Buntheit, Genoss*innen, hört mir gut zu jetzt!, wird dadurch Ereignis,
Dass, wer’s einfarbig mag, sofort der Ächtung verfällt.
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Das kommt praktisch aus dem Nichts der Anlass- und Grundlosigkeit.
Bemerkenswert ist zum ersten, dass jetzt auch die Bundesregierung den Nonsens vom „antimuslimischen Rassismus” nachfaselt, als ob Moslems eine Rasse bildeten; nach diesen Kriterien fiele dann logischerweise auch der „Kampf gegen rechts” unter „Rassismus”.
Bemerkenswert zum zweiten – und keineswegs so zufällig, wie es auf den ersten Blick erscheint – ist das Zusammenfallen der Veröffentlichung dieses sogenannten unabhängigen Expertenberichts mit den bürgerkriegsartigen Unruhen in Frankreich, wo ja vor allem junge Moslems randalieren, plündern, brandstiften und en passant die Mär von der friedlich-bunten Einwanderungsgesellschaft noch ein bisschen mehr zerschlagen als bislang schon; außerdem markieren sie wolfsrudelartig jene Gebiete, aus denen der Staat verschwinden soll, weil dort ihre Regeln gelten. Migration, wie sie in die von linken Schuldgefühlsverbreitern sturmreif entnervten Länder Westeuropas inzwischen fließt, endet als Eroberungsfeldzug gegen die autochthone Bevölkerung, ein, aufs Ganze der Weltgeschichte gesehen, allerdings gewöhnlicher Vorgang, wenn wir vielleicht von den Schuldgefühlen absehen. Im aktuellen Fall spielt der Islam eine keineswegs unwesentliche Rolle, wie es die virilen Vollzeittraumatisierten verdeutlichen, die auf den Booten das Siegeszeichen machen und „Allahu akbar!” skandieren. Aus diesem Grund ist das Phänomen „Islamophobie” schon recht alt, es existiert seit der Mitte des 7. Jahrhunderts, und zwar stets entlang der „blutigen Grenzen des Islam” (Samuel Huntington). Dass es auch zahlreiche muslimischstämmige Einwanderer gibt, die – meist schon seit zwei Generationen – gern und auf eigene Rechnung hier leben und diese Entwicklung selbst mit Grausen verfolgen, ändert nichts am Befund.
Eine gewisse „Islamophobie” scheint also zum einen durchaus begründet, zum anderen für den Westen als Ganzen überlebensnotwendig zu sein.
Das Zusammenfallen der linksrheinischen Unruhen mit dem rechtsrheinischen Rassismusbezichtigungs- und Unterwerfungsgeschwafel ist deswegen alles andere als zufällig, weil es sich um eine zwingende Folge der Migrationspolitik der Westeuropäer handelt, die überdies von illusionophoben Bösmenschen („Rassisten”) präzise vorhergesagt wurde. Wenn den Deutschen die Mittel für die einstweilen noch randalegeneigtheitsstillenden Sozialleistungen ausgehen – woran Ihre Bundesregierung, lieber Leser, derzeit eiftig werkelt, indem sie das wirtschaftliche Rückgrat des Landes zerbricht und zugleich immer neue potentielle Problembären ins Land holt –, dürften solche Exzesse auch im besten ’schland ever ausbrechen. Sofern die Rauchschwaden vom Fenster gewisser Redaktionsstübchen aus sichtbar werden, könnten sie sogar ein mediales Gezeter auslösen, weshalb unsere Gesellschaftstransformierer den Genossen Medienschaffenden prophylaktisch noch einen weiteren Maulkorb anlegen wollen, wie der Deutschlandfunk devot mitteilt.
Zitat: „Medien tragen nach Erkenntnissen des Expertenkreises Muslimfeindlichkeit eine Mitverantwortung für antimuslimischen Rassismus. Das ist das Ergebnis im Abschlussbericht des von der Bundesregierung berufenen Gremiums. Mediale Islamdiskurse seien seit Jahrzehnten von einer einseitigen Negativtendenz gekennzeichnet. Dabei gebe es deutliche Parallelen zur negativen Islamwahrnehmung der deutschen öffentlichen Meinung, hieß es.”
