland.
Es han­delt sich um die Freie Pres­se Chem­nitz, ehe­mals das Zen­tral­or­gan der SED-Bezirks­lei­tung Karl-Marx-Stadt (unter dem­sel­ben lus­ti­gen Namen).
Merk­wür­dig, nicht wahr? Ein zumin­dest mit­tel­al­ter wei­ßer Mann wirbt für eine Main­stream-Gazet­te, mit einer wei­ßen Frau im Hin­ter­grund, die aus­schaut, als sei sie bei der Haus­ar­beit – es könn­te aber auch eine Kell­ne­rin sein –, wäh­rend der Kerl Zei­tung liest und Kaf­fee trinkt (bzw. Korn aus einer Kaf­fee­tas­se, wie man das in der „Ehe­ma­li­gen” wäh­rend der Büro­zei­ten bis­wei­len tat). Ein sol­ches Motiv sah man in der Wer­bung lan­ge nicht mehr.
Oder in den Medien.
Aber „der Ham­mer” (D. Boh­len) ist der Wer­be­cla­im: Mei­ne Kul­tur. Mei­ne Heimat.
Geht’s drü­ben wie­der los?
***
Da sich das Publi­kum nur in Maßen für Frau­en­fuß­ball inter­es­siert, sind aller­or­ten Pro­pa­gan­dis­ten, meist weib­li­che – Sis­ter­hood! –, damit beschäf­tigt, für die­se Lei­bes­übung zu wer­ben. Die Kam­pa­gnen erin­nern ein biss­chen an Wer­bung im Ost­block; in Erman­ge­lung jeg­li­cher Argu­men­te wird ein­fach eine nicht mess­ba­re beson­de­re Attrak­ti­vi­tät des Trei­bens der Fuß­bal­le­ri­nas behaup­tet. Die Neue Zür­cher Zei­tung hat jetzt ein schö­nes Sati­re­vi­deo dazu ver­öf­fent­licht; es wird so ange­teasert:
Also behaup­tet eine Spre­che­rin, die als „NZZ-Video­re­dak­teu­rin” vor­ge­stellt wird. Die Beweis­füh­rung ver­läuft fol­gen­der­ma­ßen: Das NZZ-Team habe sich Welt­meis­ter­schafts- und Cham­pi­ons League-Par­tien der letz­ten Jahr­zehn­te ange­schaut, sowohl der Män­ner wie der Frau­en, „die als beson­ders schö­ne Spie­le bezeich­net wer­den”, und dabei her­aus­ge­fun­den, dass in einem schö­nen Spiel eine Ball­be­rüh­rung durch­schnitt­lich 2,99 Sekun­den daue­re. Danach habe man die For­mel eines For­schers ent­deckt, der ein Buch über die Phy­sik des Fuß­balls geschrie­ben hat.
Das Brim­bo­ri­um über dem Bruch­strich meint Wur­zel aus Spiel­flä­che durch Spie­ler, ist also eine Kon­stan­te (die sich ledig­lich im sta­tis­tisch ver­nach­läs­si­gens­wer­ten Fall einer Roten Kar­te ändert). Die durch­schnitt­li­che Geschwin­dig­keit bei Män­ner- und Frau­en­spie­len ist angeb­lich gemes­sen wor­den. Erstaun­li­cher­wei­se bewe­gen sich Män­ner schneller.
Dar­aus folge:
Wenn in einem schö­nen Spiel die durch­schnitt­li­che Ball­be­rüh­rung 2,99 Sekun­den daue­re, lägen die Mädels näher am Ide­al­wert, spiel­ten also „schö­ner”.
Natür­lich hat­ten Sie, geneig­te Lese­rin, sofort den Ein­wand auf den Lip­pen, dass jenes 2,99-Sekunden-Schönheitsideal das Publi­kum nicht nur mit Will­kür foppt – und dass bei der Lauf­ge­schwin­dig­keit nicht klar ist, in wel­chem Maße die Ball­be­sitz­zeit unmit­tel­bar mit ihr zusam­men­hängt –, son­dern ihm zugleich einen drei­fa­chen Äpfel-mit-Bir­nen-Ver­gleich unter­ju­belt: neben dem enor­men Qua­li­täts­un­ter­schied der Par­tien der bei­den Geschlech­ter noch jenen von WM- und Cham­pi­ons-League-Spie­len (der amtie­ren­de CL-Sie­ger Man­ches­ter City wür­de den amtie­ren­den Welt­meis­ter Argen­ti­ni­en unge­fähr 20:0 besie­gen, die Argen­ti­ni­er kämen kaum aus ihrer Hälf­te; sogar der FC Augs­burg wür­de jede Natio­nal­mann­schaft schla­gen) sowie eine Zeit­span­ne für die Aus­wahl „schö­ner Spie­le” – Jahr­zehn­te –, in wel­cher sich der Fuß­ball der­ma­ßen ver­än­dert hat, gera­de was das Tem­po und die Ball­be­sitz­zei­ten angeht, dass man fast von ver­schie­de­nen Sport­ar­ten spre­chen könnte.
