In einer idealen Debatte fällen die Teilnehmer ihr Urteil mit einem selbstironischen Lächeln.
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Mit einer Gesetzmäßigkeit, wie sie der Marxismus am falschen Gegenstand entdeckt zu haben wähnte, vollzieht sich eine Machtübernahme der Linken – oder meinetwegen der Sozialisten gleich welcher Färbung – in folgenden Schritten: Hypertrophie des Staates, Aushöhlung der Meinungsfreiheit, Politisierung von Justiz und Polizei, Ideologisierung des Bildungssystems, Gesinnungskontrolle in Unternehmen und Behörden, Etablierung eines Spitzel- und Denunziantensystems, Gleichschaltung der Medien, Schikanierung von Kritikern, Kriminalisierung der Opposition, Verbot der Opposition, Etablierung utopischer Staatsziele, die mit gesamtgesellschaftlicher Anstrengung zu erreichen sind.
(Meldung im Cicero)
Am 2. Juli tritt das Hinweisgeberschutzgesetz in Kraft. Unternehmen ab 250 Beschäftigten müssen interne „Hinweisgebersysteme” einrichten. Ende des Jahres folgen dann alle Unternehmen ab 50 „Mitarbeitenden”. Anonyme Hinweise müssen nicht, können aber, das heißt: werden bearbeitet.
Ein solches offizielles Denunziationsinstrument gab es nicht einmal in der DDR und im Dritten Reich. Installiert hat es ausgerechnet ein FDP-Minister. Die spätdeutsche Geschichte hat Sinn fürs Groteske.
Momentan fingiert man, es ginge um die Meldung von Rechtsverstößen, sowohl deutsches als auch EU-Recht betreffend, wobei im Zentrum wohl der Volksverhetzungs- und der noch zu schaffende Klimawandelleugnungsparagraph stehen werden, der natürlich explizit die Menschengemachtheit jenes Wandels postulieren wird.
(Inzwischen will der Mann die Leugung nicht mehr verbieten; es war wohl noch zu früh.)
Nenne mich paranoid, wer will – ich komme ja aus der Zukunft –, aber mittelfristig wird hier ein Instrument zur Ausforschung und Einschüchterung oppositioneller Regungen und falscher Gesinnungen geschaffen („Kollege A. äußert rassistische Gedanken, leugnet den Klimawandel und bestreitet den Sinn der Energiewende”). Der Hinweisgebende der BRD ist der DDR-IM 2.0, und das ganz ohne Verpflichtungserklärung. Das Gesetz legt den Grundstein für das Verbot von kritischen Äußerungen über die Maßnahmen und Vorgaben der Regierung.
„Was nicht auf den ersten Blick zu erkennen ist: Das komplette Einschüchterungssystem beruht auf dem Gebrauch der deutschen Sprache und ist daher ausschließlich gegen die gerichtet, ‚die schon länger hier leben’. Was auf arabisch und/oder türkisch geäußert wird, bleibt jenseits dieses Überwachungssystems. Ob das von den Machern und deren Hinterleuten so beabsichtigt ist oder wenigstens erkannt wird, kann ich nicht beurteilen. Auf jeden Fall bedeutet das einen weiteren Schritt zur Festigung der gesellschaftlichen Fragmentierung und zur Stärkung der migrantischen Strukturen.”
(Leser ***)
Man soll im Übrigen nicht glauben, dass die CDU – die Merz-CDU, die Merkel-Resterampen-CDU, nicht die Basis (an der es hoffentlich bald, wie man sagt, krachen wird) – diesen Prozess umkehren oder auch nur bremsen wird, im Gegenteil, die Apparatschiks haben nur ihre Posten im Blick, dafür sind sie bereit, mit den Grünen zu koalieren und alle Konzessionen an den Zeitgeist zu machen, die „Brandmauer gegen rechts” mit rhetorischem Stacheldraht zu erhöhen und karrierebeendende Selbstschussanlagen zu verstärken, alles in dem irrigen Glauben, selbst verschont zu bleiben, so lange man die Anderen, Konservativeren, Rechteren den Hunden der Wokeness zu Verbellt- und Begeifertwerden anbietet.
