7. Mai 2022

Es gibt durch­aus ein plau­si­bles Motiv, war­um die Bol­sche­wo­ken unter der Indienst­nah­me von Trans­se­xu­el­len den Frau­en­sport demo­lie­ren. Frau­en­sport ist sexy, also sexis­tisch; die meis­ten der Mädels machen sich zurecht, bevor sie aufs Feld oder auf die Renn­bahn gehen, sie haben trai­nier­te, attrak­ti­ve Kör­per, die sie immer voll­stän­di­ger und unbe­klei­de­ter zur Schau stel­len. Sport ist eine Fei­er der Zwei­ge­schlecht­lich­keit. Sport führt aller Welt vor Augen, dass die bei­den Geschlech­ter kei­ne „Kon­struk­te“ sind. Sport zele­briert die Schön­heit „binä­rer“ Kör­per – und noch dazu die natur- oder gott­ge­ge­be­ne extre­me Ungleich­heit der Men­schen. All das – Schön­heit, Attrak­ti­vi­tät, Leis­tung, Ungleich­heit, Rang­ord­nung – hasst der Aller­welts­lin­ke zutiefst. All das möch­te er gern abschaffen.

***

Die bri­ti­sche Außen­mi­nis­te­rin Liz Truss spricht von der Eta­blie­rung einer „glo­ba­len NATO”, die bereit sein müs­se, „glo­ba­le Bedro­hun­gen” abzu­weh­ren. Was die Eng­län­der sagen, ist bekannt­lich weit­ge­hend iden­tisch mit dem, was die Ame­ri­ka­ner wol­len. Der US-Ver­tei­di­gungs­mi­nis­ter Lloyd Aus­tin hat erklärt, man wol­le Russ­land in der Ukrai­ne so sehr schwä­chen, dass es kei­nen Krieg mehr füh­ren kön­ne. Das heißt, die Amis sind, wie sie es seit hun­dert Jah­ren prak­ti­zie­ren, an einem Frie­dens­schluss nicht inter­es­siert, son­dern sie wol­len den Feind zur bedin­gungs­lo­sen Kapi­tu­la­ti­on zwin­gen und unter Kura­tel stel­len. Zu die­sem Zwe­cke muss der Geg­ner dämo­ni­siert und zum Feind der Mensch­heit erklärt wer­den, vor allem muss Staa­ten außer­halb der NATO das Recht abge­spro­chen wer­den, Krie­ge zu füh­ren. Wenn der Krieg kri­mi­na­li­siert ist, wird ein Frie­dens­schluss unmög­lich; Carl Schmitt hat das in sei­ner Schrift „Die Wen­dung zum dis­kri­mi­nie­ren­den Kriegs­be­griff” dargelegt.

Im tum­ben Glau­ben, sich außer­halb der Reich­wei­te zu befin­den, froh­lockt der Ber­li­ner (Braun­schwei­ger?) Beob­ach­ter:

Das erin­nert an die bei­den Krie­ge, die der Wes­ten gegen Deutsch­land führ­te (nicht anfing; Ein­schal­tung für Esel) – hät­te, neben­bei, das Kai­ser­reich den ers­ten gewon­nen, leb­ten wir heu­te wohl in einer erfreu­li­che­ren Welt –, deren Ziel eben­falls die Nie­der­wer­fung (Ver­sailles) und schließ­lich die bedin­gungs­lo­se Kapi­tu­la­ti­on war. Aller­dings steht dies­mal nicht die gesam­te Welt gegen einen „Schur­ken­staat” (der im Fal­le des zwei­ten Krie­ges sogar einer war), son­dern gegen die­se glo­ba­le NATO wer­den sich min­des­tens Russ­land, Chi­na und Indi­en ver­bün­den. Außer­dem wur­de bis­lang noch nie der Füh­rer einer Atom­macht zum Feind der Mensch­heit erklärt, des­sen Land nie­der­ge­wor­fen und kriegs­un­fä­hig gemacht wer­den muss. (Hät­ten die Nazis die Atom­bom­be beses­sen, wäre ent­we­der Sen­se, oder das Drit­te Reich exis­tier­te noch; was für Alter­na­ti­ven!) Die west­li­che Poli­tik dürf­te also künf­tig dar­in bestehen, auf ein Zer­bre­chen bzw. Gar-nicht-erst-ent­ste­hen der neu­en asia­ti­schen „Ach­se” hin­zu­ar­bei­ten – Inder und Chi­ne­sen sind sich ja nicht beson­ders grün. Der Sub­kon­ti­nent könn­te eine „neue Ukrai­ne” im Sin­ne der Soll­bruch­stel­le wer­den. Wenn die­se The­se stimmt, könn­ten die Ame­ri­ka­ner dem­nächst Paki­stans Ansprü­che in Kasch­mir unter­stüt­zen. Es gibt aber gewiss auch ande­re Wege.

