Neue Begriffe: Dealer:innen. Zuhälter:innen.
Ölscheich:innen.
Soldat:innenfriedhof.
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Eine Gesellschaft darf sich erst dann als wirklich diversifiziert betrachten, wenn sie den täglichen Messermord mit einem Achselzucken hinnimmt.
Bei einer solchen Attacke in einem Regionalzug von Kiel nach Hamburg hat gestern ein Migrant zwei Menschen getötet, eine 17jährige und einen 19jährigen, und sieben weitere verletzt, drei davon schwer (es kann also sein, dass sich die Zahl der Toten noch erhöht). Der Täter zirkuliert zunächst einmal in den Medien als ein „mutmaßlicher” – er ist schließlich kein „Reichsbürger” –, sodann als ein staatenloser Palästinenser, der, natürlich – er ist schließlich kein rechter Deutscher –, „geistig verwirrt sein könnte”, wie die dpa „unter Berufung auf Sicherheitskreise” meldet. Der Mann soll 2014 nach ’schland gekommen sein und 2016 subsidiären Schutz erlangt haben. „Diesen erhalten Migrantinnen und Migranten in Deutschland, wenn ihnen im Herkunftsland ernsthafter Schaden droht, sie aber nicht asylberechtigt sind und keinen Flüchtlingsschutz erhalten”, klären die Kieler Nachrichten ihre Leser über den sensiblen Umgang mit eingewanderten Problembären auf. Der „mutmaßliche” Täter soll mehrfach wegen Sexual- und Gewaltdelikten „polizeilich in Erscheinung getreten sein” – was aber nicht meint, dass er Polizistinnen belästigt und geschlagen hat – und sich noch bis vor einer Woche in Untersuchungshaft befunden haben. Er wurde nicht abgeschoben, weil ihm in seinem Herkunftsland – durch wen eigentlich? – angeblich ernsthafter Schaden drohte. Finden Sie den Fehler!
Was jetzt passiert, ist zum Gähnen berechenbar. Zuerst berichten die Medien ein bisschen, ganz empörungs- und empathiefrei, betont sachlich, jede Andeutung einer Frage nach politisch Verantwortlichen ebenso penibel vermeidend (Wollen Sie ihren Job riskieren?) wie eine nähere Beschreibung des Leidens der Opfer. Derweil spulen Politiker – es sind dieselben Politiker, die dafür verantwortlich sind, dass solche gemeingefährlichen Figuren im Lande weilen und es derer immer mehr werden – ihre Routinefloskeln ab: erschütterndenachricht, unbegreiflichetat, unsermitgefühl, Unseregedankensindbeidenopfernundihrenfamilien, Dieherkunftdestätershatnichtsmitdertatzutun, Wirwendenunsgegenjedeinstrumentalisierung; sodann wird die Angelegenheit schnell und gründlich vergessen, niemand außer ein paar Rechtspopulisten wird je daran erinnern, niemand wird die Familien der Opfer besuchen, kein Journalist über deren Leid schreiben, niemand öffentlich die Namen der Massakrierten verlesen, überhaupt werden sie namenlos und gesichtslos bleiben. Und niemand wird sich der simplen Feststellung des Unholdes Hans-Georg Maaßen erinnern, dass das Problem hinter der Straftat eines Asylanten die politische Verantwortung dafür ist.
Die Frage, wer die Mörder ins Haus ließ, ist schlimmer als der Tod.
PS.
Der logische Umkehrschluss lautet: Die Erwähnung der Täter-Herkunft schadet der Demokratie.
Einer zum grünen Reich der Lüge degenerierten wahrscheinlich schon.
PPS: Nicht alle psychisch Labilen schaffen es ins Willkommensdeliriumsparadies.
Auch hier dürften die Motive vollkommen rätselhaft und letztlich unerklärlich sein. Warum sollte ein Moslem, der noch alle Suren beieinander hat, schließlich in eine Kirche gehen, zu den Ungläubigen und Unreinen?
