Es ist doch immerhin Treue im Hass.
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Dieses Urteil dürfte in der Tat wegweisend sein.
Und zwar wegen eines pikanten, aber erwartbaren – und von der ARD sofort hervorgehobenen – Zusatzes.
Dafür werden ARD, ZDF und vor allem der Verfassungsschutz schon die passenden Berichte apportieren. In Sachsen zum Beispiel sind die Erben von Horch & Guck auf einem guten Weg.
Denn dafür ist ein Verfassungsschutz doch da! Das auffällige Untersichbleibenwollen vieler sogenannter Flüchtlinge, ihre ostentative Ablehnung, sich in die Gesellschaft der Schweinefleischfresser, Christusanbeter und Frauenrauslasser zu integrieren, ist übrigens unbedenklich. Nur der Hinweis auf jegliche Eigentümlichkeiten dieser Klientel muss als „antimuslimischer Rassismus” verfolgt werden.
Mit ruhigem, festen Tritt, vorwärts und alles vergessen, marschiert ’schland ins Grüne Reich.
Mit der Begriffsamöbe „Antifaschismus” können Äußerungen oder politische Bestrebungen ad libitum als verfassungswidrig interpretiert werden. Wer sich gegen diese Art von Gesinnungsdiktatur ausspricht, kann schließlich nur – q. e. d. – ein Faschist sein.
Sozialismus bedeutet, dass der Staat einen nirgendwo in Ruhe lässt, dass er überall Gesinnungskontrollen durchführt und kollektives Wohlverhalten erzwingt. Deswegen richten sie immer mehr Meldestellen ein, wo der wachsame Woke seinen Nachbarn, Kollegen oder Kommilitonen anonym verpfeifen kann – und zwar explizit für „Taten” unterhalb jeglicher juristischen Relevanz.
Dieses Denunziationsportal gehört zur Amadeu-Antonio-Stiftung, deren Chefin A. Kahane bekanntlich einst heimlich für die Stasi spitzelte und es jetzt ganz ungeniert öffentlich tun darf – neuerlich mit staatlicher Unterstützung. Die Stiftung wird staatlich alimentiert, und zwar auf siebenstelligem Niveau, 2018 etwa flossen laut Wikipedia 2,77 Millionen Euro aus Steuermitteln auf die Konten der linksradikalen Schnüffeltruppe.
Das ist aber nur ein Klacks im Vergleich zu dem, was die Parteistiftungen auf ihre hohen Kanten geschaufelt bekommen.
Bei „Chancengleichheit” handelt es sich um eine linke Lieblingsfloskel, ungefähr wie „Mitsprache”. Ist sie erreicht, bleibt sie der eigenen Klientel vorbehalten.
Um eine solche Grundlage zu schaffen, haben die, wie sie sich selbst gern nennen, „demokratischen Parteien” jetzt Zeit und eine sichere Mehrheit im Bundestag, außerdem den VS an der Kandare und die Öffentlichkeit im Rücken.
Wetten, dass?
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Die Bundestagsvizepräsidentin twittert derweil rechtsextreme Parolen.
Heimat? Identität? In der Ukraine gibt es das also; sogar ein „Volk” existiert dort! Wenn aber die Schwefelpartei oder die IB hierzulande mit solchen Begriffen hantieren, rufen KGE und Genoss*:_Innen nach dem Verfassungsschutz. In einem Land, das seine eigenen Nationalfarben (jenseits der Fußballturniere) ungern präsentiert, in dem jeder, der mit Schwarz-rot-gold herumläuft, verdächtig ist, ein Sie-wissen-schon-was zu sein, hängen heute überall Ukrainefahnen, gerade vor den Einrichtungen der jeglicher nationaler Symbolik abholden Progressiven. Die waren im Januar 2015 auch alle Charlie. Das Bedürfnis, sich zu identifizieren, besteht sogar in diesem Milieu. Hauptsache, sie sind nicht – mit anderen Worten: gerade und sturheil – deutsch!
Aber sobald die Ukrainer die Russen von ihrem Territorium vertrieben haben und endlich der westlichen Wertegemeinschaft beigetreten sind, werden die Bolschewoken um den Preis des Wiederaufbaus auch dort ein buntes Regime installieren, das den Ukrainern Heimat und Identität madig machen und die öffentliche Berufung darauf dermaleinst sanktionieren wird.
