„Untergrundbewegungen haben ihre Berechtigung gegen Diktaturen, aber nicht gegen die Natur.”
Ephraim Kishon
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Der Süddeutsche Beobachter schickt einen Volontärspimpf an die Queerfront.
Da der konkrete Schuldige ein Herkunftsveredelter ist, stand unser juveniler Haltungssucher vor einer superheldenkräfteraubenden Entscheidung.
Er rang sich schließlich dazu durch, der Gesellschaft die Schuld zu geben.
Kein Wort darüber, warum „queere Menschen” ganz besonders geschützt werden müssen und vor wem. In dem gesamten Kommentar stößt man auch auf kein Wort über den konkreten Totschläger oder dazu, von welchen Milieus die Angriffe auf Transen und Queere gemeinhin ausgehen. Es ertönt lediglich die Klage, dass solche Taten zunehmen. Warum? Es muss etwas Strukturelles sein …
Diese strukturelle Missachtung, die zu tödlicher Gewalt führt, beginnt bei Blicken, die nicht mit Wohlgefallen auf den Auserwählten der LGBTQI-Community ruhen, etwa wenn jene, umjubelt von Politik, Medien, Kulturszene, Kirchen, Gewerkschaften, in mit Regenbogenfahnen geflaggten Innenstädten beim „Christopher Street Day” auf ihre Unterdrückung hinweisen. Klar soweit (savvy)? Speziell jene Elter 1 und 2, die möchten, dass ihre Kinder einmal repressive Familien gründen und ihnen Enkel schenken, tragen den tödlichen Hass in die ohnehin transzendentalschuldige Gesellschaft. Ihnen die Nachwuchshoffnungsschuld vor Augen zu führen, immer und immer wieder und auf allen Kanälen, ist der einzige Weg aus dem strukturell diskriminierenden Heteronormativitätsfetischismus.
An dieser Stelle ging unserem Volontär freilich schon die Puste aus, und er musste zum Schluss kommen.
Womöglich war dem Bub auch klar, dass er inzwischen alles Nötige verschwiegen hatte.
Freilich ließ der nächste Zwischenfall nicht lange auf sich warten. (Wer jetzt darauf insistiert, dass sich solche Vorfälle früher nicht zutrugen, verdrängt bewusst, dass sich Transmenschen und Queere früher aus Angst unsichtbar machten oder ihr Nichtbinärsein gar nicht erst endeckten.)
Dieser jugendliche Lauser ist noch ein bisschen jünger und irgendwie auch von zahlreicherer Art als unser couragierter Volontär.
Ein „Jugendlicher” mit mehr als einem Dutzend „Begleitern”, das ist praktisch eine „Gruppe”. Solche Gruppen leiden üblicherweise unter derselben strukturellen Missachtung wie Queere und Transsexuelle. Gelegentlich kommt es deshalb zu Fällen von Missachtungskompensationskonkurrenz. Da die Gruppen am konkreten Ort des Geschehens stets die Mehrzahl bilden, trägt am Ergebnis die Gesellschaft die Schuld. Denn daran kann’s eigentlich nicht gelegen haben:
Vielleicht stoßen wir aber erst jetzt auf etwas Strukturelles, das am plastischsten definiert wurde von Katrin Göring-Eckardt mit ihren geflügelten Worten: „Unser Land wird sich ändern, und zwar drastisch, und ich freu’ mich darauf.”
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Überhaupt sind die Selbstprognosen der Grünen oft gar nicht so falsch.
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Dass ich mal auf die Seiten der Emma verlinke!
Zitat:
Nüsslein-Volhard: „Hormone zu nehmen, ist prinzipiell gefährlich.”
Emma: „Künftig sollen Jugendliche ab 14 ihr Geschlecht selbst bestimmen können.”
Nüsslein-Volhard: „Das ist Wahnsinn!”
