„Und ein Engel trat zu mir und sprach: ‚Zitiere sie!’ Und ich zitierte sie.”
(Karl Kraus)
So viel Hass, Ekel, Abrechnung und Moral las man zuvor aber in der woken Gesinnungspresse verlässlich und vor allem zunehmend. Nach der Lektüre dieser Rezension (Bezahlschranke = Geschmacksschranke) habe ich mich gefragt, ob sie den Roman des armen Tellkamp mit voller Absicht einem juvenilen Plattkopf überantwortet haben – der Bub versteht ja von Literatur ungefähr so viel wie ein Schimpanse von der Viola d’amore –, oder ob an der Hamburger Relotiusspitze nur noch Propagandasimpel dieses Schlags angestellt werden (betriebswirtschaftlich plausibel wäre es ja). „Der Schlaf in den Uhren” ist noch nicht erschienen, ich kann mir kein Urteil erlauben, doch die tatsächliche Qualität des Romans tut hier sowieso nichts zur Sache, weil nach Ansicht solcher Literaturkommissare ein Buch, dessen Autor sich nicht der herrschenden politischen Tendenz anschmiegt, unmöglich etwas taugen darf.
Merke: Die Zugehörigkeit zum intellektuellen Pöbel manifestiert sich in keiner Eigenschaft deutlicher als in der Unfähigkeit, die literarische Qualität eines Textes zu würdigen, dessen inhaltliche Tendenz einem zuwider ist.
So gut wie jede Rezension des neuen Tellkamp ist negativ, stellt politische Assoziationen her und beginnt mit einem Rückblick auf den „Turm”, weil der als jener Gipfel verkauft werden muss, von welchem des Autors ruinöser Abstieg anhub (by the way, Herr Kollege: „So einen Durchfall möchte ich auch einmal erleben”, soll Gounod nach der Pariser „Tannhäuser”-Premiere neidisch gesagt haben; seien Sie getrost, das geifert alles zu Ihrem Nutz und Frommen). Der Verlag brachte damals fast eine Million Exemplare an den Leser. „Bei durchschnittlich 21 Zentimeter Höhe pro Buchrücken”, rechnet unser Hamburger Sachverständiger vor, „hätte man damit die 198 Kilometer vom Berliner Kanzleramt bis zum Buchhaus Loschwitz in Dresden, damals noch eine allgemein anerkannte Buchhandlung, ziemlich genau auslegen können. Hat man aber nicht, vielmehr wurde die Verbindung zwischen Dresden und dem großstädtischen Polit- und Medienbetrieb Berlin immer brüchiger.”
Wahrscheinlich muss man Jahrgang 1990 sein, also noch in der milieutypischen Spätpubertät retardieren – zwischen Juvenilität und Greisentum kommt bei diesen Leuten meist nichts –, um auf das kunstsinnige Gedankenspiel einer mit Büchern ausgelegten Strecke zu verfallen. Man tat es aber nicht und ließ stattdessen zu, dass die Verbindung zwischen einem weiland noch halbwegs anerkannten Kultur-Dresden und einem bereits damals als zutiefst unseriös geltenden Berliner Politik- und Medienbetrieb „immer brüchiger” wurde. Der Übergang über die Beresina war nicht nur weniger holprig, er war überhaupt einer.
Ungern, geneigte Leserin, behellige ich Sie weiter mit diesem Schamott, doch meine Rolle als Chronist und Sozialentomologe nötigt mich dazu.
„Tellkamp fiel mit kruden Äußerungen zu Meinungsfreiheit, Flüchtlingen und Sozialsystemen auf.”
Äußerungen von Falschmeinern sind nämlich immer krude. Ich wette, dass ein beliebiger Spiegel von 1990 einen drei- bis vierfach umfangreicheren Wortschatz enthielt als eine aktuelle Ausgabe; damals hatten sie noch ein paar Ressortleiter und vor allem Autoren, die Deutsch konnten; inzwischen ist die Verbindung der Gazette zum differenzierten Sprachgebrauch – „krude Äußerungen zu Meinungsfreiheit und Sozialsystemen” – immer brüchiger geworden.