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Mit herzlichen Grüßen aus der Hauptstadt der Westukraine”
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Freuen Sie sich auf den neuen ZDF-Dreiteiler „Ein Mafioso gegen die Mafia”!
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Freilich: Wo die Russen recht haben, haben sie recht.
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Hier spricht der Sponsor.
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(Das war eine Anzeige.)
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Eine Ärztin, mit der ich während der „Pandemie” ein wenig über Kreuz lag, weil sie als Praktikerin mit schweren Verläufen konfrontiert war, derweil ich aus der Ferne vor allem auf den Missbrauch des Ausnahmezustands zur staatlichen Machterweiterung insistierte (das klassische Luhmann-Problem der grundverschiedenen Beobachterperspektiven), schreibt mir ihr Resümee über die Besonderheit des Coronavirus:
„Ich muss intervenieren, wenn die anfängliche (inklusive Delta-) Variante als ’nicht mehr als eine Grippe’ bezeichnet wird, während man diese Bezeichnung getrost ab der ‚Omikron’-Mutante verwenden darf. Da trifft das tatsächlich auf nahezu alle Patienten zu. Ich weiß, wozu die Politik diese Pandemie nutzte und noch heute nutzt, und ich weiß auch, dass es ihnen um alles ging, nur nicht um Gesundheit oder Schutz der Bevölkerung, schon gar nicht um eine ‚Überlastung’ des Gesundheitssystems.
Zur Impfung möchte ich an dieser Stelle nur kurz sagen, dass es ein medizinisches Verbrechen ist. Ohne die Verzahnung von Regierungen, Big Tech und Kapital hätte man die Gentherapie längst vom Markt nehmen müssen.
Das medizinische Ursprungsvirus betreffend, stimmt mich aber durchaus nachdenklich, dass dieselben Menschen, die richtigerweise erkennen, welch desaströses Potential die Covid 19-Impfung hat (das Spike-Protein des Cov19-Virus) und sämtliche negativen Konsequenzen zu recht mit der Impfung verlinken, sich äußerst schwer tun, dem Ursprungsvirus in der Blutbahn ähnlich schädigendes Potential zuzutrauen. Offenbar ist es eine rein praktische medizinische Erfahrungssache.
Auch bei der ersten Variante, wie später bei Delta, merkte ein Großteil der Infizierten entweder nichts oder kaum etwas von der COVID-19-Infektion. Ein weiterer Teil erkrankte etwas heftiger, die Symptome jedoch ähnelten beim mittelschwer erkrankten Patienten stark der Symptomatik eines grippalen Infektes. Auch dies kann man unter ‚typisch Grippe’ subsumieren. Die leicht Erkrankten beschrieben es als milde Erkältung.
Auch beim schweren Verlauf gab es eine Parallele zur Grippe. Immunsupprimierte, multimorbide sowie hochbetagte Patienten galten als Hochrisikogruppen, da sie aufgrund der Abwehrschwäche ohnehin nahezu jedem Infekt schutzlos ausgeliefert sind. Der schwere Verlauf einer Grippe jedoch hat in puncto Pathologie, Krankheitslehre, nichts mit dem schweren (!) Verlauf einer COVID-19-Infektion zu tun. Bei der Grippe stirbt der schwer erkrankte Patient fast immer an einer Lungenentzündung, verursacht durch eine bakterielle (!) Superinfektion. Der Patient ist durch das Grippevirus extrem geschwächt und zieht sich dann sehr leicht (meist befinden sie sich im Krankenhaus) eine tödliche Lungeninfektion mit den dort zahlreich vorhandenen Bakterien zu. Man stirbt dann streng genommen nicht an der Grippe, sondern an der bakteriellen Lungenentzündung.
Das Covid 19-Virus aber hatte das Potential, selbst in kürzester Zeit töten zu können. Ganz ohne bakterielle Hilfe!
Nicht jeder Patient ist am Virus verstorben, selbstverständlich nicht, viele Verstorbene hatten eine begleitende Covid-Infektion, die keinen schweren Verlauf verursachte und dann folgerichtig auch nicht ursächlich zum Tode führte. Wenn (!) es aber ursächlich zum Tode führte, tat es dies auf eine so schnelle und aggressive Art und Weise, wie man das im klinischen Alltag so noch nie beobachtet hat.