Das Pro­blem für unser­ei­nen besteht dar­in, dass man sich kei­ner von bei­den Sei­ten anschlie­ßen mag. Weder die rus­si­sche Auto­kra­tie noch der chi­ne­si­sche Tota­li­ta­ris­mus ver­die­nen Unter­stüt­zung, aller­dings auch nicht die unter dem sati­ri­schen Begriff Pax Ame­ri­ca­na fort­ge­setz­te Domi­nanz der USA, denn die läuft ja, zumin­dest solan­ge dort die Demo­kra­ten regie­ren, eben­falls auf eine glo­ba­le Bedro­hung hin­aus; sie fin­det sich kom­pri­miert in den Paro­len der Bol­sche­wo­ken: „Wir haben Platz! Wir sind mehr! Sie wer­den nichts besitzen.”

Lei­der wäre es töd­lich für alle, die mir grund­sym­pa­thi­sche Per­spek­ti­ve Mimes ein­zu­neh­men (die bekannt­lich auch im Fal­le des Nibe­lun­gen nicht funktioniert):

„Faf­ner und Siegfried,
Sieg­fried und Fafner –:
oh! – bräch­ten Bei­de sich um!”

Es kann nur dar­um gehen, eine mul­ti­po­la­re Welt zu akzep­tie­ren. Die Hoff­nung der Mensch­heit auf Frie­den ist die Hoff­nung auf eine Wie­der­wahl Donald Trumps.

PS. Leser *** seilt sich tief hin­ab auf den Brun­nen­grund mei­ner DDR-Psy­che und meint: „Ver­ehr­ter Herr Klo­novs­ky, Ihre ankon­di­tio­nier­te Skep­sis gegen­über ‚dem Ami’ haben Sie mit der ost­deut­schen Men­schen­milch auf­ge­so­gen. Geschenkt. Pfle­gen Sie wei­ter Ihr ost­deut­sches Stock­holm­syn­drom: 40 Jah­re lang den west­deut­schen Ver­wand­ten die Ohren voll­jam­mern, und dann nach der Befrei­ung doch den Gei­sel­neh­mer Russ­land klamm­heim­lich lie­ben und den Befrei­ern Miss­trau­en ent­ge­gen brin­gen. Die Befrei­ung der angeb­lich so sehr Lei­den­den konn­te nur durch die Stär­ke des Wes­tens über­haupt gelin­gen. Oder glau­ben Sie an die Mär von der ‚fried­li­chen Revo­lu­ti­on’ (ein Oxy­mo­ron)? Die bra­ven Ost­deut­schen haben gewar­tet, bis Gor­bi mil­de lächel­te und der Revo­lu­ti­ons­zug kom­for­ta­bel gepols­tert war. Dann brach der Sturm zum nächs­ten Ede­ka los. Ein ein­zi­ges Mal waren die Deut­schen tap­fer: am 17. Juni 1953.
Aber solan­ge ‚der Ami’ sei­ne sinist­re Vor­herr­schaft in der Welt behaup­ten will und kann, bleibt Ihr Eck­la­den geöff­net. Im Nicht-Wes­ten säßen Sie bereits.”

Eigent­lich hät­te dem geschätz­ten Leser auf­fal­len müs­sen, dass mei­ne Notiz mit der Hoff­nung auf „den Ami” Trump schließt, aber geschenkt.

Drei Anmer­kun­gen.

