29. Oktober 2022

Elon Musk hat Twit­ter über­nom­men. Für das Kom­men­ta­ri­at scheint das ein Rie­sen­pro­blem zu sein.

Der wan­kel­mü­ti­ge Mil­li­ar­där – beim Spie­gel, wo kei­ner wankt noch weicht, fin­det man stets das tref­fen­de Attri­but; wie soll­te ein Ein­zel­ner so reich wer­den ohne Wan­kel­mut? – will bei Twit­ter die Mei­nungs­frei­heit durch­set­zen und, angeb­lich, auf einen Frie­den mit Russ­land hin­wir­ken. Mei­nungs­frei­heit und Frie­den, schlimm, ganz schlimm; das sind die der­zeit größ­ten Bedro­hun­gen, zumin­dest für die woken Gou­ver­nan­ten der glo­ba­lis­ti­schen Medi­en­öf­fent­lich­keit. Also Zeit­ge­nos­sen, die bekannt­lich genau wis­sen, was gut für die Welt, die Gesell­schaft und den eige­nen Kon­to­stand ist, wes­halb sie ein öffent­li­ches Mit­plap­pern all der Rück­stän­di­gen, Unauf­ge­klär­ten, Unbe­lehr­ba­ren, mit einem Wort: des Pöbels (= white trash), nicht dul­den wollen.

Dahin­ter steckt die so bizar­re wie über­ge­schnapp­te Selbst­wahr­neh­mung, der zufol­ge Fal­sch­nach­rich­ten, Des­in­for­ma­ti­on, Hass & Het­ze immer von rechts kom­men. Tat­säch­lich ver­mag aber außer Gott und, in Detail­fra­gen, spä­te­ren His­to­ri­kern, viel­leicht aktu­ell ein paar Geheim­dienst­lern, nie­mand „objek­tiv” zu sagen, was nun Fake News sind und was die Wahr­heit ist. Das­sel­be gilt für den alten Bru­der Hass und, recht bese­hen, auch für die Angst.

Hass und Des­in­for­ma­ti­on kom­men von allen Sei­ten; wer etwas ande­res behaup­tet, ver­brei­tet Des­in­for­ma­ti­on und ver­folgt Interessen.

Hier zum Bei­spiel eine Aus­wahl erfolg­lo­ser Kan­di­da­ten für den Frie­dens­preis des deut­schen Buchhandels.

Das Recht zu kri­ti­sie­ren; das Recht, unpo­pu­lä­re Über­zeu­gun­gen zu ver­tre­ten; das Recht zu pro­tes­tie­ren; das Recht auf unab­hän­gi­ges Den­ken: die Aus­übung die­ser Rech­te soll­te kei­nen ein­zi­gen ame­ri­ka­ni­schen Bür­ger sei­nen Ruf oder sein Recht auf Lebens­un­ter­halt kos­ten, noch soll­te er Gefahr lau­fen, sei­nen Ruf oder sei­nen Lebens­un­ter­halt zu ver­lie­ren, nur weil er zufäl­lig jeman­den kennt, der unpo­pu­lä­re Über­zeu­gun­gen ver­tritt. Wer von uns (tut dies) nicht?* Sonst könn­te kei­ner von uns sei­ne See­le sein Eigen nen­nen. Sonst hät­te die Gedan­ken­kon­trol­le ein­ge­setzt.” Erklär­te Mar­ga­ret Cha­se Smith, die ers­te Frau in der Geschich­te des US-Kon­gres­ses, die in bei­de Kam­mern gewählt wur­de, eine ent­schie­de­ne Geg­ne­rin des Sena­tors Joseph McCarthy.

* Im Ori­gi­nal: Who of us does­n’t? Dass jeder Mensch unpo­pu­lä­re Gedan­ken den­ke, scheint die Lady in den 1950ern noch für eine Tat­sa­che gehal­ten zu haben. Heu­te wäre ich mir da nicht mehr so sicher.

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„Wir brau­chen akti­ve, ja wider­stands­kräf­ti­ge Bür­ge­rin­nen und Bürger.”