Die schwer betroffenen Patienten ‚droppten’ nach Angaben meiner damalig diensthabenden Kollegen ganz plötzlich, die meisten sogar ohne erkennbare Atemnot (was bis dato noch nie beobachtet worden war und auch bis heute noch nicht zufriedenstellend wissenschaftlich erklärt werden kann), innerhalb weniger Stunden auf so niedrige Sauerstoffsättigungswerte, dass man sie sofort intubieren musste, wollte man überhaupt versuchen, ihr Leben zu retten. Ohne sofortige Intubation wären diese Patienten alle verstorben. So hatten sie zumindest eine 50%ige Überlebenschance.
Ob die damals angewandte standardmäßige Beatmungstherapie von der Intensität der Beatmung her nun ideal war oder nicht, wurde dann wochenlang flammend diskutiert. Die behandelnden Ärzte wurden von hunderten Hobbyprofessoren als „Mörder“ bezeichnet. Dabei wurde außer acht gelassen, dass sie ohne Beatmung hundertprozentig verstorben wären.
Das Virus war neu und unbekannt. Niemand konnte zu diesem Zeitpunkt wissen, ob die einzig rechtlich für uns zulässige Standardbeatmung nun perfekt auf das Virus abgestimmt war oder nicht. Niemand war ‚Experte’ für ein gerade entschlüpftes Laborvirus aus China. Die einzigen, die einen schweren Verlauf überhaupt beurteilen konnten, waren Kliniker, die in erster Reihe diese Patienten betreuten. Sie alle waren noch nie mit einem solchen Verlauf konfrontiert worden. Sämtliche mit Forschungspreisen dekorierten Sessel-Virologen und Mikrobiologen in allen Ehren, aber keiner von denen hat auch nur einen einzigen Patienten behandelt, der aufgrund eines schweren Verlaufes mit SarsCov19 auf der Intensivstation lag.
Kurzum, wir hätten diese Parameter zur Beatmung damals gar nicht ändern dürfen, ohne selbst dafür rechtlich belangt werden zu können. Das sind vorgeschriebene Beatmungsdrücke, die man nicht einfach so nach Lust und Laune experimentell verändern darf. Sie retteten immerhin im Schnitt der Hälfte der intensivpflichtigen Patienten das Leben.
Bei diesem Virus waren auch im Gegensatz zur Grippe nicht nur multimorbide und betagte Patienten von einem schweren Verlauf betroffen. Salopp zusammengefasst, kannte man bis dato nur den klassischen Fall der Grippe beim älteren oder multimorbiden Menschen, der aufgrund schwacher Immunabwehr, mit dem Grippevirus infiziert, keinem Bakterium mehr trotzen konnte und der an der klassischen Todesursache im Alter verstarb, der bakteriellen Pneumonie. Nun aber sah man junge gesunde Menschen, Sportler, Diabetiker oder mittelmäßig übergewichtige 20–40 jährige Patienten auf Station, die innerhalb weniger Stunden dermaßen schnell im Sauerstoffgehalt herunterrauschten, dass meine Kollegen fassungslos daneben standen und die Welt nicht mehr verstanden. Was passierte mit diesen Leuten? Was ‚konnte’ dieses Virus?
Erste behandelnde Ärzte aus der vordersten Krankheitsfront in New York vermuteten, dass es sich beim schweren Verlauf in Wahrheit um eine Erkrankung der Gefäße handelte. Sie sollten recht behalten. Dies erklärt auch, warum insbesondere Menschen mit Gefässerkrankungen einem erhöhten Risiko ausgesetzt waren. Bekam dieses Virus damals die Möglichkeit, sein volles Potential entfalten zu können und nicht bereits erfolgreich in den oberen Atemwegen abgewehrt zu werden, sah man eine massive Entzündung in den Blutgefäßen der Patienten. Zahlreiche Thromben und Durchblutungsstörungen, vorwiegend in den Lungen der Patienten (theoretisch aber in nahezu allen Organen), waren die Folge. Es kam in Folge zur massiven Einwanderung von Abwehrzellen, die wiederum einen inflammatorischen septischen Zustand hervorriefen, der die Patienten mit dem Leben bedrohte.