Es existieren noch Parallelen zwischen öffentlicher und veröffentlichter Meinung? Wer hat denn da gepennt?
Wie qualitativ hochwertige Zukunftsberichterstattung ausschaut, können Sie anhand dieses exemplarischen Falles kultursensibler Ursachenexegese studieren.
Weiter im Antidiskriminierungtext des Deutschlandfunks (hoffentlich lesen unsere französischen Freunde mit, damit sie künftigen Wirren kundig vorbeugen können):
„Die Sachverständigen schlagen unter anderem vor, Muslimfeindlichkeit in den Pressekodex aufzunehmen, der ethische Standards für die tägliche Arbeit von Journalisten enthält. Der Bericht kommt zu dem Schluss, dass Muslime ‚eine der am meisten unter Druck stehenden Minderheiten im Land’ seien.”
Dass namentlich viele junge, männliche Moslems unter Druck stehen, zeigt sich mit einer gewissen Regelmäßigkeit momentan in den Freibädern und auf nächtlichen Straßen, aber vor allem in der Kriminalstatistik insgesamt. Alle Jahre wieder verkündet das Bundeskriminalamt, dass im vergangenen Umlauf mehr Deutsche Opfer von eingewanderten Straftätern geworden sind als umgekehrt, obwohl diese Deutschen erschütternderweise immer noch die deutliche, allahlob aber zugleich immer älter werdende, also schrumpfende Mehrheit in Buntland stellen. Mit den pro Kopf und Nationalität bzw. Ethnie höchsten Prozentsätzen von Gewalttätern warten übrigens ziemlich unangefochten Afghanen und Syrer auf (wobei es unter Letzteren auch ein paar Christen geben soll).
Da es sich bei diesen oftmals nicht gerade zimperlichen Straftätern um Schutzsuchende bzw. Gäste und zumeist vom Steuerzahler Alimentierte, mit Wohnraum, Klimpergeld, neuen Gebissen u. a. m. versorgte Neusiedler handelt, ist Muslimfeindlichkeit eine fast noch gesunde Reaktion auf diese Tatsache – Fremdenfeindlichkeit hat zu tun mit der Einwanderung feindlicher Fremder –, so unstatthaft eine Verallgemeinerung auf die muslimische Gesamtheit auch sein mag. Normalerweise läuft Einwanderung nämlich so, dass die Einwanderer-Communities selbst Druck auf ihre sogenannten schwarzen Schafe ausüben, weil die dem Ruf der Gesamtheit schaden, doch davon höre ich allenfalls unter vier Augen; alles, was offiziell für die Muslime spricht, klagt stattdessen die Mehrheitsgesellschaft wegen Diskriminierung an. Muslimische Selbstkritik ist ein schwarzer Schimmel bzw. ein Schwarzes Loch. Außerdem demonstriert gerade die Gewaltstatistik, dass dergleichen Selbstbezichtungen unnötig sind, weil von den Deutschen keine echte Reaktion auf Integrationsverweigerung droht. Wo eine Kultur der maßlosen Selbstbezichtigung – die Bezichtiger sind von der Bezichtigung selbstverständlich ausgenommen – auf eine Kultur der Selbstkritiklosigkeit trifft, ist das Ergebnis dieses „Diskurses” so vorhersehbar wie ein Azorenhoch.
Das war jetzt eine typisch rechte Argumentation? Schauen Sie mal:
Sie sehen, die „Islamophobie” breitet sich nun auch in den Milieus aus, wo sonst am inbrünstigsten vor ihr gewarnt wird. Ich vertrete ja schon seit einem halben Menschenalter die Ansicht, dass nicht der Klimawandel, sondern die Völkerwanderung uns gewissermaßen kochen oder abkochen wird, aber mancher der Extrapolation unkundiger Zeitgenosse bedarf des befundbestätigenden persönlichen Erlebnisses. Dass unser lediglich Geschlechterpride empfindender Freund, der Angst hätte, wenn die rassestolzen Buben älter wären – also tendenziell Angst haben wird –, diese Zustände nicht akzeptieren will, wird auf der Gegenseite gewaltigen Eindruck machen – aber was, Yannick, wollen Sie tun? Den Queerbeauftragten holen? Sich bewaffnen? Karate lernen? Oder vielleicht doch prophylaktisch konvertieren? Mit zunehmender Ausbreitung des Islam – Verschwörungsmythenerzähler sprechen von „Islamisierung”, haha! – wird jedenfalls die Anzahl der Geschlechter in weiten Teilen ’schlands wieder auf Vorkriegsniveau sinken.