Also sprach Frank-Wal­ter Stein­mei­er in sei­ner „Rede an die Nati­on”. Also an ein Din­gens, das es, gin­ge es nach Frank-Wal­ter, sei­nen Genos­sen und ihren grü­nen Spieß­ge­sel­len, am bes­ten heu­te schon nicht mehr geben soll­te. Und so klang die Rede ja auch; sogar der regie­rungs­from­me Nach­rich­ten­sen­der n‑tv beschei­nig­te dem Red­ner das „Cha­ris­ma einer Schei­be Grau­brot, die jemand in der Spü­le lie­gen­ge­las­sen hat” und fol­ger­te: „Als Trost­red­ner in der Pal­lia­tiv­sta­ti­on wür­de man ihn ohne Hono­rar vor die Tür set­zen und am glei­chen Tag die Schlös­ser austauschen.”

Aller­dings ver­langt der Kom­men­ta­tor des Sen­ders etwas vom Bun­des­prä­si­den­ten, das nicht nur des­sen Mög­lich­kei­ten über­schrei­tet, son­dern vor allem jen­seits der Stein­mei­er­schen Absich­ten liegt. Der Mann ist nicht nur nicht imstan­de, son­dern auch gar nicht wil­lens, eine Rede an die Nati­on zu hal­ten, weil er deren Kern­be­stand­teil, dem Volk, miss­traut, es in Tei­len ver­ach­tet, ja fürch­tet, weil er genau weiß, dass eine sol­che Rede, womög­lich gar mit „Blut, Schweiß und Tränen”-Attitüde, noch ver­lo­ge­ner wäre als das, was offi­zi­el­le Red­ner sonst so von sich geben.

„Wir brau­chen akti­ve, ja wider­stands­kräf­ti­ge Bür­ge­rin­nen und Bür­ger.” Das ist ein Kern­satz, im typi­schen Stein­mei­er-Sprech, jedes Wort halb Phra­se, halb Dro­hung. Das „Wir brau­chen” ist auto­ri­tär – woher will der Uhu vom Schloss Bel­le­vue wis­sen, was „wir” „brau­chen”? „Aktiv” sind übri­gens auch die „Quer­den­ker”, aber die zäh­len für Stein­mei­er wahr­schein­lich nicht zu den Bür­gern. Und „wider­stands­kräf­tig” ist etwas ganz ande­res als „wider­stän­dig”, streng­ge­nom­men das Gegen­teil; der „wider­stands­kräf­ti­ge Bür­ger”, die­ser neu­es­te Nip­pes aus der Stein­mei­er­schen Phra­sen­ma­nu­fak­tur, soll gegen den wider­stän­di­gen in Stel­lung gebracht werden.

Was meint über­haupt die­ses „Wir”? Ent­we­der, Stein­mei­er maßt sich an, im Namen aller zu spre­chen – dann ist die­ser Satz eine Tau­to­lo­gie: Wir brau­chen uns –, oder er ver­wen­det die­ses „Wir” in jenem prä­po­ten­ten Sin­ne, in dem Mar­got Hon­ecker wei­land von „unse­ren Men­schen” sprach. In Fall zwei lan­det ein auto­ri­tä­rer Sozia­list dann schnell bei den Que­ru­lan­ten, die sich vom Kol­lek­tiv aus­schlie­ßen, bei den feind­lich-nega­ti­ven Kräf­ten, die mit ihrer Insub­or­di­na­ti­on den Staat dele­gi­ti­mie­ren. Gegen sol­che Unhol­de ruft Stein­mei­er die „akti­ven, wider­stands­kräf­ti­gen Bür­ge­rin­nen und Bür­ger” zusam­men. Wie pas­send, dass ich vor drei Tagen hier Peter J. Bren­ners Bon­mot zitier­te: „Wer ‚Zusam­men­halt’ sagt, will Zwie­tracht säen”; das ist Stein­mei­er in einem Satz.

Gibt es dafür Bele­ge? Aber ja.

Fast jeden die­ser Sät­ze könn­te Mar­got Hon­ecker um das Jahr 1988 gesagt haben. Stein­mei­er, der die­ses Flos­kel-Stak­ka­to wahr­schein­lich für geschlif­fe­ne Rhe­to­rik hält, spricht vom „Gift des Popu­lis­mus” – es leben also toxi­sche Fins­ter­män­ner (und ‑frau­en! Am Ende sogar Fins­ter­di­ver­se?) mit­ten unter „uns” –, um kurz dar­auf an die „wider­stands­kräf­ti­gen Bür­ger” zu appel­lie­ren, sie soll­ten „das Ver­bin­den­de stär­ken”. Das nennt sich Front­zie­hung, Spal­tung, Aus­ru­fung eines geis­ti­gen Bür­ger­kriegs. Knecht Hal­den­wang hat ja bereits apportiert.

