Über die zunehmende Vergesslichkeit tröstet die Vorstellung hinweg, wie schrecklich es wäre, wenn man sich alles merken würde.
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„Zivilisiert zu sein heißt, das zu kritisieren, woran wir glauben, ohne aufzuhören, daran zu glauben.”
Nicolás Gómez Dávila
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„Ab heute gibt es das ‚Neun-Euro-Ticket’. Dadurch werden Menschen, denen der Staat Grundnahrungsmittel und lebensnotwendige Energieträger, dummheits- und unfähigkeitsbasiert, durch maßlose Verteuerung verknappt bis weggenommen hat, mittels einer Kuchenflatrate entschädigt, die sie selbst mit den höchsten Steuern der Erde finanziert haben. Geliefert wie gewählt.
Kann man das”, fragt Leser ***, „so schreiben?”
Man kann.
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Höhepunkte der Willkommenskultur, x.-te Folge.
Es heißt, der Staakener Spieler habe mehrfach: „I can’t breathe!” gerufen.
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Kanadas Diktator Trudeau verkündet das Ende der Freiheit des privaten Schusswaffenbesitzes. Man sperrt aufmüpfigen Untertanen schließlich mit weit größerer Seelenruhe die Konten, wenn sie unbewaffnet sind.
Was man von der gefönten und gefinkelten WEF-Marionette nicht erfahren wird, ist, erstens, dass die meisten Schusswaffen-Toten Suizidanten sind (und es ist doch für die Saubermacher besser, mal unter uns Betschwestern, einer erschießt sich, als dass er sich vor einen Zug schmeißt oder aus dem Fenster springt) – danach kommen Opfer von Bandenkriminalität –, dass, zweitens, weit mehr Straftaten durch den Einsatz von Schusswaffen verhindert als mit ihnen begangen werden. Und dass drittens sämtliche Diktaturen, die Bolschewiken und die Nazis voran, sofort den privaten Schusswaffenbesitz verboten haben. Warum? Nun, malen wir uns aus, die Juden hätten 1938 Knarren besessen.
Diese Amokläufe sind schrecklich, aber die Entwaffnung der Bürger ist schlimmer, denn sie öffnet den Weg in autoritäre Staatsformen und in die Knechtschaft. Es ist dasselbe wie bei der Pandemie: Die Todesopfer sind beklagenswert, aber so viele, dass die Menschen sich ihre Freiheit rauben lassen sollten, sind nicht gestorben; so viele, wenn Sie mich fragen, können gar nicht sterben.
Ob den alten Tanten bei der Zeit was auffällt?
Unbewaffnet heißt: wehrlos. Der Staat ist nicht dein Freund. Und als Beschützer kommt er er mit jedem Tag weniger in Frage.
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Das führt uns stracks zum Coronablock.
Wenn Gesellschaften ins Autoritäre abdriften, wird die Korruption zu einem Refugium der Freiheit.
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Die Impfnazis in der Ostmark wollen sich vom Altreich natürlich nicht abhängen lassen.
Zitat: „Auch im Herbst wird es noch Coronafälle geben, auch dann gelten Genesungen noch 6 Monate lang als Nachweis. Aber die große Änderung: Die Genesung ersetzt bald keinen Impfstich mehr. Derzeit erspart man sich mit 2 Impfungen und einer Genesung den Booster. Ab 23. August nicht mehr.”
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* Leser *** korrigiert, „dass der Geschäftsbericht aus dem Mai 2020 stammt, siehe z.B. Seite 194, und es nicht nur Usus sondern sogar erforderlich ist, dass ein Unternehmen über zukünftige Entwicklungen und wesentliche Änderungen seit 31.12. des vergangenen Jahres berichtet. Wenn sie genau hinschauen, werden sie bei dem angesprochenen Vermerk zur Covid-Forschung nach BNT162 einen * entdecken, der in der Fußnote auf ’seit 2020’ hinweist. Weiter unten im Geschäftsbericht wird auch noch einmal auf die Covid-Forschung eingegangen, in der Rubrik zukünftige Projekte.