Nicht die Otto-Normal-Deutschen sind für Muslimfeindlichkeit verantwortlich, sondern die Großen Transformierer, die Globalisten, die Migrationspaktdurchsetzer, außerdem die Libyen-Zerbomber und Migrationswege-Freischießer in Washington – God bless Donald Trump, by the way –, und selbstverständlich ihre europäischen Satrapen, die Bundesregierungen allerspätestens seit dem Jahr von Merkels unfreundlichem Gesicht gegenüber dem eigenen Volk (das sie sich heute noch auf Steuerzahlerkosten von hartgesottenen Visagisten herrichten lässt), die weder die illegale Massenmigration beenden noch schwere Straftäter abschieben, stattdessen aber ihre Landsleute, wenn sie murren, von Medienkulis als Rassisten schmähen und tiefenvergaunerte Studien über „Islamophobie” und „Muslimfeindlichkeit” verzapfen lassen – in einem Land, dessen Bürger Milliarden für Migranten bezahlen, ihnen Platz machen – #wirhabenplatz! – und ihnen bisweilen sogar ihre Töchter opfern.
Nach den Gesetzen der deutschen Feigheitslogik gilt: Gäbe es tatsächlich eine nennenswerte, handfeste Islamfeindlichkeit, die anzuprangern keineswegs nur Imagevorteile, Drittmittel und Professorenstellen garantierte, würden solche Studien gar nicht erst geschrieben. Es ist wie beim „Kampf” gegen „rechts”: Wäre er nicht garantiert mehrheitsfähig – die schweigende Mehrheit ausgenommen – und ausschließlich mit persönlichen Vorteilen verbunden, wir sähen von den mutigen Gesichtszeigern keine Nasenspitze.
Was den „antimuslimische Rassismus” betrifft, ein paar abschließende Fragen: Wie viele muslimische Frauen werden in Deutschland von nichtmuslimischen Deutschen jedes Jahr einzeln oder in Gruppen vergewaltigt? Und wie oft geschieht der umgekehrte Fall? Wie viele Körperverletzungen, zum Beispiel durch Messerattacken, verüben Moslems jedes Jahr an Deutschen – und wie oft passiert es umgekehrt? Zuletzt: Wie viele deutsche Schulkinder werden von muslimischen Mitschülern wegen ihrer Herkunft und ggfs. Religion gemobbt – und wie verhält es sich im umgekehrten Fall?
Mehr muss man gar nicht wissen.
PS vom 4. Juli: Na, wer sagt’s denn?
Merke, aus gegebenem Anlass: „Volksverräter ist ein Nazi-Begriff. Es gibt kein Volk, und deswegen gibt es keinen Verrat am Volk.”
(Robert der Dreitagebärtige, Minister für Windstärke und Insolvenzbeseitigung)
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Wenn Sie mich fragen, geehrter Herr, und das tun Sie ja, gibt es dafür vier Motive. Die freundlichen Gefühle der radikalen Linken gegenüber dem radikalen Islam rühren daher, dass es diesen tristen Figuren in ihrem Neidhass auf das Bestehende völlig egal ist, mit wem sie sich dagegen verbünden, Hauptsache, es wird angegriffen. Bei den angeblichen Feministinnen unter den Linken und übrigens auch bei vielen Schwulen würde ich unterstellen, dass sie den von ihnen herangezüchteten deutschen Schrumpfmann, dieses nach Empathie, Sichaussprechen und Reiserücktrittsversicherung lechzende Jüngelchen, gründlich satthaben, während sie den Durchschnittsmoslem weit attraktiver finden, weil das noch ein echter Kerl ist, der gerade dasteht, den Nacken ausrasiert hat, Männer für Männer und Frauen für Frauen hält, nicht zur Devotion neigt und offen ausspricht, was er denkt, sogar wenn er gar nichts denkt.
