Gestern nachmittag im ICE zwischen Berlin und Leipzig wurde einer Bekannten plötzlich so übel, dass sie sich auf den Boden legte, weil sie Angst hatte, sich sonst übergeben zu müssen.
Der Schaffner eilte sogleich herbei und fragte: „Kann ich Ihnen helfen?”
Nein, so war es nicht. Tatsächlich sagte er in ziemlich barschem Ton: „Setzen Sie bitte Ihre Maske auf!”
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Es geht los. Rette sich – und sein Vermögen –, wer kann.
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Wiedervorlage:
Erst während der Revolution fiel den französischen Aristokraten auf, wie wenige sie eigentlich waren und wie zielsicher der Hass sie treffen konnte. „Wie, und Sie leben noch?”, sagte der jakobinische Deputierte Laurençot zu dem Besitzer des Schlosses Cheverny, als er den herrlichen Barockbau in Augenschein genommen hatte. Dieser Affekt, man mache sich nichts vor, ist heute so lebendig wie damals, zumindest in der Alten Welt, wenngleich durch das Steuer- und Umverteilungssystem einstweilen noch gehegt. Doch sollte die Mittelschicht eines Tages finanziell restlos ausgequetscht sein und die Linke es bis dahin geschafft haben, ihre überalterten Reihen durch hinreichend vitale Drittweltmigranten neu aufzufüllen, wird den Reichen auf diesem Kontinent, sofern sie dann nicht längst emigriert sind, womöglich dasselbe Stündlein schlagen wie weiland der französischen Aristokratie (die anpassungsfähigen woken Milliardärssozialisten ausgenommen).
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Noch zum Vorigen.
Fallen solche Umfragen nicht allmählich unter „verfassungsschutzrelevante Delegitimierung des Staates”?
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Apropos rette sich, wer kann.
Es gibt theoretische Untersuchungen, dass der wachhabende Offizier der „Titanic”, Mister Murdoch, den Untergang hätte verhindern können, indem er einen Frontalzusammenstoß mit dem Eisberg riskiert hätte. Die „Titanic” wäre dabei extrem zusammengestaucht, die ersten drei Kammern wären geflutet worden. Doch trotz dieses gewaltigen Schadens hätte das Schiff seine Schwimmfähigkeit behalten. Allerdings wären sämtliche Menschen im Vorschiff ums Leben gekommen; außerdem hätten sich viele Passagiere im restlichen Schiff durch die Wucht das Aufpralls Verletzungen zugezogen. Deshalb kam der Wachoffizier nicht auf die Idee des Frontalzusammenstoßes.
Malen wir uns aus, Mr. Murdoch hätte sich dennoch für diese Lösung entschieden. Alle Verantwortlichen wären vor Gericht gestellt worden.
Für erhebliches Aufsehen sorgte die Verteidigungsrede des Ersten Offiziers, Mr. Murdoch. Der 34jährige hatte zunächst befohlen, dem Hindernis mit einem Ruder-nach-Steuerbord-Manöver auszuweichen, den Befehl aber wieder zurückgenommen und das Schiff direkt in den Eisberg gesteuert. Das Gericht sah sich vor allem mit der Aufgabe konfrontiert, den untergeordneten Dienstgraden auf der Brücke das Schuldmaß zuzumessen. „Hätten Sie Murdochs Wahnsinnsbefehl verweigern müssen?“ fragte der Oberste Richter, Mr. Winterspoon, wiederholt.
Ersichtlich sei Murdoch angesichts der möglichen Katastrophe nervlich überfordert gewesen. Das sei verwunderlich bei einem so erfahrenen Matrosen, zudem er in dieser Nacht das modernste und sicherste Schiff der Welt kommandierte. Für nervliche oder gar psychische Zerrüttung spreche auch Murdochs Verteidigungsrede. Der Erste Offizier hatte ausgeführt, er habe direkt nach dem „Ruder hart Steuerbord“-Befehl eine Eingebung gehabt. Er stehe im Nachhinein nicht an, diese Eingebung „göttlich“ zu nennen. Vor seinem geistigen Auge seien schreckliche Bilder aufgetaucht: wie das Schiff durch das Ausweichmanöver dem Berg seine verletzliche Flanke dargeboten und die Kollision dazu geführt habe, dass auf der Backbordflanke ein über mehrere Kammern sich ziehendes Leck gerissen wurde, wie das Schiff daraufhin in weniger als einer Stunde über Bug gesunken sei und mehr als tausend Menschen mit sich in die eisige Tiefe gerissen habe, denn es seien nicht genügend Rettungsboote für alle Passagiere vorhanden gewesen. Mit seinem Manöver habe er dies verhindert, und wenn er eines Tages vor seinen Schöpfer trete, werde er es reinen Gewissens tun, auch wenn man ihm heute und unter Menschen nicht glaube.
Im Gerichtssaal bildeten sich zwei Parteien; die eine – größere – erklärte Murdoch für wahnsinnig, die andere vertrat die Ansicht, er habe während des Unglücks einen Schock erlitten und sich das Eingebungsargument nachträglich zurechtgelegt. Die berufenen Experten einschließlich des Kapitäns kamen jedenfalls zu dem Schluss, dass Murdochs „Ahnungen“ schlichtweg Unsinn seien. „Aber Mister Murdoch“, rügte auch der Oberste Richter, „Sie haben doch gewusst: Die ‚Titanic‘ ist unsinkbar.“
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Hier spricht der Sponsor.
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(Das war eine Anzeige.)
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Die Hegung des Fachkräftemangels ist der Markenkern der Grünen.
Grün ist „die Schaffung von Arbeitslosen durch die Arbeitsscheuen” (Spengler redivivus).
Wer Nazi ist, bestimmen wir!
(Hach, wie ich diese Vergleiche liebe.)
„Aber was macht man mit denen dann?
Ausbürgern?
Gulag?
Endlösung?”
(Leser ***)
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Gibt’s nichts Erfreuliches? Doch, durchaus. Schauen Sie hier (vor allem die Pianistin ab 8.50) oder schauen Sie hier (mir geht übrigens das kalte Herz auf, wenn ich sehe und höre, wie sich ein Schwarzer die deutsche Hochkultur aneignet).