„Gut sei, hör ich, mein Deutsch, doch gar nichts Neues
enthalt es.
Wenn es nur gut ist! und dann: wäre nicht das eben neu?”
Peter Hacks
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Ich lese von einem Tag der Pressefreiheit und davon, dass unser nach wie vor stramm an der Tete aller Deutschländer marschierendes beste ’schland ever in dieser Kategorie wohl den Weg seiner Automobilindustrie einschlägt, wobei auch in dem Falle von Zeit zu Zeit Ursache und Wirkung ins Bäumchen-wechsle-dich geraten.
Und im Netz!
Die Angreifer kommen überwiegend bis nahezu ausschließlich aus den Löchern bzw. Blinddärmen der Gesellschaft, wie die „Reporter ohne Grenzen” – bitte nicht komplett zu verwechseln mit den „Reporter*_:Innen ohne Außengrenzen” – laut ZDF kundtaten.
Ich zitiere die Atlanten und Karyatiden der reportagebewehrten Grenzenlosigkeit: „Mit 87 von 103 Fällen fand die Mehrheit der Attacken in verschwörungsideologischen, antisemitischen und extrem rechten Kontexten statt.” Was womöglich damit zusammenhängt, dass Vertreter der deutschen Wahrheits- und Qualitätsmedien bei Spaziergängen in antifaschistischen und extrem linken Kontexten entweder gar nicht erst oder auf der angreifenden Seite mitlaufen (siehe auch: Mitlaufende, früher: Mitläufer)?
Konzentrieren wir uns auf den sich zwar eigener Eideshelfer bedienenden, aber ansonsten dem ZDF-Artikel wie ein spätbundesrepublikanischer Freiheitskämpfer dem anderen gleichenden ARD-Beitrag. Der/die/das Gesprächspartner:*in dortselbst ist jene/r/s:
Also die ARD führt praktisch ein Selbstgespräch, da haben wir sogar Pressefreiheit im Quadrat (beziehungsweise die Wurzel aus Pressefreiheit hoch minus eins; das ist unter öffentlich-rechtlichen Freiheitskundigen umstritten).
Ich zitiere: „ ‚Einerseits haben die ‚Querdenken’-Demonstrationen während der Covid-Pandemie ein sehr pressefeindliches Klima erzeugt’, sagt Kinkel gegenüber tagesschau.de. Andererseits habe die Pandemie auch dazu geführt, dass Menschen gut recherchierte Meldungen wieder stärker geschätzt hätten. ‚Weil deutlich wurde: Informationen helfen nicht nur, die Lage zu verstehen, sondern auch, sich vor Gesundheitsrisiken zu schützen’, so Kinkel.”
Mit ihren seriösen Informationen über die moralische Verpflichtung jedes Volksgenossen zum garantiert nebenwirkungsfreien Drei- oder Vierfach-„Pieks” sowie die Notwendigkeit von Lockdowns, Ausgangssperren, Spaziergangsverboten und Polizeirazzien gegen illegale Kindergeburtstage haben die Öffentlich-Rechtlichen letztlich die verschwörungstheoretischen Ratten wieder in ihre Löcher zurückgeprügelt, wobei der eine oder andere der Nager (Nagenden) halt nach ihnen geschnappt oder zumindest gepfiffen hat. Zum Beispiel nach der freien Journalistin Sarah Ulrich, die im Artikel der Tagesschau die Rolle der Zeugin übernimmt, zu der sie ein unter notarieller Aufsicht arbeitender Zufallsgenerator aus sämtlichen freien Journalist*:_Innen ’schlands ausgewählt hat. Ulrich recherchiert ihrer Selbstwahrnehmung zufolge „hauptsächlich zu Machtmissbrauch, (Arbeits)Ausbeutung, rechter Gewalt und feministischen Kämpfen”, was die ARD aus Gründen des Leseflusses nicht extra thematisierte; sie war Stipendiatin der Heinrich-Böll-Stiftung und des Deutschen Instituts für Menschenrechte, in dessen Kuratorium u.a. Anetta Kahane sitzt (die den Laden sooo gern in „Buntes Institut gegen rechte Menschen” umbenennen würde), ihre Artikel veröffentlicht sie in der taz, bei Zeit Online, dem Deutschlandfunk, ZDF heute, fluter oder Missy Magazine; es handelt sich also um eine wirklich unabhängige Journalistin, wobei der fluter von allen genannten Wahrheits- und Qualitätsmedien das fortschrittlichste ist, Denn Sie Schreiben Dort Heute Schon schwarz Als attribut Groß, Um Gegen Die diskriminierung Der schwarzen Zu Protestieren:
Der fluter wird von der Bundeszentrale für politische Bildung, also von Ihnen, meine Damen und Herren Nettosteuerzahler, finanziert, und wahrscheinlich meinen die das ernst mit dem Fluten.