Ers­tens wür­de ich auf das lang­fris­ti­ge Geöff­net­blei­ben des Eck­la­dens unter heu­ti­gen Bedin­gun­gen nicht wet­ten. Ich wer­de wahr­schein­lich jetzt schon, wie ande­re Falsch­mei­ner auch, mit Reich­wei­ten­kür­zun­gen bedacht. Wie schnell man auf Face­book gelöscht wird, habe ich vor­ge­führt; bei You­tube ist es genau­so. Man muss nie­man­den mehr ein­sper­ren, um ihn aus dem Ver­kehr zu zie­hen, das funk­tio­niert viel smar­ter. Aber: Auch hier ruht, wie beim schlim­men Donald, die Hoff­nung auf „dem Ami”, etwa auf Gevat­ter Musk.

Zwei­tens habe ich nie­man­den die Ohren voll­ge­heult und auch sonst sel­ten ein Leben geführt, das sich so ein­fach in den Plu­ral stel­len lässt.

Drit­tens stam­men die aktu­ell für die Gesamt­mensch­heit bedroh­lichs­ten Ent­wick­lun­gen – elek­tro­ni­sche Total­über­wa­chung ver­mit­tels des tro­ja­ni­schen Pfer­des Seu­chen­be­kämp­fung, Ende der Frei­heits­epi­so­de, Trans­hu­ma­nis­mus, Erset­zung des mensch­li­chen Geis­tes und irgend­wann des Men­schen selbst durch die KI – aus den USA und aus Chi­na. Auch die Schlei­fung der west­li­chen Kul­tur als ers­te Angriffs­wel­le gegen die west­li­che Zivi­li­sa­ti­on – als Stich­wor­te mögen genü­gen: Post­ko­lo­nia­lis­mus, Iden­ti­ty Poli­tics, Gen­de­ris­mus, BLM –, wird pri­mär in den USA ins Werk gesetzt. Aber hier gibt es eben­falls „den Ami”, der sich wehrt.

Mein Ver­hält­nis „zum Ami” ist also ambi­va­lent, und so hab ich’s auch geschrie­ben. Wenn jener Teil der USA, den ich nicht mag und der an mei­ner Frei­heit herz­lich des­in­ter­es­siert ist, sich anschickt, Welthe­ge­mon zu spie­len, kann ich die Gegen­kräf­te nicht nur ganz ohne Stock­holm­syn­drom, son­dern sogar ange­wi­dert akzep­tie­ren. Ich weiß aber nicht, ob ein poren­tief rein gewa­sche­nes West­ge­hirn das kapiert.

Und übri­gens: Am 17. Juni 1953 waren die Mit­teldeut­schen tap­fer. Die West­deut­schen waren es nie.

PPS: Leser *** hat zwar für mei­nen „offen­sicht­li­chen Miß­druß ange­sichts der Ver­laut­ba­rung des Lesers *** vol­les Ver­ständ­nis, aber ein wenig ärger­te mich der abschlie­ßen­de Satz. Ich ahne ja, was Sie damit mei­nen, aber ers­tens sehe ich mich nicht als West­deut­schen, ich bin Nord­deut­scher, die­ses „Ossi-Wes­si” war doch von der Blöd­zei­tung erdacht, habe ich nie mitgemacht.

Und zwei­tens: Ich bin seit etli­chen Wochen bei Mon­tags­spa­zier­gän­gen dabei. Bis­lang ver­lief es durch­weg fried­lich, Poli­zei zurück­hal­tend, Anti­fa lächer­lich. Das kann sich aber von heu­te auf mor­gen schlag­ar­tig ändern, im wahrs­ten Sin­ne des Wor­tes. Die ‚Bul­le­rei’ könn­te – Wahl ist nach­her gelau­fen – ihre Linie ändern, und wenn Anti­fan­ten aus Ham­burg im Süden, Neu­müns­ter und Rends­burg im Nor­den, hier auf­mar­schier­ten, mit sol­cher Tak­tik ist zu rech­nen, dann bekä­men wir ver­mut­lich tüch­tig was zu tun, die aller­meis­te Spa­zier­gän­ger sind ja eher betagt, Roll­stuhl­fah­rer dabei, Damen, unser Wider­stand wäre mit­hin über­schau­bar, idea­les Angriffs­ziel. Eine gewis­se ‚Tap­fer­keit’ ist also schon dabei. Zumal ‚wir’ ja nicht ver­mummt sind, anders als unse­re ‚Freun­de’ von der Anti­fa, wel­che sich wirk­lich vor­bild­lich an Mas­ken­re­geln halten.
Ihnen einen Gruß aus Elmshorn.”
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