Die schriftliche Version von Podcast Nr. 5; wer den Vortrag sehen bzw. hören will, findet ihn nach wie vor hier.
Ich werde in diesem Jahr 60, erlangte also vor ungefähr 45, 46 Jahren meine sogenannte Geschlechtsreife und vermag mich, wie wohl jeder, sehr genau an diese Zeit zu erinnern. Viele der damaligen teils geheimnisvollen, teils klamaukhaften Ereignisse stehen mir noch deutlich vor Augen, zu deutlich mitunter. Es gibt ja, zumindest in Friedenszeiten, keine einschneidendere Phase im Leben. Alles war neu, alles war mysteriös, alles war aufregend.
„Mit den Mädchen hat es die Natur auf Das, was man im dramaturgischen Sinne, einen Knalleffekt nennt, abgesehen, indem sie dieselben, auf wenige Jahre, mit überreichlicher Schönheit, Reiz und Fülle ausstattet“, schreibt Schopenhauer. Knalleffekt ist ein treffender Begriff. Die Mädchen springen auf wie die Blume aus der Knospe, binnen kürzester Zeit wachsen ihnen all jene Rundungen, mit denen sie die Knaben zugleich anlocken und irritieren. Für Letztere beginnt eine aus Erregung und Verklemmtheit wundersam gemischte Phase der Initiation in die Arkana der Sexualität. Während die Mädchen mit einer gewissen Souveränität durch die Pubertät gehen – zumindest aus der Sicht der gleichaltrigen Jungs; ich erinnere mich, dass ich meine Tochter einmal auf ein Konzert der Backstreet Boys begleitete; da war von Souveränität beim ausnahmslos weiblichen Publikum nichts zu spüren, es war vielmehr ein Pubertierendensabbat, und die Ordner mussten im Minutentakt glutköpfige Frühteenager aus dem Pulk ihrer Altersgenossinnen ziehen, um sie vor dem Kollaps zu bewahren –, während, sagte ich, die Mädchen, zumindest aus der Perspektive der gleichaltrigen Jungs betrachtet, relativ souverän durch die Pubertät gehen, und die meisten von ihnen trotz ihrer plötzlichen Radikalverwandlung ins Frauliche – oder gerade wegen ihr – mit einer unheimlichen Sicherheit wissen, wie sie sich zu bewegen, beispielsweise wie sie zu tanzen haben, besitzen die Kerle in der Regel keine Ahnung, wohin mit sich, mit ihren schlaksigen Leibern und dunklen Trieben. Sie werden ungelenk, sie werden laut, sie werden plump, sie werden unsicher, sie werden aggressiv, und ständig müssen sie konkurrieren und prahlen, sich selbst als bedeutend darstellen, immer geht es bei ihnen darum, wer etwas besser kann, wer den Größeren hat, wer dem anderen überlegen ist, und wenn ein Kerl um eine Frau wirbt, kommt er vor lauter Angeberei normalerweise kaum dazu, sich ihre Lieblingsblume zu merken. Mit einem Wort: Ab der Pubertät werden die Buben peinlich. Die meisten sind aber, zu ihrem Schutz, viel zu stumpfsinnig, um das überhaupt zu bemerken.
Es beginnt jedenfalls die Zeit des Werbens und Balzens; mit recht eindeutig verteilten Rollen – die Mädchen werben vor allem mit ihren erotischen Reizen, die Jungs mit ihren Kräften, Fähigkeiten oder ihrer Originalität beim Anharfen der Schönen. Das hat im Wesentlichen damit zu tun, dass Jungs oder Männer evolutionär darauf konditioniert sind, sich Frauen nach äußerlichen Kriterien auszusuchen, während Mädchen oder Frauen sich Partner unter dem Versorgungsaspekt wählen, wie bewusst auch immer. Natürlich achtet die Frau ebenfalls auf die Attraktivität des Kandidaten, aber am Ende entscheidet der Status. Noch nie ging der Alpha-Typ einer Klasse mit der Unansehnlichsten zum Abi-Ball. Noch nie hat man einen erfolgreichen Mann mit einer unattraktiven Frau gesehen. Der Mann meint es ja nicht böse, wenn er die attraktive Sekretärin dem unscheinbaren weiblichen Mathematikgenie vorzieht, denn jede normale Partnerschaft korreliert so eindeutig wie profan mit der Erektionshäufigkeit des Mannes. Ist die Mathematikerin aber obendrein langbeinig und hübsch, stünde einer Paarung wenig im Wege – außer einem Phänomen namens Hypergamie, welches für die hübsche Zahlenakrobatin den Kreis der In-Frage-Kommenden erheblich einschränkte. Kein Weib will sich „nach unten“ paaren. Umgekehrt stiege die attraktive Sekretärin sogar mit einem Philosophen ins Bett, wenn dessen Einkommen und Sozialprestige deutlich oberhalb des Durchschnitts lägen.
Ich bin aber schon wieder vorausgeeilt; noch stehen wir ja in der Pubertät, aus welcher manche Männer zeitlebens nicht herausfinden. Die Rückschau auf diese Jahre schließt die Erinnerung an eine Reihe von wohl unvermeidlichen Kalamitäten ein. Ein junger, triebhaft entflammter Bursche, der sich einer Maid nähert, ähnelt ja immer ein bisschen einem Gorilla, der versucht, Cello zu spielen – und zwar völlig unabhängig davon, ob ihm das Mädchen die Probestunde verwehrt oder gewährt. Es dauert Jahre, bis ein Mann anhand der Signale, die eine Frau sendet, halbwegs einzuschätzen vermag, wo sich für ihn eine realistische Gelegenheit eröffnet, und viele Typen lernen es nie, diese Gelegenheit auf eine elegante Weise zu ergreifen.
