Wussten Sie das?
Auch wenn das Layout identisch ist, steht dieser Artikel nicht auf der Schrottsammelstelle, sondern auf einer Webseite namens „Karl-May-Wiki”. Als sich der Zirkus Sarrasani 1927 mit seinem neuen Programm vorstellte, befanden sich unter den Teilnehmern seiner rassistischen und kulturunsensiblen Völkerschau auch Indianer (sic!), und zwar vom Stamme der Sioux. Der Zirkusgründer Hans Stosch-Sarrasani, der zeitweise in Radebeul lebte, schrieb Karl Mays Witwe Klara am 4. Dezember 1927:
„Es wird Sie sicher interessieren, daß meine (sic!) Indianer (sic!!!) die gleiche Begeisterung für die Werke Ihres Mannes empfinden, wie die deutsche Leserschaft und die übrige Welt. Die Rothäute (uups!) haben den Wunsch geäußert, das Heim Ihres Mannes (sic!) kennenzulernen, der ein so glühender und leidenschaftlicher Verehrer ihrer Rasse (hui!) war. Voller Dankbarkeit wollen sie dem Grab des Mannes, der ihr temperamentvollster Bewunderer gewesen ist, huldigen …”
Am 17. Januar 1928 kam es in Radebeul zu den „Indianerhuldigungen”. Bereits in Dresden, wo die Sioux mehrere Kraftwagen bestiegen, hatte sich eine riesige Menschenmenge angesammelt, und auch auf der Fahrt wurde der Konvoi bejubelt. In Radebeul formierte sich ein Zug zum Friedhof
Unter Trommelschlag näherten sich einige Indianer der Gruft, stimmten ein Klagelied an und legten zwei Kränze nieder.
(Bildpostkarte: „Sioux-Indianer auf dem Weg zu Karl Mays Grab in Radebeul. Januar 1928”, veröffentlicht auf der besagten Webseite *)
Der Siouxhäuptling Big Snake (Susetscha Tanka = Große Schlange) stellte sich auf die Stufen des Grabmals und sagte in der Sprache der Lakota – das ist die Sprache Sitting Bulls und Red Clouds –: „Du großer toter Freund! … Du hast unserem sterbenden Volk im Herzen der Jugend aller Nationen ein bleibendes Denkmal errichtet. Wir möchten Dir Totempfähle in jedem Indianerdorf aufstellen. In jedem Wigwam sollte Dein Bild hängen, denn nie hat der rote Mann einen besseren Freund gehabt als Dich …”
„American Indians honor Karl May”, meldete die New York Times tags darauf.
Diese rückständigen, naiven, korrumpierten, am Stockholm-Syndrom laborierenden, selbstverräterischen, unerweckten (unwoken) Rothäute!
* Leser *** meldet wegen der Belaubtheit der Bäume Zweifel an der Echtheit des Fotos bzw. der Datierung an. Es sind dort noch andere Bildpostkarten zu sehen, ein Foto am Grabmal zeigt jedenfalls recht winterlich gekleidete Teilnehmer der Veranstaltung.
PS: „Bezüglich des Zweifels an der Echtheit des von Ihnen veröffentlichten Fotos” hat Leser *** „eine einfache Erklärung: Es gab mehrere indianische Besuche zu unterschiedlichen Jahreszeiten. Der Sioux ‚Big Snake’ machte mit einer Delegation Karl Mays Grab in Radebeul am 17. Januar 1928 die Aufwartung, Der Osagehäuptling ‚White horse eagle’ fand sich am 18. Juni 1929 am selben Ort ein. Es gibt sogar ein Filmdokument, das unter diesem Link angeschaut werden kann.”