4. Mai 2023

„Gut sei, hör ich, mein Deutsch, doch gar nichts Neues
ent­halt es.
Wenn es nur gut ist! und dann: wäre nicht das eben neu?”
Peter Hacks

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Ich lese von einem Tag der Pres­se­frei­heit und davon, dass unser nach wie vor stramm an der Tete aller Deutsch­län­der mar­schie­ren­des bes­te ’schland ever in die­ser Kate­go­rie wohl den Weg sei­ner Auto­mo­bil­in­dus­trie ein­schlägt, wobei auch in dem Fal­le von Zeit zu Zeit Ursa­che und Wir­kung ins Bäum­chen-wechs­le-dich geraten.

Und im Netz!

Die Angrei­fer kom­men über­wie­gend bis nahe­zu aus­schließ­lich aus den Löchern bzw. Blind­där­men der Gesell­schaft, wie die „Repor­ter ohne Gren­zen” – bit­te nicht kom­plett zu ver­wech­seln mit den „Reporter*_:Innen ohne Außen­gren­zen” – laut ZDF kundtaten.

Ich zitie­re die Atlan­ten und Karya­ti­den der repor­ta­ge­be­wehr­ten Gren­zen­lo­sig­keit: „Mit 87 von 103 Fäl­len fand die Mehr­heit der Atta­cken in ver­schwö­rungs­ideo­lo­gi­schen, anti­se­mi­ti­schen und extrem rech­ten Kon­tex­ten statt.” Was womög­lich damit zusam­men­hängt, dass Ver­tre­ter der deut­schen Wahr­heits- und Qua­li­täts­me­di­en bei Spa­zier­gän­gen in anti­fa­schis­ti­schen und extrem lin­ken Kon­tex­ten ent­we­der gar nicht erst oder auf der angrei­fen­den Sei­te mit­lau­fen (sie­he auch: Mit­lau­fen­de, frü­her: Mitläufer)?

Kon­zen­trie­ren wir uns auf den sich zwar eige­ner Eides­hel­fer bedie­nen­den, aber ansons­ten dem ZDF-Arti­kel wie ein spät­bun­des­re­pu­bli­ka­ni­scher Frei­heits­kämp­fer dem ande­ren glei­chen­den ARD-Bei­trag. Der/die/das Gesprächspartner:*in dort­selbst ist jene/r/s:

Also die ARD führt prak­tisch ein Selbst­ge­spräch, da haben wir sogar Pres­se­frei­heit im Qua­drat (bezie­hungs­wei­se die Wur­zel aus Pres­se­frei­heit hoch minus eins; das ist unter öffent­lich-recht­li­chen Frei­heits­kun­di­gen umstritten).

Ich zitie­re: „ ‚Einer­seits haben die ‚Querdenken’-Demonstrationen wäh­rend der Covid-Pan­de­mie ein sehr pres­se­feind­li­ches Kli­ma erzeugt’, sagt Kin­kel gegen­über tagesschau.de. Ande­rer­seits habe die Pan­de­mie auch dazu geführt, dass Men­schen gut recher­chier­te Mel­dun­gen wie­der stär­ker geschätzt hät­ten. ‚Weil deut­lich wur­de: Infor­ma­tio­nen hel­fen nicht nur, die Lage zu ver­ste­hen, son­dern auch, sich vor Gesund­heits­ri­si­ken zu schüt­zen’, so Kinkel.”