Die sogenannte Anmache ist der heikle Punkt des gesamten Mann-Frau-Verhältnisses, und das umso mehr, seit die bürgerlichen Konventionen gefallen sind und aus dem formelhaft-verbindlichen Pflichtprogramm eine reine Kür und Willkür geworden ist. Schließlich besteht für ihn immer die deprimierende und, wenn sie sich häuft, geradezu vernichtende Erfahrung des Sich-einen-Korb-einfangens. Der Mann als der aktive Werber – Frauen werben selbstverständlich auch, nur eben dezenter – geht das weit höhere Risiko zu scheitern ein. Die Frau trifft die Wahl. In dieser Konstellation wurzeln nicht nur alle Reize, sondern auch sämtliche Konflikte im öffentlichen Verhältnis der Geschlechter. Ohne Fehleinschätzungen, Abfuhren, Missverständnisse, Blamagen kann die Sache ja gar nicht ablaufen. Es ist gemeinhin der Mann, der sich diese Abfuhren einfängt. Es ist gemeinhin der Mann, der scheitert. Aber er hat keine Wahl.
Peter Sloterdijk hat diesen Sachverhalt sehr schön zusammengefasst mit den Worten: „Wir stammen nicht von Menschen ab, die nach den ersten Mißerfolgen den Kopf hängen ließen. Unsere Vorfahren sind eher robuste Frohnaturen, sanguinische Schwindler oder verbissene Bastler, die immer auf die nächste Chance warteten. (…) Adam war ein Handlungsreisender, der neunundvierzig Mal vergeblich klingelte und doch überzeugt blieb, an der nächsten Tür sein Zeug an den Mann zu bringen. Das ist der Anfang des heiligen Buchs vom männlichen Mißerfolg. Wir existieren, weil wir Vorfahren hatten, die aus ihren Erfahrungen nichts lernten. Diese Burschen ließen die Niederlagen an sich abtropfen wie warmen Regen über der Savanne. Biologen nennen das: erotische Fitness aufgrund hoher Mißerfolgstoleranz. Im Alltag wird diese Haltung als Selbstüberschätzung oder als männliche Großspurigkeit mißinterpretiert. Man will nicht zugeben, daß Männer auf Ausgelachtwerden, Verhöhnung und Mißerfolg genetisch besser vorbereitet sind.“
Das heißt, Frauen haben weder die maskulinen Geltungsansprüche im Blut, noch werden sie von der Gesellschaft – und von der Natur – in die Macher- und Siegerrolle genötigt. Er muss aufs Seil der Paarungsanbahnung steigen, und die Wahrscheinlichkeit, dass er abstürzt, ist hoch. Er muss aber immer wieder hinauf, denn ein Mann will und muss immer nur das Eine.
Wenn wir nun noch in Rechnung stellen, dass die meisten Männer Tölpel sind, und niemand ihnen beibringt, wie sie sich einer Frau zu nähern haben, dann wird es verständlich, dass, aufs Ganze gesehen, Sex ohne sexuelle Belästigung schlechterdings nicht möglich ist. Ungefähr so wie es kein Fußballspiel ohne zahlreiche Schüsse neben das Tor gibt und keinen Straßenverkehr ohne Unfälle – es sei denn, was Letzteren betrifft, die Automobile werden von einem Zentralcomputer ferngesteuert und der Mensch hat keinen Einfluss mehr auf sie –, ist das freie Paarungsspiel der Geschlechter ohne Fehlschläge, Unfälle und Übergriffigkeiten nicht denkbar. Aber wäre das Ende der Freiheit nicht ein allzu hoher Preis für die Abschaffung des Sexismus? In der islamischen Welt und bei orthodoxen Juden sind die Freiheiten der Partnerwahl bekanntlich enorm eingeschränkt. Womöglich ist das weise, aber wer möchte so leben?
„Vielleicht ist Sex ja a priori sexistisch?“, fragte ich ausgerechnet Alice Schwarzer vor vielen Jahren in einem Interview. Sie antwortete damals: „Ach wissen Sie, die Sache ist zu ernst, um sie so blödelnd abzutun.“ Das Gegenteil war der Fall. Ich hatte eine banale Tatsache mit der Chuzpe des in der DDR Sozialisierten und damit von der feministischen Propaganda unberührt Gebliebenen ausgesprochen. Heute würde ich lediglich das „Vielleicht“ weglassen. Sex ist sexistisch. Gerade wenn er gut wird! Ohne Sexismus bekäme kein Mann einen Ständer. Frauen sind Sex-Objekte. Männer natürlich auch. Ohne Sexismus stürbe die Menschheit aus. Es lebe der Sexismus!