Sowohl Genos­se Stein­mei­er als auch Kam’rad Hal­tungs­zwang soll­ten ein­mal über­schla­gen, wie groß der Kreis derer eigent­lich ist, die unse­re hof­fent­lich hin­rei­chend wider­stands­kräf­ti­ge Bevöl­ke­rung mit dem „Gift des Popu­lis­mus” boos­tern wol­len bzw. der­je­ni­gen, die vom Gift genascht haben. Die sechs Mil­lio­nen AfD-Wäh­ler dürf­ten geschlos­sen dazu­ge­hö­ren, außer­dem die „Quer­den­ker” sowie jene Nega­tiv-Dis­ku­tan­ten, die der­zeit wegen der gera­de mal zehn­pro­zen­ti­gen Infla­ti­on und des dro­hen­den oder bereits erfolg­ten Job­ver­lus­tes auf die Stra­ße gehen, außer­dem die ca. 18 Mil­lio­nen Impf­ver­wei­ge­rer (vul­go: Unge­impf­ten), die meis­ten Sach­sen… Und all die­je­ni­gen, die momen­tan ihre Hoff­nun­gen dar­ein set­zen, dass die Neo­po­pu­lis­tin Sahra Wagen­knecht eine neue Par­tei grün­det. Und was ist mit denen, die Frie­den mit Russ­land wün­schen? Gut, das sind lau­ter Teil­men­gen, aber ich wür­de mei­nen, eine zwei­stel­li­ge Mil­lio­nen­trup­pe hat­te und hat min­des­tens Giftkontakt.

Schlie­ßen wir mit einem Witz.

Aus: Mar­ti­na Peu­cker, „Staats­or­ga­ni­sa­ti­ons­recht”. 3. Auf­la­ge, Hei­del­berg 2013 

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Und noch einer.

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Hier spricht der Sponsor.

Acht Prü­fun­gen muß es bestehen: Das KUM-Meisterstück
Die­ser seit 100 Jah­ren von der Kunst­stoff- und Metall­wa­ren­fa­brik in Erlan­gen gefer­tig­te Blei­stift­spit­zer wird als KUM-Mas­ter­pie­ce von Grafikern, Zeich­nern und Schrei­bern in aller Welt hoch geprie­sen und gerühmt, wäh­rend er hier­zu­lan­de fast unbe­kannt und schwer zu krie­gen ist. Der Grund für den (auf You­Tube ein­seh­ba­ren) Kult: Das fein­werk­tech­ni­sche Meis­ter­werk spitzt den Blei­stift in zwei Stu­fen. Das ers­te Mes­ser legt die Gra­phit­mi­ne unter dem Holz frei, das zwei­te wid­met sich dann der Mine und spitzt sie je nach Ansatz­win­kel in die für Schreib- oder Schraffur­zwe­cke opti­ma­le Form. Fas­zi­nie­rend ist es, allein den auf 64 HRC gehär­te­ten Mes­sern aus Koh­len­stoffstahl bei ihrer Fein­ar­beit an Holz und Gra­phit zuzu­se­hen. – Näher kom­men Sie die­sem klei­nen Wun­der­werk mit sei­nen acht Qua­li­täts­prü­fun­gen hier.

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(Das war eine Anzeige.)

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Höhe­punk­te der Will­kom­mens­kul­tur, x.-te Folge.