Am Rande: Kaum einer der Rezensenten des neuen Romans hat Tellkamps auf dem bislang letzten freimütigen Dresdner Podium vorgetragene Bemerkung zu zitieren vergessen, dass zirka 95 Prozent der sogenannten Syrien-Flüchtlinge tatsächlich Wirtschaftsflüchtlinge seien, also Menschen, die mit Deutschland das für sie lukrativste Sozialsystem wählten. (Und wählen!) Natürlich ist die Zahl falsch. Es sind nämlich 100 Prozent. Ein Mensch ist so lange ein (Bürgerkriegs-)Flüchtling, bis er ein sicheres Nachbarland erreicht hat. Wenn er dann aber Land auf Land – oder grundgesetzkonform formuliert: sicheren Drittstaat auf sicheren Drittstaat – durchquert, um dorthin zu gelangen, wo er die höchsten Sozialleistungen erhält, hat sich der Flüchtling in einen Wirtschaftsmigranten verwandelt. Das ist alles.
Aber weiter. „Tellkamp veröffentlichte einen 112-seitigen Auszug gesondert in der Edition ‚Exil’ des Buchhauses Loschwitz, es wird von der Buchhändlerin Susanne Dagen geführt, die sich selbst wiederum im Dunstkreis des Rechtsideologen Götz Kubitschek bewegt.”
A unterhält Kontakte zu B, der wiederum mit C bekannt ist, was auf A zurückfällt: so reden und schreiben Denunzianten. Der Dunstkreis gehört übrigens in dasselbe standardisierte Vokabular wie krude und weist voraus auf Zeiten, da dergleichen Reflexe komplett automatisiert und vor allem noch billiger von der KI produziert werden.
„Jetzt ist der Roman also da, und im Umkehrschluss heißt das wohl, dass Suhrkamp ihn für veröffentlichungstauglich hielt. Das ist er auch in dem Sinne, dass darin nichts Verfassungsfeindliches steht.”
Hier müssen wir unseren informellen Verfassungsschützer leider schon verlassen, denn mir sind die von innen imprägnierten kleinen Lufthansa-Tüten ausgegangen, ohne die eine Zeitungslektüre im besten Deutschland, das es ja gab, zu einer riskanten Aktion mit erheblichen Reinigungsnebenkosten entarten kann.
Um ein Magazin wie den Spiegel zu begreifen, darf man keine journalistischen oder gar literarischen Maßstäbe anlegen – das war einmal anders, als dieses Blatt noch von sexistischen und letztlich wohl auch rassistischen weißen Männern sowie ein paar ähnlich gearteten Frauen gemacht wurde –, sondern man muss die Redaktion als eine Art publizistisches Freikorps betrachten (bei allem Respekt vor der Kampfkraft der Freikorps), das mit den Platzpatronen seiner Kommentare – nahezu jeder Text ist ein Kommentar; das Genre Meldung stirbt aus – auf schlechte Menschen mit falschen Ansichten schießt.
Bei der Zeit verhält es sich ähnlich, die Texe sind nur meistens klebriger.
Von einem Abstieg würden sie auch schreiben, wenn Tellkamp einen Jahrhundertroman vorgelegt hätte oder hat; sie werden es nie akzeptieren und verwinden, dass Literatur, wie alle Kunst, nichts mit Moral zu tun hat und dass auch die politischen Ansichten eines Autors für den Rang seiner Prosa vollkommen irrelevant sind. Deswegen wird die Unterhaltung mit einem Linken vergleichsweise amüsant, wenn man vom Ästhetischen ins Politische wechselt.
Einen hab’ ich noch.
Umstritten ist die nächste rhetorische Glasperle auf unserer Konformitätsnarrenkette.
