Eine Frage noch hätt‘ ich an alle belästigten Frauen:
Warum klagen auch die, welche es niemals betrifft?
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Kein Sperrmüll? Kein Dreck? Wo sind Bettler, Geschmier, wo Kriminelle?
Zur Metropole, Kaff, taugst ganz ersichtlich du nicht.
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Ein Zeichen zu setzen, und noch eins, täglich ein Zeichen! Balde,
O Haltungsmensch, Guter! gehen die Zeichen dir aus.
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Es war seit langem klar, dass die beiden eigentlichen Antipoden der deutschen Politik die Grünen und die Blauen sind, wie die beiden Stadionparteien im alten Byzanz. Wer sich also nach knapp zwei Jahren einer grün dominierten Regierung darüber wundert, dass die Blauen in den Umfragen zur stärksten Kraft heranwachsen, muss schon sehr realitätsfremd oder illusionstrunken durch seine Tage gehen.
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Erinnern Sie sich noch an die in den Jahren 2015 ff. regelmäßig verbreiteten Meldungen von „Flüchtlingen”, die irgendwo da draußen in ’schland gut gefüllte Brieftaschen gefunden, aber, als ehrliche kolorierte Häute, nicht behalten, sondern bei der Polizei, im Fundbüro oder an der Sicherheitsschleuse der Zeit abgegeben hatten? Im Acta-Eintrag vom 12. Juli wurde die Frage, wie man sagt, aufgeworfen, warum dergleichen heute nicht mehr passiere.
Leser ***, „Rechtspfleger in der Staatsanwaltschaft ***” und dort „mit der sogenannten Vermögensabschöpfung, also mit der Einziehung kriminell erlangten Geldes” befasst, liefert die bislang einleuchtendste Erklärung dafür:
„Das Ausbleiben der medial begleiteten Abgabe von ‚gefundenen’ Geldbündeln dürfte (zumindest in vielen Fällen) vermutlich eine andere Ursache haben. Hierfür muß man sich zunächst die Problematik vor Augen führen, der ein ‚Flüchtling’ gegenübersteht, der sich schon bald nach seiner Ankunft im gelobten Land in den lokalen Arbeitsmarkt des Betäubungsmittelhandels integriert und dort erste zählbare Erfolge vorzuweisen hat. Gern würde er einen Teil des Geldes in die alte Heimat überweisen, aber das gestaltet sich etwas schwierig. So kann er nicht einfach mit einem Bündel Bargeld von bspw. 8.000,- € zu einer Bank gehen, es dort einzahlen und um den Globus schicken. Da sind die doch manchmal noch tauglichen Geldwäschebestimmungen vor, die die Bank zwingen, nach der Herkunft des Geldes zu fragen und es bei bösem Verdacht einzubehalten und der Polizei zu übergeben.
Gut beraten, wie der erfolgreiche Händler ist, steckt er das Geld in eine auffällige Tasche (z.B. ein rosafarbenes Portemonnaie mit grünen Punkten) und trägt es zum Fundbüro, wo er es als Fundsache deklariert.
Was passiert dann? Es meldet sich natürlich niemand, da ja niemand 8.000,- € in einem rosafarbenen Portemonnaie mit grünen Punkten verloren hat. Nach sechs Monaten, so will es unser BGB, erhält der ehrliche Finder die Fundsache zurück, und sie gehört ihm. Nun kann er zur Bank gehen und mit dem amtlichen Herkunftsnachweis die Überweisung in die Heimat vornehmen, ohne daß die Bank Grund zu Argwohn hat.
Das haben dann aber die Polizei und die Staatsanwaltschaften bald auch begriffen und diese Methode dann unterbunden. Daher hört man nichts mehr davon…”
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Aber die Freitage den Sonntagen!
Nicht nur mit dem von Gagarin übrigens. Auch das Konterfei des Genossen Generalissimus hat im Deutschen Bundestag ein bescheidenes Plätzchen gefunden (ich bitte um Pardon, es sind Händi-Fotos aus einer gewissen unschärfeförderlichen Entfernung, der Raum ist recht hoch):
Dessen Amtsvorgänger, der erste Chef der Bolschewiken und gewissermaßen Bandengründer, zeigt dort selbstverständlich auch Präsenz; Ленин с нами. Haben wir, fragt man sich unwillkürlich, keine deutschen Massenmörder, deren Konterfeis wir an die Wand hängen und deren Mythisierer wir „ironisieren” können?
Ein rotarmistischer Tätervolksbefreier stellt immerhin die Losung „Социализм непобедим” (Der Sozialismus ist unbesiegbar) zur Schau, im Reichstag, wo sie ja täglich immer eindrücklicher verwirklicht wird.