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Am Wochenende habe ich mich von einem jüdischen Freund überreden lassen, die Richard-Wagner-Ausstellung im Deutschen Historischen Museum anzuschauen, obwohl mir klar war, dass ich dort außer bestätigten Vorurteilen über den Geisteszustand derer, denen hierzulande noch erlaubt ist, eine Ausstellung zu kuratieren, nichts finden und erst recht nichts dazulernen würde. Letztlich ging es wieder nur um den Antisemiten Wagner, – er hat bekanntlich versäumt, im Drachenblut des islamischen Glaubensbekenntnisses zu baden, um sich eine gewisse Unverwundbarkeit zu verschaffen –, und sein Pamphlet über das Judentum in der Musik ist ja weiß Gott eine widerliche Schrift (zumal er Mendelssohn eigentlich verehrt und gelegentlich geplündert hat). Aber unsere Zielfahnder müssen so zwanghaft wie billig Judenkarikaturen in Wagners Bühnenpersonal ausfindig machen – die Arierkarikaturen interessieren sie nicht –, nach der Devise, dass einer, der im Leben Antisemit war, es unvermeidlich auch in seinem Werk sein müsse. Es kommen die üblichen Kandidaten zur Sprache, unter anderem Beckmesser, der tatsächlich als ein erzkonservativer knalldeutscher Spießer und ästhetischer Erbsenzähler agiert – wenn jemand in den „Meistersingern” als „Jude” in Frage käme, dann Stolzing –, und nach seiner Blamage keineswegs aus der Gemeinschaft ausgestoßen wird, sondern, wie es im Textbuch heißt, wütend den Platz des Preissingens verlässt und „sich unter dem Volke verliert”. Wie auch anders, er hat sich ja bloß lächerlich genacht und niemandem etwas zuleide getan. Die „Meistersinger” sind ein Hohelied der Inklusion, nicht der Exklusion, das „singende Lust- und Festspiel der Demokratie”, wie der Musik- und Theaterkritiker Bernhard Diebold, ein linksliberaler Jude, 1928 schrieb. Und selbstverständlich lässt sich aus dem „zerging im Dunst/ das Heil’ge Röm’sche Reich/ uns bliebe gleich/ die heil’ge deutsche Kunst” auch bei heftigster Gesinnungsverkündigungsnotdurft kein Wehrmachtsstiefelgetrappel herleiten.
In diesem Kabuff saß man im Finstern und wurde mit einer Klangcollage beschallt.
Jemand las auf Jiddisch aus dem „Judentum in der Musik”, Tenorfetzen (ich würde sagen, es war Max Lorenz) erklangen, Lautsprecherdurchsagen (Transporte in die Todeslager?), und gar grässlich hörte man Fafner schreien, als Siegfried ihm Nothung ins Herz stieß.
War Fafner „Jude”? Dafür – „Ich lieg und besitz: lasst mich schlafen” – ist er zu träge. Alberich? Kundry? Hagen gar? Eckhard Henscheid hat mit einer Frage die gesamte Debatte erledigt, nämlich wie Wagner diese Figuren dramatisch anders hätte gestalten sollen, um sie „unjüdisch” wirken zu lassen. Im Übrigen unterscheidet sich die Judenfeindschaft Wagners kaum von jener des Karl Marx und der heutigen Grünen bzw. Linken – Wagner war ja ein Linker durch und durch (mehr, ja im Grunde alles dazu hier) –, es ist kein auf Vernichtung, sondern auf Emanzipation drängender Antisemitismus. „Gemeinschaftlich mit uns Mensch zu werden, heißt für den Juden aber zu allernächst so viel als: aufhören, Jude zu sein”, schrieb er. Bei Marx heißt es: „Die Judenemanzipation in ihrer letzten Bedeutung ist die Emanzipation der Menschheit vom Judentum. (…) Die gesellschaftliche Emanzipation des Juden ist die Emanzipation der Gesellschaft vom Judentum” (alle Hervorhebungen vom Rauschebart selbst). Die linke Israelfeindschaft von heute ist lediglich die Fortsetzung dieses Ressentiments, unsere Woken können den Israelis nicht verzeihen, dass sie ein wehrhaftes und auf eine gewisse Exklusivität erpichtes Volk sind.
Wagner wollte nicht die Juden als Individuen abschaffen, sondern das Judentum als solches, in dem er ein über viele Jahrhunderte erprobtes Instrument der Exklusion und des Egoismus sah. Ihn stieß am Judentum ab, dass in seinem Zentrum nicht das universelle Mitleid, sondern das Wohl einer Gruppe stand. Er wünschte, die Juden mögen christusgläubige, selbstlose, antikapitalistische Wagnerianer werden.
Sela, Psalmenende.
Unsere Begleiterin hatte sich in die Etage darüber verfügt, weshalb wir ihr folgen mussten; à contre-coeur, denn dort gab’s eine Ausstellung mit gefühlten 150 Fotos der Heimsuchung aus der Uckermark. Mir gelang nur ein Beweisschnappschuss, denn sogleich ermahnte mich ein Wärter, dass in diesem Sanktuarium Fotografieren verboten sei.