Einen wichtigen Punkt möchte ich noch ergänzen. Die ersten beiden Virusvarianten zeigten an manchen Orten (China, Italien, NYC, auch Portugal war zu einem Zeitpunkt schwer betroffen) eine außerordentlich hohe Anzahl schwerer Fälle. Das kannte man von keinem einzigen grippalen Virus (Ausnahme spanische Grippe) in dieser geballten Form in nahezu allen erwachsenen Altersgruppen. An diesen Orten gab es auch kein anderes Virus. Es war die Erstvariante von COVID-19.
Wie lässt sich das erklären? Je höher die Viruslast, desto schwerer der Verlauf. Gab es Umstände, in denen das Virus ungebremst in dicht besiedelten Wohngegenden in Umlauf gebracht werden konnte, waren die Virenmengen, mit denen die Betroffenen konfrontiert waren, deutlich höher als bei den ‚Standardinfizierten’. Dadurch kam es zu einer deutlichen Zunahme der beschriebenen schweren Verläufe.
Oft wedeln die ‚Das war nichts anderes als die Grippe’-Fanatiker (auf 95–98 Prozent der von den Erstvarianten Betroffenen traf das klinisch ja auch zu, aber eben nicht auf das Potential und auf die Pathologie des schweren Verlaufes dieses Virus), mit den Excess-mortality-Statistiken des Jahres 2020. Es konnte in Deutschland keine signifikante Übersterblichkeit festgestellt werden. Dennoch sind es exakt die genannten Gebiete in Italien, USA und Portugal, die im Jahre 2020 sehr wohl eine signifikante Übersterblichkeit aufweisen. Auch starb in diesen Ballungsgebieten eine immens hohe Anzahl an behandelnden Ärzten. Die Virenmenge war schlicht in vielen Fällen zu hoch, als dass man bei diesen Fällen einen schweren Verlauf verhindern konnte.
‚Sterbende’ behandelnde Ärzte und zwei Präsidenten (GB und USA) auf Intensivstationen hat noch keine einzige Grippeepidemie der letzten Jahrzehnte hervorbringen können. Ja, für die meisten Patienten äußerte sich Cov19 klinisch (!) wie eine Grippe. Das Virus selbst aber war vor der Omikronvariante in seinem pathogenen Potential mit keinem Grippevirus (mit Ausnahme der spanischen Grippe) vergleichbar.”
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Leser ***, ebenfalls Arzt, reagiert auf die Vorrednerin mit dem Hinweis auf diesen Text bei achgut.
Zitat: „Die durchaus provokante Schlussfolgerung dieses Artikels, die in den britischen Medien bereits im Juli 2020 als Möglichkeit diskutiert wurde, ist, dass viele ältere Patienten nicht, wie behauptet, an den Folgen einer SARS-CoV-2-Infektion verstorben sind, sondern durch die ärztlichen Maßnahmen vom Leben zum Tode befördert wurden – iatrogen, wie der Fachausdruck dafür lautet. Und auch in den USA weisen die Zahlen darauf hin, dass unzählige Menschen durch ’strategische Frühintubation’ und andere medizinische Eingriffe ums Leben gebracht wurden.”
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Noch zum Vorigen.
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Wie wir wissen, ist Corona vom nächsten Menschheitsfeind abgelöst und vollständig ersetzt worden.
Wo aber Gefahr ist, …
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Wechseln wir zuletzt ins Vergnügliche.
In einer Kontrafunk-Kolumne habe ich vorige Woche gegen die Kriminalisierung des Tabakgenusses durch die Gesundheitskommissare angepredigt (ab 44.20). Wer mag, kann den Text im Folgenden nachlesen.
Zu den verlässlich schönen Momenten einer Geselligkeit gehört jener, an welchem die Aschenbecher auf den Tisch kommen und geraucht wird. Rauchen ist ein eminentes Vergnügen, zumal in Verbindung mit einem Rotwein, einem Portwein oder, später dann, einem Whisky – Getränken, die den Rachen empfänglich machen für den würzigen Geschmack des Rauches und dem nächsten Zug seinen Weg gewissermaßen mit Rosen ausstreuen. Auch eine Maß Dunkelbier im sommerabendlichen Biergarten vereint sich erfreulich mit dem Aroma des Rauchwerks.