Das wirft nun doch die Frage auf, was das überhaupt ist: Sexismus. Wer in die hysterisierte Metoo-Öffentlichkeit hineinlauscht, wird feststellen: praktisch alles. Eine Art Meilenstein auf dem Weg in die Ächtung des Sexismus – die nach meiner These ohne die Ächtung des Sexes nicht zu haben ist – bildete die Kampagne gegen den gelegentlichen Weinköniginnenabräumer Rainer Brüderle vor ungefähr einer Dekade. Der FDP-Politiker hatte einer Journalistin abends an der Bar ein paar beschwipste Anzüglichkeiten, ihr Dekolleté betreffend, zugeraunt, was die keusche Maid so sehr traumatisierte, dass sie ein geschlagenes Jahr warten musste, bis sie den Vorfall publik zu machen sich erkühnte. Statt eines So what? brach Empörung über den immerhin keuschen Fleischbeschauer herein. Doch worüber empörten sich die Mägde eigentlich? Darüber, dass Kerle auf Brüste stehen? Brüderle war einfach der Falsche. Aber was geht das die anderen an?
„Ich weiß von jungen Kolleginnen, dass es das nach wie vor gibt: Komplimente, Einladungen, die ganze Palette“, zitiert ARD.de damals eine Spiegel-Journalistin, und zwar geschähen dergleichen Scheußlichkeiten sowohl „in der Politik“ als auch „in Redaktionen oder Unternehmen bis in die Manageretagen hinein“. Kurzum: Es ist ganz schlimm! Frauen werden eingeladen! Und bekommen Komplimente für ihr Äußeres! Ich hege bei solchen Anklagen stets den empirisch gut unterfütterten Verdacht, dass diejenigen sich am heftigsten über den Sexismus der Anmacher beklagen, denen er nicht zuteil wird. Eine Frau, die nicht von einem Mann umworben wird, behauptet, dass männliches Werben sexistisch sei und sanktioniert werden müsse. Keine wirklich attraktive Frau hat je etwas Derartiges geäußert.
Gleichwohl – ich könnte auch sagen: deshalb – vergeht kaum ein Tag, an welchem wir nicht in den Medien mit neuen Ungeheuerlichkeiten bei der versuchten Anbahnung des alten Rein-Raus-Spiels konfrontiert werden. So errichtete Spiegel online einen Pranger, auf dem der Leser über sexistische Schandtaten prominenter weißer Männer unterrichtet wurde. Der Schauspieler Ben Affleck etwa hatte 14 Jahre vor seinem Auftauchen an jenem Pranger einer MTV-Moderatorin an die Brust gefasst und sich dafür entschuldigt – „Konsequenzen: keine bekannt“ (Merke: Sex-Verbrechen verjähren nie!). In der Regel führten die Anschuldigungen aber zu „Konsequenzen“, meist verlor der Beschuldigte seinen Job, und zwar ohne Beweisaufnahme oder Gerichtsurteil, nur aufgrund von Vorwürfen. Für die Zukunft weiblicher Karrieren ist das eine gute Nachricht. Job nicht bekommen? Ich bin belästigt worden! Rolle bekommen? Ja, aber erst nachdem ich belästigt worden bin! Sogar den alten George H. W. Bush hatten sie dort gelistet, der damals bereits über 90jährige soll irgendwann, wahrscheinlich existierte die Sowjetunion noch, Frauen begrapscht haben. Also beim Führer gab es so etwas nicht! (Wobei, Goebbels, der „Bock von Babelsberg“…)
Dieser Tage entzog sich Dieter Wedel seiner zumindest moralischen Verurteilung durch Exitus, doch im Grunde wird jedem männlichen Promi derzeit irgendein Prozess gemacht. Placido Domingo etwa. Jeder weiß, wie verlogen das alles ist. Jeder weiß, wie Frauen Stars umschwärmen. Ein Mann, der sich heute nicht mit Vorwürfen der sexuellen Belästigung konfrontiert sieht, ist bloß nicht prominent genug. Dabei handelt es sich um eine Mischung aus Glück und Pech zu gleichen Teilen, meine Herren Unbekannten.
Was jenes übergriffige Begehren wie im Falle Ben Afflecks betrifft: Wenn ich auf meine Sturm- und Drang-Zeit zurückschaue, wäre ich heute aber so was von dran; gottlob hat sich niemand beschwert, mit einer Ausnahme, und das übrigens auch erst Jahre später, ausgerechnet eine Lesbe, für die ich niemals in diesem Sinne Empfindungen entwickelte; aber wer weiß, Brüste besaß sie ja immerhin. Und was wäre reizvoller, bestaunenswürdiger, erregender, was verlangt mehr nach einem Zugriff, als eine ansprechend geformte weibliche Brust? „Traue niemandem, den der Anblick einer schönen weiblichen Brust nicht aus der Fassung bringt“, bemerkte Auguste Renoir; wie wahr.
Es gibt aber nicht nur den übergriffigen, sondern auch den „wohlwollenden Sexismus“. Was das ist? Bei der Zeit, dem Zentralorgan für moderne Geschlechtertrennung, erfuhr man’s: zum Beispiel, wenn jemand erklärt, dass Frauen doch so viel diplomatischer als Männer seien. Oder wenn bei Umräumarbeiten im Büro ausschließlich Männer gebeten werden, die Möbel zu verrücken. Es zeigt sich, dass direkt nach der Biologie die Manieren für den Sexismus verantwortlich sind; deswegen ist es dem eigenen Vorankommen z.B. an der Universität förderlich, keine zu haben (und deswegen gibt es auch kaum echten Sexismus unter minderjährigen unbegleiteten „Flüchtlingen“ jedweden Alters).