Die Bilder stammen von Herlinde Koelbl, und das ist das Beste, was sich über sie sagen lässt. Unsere Begleiterin fragte eine der Wärterinnen, was der Sinn dieser Schau sei. Nun, das sei eben Zeitgeschichte, lautete die Antwort, man befinde sich ja in einem historischen Museum. Ob man eine solche Ausstellung auch mit Putin-Porträts veranstalten würde? Kurzes Auflachen; nein, natürlich nicht. Vielleicht Trump? Das hörte sie schon nicht mehr.
Frappierenderweise tummelte sich durchaus Publikum an den Stellwänden. Was treibt Menschen dazu, sich Dutzende Fotos einer Person anzuschauen, die nun nicht wirklich attraktiv aussieht, aus deren Antlitz weder Witz noch Geist noch Weisheit spricht und die sie ohnhin speioft in den Gazetten und im TV gesehen haben? Rätselhafte Welt.
Frau Koelbl hat vor vielen Jahren das grandiose Buch „Jüdische Porträts” veröffentlicht, wobei es keineswegs nur die überscharfen Schwarzweiß-Fotos sind, die dieses Opus bedeutend machen, sondern vor allem die Interviews darin, u.a. mit Edward Teller, Karl Popper, Norbert Elias, Kurt Sanderling, Georg Solti, Teddy Kollek usf.). Ich nehme an, in ihrem Merkel-Buch hat sie auf Interviews verzichtet; es wäre allzu deprimierend, gerade im Vergleich, und unsere Fremdenführerin i.R. muss ja ohnehin erst noch herausfinden, was sie interessiert.
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Bei dieser Gelegenheit ein Witz. Ein Israeli ist in Berlin gelandet und fragt am Ausgang des Flughafens einen Mann: „Was halten Sie eigentlich von Juden?” Der legt sofort seine Stirn in Falten und beteuert: „Es war schrecklich, was wir ihnen angetan haben, wir stehen ewig in ihrer Schuld.” Der Israeli lässt ihn stehen und fragt den nächsten: „Was halten Sie von den Juden?” Der antwortet: „Wir müssen immer solidarisch mit Israel sein, das ist die Lehre aus unserer Geschichte.” Der Israeli zuckt mit den Schultern und geht zum nächsten: „Wie denken Sie über die Juden?” Der Gefragte runzelt die Stirn und erklärt: „Sie machen sich überall wichtig, sie drängeln sich überall vor, sie haben kein anderes Thema als sich selbst, ich mag sie nicht.”
Der Israeli atmet auf und sagt: „Sie scheinen ein ehrlicher Mann zu sein. Könnten Sie bitte kurz auf mein Gepäck aufpassen, ich muss dringend zur Toilette.”
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Apropos Heimsuchung. Vor ein paar Tagen rückte ich hier ein Foto unserer Kanzlerinnenruine ein – möge sie ewig leben! –, auf welchem auch ein neben der Baba einherschreitender grauhaariger hagerer Herr mit dem Reclam-Kunstführer unter dem Arm zu sehen war, den kundige Acta-Leser sogleich als den Kunsthistoriker Horst Bredekamp identifizierten, welcher offenkundig der in bella Italia ihren Urlaub Verbringenden den Cicerone machte. Dazu schreibt Leser ***:
„Im Jahr 2011 sah ich Bredekamp und Merkel in der Ausstellung ‚Gesichter der Renaissance’ in Berlin, er machte eine Privatführung für sie und Sauer. Vor einem Bild rang er um die richtigen Worte, sehr ernst, ins Leere starrend, theorie- und fremdwortbeladen, vom Gemälde abgewandt. Ich dachte: Bredekamp war nie ein wirklicher Experte für Renaissance-Malerei, auch nicht für Porträt, zumindest viel weniger als die Kuratoren der Ausstellung. Es spricht gegen Merkel, ihn als Führer gewählt zu haben. Ok, großer Name, und für ihr ästhetisches Empfinden wird’s reichen. Und ich dachte: Es passt zu ihm, dass er es geschafft hat, dass er die Führung macht.
1993 belegte ich mein letztes Hauptseminar bei Bredekamp, sein erstes an der Humboldt-Uni. Er trat dort die bestbezahlte Kunsthistorikerstelle Deutschlands an, man wollte ihn uuuunbedingt haben. Sein Portfolio, Fußball in der Renaissance, Ikonographie des Bösen, war trendig. Zugleich stand er im Ruf, die zeitgenössische Form des Universalikonographen Aby Warburg zu sein. Und er sah echt verdammt gut aus.