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Aber warum wollen die das denn nicht? Was haben die nur?
Das ist struktueller (!) deutscher (!) Alltagsrassismus!
Hetzende haben nämlich bei den Anwohnenden die Angst geschürt (Angstschürende), dass sie durch Belästigende in unfreiwillig Stubenhockende, wenn nicht gar durch Messerstechende in Abwohnende verwandelt werden könnten.
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Immer neue Höhepunkte der Willkommenskultur.
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Von diesem Vorfall wiederum werden Sie in den großen Medien überhaupt nichts lesen.
Man wird sagen, dass mit solchen Meldungen Vorurteile geschürt und die Hetze gegen LGBTQ-Menschen angestachelt werde. Man wird sagen, dass mit der Erwähnung solcher Einzelfälle andere schwule Familien diskreditiert würden. Man wird sagen, dass Heterosexuelle viel öfter als Kinderschänder – pardon: Kinderschändende – überführt werden. Und über die Kinder wird man kein Wort verlieren.
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Demnächst auf Ihrem Speiseplan:
Denn, wie die SPD-Pressestelle RedaktionsNetzwerk Deutschland (rnd) bekannt gibt:
An das bisschen Ekel werden Sie sich gewöhnen wie an die Rundfunkgebühren.
Und mal unter uns Gourmets gesprochen: Was ist eine Weißwurst gegen einen schönen, fetten Mehlwurm?
Es gibt übrigens, wie ein Leser anmerkt, noch weitere Scherze oder in diesem Fall wohl kleine Racheakte der Entomologen bei der Namensverleihung an künftige Proteinquellen.
Es wird bestimmt einmal für jeden Geschmack etwas geboten!
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Hier spricht der Sponsor.
Salz ist Salz ist Natriumchlorid? Nein! Schmecken Sie den Unterschied.
Unsere Hällischen Steinsalze haben sich bei allen Verkostungen als erheblich runder im Geschmack, weniger zugespitzt salzig und fähiger zum Verbund mit den Geschmacksnoten der zu würzenden Speise erwiesen. Es ist ein Unterschied, der allerdings sprachlich schwer zu fassen ist, am besten in einer musikalischen Analogie: Der reine Sinuston ist immer schmerzend, erst durch Obertöne wird er zum musikalischen Wohlklang. Das ergibt übrigens auch eine rationale Erklärung für die höhere Geschmacksverträglichkeit unserer Steinsalze: Sie sind nicht raffiniert, enthalten also noch alle Mineralien und Spurenelemente, die sich ihnen im Laufe von 200 Millionen Jahren beigesellt haben. (Dafür fehlen ihnen alle Zusatzstoffe und Rieselhilfen.) Also: Es ist ein Unterschied. Probieren Sie’s hier, und Sie werden uns beipflichten.
Da Sie als Klonovsky-Leser dem Klonovsky-Verleger prinzipiell sympathisch sind, gewährt Ihnen die Thomas-Hoof-Gruppe einen Rabatt von fünf Prozent (außer bei Büchern). Bitte bei der Bestellung einfach den Code „Actadiurna5“ eingeben.
(Das war eine Anzeige.)
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„Zum 1,5‑Grad-Ziel” notiert Leser ***:
„Im wissenschaftlichen Bereich werden Temperatur-Differenzen nicht in °C sondern in K (Kelvin) angegeben. Schlaumeier, die ohne jeglichen nachweisbaren Fakt behaupten, sich auf ‚die Wissenschaft’ zu berufen, zugleich aber die Einhaltung eines 1,5°C‑Zieles fordern, lesen den Reifendruck (ihres Lastenrads) vermutlich auch vorzugsweise in atü statt Pascale ab, sind also von vorgestern. Auf welchen Ausgangswert sich die ‚1,5°-C-Abweichung’ beziehen soll, ist seitens der pseudowissenschaftlichen Forderer ebenfalls komplett unklar (nicht definiert). Durchschnittswert am Nordpol, in Berlin, in Athen, in …?