Wer nach einer exakten Definition von Sexismus verlangt, ist wahrscheinlich männlich, will Frauen mit seinem Herrschaftsanspruch auf vermeintlich logische Argumentation demütigen und die Dunkelziffer leugnen. Auch bei der sexuellen Belästigung weiß niemand mehr, wo genau sie beginnt. Abermals in der Zeit gab eine Sozialpsychologin Auskunft, was sie, als Verfasserin eines Handbuchs „Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz“, darunter versteht, nämlich „jedes unerwünschte sexuelle Verhalten, das die Würde einer Person verletzt. Das können Berührungen und Blicke sein, aber auch Worte.“
Blicke? Blicke! Die Kollegin trägt ihre Brüste auffällig zur Schau, der Mann muss hinschauen – erwischt! Abmahnung! Oder sie zeigt gar nichts zum Hingucken, und er schaut auch nirgendwo hin. Betriebsfriedensziel erreicht. Wenn er Pech hat, behauptet sie trotzdem: „Kollege K. hat mir auf die Brust geschaut!“
Nach den Vorwürfen sexueller Belästigung gegen den Bild-Chefredakteur Julian Reichelt meldeten die Gazetten: „Springer-Mitarbeiter sollen Beziehungen am Arbeitsplatz offenlegen.“ Wer seine Beziehung am Arbeitsplatz offenlegen soll, wird gezwungen, sein Privatestes preiszugeben, also eine Sache, die unter Zivilisierten niemanden etwas angeht. Wer keine Beziehung hat, wird zumindest zögern, unter solchen Umständen eine einzugehen. Die Beziehung ist ja nicht plötzlich da, es gibt ein Larvenstadium, die Schwebe, das Noch-nicht-ganz, überdies das Recht auf Versuch und Irrtum; ab wann wird die Sache meldepflichtig? Wenn Mitarbeiter ihr Verhältnis bekanntgeben sollen, müssen sie notgedrungen auch die Trennung öffentlich bekennen. Eine Amour fou mit ihrer launigen Abfolge von Schlussmachen und Wiederversöhnung bekommt dann wohl eine eigene Wasserstandsmeldung in der Betriebszeitung. Und wie steht jemand da, der seine zweite oder dritte Beziehung „offenlegt”? Gefährdet derjenige nicht Ruf und Karriere?
Ein Verlagshaus ergibt sich dem gesellschaftszersetzenden, freiheitsfeindlichen Ressentiment von Feministen, Genderisten und Lesbokratinnen, um sich den Medien- und Twittermob vom Hals zu schaffen. Da das Zusammenleben der Geschlechter immer mit Flirt und Anbaggerei verbunden ist, will man bzw. frau ein Klima des permanenten Verdachts und der kollektiven Kontrolle erzeugen, die gesamte Arbeitswelt soll lustfeindlich, frigide, steril werden (dasselbe geschieht bekanntlich an den Unis). Es läuft auf eine unsichtbare, aber rigide durchgesetzte Geschlechtertrennung hinaus.
Dabei machen die Flirts den Arbeitsplatz erst erträglich. Wie viele Beziehungen haben sich dort ergeben, wie viele Paare haben sich „im Job” kennengelernt! Und das wird jetzt jeden Tag ein bisschen mehr unter Strafandrohung gestellt. Gewiss kommt es ständig zu unerwünschten Annäherungen, das gehört zum Spiel – seltsamerweise halten ausgerechnet diejenigen, die immer die weibliche Stärke predigen, die Frauen im Büro für schutzlose, hilfsbedürftige Wesen, die sich nicht selbst wehren können –, und es gibt gewiss auch Vorgesetzte, die versuchen, ihre Position auszunutzen, doch wer daraus folgert, man müsse das gesamte Paarungsanbahnungsspiel deshalb unter Kontrolle stellen, offenbart nur seinen autoritären Charakter, seine Verklemmtheit und Phantasielosigkeit.
Es wird höchste Zeit, eine Französin zu zitieren. Juliette Binoche erklärte in einem Interview: „Wenn Sie klar und selbstbewusst Nein sagen, sind Sie in Sicherheit, dann gehorchen die Männer. Dann heißt nicht anfassen auch nicht anfassen.” (Das gilt zumindest für Europäer.)
Und: „Ich habe ja nichts dagegen, begehrt zu sein, auch nicht, verführt zu werden. Aber es darf dann ruhig ein bisschen subtil sein.”
Mehr ist dazu eigentlich nicht zu sagen.