Der Rest ist entweder einfach nur feige – die meiste Islamophobie, also Angst vor dem Islam, herrscht ja unter den jederzeit kuschbereiten, prophylaktisch um Verschontwerden bittenden Progressisten, die außer einem langen, schmerzfreien Leben keine persönlichen Ziele kennen –, oder eben bis zur Akzeptanz auch der bizarrsten kognitiven Dissonanz dämlich bzw. ideologieverseucht.
Was den Zeitpunkt betrifft, habe ich einen Vorschlag. Sowohl Michel Foucault als auch Joseph „Joschka” Fischer begrüßten 1979 die Islamische Revolution des Ajatollah Ruhollah Musawi Chomeini zu Teheran. Interessant war, wie der gottesfürchtige Asket Fischer seine Parteinahme begründete: Die iranische Revolution habe sich „gegen das Eindringen des konsumistischen Atheismus der westlichen Industriegesellschaften“ gerichtet.
„Was für ein dummes, was für ein gemütsvergammeltes Leben”, nahm Eckhard Henscheid übrigens Klios späteres Gesamturteil über den ersten Landesminister mit Taxiführerlizenz und das spätere Wanst-Jojo im Außenamt souverän vorweg.
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Zum Vorigen.
„Wenn es den Eliten lediglich um freundliche Vermischung von Völkern und Rassen ginge”, bemerkt Leser ***, „hätten sie sicher in geeigneten Ländern Schönheitswettbewerbe veranstalten und Europa mit Millionen von anmutigen Thailänderinnen, muskulösen Nigerianern und schlanken Massai beglücken können, die dankbar von den unteren Chargen des Kontinents geehelicht worden wären. Offensichtlich wollen sie das aber gar nicht.iIch sehe uns eher in einer vertrackten Entscheidungsmatrix. Definiert werden zwei oder mehr Ziele, die alle akzeptabel sind und die einzigen wahrscheinlichen Reaktionen darstellen, für die sich das Volk entscheiden kann, sobald es die Bredouille wahrnimmt, in die es gestürzt wurde. Im vorliegenden Fall erdreisten wir uns einmal zu unterstellen, dass ‚unwidersprochene Oligarchenherrschaft’ (im weitesten Sinne von Personal und Organisationsformen) das politische Zwischenziel ist.
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Bekanntlich verkauft uns der Fernseher sowohl die Migrantenwellen als auch die Krawalle in den Freibädern als Folgen des Klimawandels.
Wenn davon auch nur die Hälfte stimmt, steht dem Begriff „Klimaschwindel” eine große Zukunft bevor.
Neben den „Modellen” erodieren die „Narrative”.
PS: Leser *** weist mich darauf hin, dass der Kachelmann-Tweet bereits „faktengechecked” wurde:
(Link)
Bei einer so flott sich vollziehenden Sache wie dem Klimawandel liegt das Jahr 2018 praktisch in der Steinzeit und außerhalb jedes Referenzrahmens, schon klar. Ansonsten mag man Kachelmann die Instrumente gezeigt haben oder nicht, aber seine Aussage über die Temperatur war eindeutig.
Nochmals: Dass der Mensch als relevante Einflussgröße einen Einfluss auf das Gesamtsystem hat, steht außer Frage. Dass aber der Klimawandel menschengemacht sei, ist nichts als ein (erzwungenes) Glaubenbekenntnis für den Übertritt in die Weltklimakirche.
Wie steht es, neben der crescendierenden Hitze, um die zunehmende Trockenheit? So:
(Link)
Unsere allen Ernstes immer noch so genannten Eliten haben sich allerdings in der Operation „Klimarettung” schon wieder so weit vorgewagt wie bei der Coronapandemiebekämpfung, sie könnten sich selbst im Falle, sie lägen völlig daneben, ohne einen totalen Gesichtsverlust gar nicht mehr daraus zurückziehen, hätten also ihre Ämter dranzugeben (mehr Gesicht als das ihnen qua Amt verliehene haben sie in der Regel nicht). Deshalb werden sie die Stellung um jeden Preis zu halten versuchen.