Auch die Berliner Zeitung hadert mit Susanne Dagen und ihrer ehemals allgemein anerkannten Buchhandlung; eine für rote Linien offenbar wie die Kuh für den Elektrozaun empfängliche Journalistin schreibt: „Für Uwe Tellkamp gibt es diese rote Linie nicht, er geht weiter in Dagens Buchhaus ein und aus, hat eine Erzählung in der von ihr aufgelegten Reihe mit dem anmaßenden Namen ‚Exil’ veröffentlicht.”
Dieser Schriftsteller verkehrt nicht nur bei einer von uns Diskurslinienrichtern ins Aus des Umstrittenseins verwiesene Buchhändlerin, er hat obendrein eine Erzählung bei ihr veröffentlicht, ist das zu glauben? Der Schweinehund hat unsere Geduld bald aufgebraucht! Dann wird er sich ein echtes Exil suchen müssen, nicht nur ein angemaßtes!
Für eine im Stahlbad der sogenannten Vergangenheitsbewältigung gehärtete Musterdeutsche kann der Begriff „Exil” einzig und allein mit dem Nationalsozialismus konnotiert sein – wogegen freilich allein die Tatsache spricht, dass Abertausende Nazis nach 1945 ins Exil gingen, vor allem nach Südamerika. Mensch, Mädel: Nazis im Exil! Wie konnten Sie diese Chance nur vertun?
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Beiseite gesprochen: Ich finde ja eher den Titel Spiegel anmaßend angesichts dessen, was er als Bild zurückwirft.
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Noch zum Vorigen.
„Ernst Robert Curtius und Carl Schmitt, junge Professoren der Romanistik beziehungsweise Rechtswissenschaft, wechseln im Jahr 1921 Briefe. Beide stehen am Beginn einer großen Karriere. Beide fühlen sich am Ort ihres Lehrstuhls im ‚Exil’. Curtius lehrt in Marburg, Schmitt in Greifswald. Curtius tröstet Schmitt, daß Greifswald wohl nur ein ‚befristetes Exil’ sein werde; denn dieser Ort sei wie Marburg, ‚eine Pönitenz, mit der wir viel abverdient haben werden’. Beide preisen dagegen den genius loci des Rheinlandes mit seinem ‚Lateinertum’ und treffen sich unter dem Wahlspruch: ‚Nur südlich vom Limes kann man eben leben!’ ”
(Helmut Lethen, „Carl Schmitt: Der Begriff des Politischen”, 2000)
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Hadmut Danisch versucht in immer neuen exemplifizierenden Anläufen den Furor der linken, grünen und/oder woken Gutmenschen von einem biologisch-anthropologischen Ansatz her zu erklären, nämlich dem Wirken der Amygdala. Das ist ein Teil des limbischen Systems im Gehirn, der für emotionale Äußerungen und vor allem Angstgefühle zuständig ist – und damit, vermutet Danisch, auch für die Bildung von Gruppen‑, Herden- oder Meutengefühlen. Die Amygdala schweiße die Menschen zu irrational handelnden Kollektiven zusammen, da die meisten Einzelwesen die Belohnung der Gruppenzugehörigkeit über die Ratio stellten. So lasse sich das Phänomen immer neuer am eigenen Ast sägender oder sehenden Auges ins Verderben marschierender Großkollektive plausibel erklären, von denen die Geschichte kündet, etwa im 20. Jahrhundert Bolschewiken und Nationalsozialisten und nunmehr eben die Bolschewoken.