Sexismus, hören wir indes mit enervierender Regelmäßigkeit, sei im Kern gar nichts Sexuelles, sondern ein Instrument männlicher Machtausübung und werde oft dort eingesetzt, wo Männer Angst hätten, ihre Aufstiegschancen mit Frauen teilen zu müssen. Schon möglich, aber sicher ist, dass Frauen inzwischen Macht erlangen können mit der Unterstellung, Männer versuchten, ihre Macht mit sexistischem Verhalten zu sichern. Ich will hier keineswegs all den Tölpeln und plumpen Heinis ein Fest machen, die nicht wissen, wie sie eine Frau anzusprechen haben. Ich habe einige davon kennenlernen müssen, in den verschiedensten sozialen Milieus übrigens, und ich gehörte dann und wann selbst in diese Deplorablentruppe. Aber ich habe nie erlebt, dass die Frauen sich nicht dagegen zu wehren wussten, und in der Regel steht der Kerl dann als der Trottel da, der er offenbar ist. Hannah Arendt hat eine reizende Anekdote berichtet, die zur im Schwange befindlichen Sexismus-„Debatte“ passt und in welcher sich Geistesgegenwart und Weisheit aufs vorbildlichste verschränken. Als ein Galan in einem Pariser Hotelzimmer mit den nämlichen Absichten über sie herfiel und wild an ihrer Kleidung zerrte (wir sind in den späten 1930ern, das Patriarchat herrschte unbeschränkt), habe sie ihn zunächst „mit schallendem Gelächter“ und, als das nicht half, mit „ein paar Ohrfeigen“ zur Vernunft gebracht – allerdings ohne sich danach in die heute so wohlfeile anklägerische Pose zu werfen. Vielmehr kommentierte sie den Vorfall mit den Worten: „Männer können nur so. Müssen sie vielleicht auch! Oder die Frauen glauben ihnen nicht.“ Die Gute war eben eine Philosophin.
Weniger hinter dem Sexismus als vielmehr in der Dauerklage über ihn verbirgt sich tatsächlich ein Machtkampf. Einige engagierte Schwestern haben eine ideale Möglichkeit entdeckt, an die Jobs der Männer zu kommen, nämlich den Generalverdacht und die Denunziation. Dieser Weg ist insofern ideal, als die Vorwürfe ja gelegentlich stimmen. Allerdings wohl nicht oft genug, warum hätte man sonst die Kriterien für sexuelle Belästigung – „Worte“, „Blicke“ – in den vergangenen Jahren dermaßen absenken müssen? Wer nach oben will, hatte zu allen Zeiten einiges auszuhalten, aber auch hier wollen einige mittelhochbegabte Mädels den roten Teppich ausgerollt bekommen.
Die Grenze zu dem, was als übergriffig gilt, ist fließend und typenabhängig. Einem Brad Pitt ließe frau ja unendlich mehr durchgehen als dem unansehnlichen Kollegen mit dem Überbiss. Dass eine Vergewaltigung unverzeihlich ist und gesühnt werden muss, gilt unter Zivilisierten als ausgemacht. In den frühen 1990ern schwappte eine Date-Rape-Debatte über den Großen Teich zu uns und mit ihr die Frage, ob denn die Frauen, wenn sie in eine solche Situation gerieten, nicht bisweilen ihren Teil dazu beitrügen. Die abtrünnige Feministin Camille Paglia versuchte damals, ihren Geschlechtsgenossinnen zu verklickern, dass der männliche Trieb eben nicht so leicht kontrollierbar sei, und konterte die Aussage, eine Frau könne sich beim Date so lasziv kleiden, wie sie wolle, ohne dass ein Kerl sich angemacht fühlen dürfe, mit der Bemerkung, man könne selbstverständlich seine Brieftasche auf einer Parkbank liegenlassen, solle sich aber nicht wundern, wenn sie tags darauf nicht mehr dort liege.
Dass es unserem Feminat bei seinen Metoo-Saturnalien gar nicht um die tatsächlichen weiblichen Vergewaltigungsopfer geht, sondern um die Karrierechancen von Mädels mit Job-Ambitionen und twitter-Account, zeigt sehr deutlich die Reaktion bzw. Nicht-Reaktion dieser Holden auf die zahlreichen Vergewaltigungen und Gruppenvergewaltigungen weißer Unterschichts-Mädchen durch Migranten. Über den armen Brüderle und den geilen Bock Harvey Weinstein lärmten die Schwestern hundertmal lauter als über Rotherham und die Kölner Unterwäschespontanparty an Silvester 2015/2016. Dass im besten Deutschland, das es je gab, jeden Tag zwei Gruppenvergewaltigungen stattfinden und die Täter überwiegend den berühmten daseinsveredelnden Hintergrund haben, egal ob mit oder ohne deutschen Pass, ist dem feministischen Kommentariat schnurz – Alice Schwarzer nehme ich hier explizit aus, die Gute mag zwar absonderliche Dinge meinen, aber sie benutzt wenigstens keine Doppelmoral. Die Brutalität und der Erniedrigungsfuror während solcher Gang-Bangs sind ja immens, die Täter urinieren nach vollzogener Gruppenpenetration auf ihre Opfer, verletzen sie teilweise und filmen alles mit dem Händi. Es ist eine dreifache Verachtung, die dabei zum Ausdruck kommt: Ihre Opfer sind für diese Typen weiße, unreine Schlampen, sie verachten sie zugleich als Nicht-Moslems, als Angehörige der westlichen Zivilisation und als Frauen. Aber die Täter gehören einer Gruppe an, bei der für strebsame weiße Mädels nichts zu holen ist. Deswegen folgt ihren Schandtaten kein Aufheulen; eher greift das Kommentariat diejenigen an, die auf Herkunft und Prägung der Täter verweisen, weil sich aus Rassismusvorwürfen mindestens der Honig des moralischen Promoviertwerdens, idealfalls aber auch staatlich-zivilgesellschaftliche Alimentierung saugen lässt.