Was recherchierende Qualitätsjournalisten vor allem in Dunkeldeutschland überdies bedroht, ist „der Flächenbrand der Verschwörungstheorien”, sagt der Ex-ARD-Mitarbeiter Kinkel routiniert der ARD. „Gleichgültig, worauf sie sich beziehen, sie haben alle eines gemeinsam: die Unterstellung, dass Journalistinnen und Journalisten nicht die Wahrheit berichten würden.” Solche Unterstellungen „züchten”, gut dass er endlich auftaucht, „den Hass”. Dieser Begriff als Unterstellung an den nicht einverstandenen Teil des Publikums ist quasi das Wasserzeichen dafür, dass Journalistinnen und Journalisten offiziell die Wahrheit berichten. Und dazu kommt noch das wachsende Unvermögen der Hassenden, die sich ohnehin nicht vernünftig artikulieren können, zwischen Lücken‑, Lügen- und Lumpenpresse sauber zu differenzieren! Das kann ja nur, denken Sie an Billy Budd, in Angriffen auf Medienschaffende enden.
Darf ich noch kurz Ihre Aufmerksamkeit auf die Gilde der „Reporter ohne Grenzen” lenken.
Korrekt müsste es folglich wohl heißen: „Reporter*innen ohne Grenzen außer jenen des Sagbaren”, welchletztere vom Minenfeld des Anstellungsverhältnisses und den Selbstschussanlagen der doppelplusguten Gesinnung markiert werden.
Fassen wir zusammen: Die Pressefreiheit – die sich übrigens, worauf Danisch permanent hinweist, von der Rundfunkfreiheit der Öffentlich-Rechtlichen unterscheidet – besteht in der rücksichtslosen Oppositionsanprangerung bis zur harten, aber gerechten Existenzvernichtung der Kritisierten bzw. Entlarvten (wahlweise auch Überführten), und sie wird in Kein-schöner-Land-zu-aller-Zeit von Rechten, Querdenkern, Schwurblern, Pegida-„Marschierern” und Schwefelparteilern bedroht, weshalb alle freien Medien sie in ihrer wahrheitsgetreuen Berichterstattung angelegentlich des neuesten Pressefreiheitsrankings mit den Pressefreiheitsabschaffern Putin, Erdoğan und den Taliban geframt und gemeinsam mit Orbán auf die Anklagebank ihres virtuellen Tätervolksgerichtshofes gesetzt haben, wohin nach Ansicht der progressivsten Progressisten, das hier nur am Rande, auch die französischen Gelbwesten, die kanadischen Trucker, die holländischen Bauern und letztlich auch die Leipziger Montagsdemonstranten von 1989 gehören sollten.
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Noch zum Vorigen.
Dass in der Ukraine alle oder fast alle Oppositionsparteien und unabhängigen (= regierungskritischen) Medien verboten sind, fiel hier nicht ins Gewicht, denn wenn die Ukraine nicht standhält, bricht Putin bis zur Oder durch, und Tessa Ganserer ist schon wieder ein Mann.
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Der Wikipedia-Eintrag über Kulturmarxismus nach seiner kulturmarxistischen Behandlung.
Könnte freilich den Antikulturmarxismus unter Moslems (noch) attraktiver machen.
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