„Diese These”, schreibt mir Leser ***, „erklärt auch das Phänomen, daß weiterhin die Politiker gewählt werden, die den Staat und damit ihre eigene Wählerschaft erkennbar zugrunde richten. Entscheidend sind der gefühlt gute Zweck und die damit bekräftigte Zugehörigkeit zum schützenden Rudel. Damit erklärt sich auch, warum die Bevölkerungsmehrheit die ihr vorgesetzte Widersprüchlichkeit des politischen Handelns und der entsprechenden Äußerungen der Politiker, wie sie zuletzt von Alexander Wendt beschrieben wurde, offenbar problemlos zu schlucken in der Lage ist. Heute nennt man diesen von der Bevölkerungsmehrheit hingenommenen Zustand ‚kognitive Dissonanz’, Orwell hat ihn als absichtsvoll erfundenes und eingesetztes Instrument zur mentalen Kontrolle der Bevölkerung durch Regierung und Medien beschrieben und ‚Doppeldenk’ benannt. Die Wirkung dürfte wohl darin liegen, daß die Bürger die Dissonanz zur Aufrechterhaltung ihrer Handlungsfähigkeit mental verdrängen und ihre politischen Entscheidungen nicht mehr an ihren wirklichen, rational zu erfassenden Interessen ausrichten, sondern nur noch an dem Bedürfnis, dazuzugehören.
Es gibt immer einen Prozentsatz an Resistenz, vielleicht 10 Prozent. Das sind aber interessanterweise nicht die Intelligentesten, im Gegenteil, der Intelligente ist viel anfälliger für Opportunismus als der etwas Stumpfere, der widerständiger agiert, wenn ihm etwas nicht paßt, selbst wenn er gar nicht selbst beschreiben kann, was genau und warum. Diese Schicht war mangels sozialer Medien vorher nicht öffentlich hörbar, woraus die aktuelle mediale Panik resultiert. Dagegen hilft nur Einschüchterung, weshalb man das Strafrecht verschärft und die Staatsanwaltschaften sowie die VS-Behörden auf Vordermann gebracht hat.”
Einschub:
„Das Doppeldenk- bzw. kognitive-Dissonanz-Ding”, fährt Leser *** fort, „ist ein altbekanntes Phänomen aus der Psychiatrie, Psychologie und Kommunikationslehre. Dort hieß und heißt es Double-Bind oder Doppelbotschaft und beschreibt das Verhalten von Müttern (Väter wohl eher nicht), die an das Kind widersprüchliche Botschaften senden. Darin liegt ein einfaches Herrschaftsinstrument, das offenbar auch gegenüber Erwachsenen wirkt, sofern es von Autoritäten ausgeht – womit wir bei Politikern und Medienprotagonisten, vor allem denen der GEZ wären. Der Trick besteht darin, daß das Opfer – Kind oder erwachsener Bürger – ins Unrecht gesetzt und damit eine mentale Abhängigkeit erzeugt wird. Es muß und wird sein Verhalten danach ausrichten und alles tun, um der Autorität zu Willen zu sein, um von ihr gelobt zu werden und sich damit gut zu fühlen. Dies korrespondiert mit dem Effekt der Bestätigung durch die Mehrheit, sprich das soziale Umfeld. Auch dabei wird das Belohnungszentrum im Gehirn stimuliert. Daher macht Unfreiheit glücklich. Nicht alle Menschen, aber um die 90 Prozent.”
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Ich fragte Leser *** daraufhin: Dann können wir ja einpacken, wie?