Hier ist keineswegs vom zweifelhaften Vergnügen des Zigarettenrauchens die Rede. Die Zigarette empfinde ich in diesem Genre als notdürftigen Ersatz, als eine Art Tofu. Oder, um den Vergleich in die Welt der Getränke zu tragen: Die Zigarette verhält sich zur Zigarre wie ein Beck’s‑Bier zu einem Premier Cru aus dem Bordelais. Ich halte es für Unsinn, den Rauch minderwertigen, kleingehäckselten Tabaks, der zudem noch in Papier eingewickelt ist, zu inhalieren – manche saugen ihn sogar bis in die Spitzen ihrer Lungen ein –, so oft ich es als junger Mann selbst getan haben mag. Ab einem gewissen Alter ist der Mensch aber nicht mehr nur für sein Gesicht verantwortlich, sondern auch für das, was und wie er raucht. Was mich betrifft: Ich habe zurückgefunden zur Zigarre (und zum Zigarillo) wie der verlorene Sohn, nachdem ich jahrelang bei den Nichtrauchern die Schweine gehütet beziehungsweise mich zwischenzeitlich mit Menthol-Zigaretten getröstet habe.
Die Unterschiede sind so beträchtlich, dass sogar der fanatische Nichtraucher, dem jeder Rauch unangenehm ist, sie sofort wahrnimmt. Zigarren stinken nicht, sondern verbreiten einen aromatischen Geruch. Zigarren sind Hochkultur. Ihre Herstellung ist ein Kunsthandwerk. Erfahrene Tabakmischer fügen Einlage, Um- und Deckblatt aus verschiedenen Tabaken zu einem Gesamtkunstwerk. Jede Zigarre besitzt Individualität und unterscheidet sich von ihren Schwestern. Zigarren sind lebendige Wesen. Das filigrane, an die Haut des Menschen erinnernde Geäder des Deckblattes verrät es, und wer sie nicht artgerecht lagert, dem sterben sie unter der Hand weg.
Nach dem Deckblatt verdient die Bauchbinde unsere Aufmerksamkeit. Ähnlich wie die Weinetiketten erzählen diese Banderolen von der Herkunft des Labsals, sie regen den Geschmack und die Phantasie an; eine Zigarre ohne Bauchbinde wirkt regelrecht nackt. Manche Zeitgenossen sammeln diese vielfarbigen Zierringe wie Briefmarken oder wie Insekten – tatsächlich sehen die Banderolen mit ihren symmetrisch ausgeklappten Flügeln im Album ja wie Schmetterlinge aus. Ich war als Kind, weiland zu DDR-Zeiten, einmal bei einem Menschen zu Besuch, der eine Kollektion von Zigarrenkisten und Bauchbinden besaß, und fasziniert betrachtete ich die exotischen Motive, beroch die Kästchen, und vor meinem inneren Auge entstand eine Welt aus Plantagen, Karawanen, Häfen und Handelskontoren.
Die leeren Behältnisse verströmten immer noch den Geruch ihres längst in Rauch aufgegangenen einstigen Inhalts. Genießer bezeichnen den sogenannten Kaltgeruch der Zigarren als Bouquet, analog zum Wein, und wie jener, wenn auch nicht in vergleichbarer Breite, haucht die Zigarre ihr spezifisches Odeur aus. Typische Zigarrenaromen sind Zeder, Süßholz, Heu, Moos, Leder, Bitterschokolade, Nuss und getoastetes Brot. Eine gute Zigarre will zunächst beschaut, beschnuppert und betastet werden, bevor man sie anschneidet und anbrennt. Der Genuss einer Zigarre erfordert zuallererst Muße.
Daraus folgen nun einige Maximen für den Umgang mit dem Tabak.
Man soll ausschließlich zum Vergnügen rauchen, weil es einem mundet, nicht unter irgendeinem Druck.
Man soll beim Rauchen sitzen, mit einem ausreichenden Vorrat an Zeit.
Man soll zum Rauchen trinken.