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Zu der von mir bemängelten „Duzerei” – auf Twitter im Allgemeinen sowie in der Zuschrift eines Anonymus im Speziellen – bemerkt Leser ***:
„Eine Nachbarin arbeitet seit fast 30 Jahren bei Aldi und geht im Herbst in Rente. Vor ein paar Tagen erzählte sie, leicht konsterniert, die Mitarbeiter sämtlicher bisher entdeckter Geschlechter und Altersstufen seien von Vorgesetzten aufgefordert worden, einander hinfort zu duzen!” Es scheine, wie unter anderem auch beim „ostentativen Duzen der ÖRR-Redakteure in Gesprächen mit Auslands-Journalisten, eine Strategie vorzuliegen, nämlich die der Angleichung an das Englische”. Wie ich das sähe?
Ich halte das nicht für das eigentliche Motiv, sondern vermute dahinter, wie bewusst auch immer betrieben, Nivellierung, Disziplinierung, Rangschleifung, Kollektivismus, durchaus auch Demütigung der älteren, erfahreneren Mitarbeiter, in summa: Teamzwang – das „Team” macht gleich, es ist die Volksgemeinschaft in Modulform. Es ist der schlimmste aller Tyrannen. In der Hölle herrscht Gleichheit und wird geduzt. Freiheit existiert nur dort, wo ein starker Herr (bzw. Chef) die Akzeptanz von Unterschieden garantiert oder sogar fördert.
Unsereins könnte in einem „modernen”, auf Wokeness, Diversity, Gleichmacherei und Maulhalten dressierten „Team” sich duzender Hyperflexibler keine Woche arbeiten, wobei die einzige Frage wäre, ob ich eher flöhe oder flöge.
PS: „Im Nachäffen des Englischen könnte tatsächlich ein Teilmotiv liegen”, meint Leser ***, „allerdings in einer wieder einmal verachtenswert dümmlichen Weise, da das Nachzuäffende erst gründlich missverstanden wird, bevor man es kopiert. Denn wer seinen Shakespeare im Original gelesen hat, der weiß, dass thou = Du (und die Betonung von Singular) und you = Sie (und Plural) ist. In den folgenden Jahrhunderten fiel nun thou fort (es war allzu unhöflich), während das you nun Plural und Singular übernehmen musste, und im Englischen wird seither alles und jeder gesiezt, nicht geduzt.”
PPS: „Nur ganz kurz zu der Anmerkung Ihres Lesers. Viele Deutsche, die kein richtiges Englisch können, meinen fälschlicher Weise, im Englischen gäbe es kein formelles ‚Sie’. Das gibt es, auch wenn das Homonym you/you (ehemals thou/you) immer wieder missverstanden wird: Ob es sich um das formelle Sie oder das freundschaftliche (kumpelhafte) Du handelt, entscheiden Kontext und Duktus. Wir adressieren uns hier zwar oft mit Vornamen (Sie + Vorname gibt es auch im Deutschen), aber wehe, Sie betreten das Büro Ihres Vorgesetzten und sagen etwa ‚Hey buddy, how are you today?’ Undenkbar. ‚Good Morning, Sir! How are you today?’ wäre korrekt, und wenn der Vorgesetzte gerne mit seinem Vornamen angesprochen werden will, geht das auch, aber formell bleibt es.”
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Themenwechsel.
Napoleon wird der Ausspruch zugeschrieben: „Vom Erhabenen zum Lächerlichen ist es nur ein kleiner Schritt.“ Ein berühmter deutscher Aphoristiker hat gemutmaßt, dieser Satz müsse einem Mann eingefallen sein, der sich nackt im Badezimmerspiegel betrachtete. Derselbe Autor schrieb: „Von Lichtenberg ist überliefert, dass er einmal ein ganzes Jahr lang nicht aus dem Haus gegangen sei. Das würde ich gern nachmachen.“
Das lässt, wie man sagt, tief blicken. Ein Geistesmensch fortgeschrittenen Alters, der davon träumt, nicht aus dem Haus gehen zu müssen, um sich in Ruhe seiner Lektüre und seiner Schreiberei widmen zu können, betrachtet sich unbekleidet im Spiegel und findet diesen Anblick offenbar lächerlich. Es handelt sich um eine Déformation professionnelle. Wobei man den Begriff „Geistesmensch“ problemlos auf „nicht körperlich arbeitender Mensch“ erweitern kann. Jeder, der seine Zeitgenossen an Stränden oder in der Sauna sieht oder sich auch nur in seiner bekleideten Umgebung umschaut, wird bestätigen, dass der Mensch der westlichen Spätzivilisation spätestens ab einem gewissen Alter dazu neigt, aus der Form zu gehen, weil der heikle Mangel an Speise, der die gesamte Geschichte dieser Gattung durchzog, von der modernen Nahrungsmittelindustrie in einen auf andere Weise heiklen Überfluss verwandelt worden ist.