Antwort: „Im Grunde ja, wenn Sie die Wirksamkeit von Korrekturversuchen durch aufklärende politische Aktivitäten inner– und außerhalb von Parlamenten meinen. Ich mußte auch erst die Erfahrung machen, daß von den politischen Führungsschichten bis hinunter auf die einfache Bürgerebene eine Art Immunisierung gegen offensichtlich richtige Argumente und Humanziele entstanden ist. Man schirmt sich ab dagegen, indem man sie für Igitt bis schlecht und böse erklärt. Einen solchen Zustand möchte ich mittlerweile als partielle ‚Zombifizierung’ bezeichnen. Das Phänomen ist daran zu erkennen, daß Sie sich nicht mehr mit der eigenen Schwester oder vormaligen Freunden oder Kollegen über politisch-gesellschaftliche-mediale Themen austauschen können, ohne daß von diesen statt eines Arguments ein emotional aufgeladener Bannfluch kommt. Wir haben es mit der flächendeckenden Umcodierung vormals funktionierender Gehirnareale beim Großteil der Bevölkerung zu tun. Man kann das mit Fug und Recht als massenhafte Gehirnwäsche, gleich einer Massenpsychose, bezeichnen. Ein Merkmal einer Psychose ist ja die Unzugänglichkeit für jegliche rationale Argumentation und hartnäckige Kontaktabwehr gegenüber Menschen, die einem den Spiegel vorhalten. Wer hat dies wann und wie bewirkt? Da müssen wir auf das Merkel-Regime zurückgehen: Sie hat ab irgendeinem Punkt die ‚Mutti’-Rolle eingenommen, und das Volk hat sich ihr kindlich unterworfen, jedenfalls im Westen. Damit hat sie eine mental-psychische Abhängigkeit erzeugt, die sich selbst verstärkend den inzwischen vorzufindenden Gehirnwäsche-Zustand erzeugt hat. Sie hat vorgegeben, mit wem man als anständiger Bürger und Politiker Umgang pflegen darf und mit wem nicht – bei Strafe, ihre mütterliche Gunst und die Zugehörigkeit zur Familie der Anständigen zu verlieren. Das hat funktioniert und tut es bis heute. Diese Abhängigkeit wird sich erst auflösen durch wirklich schmerzhafte, von außen kommende Schockereignisse mit Wachmacher-Effekt. Was dafür alles in Betracht kommt, kann man seit zwei Jahren erleben. Bemerkenswert ist die Parallelität zu 1933ff: Damals hat sich fast das ganze Volk in die Abhängigkeit zu einem Vaterersatz begeben und konnte sich daraus nicht mehr selbst befreien. Wie die Sache ausging, ist bekannt. Was uns derzeit passiert, ist die Venezualisierung und Libanonisierung des Landes. Wir können im Vergleich zu damals ja noch froh sein, wenn es wenigstens dabei bleibt.”
PS: „Die asozialen Medien (einschließlich ÖRR) bringen die Menschen um den Verstand, weil die Skalierung nicht funktioniert. Jedes Fernsehgesicht wird in die kleinen sozialen Inseln/Familien adoptiert, und es wird keine Distanz mehr hergestellt. Der Bildschirm hat Recht, der Großvater nicht. Resistent sind aber mit Sicherheit mehr als 10%! Wahrscheinlich die Mehrheit, sonst gäbe es nicht dieses Dauerfeuer.”
(Leser ***)
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Dazu passt jetzt nur noch Hoffmann von Fallerslebens Gedicht „Deutsche Verzweiflung”.
In Angst und bürgerlichem Leben
wurde nie eine Kette gesprengt.
Hier muß man schon mehr geben,
die Freiheit wird nicht geschenkt.
Es sind die glücklichen Sklaven
der Freiheit größter Feind,
drum sollt Ihr Unglück haben
und spüren jedes Leid.
Nicht Mord, nicht Brand, nicht Kerker,
nicht Standrecht obendrein;
es muß noch kommen stärker,
wenn’s soll von Wirkung sein!
Ihr müßt zu Bettlern werden,
müßt hungern allesamt,
zu Mühen und Beschwerden
verflucht sein und verdammt.
Euch muß das bißchen Leben
so gründlich sein verhaßt,
daß Ihr es fort wollt geben
wie eine Qual und Last.
Erst dann vielleicht erwacht noch
in Euch ein bess’rer Geist,
der Geist, der über Nacht noch
Euch hin zur Freiheit reißt!
***
Und dazu wiederum passt die Zuschrift von Leser ***, der die Wahlergebnisse im Kaiserreich und in der Weimarer Republik verglichen hat, weil er wissen wollte, „wie große Katastrophen sich im Wahlverhalten auswirken. Nun, um es vorwegzunehmen: Fast gar nicht.