Es ist nicht gut, dass der Mensch beim Rauchen allein sei – am besten assistiert der Tabak einem schönen Gespräch –, aber wenn doch, dann möge er erst recht dazu trinken, auf dass sich ein assistiertes Selbstgespräch entfalte.
Und: Man soll den Rauch nicht inhalieren. Die Zigarre ist für den Gaumen gemacht, der Rauch darf den Kehlkopf sacht touchieren, aber weiter in den Leib soll er nicht vordringen; die Lunge schmeckt ohnehin nichts. Nur Ahnungslose und ein paar Fakire des Atmens rauchen eine Zigarre auf Lunge.
Dasselbe gilt für Zigarillos, die noch stärker als Zigarren sind. Im Grunde ein Abfallprodukt der Zigarrenherstellung, tun sie gute Dienste für Zwischendurch, gewissermaßen für kleinere Anlässe, wobei ich wegen ihrer vergleichsweisen Milde und weil sie nicht ständig ausgehen die großformatigeren Exemplare bevorzuge.
Wie beim Trinken muss beim Rauchen unterschieden werden zwischen Sucht und Genuss. Es gibt Menschen, die das nicht können. Das schlechte Image des Rauchens als gesundheits‑, ja lebensgefährdendes Laster haben die Zigarettenkonsumenten zu verantworten – bzw. jener Teil von ihnen, der ständig qualmen muss, sich schon morgens die erste ansteckt, dementsprechend riecht und den Tag mit Würgehustenanfällen über dem Waschbecken eröffnet. In meiner Jugend, als wirklich jeder rauchte, als in sämtlichen Wohnungen, Restaurants, Diskotheken, Büros und Bahnhöfen der Qualm stand, hatte sich überdies die kollektive Meinung durchgesetzt, ein Raucher könne gar nicht anders als ständig zur Zigarette zu greifen. Inzwischen halte ich das für eine Suggestion. Ich habe mir das Zigarettenrauchen, täglich und „auf Lunge“, vor dreißig Jahren abgewöhnt; die erwähnten Mentholzigaretten habe ich bereits, wie man sagt, gepafft, und das keineswegs täglich, sondern nur bei Gelegenheit. Nahezu alle Raucher, die ich heute kenne, sind Gelegenheitsraucher. Vom Gelegenheitsraucher zum Genussraucher sind es nur ein paar Schritte.
Die Suchtraucher sind gemeinhin Zigarettenraucher. Ihre Begierde richtet sich auf das Nikotin, das in meinem Verständnis von Rauchen überhaupt keine Rolle spielt. Zigarren machen allenfalls in einem Maße süchtig wie gute Schuhe, Gemälde und Bücher.
Das Rauchen gehört zu den großen Vergnügungen des Menschen, und wie alle diese Gottesgaben ist es trivialisiert, demokratisiert und pathologisiert worden. Und natürlich pädagogisiert. Das Ergebnis ist, dass auf einer Kiste bester Davidoff Winston Churchill oder Partagas Lusitanias Aufdrucke wie „Rauchen ist tödlich“ oder „Rauchen macht impotent“ prangen, obwohl das in beiden Fällen nun wahrlich so gut wie unmöglich ist. Davon abgesehen, gehört es zur menschlichen Freiheit, sich ruinieren zu dürfen. „Einzig erbt ich den eigenen Leib, lebend zehr ich den auf“, singt Siegfried in der „Götterdämmerung”. Ich werde niemals akzeptieren, dass wegen der bedauernswerten, aber persönlich oft nicht unglücklichen Suchtraucher die Freuden der Genuss- und Gelegenheitsraucher beschränkt oder sogar, wie in Neuseeland, verboten werden. Rauchen ist doch gar zu vergnüglich, als dass man diesen Gesundheitskommissaren und Kulturbanausen das letzte Wort überlassen dürfte.
„Ich glaube“, hat mein alter Kamerad Günter Maschke gesagt, „dass Gott raucht.“ Wer würde dem Großen Eigenbrötler dieses Vergnügen nicht gönnen?
PS: Die neue Folge von „Leib und Speise” ging übrigens heute auf Sendung und kann hier nachgehört werden; ich spreche diesmal über den Tisch und was darauf gehört (Frauen ausgenommen).