Eins.
Das Kümmern will Zuneigung voraussetzen, das Belehren Problematisches. Beides hindert ‚die Weißen’ daran, die afrikanischen Länder erstmal so hinzunehmen, wie sie halt sind (hier bin ich sehr von Felwin Sarrs Buch ‚Afrotopia’ beeinflusst), stattdessen drängt es quasi zu Bewertungen, die zumindest meine Wenigkeit nicht teilt.”
Bezug nehmend auf meine Anmerkungen zur islamischen Exklusion als Mittel der Expansion (Acta vom 18. April) schreibt Leser ***, Arzt:
„Mein islamischer Patienten- und Freundeskreis ist sehr heterogen. Am lustigsten, wenn man das so nennen kann, ist D., 1993 mitsamt riesiger Roma-Familie aus dem Kosovo geflüchtet. Narben am Körper, Narben an der Seele. Er zu mir: ‚Ich bin jetzt Deutscher. Aber eins sag ich dir, Doktor: Ihr Deutschen seid verrückt. Was da auf der Behörde für unverschämte Leute rumhängen, meine Brüder. Ich schäme mich! Ich bin dankbar trotz aller Bürokratie und benehme mich anständig, und das sind nicht meine Brüder. Ich weiß nicht, was das ist, aber dass ihr Deutschen verrückt seid, das weiß ich. Ich werde rechts wählen, ich will nicht noch mehr von diesen unverschämten Leuten im Land. Jetzt ist es auch meins, und ich bin nicht verrückt.’
Dann sind da die Kurden. Völlig irre, wie die Russlanddeutschen: Zwei Jahre hier – Haus bauen. Alle arbeiten bis zum Umfallen. Die Männer sind jedes Wochenende trotzdem beim Fußball, als Spieler. Nach dem Spiel Alkohol mit dem Gegner. Meine Rückfrage, Ihre Antwort: Allah ist allmächtig und barmherzig, Allah verzeiht! Verbrüderung nach dem Spiel mit Ultrarechten, Fans des Gegners, weil ‚wir ja ihre Kurden’ sind, also, grinst mein kurdischer Freund vom Schlüsseldienst, dann sind das wohl ‚meine Nazis’, nur die Familie meckert, aber, was soll das? Die Nazis haben uns zum Grillen eingeladen und sogar für uns das Schweinefleisch weggelassen. Im Irak oder in der Türkei schießen wir Muslime aufeinander, davon habe ich die Schnauze voll. Hier lebe ich in Frieden, hier trinke ich mit Nazis, ich liebe Deutschland, ein tolles Land!
Solches höre und sage ich selten. Halte es eher mit Claudia Roth, aus anderen Gründen, oder auch nicht? Ach, was weiß ich!
Denn der Spaß hört sofort auf, will eines der Mädchen einen Deutschen heiraten; das geht bei den muslimischen Roma so wenig wie bei den Kurden. Die jungen Frauen zu mir: ‚Ich muss Onkel fragen, das ist unser Ältester, und der wird nein sagen.’ Rückfrage zu den Jungs, Antwort: ‚Die dürfen, aber nur Sex. Heiraten müssen sie eine Muslima, alles andere ist Schande für die Familie. Das ist lächerlich, habe ich Onkel auch gesagt. Hat er angefangen zu weinen. Für Mädchen ist es Schande, hat er gesagt. Ein Mann soll viele Frauen haben, auch Ungläubige, das ist Toleranz, das ist Stärke, die Stärke des Propheten, auch schwache Frauen zu sich zu nehmen, denn eine Frau ist schwach, was weiß sie von Allah? Der Mann aber weiß, er vertritt die Familie nach außen, zuerst vor Allah, aber eine Frau weiß nichts, sie muss aber auch fast nichts, nur rein sein für Allah, denn sie hält die Familie nach innen zusammen, und ich soll das endlich begreifen, dass das meine Ehre ist. Mehr aber auch nicht. Ist das denn zuviel verlangt? Das ist doch nicht dasselbe wie die Ehre eines Mannes, mein Kind! – Na, wenigstens hat er es mir erklärt.’
Eine dritte, aus dem Irak, machte Praktikum in meiner Praxis, wollte Sozialarbeit studieren und mit einem Deutschen durchbrennen, kiffen, Sex haben. Sie tat alles. Dann sitzt sie Monate später weinend in der Praxis. Die Männer der Familie haben sie entführt, geschlagen und eine Deutschen-Hure genannt. Sie hat nachgegeben, möchte keine Anzeige, hat jetzt einen guten, liberalen Moslem zum Partner, der sie auch ohne Jungfernschaft akzeptiert und liebt, die Familie akzeptiert ihn auch, weil er sie in ihrem Zustand zu sich genommen hat, und lernt Erzieherin. Ihr Neurologe und Psychiater weiß es auch, ist empört. Ruft mich an. Wir können nichts tun, sie verbleibt im Stockholm-Syndrom und kommt nur noch selten in die Praxis.
Ich mag diese Leute, vielleicht weil ich muss, eine professionelle Deformation. Ich verstehe sie. Aber ich sehe, wie ihre Tradition sie zerbricht, zu Opfern macht oder Tätern, auf dem plattesten Land. Das erinnert mich an finstere Zeiten, aus denen Leute wie Julius Streicher oder Erich Mielke stammen. Das ist keine Religion, das ist eine furchtbare Ideologie, und wenn das Tauwetter kommt, so kommt die Revanche unausweichlich. Schon in den Menschen. Und von außen. Sehr traurig. Selbst ein unanständiges Opfer ist traumatisiert, und sogar ein anständiger Täter ist es. – Das ‚gehört zu Deutschland’?