„Zur ‚Pan­ora­ma-Mel­dung Ber­lin und Sach­sen-Anhalt’ (Acta diur­na vom 26. Okt.)” kann Lese­rin *** „noch etwas aus unse­rer Mit­tel­deut­schen Zei­tung vom 28. Okt, Man­tel­teil Sei­te 1 (also Auf­ma­cher!), nachtragen:
‚Poli­zei bewacht Schulen
Hal­le zieht Kon­se­quen­zen aus einer sich ver­schär­fen­den Jugend­kri­mi­na­li­tät: Nach zahl­rei­chen Über­fäl­len durch Jugend­ban­den auf Schü­ler hat die Stadt ange­kün­digt, im Umfeld der betrof­fe­nen Schu­len ver­stärkt Strei­fen von Poli­zei und Ord­nungs­amt ein­zu­set­zen. Zuvor hat­ten sich ver­zwei­fel­te Müt­ter an die MZ gewandt, nach­dem ihre Kin­der auf dem Schul­weg und öffent­li­chen Plät­zen mit­un­ter bru­tal über­fal­len wur­den. In Hal­le hat die Poli­zei seit März inzwi­schen 126 Tat­ver­däch­ti­ge mit unter­schied­li­chen Natio­na­li­tä­ten in die­sem Zusam­men­hang ermit­telt und eini­ge Haft­be­feh­le erlassen.’
Soweit die ers­ten Sät­ze des Vier­spal­ters. – Es ist furcht­bar für die­se Kin­der und Jugend­li­chen, und ich wün­sche selbst­ver­ständ­lich kei­nem MZ-Jour­na­lis­ten-Kind Bru­ta­li­tä­ten an den Hals – aber was, wenn eines jetzt davon betrof­fen war? Dann hat ihr Elter 1 oder Elter 2  die­se grau­en­vol­le – und vor­her­seh­ba­re – Ent­wick­lung vor Jah­ren jubelnd begrü­ßend mit her­bei­ge­schrie­ben … Und natür­lich endet der Vier­spal­ter mit dem Auf­ruf, dass es ein gemein­sa­mes Vor­ge­hen von Poli­zei und Sozi­al­ar­bei­tern brau­che, denn für ‚die Jugend­li­chen sind die Ban­den häu­fig wie eine Ersatzfamilie’.”

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Höhe­punk­te der Will­kom­mens­kul­tur, Fortsetzung.

Wenn deren Gemein­de groß genug ist, wird auch das Ver­bot erwei­tert. Ein paar Heiß­spor­ne exe­ku­tie­ren es ja heu­te bereits. Fällt übri­gens alles sta­tis­tisch unter Rechtsextremismus.

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Was ist eigent­lich der neue eng­li­sche Pre­mier für einer?

So einer.

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Die Bay­ern füh­ren gera­de 6:2 gegen Mainz, doch ver­gli­chen mit der Füh­rung der „Schwurb­ler” gegen die Eta­blier­ten ist das gar nix. Eben haben die Schwurb­ler wie­der zwei Tref­fer nachgelegt.

Wie­der­vor­la­ge:

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Im Inter­view mit der Frank­fur­ter Rund­schau erklärt die „Trans­for­ma­ti­ons­for­sche­rin” Maja Göpel:

Auch mal Ban­den bil­den gegen Besitz­stands­wah­rung: Das müss­te mal ein AfD­ler vor­schla­gen. Gut, die FR liest kein Mensch; es gab mal einen Film namens „Inter­view mit einem Vam­pir”, mit Betei­li­gung der Frank­fur­ter Rund­schau könn­te es hei­ßen: „Inter­view mit einem Zom­bie”, aber ich kann alle Eck­la­den­be­su­cher nur ermun­tern, das Inter­view zu lesen, um die dumm­dreis­te, trend­be­fol­gungs­gei­le, schaum­schlä­ge­ri­sche Tech­no­kra­ten­spra­che die­ser Bescheid­sto­ße­rin zu genießen.

Man trä­fe das min­nig­li­che Mäg­de­lein gern mal an einem „sozia­len Kipppunkt”.

„FR: Was kann ich denn im All­tag kon­kret tun, um das Kli­ma zu schützen? 

Göpel: Wir haben ja fan­tas­tisch vie­le Rol­len. Sie kön­nen als Mut­ter etwas tun, Sie kön­nen als Kol­le­gin in Ihrer Fir­ma etwas vor­schla­gen, Sie kön­nen sich infor­mie­ren, wie Sie in Haus und Gar­ten CO2 redu­zie­ren und Bio­di­ver­si­tät schüt­zen, Sie kön­nen sich an Ihre poli­ti­schen Ver­tre­ter wen­den, an Ihre Zei­tung schrei­ben oder in eine Bür­ger­initia­ti­ve oder mit­glie­der­ba­sier­te zivil­ge­sell­schaft­li­che Orga­ni­sa­ti­on ein­tre­ten. Sie kön­nen spen­den oder eine eige­ne neue Initia­ti­ve grün­den, ob nun für bes­se­re Infor­ma­ti­on oder Ange­bo­te der All­tags­ge­stal­tung, ob ehren­amt­lich oder in Unternehmensform.”