Dass schnel­ler jemals, wie hier, auf weni­ger schön hin­aus­lau­fen kön­ne, ist bereits bei ober­fläch­li­cher Betrach­tung eine nicht zu hal­ten­de Aus­sa­ge. Frei­lich: Dass die Ball­be­rüh­rungs­zeit­span­ne bei den Frau­en sogar kür­zer sein könn­te als bei den Män­nern, hät­te jeder geglaubt, der jemals Flip­per gespielt hat.
PS: War­um dem Begriff „Schön­spie­ler” im Män­ner­fuß­ball – Pleo­nas­mus, ich weiß – ein pejo­ra­ti­ves Geschmäck­le anhaf­tet, könn­te die­ser Vor­fall beschreiben.
Das laut Fifa-Rang­lis­te fünft­bes­te Damen­team der Welt unter­lag der U‑15-Mann­schaft der New­cast­le Jets – das ein aus­tra­li­scher Erst­li­ga­ver­ein – mit 0:7.
***
Spie­gel-Leser wis­sen (manch­mal tat­säch­lich) mehr.
***
„Lie­ber Herr Klo­novs­ky, in letz­ter Zeit wird viel über Brand­mau­ern gespro­chen. Da dies ein Begriff aus dem Bau­we­sen ist fällt mir immer wie­der auf, dass mit sei­ner media­len Ver­wen­dung oft­mals eine fal­sche Vor­stel­lung von der Funk­ti­on einer Brand­mau­er (oder auch Brand­wand) ein­her­zu­ge­hen scheint. Brand­wän­de wer­den in Nazi­land so defi­niert, dass die­se der Feu­er­wi­der­stands­klas­se ‚F90’ ent­spre­chen müs­sen, d.h., sie müs­sen für 90 Minu­ten ver­hin­dern, dass ein Brand von einem Haus oder Bau­teil auf ein ande­res Haus oder Bau­teil über­schla­gen kann. Zudem müs­sen Brand­mau­ern (oder Brand­wän­de) bestimm­ten mecha­ni­schen Bean­spru­chun­gen Wider­stand leisten.
Man geht dabei davon aus, dass bin­nen die­ser andert­halb Stun­den, als pri­mä­res Schutz­ziel, alle Men­schen­le­ben geret­tet wer­den kön­nen, und die Feu­er­wehr­leu­te (m/w/d) den Brand löschen und soge­nann­te Brand­über­schlä­ge auf Bau­tei­le jen­seits der Brand­mau­ern ver­hin­dern kön­nen. Gelingt dies nicht, brennt es mun­ter wei­ter, Brän­de schla­gen über und die Hüt­ten bren­nen halt ab. Dann ist’s dumm gelau­fen mit dem Feu­er. Brand­mau­ern bie­ten also nur zeit­lich begrenz­ten Schutz.
Zwi­schen CDU und dem ein­zi­gen Kind Ange­la Mer­kels, der AfD, scheint sich die Brand­mau­er im Abbrand­sta­di­um zu befin­den, aber man weiss nichts Genau­es. Schaumermal.
Ganz im Gegen­satz dazu sol­len z.B. Grenz­zäu­ne in allen Län­dern der ver­bren­nen­den Erde (in Ber­lin waren heu­te schon wie­der um 20°C zu ver­zeich­nen, und das im Juli!), außer Deutsch­land, zeit­lich unbe­grenzt Schutz gegen uner­wünsch­te Grenz­über­trit­te bie­ten. Mer­ken Sie sich das bitte!
Herz­lich grüßt aus Kiew-West Ihr
*** ”
(Netz­fund)
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Das meint der Leser

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