Ja, Horst Bredekamp. Deutschlands bekanntester Kunsthistoriker. Der moderne Gelehrte, ein einsamer Wolf. Mit der längsten Publikationsliste. Besessen von Bildern, so hieß es, Maniker, Fußballspieler, Marathonläufer. Immer sehr engagiert, meist ein wenig zu zerknirscht daherkommend, überlastet, unterzuckert, der Magen übersäuert. Persönlich betroffen von der Kunst.
Bredekamp ist ein sehr sympathischer Mensch. Der Typ, mit dem man gerne ein Bier trinkt und scherzt, der bei Frauen wie Männern Beschützerinstinkte weckt. Einmal unterbrach er seinen Vortrag, stützte sich auf den Tisch und fragte: ‚Hat jemand vielleicht irgendetwas zu essen? Ich habe den ganzen Tag noch nichts gegessen.’ Stellte man ihm im persönlichen Gespräch – ich war ein knappes Jahr Reproduktionsfotograf des Instituts an der HU – die Frage: wie geht es Ihnen?, schaute er zur Seite, atmete schwer aus, und klagte von der ständig zunehmenden Überlastung, er wisse nicht mehr, wie er das alles schaffen solle.
In seinem Seminar witterte er routiniert die Stimmung, er stimmte allem zu bzw. fand alles bedenkenswert, was ein oho und ein achwas produzierte, war es auch noch so krumm und schief, z.B. die Darstellung eines genetisch verunglückten Schweines von Dürer (Schwein von Landser, ca. 1496) als Erklärung für deformierte Menschenleiber auf romanischen Säulenkapitellen 250 Jahre zuvor. Voll Crossover. Garniert mit komplizierter Sprache.
Man kann nicht sagen, ob er das alles spielt, so echt ist es. Ähnlich wie bei Hans Belting weiß man bei ihm nie ganz genau, ob das, was er so vorträgt, genial ist oder Geschwätz. Wahrscheinlich ist es beides. Und Bredekamp sieht sehr gut aus.
Er hat animal cunning, den Instinkt für den Moment und den richtigen Ton, er ist der Donald Trump der Kunstgeschichte. Er schaffte es, mit der ewigen Variation weniger Themen und der maximalen Nutzung seiner schutzbefohlenen Mitarbeiter eine Unmenge von Publikationen zu produzieren, und dabei das große Bild, die Politik, im Auge zu behalten.
Ein Spagat, der schwer zu halten war. 2007 stürzte er vom Schwebebalken, mit der Monografie ‚Galilei der Künstler. Die Sonne. Der Mond. Die Hand’. Unmittelbar nach Erscheinen hieß es in der Fachrezension: ‚Mit der vorliegenden Galilei-Monografie vollendet Horst Bredekamp nach 20 Jahren intensiver Forschung seine mit Hobbes und Leibnitz begonnene Trilogie über die visuellen Denkformen der modernen Naturwissenschaft, Staatstheorie und Philosophie, welche sein in der Presse als Bredekamp-Projekt gefeiertes Hauptwerk bildet.’
Bredekamp-Projekt, das klingt nach Franchise. Hat sich die Presse beim Feiern geirrt?
Die Bildakttheorie der nach eigenen Regeln kunstschaffenden Hand borgte er sich zuvor von einer seiner Wissenschaftlerinnen, und sie gefiel ihm so gut, dass er 2005 neu aufgetauchte Zeichnungen Galileis für echt erklärte. Es ging um einige von der Bundesregierung gut gefüllte Forschungstöpfe – Exzellenzcluster! – zu Bildtheorie, Interdisziplin und Höherem. Hobbes, Leibnitz und Bredekamp. Später gestand er die Fälschung der Zeichnungen ein.
Jetzt, geläutert, im Ruhestand und noch immer umtriebig, macht er wieder eine Führung, in Rom. Für Merkel ist das bestimmt recht angenehm. Aber was will ein Mensch, dessen Leben vermeintlich ganz von den schönen Künsten geprägt ist, mit dieser plumpen Frau?”
Soweit Leser ***, dessen abschließende Frage ich als eine sogenannte rhetorische verstehe und deshalb offen lasse. Stattdessen konsultierte ich die Zeitgeistschrottsammelstelle, wo mir folgende Auskunft zuteil ward: „Bredekamps Theorie des Bildakts” – es gibt, um das hier von vornherein klarzustellen, natürlich auch Aktbilder, sogar Bildakte mit Aktbildern – „untersucht (…) die autonome Kraft des Bildes. Im Aufeinandertreffen von Betrachter und Bild entfaltet der Rezipient demnach nicht alleine seine eigene, subjektive Wahrnehmung des Bildes, sondern wird mit einem Gegenüber konfrontiert, das in seiner distinkten Form Autonomie besitzt und ausübt.”