Mit ihren seriö­sen Infor­ma­tio­nen über die mora­li­sche Ver­pflich­tung jedes Volks­ge­nos­sen zum garan­tiert neben­wir­kungs­frei­en Drei- oder Vierfach-„Pieks” sowie die Not­wen­dig­keit von Lock­downs, Aus­gangs­sper­ren, Spa­zier­gangs­ver­bo­ten und Poli­zei­raz­zi­en gegen ille­ga­le Kin­der­ge­burts­ta­ge haben die Öffent­lich-Recht­li­chen letzt­lich die ver­schwö­rungs­theo­re­ti­schen Rat­ten wie­der in ihre Löcher zurück­ge­prü­gelt, wobei der eine oder ande­re der Nager (Nagen­den) halt nach ihnen geschnappt oder zumin­dest gepfif­fen hat. Zum Bei­spiel nach der frei­en Jour­na­lis­tin Sarah Ulrich, die im Arti­kel der Tages­schau die Rol­le der Zeu­gin über­nimmt, zu der sie ein unter nota­ri­el­ler Auf­sicht arbei­ten­der Zufalls­ge­nera­tor aus sämt­li­chen frei­en Journalist*:_Innen ’schlands aus­ge­wählt hat. Ulrich recher­chiert ihrer Selbst­wahr­neh­mung zufol­ge „haupt­säch­lich zu Macht­miss­brauch, (Arbeits)Ausbeutung, rech­ter Gewalt und femi­nis­ti­schen Kämp­fen”, was die ARD aus Grün­den des Lese­flus­ses nicht extra the­ma­ti­sier­te; sie war Sti­pen­dia­tin der Hein­rich-Böll-Stif­tung und des Deut­schen Insti­tuts für Men­schen­rech­te, in des­sen Kura­to­ri­um u.a. Anet­ta Kaha­ne sitzt (die den Laden sooo gern in „Bun­tes Insti­tut gegen rech­te Men­schen” umbe­nen­nen wür­de), ihre Arti­kel ver­öf­fent­licht sie in der taz, bei Zeit Online, dem Deutsch­land­funk, ZDF heu­te, flu­ter oder Mis­sy Maga­zi­ne; es han­delt sich also um eine wirk­lich unab­hän­gi­ge Jour­na­lis­tin, wobei der flu­ter von allen genann­ten Wahr­heits- und Qua­li­täts­me­di­en das fort­schritt­lichs­te ist, Denn Sie Schrei­ben Dort Heu­te Schon schwarz Als attri­but Groß, Um Gegen Die dis­kri­mi­nie­rung Der schwar­zen Zu Protestieren:

Der flu­ter wird von der Bun­des­zen­tra­le für poli­ti­sche Bil­dung, also von Ihnen, mei­ne Damen und Her­ren Net­to­steu­er­zah­ler, finan­ziert, und wahr­schein­lich mei­nen die das ernst mit dem Flu­ten.

Was recher­chie­ren­de Qua­li­täts­jour­na­lis­ten vor allem in Dun­kel­deutsch­land über­dies bedroht, ist „der Flä­chen­brand der Ver­schwö­rungs­theo­rien”, sagt der Ex-ARD-Mit­ar­bei­ter Kin­kel rou­ti­niert der ARD. „Gleich­gül­tig, wor­auf sie sich bezie­hen, sie haben alle eines gemein­sam: die Unter­stel­lung, dass Jour­na­lis­tin­nen und Jour­na­lis­ten nicht die Wahr­heit berich­ten wür­den.” Sol­che Unter­stel­lun­gen „züch­ten”, gut dass er end­lich auf­taucht, „den Hass”. Die­ser Begriff als Unter­stel­lung an den nicht ein­ver­stan­de­nen Teil des Publi­kums ist qua­si das Was­ser­zei­chen dafür, dass Jour­na­lis­tin­nen und Jour­na­lis­ten offi­zi­ell die Wahr­heit berich­ten. Und dazu kommt noch das wach­sen­de Unver­mö­gen der Has­sen­den, die sich ohne­hin nicht ver­nünf­tig arti­ku­lie­ren kön­nen, zwi­schen Lücken‑, Lügen- und Lum­pen­pres­se sau­ber zu dif­fe­ren­zie­ren! Das kann ja nur, den­ken Sie an Bil­ly Budd, in Angrif­fen auf Medi­en­schaf­fen­de enden.

Darf ich noch kurz Ihre Auf­merk­sam­keit auf die Gil­de der „Repor­ter ohne Gren­zen” lenken.

Kor­rekt müss­te es folg­lich wohl hei­ßen: „Reporter*innen ohne Gren­zen außer jenen des Sag­ba­ren”, welch­letz­te­re vom Minen­feld des Anstel­lungs­ver­hält­nis­ses und den Selbst­schuss­an­la­gen der dop­pel­plus­gu­ten Gesin­nung mar­kiert werden.