Wie gesagt, wenn der Metoo-Radau dazu führen sollte, dass sich die Ochsen dieses Landes ein paar passablere Anmachverfahren einfallen lassen, sei er hiermit abgenickt. Und all jene, so da Geld haben und gedeckte Kreditkarten, mögen sich nicht so sehr gemeint fühlen und weiter grapschen! Nur eben zugleich auch ganz viel schenken! Schuhe, Schmuck, Handtaschen, das Übliche, in Härtefällen ein paar Bände Foucault. Ansonsten gilt die alte Dialektik: Nie wurden Frauen weniger sexuell belästigt und unterdrückt als heutzutage und hierzulande, doch nie lamentierte das Feminat lauter als im lendenlahmsten Land der Weltgeschichte. Die antisexistischen Jeremiaden dürften nach dieser Logik ihren ohrenbetäubenden Höhepunkt erreichen, wenn es keinerlei Sexismus mehr gibt.
Jedenfalls wird derzeit in Politik und Medien, an Theatern, in den Unternehmen und Universitäten eine neue Prüderie unter dem Label des sogenannten Anti-Sexismus etabliert. Die Verdrängung des Eros aus der Öffentlichkeit, die im Orient ursprünglich aus der Angst vor den Verpflichtungen der Blutrache resultiert, ist im Westen lediglich ein Werk des Ressentiments. Nietzsche schreibt, dass sich hinter der Parole der „Emanzipation des Weibes“ der „Instinkthaß des mißratenen, das heißt gebäruntüchtigen Weibes gegen das wohlgeratene“ verberge und „der Kampf gegen den ʽMann’ immer nur Mittel, Vorwand, Taktik“ sei, und so verhält es sich. Diese ganz unmitschwesterlich agierenden Schwestern haben aus Neid das Verhältnis der Geschlechter nachhaltiger vergiftet als die Kommunisten die Gewässer in den von ihnen beherrschten Ländern. Das Resultat sieht so aus, wie eine Bekannte, eine seit einigen Jahren in Deutschland lebende Ukrainerin, verwundert feststellte, dass die deutschen Frauen nicht mehr weiblich sein wollen und die deutschen Männer keine Männer. Mir tun die Jugendlichen heute wirklich leid, und ich bin heilfroh, dass ich das hinter mir habe und mich in dieser verlogenen und sterilen, mit Euphemismen und Bußandrohungen umstellten Geschlechterwelt nicht bewegen muss. Andererseits: Hat die Generation woker Schneeflöckchen mit den merkwürdigen Vorstellungen von ihren Rechten, die Generation mikroaggressionsbedrohter gendernder Erbsenprinzesschen, freiwilliger Maskenträger und antikapitalistischer Klimahosenscheißer etwas anderes verdient? Manchmal denke ich mir: Ihr wisst ja gar nicht, wie recht ihr mit dem Gerede von der „letzten Generation“ habt.
Nun, es wird nicht lang mehr gehen… Die ernsthaften Probleme, von denen sich ja einige am Horizont halbwegs düster ankündigen, werden die große Gaudi beenden und die Relationen zwischen erträglich und schlimm wieder herstellen, auch und gerade im Verhältnis von Mann und Frau. Sollten die Schwestern nämlich wieder Verteidiger brauchen, werden sie sogar den Klaps auf den Po ertragen.
Soviel zu Spiel und Krieg der Geschlechter. Kommen wir zuletzt zum eigentlichen Zweck des ganzen Spektakels. Ich lauschte einmal im Speisewagen des ICE am Nachbartisch der Unterhaltung einer noch recht jungen und zugleich etwas herben Maid mit ihrer älteren Begleiterin – also ich lauschte nicht im Wortsinne, ich konnte das Gespräch nicht überhören. Sie finde die Romane von Zola, Balzac und Tolstoi schon allein deswegen langweilig, erklärte die Jüngere, weil die darin geschilderten Frauenleben so unerträglich öde seien. Weil diese Frauen allesamt nicht arbeiteten. Ich hätte mich gern eingemischt und die Gute gefragt, ob sie Kinder habe. Sie sah so gar nicht danach aus, aber vielleicht täuschte ich mich. Nicht nur die Tatsache, dass sie diese Autoren überhaupt kannte, sondern auch Wortewahl und Habitus legten die Vermutung nahe, dass es sich um eine Akademikerin handelte – ich will nicht um den Begriff streiten, angeblich lachen die Amerikaner über die deutsche Sitte, jeden Menschen mit Hochschulabschluss als Akademiker zu bezeichnen –, und wie wir wissen, sind akademisch gebildete Frauen oft kinderlos.
Das Statistische Bundesamt publizierte anno 2012 Zahlen über Frauen zwischen 35 und 49 Jahren in Betreff ihrer Fertilität – ich weiß nicht, ob solche Zahlen heute überhaupt noch veröffentlicht werden –; das Resultat lautete: Reinigungskräfte waren zu etwa acht Prozent kinderlos, Köchinnen und Verkäuferinnen zu ca. 16 Prozent. Bei den Geistes- und Naturwissenschaftlerinnen lag der Anteil der Kinderlosen bei 41 Prozent. Künstlerinnen kamen auf 47 Prozent. Bei den Letztgenannten ist natürlich der Anteil von Homosexuellen sehr hoch, allein die Arbeitszeiten an Theatern, Konzert- und Opernhäusern sind für Mütter mit Kindern kaum zu bewältigen. Wie auch immer, gebildete Frauen pflanzen sich nicht in einem relevanten Maße fort, sie geben ihre Gene nicht weiter. Sofern diese Holden vorsätzlich und bewusst auf Kinder verzichten – das gilt für Männer genauso –, setzen sie ihr eigenes Dasein absolut. Sie denken nicht mehr in Generationen. Mit ihrem Ende endet alles.