Sie kön­nen als Mut­ter etwas tun – auf wei­te­re Kin­der ver­zich­ten? –, und als Kol­le­gin ihrer Fir­ma etwas vor­schla­gen – die Pro­duk­ti­on nach Asi­en zu ver­la­gern? Sie kön­nen sich an Ihren poli­ti­schen Ver­tre­ter wen­den oder an Ihre Zei­tung schrei­ben. Oder an Ihre SED-Kreisleitung.

„Das sind vie­le Mög­lich­kei­ten”, sekun­diert die wahr­schein­lich auch enorm trans­for­ma­ti­ons­kun­di­ge Inter­viewe­rin (sie könn­te das iro­nisch mei­nen, aber im Gesprächs­ver­lauf deu­tet nichts dar­auf hin). Da fällt der Exper­tin wohl auf, was für einen kom­plett inhalts­lo­sen Flos­kel­sa­lat sie abson­dert – und die Ban­den­bil­dung ein.

Wer mehr über Frau Göpel erfah­ren will: Alex­an­der Wendt hat der Maid in sei­nem Wachs­fi­gu­ren­ka­bi­nett des Exper­ten­per­so­nals der spä­ten Bun­des­re­pu­blik eine Nische frei­ge­räumt.

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„Ich habe die fried­lichs­te Gesin­nung. Mei­ne Wün­sche sind: eine beschei­de­ne Hüt­te, ein Stroh­dach, aber ein gutes Bett, gutes Essen, Milch und But­ter, sehr frisch, vor dem Fens­ter Blu­men, vor der Tür eini­ge schö­ne Bäu­me, und wenn der lie­be Gott mich ganz glück­lich machen will, läßt er mich die Freu­de erle­ben, daß an die­sen Bäu­men etwa sechs bis sie­ben mei­ner Fein­de auf­ge­hängt wer­den. Mit gerühr­tem Her­zen wer­de ich ihnen vor ihrem Tode alle Unbill ver­zei­hen, die sie mir im Leben zugefügt.”

Ich gestat­te mir eine klei­ne Anlei­he bei Hein­rich Hei­ne (der Text stammt aus des­sen Nach­lass, pos­tum ver­öf­fent­licht unter dem Titel „Gedan­ken und Ein­fäl­le”): Auch ich habe die fried­lichs­te Gesin­nung, gegen jeder­mann, aber wenn ein Sterb­li­cher sei­ne schwit­zen­de Epi­der­mis an ein Gemäl­de von Ver­meer zu kle­ben wagt, soll ihm jedes Stück Haut, das Kon­takt zur Lein­wand hat­te, weit­räu­mig, unter gro­ßem Hal­lo und in aller Öffent­lich­keit abge­zo­gen wer­den, was in die­sem Fal­le wohl auf eine Art Skal­pie­rung hin­aus­lau­fen würde:

Zuletzt hat­ten sich die­se End­zeit-Dep­pen an Bil­der von Monet und van Gogh geklebt, was mich uner­zürnt ließ, weil mir weder van Gogh noch Monet etwas bedeu­ten (ganz anders ver­hält es sich bei Manet!), aber wenn sich die­se Irren an die Unsterb­li­chen wagen, soll­te end­lich einer von ihnen wenigs­tens mit einer abschre­cken­den Geld­stra­fe bedacht werden.

Da schau her, Klein-Six­tus wür­de so gern in die SA ein­tre­ten, aber wir haben ja den Krieg verloren!

***

Der Impres­sio­nis­mus, apro­pos van Gogh und Monet, ist so recht Kunst für Frau­en: kei­ne Kri­te­ri­en mehr, nur noch Gefühle.

„Alles ist nach sei­ner Art: an ihr wirst du nichts ändern”, spricht der Wan­de­rer im „Sieg­fried”. Es hat ja auch sein Gutes. Ich zitie­re aus einer noch unver­öf­fent­lich­ten Novel­le mei­nes Freun­des Artur Abramovych.

Ich bin in Stän­ker­lau­ne, mer­ken Sie’s?

 

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