Fas­sen wir zusam­men: Die Pres­se­frei­heit – die sich übri­gens, wor­auf Danisch per­ma­nent hin­weist, von der Rund­funk­frei­heit der Öffent­lich-Recht­li­chen unter­schei­det – besteht in der rück­sichts­lo­sen Oppo­si­ti­ons­an­pran­ge­rung bis zur har­ten, aber gerech­ten Exis­tenz­ver­nich­tung der Kri­ti­sier­ten bzw. Ent­larv­ten (wahl­wei­se auch Über­führ­ten), und sie wird in Kein-schö­ner-Land-zu-aller-Zeit von Rech­ten, Quer­den­kern, Schwurb­lern, Pegida-„Marschierern” und Schwe­fel­par­tei­lern bedroht, wes­halb alle frei­en Medi­en sie in ihrer wahr­heits­ge­treu­en Bericht­erstat­tung ange­le­gent­lich des neu­es­ten Pres­se­frei­heits­ran­kings mit den Pres­se­frei­heits­ab­schaf­fern Putin, Erdoğan und den Tali­ban gefr­amt und gemein­sam mit Orbán auf die Ankla­ge­bank ihres vir­tu­el­len Täter­volks­ge­richts­ho­fes gesetzt haben, wohin nach Ansicht der pro­gres­sivs­ten Pro­gres­sis­ten, das hier nur am Ran­de, auch die fran­zö­si­schen Gelb­wes­ten, die kana­di­schen Tru­cker, die hol­län­di­schen Bau­ern und letzt­lich auch die Leip­zi­ger Mon­tags­de­mons­tran­ten von 1989 gehö­ren sollten.

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Noch zum Vorigen.

Dass in der Ukrai­ne alle oder fast alle Oppo­si­ti­ons­par­tei­en und unab­hän­gi­gen (= regie­rungs­kri­ti­schen) Medi­en ver­bo­ten sind, fiel hier nicht ins Gewicht, denn wenn die Ukrai­ne nicht stand­hält, bricht Putin bis zur Oder durch, und Tes­sa Gan­se­rer ist schon wie­der ein Mann.

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Der Wiki­pe­dia-Ein­trag über Kul­tur­mar­xis­mus nach sei­ner kul­tur­mar­xis­ti­schen Behandlung.

Könn­te frei­lich den Anti­kul­tur­mar­xis­mus unter Mos­lems (noch) attrak­ti­ver machen.