Wie ich auf Hunde komme?
Das Bübchen ist übrigens Bundessprecher der Grünen Jugend.
Wir gehen großen Zeiten entgegen.
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Natürlich werden sie die AfD nicht verbieten, sie brauchen doch den Teufel, um die Gemeinschaft der Rechtgläubigen zusammenzuschweißen. Nach der derzeitigen politischen Tektonik ist die Existenz der Schwefelpartei für Grüne und Rote die Garantie dafür, auch mit mickrigen Wählerstimmenprozenten künftig an Regierungen beteiligt zu werden.
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Es ist und bleibt das größte Geheimnis dieser Republik: Warum gibt es eine rechte Opposition? Es kann nur an bösen Menschen mit üblen Ansichten liegen. Gründe in der Realität bleiben unauffindbar.
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Hass und Hetze im Netz scheinen tatsächlich ein Problem zu sein.
Drei ungereimte Beispiele und ein gereimter Kommentar.
(Leser *** meint, es handele sich um einen Fake-Account, denn
„- Sie hat erst am 25.6. selbst zu schreiben angefangen, davor nur retweets.
– Seit dem 25.6. aber dann gleich 4 eigene verfasst.
– Jeder Tweet ist eine Überspitzung.
Das sind ganz offensichtlich sehr einfache Provokationen – gerade in
der Gesamtschau wird das deutlich. Es findet sich auch weder bei LinkedIn oder bei Xing eine Theresa Vollmer, die KAS-Stipendiatin war.“
Aber wie soll jemand noch unterscheiden, was echt, was Satire, was Fake ist?)
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Fifty Shades of Bunt (Colored).
„Die Profilbilder werden offenbar bereits von einer gemeinsamen Agentur gebastelt”, mutmaßt Leser ***, der sie mir zusandte.
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Ich hatte im letzten Eintrag diesen Artikel zitiert.
Es gibt mehr Rechtsextremismus zwischen Himmel und Erde/Als eure Schulweisheit sich träumen lässt, Bettina*.
Nun lese ich das.
Keine weiteren Fragen, Euer Ehren.
* Stark-Watzinger, FDP
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„Richter: ‚Sagen Sie mal, Frau Meisterin, was haben Sie eigentlich gedacht, als Sie die beiden so heftig miteinander raufen sahen?’ Meisterin: ‚Herr Richter, ich habe gedenkt: eu jeujeujeu!’
Der alte Witz von Ernst Heimeran kann zugleich als Inhaltsangabe fast aller Leitartikel gelten.”
Johannes Gross
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Nicht ganz ohne pejorativen Unterton erkundigt sich Leser ***, was um alles in der Welt mich dazu veranlasst habe, auf Twitter mitzutun. Ob mir das nicht zu primitiv sei.
Nun, ich würde sagen: Neugier. Und, wahrscheinlich, Geltungssucht. Streitlust? Ja, auch das.
Twitter ist primitiv und originell zugleich, oft auch nur trivial, wie Menschen eben so sind. Es ist ein ideales Medium, um schnell etwas mitzuteilen, und eigentlich ein Tummelplatz für Aphoristiker und Lakoniker. Twitter hätte seine Glanzzeit im Frankreich des 18. Jahrhunderts erlebt, in der Ära der eleganten Aperçus und boshaften Bonmots, der Zeit von Rivarol, Montesquieu, Jouffroy, Chamfort et al., der Epoche der Desinvolture, als geistreich zu sein die erste Pflicht des Schriftstellers und überhaupt des Konversationsteilnehmers war. Die Kenntnis der französischen Literatur des 18. Jahrhunderts gehört zu den Reisedokumenten des Kultivierten, bemerkte Ernst Jünger sinngemäß. Und der Pöbel konnte damals ja noch nicht schreiben. (Jetzt wäre übrigens Dummerjans Hinweis auf das soziale Elend der Bauern fälig.)