Die Urkatastrophe des 1. WK verpuffte fast, wenn man die Parteien gewissen Lagern zuordnet. Innerhalb der politischen Lager gab es Veränderungen, zwischen den Lagern kaum. Auch die Hyperinflation 1923 bewirkte keine Änderung. Die Verarmung des Mittelstandes hatte auf das Wahlverhalten fast keine Auswirkungen. Lediglich die Weltwirtschaftskrise mit einhergehender Massenarbeitslosigkeit und Massenarmut und jeglichem Verlust in Zukunftshoffnungen erschütterte das Parteienwesen.
M.a.W.: Der Zement ist vor 150 Jahren angerührt worden und inzwischen zu Beton abgebunden.”
***
Das wirkliche Problem besteht darin, dass nicht nur die submissionsroutinierten Deutschen, sondern der halbe Globus einer Diktatur entgegenseufzt. Bei Tichy liest man heute:
Die Reichsnotsirene Lauterbach ist natürlich mit von der Partie. Bei der Vorstellung seines Buches „Bevor es zu spät ist” plapperte er das Programm aus: „Wir werden jetzt immer im Ausnahmezustand sein. Der Klimawandel wird zwangsläufig mehr Pandemien bringen.”
Die Lauterbachs, Billyboys und Schwabs dieser Welt tagträumen von einer Art Doppeldikatur, halb Pandemo‑, halb Klimatokratie. Den Weg zum permanenten Ausnahmezustand haben sie 2020 eingeschlagen, und uns bleibt allenfalls eine Atempause bis zum Winter. Das Volk ist mürbe genug, um sofort wieder in den Panikmodus umzuschalten; die vielen Maskierten in der Öffentlichkeit sind aussagekräftig genug.
Die Medizin dagegen liegt seit langem vor.
Die Hoffnungen der Völker Mittelerdes, die nicht in die Falle der Globalisten gehen wollen, ruhen auf der Wiederwahl Donald Trumps. Niemand ist sich darüber mehr im Klaren als die Gegenseite.
(Ich wiederhole das so rasend gern, weil ich weiß, dass es Leser gibt, die es rasend macht.)
***
Im Westen nichts Neues.
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Was es bedeute, fragt Leserin ***, wenn ich erklärte, Deutschland werde zu den Verlierern des Ukrainekriegs gehören.
Das.
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Der gesundheitspolitische Sprecher der AfD-Bundestagsfraktion, Martin Sichert, hat beim Bundesgesundheitsministerium Dienstaufsichtsbeschwerde gegen das Robert-Koch-Institut (RKI), in Person von Prof. Lothar H. Wieler, und das Paul-Ehrlich-Institut (PEI), in Person von Prof. Klaus Cichutek, eingelegt, weil beide dem Gesundheitsministerium unterstellten Institute seit über einem Jahr ihrer Pflicht nicht nachkommen, den Paragraph 13 Absatz 5 Infektionsschutzgesetz in Anwendung zu bringen.
Jenem zufolge haben das RKI und das PEI zum Zwecke der Überwachung von Wirksamkeit und Nebenwirkungen von Impfungen von Kassenärztlichen Vereinigungen und Impfzentren relevante Daten zur Impfung und den Nebenwirkungen einzufordern und in ihrer Arbeit zu berücksichtigen. Der Gesetzgeber hat in der Gesetzesbegründung diese Datenerhebung und Auswertung für notwendig erachtet, weil so Häufigkeit, Schwere und Langzeitverlauf von Impfkomplikationen besser beurteilt werden können und mit diesen Daten untersucht werden kann, ob gesundheitliche Schäden bzw. Erkrankungen bei geimpften Personen in einem zeitlichen Zusammenhang mit Impfungen häufiger vorkommen als bei ungeimpften Personen.
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Zwei Urteile im Vergleich.
„Herausgesprengt aus der kompositorischen Logik eines Ganzen hat gewiß der Kultus des Einfalls zu flachen, grob zusammengehauenen Kompositionstypen vom Schlage Puccinis geführt.”
Theodor W. Adorno
Thomas Alva Edison