Der eingangs zitierte Aphoristiker war zugleich ein Genießer, ein Gourmet. Er legte Wert darauf, in allen Belangen, bei der Lektüre etwa, bei der Garderobe, beim persönlichen Umgang und also auch bei Tische, nie unter ein gewisses Niveau zu gehen. Bei der Bildung seines Leibes scheint er nicht ganz so konsequent gewesen zu sein. Der einzige Sport, den er trieb, war Schach. Für viele gebildete Menschen ist Sport Zeitdiebstahl, manche halten Leibesübungen geradezu für unwürdig. Eine gewisse Geringschätzung und sogar Vernachlässigung des eigenen Körpers ist aber nicht nur typisch für Geistesarbeiter und Intellektuelle, sondern weit verbreitet. Das wiederum hat in hohem Maße mit den Speisen zu tun, außerdem mit den apokalyptischen Reitern Faulheit, Disziplinlosigkeit und Gleichgültigkeit.
Stellen wir uns also vor den Spiegel. Der Leib, den Sie sehen – ich hoffe, Sie finden ihn nicht lächerlich – wird von zwei Seiten angegriffen: vom Genuss und vom Verfall. Und er hat zwei Verteidiger: Maß und Bewegung.
Seinem Körper Wertschätzung entgegenzubringen, ist eine bewusste Entscheidung, keine Selbstverständlichkeit. Man muss diese Entscheidung täglich neu treffen. Es beginnt natürlich beim Essen. Ich kenne Menschen mit einem IQ oberhalb der zweiten Standardabweichung, die sich am Büffet aufführen wie Schiffbruchsüberlebende. Doppelt Majo auf die Pommes, und zum Schnitzel Ketchup. Und bitte noch einen Nachschlag vom Dessert! Das ist verblüffend.
Es scheint überdies einen Punkt im Leben vieler Zeitgenossen zu geben, an dem sie aufhören, um ihre Figur zu kämpfen – sofern sie es je taten – und sich gehen lassen. Das Ergebnis kennt jeder (ich beschränke mich auf die Herren): ungefähr ab 40 Jahren endemisch auftretende Wänste, die bei Hirnarbeitern in der Regel besonders ulkig aussehen, weil sich der Körper drumherum muskulär nie entwickelt hat. Fassfiguren, an denen dünne Ärmchen hängen, Körper, die keinen Liegestütz mehr schaffen und erst recht keinen Klimmzug. Mannsbilder, die auf dem zweiten Treppenabsatz außer Atem sind. Die deshalb den Lift benutzen oder die Rolltreppe, den halben Tag im Sitzen verbringen, nie eine Stunde schwimmen gehen, nie auf einen Berg steigen. Aber bei den Mahlzeiten zulangen, als hätten sie gerade eine Tour de France-Etappe hinter sich. Irgendwann brechen sie dann einfach zusammen.
Ich gestatte deshalb mir folgende Merksätze: Zur Bildung gehört auch, dass man seinem Körper dieselbe Wertschätzung entgegenbringt wie den Bildungsgegenständen, denn ein Gebildeter mit einem ungebildeten Körper sieht ungefähr genauso ungebildet aus wie ein Ungebildeter mit einem gebildeten Körper. Die unter geistigen Menschen immer wieder anzutreffende Geringschätzung des eigenen Körpers wie der eigenen äußeren Erscheinung überhaupt hat mich stets befremdet und zuweilen abgestoßen. Ganz kirchenväterlich scheinen sie den Leib als jenen guten Esel zu betrachten, der lediglich dazu da ist, den Geist durchs irdische Dasein zu tragen und regelmäßig die Speisen zu verdauen. Was aber soll man von Leuten halten, die wiederum so wenig von sich und ihrer Umwelt halten, dass sie total aus der Form gehen? Ist das nicht dasselbe, wie schlecht gekleidet unter Menschen zu gehen?