Heute ist das bekanntlich anders, jeder kann twittern, und oft schmerzt das Resultat sowohl den Ästheten als auch den Grammatiker. Aber wer im Stahlbad von Nationaler Volksarmee und Journalismus gehärtet wurde, der hält auch das aus. Ein erhebliches Grummeln bis hin zum Beschimpftwerden löste mein (womöglich etwas arrogant formulierter) Wunsch aus, von Menschen, die ich nicht kenne, gesiezt zu werden; ich würde jedenfalls, schrieb ich, niemandem antworten, der mich duze. Die Twitter-Community, wurde mir mitgeteilt, duze sich aber. Dann möge sie es eben ohne mich tun.
Was im Stall die Fliegen, das sind auf Twitter die Trolle. Bei mir wird naturgemäß vor allem der linke Typus vorstellig – es gibt sicherlich auch das Gegenstück –, die meisten davon mit einem anonymen Profil und praktisch ohne Follower, fast immer unflätig, selten mehr als Rülpser und politische Schimpfworte ausstoßend, ohne jeden Sinn für geistige Rangordnung und von jenem merkwürdigen Maßgeblichkeitsgefühl durchdrungen, das simplen Naturen ihr Aufgehobensein in der Herde eingibt. Wenn irgendwelche Zitate von mir kursieren, findet sich mit Sicherheit jemand, der twittert, was er in der Wikipedia über mich gelesen habe. Offenbar spielt für die Bewertung der Stichhaltigkeit einer Aussage für solche Leute die entscheidende Rolle, wer gesagt hat, dass zwei mal zwei vier ist. Wie die zahlreichen inzwischen verbotenen Begriffe, das „N‑Wort” an der Tete, fällt auch dieses Ineinssetzen in den Bereich magischen Denkens. Die Unfähigkeit, zwischen Begriff und Gegenstand, zwischen Zitat und Zitiertem einen Unterschied zu machen, ist ein klassisches Merkmal von Primitiven. Selbstredend gibt es auch in diesem Segment ein paar Platzhirsche und ‑hirschkühe, die, sich wechselseitig verstärkend, gewaltige Followerscharen hinter sich versammeln.
Seit Elon Musk, diese Mensch gewordene Störstelle in den Brave New World-Plänen der Globalisten, bei Twitter die Regeln des Fair play durchgesetzt hat, mussten die Vertreter des linksgrünwoken Kommentariats die Lektion lernen, dass eine Mehrheit anderer Meinung als sie ist; das war eine narzisstische Kränkung praktisch im eigenen Vereinslokal. Deswegen hub unter diesen aggressiven Schneeflöckchen auch ein groß Gegreine über die Schrecken der ungefilterten Meinungsfreiheit an, darüber, dass man plötzlich den Gegenwind der Realität abbekam, der vorher offenbar von der Twitter-Administration durch Sperrung, Selektion und Schutzschirme gemildert worden war, und viele dieser so gern austeilenden Sensibelchen teilten mit, sich eine andere online-Spielwiese suchen zu wollen – man ist dort lieber in der Blase unter sich, wie man an den zahlreichen Blockierungen Andersmeinender sieht –, ungefähr wie unsere Sawsan Ch. der erschütterten Öffentlichkeit mitteilte, sie werde das Land verlassen, wenn die AfD irgendwo regiere. Aber wo soll sie und wo sollen unsere Woken denn hin? Sie können ja in der Regel nichts, wofür andere sich interessieren oder sogar bezahlen würden, die Sardine ist ohne den Schwarm nichts, weshalb offenbar eine Rückkehr eingesetzt hat. Nun, sei’s drum. Sollen sie zetern. (Es gibt selbstverständlich auch Linke, mit denen man ganz normal diskutieren kann; nicht welche Meinung er vorträgt, sondern wie er es tut, kennzeichnet einen Menschen.)
Viele Tweets und Antworten darauf sind, wie gesagt, amüsant.
Ich werde übrigens, wenn ich die 10.000-Follower-Marke „geknackt” habe (es fehlen derzeit noch 66), nurmehr noch Xenien oder Epigramme twittern. Mal sehen, wie viele dann aussteigen. Oder eben aufspringen.