Man findet im obersten deutschen Parlament nicht nur keinerlei positive Erinnerung an die deutsche Vergangenheit, es gibt auch keine Rückbezüge etwa auf die Antike, das Christentum, überhaupt die Geschichte der westlichen Zivilisation. Und die grünen Schienenwölf:*_Innen fräsen sich bekanntlich weiter durch die Erinnerungssymbolik: Entfernung des Kreuzes im Friedenssaal zu Münster, Umbenennung des Bismarckzimmers im Auswärtigen Amt, die – aus Kostengründen einstweilen gescheiterte – Korrektur der Kuppelinschrift am Berliner Dom, die geforderte Tilgung des Namens Preußen…
Preußen, sagt Claudi Roth, die von Preußen so viel versteht wie ich von Klimakteriumsbeschwerden, klinge ihr nicht „weltläufig” genug.
Nachdem ich nun seit Jahren dem Herrn in den Kabinetten und Kemenaten des Bundestages die Tage stehle und zwischenzeitlich auch eine Reihe von Landtagen durchwandelt habe, betrat ich, obwohl seit mehr als dreißig Jahren in München heimisch, gestern erstmals das Gebäude des Bayrischen Landtags. Und war, wie man sagt, positiv überrascht. Beziehungsweise platt.
(Ich bitte auch hier um Pardon für die Bildqulität, ich eilte nur vorüber.)
Der imposante palazzoartige Bau ist bekannt unter dem Namen Maximilianeum, denn es war König Maximilian II. von Bayern, der 1857 dessen Errichtung in Gang setzte. Die Neorenaissancefassade am östlichen Isarhochufer markiert das Ende einer der berühmten Münchner Sichtachsen. Momentan steht ein Kran davor; deshalb hier ein Foto von einer Ansichtskarte um 1900.
Bereits die Giebelbilder an der – Richtung Stadtmitte weisenden – Westfassade gehören durchweg zum Genre der Historienmalerei: Gründung der Universität Ingolstadt anno 1492, Sängerkrieg auf der Wartburg, Befreiung Wiens von der Türkenbelagerung anno 1683 usw. Der Münchner Landtag zählt zu den wenigen deutschen Parlamenten, die in historisch bedeutsamen Gebäuden tagen; das Schweriner Schloss und das klassizistische Leineschloss in Hannover, von 1837 bis 1866 Residenz der Könige von Hannover, fallen mir spontan ein. Dort war ich allerdings noch nicht; den im Netz verfügbaren Photographien zufolge scheint man aber sowohl in Schwerin als auch zu Hannover auf historische Bezüge verzichtet zu haben (es handelt sich ja um Sozialdemokraten- und Protestantengebiet, die mögen eh keine Bilder).
Ganz anders in München. Bereits das Treppenhaus empfängt den Besucher mit Geschichte, Bildender Kunst und anderem unmodernen Schnickschnack.
Die Sgraffiti in den Bogenfeldern zeigen Allegorien, analog den Darstellungen der Kardinaltugenden in der Renaissance, hier etwa: „Unterricht”, „Fleiß”, „Friede”, „Tapferkeit”, „Vaterlandsliebe”. Ich habe keine Ahnung, was in Katharina Schulze vorgeht, wenn sie daran vorbeiwuselt; womöglich sollte man sich über das Schädelinwendige dieser gottbegnadeten Person, wenn man ihm wirklich nahe kommen will, überhaupt keine Gedanken machen. Die Gedenktafel am Bildrand links, apropos Tapferkeit und Vaterlandsliebe, ist übrigens allen Reichstagsabgeordneten gewidmet, die 1933 gegen Hitlers Ermächtigungsgesetz gestimmt hatten.
Die Hermen oder Porträtbüsten in den Wandelgängen sind nach antiken Vorlagen geschaffen und zeigen u.a. Sokrates, Platon, Solon, Homer, Pythagoras, Archimedes, Demosthenes, Perikles, Caesar und Cicero. Damit sind bereits im Eingangsbereich die Leitmotive angespielt: Christentum, Antike, Renaissance, Abendland, und mittendrin statt nur dabei die Bayern und die Deutschen.
In den folgenden Sälen befindet sich eine veritable Gemäldegalerie, alles Historienmalerei, Münchner Schule, Piloty, Kaulbach und deren Schüler und Kollegen. Im Steinernen Saal zur Linken des Eintretenden: Kaulbachs „Kaiserkrönung Karls des Großen” (Ausschnitt, für das Händi sind die meisten dieser Ölschinken zu groß).
Ihm gegenüber die „Kaiserkrönung Ludwigs des Bayern in Rom” (1328), gemalt von August von Kreling (ebenfalls ein Ausschnitt).
An der Wand des Senatssaales hängt Kaulbachs „Schlacht bei Salamis”, ein beinahe zehn Meter breites und fünfeinhalb Meter hohes Kolossalgemälde, fünfzig wogende, von Details überquellende Quadratmeter Leinwand, einem entscheidenden Sieg des Okzidents über den Orient gewidmet.
Näher bitte!