Eine Gesellschaft, die das Leitbild der berufstätigen, kinderlosen Frau über das der Mehrfach-Mutter stellt, stirbt sukzessive aus. Die Biologie lässt sich nicht überlisten. Auch wenn ein paar Degenerierte meinen, das werde sich durch Einwanderung schon ausgleichen lassen, kurioserweise durch die Einwanderung von Völkerschaften, die von Frauenemanzipation im Schnitt ungefähr so viel halten wie die Grünen von der Atomenergie.
Alle diejenigen, die heute behaupten, die Bundesrepublik sei das beste Deutschland aller Zeiten, müssen die Frage beantworten, warum dieses Volk sich dann nicht mehr im für die Selbsterhaltung notwendigen Maße fortpflanzt, warum viele lieber als Endverbraucher ihr schönes Land allein genießen und sich dann nachkommenlos absentieren wollen. Tatsächlich sind die meisten Frauenleben auch heute so unerträglich öde, dass man über sie nicht einmal dann einen Roman lesen wollte, wenn er von Tolstoi stammte. Besonders wenn die Protagonistinnen dem neuen Akademiker-Prekariat entstammen, das sich in Gender-Seminaren sowie staatlich geförderten Kampagnen gegen Rassismus, Sexismus und Diskriminierung engagiert, im Internet Spitzeldienste verrichtet, an den Unis Theoriemüllhalden aufhäuft, im Bundestag bei den Grünen herumirrt, allmählich aber eine Zahl erreicht hat, dass erste Detachements der wohlverdienten Arbeitslosigkeit zugeführt werden müssen. Wären diese Mädels, statt völlig nutzlose Pseudostudiengänge zu absolvieren, einfach wie früher Ehefrauen und Mütter geworden, lebten sie ein zumindest erfüllteres Leben.
Da ich weiß, dass es unfair wäre, die Frauen allein für die Situation verantwortlich zu machen, zitiere ich nochmals den Brief einer Leserin, der mit der Frage anhebt, wo eine junge Frau heute einen Mann finde, der Kinder wolle. „Ich bin selber Ende 20 und habe keine, aber das liegt nicht daran, dass ich nicht wollte, sondern lediglich daran, dass ich mich mit Entwicklungspsychologie auseinandergesetzt habe und deswegen zu dem Schluss gekommen bin, nicht alleinerziehend sein zu wollen. Es waren allerdings lediglich Schwarzafrikaner, die mir die Mutterschaft anboten. Alle anderen Männer wollten nicht. Man sollte sich deshalb hüten, den Schwarzen Peter nur den Frauen zuzuschieben. Und man sollte sich auch davor hüten, dann sofort davon auszugehen, dass die Frau bösartig ist und es deswegen verdient hat. Frauen in Arbeit zu bringen, ist darüber hinaus notwendig, um Frauen vor der Altersarmut zu bewahren. Wenn Sie meinen, mangelnde Eheschließungen oder Scheidungen seien nur Produkte von Feminismus und ähnlichem, dann irren Sie. Für mich sind es Produkte der Moderne. Wir haben Globalisierung, man kann in ein paar Stunden zum Sexurlaub nach Thailand fahren, wir haben Massenpornografie und Sexspielzeuge, wir haben Verhütungsmittel, wir haben Antibiotika, die eine Syphilis leicht kurieren, wir haben Sozialstaat, der Kinder am Leben hält, die keinen Ernährer haben, wir haben inzwischen Virtuelle-Realitäts-Pornografie, die von der neurologischen Stimulierung alles, was normale Frauen bieten können, in den Schatten stellt. Und in so einer Welt denken Sie, dass Männer ein Interesse daran haben, für eine Frau zu sorgen, bis sie 98 ist? Warum sollten sie? Wenn Frauen über 30 sogar oftmals keinen Mann finden, der umsonst und ohne Verpflichtung mit ihnen schläft, wieso sollten Männer für einen aufkommen wollen, wenn man 35, 40 oder gar 55 ist?“
Wie gesagt, ich will keineswegs den kinderlosen Frauen allein die Schuld an der demographischen Katastrophe geben. Die Situation ist vertrackt. Und dennoch: Haben Menschen nicht in den schlimmsten Krisenzeiten Kinder bekommen?