Für solche Plattitüden bekommen Leute Geld, weil die Dummchen in den Seminaren sie gierig schlucken. Das Bild existiert vom Betrachter unabhängig und übt eine Wirkung auf ihn aus; verwegener formuliert: Was der Betrachter wahrnimmt, hängt in hohem Maße vom Bild ab. Hätten Sie’s gewusst?
„Ein Professor muss eine Theorie haben, wie ein Hund Flöhe haben muss”, befand recht bündig Henry Louis Mencken.
Der Dürftigkeit zwar nicht gerade Substanz, aber einen erweiterten Geltungsbereich verschaffend, verwende Bredekamp, heißt es weiter, „einen erweiterten Bildbegriff: Das ‚Bild’ schließt alle materiellen Artefakte ein, die ein Minimum an menschlicher Bearbeitung zeigen.” Uecker, Penck und Udo Lindenberg wird’s freuen, der Schimpanse Congo indes muss noch auf erweiterte Inklusion hoffen, sofern Affen überhaupt hoffen können.
„Der Terminus Bildakt ist als Gegenmodell zu dem aus der Sprachwissenschaft entstammenden Begriff des Sprechakts angelegt. Das Bild wird in dieser Übertragung in der Rolle des Sprechenden verortet.” Hört, hört: Das Bild spricht zu uns! Wenn zum Beispiel eine Kreuzigung dargestellt ist, spricht das Bild von der Kreuzigung, wenn nicht gar der Gekreuzigte höchstselbst zum besonders empfänglichen Rezipientensubjekt. Sogar die Stillleben dementieren ihren Namen, eines wie das andere, aus ihnen plappert es unausgesetzt. Modernere Bilder, ungefähr ab Cézanne, sprechen oft nicht vernehmlich, aber immerhin den Vernissagenpöbel an. Ob ein Orchester am Ende auch zu uns spricht? Die Sänger gar?
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Nachdem ich neulich einen Aprilscherz nachträglich für echt hielt, will ich nichts ausschließen, aber …
Wie man sieht, ist an dem multiplen Geschöpf für jede:n was dran, theoretisch könnte es sich selbst befriedigen und dabei zugleich seine Möpse befondeln, auch dafür wäre gesorgt. Am interessantesten indes scheint mir die Figur auf dem Kopf der holden Hermaphrodit:*In zu sein. Es handelt sich um Sachmet, die ägyptische Göttin des Krieges und der Heilkunst. Im Mythos beauftragt der Sonnengott Re seine löwenköpfige Tochter, alle bösen Menschen zu töten. Sachmet übertreibt es allerdings mit der Austilgung. Um sie zu stoppen, verwandelt Re sie in die katzenköpfige Göttin Bastet, Schutzherrin der Fruchtbarkeit und der Schwangeren, überdies die Göttin der Musik, des Tanzes und der Feste.
Können wir daraus irgendetwas schlussfolgern? Dass es nach dem Ende von LBGTQ etc. pp. dereinst wieder normal und fröhlich weitergeht? Wie steht’s um diesen doppelten Bild-Akt? Bredekamp?
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Die propere Maid links ist übrigens Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, nationale Elite quasi. (Ihre arabischen Partner für Zusammenarbeit und Entwicklung werden gewiss darauf hinweisen, dass es im Islam die Tage der Menstruation längst gibt; es sind die, an denen das Weib als unrein gilt.)
Freuen wir uns auf die Woche der Diarrhoe! Und den internationalen Tag der Ejakulation erst! Gerade nach der Menstruation.
Männer haben seit Jahrtausenden Starkblutungen ohne Ende, deshalb haben sie ja die Chirurgie erfunden. Aber die Mädels bekommen es selber offenbar nicht hin.
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Es ist okay, Kommas zu setzen.
Das erinnert mich an einen Witz sowie an einen Leserbrief im Spiegel.
Zwei Frauen, Typus in die Jahre gekommene Schickeriaschachtel, sitzen auf dem Sonnendeck eines Luxus-Liners. Sagt die eine: „Ich finde, alle Männer sind verschieden.”
Versetzt die andere: „So? Meiner noch nicht.”
Der Leserbrief reagierte auf die Titelgeschichte „Sind Frauen klüger?” mit einer Gegenfrage: „Klüger als was?”