Ja. Tat es früher auch. Die Tatsachen lügen nicht, die Zahlen auch nicht. Eine andere Antwort ist eine Illusion. Der Rest ist nur noch Nostalgie, in meinem Falle die nach meiner alten Bundesrepublik, jener der CDU/CSU der 1970er bis 1990er Jahre. Und nun: nur noch der Kotau vor einer archaischen Ideologie – und Demographie. Und ein belangloser Orden für eine geistig ebensolche Altkanzlerin.
Und nächtens die quälende Frage von D., was haben sie, außer D. selbst, hier zu gewinnen, was haben sie hier verloren, seine ‚Brüder’?”
Drei.
„Die Verleihung des Ordens an Merkel spottet jedes Kommentars, einzig erstaunt mich, wie schnell das gegangen ist. Die Epigonen hatten wohl das Bedürfnis, das Vermächtnis der Frau festzuklopfen, der sie alles verdanken. Wann folgen Straßen, Plätze, Universitäten? Für manche müssen derzeit ja neue Namen gefunden werden, auch über Steinmeiers Nachfolger für 2027 wird man sich langsam Gedanken machen.
Was Sie zur allfälligen juristischen Verurteilung Merkels vorbringen, teile ich im Herzen, weil ich mir wünsche, dass wir einmal Verhältnisse bekommen, unter denen eine Verurteilung nicht mehr ganz so hoffnungslos utopisch erscheint wie unter den aktuellen. Dennoch: Schon heute wäre ein Urteil beispielsweise wegen Beihilfe zu den Straftaten, welche die auf Merkels Geheiß eingelassenen Verbrecher begangen haben, zumindest in der Theorie nicht unbedingt abwegig. Schließlich kann nach der neuesten Rechtsprechung auch eine Sekretärin, die Büroarbeit erledigte, während anderswo im Konzentrationslager gemordet wurde, für diese Morde haften (Beihilfe zum Mord, §§ 211, 27 Strafgesetzbuch).
Es handelt sich hierbei um eine extreme, unerhörte Ausdehnung des Tatbestands der Beihilfe. Das ist mit der traditionellen Rechtsdogmatik nicht zu vereinbaren und erfolgt offenkundig in der Absicht, die letzten ‚NS-Täter’ noch irgendwie dranzukriegen, bevor diese Art von Strafverfolgung aus biologischen Gründen endgültig eingestellt werden muss. Denn Stoff für die nächste und übernächste Ansprache mit erhobenem Zeigefinger und herabgefallenen Mundwinkeln lässt sich daraus allemal noch gewinnen, obwohl ein solches Urteil nicht einmal einen anerkannten Strafzweck erfüllt, von eigentlich juristischen Gründen zu schweigen. Insofern ist man allerdings in der komfortablen Lage, dass die Biologie längst gnadenlos zugeschlagen hat bzw. dass früheren Generationen von Staatsanwälten und Richtern eine solche Entgrenzung der Strafverfolgung nicht im Traum eingefallen wäre, und zwar nicht weil sie selber lauter kleine Freislers waren, sondern weil eine rechtsstaatliche Methode das gebietet. Selbst wenn man das – wie heute – anders sieht, wird man niemanden mehr finden, an dem man es durchziehen kann.
Jedenfalls auf dem Gebiet der strafrechtlichen Aufarbeitung des Nationalsozialismus. Als letzten Strohhalm hätte man das Argument von dessen ‚Singularität’ zur Hand, wenn man die konsequente Übertragung jener Beihilfe-Rechtsprechung auf andere Bereiche der Kriminalität verhindern wollte. Wollte man sie hingegen übertragen, z. B. auf die Kanzlerschaft Merkels, gingen bei der großen Mehrheit der deutschen Juristen alle Schranken herunter, zudem die Kinnlade; überwiegend wohl aus den falschen Gründen (‚rechte Hetze’ usw.), richtige Gründe gibt es aber auch. Politische und moralische Verantwortung ist das eine, pauschale strafrechtliche Haftung Merkels für die Taten der von ihr Hereingebetenen ist jedoch auf herkömmliche Weise nicht zu konstruieren.
Geeigneter erscheinen konkrete Fälle wie die Causa Kemmerich, die Grenzöffnung als solche oder bestimmte Maßnahmen der ‚Corona-Politik’. Sollte sich einst trotz aller Orden und Hagiographien der Zeitgeist wandeln, ließe sich aus diesen Stoffen der sprichwörtliche Strick drehen. Schröder ist ein Paria wegen eines Verhältnisses zu Putin, das bis vor ca. einem Jahr als für Deutschland vorteilhaft anerkannt wurde, die ’schwarzen Kassen’ würfen einen ‚Schatten’ auf Kohls ‚Lebenswerk’ der Wiedervereinigung, bei Schmidt reichte die Wehrmachtsuniform, um ihn abzuhängen, Brandt wollte Frieden mit Russland, und die anderen drei waren sowieso restaurative Spätfaschisten. Ob zu Recht oder Unrecht, Bundeskanzler sind hierzulande schnell unten durch; wenn es neben den nichtigen so viele gute Gründe gibt wie bei Merkel, darf man immerhin hoffen. Hieraus erklärt sich, wie gesagt, die Eile, mit der an ihrer Legende gestrickt wird.”
(Leser ***, Rechtsstudent)