Im Zentrum des Ausschnittes steht stoisch und siegesgewiss Themistokles, der ruhende Pol im Getümmel der Schlacht – muss ich darauf hinweisen, dass man ihn zu den Begründern der athenischen Demokratie zählt, er zugleich zu den ersten Opfern derselben gehört und ausgerechnet beim persischen Kriegsgegner, sofern Herodot nicht flunkert, ein rettendes Exil fand? Rechts von ihm schleudert Aischylos, der bekanntlich erst die Perser mitschlug und dann die gleichnamige Tragödie schrieb, seinen Speer auf den Feind. Vorn rechts, mit erhobenem Schwert, einen flehenden Besiegten zu Füßen, Aristeides, der später ostrakisierte interne Konkurrent des Themistokles – „Das ist der Kern der hellenischen Wettkampf-Vorstellung: sie verabscheut die Alleinherrschaft und fürchtet ihre Gefahren, sie begehrt, als Schutzmittel gegen das Genie – ein zweites Genie” (Nietzsche) –; er wird ein Jahr nach dem Sieg auf dem Wasser übrigens das athenische Kontingent bei Plataiai anführen.
Kaulbach bekam für die jahrelange Arbeit an diesem Werk 35.000 Gulden ausbezahlt, was auf heute umgerechnet etwa 350.000 Euronen entspricht. Das ist nicht wenig, aber auch nicht besonders viel; seine aktuellen Nachfahren schmieren eine solche Fläche in einer Woche, manche in einer guten Nacht voll; der Geschmack hat sich geändert, mit ihm auch die Blickrichtung – moderne Kunst hängt immer im Rücken des Betrachters bzw. Besitzers –; der Fortschritt ist eben unaufhaltsam. Aber nicht, dass jetzt jemand meint, ich sei ein großer Bewunderer der Historienmalerei, das Genre als Ganzes ist so zweitklassig wie der historische Roman, aber ich finde sie unterhaltsam, außerdem ist sie voller reizender und oft auch talentvoll gemalter Details.
Es zeigt sich einmal mehr, dass Monarchen gemeinhin mehr für Tradition und Geschichte übrig hatten (und haben) als Demokraten, die dazu neigen, namentlich wenn es sich um Linke handelt, alle Geschehnisse vor der Etablierung der Demokratie für Vorgeschichte und eine letztlich dunkle Zeit zu halten. König Maximilian II. hatte das Maximilianeum ursprünglich als eine Art Eliteschule für hochbegabte Landeskinder errichten lassen, zugleich als Ort historischer und künstlerischer Erziehung. Er gab bei lokalen Malern eine „Historische Galerie” in Auftrag, dreißig großformatige Bilder, die bedeutende Ereignisse der Menschheitsgeschichte behandeln, von der Erbauung der Pyramiden bis zur Auferstehung Christi, vom Sieg Ottos I. auf dem Lechfeld über den Canossagang Heinrichs IV. bis zu den Befreiungskriegen, sogar Mohammeds Einzug in Mekka gehörte zu den Motiven. Das wiederkehrende Thema entsprach dem Zeitgeist des Historismus und letztlich auch dem Geschmack Klios: große Männer, egal welches Kulturkreises, als Hauptakteure der Weltgeschichte. Fast die Hälfte der Gemälde ging im Krieg verloren.
Zur Historienmalerei gehören auch die Wandbilder im Lesesaal. Dort sind jeweils sechs historische Heerführer und Staatsmänner versammelt.
Während die Staatsministerin für Kultur in Berlin ihre antipreußischen Affekte auslebt, hat zu München unter anderem Friedrich der Große seine Nische gefunden, wie auch Suworow, Erzherzog Karl, Wellington, Richelieu und Napoleon. Chauvinistisch waren die Bayern offenbar nicht – wobei aus Sicht der Identity Politics am Ende wohl doch: Fast alle Dargestellten sind weiß. Wie auch der erste bayerische König Max I. Joseph.
Von innen, aus der mittigen Idealperspektive, eröffnet sich ein Ausblick über Maximiliansbrücke und Maximilianstraße, flankiert von der Frauenkirche zur Linken und der Oper zur Rechten, auf, ganz am Ende, das Spatenhaus und meinen bevorzugten Zigarrenhändler Zechbauer.
Mit einem Wort: schee. München, du hast es besser!
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Wechseln wir zum Thema Nummer eins.
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Dazu ein Selbstzitat als Wiedervorlage:
„Wenn die Europäer unter dem Druck der linken Anywheres in EU, UNO, westeuropäischen Parlamenten und all den Gaunerstiftungen und Spitzbuben-NGOs ihre Grenzen so lange offen lassen, bis es zu spät ist, wird Europa ein ähnliches Bild bieten wie nach dem Untergang Westroms. Es gibt dann keine soziale Frage mehr, sondern nur noch eine ethnische oder die islamische Antwort. Wer es sich leisten kann, wird sich davonmachen. Dass der Meeresspiegel bis dahin um zehn Zentimeter gestiegen ist, wird niemanden mehr interessieren.
Das ist der Grund, warum mich der Klimawandel nicht besonders kümmert.”
(A.D., 29. Januar 2020)
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