Ich will jetzt übrigens nicht dem anderen Extrem das Wort reden, dem Körperkult. So wie ich Menschen nicht für voll nehmen kann, die übermäßig gebräunt oder großflächig tätowiert sind – Frauen wie immer ausgenommen –, kann ich Menschen nicht ernstnehmen, die jeden Tag stundenlang ihre Muskulatur trainieren, um sich vor den Spiegel zu stellen und Selfies zu machen. Mit solchen Zeitgenossen erübrigt sich im Grunde jedes Gespräch. Sie sind in der Regel auch vollkommen genussunfähig. Obwohl sie mit sich selbst kaum etwas anzufangen wissen, wenn das Fitnessstudio geschlossen hat, träumen sie vom ewigen Leben. Sie sind die grotesken Antipoden der Fetten.
Was aber soll ein Mensch fortgerückten Alters zugunsten seines Leibes tun? Zunächst einmal aufhören, ihn zu ignorieren. Sie sind der einzige Freund ihres Körpers, er hat sonst keinen. Selbstverständlich soll der Mensch gut essen, aber niemals besinnungslos. Sich im Freien bewegen. Nebenher hundert Liegestütze und hundert Sit ups am Tag – es muss ja niemand dabei zusehen. Bei nächster Gelegenheit eine Fastenkur einlegen. Eine Woche nur Wasser und nichts als Wasser zu sich nehmen; jede Hungerattacke – und es werden derer einige vorstellig – kann mit Wasser fortgespült werden. Die Erkenntnisse, die man beim Fasten über seinen Körper erlangt, sind erstaunlich. Der zweite Tag ist die Hölle, ab dem dritten verspürt man keinen Hunger mehr. Man kann anderen beim Essen zuschauen und versteht nicht, warum sie das zwanghaft tun müssen. Der Körper reinigt, die Haut verjüngt sich, der Magen wird kleiner. Obwohl keine neue Energiequellen erschlossen werden, ist plötzlich genug Kraft vorhanden, um sich sportlich zu betätigen; wer es schafft, kann förmlich dem Schmelzen des Hüftgoldes zusehen. Beim Fasten begreift der Mensch, wie viele Reserven sein Körper hat und wie unsinnig sein sogenanntes Ernährungsverhalten, wie überlastet sein Verdauungsapparat oft ist. Fortgeschrittene sollten einfach an einem Tag der Woche überhaupt nichts essen. Desto besser schmeckt es am nächsten.
Glauben Sie nicht, dass ich hier ein generelles Maßhalten predige. Ich bin für das Schlemmen, die Maßlosigkeit, das Bacchanal. Aber dann muss die Qual als Kehrseite das gottgewollte Gleichgewicht herstellen. Die großen Vergnügen wollen errungen, wenigstens verdient werden. Das ist das große Quid pro quo der Natur. „Sein Leben fühlen, sich vergnügen, ist (…) nichts anderes als: sich kontinuierlich getrieben fühlen, aus dem gegenwärtigen Zustand herauszugehen, der also ein ebenso oft wiederkommender Schmerz sein muss“, schreibt Kant in seiner „Anthropologie in pragmatischer Hinsicht“ (Paragraph 61). „Vor jedem Vergnügen (muss) der Schmerz vorhergehen; der Schmerz ist immer das erste.“
Ich bezahle meine Genüsse mit der Selbstquälerei beim Ausdauersport. Auf dem Rennrad sammle ich Kraft für die Tafel. Aber das muss jeder für sich selbst entscheiden. Es geht einzig darum, zu akzeptieren, dass Lust und Leiden, Genuss und Verzicht zusammengehören wie Yin und Yang. Dann kann der Mensch auch vor den Badezimmerspiegel treten und feststellen: Geht doch.
Ich weiß, eines Tages ist trotzdem Schluss, der Verfall ist unaufhaltbar. Aber bis dahin muss gekämpft werden! Um der Genussfähigkeit willen.