Nach den geltenden Kriterien verwandelt sich eine Mutter erst dann in ein Leistungswesen, wenn sie die Kinder in der Krippe abgegeben hat und im Büro angekommen ist. Das ist ein vergleichsweise trauriges Phänomen, welches mit der Heiligung der Lohnarbeit zusammenhängt und viele Frauen in eine paradoxe Lage bringt, die eine Freundin in die Worte fasste: Sie arbeite immer mehr, um sich immer bessere Kinderbetreuung leisten zu können. Kinder zu betreuen gilt nur als verrechenbare Leistung, wenn sie von professionellen Erzieherinnen erbracht wird. Mutterschaft läuft nebenher oder findet gar nicht mehr statt. Als Hauptfeinde der Mutterschaft agieren der Ökonomismus, am deutlichsten in Gestalt des feministischen Karrierefetischimus, und der Hedonismus. An eine moderne junge Frau werden extreme Forderungen gestellt: Sie soll emanzipiert sein, attraktiv, sportlich, gepflegt, modisch up to date, mobil, dynamisch, beruflich erfolgreich (und belastbar). Nichts stört hier mehr als Kinder. Die Supermodels machen es vor, dass zumindest theoretisch die Möglichkeit besteht, ein halbes Jahr nach der Geburt wieder bauchfaltenfrei vor die Kamera zu treten. Ohne privaten Fitnesstrainer und zwei Nannys pro Kind ist Mutterschaft jedoch, zumindest nach den Kriterien des beruflichen und partnerschaftlichen Marktes, eine mittlere Katastrophe. Sie bedeutet das exakte Gegenteil von ganztägiger beruflicher Belastbarkeit und sexueller Attraktivität. Schwangerschaft und Stillzeit gelten heutzutage eher als temporäre Behinderungen. Kinder sind sozusagen gutartige Tumore, die die Frau körperlich dauerhaft beschädigen und ihr Zeit, Energie und Attraktivität abziehen.
Ich hatte vorhin Schopenhauer zitiert, aber den Satz abgebrochen; er geht nämlich weiter: „Mit den Mädchen hat es die Natur auf Das, was man im dramaturgischen Sinne, einen Knalleffekt nennt, abgesehen, indem sie dieselben, auf wenige Jahre, mit überreichlicher Schönheit, Reiz und Fülle ausstattet, auf Kosten ihrer ganzen übrigen Lebenszeit, damit sie nämlich, während jener Jahre, der Phantasie eines Mannes sich in dem Maße bemächtigen könnten, daß er hingerissen wird, die Sorge für sie auf Zeit Lebens, in irgend einer Form, ehrlich zu übernehmen; zu welchem Schritte ihn zu vermögen, die bloße vernünftige Überlegung keine hinlänglich sichere Bürgschaft zu geben schien.“
Es sind fast ausnahmslos herren- und kinderlose Frauen, die sich Theorien über „Gender“ und „konstruierte Geschlechterrollen“ ausdenken. Wenn wir auf 5000 Jahre rekapitulierbarer menschlicher Geschichte zurückschauen, dann würde in ca. 4950 davon kein Mensch den Begriff „Mutterrolle“ verstanden haben. Gewiss, die Begriffe „Work-Life-Balance“ oder „Frauenqoute“ hätte auch niemand verstanden, aber es dürfte kein Zufall sein, dass die Idee, aus der natürlichen Mutter die angeblich sozial konstruierte Mutterrolle zu machen, aus einem demografisch erschöpften Weltteil stammt, dessen Bevölkerungspyramide sich anschickt, einen auf Dauer höchst ungesunden Kopfstand zu machen.
Ich habe eben eine junge Frau zitiert. Irgendwo bei Gettr las ich den Eintrag eines jungen Mannes, der schrieb, er habe noch keine Kinder, weil es immer schwieriger werde, eine „nichtwoke“ Partnerin zu finden. Dann, junger Mann, nehmen Sie sich halt eine Ausländerin. Ihre Gene werden trotzdem bleiben.
Die sozialen Sicherungssysteme aber werden nicht halten, obwohl die Steuerlast für die derzeit ca. 15 Millionen wirklichen Leister und Nettozahler in Deutschland wachsen wird. Der Lebensstandard der Deutschen wird sinken. Liebe jüngere Hörer, je früher Sie das erkennen, desto mehr Vorsorge werden Sie treiben für die späteren Lebensjahre. Die Familie wird nicht verschwinden, wie die Bunten Khmer meinen, sondern sie wird angesichts der kommenden Krisen und Wohlstandseinbrüche immer wichtiger werden. Mit einem Satz: Sehen Sie zu, dass Sie Kinder bekommen.
PS. Einen Widerspruch meldet Leser *** an: „Die Werbung der Frauen ist hochaggressiv, marktschreierisch, provokativ, so wie es sich kein Mann erlauben dürfte, wollte er nicht wegen ‚Erregung öffentlichen Ärgernisses’ festgenommen werden – nur ist sie halt eben nicht verbaler, sondern rein optischer Natur. Wir haben sie in unserer Wahrnehmung als dermaßen alltäglich abgespeichert, dass sie uns offenbar schon gar nicht mehr auffällt als das, was sie leider nur zu oft ist – eine fortgesetzte sexuelle Belästigung, am Arbeitsplatz ebenso wie in der Öffentlichkeit und natürlich auch in den Medien. Was nebenbei dazu führt, dass sie sich ständig weiter hochschaukeln muss, um noch irgendeinen Effekt zu erzielen. Ein erotisches Wettrüsten, das am Ende die subtile Lust an der Lust tötet.”
Das stimmt – davon abgesehen, dass ich es nicht als Belästigung empfinde –; ich habe ja geschrieben: „Die Mädchen werben vor allem mit ihren erotischen Reizen, die Jungs mit ihren Kräften, Fähigkeiten oder ihrer Originalität beim Anharfen.” Mit der „diskreteren” Werbung der Frauen meinte ich allerdings nicht diese sozusagen ins Blaue und Allgemeine zielende Selbstvermarktung, sondern die konkret an einen Mann adressierte.