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„Ken­nen Sie Zora Nea­le Hur­s­ton?”, erkun­digt sich Leser ***, und zutref­fen­der­wei­se ver­mu­tend, dass dies nicht der Fall ist, fährt er fort: „Sie war in der ers­ten Hälf­te des letz­ten Jahr­hun­derts eine der pro­fi­lier­tes­ten und am höchs­ten gelob­ten schwarz­ame­ri­ka­ni­schen Autorin­nen. Ihr post­hum erschie­ne­nes Buch ‚Bar­ra­coon – The Sto­ry of the Last Black Car­go’ ist fas­zi­nie­rend. Es basiert auf dem Erleb­nis­be­richt eines der letz­ten West­afri­ka­ner, die per Skla­ven­schiff nach Ame­ri­ka ver­bracht wur­den. Hur­s­ton hat die­sen Mann aus­führ­lich inter­viewt und gibt sei­nen Bericht in ihrem Buch in sei­ner Spra­che wie­der. Zitate:
‚De king of Daho­mey… he got very rich ket­chin slaves. He keep his army all the time making raids to grab­bee peo­p­le to sell so the peo­p­le of Daho­mey doan have no time to rai­se gar­dens and make food for dey­sel­ves… I see de peo­p­le git­tee kill so fast! De old ones dey try to run ‚way from de house but dey dead by de door, and the women sol­diers* got dey head… Some dey snatch de jaw­bo­ne while de peo­p­le ain’t dead.… De poor folk­s­es wid dey bot­tom jaw tore off dey face!
De heads of de men of Daho­mey [er meint die abge­schla­ge­nen Köp­fe der Über­fal­le­nen] got ‚gin smell very bad. Oh Lor’, I wish dey bury dem! I doan lak see my peo­p­le head in de sol­dier hands; and de smell makee me so sick. De next day dey make camp all day so dat de peo­p­le kin smo­ke de heads so dey doan spoil no mo’. Oh Lor’, Lor’, Lor’. We got to set dere and see de heads of our peo­p­le smo­kin on de stick…’
(Zusam­men­ge­fasst – das ist ja Dia­lekt –: Der König von Daho­mey lässt sei­ne Sol­da­ten und Sol­da­tin­nen stän­dig Raz­zi­en ver­an­stal­ten, um Leu­te zum Ver­kau­fen in die Skla­ve­rei zu schnap­pen. Alten, die ver­su­chen, weg­zu­lau­fen, schlägt man die Köp­fe ab. Ande­ren wer­den bei leben­di­gem Leib die Unter­kie­fer abge­ris­sen. Die Schä­del der Toten rös­ten die Angrei­fer über dem Feu­er, und die Über­fal­le­nen müs­sen dabei zuse­hen – M.K.)
Cud­jo Lewis, gebo­ren als Olua­le Kos­so­la aus dem Volk der Yoru­ba, erzählt dann wei­ter, wie er von Daho­mey auf das Skla­ven­schiff gebracht wur­de (das natür­lich dem zu die­ser Zeit schon lan­ge ille­ga­len Han­del nach­ging; er wur­de auch kurz nach sei­ner Ankunft in den USA befreit und leb­te dann als frei­er Bür­ger). Lewis litt auf dem Schiff an knap­pem Essen und Trin­ken, sowie an der Angst vor dem Meer, aber im Ver­gleich zum oben Erleb­ten muss ihm dies erträg­lich erschie­nen sein. Er sagt: ‚We been on de water seven­ty days… Nobo­dy ain’ sick and nobo­dy ain’ dead. Cap’n Bill Fos­ter a good man. He don’t ‚buse us and tre­at us mean on de ship.’ (‚Wir waren sieb­zig Tage auf dem Was­ser… Nie­mand ist krank und nie­mand ist tot. Käpt’n Bill Fos­ter ist ein guter Mann. Er miss­han­delt uns nicht.’)
Hur­s­ton hat­te im Jahr 1931 ver­sucht, für ihr Buch einen Ver­lag zu fin­den – ver­ge­bens. Es gab zwei Grün­de für die Ableh­nung: Einer­seits der ori­gi­nal wie­der­ge­ge­be­ne ’negro dialect’**, ande­rer­seits poli­ti­sche Grün­de: ‚The­re was con­cern among ‚black intellec­tu­als and poli­ti­cal lea­ders’ that the book laid uncom­fort­ingly bare Afri­cans’ invol­vement in the slave trade, accor­ding to nove­list Ali­ce Walker’s fore­word to the book…’ (in: ‚Vul­tu­re’, 2018, ‚The last slave’).
(‚Es gab Beden­ken unter schwar­zen Intel­lek­tu­el­len und poli­ti­schen Füh­rern, dass das Buch die Betei­li­gung der Afri­ka­ner am Skla­ven­han­del auf unan­ge­neh­me Wei­se offen­legt.’ – M.K.)
Ein wei­te­res Bei­spiel, wie Geschich­te als poli­ti­sche Waf­fe benutzt wird. Es könn­te einem übel werden.
* In der Armee des Königs von Daho­mey gab es eine weib­li­che Truppe.
** Dies betraf nur einen Ver­lag, dort for­der­te man, das ’negro Eng­lish’ in Stan­dard­eng­lisch umzu­schrei­ben, um ’schwar­ze Mensch­lich­keit’ (black huma­ni­ty) zu belegen.
Im Anhang das Bild einer Anfüh­re­rin der meh­re­re tau­send ‚Frau’ star­ken weib­li­chen Trup­pe, gemalt von einem gewis­sen Fre­de­rick For­bes, 1851. Der Name der Anfüh­re­rin ist Seh-Dong-Hong-Beh. Von der Web­sei­te der UNESCO, ‚Women in Afri­can History’. 
Selbst­re­dend ist dort kei­ne Rede von den Gräu­el­ta­ten, für die die­se Trup­pe ver­ant­wort­lich war.”
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