Aus meiner Sicht und Erfahrung als Vater und als Ingenieur für Verfahrens- und Umwelttechnik hat man es bei diesen Leuten in aller Regel mit hirn‑, bildungs‑, Ideen- und beschäftigungslosen Kreaturen zu tun, die bereits alles haben, auf nichts verzichten wollen – geschweige denn müssen, aber nicht einen einzigen konstruktiven Gedanken und schon gar nicht eine (in ihrem vermeintlichen Sinne) sinnvolle Aktion auf die Beine stellen, sondern nur plärren, mäkeln, schwarzmalen, fordern, beschuldigen und randalieren.”
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„Wenn ich irgendetwas fürchte, dann die Kriegsstimmung, die Macht, die sie all denen verleiht, die ich verabscheue – die Journalisten, die Politiker, die Puritaner, die Pfadfinderführer, die erbarmungslosen ältlichen Jungfern.“
Das schrieb Christopher Isherwood im Jahr 1940 (er hatte 1915 als Elfjähriger seinen Vater im Weltkrieg verloren).
Wie sie nach den schrecklichen Jahrzehnten des vergangenheitsbewältigenden Geducktseins und nationalen Flagellantentums frohlocken, endlich auf der richtigen Seite ins Kriegsgeheul einstimmen zu dürfen!
Der Maulheld war zuvor übrigens irgendein Natschalnik bei Spiegel online. Hat wahrscheinlich nie eine Waffe in der Hand gehalten. Wie andere aggressive Lämmer auch. Die Völkerrechtlerin der Herzen hat, in ihrer Funktion als deutsche Außenministerin, Russland jetzt praktisch den Krieg erklärt.
Maximalmutige grüne Megären halten die Reihen fest geschlossen.
Weshalb, selbstverständlich im wilden Osten, solche Hetzparolen auftauchen (in diesem Falle in Rostock).
Nur Nazis plädieren derzeit für Friedensverhandlungen, weil Moskau das neue Epizentrum des Nazitums ist.
Ich habe nur meine Zweifel, ob der Leopard nun vollbringt, was der Tiger nicht geschafft hat.
Zumal es da eine Sorte von Waffen gibt, die zwar, im weitesten Sinne, Deutsche erfunden haben, aber über die Deutschland nicht verfügt (wenn ich sehe, wer dieses Land regiert, würde ich sagen: Gottlob).
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Noch zum Vorigen.
Vielleicht sollten wir uns darauf einigen, dass die Amis Auschwitz befreit haben?
„Die Russen haben nicht nur Auschwitz befreit”, erinnert Freund ***, „sondern auch Buchenwald und Sachsenhausen weiterbetrieben.”
PS vom 27.: Es ist schon fast so weit.
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Apropos Hetze.
Die Verse schrieb anno 1920 ein gewisser Bolislaus Strzelewicz, künstlerischer Leiter der kommunistischen Kulturcombo „Die rote Truppe”, die in den 1920er Jahren bei KPD-Veranstaltung auftrat. (Ich danke Leser *** für die Zusendung.)
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Leser ***, Schweizer, macht auf die bemerkenswerte Karriere eines Fotos aufmerksam. Es geht um den „typischen Sachsen in vorfreudiger Erwartung”, den ich am 9. Januar in den Acta präsentierte (etwas scrollen). „Bei dessen Anblick musste ich zweimal schauen – denn der Herr ist mir seit etwa fünf Jahren als typischer Berner bekannt! Der Bahnhof Bern wird von 2017-ca. 2030 umgebaut und erweitert. Dazu gibt es natürlich grossen PR-Aufwand, z.B. einen Infopavillon. Dessen Eingang ist mit dem Bild dieses typischen Berners versehen.
– und die Website der Universität Bern, runterscrollen zu ‚Studium’.”