Kommentare dieses Zungenschlags werden wir in den Wahrheits- und Qualitätsmedien des besten Deutschlands ever in den nächsten Wochen und Monaten wohl öfter lesen.
Was wir niemals lesen werden, ist – unter exakt derselben Überschrift –: „Klimaschutz, Migration, Grundrechteabbau: Das Bundesverfassungsgericht macht sich zum Werkzeug woker globalistischer Politik. Hier spricht N.N. darüber, ob Deutschlands Demokratie standhalten wird.”
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Noch dazu:
Mit dem Recht auf Abtreibung steht und fällt der Westen, wussten Sie das nicht? Der Embryo muss sterben, damit die Demokratie leben kann! (Verzeihen Sie meinen Sarkasmus; ich werde, obwohl ich kein Abtreibungsgegner bin, meines Ekels angesichts solcher monströsen Maßlosigkeit anders nicht Herr.)
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Während aber in den USA mit der Emanzipation des Embryos der demokratiefeindliche Kulturbruch vorangetrieben wird, naht für deutsche Nichtabgetriebene das Rettende auch!
Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie die Polizei in Toronto, die nach dieser vermissten Lady sucht wie nach der sprichwörtlichen Nadel im Heuhaufen.
Wehret dem Kulturbruch!
M/w/d der Wokeness, werde wach,
Und erkenne deine Macht:
Alle Kettenglieder:innen stehen still,
Wenn dein starker Arm es will!
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Das meint der – anonyme – Leser:
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Ich habe vor ein paar Tagen hier eine Fotomontage veröffentlicht, die suggeriert, dass die Öffentlich-Rechtlichen ihre Wetterkarten im Laufe der Jahre in einer dramatischen Rotverschiebung präsentierten, um die Klimaentwicklung zu dramatisieren. Mehrere Leser monierten, das stimme nicht. Sie haben wohl recht.
Hier die Wetterkarte der Tagesschau vom 15. Juli 2010 (Link zur Sendung).
Ich kann mir kein abschließendes Urteil erlauben, aber einmal mehr zeigt sich, dass man jedes Meme und jedes Posting prüfen muss, bevor man es veröffentlicht.
PS:
Weiter hier.
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Die durchaus rührende Unterstützung, die Lance Armstrong seinem auf die schiefe Bahn geratenen ehemaligen Konkurrenten Jan Ullrich seit einigen Monaten widmet, erinnert an das Verhältnis von Boris Spasski zu Bobby Fischer, nur dass es weiland der Unterlegene war, der dem einstigen Rivalen Jahre später dabei helfen wollte, sein Leben wieder in den Griff zu bekommen. Derzeit läuft irgendwo eine mehrteilige TV-Doku über Ullrich, ich las in den Medien, dass der Amerikaner darin über den Deutschen sagt: „Er machte mir Angst, kein anderer. Dieser Mann ließ mich früh aufstehen. Er hat mein Leben verändert. Er hatte mehr Talent.” Ein großer, Zeit und Raum füllender Konkurrent ist ein grandioses Geschenk und den wenigsten vergönnt, denn sie müssen ja selbst groß sein.
Nun wissen wir inzwischen, dass Armstrong betrogen hat. Ich habe nichts Grundsätzliches gegen Doping, ich finde dopende Sportler zumindest vorbildlicher als Drogen einwerfende Bühnenschrammler, es haben damals ja sowieso alle gedopt, und was waren das für prachtvolle Rennen mit stundenlang getretenen Wattzahlen an den Grenzen der Vorstellbarkeit! Doch im Film erklärt Ullrichs damaliger Betreuer Rudy Pevenage, früher selbst ein erfolgreicher Radprofi, er sei sich sicher, dass Armstrong andere Waffen besessen habe als seine Gegner. „Wir haben nicht übertrieben, alles war medizinisch unter Kontrolle, und dann wird er so weggeblasen von Armstrong. Dann sind es nicht die gleichen Waffen.”
Ich habe diese Duelle seinerzeit verfolgt und unter der Dominanz des Amis gelitten, als hätte er mich selbst zuschanden gefahren. Wahrscheinlich hat er nicht nur professioneller und härter trainiert als Ullrich, sondern auch professioneller und härter gedopt. Seine übermenschlichen Leistungen und seine beeindruckende Siegermentalität hat Armstrong bekannlich als eine direkte Folge seiner Krebserkrankung beschrieben, und das wird schon stimmen. Er führte sein überstandenes Krebsleiden auch als Argument gegen die Dopingverdächtigungen an, unter denen er jahrelang stand, indem er sagte: „Wer glaubt, dass ich vier Zyklen Chemotherapie ertragen habe, nur um dann mein Leben durch die Einnahme von Epo aufs Spiel zu setzen, muss verrückt sein.”
Ich kaufte ihm das damals ab. Ich hatte nicht verstanden, dass der Satz in Wahrheit heißen muss: Was ist dieses Epo schon im Vergleich zur Chemo? Ich war dem Tod so nahe, ich habe so gelitten, dass Doping daneben nur ein Klacks ist.
PS: Leser *** weist mich auf ein Interview hin, welches die DDR-Sprinterin Renate Stecher – ihre Auftritte fallen bereits in die Zeit der großen Optimierung mit unerlaubten Substanzen – der Welt gab.
Über das Duell Ullrich gegen Armstrong werden noch Menschen reden, wenn sämtliche naturbelassenen Sportler zu Staub zerfallen sind.