Ihre Conclusio: „Dass Transsexuelle nicht diskriminiert werden sollen, ist ja völlig klar. Wenn Menschen schlecht behandelt werden, ist das schlecht. Aber sie können doch ihre Vorstellungen nicht allen Menschen als Tatsachen aufdrücken.”
(Das ganze Interview hier.)
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Oft wird beklagt, dass diese Gesellschaft keine Witze mehr hervorbringe, was gegenüber Karl Lauterbach ein bisschen ungerecht ist. Aber an die Stelle der traditionellen erzählten Version sind witzige Collagen und Fotomontagen getreten. Ein paar Netzfunde:
Uups, das war gar keine Collage, sondern der Reutlinger General-Anzeiger.
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Der Gedanke, dass die Maskentragerei kaum Ansteckungen verhindert und vielleicht sogar schädlich ist, dass folglich eine Maskenpflicht keine medizinische Vorsorge‑, sondern eine staatliche Disziplinierungsmaßnahme darstellt, scheint sich, wie das mit Tatsachen nun mal ist, auf die Dauer nicht geheimhalten zu lassen. Die in letzter Zeit immer mal wieder durch unorthodoxe Artikel zum Thema Corona auffallende Berliner Zeitung verbreitet ihn, indem sie einen offenen Brief von Wissenschaftlern zitiert. Ich zitiere meinerseits:
„Wie groß ist der tatsächlich drohende Schaden, der dieses Mittel rechtfertigen soll? International wird Covid-19 inzwischen weitgehend als normales Lebensrisiko eingeordnet. Die Frage der Verhältnismäßigkeit muss daher neu gestellt werden, umso mehr, als eine Maskenpflicht alles andere als ein geringer Eingriff ist. (…) Zahlreiche Studien belegen noch weit gravierendere Gesundheitsgefahren bis hin zu dauerhaften Gehirnschäden durch zu hohe CO2-Konzentration, bakteriellen Entzündungen oder Pilzbefall der Lunge, die strafrechtliche Fragen aufwerfen. Außerdem wurden über rein Physisches hinausgehende Folgen (Traumatisierung/Retraumatisierung, Zwangsstörungen, ethisch fragwürdige Steuerungsmechanismen) bisher in der Debatte völlig ausgeblendet, einschließlich schwerer sozialpsychologischer Schäden (etwa durch gesteigerte Aggressivität) oder der Schädigung elementarer Sozialisierungsprozesse bei Kleinkindern.
Die Gesichtsbedeckung steht für den Versuch, das Unkontrollierbare zu kontrollieren und symbolisiert nicht selten eine zunehmende Nähe zum magischen Denken: Auf nicht unmittelbar überprüfbaren Überzeugungen basierendes Verhalten mit Unheil abwehrender Absicht wird in der vergleichenden Religionswissenschaft der Magie zugeordnet (nach B. Malinowski eine anthropologische Konstante).“
Der Abwehrzauber gegen Covid-19 ist ja beileibe nicht das einzige Beispiel für magisches Denken im besten Deutschland, das es je gab. Dazu gehört auch das Ineinssetzen von Begriffen und Gegenständen, also das Aufheben der Abstraktion; die gesamte Debatte um rassistische oder anderswie angeblich diskriminierende Begriffe beruht auf magischem Denken, wie sich am eindrucksvollsten zeigt, wenn einer der sonst auf alle Tabus peinlich genau achtenden Öffentlichkeitsarbeiter versehentlich doch ein böses Wort verwendet und „Jehovah” gesagt hat, etwa, um nur drei Exempel zu erinnern, Annalena B. das „N‑Wort”, eine ihrer Parteifreundinnen das Wort „Indianer” oder eine Sportmoderatorin im Interview den „inneren Reichsparteitag”.
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„Immer wenn ich mir die Tagesschau oder ZDF heute anschaue”, notiert Leser *** zur eventuell strafrechtlich relevant verkürzten Baerbock-Zitation, „dann sehe ich auch nur verkürzte Ausschnitte, die dann kommentiert werden. Oftmals auch zusammenhanglos, insbesondere wenn es gar um die AfD geht.”